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14/06/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger
Rutherford Streuung
Historisch: Streuung von α-Teilchen an Metallfolien
Ernest Rutherford , 1906
Allgemein: Streuung geladener Teilchen an anderen geladenen Teilchen unter der Wirkung der Coulomb-Kraft.
F1
F2
r12q1 = Z1·e
q2 = Z2·e
2122120
221
1 ˆ14
FF rr
eZZ−=⋅⋅
επ⋅⋅
−=
Zentralkraft, entlang der Verbindungslinie.
α-Teilchen aus radioaktiven Präparaten waren historisch die bevorzugten Projektile.
Z1 = +2e Masse M1 = 4 amu
E1 ≈ 5 MeV
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Darf man bei der Rutherford-Streuung nicht-relativistisch rechnen?
Geschwindigkeit der α-Teilchen:sm1055.1MeV52v 7
11 ⋅=
⋅=
Me
051.0v1 =c 0013.019987.0v12
1 −==⎟⎠⎞
⎜⎝⎛− c
Nicht-relativistische Rechnung ist noch zulässig!
Reichweite von α-Teilchen mit E = 5MeV in Luft: ca. 3.5 cm
Dichte der Luft bei Normalbedingungen:
Unter der Annahme, daß die mittlere Ionisationsenergie für die Luftmoleküle ca. 35 eV beträgt, kann man die Zahl der Stöße N eines α-Teilchen berechnen:
325
23
0 m1069.24.22
1002.6 1
mol
mol1
⋅=⋅
= ln
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Mittlere Zahl der Stöße eines α-Teilchen: 51042.1eV35
MeV5⋅==N
3.5 cm
Fläche A
Im Volumen A·3.5cm sind n0·A·3.5cm Luftmoleküle vorhanden.
Die Zahl der „Trefferstöße“ N = 1.42·105.
Der totale Wirkungsquerschnitt für einen Stoß ist also:
219
23
25
5
0m105.1
m105.3m1069.2
1042.1cm5.3 1
−
−⋅=
⋅⋅⋅
⋅=
⋅⋅⋅=σ AnAN
„Ionisationsradius“: σ=π 2ionr rion = 2.2·10-10m
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Rutherford Versuch:
Streuung von α-Teilchen an dünnen Metallfolien (z.B. Goldfolien, weil sich Gold sehr dünn ohne Löcher zu Folien verarbeiten läßt).Annahme: Ionisationsquerschnitte sind ähnlich wie bei Luft.
Reichweite in Gold: dGold ≅ ρLuft/ρGold·3.5cm
ρLuft = 1.29kg/m3 ρGold = 19.3·103kg/m3
dGold ≅ 2.3·10-6m = 2.3µm.
D.h. man benötigt sehr dünne Goldfolien.
Schematische Streuanordnung:
Metallfolie
Detektor
Radioaktives Präparat
α-Teilchen
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Historisch (1906): Detektor war eine Kombination aus:
Szintillationsschirm
+ Lupe
+ menschliches Auge
+ Gehirn (Zähler)
Wichtigstes Meßergebnis: Überraschend:
Es gibt Streuereignisse bei großen Winkeln ϑ bis 180°.
Die meisten Teilchen werden jedoch unter ganz kleinen Winkeln gestreut.
1/sin4(ϑ/2) divergiert sogar für
ϑ → 0
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Die Rutherford‘sche Streuformel kann mit folgenden Annahmen hergeleitet werden:
1. Das Atom hat einen positiv geladenen Kern, Ladung +Z2·e
2. Praktisch die gesamte Masse des Atoms ist in diesem Kern.
3. Der Kern hat einen Radius von ~ 10-14m
4. Auf das α-Teilchen (Projektil) wirkt ausschließlich die Coulomb-Kraft durch das elektrische Feld.
rr
reZE ⋅⋅
πε= 2
2
041
Da die Atomradien ca. 10-10m betragen, ist das Volumen des Kerns Vkern zum Atomvolumen Vatom sehr klein:
123
10
14
atom
kern 10m10m10 −
−
−
=⎟⎠⎞
⎜⎝⎛≈
VV
Das Innere des Atoms ist fast vollständig leer!
Neutralität des Atoms nach außen: Um den Kern befinden sich Z2 negative Elementarladungen, Elektronen, mit verschwindend kleiner Masse.
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Sehr knappe Herleitung der Rutherford-Streuformel
Stoßparameter p: Abstand der Einfallgeraden in unendlicher Entfernung.
Kraft F immer in Richtung r Drehimpulserhaltung.
Drehimpuls: M· v0 x r = M·v0·r·sin(ϕ)
≈ M·v0·r·p/r = M·v0·p
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Aus der Drehimpulserhaltung kann nun ein Zusammenhang zwischen dem Stoßparameter p und dem Streuwinkel ϑ hergeleitet werden.
Eine Herleitung findet man z.B. in Haken/Wolf, Atom- und Quantenphysik, S.44-46 .
Man erhält:
)cot(v4
22
12
00
22 ϑ⋅⋅
πε=
MeZp
0 20 40 60 80 100 120 140 160 1800
2
4
6
8
10
12
cot(S
treuw
inke
l/2)
Streuwinkel
22
220 0
12 14 2 v sin ( /2)Z edp d
Mϑ
πε ϑ= − ⋅
Um die Zahl der „Treffer“ im Bereich p , p +dp zu berechnen, benötigt man die Ableitung:
ϑddp
Damit kann man jetzt den differentiellen Wirkungsquerschnitt berechnen.
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dΩ
ϑ
dϑp
dp
Differentieller Wirkungsquerschnitt
Fläche: da = 2πp·dp (Kreisring)Dünne Folie, Dicke D, Fläche A
N : Dichte der Goldatome (pro Volumeneinheit)
„Aktive Fläche“: dA = 2πp·dp·N·D·A
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dΩ
ϑdϑ
p
dp
Wahrscheinlichkeit für einen Stoß unter dem Winkel ϑ , ϑ - d ϑ:
heGesamtfläcFlächeAktive2 === dppDN
AdAW π
Das Raumwinkelelement dΩ ist im wesentlichen: ( )2umStreuzentrDetektorAbstandDetektorsdesFläche−
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Werden n α-Teilchen pro Zeiteinheit „eingeschossen“:
Ω⋅⋅⋅ϑ
⋅πε
=Ωϑ dND
MeZ
nddn )(
)2/(sin1
)v(4)4(4),(
4220
20
422
Mit Ekin = 1/2Mv02 und Z2 = 2 ( für α-Teilchen) erhält man den Rutherford-WQ:
)(sin
116)(
2
14
2
0
221
ϑ⋅⎟
⎠⎞
⎜⎝⎛
⋅πε⋅⋅
=⋅Ω=Ωσ
kinEeZZ
DNdndn
dd
Charakteristisch: ∝ 1/E2kin
∝ 1/sin4(ϑ/2)
Diese starke Winkelabhängigkeit erfordert Messungen über einen weiten Dynamikbereich!
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Wichtigste experimentelle Befunde:
Coulomb-Gesetz ist auch noch für sehr kleine Stoßparameter p (große ϑ nahe 180°) erfüllt.
Rkern < 6·10-15 m
Abweichungen (anomale Rutherford-Streuung) bei
Ekin > 5 MeV und großen Streuwinkeln ϑ .
Kernradius kann bestimmt werden.
Einfluß der Kernkräfte ab R ≅ 10-15 m
Dichte der Kerne: 1015 mal Atomdichte!