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π und Kettenbrüche Daniel Frischemeier, 33034 Brakel - Hembsen Gutachter: Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens Tag der Abgabe: 5.2.2009

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π und Kettenbrüche

Daniel Frischemeier,

33034 Brakel - Hembsen

Gutachter: Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens

Tag der Abgabe: 5.2.2009

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Inhaltsverzeichnis

0 Vorwort ........................................................................................................ 3

1 Die Approximation von π vor 1650 .............................................................. 4

1.1 Die Babylonier ....................................................................................... 4

1.2 Die Ägypter ............................................................................................ 4

1.3 Die Bibel ................................................................................................ 5

1.4 Die Griechen .......................................................................................... 5

1.5 Die Inder ................................................................................................ 7

1.6 Die Chinesen ......................................................................................... 8

1.7 Die Araber .............................................................................................. 8

1.8 Europa ................................................................................................... 8

2 Das Wallis – Produkt ................................................................................... 9

2.1 Eulers Analogien .................................................................................. 10

3 Kettenbrüche ............................................................................................. 12

3.1 Endliche Kettenbrüche ......................................................................... 13

3.2 Unendliche Kettenbrüche ..................................................................... 15

3.3 Ein Algorithmus zur Kettenbruchentwicklung ....................................... 16

3.4 Der regelmäßige Kettenbruch von π .................................................... 17

4 π – Approximation mit Näherungsbrüchen ................................................ 18

4.1 Näherungsbrüche ................................................................................ 19

4.2 Die Näherungsbrüche für π ................................................................. 21

4.3 Eigenschaften der Näherungsbrüche .................................................. 22

4.4 Kettenbruchentwicklung ....................................................................... 26

4.5 Approximation mit Näherungsbrüchen ................................................. 30

4.6 Approximation mit Nebennäherungsbrüchen ....................................... 37

5 Besondere Kettenbrüche für π .................................................................. 48

5.1 Der Kettenbruch von Lord William Brouncker ...................................... 48

5.1.1 Brounckers Kettenbruch und die Leibniz - Reihe .......................... 49

5.1.2 Der Beweis von Leonard Euler ...................................................... 50

5.1.3 Brounckers Vorgehensweise ......................................................... 51

5.2 Der Kettenbruch von Lambert .............................................................. 58

5.3 Andere Kettenbrüche mit Bildungsgesetz ............................................ 59

6 Konvergenz vs. Bildungsgesetz ................................................................. 60

6.1 Der regelmäßige Kettenbruch für π ..................................................... 60

6.2 Der Kettenbruch von Brouncker ........................................................... 62

6.3 Der Kettenbruch von Lambert .............................................................. 63

6.4 Der Kettenbruch von Jung ................................................................... 64

7 Die Zahl π nach 1700 ................................................................................ 65

7.1 Unendliche Reihen .............................................................................. 65

7.2 Leonard Euler ...................................................................................... 66

7.3 Johann Heinrich Lambert & Ferdinand Lindemann .............................. 67

7.4 Carl Friedrich Gauß und der AGM-Algorithmus ................................... 68

7.5 Srinivasa Ramanujan ........................................................................... 68

7.6 BBP-Methode ...................................................................................... 69

8 Fazit ........................................................................................................... 70

9 Literaturverzeichnis .................................................................................... 72

10 Internetquellen ........................................................................................... 74

11 Abbildungsverzeichnis ............................................................................... 74

12 Tabellenverzeichnis ................................................................................... 74

3

0 Vorwort

Die Zahl ist definiert als das Verhältnis von Umfang und Durchmesser eines

Kreises.

Doch ist „mehr“. In der Schulmathematik taucht in der Sekundarstufe 1 bei der

Kreis- und Körperberechnung auf, in der Oberstufe in der Analysis, wenn es darum

geht, das Volumen von Rotationskörpern zu berechnen. Ebenso findet es in der

Stochastik seine Verwendung bei der Gaußschen Dichtefunktion oder aber auch bei

der Approximation der Fakultät n! (Stirlingsche Formel). ist in jeder Hinsicht eine

beeindruckende Zahl, die die Menschheit seit knapp 4000 Jahren beschäftigt. Seit

dieser Zeit wird zum einen versucht den Kreis in endlich vielen Schritten mit Zirkel und

Lineal zu konstruieren (dass dieses unmöglich ist, bewies Ferdinand Lindemann im

Jahr 1882) und zum anderen möglichst viele Stellen von zu berechnen. Viele

berühmte Mathematiker arbeiteten mit den unterschiedlichsten Methoden daran, so

genau wie möglich zu approximieren und berechneten mit diesen viele

Nachkommastellen von . Dieses nahm bei Archimedes (287-212 v. Chr.) seinen

Ursprung und wird bis zum heutigen Tage fortgeführt. Sir Isaac Newton, der Begründer

der Differentialrechnung sagte über sich selbst (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.182): „Ich

schäme mich, wenn ich Ihnen sage, auf wie viele Stellen ich diese Berechnung

ausführte, weil ich gerade nichts anderes zu tun hatte.“ Selbst „Genies“ wie Isaac

Newton konnten sich anscheinend dem Eifer nicht entziehen, mehr und immer mehr

Stellen von zu bestimmen.

Diese Arbeit beschäftigt sich ebenfalls mit der Approximation der Zahl und zwar

mithilfe von Kettenbrüchen. Das erste Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die

Geschichte von bis ungefähr zum Jahr 1650. Dabei werden die Errungenschaften

der verschiedenen Kulturen rund um und der „Quadratur des Kreises“ kurz

vorgestellt. Im zweiten Kapitel wird ein unendliches Produkt für vorgestellt, welches

der englische Mathematiker John Wallis hergeleitet hat und welches in einen

Kettenbruch verwandelt werden kann. Das dritte Kapitel stellt am Anfang die

Kettenbruchtheorie vor, so dass darauf aufbauend im vierten Kapitel auf die

Kettenbruchdarstellung der Zahl eingegangen werden kann. Des Weiteren wird in

diesem Kapitel die Approximation von mit Näherungsbrüchen untersucht. Hier

werden vor allem „gute“ Näherungsbrüche, also rationale Näherungen, die „gut“

approximieren, präsentiert. Im fünften Kapitel wird ein ganz besonderer („schöner“)

Kettenbruch für dargestellt: einer, der ein Bildungsgesetz hat und der von Lord

William Brouncker aus dem Wallis-Produkt hergeleitet wurde. Zunächst wird dieser

Kettenbruch mit der Leibniz-Reihe verglichen, um dann Vermutungen anzustellen, wie

4

Brouncker es geschafft hat, diesen Kettenbruch wirklich aus dem Wallis-Produkt

herzuleiten, denn seine wahre Vorgehensweise bleibt bis heute ein Geheimnis.

Anschließend werden noch andere „schöne“ Kettenbrüche für , die ein

Bildungsgesetz haben, vorgestellt. Im sechsten Kapitel werden die Kettenbrüche für

hinsichtlich ihres Konvergenzverhaltens beurteilt. Abschließend werden im siebten und

letzten Kapitel der Beweis der Irrationalität von mithilfe eines Kettenbruches sowie

die weiteren Entdeckungen rund um geschildert.

Doch nun zunächst der Überblick über die Entwicklung der Zahl beginnend bei den

Babyloniern.

1 Die Approximation von π vor 1650

Die Berechnung des Kreises ist eines der ältesten Probleme der Menschheit.

Fast alle Kulturen haben sich damit beschäftigt die Zahl zu approximieren. Was nun

folgt, ist ein Überblick über die Erkenntnisse einiger Kulturen bezüglich bis 1650.

Dabei sollen die gefundenen rationalen Approximationen für besonders beachtet

werden.

1.1 Die Babylonier

Die Babylonier fanden ca. 2000 v. Chr. die erste und damit älteste Approximation

von . Durch Betrachten des Kreises mit dem Radius 1 und des regelmäßigen

Sechseckes, welches im Einheitskreis einbeschrieben war, folgerten sie, dass der

dreifache Durchmesser gleich dem Umfang des regelmäßigen Sechsecks war (vgl.

Delahaye 1999, S.64). Außerdem gaben die Babylonier eine Abschätzung des

Verhältnisses zwischen dem Einheitskreis und dem einbeschriebenen Sechseck an:

8

13

3600

36

60

57

3

.

Man vermutet, dass sie dieses durch eine näherungsweise Berechnung in dem ihnen

vertrauten Hexagesimalsystem (60er System) erhalten haben, denn die Nenner der

beiden Brüche 60/57 und 3600/36 sind Potenzen von 60 (vgl. Delahaye 1999, S.65).

1.2 Die Ägypter

Den Ägyptern wird nachgesagt, dass sie die Gleichung

5

2

9

16

erfunden hätten. Das allerdings ist in der Form, in der die Gleichung steht, völlig

unmöglich (vgl. Delahaye 1999, S.63). Die Ägypter kannten weder das

Gleichheitszeichen (welches erst 1557 eingeführt wurde), noch die Bezeichnung der

Kreiszahl mit dem griechischen Buchstaben (diese wurde noch später als das

Gleichheitszeichen, nämlich von William Jones (1675-1749) gewählt (vgl. Heuser 2003,

S.336)) und schon gar nicht die Dezimalziffern von 0 bis 9 und algebraische

Schreibweise der Formel (vgl. Delahaye 1999, S.63). Folgende Entdeckung der

Ägypter kann allerdings als historisch belegt werden und zwar mithilfe des Papyrus

Rhind, welches ein altes ägyptisches Rechenbuch ist (vgl. Delahaye 1999, S.63):

Subtrahiert man von einem Kreis mit dem Durchmesser d gerade 1/9 des

Durchmessers und quadriert diesen Wert, so erhält man die Fläche des Kreises, also:

2

2222

9

16

9

162

9

8

9

8)²

9( rrrd

ddF

.

Setzt man nun für F die Formel ²rF voraus, so erhält man in der heutigen

Notation tatsächlich:

2

9

16

.

1.3 Die Bibel

Auch in der Bibel findet Verwendung. Im Buch der Könige (7,23) heißt es:

„…und er machte ein Meer, gegossen von einem Rand zum andern zehn Ellen weit,

rundumher, und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maß

ringsum.“ Hier wird das Verhältnis von Kreisumfang und Durchmesser mit 1/3

angegeben.

1.4 Die Griechen

Es gibt viele griechische Mathematiker, die sich mit der Kreisberechnung beschäftigt

haben. So versuchte Antiphon um 430 v. Chr., einen Kreis mit Vielecken auszulegen

und somit durch immer weitere Verfeinerungen die Fläche des Kreises auszuschöpfen

(vgl. Arndt&Haenel 2000, S.163). Die heute bekannte „Exhaustions-Methode“ geht also

auf ihn zurück. Bryson von Herakläa, der etwa zur Zeit Antiphons lebte, behauptete,

dass die Kreisfläche das arithmetische Mittel der Flächeninhalte des ein- und

umbeschriebenen Vielecks sei (vgl. Berggren, Borwein&Borwein 1997, S.283). Diese

6

Vermutung ist nicht zutreffend, aber in ihr taucht zum ersten Mal der Begriff „untere“

und „obere Schranke“ auf. Erstmals wurde versucht einzuschachteln. Vor allem aber

beschäftigten sich die Griechen mit der „Quadratur des Kreises“.

Mit klassischen Konstruktionsmethoden (also mit Zirkel und Lineal) versuchte Hippias

von Elis ca. 425 v. Chr. den Kreis mit einer so genannten „Quadratrix“ zu quadrieren

(vgl. Boyer 1968, S.106). Dabei ließ er den Punkt D von C nach E (siehe Abbildung 1)

mit einer konstanten Geschwindigkeit den Kreisbogen durchlaufen. Gleichzeitig

bewegte er eine zu AB senkrechte Gerade vom Punkt A zum Punkt B mitderselben

Geschwindigkeit. Die Ortskurve (in der Abbildung grün eingezeichnet) auf die alle

Schnittpunkte beider Geraden liegen, ist die Quadratrix des Hippias.

Abbildung 1: Quadratrix (Hippias von Elis)1

Ein Problem bereitet allerdings die Konstruktion des Punktes G auf AB. Dieser ist nur

mithilfe eines Grenzprozesses zu erreichen und somit ist die Quadratur des Kreises in

endlich vielen Schritten mit dieser Methode nicht durchführbar (vgl. Delahaye 1999,

S.71). Die Hoffnung, dass die Quadratur des Kreises in endlich vielen Schritten

möglich sei, näherte Hippokrates von Chios (keine Zeitangabe vorhanden), als er

zeigte (vgl. Boyer 1968, S.73), dass die beiden Kreissicheln über den Katheten gleich

dem Flächeninhalt des rechtwinkligen Dreiecks waren (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Möndchen des Hippokrates2

Die wichtigsten Erkenntnisse über den Kreis und somit auch über die Zahl erzielte

Archimedes von Syrakus (287-212 v. Chr.). Er stellte als Erster fest, dass bei jedem

Kreis das Verhältnis des Umfangs zum Durchmesser gleich dem des Flächeninhalts

zum Quadrat seines Radius ist (vgl. Delahaye 1999, S.72). Noch viel wichtiger war

seine Methode, die Kreiszahl zu berechnen. Dabei ging er wie folgt vor: er

betrachtete den Einheitskreis und nahm regelmäßige (zuerst 6-, dann 12-, 24-, 48-, 96-

1 http://www.cs.cas.cz/portal/AlgoMath/Geometry/PlaneGeometry/PlaneCurves/TranscendentalCurves/

QuadratrixOfHippias.htm (aufgerufen am: 14.1.2009). 2 http://www.mathematik.ch/geschichte/moendchen_hippokrates.php (aufgerufen am: 14.1.2009).

7

, usw.) n-Ecke und schachtelte damit den Kreis von innen und außen ein (vgl.

Delahaye 1999, S.72):

Abbildung 3: Approximation nach Archimedes3

Mithilfe bekannter Werkzeuge aus der Dreieckslehre, dem Satz des Pythagoras und

den Strahlensätzen, zeigte er, dass man mithilfe der Startwerte: 320 a , 30 b und

den Formeln

nn

nnn

ba

baa

21 und nnn bab 11

die Umfänge der einbeschriebenen und umbeschriebenen Vielecke berechnen kann.

So stieg mit der Anzahl der Ecken auch die Genauigkeit der Approximation.

Seine genaueste Abschätzung machte Archimedes mit regelmäßigen 96-Ecken.

Dabei erhielt er für die folgende Einschachtelung (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.168):

71

103

7

13

oder mit unechten Brüchen ausgedrückt:

71

223

7

22 .

1.5 Die Inder

Im Jahre 380 tauchte die Zahl zum ersten Mal in einem indischen Dokument auf. Als

Näherung wird der Wert 3,1416 verwendet, der auch 119 Jahre später noch einmal

auftaucht. Als Entdecker wird Aryabhata (476-550) genannt und es wird vermutet, dass

er den Wert mit einer ähnlichen Methode wie Archimedes gefunden hat (vgl.

Arndt&Haenel 2000, S.173). Weitere 100 Jahre später fand Brahmagupta (598-668)

die Näherung 10 , die ungenauer als die vorangegangenen ist (vgl. Delahaye

1999, S.77).

3 http://dok.bib.fh-giessen.de/opus/volltexte/2004/3104/html/briefmarken/briefmarke_01_03.htm

(aufgerufen am: 14.1.2009).

8

1.6 Die Chinesen

Auch die Chinesen haben für eine Abschätzung gefunden:

3,121024< <3,142704. Dieses gelang dem chinesischen Mathematiker Liu Hui (220-

280), der ähnlich wie Archimedes, mithilfe von regelmäßigen Vielecken (er benutzte ein

Vieleck mit 192 Seiten) einschachtelte (vgl. Delahaye 1999, S.77).

Etwas später nahm er sogar ein Vieleck mit 3072 Seiten und erhielt folgenden Wert:

14159,3 . Zu Chongshi (429-500) fand im 5. Jahrhundert mit

3,1415926< <3,1415927 eine noch bessere Abschätzung und gleichzeitig den

unechten Bruch 113/355 , der auf 6 Nachkommastellen genau approximiert (vgl.

Delahaye 1999, S.77).

1.7 Die Araber

Auch der Astronom und Mathematiker Al-Kashi (1380-1429) näherte die Zahl mit

einem ähnlichen Verfahren wie Archimedes an. Er betrachtete regelmäßige Polygone

und berechnete den Wert 2 im Sexagesimalsystem. Für ergab sich dabei ein

Wert, der auf 14 Stellen genau ist (vgl. Delahaye 1999, S.78).

1.8 Europa

Nach Archimedes und den anderen Griechen wurden in Europa bis hin zum 13.

Jahrhundert keine bemerkenswerten Erkenntnisse über die Kreisberechnung erzielt.

Lediglich Klaudios Ptolemaios (ca. 170-100 v. Chr.) gab für die Näherung 120/377

an (vgl. Delahaye 1999, S.78). Danach hatte erst Leonardo von Pisa, auch als

Fibonacci bekannt, einen Näherungswert entdeckt. Dieser )141818,3( ist allerdings

weiter von entfernt als der, den Ptolemaios früher gefunden hatte (vgl. Delahaye

1999, S.79). Eine interessante „mechanische“ Approximation entdeckte Leonardo da

Vinci (1452-1519), in dem er einen Zylinder, dessen Höhe gleich dem halben Radius

des Querschnitts war, nahm und abrollte. Die Mantelfläche ist ein Rechteck, welches

gleich der Fläche des Querschnittskreises, also ²rA war (vgl. Arndt&Haenel

2000, S.174). Adrianus Metius (1571-1635) bezeichnete den Bruch 113/355 als gute

Näherung für , doch dieser (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.175) wurde schon

mindestens 1000 Jahre früher in China entdeckt (siehe auch 1.6). Ebenfalls nach der

archimedischen Methode ging Francois Vieta (1540-1603) vor und fand neun Stellen

für . Es wurde zum Trend immer mehr Stellen von zu ermitteln. So bestimmte der

Niederländer Ludolph von Ceulen (1539-1610) zunächst 20, dann kurze Zeit später 32

und dann letztendlich sogar 35 Stellen von . Aufgrund dessen wurde die Zahl

früher auch „Ludolph´sche Zahl“ genannt und ist bis heute als solche in der Literatur zu

9

finden (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.176). Für einen Meilenstein in der Berechnung von

sorgte im Jahr 1593 erneut der Franzose Vieta. Er betrachtete den Einheitskreis,

und versuchte dessen Fläche zunächst mit einem einbeschriebenen regelmäßigen

Viereck, dann mit einem Achteck, 16-Eck, usw. zu bestimmen. Vieta betrachtete nicht

wie Archimedes den Umfang der Vielecke, sondern die Fläche. Je mehr Ecken sein

regelmäßiges Vieleck hatte, desto näher kam er an die exakte Fläche des

Einheitskreises heran. Geometrische und trigonometrische Betrachtungen führten

dazu, dass er folgende faszinierende Formel erhielt (vgl. Delahaye 1999, S.79):

...2

1

2

1

2

1

2

1

2

1

2

1

2

1

2

1

2

12

.

Faszinierend ist diese deshalb, weil in dieser Formel erstmals als unendliches

Produkt dargestellt ist. Ein weiteres unendliches Produkt für ist das von John Wallis

(1616-1703) gefundene:

...86

75

64

53

42

314

.

Mit diesem beschäftigen wir uns im folgenden Kapitel.

2 Das Wallis – Produkt

Nachdem Francois Vieta als erster Mathematiker die Zahl als unendliches Produkt

darstellte, fand John Wallis (1616-1703) 62 Jahre später ebenfalls ein unendliches

Produkt für :

...)²2(

)12)(12(...

66

75

44

53

22

312

4

p

pp

.

Diese Formel hat gegenüber der Vieta–Formel den Vorteil, dass sie ohne

Wurzelzeichen dargestellt ist. Sie drückt durch ein unendliches Produkt von Brüchen

aus, welche sowohl im Zähler als auch im Nenner nur aus natürlichen Zahlen

bestehen. Die Vorgehensweise von John Wallis bei dieser Formel ist sehr kompliziert

und rechenaufwändig (vgl. Delahaye 1999, S.84). Inspiriert vom italienischen

Mathematiker Bonventura Cavalieri versuchte auch Wallis den Kreis zu quadrieren.

Dabei untersuchte er die Fläche des Vierteleinheitskreises, dessen Gleichung ihm als

2

1

²)1( xy

bekannt war und versuchte sie durch kleine Rechtecksflächen auszuschöpfen. Doch

ihm fehlten die geeigneten „Werkzeuge“ und so war es ihm zunächst schlicht

unmöglich Summen der Form

10

nnnn

n mS ...321

zu berechnen. Dieses gelang ihm dann durch das Aufstellen einiger Verhältnisse,

welche er durch induktives Schließen (dem Vorgänger der heute bekannten

vollständigen Induktion) verifizierte und so auf sein Produkt stieß. Dieses ist allerdings

ein Beweis, der heute nicht mehr zu rechtfertigen wäre, weil diese Formeln „nur“

induktiv erschlossen und nicht durch vollständige Induktion bewiesen wurden (vgl.

Delahaye 1999, S.84). Was nun folgt ist ein Beweis des Wallis – Produktes von

Leonard Euler.

2.1 Eulers Analogien

Leonard Euler (1707-1783) entdeckte im Jahr 1748 einen weiteren Beweis für die

Gültigkeit des Wallis – Produktes, der auf Analogie und plausiblen Schlussfolgerungen

beruht und deshalb sehr „gewagt“ war (vgl. Polya 1969, S. 41).

Der Schweizer Mathematiker Jakob Bernoulli (1654-1705) soll lange Zeit versucht

haben den Grenzwert der Reihe

...25

1

16

1

9

1

4

11 ,

zu finden, doch es sollte ihm nicht gelingen. Euler hörte von diesem Problem und

versuchte den Wert für diese Summe zu finden. Es wird vermutet, dass er

verschiedene Ausdrücke dafür gefunden haben soll, aber keinen, der die Summe exakt

beschreiben konnte (vgl. Polya 1969, S. 41). Durch plausible Schlussfolgerungen und

Analogien aus bekannten Zusammenhängen entdeckte er schließlich, dass die Summe

gegen 6/² konvergiert. Er schloss von endlichen Polynomen und deren Nullstellen

auf die unendliche Potenzreihe von xsin , um dann nach Betrachtung der Nullstellen

von xsin und xx /)(sin und einem Koeffizientenvergleich den Grenzwert der Summe

herzuleiten. Das Wallis – Produkt verifizierte er auf eine ähnliche Weise.

Euler betrachtete eine allgemeine Gleichung n-ten Grades (vgl. Polya 1969, S. 42):

0...²210 n

n xaxaxaa ,

die maximal n Nullstellen hat. Das Polynom auf der linken Seite der Gleichung lässt

sich aber auch als Produkt von Linearfaktoren darstellen:

0)(...))(( 21 nn xxxa ,

wobei i jeweils die Nullstelle des Polynoms ist. Ist keine der Nullstellen, also keine

der Lösungen der Gleichung, gleich Null, so kann man die Gleichung auch so

aufschreiben (dieses besagt der Satz von Vieta):

11

01...1121

0

n

xxxa

(mit )0i .

Zwei Linearkombinationen sind genau dann gleich, wenn ihre jeweiligen Koeffizienten

gleich sind. Auch dieses war Euler bekannt, also führte er einen Koeffizientenvergleich

durch und erhielt:

n

aa

1...

111

321

01 .

Im Weiteren ging er bei der unendlichen Potenzreihe von xsin analog vor.

Er entwickelte zunächst

...!7!5!3

³sin)(

75

xxx

xxxf .

Um Nullstellen zu finden, setze er den Funktionsterm mit 0 gleich:

0...!7!5!3

³sin)(

75

xxx

xxxf .

Der Graph der Sinusfunktion hat bei k (für k ℤ )

Nullstellen, also bei ,...2,2,,,0 . Um die störende Nullstelle bei 0 zu eliminieren,

dividierte er die Gleichung noch durch x und erhielt somit:

0...!7!5!3

²1

sin)(

64

xxx

x

xxg .

Dabei ging dann die Nullstelle bei 0 verloren, denn der Graph von )(xg hat die

Nullstellen bei ,...2,2,, , allgemein also bei k (für k ℤ und )0k .

Nun hatte er sein Ziel erreicht: er hatte Nullstellen, die von 0 verschieden waren und

konnte somit seinen letzten Schluss machen und die Potenzreihe von x

xsin so

aufschreiben:

...²9

²1

²4

²1

²

²1...

21

2111

sin

xxxxxxx

x

x .

Setzt man nun noch 2

x so folgt:

...²9

21

²4

21

²

21

2

2sin

222

...66

75

44

53

22

31...

36

35

16

15

4

3....

36

11

16

11

4

11

2

.

12

Durch Multiplikation mit 2 erhält man das Wallis – Produkt für /4 .

Trotz allem ist dieses Vorgehen sehr „gewagt“, denn der Schluss von endliche auf

unendliche Polynome ist nicht offensichtlich, außerdem hat er die Eigenschaften

endlicher auf unendliche Potenzreihen übertragen. Euler selbst soll skeptisch

gegenüber der Gültigkeit dieser Methode gewesen sein und es nicht nur an dem

Beispiel der Reihe

...25

1

16

1

9

1

4

11 ,

sondern auch an der Leibniz–Reihe und weiteren ihm bekannten Reihen probiert

haben. Zehn Jahre später fügte er einen neuen Beweis an, der ihn dann in seiner

Vorgehensweise bestätigte (vgl. Polya 1969, S. 45). Dabei (vgl. Arndt&Haenel 2000,

S.184) bewies er nicht nur die Gültigkeit der Grenzwerte des Wallis - Produktes und

der oben genannten Reihen, sondern die vieler anderer Reihen, die gegen Potenzen

von konvergieren (siehe auch Kapitel 7.2).

Zum effektiven Berechnen von eignet sich das Wallis - Produkt allerdings nicht,

denn es konvergiert nur sehr langsam. So müssen viele Berechnungsschritte

ausgeführt werden, um auf drei Nachkommastellen genau zu erhalten. Interessant

ist das Wallis - Produkt dennoch: erstens aufgrund seiner Darstellung und zweitens,

weil ein irischer Mathematiker, Lord Brouncker, dieses in einen unendlichen

Kettenbruch verwandelt hat (dazu Näheres in Kapitel 5).

3 Kettenbrüche

Im vorherigen Kapitel haben wir das Wallis – Produkt als besondere Darstellung für

kennen gelernt. Der Nachteil dieser Darstellung ist, dass die Konvergenz bei diesem

Produkt allerdings sehr langsam ist und so erheblich viele Rechenschritte auszuführen

sind, um auf drei Stellen genau zu erhalten (vgl. Delahaye 1999, S.85). Nun wollen

wir mithilfe von Kettenbrüchen approximieren. Diese lassen sich in zwei Kategorien

aufteilen: in endliche und unendliche Kettenbrüche. Dabei soll sowohl in diesem als

auch im nächsten Kapitel nur auf regelmäßige Kettenbrüche eingegangen werden.

Um nun eine Vorstellung von der Kettenbruchtheorie zu erhalten, betrachten wir

zunächst die Form und dann einige Eigenschaften der Kettenbrüche.

13

3.1 Endliche Kettenbrüche

Einen Ausdruck der Form

n

n

nb

ab

b

ab

ab

ab

1

3

3

2

21

10

...

wird als endlicher Kettenbruch bezeichnet (vgl. Perron 1954, S.1).

Im Folgenden gehen wir auf Kettenbrüche ein, bei denen alle Teilzähler 1 sind, also

1ia (für alle i ℕ), und außerdem alle Teilnenner jb ℕ (für alle j ℕ0). Diese

besonderen Kettenbrüche heißen regelmäßig (vgl. Perron 1954, S.24). Für den

endlichen, regelmäßigen Kettenbruch

nbb

b

b

1...

1

1

2

1

0

schreibt man vereinfacht auch

nbbbb ,...,,; 210 .

Dabei vereinbaren wir aus Gründen der Eindeutigkeit, dass jeweils das letzte Element,

also in diesem Fall nb , von 1 verschieden sein soll. Ebenso betrachten wir in der

gesamten Arbeit nur Kettenbrüche deren letztes Element von 0 verschieden ist.

Ein endlicher Kettenbruch stellt immer eine rationale Zahl dar. Dieser Sachverhalt wird

beim Zusammenfassen eines endlichen Kettenbruchs deutlich, bei dem man hinten

beginnt und ihn dann „…von dort aus herrichtet“ (vgl. Perron 1954, S.2). Dabei werden

in endlich vielen Schritten nur die Grundrechenarten Addition und „Division innerhalb

der Menge der ganzen Zahlen ℤ benutzt. Obwohl diese bezüglich der Division zwar

nicht abgeschlossen sind, kann als Ergebnis „schlimmstenfalls“ eine rationale Zahl

stehen, weshalb ein endlicher Kettenbruch immer eine rationale Zahl darstellt. Auch die

Umkehrung ist richtig: Jede rationale Zahl kann als endlicher Kettenbruch geschrieben

werden und zwar mithilfe des euklidischen Algorithmus (vgl. Perron 1954, S.22).

Sei 1

0

x

x(mit 0x ℤ 1, x ℕ ) eine rationale Zahl, so können wir mithilfe des euklidischen

Algorithmus den größten gemeinsamen Teiler von 0x und 1x bestimmen. Wir

betrachten den Fall 10 xx (für 10 xx verläuft der Beweis analog). Wir dividieren die

kleinere durch die größere der beiden Zahlen und erhalten einen ganzzahligen

14

.1

1

1

1

0

1

0

b

bx

x

2100 xxbx

Quotienten, den wir 0b nennen und einen Rest 2x , mit 12 xx . Wir erhalten also die

Gleichung:

. (3.1)

Geht die Division nicht auf, also ist 120 xx , dann fahren wir fort und dividieren nun

1x durch 2x . Erneut erhalten wir einen ganzzahligen Quotienten 1b und einen Rest 3x ,

mit 23 xx . Dieses Verfahren setzt man so lange fort, bis für einen Rest

ix ( i ℕ ) gilt:

0ix . Dann ist der letzte von Null verschiedene Rest der größte gemeinsame Teiler

von 0x und 1x (vgl. Perron 1954, S.23). Wir schreiben die einzelnen Gleichungen

schematisch auf:

2

1

0

1

0

1

20

1

0

2100

1

x

xb

x

x

x

xb

x

xxxbx wobei 120 xx (3.2)

3

2

1

2

1

2

3

1

2

13211

1

x

xb

x

x

x

xb

x

xxxbx wobei

230 xx (3.3)

4

3

2

3

2

3

42

3

24322

1

x

xb

x

x

x

xb

x

xxxbx wobei 340 xx (3.4)

1

2

1

1

211

v

vv

v

vvvvv

x

xb

x

xxxbx

2

1

1

1

1

v

v

v

v

v

x

xb

x

x wobei 120 vv xx (3.5)

v

v

vvvv b

x

xxbx

2

1

21 0 wobei 02 vx (3.6)

Nun setzen wir

1

:

v

vv

x

x ( )1v

und dann die Gleichung (3.3) in (3.2) ein und erhalten:

(3.7)

15

.

1

1

1

2

2

1

0

1

0

b

b

bx

x

In (3.7) setzen wir nun (3.4) ein und erhalten:

(3.8)

Durch Fortführung dieses Schemas erhalten wir schlussendlich für unseren Bruch die

Kettenbruchdarstellung (vgl. Perron 1954, S.23)

vbb

b

b

bx

x

1..

1

1

1

3

2

1

0

1

0

.

Einen Kettenbruch

kk bbbb ,...,;; 210 mit nk 0

nennen wir reduziert. Außerdem nennen wir einen Kettenbruch

nkkkk bbbbr ,...,,, 21

Rest des endlichen Kettenbruchs und es gilt (vgl. Khintchine 1956, S.2):

.,,,...,,;1

,,...,,; 11210

1

1210

nnn

n

nn bbbbbbb

bbbbb (3.9)

Wie oben schon erwähnt, ist wegen der Eindeutigkeit das letzte Element von 1

verschieden.

3.2 Unendliche Kettenbrüche

Analog zur Gestalt eines endlichen Kettenbruchs bezeichnen wir einen Ausdruck der

Form

...2

21

10

b

ab

ab

als einen unendlichen Kettenbruch (vgl. Perron 1954, S.18)

und den Ausdruck

...

1

1

2

1

0

bb

b ,...,; 210 bbb

als einen unendlichen, regelmäßigen Kettenbruch (vgl. Perron 1954, S.23/24).

Zum unendlichen, regelmäßigen Kettenbruch ,...,, 210 bbb nennen wir

kk bbbb ,...,;; 210

16

einen reduzierten Kettenbruch und

,...,, 21 kkkk bbbr

den Rest des unendlichen, regelmäßigen Kettenbruchs.

Wenn 0 nun aber eine irrationale Zahl ist, so wird der zugehörige Kettenbruch

unendlich sein. Zum anderen ist der Grenzwert eines jeden unendlichen und

regelmäßigen Kettenbruchs irrational (vgl. Perron 1954, S.33/34). Dieses setzen wir

zunächst ohne Beweis voraus, ehe es später im Kapitel 4.4 bewiesen wird. Ist die Zahl

quadratisch–irrational, das heißt, Lösung einer quadratischen Gleichung, so ist der

unendliche, regelmäßige Kettenbruch sogar periodisch (vgl. Perron 1954, S.66). Auf

diesen Fall soll allerdings nicht weiter eingegangen werden, da er für diese Arbeit nicht

von Bedeutung ist. Um nun den Kettenbruch einer irrationalen Zahl 0 zu entwickeln,

verwenden wir den Kettenbruchalgorithmus.

3.3 Ein Algorithmus zur Kettenbruchentwicklung

Sei 0 eine irrationale Zahl, dann kann man den unendlichen, regelmäßigen

Kettenbruch ,...],;[ 210 bbb wie folgt ermitteln (vgl. Perron 1954, S.24):

Dazu definieren wir zunächst dieses: ii bb |max{:0 ℤ, }0ib .

Als Erstes nimmt man den größten ganzzahligen Anteil von 0 , dieser ist 00 : b .

Der Rest, der größer als 0 und kleiner als 1 ist, wird mit

1

1

bezeichnet. Man bildet den Kehrwert, erhält 1 und nimmt auch hier den größten

ganzzahligen Anteil, also .: 11 b Der Rest, der nun übrig bleibt wird mit

2

1

bezeichnet. Auch hier bildet man wieder den Kehrwert und nimmt dann vom Kehrwert

erneut den größten ganzzahligen Anteil, also 22 : b . Dieses kann man so weiter

führen. Schematisch sieht das dann so aus:

00

1

1

;

11

2

1

;

22

3

1

; … ;

11

1

vv

v

.

Setzen wir dann

00 : b ; 11 : b ; 22 : b ; … ; vvb : ,

so erhalten wir die regelmäßige Kettenbruchentwicklung für 0 :

17

,...].,,;[ 32100 bbbb

Nun betrachten wir einige Beispiele regelmäßiger Kettenbruchentwicklungen, 2 kann

beispielsweise so dargestellt werden (vgl. Scheid 1991, S.49):

]2;1[,...]2,2,2,2,2,2,2;1[2 .

Die regelmäßige Kettenbruchentwicklung von 2 ist periodisch, denn 2 ist Lösung

der quadratischen Gleichung 02² x und somit quadratisch–irrational, oder

allgemein gesagt: 2 ist algebraisch.

Ein weiteres Beispiel ist die regelmäßige Kettenbruchentwicklung der eulerschen Zahl:

,...]10,1,1,8,1,1,6,1,1,4,1,1,2,1;2[e .

Die Zahl e ist nicht algebraisch, das heißt, dass sie keine Lösung einer algebraischen

Gleichung n-ten Grades sein könnte (vgl. Khintchine 1956, S.48). Die eulersche Zahl

ist transzendent, aber obwohl e transzendent ist, erkennen wir bei der

Kettenbruchentwicklung eine gewisse Regelmäßigkeit (vgl. Bundschuh, S.240). Die

Zahl ist ebenfalls transzendent, also untersuchen wir die regelmäßige

Kettenbruchentwicklung von auf Gesetzmäßigkeiten.

3.4 Der regelmäßige Kettenbruch von π

Wir nutzen den Kettenbruchalgorithmus aus dem Kapitel 3.3:

0 ; 30 b

...0626,7

...14159,0

1

3

111

; 711 b

...99659,15

...062513,0

1

7

11

111

2

; 1522 b

...003417,1

...99659,0

1

15

11

222

3

; 133 b

...63483,292

...0034172,0

1

1

11

333

4

; 29244 b

...57522,1

...63483,0

1

292

11

444

5

; 155 b

also:

18

...1

1292

11

115

17

13

oder kürzer: ,...]1,292,1,15,7;3[ .

Durch die Weiterführung des Algorithmus 3.4 erhalten wir als erste 33 Elemente des

regelmäßigen Kettenbruchs (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.232):

[3;7,15,1,292,1,1,1,2,1,3,1,14,2,1,1,2,2,2,2,1,84,2,1,1,15,3,13,1,4,2,6,6].

Diese berechnete erstmals John Wallis im Jahr 1685 mithilfe der 35 Stellen von

Ludolph Van Ceulen (vgl. Bauer 2009, S.274). Im Gegensatz zur eulerschen Zahl lässt

sich weder bei den ersten 33 Gliedern, noch bei den nächsten 19.999.999.967

Gliedern (20 Milliarden Glieder wurden bisher berechnet) ein Bildungsgesetz oder

Muster erkennen (vgl. Bauer&Haenel 2007, S.6). Die regelmäßige

Kettenbruchentwicklung von hat jedoch noch einen weiteren Nachteil: Die

Dezimalstellen von müssen bekannt sein, denn sonst kann der Algorithmus nicht

anwendet werden. Aber wir werden im Kapitel 4 eine sehr nützliche Eigenschaft des

regelmäßigen Kettenbruchs kennen lernen: indem wir nur Abschnitte des Kettenbruchs

betrachten, können wir mithilfe von Brüchen, so genannten Näherungsbrüchen, gut

approximieren.

4 π – Approximation mit Näherungsbrüchen

Wir haben im vorherigen Kapitel die regelmäßige Kettenbruchentwicklung von

kennen gelernt und feststellen müssen, dass diese scheinbar keine Gesetzmäßigkeit

aufweist. Nun betrachten wir von dem regelmäßigen Kettenbruch nur noch Abschnitte,

so genannte Näherungsbrüche, und werden feststellen, dass diese sehr gute

Näherungswerte für liefern. Außerdem untersuchen wir in Kapitel 4.3, welche

Eigenschaften Näherungsbrüche haben. Mit diesen Erkenntnissen können wir dann

ableiten, wie die Näherungsbrüche angeordnet sind und in Kapitel 4.5 untersuchen,

warum gerade sie „beste Näherungen“ für sind. Außerdem werden wir in Kapitel 4.6

erfahren, welche anderen Brüche noch als „beste Näherungen“ für infrage kommen.

19

....1 1210 vv BBBBB

4.1 Näherungsbrüche

Zunächst betrachten wir die Näherungsbrüche eines regelmäßigen Kettenbruchs

allgemein:

Sei ,...],;[ 210 bbb ein unendlicher, regelmäßiger Kettenbruch, dann bezeichnen wir

den reduzierten Kettenbruch

v

vvv

B

Abbbb ],...,,;[ 210

als v-ten Näherungsbruch von , beziehungsweise als v-te Konvergente (vgl.

Khintchine 1956, S.4). Ein unendlicher Kettenbruch hat unendlich viele

Näherungsbrüche (vgl. Perron 1954, S.18). Wenn die Näherungsbrüche mit

wachsendem Index v gegen einen Grenzwert konvergieren, also

(4.1)

gilt, so nennt man einen Kettenbruch auch konvergent (vgl. Perron 1954, S.18) und es

gilt folgende Ungleichungskette für die Nenner der Näherungsbrüche:

(4.2)

Betrachten wir nun zunächst die ersten drei Näherungsbrüche von .

1

0

0

0

0 bb

B

A ;

1

10

1

0

1

1 11

b

bb

bb

B

A ;

111

1

21

02210

21

20210

2

1

0

2

2

bb

bbbbb

bb

bbbbb

bb

bB

A

.1

)1(

012

012

21

0102

BBb

AAb

bb

bbbb

Dabei ist vA die Folge der Zähler und entsprechend vB die Folge der Nenner

der Näherungsbrüche. Es wird deutlich, dass wir die Näherungsbrüche eines

regelmäßigen Kettenbruchs durch einen Bruch mit Polynomen im Zähler und Nenner

darstellen können. Allgemein notiert:

21

21

vvv

vvv

v

v

BBb

AAb

B

A.

Der Vollständigkeit halber definieren wir die Formel auch für die Indizes 1v und

2v (vgl. Schwarz 1998, S.172). Wir erhalten dann:

v

v

v B

Alim

20

.],,...,,[21

21

1100

vvv

vvvvv

BB

AAbbb

11 A , 01 B sowie 02 A , 12 B ,

wobei der entsprechende Näherungsbruch 11 / BA , der innerhalb dieser Arbeit des

Öfteren auftaucht, wegen der Division durch 0 nicht definiert ist. Nun beweisen wir die

Gültigkeit durch vollständige Induktion (vgl. Rockett&Szüsz 1992, S.2).

Beweis

Den Induktionsanfang (IA) für 2v haben wir oben schon gemacht.

In der Induktionsvoraussetzung (IV) behaupten wir nun, dass die oben genannte

Formel für k ℕ gilt, also:

21

21

kkk

kkk

k

k

BBb

AAb

B

A.

Außerdem gilt nach (3.9):

]1

,...,,;[],,...,,;[1

2101210

1

1

v

vvv

v

v

bbbbbbbbbb

B

A.

Also:

21111

21111

2

1

1

1

2

1

1

1

21

1

21

1

1

11

)1

(

)1

(

kkkkkk

kkkkkkb

k

k

kkk

k

k

kkk

kk

k

k

kk

k

k

k

k

BbBBbb

AbAAbb

Bb

BBb

Ab

AAb

BBb

b

AAb

b

B

A k

11

11)(

1211

1211

)(

)(

kkk

kkkIV

kkkkk

kkkkk

BBb

AAb

BBBbb

AAAbb.

Ebenso gilt:

21 vvvv AAbA und 21 vvvv BBbB

und somit:

(4.3)

Wird nun vvb gesetzt (dabei ist v der Rest eines regelmäßigen Kettenbruchs), so

erhalten wir:

(4.4)

Diese Formel wird für spätere Beweise nützlich sein.

.21

21

vvv

vvv

v

v

BBb

AAb

B

A

21

4.2 Die Näherungsbrüche für π

Mithilfe der Formel (4.3)

21

21

vvv

vvv

v

v

BBb

AAb

B

A

können wir nun sämtliche Näherungsbrüche für rekursiv berechnen.

Dieses führen wir exemplarisch für die ersten drei Näherungsbrüche aus:

1

3

103

013

210

210

0

0

BBb

AAb

B

A,

7

22

017

137

101

101

1

1

BBb

AAb

B

A,

106

333

1715

32215

012

012

2

2

BBb

AAb

B

A.

In der folgenden Tabelle betrachten wir nun die Abweichung der Näherungsbrüche von

sowie die Abweichung aufeinander folgender Näherungsbrüche:

v vb Näherungsbruch

v

v

B

A

Abweichung

v

vv

B

A

Abweichung

aufeinander

folgender

Näherungsbrüche

1

1

v

v

v

vv

B

A

B

Ad

0 3

1

3

-0,141592653 ---

1 7

7

22

+0,001294489

7

1

2 15

106

333

-0,000083219627

742

1

3 1

113

355

+0,000000266765

11978

1

4 292

33102

103993

-0,000000000577

3740526

1

5 1

33215

104384

+0,000000000330

1099482930

1

6 1

66317

208341

-0,000000000124

2202719155

1

Tabelle 1: Näherungsbrüche für π (Quelle: Eigene Darstellung)

22

Aus der Tabelle wird Folgendes ersichtlich: Mithilfe der Näherungsbrüche finden wir

gute Approximationen für . Schon beim Näherungsbruch 113/355 ist die

Approximation auf 6 Nachkommastellen genau. Diese Approximation hat Adrianus

Metius (1571-1635) gefunden (angeblich ist sie aber noch viel früher in China entdeckt

worden, vgl. Kapitel 1.6). Auch die Näherungsbrüche 1/3 , 7/22 und 106/333 waren

längst vor der Erfindung von Kettenbrüchen bekannt. Eine andere Auffälligkeit dieser

Tabelle ist der große „Sprung“ von 113/355 nach 33102/103993 . An dieser Stelle fällt

vor allem der hohe Wert des Teilnenners 4b auf. Wenn der Teilnenner groß ist, scheint

die Approximation besonders gut zu sein (Näheres dazu in Kapitel 6, wenn der

regelmäßige Kettenbruch von auf sein Konvergenzverhalten untersucht wird). Es

gibt weitere solcher Stellen, an denen ein „Sprung“ vorliegt. Dieses ist zum Beispiel

auch bei 431v der Fall, dann ist 20776431 b (vgl. Khrushchev 2008, S.10). Die

Näherungsbrüche sind abwechselnd kleiner oder größer als . Außerdem

approximiert jeder Näherungsbruch besser als sein Vorgänger. Für den Abstand

zweier aufeinander folgender Näherungsbrüche von gilt:

11

1 1

vvv

v

v

v

BBB

A

B

A ( v ℕ).

Dies bedeutet, dass der absolute Abstand zweier aufeinander folgender

Näherungsbrüche ein Stammbruch ist. Dieser hat als Nenner das Produkt der beiden

Nenner der Näherungsbrüche.

4.3 Eigenschaften der Näherungsbrüche

Wir beweisen nun nacheinander unsere Beobachtungen allgemein für alle

Näherungsbrüche vv BA / . Bei einigen dieser Beweise müssen wir auf den folgenden

Satz zurückgreifen, den wir deshalb als erstes beweisen wollen (vgl. Schwarz 1998,

S.164).

4.3.1 Satz

Für die Näherungsbrüche vv BA / , 11 / vv BA (für v ℕ0) gilt:

Beweis

Wir führen den Beweis durch vollständige Induktion.

Den Induktionsanfang (IA) machen wir für 0v und erhalten:

.)1( 1

11

v

vvvv ABBA

23

111001010 bABBA .

Wir behaupten: Wenn unsere Induktionsvoraussetzung (IV)

1

11 )1(

k

kkkk ABBA

für alle k ℕ gilt, dann gilt die Formel auch für 1k :

kkkkkkkkkkkk ABBbBAAbABBA )()( 111111

kkkkkkkkkkkkkk ABBAABABbBABAb 111111

2)(

11 )1()(

k

IV

kkkk ABBA .

Daraus können wir außerdem folgern:

1),( vv BAggT ,

denn der größte gemeinsame Teiler von vA und

vB müsste nach obiger Gleichung

auch den Term 1)1( v teilen. Dieses ist aber nur für den Teiler 1 (beziehungsweise

auch -1) der Fall. Weiter kann man aus der Gleichung 1

11 )1(

v

vvvv ABBA für

v ℕ0 sogar schließen, dass der größte gemeinsame Teiler von ),( vv BA ,

von ),( 11 vv BA , von ),( 1 vv BA und von ),( 1vv BB gleich 1 ist, wenn die

Näherungsbrüche 11 / vv BA und vv BA / aufeinander folgend sind (vgl. Perron 1954,

S.25). Aus dieser Formel können wir nun weitere Erkenntnisse bezüglich unserer

Näherungsbrüche ziehen, wie zum Beispiel, dass für den Abstand zwei aufeinander

folgender Näherungsbrüche der Satz 4.3.2 gilt (vgl. Scheid 1991, S.51).

4.3.2 Satz

Für zwei aufeinander folgende Näherungsbrüche vv BA / , 11 / vv BA (für v ℕ) gilt:

1

1

1

1 )1(

vv

v

v

v

v

v

BBB

A

B

A .

Beweis

Um die Gültigkeit dieses Satzes zu beweisen, dienen uns die Rekursionsformeln (4.3)

sowie der Satz 4.3.1 als Voraussetzung. Der Beweis besteht darin, dass wir die

Differenz der beiden aufeinander folgenden Näherungsbrüche bilden und diese mithilfe

unserer Voraussetzungen vereinfachen. Wir erhalten:

1

1

1

11

1

1 )1(

vv

v

vv

vvvv

v

v

v

v

BBBB

ABBA

B

A

B

A.

Eine Aussage über die Anordnung der Näherungsbrüche macht der Satz 4.3.3.

24

4.3.3 Satz

Für die Näherungsbrüche vv BA / ( v ℕ0) eines Kettenbruchs einer irrationalen Zahl

0

gilt (vgl. Perron 1954, S.36):

1

1

3

3

5

5

12

12

0

2

2

4

4

2

2

0

0 ......B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

v

v

v

v

.

Beweis

Um die Gültigkeit dieser Ungleichungskette zu beweisen, zeigen wir erst einmal, dass

ein Näherungsbruch mit ungeradem Index 12: nv echt größer als ein

Näherungsbruch mit geradem Index nv 2: (beides für n ℕ0) ist.

Als Voraussetzung für den Beweis nutzen wir den Satz 4.3.2, welcher besagt, dass für

aufeinander folgende Näherungsbrüche für ( v ℕ) die Gleichung

1

1

1

1 )1(

vv

v

v

v

v

v

BBB

A

B

A

gilt.

Wir behaupten, dass (für n ℕ0)

n

n

n

n

B

A

B

A

2

2

12

12

gilt. Dieses beweisen wir, indem wir zeigen, dass die Differenz von 1212 / nn BA und

nn BA 22 / positiv ist:

nnnn

n

n

n

n

n

BBBBB

A

B

A

212212

1)12(

2

2

12

12 1)1(

,

der Nenner nn BB 212 ist positiv und somit auch der Bruch

nn BB 212

1

. Daraus folgt:

.2

2

12

12

n

n

n

n

B

A

B

A

Jetzt bleibt zu zeigen, dass ein Näherungsbruch mit geradem Index nv 2 größer ist

als sein Vorgänger mit dem Index 22 nv . Wir müssen also beweisen, dass

22

22

2

2

n

n

n

n

B

A

B

A

(für n ℕ) gilt. Ebenfalls muss noch gezeigt werden, dass ein Näherungsbruch mit

ungeradem Index 12 nv immer kleiner ist als sein Vorgänger mit dem Index

12 nv . Wir betrachten zunächst den Fall, dass v gerade ist.

25

Um die Ungleichung 22

22

2

2

n

n

n

n

B

A

B

A zu zeigen, beweisen wir, dass die Differenz der

Näherungsbrüche nn BA 22 / und

2222 / nn BA größer als 0 ist. Wir betrachten die

Differenz:

2212

2

122

12

22

22

12

12

12

12

2

2

22

22

2

2 )1()1(

nn

n

nn

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

BBBBB

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A.

Der linke Bruch

122

12)1(

nn

n

BB

ist negativ, denn der Zähler ist negativ, weil eine Potenz mit einer negativen Basis und

einem ungeraden Exponenten negativ ist. Der rechte Bruch

2212

2)1(

nn

n

BB

ist positiv, denn der Zähler ist positiv, weil eine Potenz mit einer negativen Basis und

einem geraden Exponenten immer positiv ist.

Nun ist der Ausdruck

2212

2)1(

nn

n

BB

absolut gesehen größer als

122

12)1(

nn

n

BB,

denn für die Nenner der Näherungsbrüche gilt laut der Ungleichungskette (4.2):

vv BBBBB 1210 ...1

und somit gilt ebenfalls:

nnn BBB 21222 .

Fazit:

22

22

2

2

22

22

2

2 0

n

n

n

n

n

n

n

n

B

A

B

A

B

A

B

A.

Jetzt bleibt noch zu zeigen, dass ein Näherungsbruch mit ungeradem Index 12: nv

immer kleiner ist als sein Vorgänger mit dem Index 12: nv . Wir betrachten nun also

den Fall, dass v ungerade ist. Dabei gehen wir analog vor und betrachten die

Differenz der Näherungsbrüche 1212 / nn BA und

1212 / nn BA , um die Ungleichung

26

12

12

12

12

n

n

n

n

B

A

B

A

(für n ℕ) zu beweisen:

122

12

212

22

12

12

2

2

2

2

12

12

12

12

12

12 )1()1(

nn

n

nn

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

n

BBBBB

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A.

Es gilt:

0)1(

212

22

nn

n

BB und 0

)1(

122

12

nn

n

BB,

außerdem:

nn

n

BB 212

22)1(

122

12)1(

nn

n

BB,

denn: 122 nnBB nn BB 212 .

Fazit:

12

12

12

12

12

12

12

12 0

n

n

n

n

n

n

n

n

B

A

B

A

B

A

B

A.

Und somit gilt:

1

1

3

3

5

5

12

12

0

2

2

4

4

2

2

0

0 ......B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

n

n

n

n

.

Welche Konsequenzen haben diese Sätze für die Näherungsbrüche von ?

Mit jedem weiteren Näherungsbruch können wir besser approximieren.

Die Näherungsbrüche mit geradem Index bilden eine monoton wachsende

Folge vv BA 22 / , die gegen konvergiert. Hingegen bilden die Näherungsbrüche

mit ungeradem Index eine monoton fallende Folge 1212 / vv BA , die ebenfalls den

Grenzwert besitzt. Mithilfe der Näherungsbrüche kann folgendermaßen

eingeschachtelt werden:

.7

22

113

355

33215

104384

99532

312689............

66317

208341

33102

103993

106

333

1

3

12

12

2

2

n

n

n

n

B

A

B

A

4.4 Kettenbruchentwicklung

Im vorherigen Kapitel haben wir schon impliziert, dass eine irrationale Zahl eine

unendliche Kettenbruchentwicklung hat und dass ein unendlicher, regelmäßiger

27

Kettenbruch tatsächlich konvergiert. Mithilfe der Sätze über Näherungsbrüche aus den

vorherigen Kapiteln 4.1, 4.2 und 4.3 können wir dieses nun auch beweisen.

4.4.1 Satz

Wenn die Zahl 0 irrational ist, so ist ihr Kettenbruch unendlich und somit können wir

schreiben (vgl. Perron 1954, S.31): ,...],,[ 2100 bbb .

Beweis

Zunächst betrachten wir die Entwicklung der Nenner der Näherungsbrüche. Diese

Nenner vB sind ganzzahlig und werden mit der aus dem Kapitel 4.1 bekannten Formel

21 vvvv BBbB entwickelt. Wenn der Index v größer wird, so wachsen auch die

Werte für vB , also gilt (4.2): ...1 3210 BBBB .

Der unendliche Kettenbruch ,...],,[ 2100 bbb kann auch mithilfe des Abschnitts v so

dargestellt werden: ],,...,,[ 12100 vvbbbb , wobei ,...],[ 1 vvv bb ist.

Es gilt laut (4.4) außerdem:

21

21

0

vvv

vvv

BB

AA

.

Nun bilden wir die Differenz von der irrationalen Zahl 0 und dem Nährungsbruch

11 / vv BA und erhalten:

)(

)()(

211

211211

1

1

21

21

1

1

0

vvvv

vvvvvvvv

v

v

vvv

vvv

v

v

BBB

BBAAAB

B

A

BB

AA

B

A

.)( 211

2121

vvvv

vvvv

BBB

BAAB

Die Differenz im Zähler ist nach dem Satz 4.3.1 entweder 1 oder -1 und somit erhalten

wir:

(4.5)

Die Nenner wachsen mit zunehmenden Index v über alle Grenzen, also gilt:

1

1

0 limv

v

v B

A ,

was nach (4.1) gerade die Definition für einen unendlichen, konvergenten Kettenbruch

ist.

.)(

)1(

211

1

1

1

0

vvvv

v

v

v

BBBB

A

28

4.4.2 Satz

Jeder unendliche Kettenbruch ,...],,[ 210 bbb konvergiert gegen eine irrationale Zahl 0

(vgl. Perron 1954, S.32/33).

Beweis

Dieser Beweis gliedert sich in mehrere Teilbeweise (vgl. Bundschuh 1998, S.225).

Als Erstes ist zu zeigen, dass jeder unendliche Kettenbruch konvergiert, also einen

Grenzwert besitzt. Dieses lässt sich mit dem Monotonie–Kriterium zeigen, welches

besagt, dass eine Folge konvergiert, wenn sie sowohl monoton wachsend als auch

nach oben beschränkt ist. Entsprechend gilt, dass eine Folge konvergiert, wenn sie

monoton fallend und nach unten beschränkt ist (vgl. Heuser 2003, S.155).

Laut dem Satz 4.3.3 ist bekannt, dass die Folge nn BA 22 / der Näherungsbrüche

monoton wachsend ist. Zudem ist der Näherungsbruch 1212 / nn BA eine obere

Schranke, weshalb nn BA 22 / das Monotoniekriterium erfüllt und dementsprechend

gegen den Grenzwert 0 konvergiert. Ebenso kann die Konvergenz der Folge

1212 / nn BA gezeigt werden. Ebenso ist 1212 / nn BA nach dem Satz 4.3.3

monoton fallend und der Näherungsbruch nn BA 22 / eine untere Schranke. Somit

konvergiert auch die Folge 1212 / nn BA gegen den Grenzwert '

0 . Zweitens ist zu

zeigen, dass beide Folgen gegen denselben Grenzwert konvergieren.

Wegen dem ersten Beweisteil gilt:

'

0 0 00

'

0 .

Außerdem erhalten wir durch Abschätzung diese Ungleichung:

nn

n

n

n

n

n

BBB

A

B

A

212

22

2

2

12

12

0

'

0

)1(

.

Insgesamt haben wir somit folgende Ungleichungskette:

nn

n

n

n

n

n

BBB

A

B

A

212

22

2

2

12

12

0

'

0

)1(0

.

Die Differenz 0

'

0 ist somit auf der linken Seite durch die 0 nach unten und durch

die Nullfolge nn

n

BB 212

22)1(

nach oben eingeschachtelt. Nach dem Einschachtelungssatz

(vgl. Heuser 2003, S.152) konvergiert auch die Differenz 0

'

0 gegen 0 und deshalb

folgt: 0

'

0 .

29

Damit ist gezeigt, dass es nur einen Grenzwert 0 gibt. Schließlich bleibt noch zu

zeigen, dass der Grenzwert 0 irrational ist. Dieses lässt sich mit einem indirekten

Beweis zeigen, indem angenommen wird, dass 0 rational, also qp /0 ist und

diese Annahme zum Widerspruch geführt wird. Es gilt:

v

v

v

v

v

v

B

A

B

A

B

A

1

1

0 .

Mit unserer Annahme q

p0 erhalten wir:

v

v

v

v

v

v

B

A

B

A

B

A

q

p

1

1 .

Aus dem Satz 4.3.2 folgt:

vv

v

v

v

v

v

BBB

A

B

A

1

2

1

1 )1(

.

Aus

vv

v

BqB

A

q

p

1

folgt schließlich:

vBq

1

v

v

v

v

v

v

B

A

B

A

B

A

q

p

1

1

vvvv

v

BBBB 11

2 1)1(

.

Entscheidend ist die Ungleichung

vBq

1

vv BB 1

1

,

welche so interpretiert werden kann, dass bei festem q der Faktor 1vB im Nenner des

rechten Bruches immer kleiner als q bleibt. Dies stellt aber ist einen Widerspruch zu

der Tatsache dar, dass die Folge vB unbeschränkt wächst. Konsequenterweise

muss die Annahme verworfen werden, weshalb die Behauptung, dass 0 irrational ist,

korrekt ist.

Fazit: Jeder unendliche Kettenbruch ,...],,[ 210 bbb konvergiert gegen eine irrationale

Zahl 0 .

30

4.5 Approximation mit Näherungsbrüchen

Nachdem wir in Kapitel 4.3 die Eigenschaften von Näherungsbrüchen kennen gelernt

haben, ist es nun möglich, irrationale Zahlen mit Näherungsbrüchen zu approximieren.

Der folgende Satz hilft uns, Aussagen über die Güte der Approximation mit

Näherungsbrüchen zu treffen (vgl. Perron 1954, S.37). Danach wollen wir eine

Definition für „beste Näherung“ einführen und zeigen, dass ein Näherungsbruch auch

wirklich immer eine „beste Näherung“ an eine Zahl 0 darstellt.

4.5.1 Satz

Die Näherungsbrüche einer Zahl 0 approximieren den wahren Wert

0 mit einer

solchen Genauigkeit, dass der Fehler kleiner ist als der reziproke Wert vom Quadrat

des Näherungsnenners (vgl. Perron 1954, S.37). Es gilt für ( v ℕ):

2

11

1

0

1

vv

v

BB

A .

Für die Approximation von mit dem Näherungsbruch 113/355 bedeutet das

beispielsweise:

12769

1

²113

1

113

355 .

Die Abweichung des Näherungsbruches 113/355 von der Zahl beträgt also weniger

als ²113/1 .

Beweis

Um diesen Satz zu beweisen, greifen wir auf die Formel (4.5) zurück, welche wir

folgendermaßen umformen können:

)(

1

2111

1

0

vvvvv

v

BBBB

A

.

Diese Gleichheit gilt nur, wenn vb der letzte Teilnenner ist, also wenn:

21 vvvv BBB . Aus der Ungleichungskette (4.2) folgt weiterhin, dass die Nenner

der Näherungsbrüche vB mit wachsendem Index v größer werden. Daher gilt

vv BB 1 und somit auch

2

1111

1

0

11

vvvv

v

BBBB

A

aus der Tatsache, dass durch Austausch von vB und 1vB der Nenner kleiner und

damit der Wert des Bruches größer gemacht wurde.

31

.1 vv BNBMQ

Der Satz 4.5.1 zeigt uns, dass ein Näherungsbruch eine „gute Näherung“ an eine Zahl

0 liefert. Aber ist das auch die wirklich „beste Näherung“? Die in diesem

Zusammenhang wichtigste Aussage macht das Gesetz der besten Näherung.

4.5.2 Das Gesetz der besten Näherung

Jetzt wollen wir zeigen, dass ein Näherungsbruch vv BA / tatsächlich die beste

Approximation an eine irrationale Zahl 0 liefert (vgl. Perron 1954, S.44/45). Das heißt,

dass wir ein Kriterium für „beste Näherung“ brauchen. Dazu beweisen wir zunächst

den folgenden Satz, um dann eine Definition für „beste Näherung“ daran

anzuschließen.

4.5.2.1 Satz

Sei vv BA / (mit 1);( vv BAggT und 1v ) der Näherungsbruch v-ter Ordnung von

der irrationalen Zahl0 , so gilt für jeden Bruch

vv BAQP // mit vBQ 0 und

QP, ℤ:

PQAB vv 00 .

Beweis

Wir beweisen (vgl. Perron 1954, S.45) das Gesetz der besten Näherung allgemein und

behaupten, dass

PQABAB vvvv 01010 gilt.

Da wir den Ausdruck PQ 0 abschätzen müssen, überlegen wir zunächst welcher

Zusammenhang zwischen vAP, und

1vA besteht: vAP, und

1vA sind ganzzahlig und

so kann P auf folgende Weise als Linearkombination ausgedrückt werden:

1 vv ANAMP . Derselbe Zusammenhang besteht zwischen vBQ, und 1vB :

.1 vv BNBMQ Zunächst stellen wir ein lineares Gleichungssystem mit den

Gleichungen

1 vv ANAMP

(4.6)

auf und überprüfen, ob N und M ganze Zahlen sind:

1

1

vv

vv

BNBMQ

ANAMP

vvvvv

vvvvv

ABNABMAQ

BANBAMBP

1

1

32

ABNABMAQ

ABNABMBANBAMAQBP

vvvv

vvvvvvvvv

1

11

ABNABMAQ

NABNBAAQBP

vvvv

vvvvvv

1

11

MABNABAQ

ABBANAQBP

vvvvv

vvvvvv

1

11 )(

ABNABMAQ

NAQBP

vvvv

v

vv

1

1)1(

)()1( 1

vv

v AQBPN .

Laut der Voraussetzung sind die Zahlen QPBA vv ,,, allesamt ganzzahlig und daher

gilt dieses auch für den Term )()1( 1

vv

v AQBP und somit für N .

Durch analoges Vorgehen erhält man:

)()1( 11

1

vv

v BPAQM .

Wir ziehen als Zwischenfazit 1: Wir können die ganzen Zahlen NM , also wie folgt

ausdrücken:

)()1( 1

vv

v AQBPN

)()1( 11

1

vv

v BPAQM

und wir können folgern, dass NM , ganzzahlig sind.

Ein Blick auf unser Ziel:

Die Ungleichung

vv ABPQ 00

soll gezeigt werden.

Wir gehen von der linken Seite aus und setzen die Gleichungen (4.6) ein:

)()( 1010 vvvv ANAMBNBMPQ

)()(

)()(

0101

*

0101

0101

1001

vvvv

vvvv

vvvv

vvvv

ABMABN

ABMABN

MAMBNANB

MANAMBNB

)( 101 vv ABN

.0101 vvvv ABAB

33

Die Gleichheit (*) der Terme

)()()()( 01010101 vvvvvvvv ABMABNABMABN

muss noch gezeigt werden. Dieses wäre gegeben, wenn )( 101 vv ABN und

)( 0 vv ABM dasselbe Vorzeichen haben. Aus dem Zwischenfazit 1 können wir

folgern: N muss von Null verschieden sein, denn sonst würde gelten:

vv AQBP ,

laut der obigen Voraussetzung gilt auch, dass vv BAQP // .

Aus vv AQBP folgt aber gerade, dass

v

v

B

A

Q

P

und das ist ein Widerspruch zur Voraussetzung. Also muss N in jedem Fall von 0

verschieden sein. Wir führen nun eine Fallunterscheidung für M durch.

1. Fall:

Sei 0M , dann gilt für die Gleichungen (4.6):

NAP v 1 sowie NBQ v 1

.

Dann können wir zeigen:

1011011010 vvvvvv ABABNNANBPQ

vv AB 0 .

Somit wäre die Behauptung für den einfachen Fall 0M schon gezeigt.

Nun wollen wir dies auch für 0M zeigen und nehmen nun an, dass M und N

unterschiedliche Vorzeichen haben.

2. Fall:

Sei 0M , dann gilt :

vvvv BMQBNBNBMQ 11 .

Laut Voraussetzung gilt: 1Q und 11 QBB vv und 0M .

Daraus können wir folgende Ungleichungen ableiten:

0 vBM und 0 vBMQ .

Aus vv BMQBN 1 und 0 vBMQ folgt, dass: 01 vBN und

schlussendlich

0N ,

weil .01 vB

34

3. Fall:

Sei 0M , dann gilt:

vvvv BMQBNBNBMQ 11.

Laut Voraussetzung gilt: 1Q und 11 QBB vv und 0M .

Daraus können wir nun ableiten, dass das Produkt vBM positiv ist, also

.0 vBM

Es folgt aber auch, dass

0 vBMQ ,

denn: QBv und da M eine ganze Zahl und in diesem Fall ( 0M ) sogar eine

natürliche Zahl ist, gilt:

0 vv BMQQBM ,

damit 01 NBv gilt, muss

0N

sein, denn: 01 vB .

Wir halten unser Zwischenfazit 2 fest:

Wenn 0M , dann: 0N . Außerdem: wenn 0M , dann: 0N .

Gemäß dem Satz 4.3.2 ist bekannt, dass 0 von den Näherungsbrüchen, wie folgt

eingeschachtelt wird:

1

1

0

v

v

v

v

B

A

B

A (wenn v gerade ist) und

v

v

v

v

B

A

B

A

0

1

1 (wenn v ungerade ist).

Durch Umformung erhalten wir für den geraden Index v die Ungleichungen:

1010 vv AB und 00 vv AB .

Wenn der Index v aber ungerade ist, so gelten die Ungleichungen:

1010 vv AB und 00 vv AB .

N und M haben unterschiedliche Vorzeichen (siehe Zwischenfazit 2), deshalb

müssen die Terme

)( 101 vv ABN und )( 0 vv ABM

dasselbe Vorzeichen besitzen. Dieses können wir zeigen, indem wir die zwei

möglichen Fälle für den Index v untersuchen:

1. Fall: Wir nehmen zunächst an, dass der Index v gerade ist, dann gilt:

0)( 101 vv AB und 0)( 0 vv AB .

Sei nun 0N und 0M , dann :

0)( 101 vv ABN und 0)( 0 vv ABM .

35

Sei 0N und 0M , dann :

0)( 101 vv ABN und 0)( 0 vv ABM .

2. Fall: Nun betrachten wir den Fall, dass v ungerade ist.

Dann gelten die Ungleichungen

0)( 101 vv AB sowie 0)( 0 vv AB .

Sei nun 0N und 0M , dann :

0)( 101 vv ABN und 0)( 0 vv ABM .

Sei 0N und 0M , dann :

0)( 101 vv ABN und 0)( 0 vv ABM .

Zwischenfazit 3: Die Terme

)( 101 vv ABN und )( 0 vv ABM

haben dasselbe Vorzeichen, daraus folgern wir:

.)()()()( 01010101 vvvvvvvv ABMABNABMABN

Noch einmal der Blick auf unser Ziel:

vv ABPQ 00

soll gezeigt werden, also:

)()( 1010 MANAMBNBPQ vvvv

)()(

)()(

0101

0101

0101

1001

vvvv

vvvv

vvvv

vvvv

ABMABN

ABMABN

MAMBNANB

MANAMBNB

)( 101 vv ABN

.0101 vvvv ABAB

Fazit:

(4.7)

Das bedeutet: Wenn der Bruch vv BA / mit 0B ein Näherungsbruch (mindestens

erster Ordnung von 0 ) ist, so gibt es keinen Bruch QP / (mit vv BA / QP / ), für den

PQAB vv 00 und zugleich vBQ 0 wäre (vgl. Perron 1954, S.45).

Nun soll an diesem Satz unsere Definition für die „beste Näherung“ geknüpft werden.

.00 PQAB vv

36

4.5.2.2 Definition

Ein Bruch BA / mit 0B heißt eine „beste Näherung“ von0 , wenn jeder andere

Bruch, der näher oder ebenso nahe an 0 liegt wie BA / einen größeren Nenner hat

(vgl. Perron 1954, S.46). Mithilfe der Ungleichung (4.7) können wir sogar beweisen,

dass die Näherungsbrüche von 0 ab 1v „beste Näherungen“ sind und für

vBQ 0 folgendes gilt:

Q

P

B

A

v

v 00 .

Beweis:

Den Beweis führen wir per Widerspruch. Unsere Voraussetzung dafür ist die in

(4.5.2.1) bewiesene Ungleichung

PQAB vv 00 (für vBQ 0 ).

Wir wollen zeigen, dass folgendes gilt:

Q

P

B

A

v

v 00 für vBQ 0 .

Wir nehmen nun an, dass

Q

P

B

A

v

v 00

gelte und führen diese Annahme zum Widerspruch:

PQQ

PQ

Q

PB

B

ABAB v

v

vvvv 00000 .

Dementsprechend gilt die Ungleichung

PQAB vv 00 ,

was aber im Widerspruch zur Voraussetzung steht und aufgrund dessen die

Behauptung gilt.

Was heißt das für ? Dieses soll zunächst am Beispiel des Näherungsbruch 106/333

verdeutlicht werden: Es gibt keinen Bruch (unabhängig davon, wie der Zähler gewählt

wird) mit kleinerem Nenner als 106, der näher an liegt als die Näherung 106/333 .

Wir halten als Fazit fest: Die Näherungsbrüche, die wir mithilfe der Rekursionsformeln

aus Kapitel 4.2 berechnet haben, sind „beste Näherungen“ für . Laut dem Gesetz der

besten Näherung lässt sich keiner dieser Näherungswerte verbessern, indem man

(unabhängig vom Zähler) einen beliebigen Bruch mit kleinerem Nenner nimmt. Jeder

Näherungsbruch (reduzierter Kettenbruch) ist ein besserer Bruch für . Gibt es aber

37

vielleicht auch noch andere Brüche, die der Definition der „besten Näherung“ genügen

aber keine reduzierten Kettenbrüche sind? Dieses soll im folgenden Kapitel untersucht

werden. Dafür müssen wir nun Brüche, die wir Nebennäherungsbrüche nennen,

betrachten.

4.6 Approximation mit Nebennäherungsbrüchen

4.6.1 Nebennäherungsbrüche Zur Erinnerung: Den reduzierten Kettenbruch

v

vvv

B

Abbbb ],...,,;[ 210

haben wir in Kapitel 4.1 als v-ten Näherungsbruch von bezeichnet. Um diese Art von

Näherung mit den Nebennährungsbrüchen abzugrenzen, wollen wir unsere aus Kapitel

4.2 bekannten Näherungsbrüche nun „Hauptnäherungsbrüche“ nennen.

4.6.1.1 Definition

Als Nebennäherungsbruch definieren wir die Ausdrücke (vgl. Perron 1954, S.47):

21

21

21

21

21

21

)1(

)1(,....,

2

2,

vvv

vvv

vv

vv

vv

vv

BBb

AAb

BB

AA

BB

AA (für )1v .

Allgemein nennen wir einen Ausdruck der Form (für )1v

(4.8)

mit dem Parameter c einen Nebennäherungsbruch. Für c gilt laut unserer Definition:

11 vbc und c ℕ.

Diese Brüche liegen alle zwischen

21

21

0

0

vv

vv

BB

AA und

21

21

vvv

vvv

BBb

AAb

oder anders gesagt zwischen den beiden Hauptnäherungsbrüchen

2

2

v

v

B

Aund

v

v

B

A.

Laut dem Satz 4.3.3 gilt die Ungleichungskette

1

1

3

3

5

5

12

12

0

2

2

4

4

2

2

0

0 ......B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

B

A

v

v

v

v

.

21

21

vv

vv

BBc

AAc

38

Unter der Annahme, dass der Index v gerade ist, erhalten wir mit der Formel (4.8) alle

Näherungen, die kleiner sind als 0 . Für die Brüche mit ungeradem Index v kann man

feststellen, dass sie allesamt größer als 0 sind (vgl. Perron 1954, S.48).

Wir erhalten also zwei Serien von Näherungsbrüchen. Zum einen die Serie:

,...,...,1

1,,...,

1

1,

4

4

234

234

23

23

2

2

012

012

01

01

0

0

B

A

BBb

AAb

BB

AA

B

A

BBb

AAb

BB

AA

B

A

(4.9)

in der alle Näherungsbrüche zwischen zwei Hauptnäherungsbrüchen mit geradem

Index v aufgeführt sind. Entsprechend erhalten wir zum anderen die Serie:

,...,...,1

1,,...,

1

1

3

3

123

123

12

12

1

1

101

101

10

10

B

A

BBb

AAb

BB

AA

B

A

BBb

AAb

BB

AA

(4.10)

in der alle Näherungsbrüche zwischen zwei Hauptnäherungsbrüchen mit ungeradem

Index v aufgelistet sind. Nützlich für die weiteren Beweise erweist sich die Tatsache,

dass eine der beiden Näherungen

1

1

v

v

B

A und

21

21

vv

vv

BBc

AAc

(für vbc 0 ) der Serie (4.9) und die andere der Serie (4.10) angehört.

Nehmen wir nämlich an, dass der Index v gerade ist, so ist 11 / vv BA in der Serie

(4.10) und )/()( 2121 vvvv BcBAcA in der Serie (4.9) enthalten. Wenn v ungerade

ist, so ist es genau umgekehrt. Daher können wir als (4.11) festhalten, dass

1

1

0

v

v

B

A und

21

21

0

vv

vv

BBc

AAc

unterschiedliche Vorzeichen haben, da sie auf verschiedenen Seiten von 0 liegen.

Zunächst einmal prüfen wir, welche Nebennäherungsbrüche wir für die Zahl

erhalten. Die ersten fünf Hauptnäherungsbrüche für sind:

.33102

103993,

113

355,

106

333,

7

22,

1

3

Die Nebennäherungsbrüche zwischen den Hauptnäherungsbrüchen

1/3 und 7/22 lassen sich mit dem Ausdruck (4.8) wie folgt berechnen (vgl. Perron

1954, S.52):

c

c

c

c

BBc

AAc

vv

vv 13

01

13

21

21

, wobei für c gilt: 61 c .

Dabei kann, wie man in der Ungleichung sieht, c maximal so groß sein, wie der um 1

verminderte, entsprechende Teilnenner .vb

Für 6c ergibt sich beispielsweise der Nebennäherungsbruch

39

6

19

6

163

,

für 5c erhält man

5

16

5

153

als Nebennäherungsbruch.

Durch weitere Rechnungen erhalten wir die Nebennäherungsbrüche:

1

4,

2

7,

3

10,

4

13.

Für diese Brüche gilt:

1

3

1

4

2

7

3

10

4

13

5

16

6

19

7

22 .

Analog lassen sich auch die Nebennäherungsbrüche zwischen den

Hauptnäherungsbrüchen 7/22 und 106/333 berechnen. Da 2b =15, erhalten wir jetzt

sogar 14 Nebennäherungsbrüche:

.8

25,

15

47,

22

69,

29

91,

36

113,

43

135,

50

157,

57

179,

64

201,

71

223,

78

245,

85

267,

92

289,

99

311

Wir müssen uns nun allerdings die Frage stellen, ob auch wirklich alle davon „beste

Näherungen“ sind. Um das zu klären, betrachten wir nochmals die Definition 4.5.2.2:

Ein Bruch BA / mit positivem Nenner heißt eine „beste Näherung von 0 “, wenn jeder

andere Bruch, der näher oder ebenso nahe an 0 liegt wie BA / einen größeren

Nenner hat (vgl. Perron 1954, S.46). Die folgende Tabelle ( auch siehe nächste Seite)

zeigt die Abweichungen der Nebennäherungsbrüche zwischen 7/22 und .1/3

c Nebennäherungsbruch

N

M

Abweichung

N

Mv

1

6

19

0,025074013

2

5

16

0,058407346

3

4

13

0,108407346

4

3

10

0,191740679

40

5

2

7

0,358407346

6

1

4

0,858407346

Tabelle 2: Nebennährungsbrüche zwischen 22/7 und 3/1

(Quelle: Eigene Darstellung)

Gerade bei den letzten drei Nebennäherungsbrüchen 1/4 , 2/7 und 3/10 fällt eine

große Abweichung von auf. Sind diese Brüche dennoch „beste Näherungen“ im

Sinne der obigen Definition 4.5.2.2? Wir überprüfen, ob der Bruch 3/10 eine „beste

Näherung“ für ist. Die Abweichung von beträgt absolut gesehen ungefähr

.19174,0 Sollten wir nun einen Bruch angeben können, der einen kleineren Nenner als

3 hat und näher an liegt, so kann 3/10 keine „beste Näherung“ für sein. Der

Hauptnäherungsbruch 1/3 hat einen kleineren Nenner als der Bruch 3/10 und weicht

von betragsmäßig nur um ca. 0,14159 ab. Somit ist 3/10 als „beste Näherung“ für

auszuschließen. Nun wollen wir genauer untersuchen, welche

Nebennäherungsbrüche wirklich „beste Näherungen“ für sind. Wir vermuten, dass

dieses vom Parameter c abhängig ist. Um diese Untersuchung durchführen zu können,

müssen wir zunächst die Nebennäherungsbrüche von anderen Brüchen abgrenzen

und zeigen, dass ein Nebennäherungsbruch dann eine beste Näherung an eine Zahl

0 sein wird, wenn dieser näher an 0 liegt als der tev )1( Hauptnäherungsbruch.

Dieses soll dann auch unsere Definition sein, die uns angibt, wann ein

Nebennäherungsbruch eine „beste Näherung“ für 0 ist. Zuvor beweisen wir nun, dass

ein Nebennäherungsbruch eine „beste Näherung“ für 0 ist, wenn jeder andere Bruch

QP / , der näher oder ebenso nah an 0 liegt, einen größeren Nenner als unsere

Näherung hat. Dieses besagt der Satz 4.6.2 (vgl. Perron 1954, S.48):

4.6.2 Satz

Jeder andere Bruch QP / , der näher oder ebenso nah an 0 liegt wie ein

Näherungsbruch )/()( 2121 vvvv BcBAcA hat einen absolut größeren Nenner als

der Näherungsbruch (wobei QP / )/()( 2121 vvvv BcBAcA ).

Beweis

Es ist zu zeigen, dass aus

41

21

21

00

vv

vv

BcB

AcA

Q

P

die Ungleichung 21 vv BcBQ folgt.

Aus der Ungleichung

21

21

00

vv

vv

BcB

AcA

Q

P

können wir folgern, dass der Bruch QP / näher (oder genauso nah) an 0 liegt wie der

Nebennäherungsbruch )/()( 2121 vvvv BcBAcA . Wenn QP / aber nun näher

(oder genauso nah) an 0 liegt, so liegt QP / auch näher (oder genauso nah) an dem

Hauptnäherungsbruch 11 / vv BA als der Nebennäherungsbruch und deshalb gilt die

Ungleichung:

1

1

21

21

1

1

v

v

vv

vv

v

v

B

A

BcB

AcA

B

A

Q

P.

Wir beginnen mit der linken Seite der Ungleichung und erhalten:

Q

P

B

A

Q

P

B

A

B

A

Q

P

v

v

v

v

v

v

0

1

1

00

1

1

0

1

1 .

Nun schätzen wir diesen Ausdruck mithilfe der Dreiecksungleichung ab:

Q

P

B

A

Q

P

B

A

v

v

v

v

0

1

1

00

1

1

0 .

Laut der Voraussetzung liegt der Bruch QP / näher an 0 als die Näherung

)/()( 2121 vvvv BcBAcA und somit gilt:

Q

P

B

A

v

v

0

1

1

0

21

21

0

1

1

0

vv

vv

v

v

BcB

AcA

B

A .

Betrachten wir jetzt nur noch die rechte Seite der Ungleichung, also:

21

21

0

1

1

0

vv

vv

v

v

BcB

AcA

B

A .

Einer der beiden Summanden

1

10

v

v

B

A ,

21

21

0

vv

vv

BcB

AcA

ist negativ, der andere positiv, weil

1

1

v

v

B

A und

21

21

vv

vv

BcB

AcA

42

laut (4.11) auf verschiedenen Seiten von 0 liegen. Deshalb folgt:

21

21

0

1

1

0

21

21

0

1

1

0

vv

vv

v

v

vv

vv

v

v

BcB

AcA

B

A

BcB

AcA

B

A

.1

1

21

21

21

21

0

1

1

0

v

v

vv

vv

vv

vv

v

v

B

A

BcB

AcA

BcB

AcA

B

A

Lesen wir nun unsere gesamte Ungleichungskette von links nach rechts, so erhalten

wir:

1

1

21

21

1

1

v

v

vv

vv

v

v

B

A

BcB

AcA

B

A

Q

P.

Aufgrund von (4.11) gilt:

1

1

21

21

1

1

v

v

vv

vv

v

v

B

A

BcB

AcA

B

A

Q

P

)(

)()(

211

211211

vvv

vvvvvv

BcBB

BcBAAcAB

)( 211

2121

vvv

vvvv

BcBB

BAAB.

Der Zähler ist nach dem Satz (4.3.1) entweder 1 oder -1, während der Nenner in jedem

Fall positiv ist. Nun können die Betragsstriche entfernt werden und wir erhalten:

)(

1

2111

1

vvvv

v

BcBBB

A

Q

P.

Multiplikation beider Seiten mit dem Term 1vQB (wobei sowohl Q als auch

1vB nach

Definition positiv sind) ergibt:

21

11

vv

vvBcB

QQAPB .

Zu untersuchen bleibt der Ausdruck 11 vv QAPB . Die Zahlen 1,, vAQP und

1vB sind

ganzzahlig und somit muss gelten:

111 vv QAPB .

Wir erhalten die Ungleichungskette

21

111

vv

vvBcB

QQAPB

aus der wir dieses folgern können:

43

.121

vv BcB

Q

Somit ist 21 vv BcBQ . Hierbei muss allerdings ausgeschlossen werden, dass der

Bruch QP / gleich dem Hauptnäherungsbruch 11 / vv BA ist, denn sonst wäre

(4.12)

und damit könnte man den obigen Schluss 21 vv BcBQ nicht ziehen.

Fazit: Jeder andere Bruch QP / , der näher oder ebenso nah an 0 liegt wie ein

Näherungsbruch 2121 / vvvv BcBAcA hat einen absolut größeren Nenner als der

Näherungsbruch (wobei QP /2121 / vvvv BcBAcA ). Eine Ausnahme bildet

höchstens (siehe (4.12)) der Hauptnäherungsbruch11 / vv BA .

Aufgrund unserer Definition für eine „beste Näherung“ schließen wir hieraus, dass der

Nebennäherungsbruch 2121 / vvvv BcBAcA nur dann eine beste Näherung sein

wird, wenn er näher an 0 liegt als der Hauptnäherungsbruch

11 / vv BA .

Mithilfe von (4.11), was besagt, dass

1

1

0

v

v

B

A und

21

21

0

vv

vv

BBc

AAc

unterschiedliche Vorzeichen haben, können wir folgern, dass 11 / vv BA niemals

zwischen 0 und 2121 / vvvv BcBAcA liegen kann, denn 11 / vv BA und

2121 / vvvv BcBAcA liegen auf verschiedenen Seiten von 0 . Somit kann der Satz

4.6.2 sowohl auf Haupt-, als auch auf Nebennäherungsbrüche verallgemeinert werden

(vgl. Perron 1954, S.49).

4.6.3 Satz

Jeder Bruch, der zwischen 0 und einem Haupt- oder Nebennäherungsbruch liegt, hat

einen absolut größeren Nenner als dieser. Und auch die Umkehrung dieses Satzes gilt

(vgl. Perron 1954, S.49).

4.6.4 Satz

Wenn ein Bruch QP / mit 0Q von der Art ist, dass jeder zwischen 0 und QP /

fallende Bruch einen Nenner hat, der absolut größer als Q ist, dann ist QP / einem

Haupt- oder Nebennäherungsbruch gleich. Mithilfe der Sätze 4.6.2, 4.6.3 und 4.6.4

können wir nun untersuchen, welche Näherungen wirklich „beste Näherungen“ sind.

011 vv QAPB

44

Wir halten fest: Ein Nebennäherungsbruch der Form

21

21

vv

vv

BBc

AAc

ist dann und nur dann „beste Näherung“ an eine Zahl 0 sein wird, wenn gilt:

1

1

0

21

21

0

v

v

vv

vv

B

A

BBc

AAc .

Ausgehend von dieser Ungleichung isolieren wir c , da die Entscheidung „beste

Näherung“ oder nicht, nur vom Parameter c abhängig sein kann. Zunächst einmal

bilden wir sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite den Hauptnenner, damit

wir nur noch einen Bruch auf jeder Seite haben:

1

110

21

21210 )()(

v

vv

vv

vvvv

B

AB

BBc

AcABcB .

Aus 021 vv BBc und 01 vB folgt:

1

110

21

21210 )()(

v

vv

vv

vvvv

B

AB

BcB

AcABcB .

Den Zähler des linken Bruches multiplizieren wir aus und ordnen die Summanden

anders an:

1

110

21

212010

v

vv

vv

vvvv

B

AB

BcB

AcABcB

.)(

1

110

21

202110

1

110

21

202110

v

vv

vv

vvvv

v

vv

vv

vvvv

B

AB

BcB

ABABc

B

AB

BcB

ABcAcB

Aus der Formel (4.4)

101

202

vv

vvv

AB

AB

folgt durch Multiplikation des Terms 101 vv AB auf beiden Seiten:

)( 101202 vvvvv ABAB .

Dieses in die Ungleichung eingesetzt, ergibt:

.))((

)()(

1

110

21

101

1

110

21

101101

v

vv

vv

vvv

v

vv

vv

vvvvv

B

AB

BcB

ABc

B

AB

BcB

ABABc

45

Nun dividieren wir auf beiden Seiten durch den Term101 vv AB , wobei

0101 vv AB (weil ja 0 11 / vv BA ) und erhalten:

121

1)(

vvv

v

BBcB

c .

Um nun die Brüche zu beseitigen, multiplizieren wir mit dem Term 121 )( vvv BBcB ,

der in jedem Fall größer als 0 ist, da 21,, vv BBc allesamt positiv sind.

Somit erhalten wir die vereinfachte Ungleichung:

211 vvvv BcBBc .

Die Betragsstriche auf der linken Seite müssen noch beseitigt werden. Das können wir

aber erst machen, wenn die Zahl zwischen den Betragsstrichen positiv ist.

Es gilt, dass cbvv und somit ist der Term )( vc negativ. Wir nehmen die

Gegenzahl )( cv , die in jedem Fall positiv ist und lassen die Betragsstriche weg:

211)( vvvv BcBBc .

Die linke Seite ausmultipliziert und die Summanden, die ein c enthalten auf eine Seite

der Ungleichung gebracht und wir erhalten:

(4.13)

Für den Parameter c gilt: c ℕ und vbc 0 , wobei vb der tev Teilnenner des

Kettenbruchs ,...],,...,,;[ 1210 vv bbbbb ist. Nun machen wir eine Fallunterscheidung für

welche c diese Ungleichung erfüllt ist, denn dann liegt der Nebennäherungsbruch

näher an 0 als der Hauptnäherungsbruch

11 / vv BA und ist in diesem Fall eine „beste

Näherung“. Wir betrachten den Term c2 und führen eine Fallunterscheidung durch

(vgl. Perron 1954, S.51).

1. Fall: Die Ungleichung 211 2 vvvv BcBB ist erfüllt, wenn 12 vbc gilt. Dann

gilt nämlich:

vvvvvv BBbBcB 1121 )1(2

und somit die Ungleichung

211 2 vvvv BcBB .

Welche anderen Fälle können noch eintreten?

2. Fall: Wir betrachten: 12 vbc und setzen dies in (4.13) ein:

12121 )1(2 vvvvvvv BbBBbBcB .

Laut Kapitel 3.2 gilt:

.2 211 vvvv BcBB

46

vvb

und somit:

11 vvvv BBb .

Damit ist die Ungleichung (4.13) für den Fall 12 vbc nicht erfüllbar.

3. Fall: Im Sonderfall vbc 2 muss eine weitere Untersuchung geführt werden, denn

die Ungleichung (4.13) liefert uns für diesen Fall:

vvvvvv BBBbB 211

1

v

vv

B

B .

Dann müssen sowohl die linke als auch die rechte Seite in Kettenbrüche entwickelt

werden und man erhält die Ungleichung:

],,...,,[,...],,[ 12121 bbbbbbb vvvvv .

Sollte diese erfüllt sein, so ist ein Nebennäherungsbruch auch für den Fall vbc 2 eine

„beste Näherung“. Wir halten als Fazit den folgenden Satz fest:

4.6.5 Satz

Der Nebennäherungsbruch

21

21

vv

vv

BBc

AAc

ist dann und nur dann „beste Näherung“ an eine Zahl 0 , wenn gilt: vbc 2 . Im Fall

vbc 2 muss eine weitere Unterscheidung gemacht werden. Im Fall vbc 2 liegt nie

eine „beste Näherung“ an die Zahl 0 vor.

4.6.6 Die „besten Näherungen“ für π

Mithilfe dieses Satzes können wir nun endgültig sämtliche Brüche für bestimmen,

die „beste Näherungen“ sind.

Die aus dem Kapitel 4.2 bekannten Hauptnäherungsbrüche

,...33102

103993,

113

355,

106

333,

7

22,

1

3

sind nach dem Satz 4.5.2.1 „beste Näherungen“. Jetzt gilt es, die

Nebennäherungsbrüche zwischen den Hauptnäherungsbrüchen zu bestimmen.

Die zwischen 7/22 und 1/3 haben wir schon bestimmt, sie lauten:

.1

4,

2

7,

3

10,

4

13,

5

16,

6

19

47

Wir untersuchen, bei welchen dieser Brüche die geforderte Bedingung vbc 2 erfüllt

ist.

Bei 016

136

6

19

ist 6c und 71 b . Somit ist die Bedingung

vbc 2 erfüllt.

Bei 015

135

5

16

ist 5c und 71 b . Somit ist die Bedingung vbc 2 erfüllt.

Bei 014

134

4

13

ist 4c und 71 b . Somit ist die Bedingung

vbc 2 erfüllt.

Bei 013

133

3

10

ist 3c und 71 b . Somit ist die Bedingung vbc 2 nicht erfüllt.

Nur die Brüche

4

13,

5

16,

6

19

sind also „beste Näherungen“.

Analog findet man, dass von den zwischen 106/333 und 7/22 eingeschachtelten

Nebennäherungsbrüchen nur die Brüche

99

311,

92

289,

85

267,

78

245,

71

223,

64

201,

57

179

„beste Näherungen“ sind.

Zwischen den Hauptnäherungsbrüchen 113/355 und 106/333 gibt es keinen

Nebennäherungsbruch, da 13 b und man für 1c nur den Bruch 113/355 erhält.

Als Überblick nun folgende Brüche, die eine „beste Näherung“ für im Sinne der

Definition 4.5.2.2 sind:

,...16717

52518,

16604

52163,

113

355,

106

333,

99

311,

92

289,

85

267,

78

245,

71

223,

64

201,

57

179,

7

22,

6

19,

5

16,

4

13,

1

3 .

Diese halten wir auch als Fazit dieses Kapitels fest. Ebenfalls wollen wir vermerken,

dass viele dieser Näherungsbrüche schon weit vor der Kettenbruchtheorie bekannt

waren. So gab Archimedes schon die rationalen Näherungen 7/22 sowie 71/223 als

unterste beziehungsweise als oberste Schranke für an (vgl. Kapitel 1.4). Die

Näherungsbrüche 106/333 und 113/355 entdeckte Metius (vgl. Kapitel 1.5) und der

Wert 1/3 wurde schon in der Bibel genannt (vgl. Kapitel 1.3). Allgemein haben wir

festgestellt, dass sich die Zahl mithilfe von Näherungsbrüchen sehr gut

approximieren lässt. Dabei müssen wir zwischen Haupt- und Nebennäherungsbrüchen

unterscheiden. Die Hauptnäherungsbrüche sind immer eine „beste Näherung“ für .

Bei den Nebennäherungsbrüchen ist das vom Parameter c abhängig.

48

5 Besondere Kettenbrüche für π

Im dritten Kapitel haben wir die regelmäßige Kettenbruchentwicklung von kennen

gelernt und feststellen müssen, dass diese keinem Bildungsgesetz zugrunde liegt.

Allerdings konnten wir in Kapitel 4 feststellen, dass die reduzierten Kettenbrüche, bzw.

Näherungsbrüche gut approximieren. Nun soll der Schwerpunkt in diesem Kapitel

nicht mehr nur auf eine gute Approximation gelegt werden, sondern auf

bemerkenswerte Kettenbrüche, also auf Kettenbrüche, die ein Bildungsgesetz haben.

Der vermutlich bekannteste ist der von Lord Brouncker gefundene Kettenbruch für

/4 . Diesem werden wir uns ganz besonders in den Kapiteln 5.1.1, 5.1.2 und 5.1.3

widmen. Danach werden wir in 5.2 und 5.3 weitere Kettenbrüche mit Bildungsgesetz

kennen lernen, um dann abschließend im sechsten Kapitel zu unterscheiden, welche

dieser Kettenbrüche besonders gut approximieren und dieses mit dem

regelmäßigen Kettenbruch für vergleichen.

5.1 Der Kettenbruch von Lord William Brouncker

Als John Wallis seine Entdeckung gemacht hatte und die Formel

...66442

...553314

gefunden hatte (siehe Kapitel 2), schickte er seinem Gefährten Lord William Brouncker

einen Brief, in dem er ihm seine Entdeckungen mitteilte. William Brouncker (1620-

1684) war einer der „größten Mathematiker seiner Zeit“ (vgl. Stedall 2002, S.183). Er

war ein Zeitgenosse und Vertrauter von John Wallis, obwohl sie hinsichtlich ihrer

politischen und religiösen Einstellung unterschiedlicher nicht sein konnten (vgl. Stedall

2002, S.183). Brouncker studierte die Wallis- Formel, übersetzte sie in einen

Kettenbruch und erhielt folgende faszinierende Darstellung:

...2

²72

²52

²32

11

4

.

Wallis war derart erstaunt darüber, dass er sofort versuchte diese zu verifizieren. Doch

es sollte ihm nicht gelingen. Lord Brouncker selbst äußerte sich nicht zu seiner

Vorgehensweise und so muss vermutet und spekuliert werden, wie Brouncker auf

diesen Kettenbruch kam (vgl. Beckmann 1970, S.131).

In vielen Quellen (vgl. Khrushchev 2008, S.134 und Coolidge 1963, S.137) werden

Parallelen von Brounckers Kettenbruch und der Leibniz-Reihe angedeutet und so

49

wollen wir zunächst die Gemeinsamkeiten von Brounckers Kettenbruch und der

Leibniz-Reihe untersuchen.

5.1.1 Brounckers Kettenbruch und die Leibniz - Reihe

Wir betrachten zunächst die Entstehung der Leibniz – Reihe. Angeblich soll diese

schon 1410 dem indischen Mathematiker Madhava bekannt gewesen sein, ist dann

aber nicht bis in das Abendland überliefert worden (vgl. Delahaye 1999, S.88). So

entdeckte James Gregory 1673 die Reihe

0

12753

12

)1(...

7

1

5

1

3

1)arctan(

k

kk

k

xxxxxx ,

indem er den Flächeninhalt unter dem Graphen der Funktion

²1

1)(

xxg

betrachtete. Die arctan-Reihe von Gregory nimmt an der Stelle 1x den Wert 4

an:

412

1)1(...1

7

11

5

11

3

11)1arctan(

0

12753

k

kk

k .

Dieses hat Gregory allerdings nie explizit aufgeschrieben. Erst Leibniz berechnete den

Grenzwert der Reihe für 1x , weshalb diese Reihe nach ihm benannt wurde (vgl.

Delahaye 1999, S.88). Wir untersuchen nun zunächst die Konvergenten der Leibniz-

Reihe

...11

1

9

1

7

1

5

1

3

11

12

)1(

4 0

k

k

k

und des Kettenbruchs von Brouncker:

...2

²52

²32

11

4

und stellen diese in einer Tabelle gegenüber, wobei vL v( ℕ0)die ersten

Konvergenten der Leibniz-Reihe und vK ( v ℕ0) die entsprechenden Konvergenten

des Kettenbruchs von Brouncker sind.

50

v

v

vv

A

BL

v

vv

B

AK

0 1 1

1 3/2 2/3

2 15/13 13/15

3 105/76 76/105

4 945/789 789/945

5 10395/7734 7734/10395

Tabelle 3: die ersten sechs Konvergenten der Leibniz-Reihe

und des Kettenbruchs von Brouncker (Quelle: Eigene Darstellung)

Nun lässt sich folgende Vermutung aufstellen: die Konvergenten der Leibniz-Reihe

sind gerade die reziproken Konvergenten des Kettenbruchs. Der anschließende

Beweis von Euler zeigt, wie Brounckers Kettenbruch aus der arctan-Reihe hergeleitet

werden kann.

5.1.2 Der Beweis von Leonard Euler

Leonard Euler bewies im Jahr 1812, dass Brounckers Kettenbruch gegen /4

konvergiert und zeigte dabei die Parallelen von Brounckers Kettenbruch und der

Leibniz-Reihe auf (vgl. Coolidge 1963, S.137). Dabei nutzte er, dass man eine

unendliche, aber konvergente Reihe der Form

...3212110 c

in einen dazu äquivalenten Kettenbruch der Form

...11

1

1

43

3

2

2

10

c

transformieren kann (vgl. Perron 1957, S.17).

Euler verwendete die von Gregory entdeckte Reihe:

...7

1

5

1

3

1)arctan( 753 xxxxx

und wandelte sie gemäß der oben genannten Transformation in einen Kettenbruch um

und erhielt

51

...²57

²25²35

²9²3

²1

)arctan(

x

xx

xx

x

xx ,

indem er

x1 , 3

²2

x ,

5

²33

x ,…

setzte.

Von der Gregory-Reihe wusste Euler, dass sie an der Stelle 1x gegen 4/

konvergiert, dieses bewies er sogar mithilfe seiner „tollkühnen“ Analogien (siehe

Kapitel 2.1). Demnach folgerte er, dass auch der zur Reihe äquivalente Kettenbruch an

der Stelle 1x gegen 4/ konvergiert. Setzt man im Kettenbruch 1x , so erhalten

wir:

4

...2

252

92

11

1)1arctan(

.

Durch Kehrwertbildung erhalten wir Brounckers Kettenbruch:

4

...2

²52

²32

11

.

5.1.3 Brounckers Vorgehensweise

Im Folgenden soll beschrieben werden, wie Lord Brouncker seinen Kettenbruch aus

dem Wallis-Produkt abgeleitet haben könnte. Eine Erklärung dafür versuchte schon

John Wallis in seinem Werk „Arithmetica Infinitorum“ (1655) anzugeben. Im Kapitel mit

der treffenden Überschrift „Idem Aliter“ (frei übersetzt: „Dasselbe nur anders“) versucht

er Brounckers Vorgehensweise zu rekonstruieren (vgl. Stedall 2004, S.167). Diese

bezeichnen Kritiker (vgl. Stedall 2002, S.188) als „unwahrscheinlich“ und bezweifeln,

dass Brouncker so vorgegangen ist, wie es von Wallis beschrieben wurde. Was nun

folgt ist eine Vermutung, wie Brouncker vorgegangen sein könnte, um das Wallis-

Produkt in seinen Kettenbruch zu verwandeln (vgl. Stedall 2002, S.190).

Wir nehmen das Wallis – Produkt als Ausgangspunkt:

...88664422

...77553312

...8866442

...77553314

.

Brouncker könnte erkannt haben, dass im Zähler Produkte der Form

52

)²1()2()( ssbsb

1)²1(2²)2( sssss (5.3)

und im Nenner Produkte der Form

)²1()1)(1( sss

stehen (vgl. Stedall 2004, S.168). Dabei ist s ungerade und somit gilt: 12 ns (für

n ℕ ) . Dieses könnte ihn dazu veranlasst haben, die beiden ungeraden Faktoren (5.3)

so zu erhöhen, dass im Zähler auch das Quadrat einer geraden Zahl steht. Dieses

Muster könnte Brouncker gebraucht haben, um nachher die Äquivalenz seines

Kettenbruchs mit dem Wallis- Produkt zu zeigen. So könnte er den Faktor s zu

)(sb und den Faktor 2s zu )2( sb erhöht haben, sodass (vgl. Khrushchev 2008,

S.138):

. (5.4)

So hätte Brouncker sowohl im Zähler als auch im Nenner Quadrate gerader Zahlen

gehabt:

...)²11()²7()²3(

...)²9()²5()²1(

sss

sss.

Die Gleichung (5.4) eingesetzt, liefert den Ausdruck:

In diesem lassen sich fast alle Faktoren kürzen und so erhält man:

)(..)12()10(.)8()6()4()2(

...)10()8()6()4()2()(sb

sbsbsbsbsbsb

sbsbsbsbsbsb

.

Für 1s erhalten wir das Wallis-Produkt:

..)121()101(.)81()61()41()21(

...)101()81()61()41()21()1()1(

bbbbbb

bbbbbbb

..)13()11()9()7()5()3(

...)11()9()7()5()3()1()1(

bbbbbb

bbbbbbb .

und können nun folgern (da wir vorausgesetzt haben, dass das Wallis-Produkt gegen

/4 konvergiert), dass )1(b gegen /4 konvergiert. Was offen bleibt ist der

Ausdruck, der sich hinter )1(b verbirgt (vgl. Khrushchev 2008, S.139). Brouncker

könnte diesen schrittweise entwickelt haben (vgl. Stedall 2002, S.190).

Um Quadrate gerader Zahlen sowohl im Zähler als auch im Nenner des Wallis-

Produktes zu erhalten, müssen folgende Produkte gelten:

...)12()10(.)8()6()4()2(

...)10()8()6()4()2()(

sbsbsbsbsbsb

sbsbsbsbsbsb

53

²6)7()5( bb

²2)3()1( bb

²4)5()3( bb

(5.5)

²)1()1( ssbsb .

Um diese zu erhalten gehen wir von den Produkten

²231

(5.6)

²675

aus (vgl. Stedall 2002, S.190). Dabei betrachten wir nur die ersten drei Produkte, mit

den anderen kann analog verfahren werden. Wir müssen nun versuchen aus (5.6)

Produkte zu konstruieren, die zwei Ansprüchen genügen:

1.) sie müssen gegen eine gerade Quadratzahl konvergieren,

2.) sie müssen dem Muster (5.5) genügen, das heißt, dass der zweite Faktor des

ersten Produktes gleich dem ersten Faktor des zweiten Produktes, der zweite Faktor

des zweiten Produkts gleich dem ersten Faktor des dritten Produktes, usw.… ist.

Die Produkte (5.6) sind kleiner als die Quadrate. Wir können sie verbessern, indem wir

einen Faktor erhöhen, denn so machen wir gleichzeitig das Produkt größer:

²21333

11

(5.7)

²613577

15

.

Um allerdings das Muster (5.5) beizubehalten, müssen die Produkte (5.7) erneut

verändert werden. Eine Näherung die auch Brouncker bekannt gewesen sein dürfte,

ist: n

nn2

11² (vgl. Stedall 2002, S.190). Diese können wir als Grundlage für

unser Muster (5.5) nehmen. Wir wählen den Nenner des Bruches immer doppelt so

groß, wie sein ganzzahliger Anteil ist. Hält man sich daran, so ist die Existenz des

Musters immer gewährleistet. Angewandt auf die Produkte (5.7) sieht das so aus:

²453

²411555

13

54

²26

13

2

11

a

²614

17

10

15

c

²24

19

6

13

2

11

(5.8)

²649

1782

14

17

7

15

.

Nun genügen die Produkte (5.8) wieder dem Muster (5.5), allerdings ergeben sie

erneut nicht die exakten Quadrate, sie sind etwas größer. Aber wir sehen, dass sie sich

immer besser dem Wert des Quadrates annähern. Um die Produkte kleiner zu

machen, vergrößern wir den Nenner des Bruches im jeweils ersten Faktor mit

0,, cba und erhalten folgende Gleichungen (vgl. Stedall 2002, S.191):

(5.9)

.

Die Gleichungen nach cba ,, aufgelöst und wir erhalten:

9

9;

7

9;

5

9 cba .

Diese werden in (5.9) eingesetzt und daher werden die Faktoren zu einem

Kettenbruch:

²26

13

5

92

11

(5.10)

²614

17

9

910

15

.

²420

323

10

15

6

13

²410

15

6

13

b

²410

15

7

96

13

55

²213

47

15

47

13

15

6

96

13

2

92

11

²41635

26085

109

555

15

47

10

910

15

6

96

13

²6205

1449

109

555

14

914

17

10

910

15

²2

6

96

13

´2

92

11

a

²4

10

910

15

´6

96

13

b

²6

14

914

17

´10

910

15

c

Um nun das Muster (5.5) wieder zu erlangen, verändern wir die Produkte im Sinne

unserer Näherung n

nn2

11² und zwar so, dass im letzten Teilnenner

vb des

Kettenbruchs immer das Doppelte vom ganzzahligen Anteil 0b des gesamten Bruches

steht und so erhalten wir:

(5.11)

.

Erneut sind die Produkte etwas größer als die Quadrate und deshalb erhöhen wir

wieder jeweils die letzten Teilnenner des ersten Faktors mit 0´´,´, cba :

(5.12)

und erhalten als Werte für ´:´,´, cba

56

11

25´;

9

25´;

7

25´ cba .

Diese in (5.12) eingesetzt, liefern uns die Produkte:

²2

6

96

13

7

252

92

11

²4

10

910

15

9

256

96

13

²6

14

914

17

11

2510

910

15

.

Der nächste Schritt würde jetzt die Wiederherstellung des Musters (5.5) vorsehen.

Danach würden wieder die jeweils letzten Teilnenner um 0´´´´,´´, cba erhöht, um das

Produkt kleiner zu machen. Wendet man dieses Verfahren immer wieder an, so

gewinnen die einzelnen Faktoren/Kettenbrüche jedes Mal einen Teilnenner hinzu und

der Wert des Produktes nähert sich immer mehr dem Wert des Quadrates (vgl. Stedall

2002, S.192). Es ist also ein Prozess des ständigen Änderns und Rechnens. Der

Kettenbruch

...2

252

92

11)1(

b

ist dabei gerade der Kettenbruch von Brouncker, der gegen /4 konvergiert. An

dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei der oben

geschilderten Vorgehensweise Brounckers „nur“ um eine Vermutung handelt. Wenn er

aber wirklich so vorgegangen sein sollte, so hat Brouncker mehr gefunden als nur

„seinen“ Kettenbruch für /4 . Dann hat er auch die vielen weiteren Kettenbrüche, die

ebenfalls gegen oder gegen rationale Vielfache oder Kehrwerte von

konvergieren, gefunden. Denn aus den bekannten Produkten (5.5) folgt beispielsweise:

57

...6

256

96

13)3(

b

)3(²2)3(4

²2)3()1( bbbb .

Somit konvergiert der Kettenbruch

gegen . Auch die anderen Kettenbrüche ),...9(),7(),5( bbb konvergieren gegen

rationale Vielfache oder Kehrwerte von (vgl. Stedall 2002, S.194):

²6364

916

...14

914

17

...10

910

15)7()5(

bb

²8649

256

4

9

...18

918

19

...14

914

17)9()7(

bb

Diese sind auch schon im Werk „Arithmetica Infinitorum“ (1656) von John Wallis

aufgelistet (vgl. Stedall 2004, S.169). Mit seinem Kettenbruch

...50

2550

950

125)25(

b

soll Brouncker diese Einschachtelung gefunden haben (vgl. Khrushchev 2008, S.146):

.931415926536,3691415926535,3

Allgemein, so behauptet Khrushchev, soll Brouncker sogar diese Funktionalgleichung

entwickelt haben (vgl. Khrushchev 2008, S.144):

...)1(2

²5)1(2

²3)1(2

²1)1(

...)1(2

²5)1(2

²3)1(2

²1)1(²

ss

s

s

ss

s

ss. (5.13)

kurz: )1()1(² sbsbs

58

...7

²95

²43

²1

)arctan(

x

x

x

xx

.

....9

²47

²35

²23

²11

4

Für 2s liefert (5.13) die beiden Kettenbrüche für /4)1( b (linker Faktor) und für

)3(b (rechter Faktor). Ebenso kann man beispielsweise für 4s erneut den

Kettenbruch )3(b (dann: linker Faktor) und den Kettenbruch /16)5( b

entwickeln. Die Gleichung (5.13) ist laut Khrushchev in zweierlei Hinsicht bedeutsam

(vgl. Khrushchev 2008, S.11): Erstens erinnere sie an die dritte binomische Formel

und zweitens an die Funktionalgleichung der eulerschen

Gammafunktion )()1( xxx .

Auch die Interpretation des Wallis – Produkt ist mit Berücksichtigung der

Funktionsgleichung (5.13) eine andere. Es sieht dann, wie oben schon gezeigt, so aus

(vgl. Khrushchev 2008, S.11):

..)13()11()9()7()5()3(

...)11()9()7()5()3()1()1(

bbbbbb

bbbbbbb

Das Produkt besteht in dieser Form im Zähler und Nenner aus Kettenbrüchen, von

denen jeder gegen rationale Vielfache oder Kehrwerte von konvergiert und ist in

dieser Form sogar schon im „Arithmetica Infinitorum“ abgebildet (vgl. Stedall 2004,

S.169).

5.2 Der Kettenbruch von Lambert

Einen weiteren Kettenbruch für , der ein Bildungsgesetz hat, fand Johann Heinrich

Lambert (1728-1777) im Jahr 1770 (vgl. Bauer 2009, S.278).

Indem er die aus 5.1.1 bekannte arctan-Reihe

...7

1

5

1

3

1)arctan( 753 xxxxx

mithilfe eines euklidischen Teileralgorithmus in den Funktionskettenbruch

(5.14)

umformte, entdeckte er für 1x folgende Darstellung für /4 , nämlich (vgl. Bauer

2009, S.278):

(5.15)

59

...1

201

121

61

21

11

2

...113

²59

²473

²35

²233

²11

12

Lambert war es auch, der als erster einen Beweis der Irrationalität von mithilfe eines

Kettenbruchs darlegte (siehe Kapitel 7.3).

5.3 Andere Kettenbrüche mit Bildungsgesetz

Außer den Kettenbrüchen von Brouncker oder dem von Lambert gibt es noch andere

Kettenbrüche für , die ein Bildungsgesetz besitzen.

Leonard Euler fand im Jahr 1739 den Ausdruck (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.215):

.

(5.16)

Ungefähr 36 Jahre später gab er den Kettenbruch

(5.17)

an (vgl. Bauer 2009, S.279). Dieser lässt sich aus dem Funktionskettenbruch (5.14)

von Lambert ableiten, indem man dort 3/1x setzt. Außerdem ist dieser in der

Literatur bei Bauer und Haenel auch als Jungscher Kettenbruch (nach dem

tschechischen Mathematiker Vilém Jung) bekannt (vgl. Bauer 2009, S.279).

Im Jahr 1783 fand Leonard Euler dann noch die beiden folgenden Kettenbrüche:

...4

754

534

313

21

2

und

...8

758

538

317

21

4

. (5.18)

60

In diesem Kapitel haben wir nun einige Kettenbrüche mit einem Bildungsgesetz kennen

gelernt. Im anschließenden Kapitel sollen diese und der regelmäßige Kettenbruch von

im Bezug auf ihr Approximationsverhalten bewertet werden.

6 Konvergenz vs. Bildungsgesetz

Mithilfe der in Kapitel 5 aufgeführten Kettenbrüche können wir beliebig genau

approximieren. Es stellt sich nun die Frage nach der Güte der Approximation oder

genauer gesagt, wie viele Schritte man ausführen muss, um eine „gute“ Approximation

zu erhalten. Wünschenswert wäre eine Approximation bei der mit jedem Schritt, also

mit jedem hinzugenommenen Kettenbruchterm bzw. jedem weiteren Näherungsbruch

ungefähr eine genaue Nachkommastelle von dazu kommt. Ein solches

Konvergenzverhalten wird dann auch linear genannt (vgl. Bauer 2009, S.278).

Eine andere Art von Konvergenz wäre die logarithmische Konvergenz. Diese würde

bewirken, dass ungefähr mit 10 Schritten eine Nachkommastelle, mit 100 Schritten

zwei Nachkommastellen, mit 1000 Schritten drei Nachkommastellen, usw. gefunden

werden (vgl. Bauer&Haenel 2007, S.14). Dabei ist der Rechenaufwand im Vergleich

zum Ertrag sehr hoch.

Wir untersuchen die Kettenbrüche für auf ihr Konvergenzverhalten.

6.1 Der regelmäßige Kettenbruch für π

Die Näherungsbrüche des regelmäßigen, unendlichen Kettenbruchs

,...]1,292,1,15,7;3[ sind aus dem Kapitel 4 bekannt, ebenso die Abweichungen von

(siehe Kapitel 4.2, Tabelle 1). Nimmt man beispielsweise den Näherungsbruch

33102/103993 so stimmt dieser mit den ersten zehn Dezimalstellen von überein.

Die folgende Abbildung gibt Auskunft über das Konvergenzverhalten. Dabei ist auf der

x-Achse die Anzahl der Kettenbruchterme bzw. der Index des v-ten Näherungsbruches

angegeben. Auf der y-Achse ist der relative Fehler in Abhängigkeit von v aufgetragen.

61

Abbildung 4: Konvergenzverhalten des regelmäßigen Kettenbruchs 4

Der Graph ist annähernd eine Gerade, das heißt, dass das Konvergenzverhalten fast

linear ist. Mit jedem weiteren Kettenbruchterm erhält man ungefähr eine genaue Stelle

für hinzu. Besonders gute Näherungen ergeben sich, wenn der Kettenbruch vor

einem großen Teilnenner (wie zum Beispiel 2524 b ) abgebrochen wird. Dieses

haben wir bereits in Kapitel 4.2 festgestellt und lässt sich auch an den Sprüngen in der

Abbildung 4 erkennen.

Die Erklärung hierfür ist die Ungleichung

1

1/

vvvv

v

bBAB

A ,

die Friedrich L. Bauer hergeleitet hat (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.54). Der Term auf der

linken Seite gibt den relativen Fehler der Näherung an, mit dem Term auf der rechten

Seite kann dieser abgeschätzt werden. Daher ist der relative Fehler der Näherung

klein, wenn der Term

(6.1)

möglichst klein ist. Dieses ist genau dann der Fall, wenn der Nenner

von (6.1) groß und somit der Teilnenner 1vb des Kettenbruchs groß ist.

Der regelmäßige Kettenbruch konvergiert also „gut“. Er hat jedoch den Nachteil, dass

er über kein Bildungsgesetz verfügt und deshalb, so fordern Bauer und Haenel dürfte

dieser Kettenbruch gar nicht als „Kettenbruch von “ bezeichnet werden, weil er gar

nicht komplett bekannt ist (vgl. Bauer&Haenel 2007, S.11). Ein weiterer Nachteil ist,

dass man schon vorher kennen muss, um überhaupt diesen Kettenbruch aufstellen

zu können, denn ohne Kenntnis über die Dezimalstellen von kann der

Kettenbruchalgorithmus (siehe Kapitel 3.3) nicht angewendet werden.

4 vgl. Bauer, Historische Notizen zur Informatik, Seite 239.

1

1

vvv bBA

62

6.2 Der Kettenbruch von Brouncker

Nun zum Kettenbruch von Brouncker, der gegen /4 konvergiert: Dieser hat ein

Bildungsgesetz, aber konvergiert er ebenfalls linear? Die folgende Abbildung zeigt das

Konvergenzverhalten von Brounckers Kettenbruch:

Abbildung 5: Konvergenzverhalten von Brounckers Kettenbruch b(1) (Quelle: Eigene Darstellung)

Dieses Verhalten ist nicht linear. Der Kettenbruch von Brouncker konvergiert

logarithmisch und somit zu langsam, als dass man mit ihm viele Stellen von

ausrechnen könnte (vgl. Bauer 2009, S.318).

Der Kettenbruch konvergiert ähnlich langsam wie die Leibniz-Reihe, was nicht weiter

verwunderlich ist, da die Konvergenten des Kettenbruchs gerade die reziproken

Konvergenten der Leibniz - Reihe sind (siehe 5.1.1). Die weiteren Kettenbrüche von

Brouncker, wie zum Beispiel )3(b und )5(b (siehe Kapitel 5.1.3) konvergieren besser,

aber ebenfalls „nur“ logarithmisch wie folgende Abbildung für den Kettenbruch

)3(b zeigt:

63

Abbildung 6: Konvergenzverhalten von Brounckers Kettenbruch b(3)

(Quelle: Eigene Darstellung)

Die ersten zehn Kettenbruchterme liefern nur ungefähr drei genaue Dezimalstellen

für . Führt man weitere neunzig Schritte aus, so hat man zirka sechs genaue

Dezimalstellen für .

6.3 Der Kettenbruch von Lambert

Bleibt noch der Kettenbruch von Lambert. Dieser vereint beide Aspekte, sowohl das

„gute“ Approximationsverhalten, als auch die schöne Gestalt, denn er konvergiert linear

(siehe Abbildung 7) und hat ein Bildungsgesetz (vgl. Bauer 2009, S.273).

Abbildung 7: Konvergenzverhalten von Lamberts Kettenbruch

(Quelle: Darstellung aus Bauer 2009)

64

Mit den ersten zehn Kettenbruchtermen gewinnt man sieben genaue Stellen, mit den

ersten hundert 76 und mit den ersten tausend Kettenbruchtermen gewinnt man 7656

genaue Dezimalstellen für (vgl. Bauer 2009, S.278). Asymptotisch erhält man pro

Kettenbruchterm )83(log10 0,7656 Dezimalstellen für (vgl. Bauer 2009, S.278).

Verblüffend ist hier die Tatsache, dass der Lambertsche Kettenbruch ebenso wie

Brounckers Kettenbruch aus der arctan-Reihe (siehe Kapitel 5.1.1) abgeleitet wurde.

Dennoch ist das Konvergenzverhalten der beiden Kettenbrüche extrem

unterschiedlich. Bauer und Haenel erklären dieses mit der Transformation, die Lambert

durchführte (vgl. Bauer&Haenel 2007, S.17). Wie schon in 5.2 erwähnt, hat Lambert

einen euklidischen Teileralgorithmus, also eine Art „euklidischer Algorithmus“, benutzt,

um seinen Funktionskettenbruch (5.14) zu erhalten. Dieser Algorithmus bedient sich

ebenfalls der Wechselwegnahme, wobei die Teilbarkeit im Sinne der Polynomringe

benutzt wird und somit Polynomdivisionen durchgeführt werden. Diese

Vorgehensweise beschleunigt die Konvergenz des Kettenbruchs erheblich (vgl.

Bauer&Haenel 2007, S.17).

6.4 Der Kettenbruch von Jung

Dieser Kettenbruch ist, wie oben schon erwähnt, ein Sonderfall des Lambertschen

Kettenbruch. Wir erhalten ihn, indem wir in Lamberts Funktionskettenbruch (5.1.3)

3/1x setzen. Dieser Kettenbruch konvergiert ebenso wie der Lambertsche

Kettenbruch (5.15) linear und sogar noch schneller (vgl. Bauer 2009, S.279), wie die

Abbildung 8 zeigt:

Abbildung 8: Konvergenzverhalten des Jungschen Kettenbruchs

(Quelle: Eigene Darstellung)

65

Mit dem Jungschen Kettenbruch gewinnen wir 11 genaue Nachkommastellen nach den

ersten zehn Kettenbruchtermen und 113 genaue Nachkommastellen für nach den

ersten hundert Kettenbruchtermen. Ein Nachteil dieses Kettenbruchs ist allerdings

seine Gestalt, die auf der linken Seite der Gleichung zunächst als Faktor 12 enthält

und auch auf der rechten Seite kein so prägendes Bildungsgesetz (wegen den

Produkten in jedem zweiten Teilnenner) wie etwa der Lambertsche Kettenbruch (5.15)

aufweist (vgl. Bauer 2009, S.279). Die anderen drei Kettenbrüche (siehe (5.16) und

(5.18)), die Euler gefunden hatte, konvergieren ebenfalls „nur“ logarithmisch (vgl.

Bauer&Haenel 2007, S.15). Zusammenfassend kann man sagen, dass der

regelmäßige Kettenbruch von „gut“ konvergiert aber den Nachteil hat, kein

Bildungsgesetz zu haben. Der Kettenbruch von Brouncker hat ein solches, konvergiert

aber logarithmisch und damit nicht „gut“. Der Kettenbruch von Lambert vereinigt beide

Aspekte: er konvergiert linear und hat eine Gesetzmäßigkeit. Vor allem aber ermöglicht

dieser Kettenbruch auch ein effizientes Berechnen der Dezimalstellen von . Denn im

Gegensatz zum regelmäßigen Kettenbruch für braucht man die Zahl hier nicht zu

kennen. Der Jungsche Kettenbruch konvergiert ebenfalls linear, allerdings ist die

Gesetzmäßigkeit bei diesem nicht so offensichtlich. Noch besser als lineare

Konvergenz wäre beispielsweise die quadratische Konvergenz. Doch es ist bis jetzt

kein Kettenbruch für gefunden worden, der diesem Anspruch genügt (vgl. Bauer

2009, S.278/279). Ein Verfahren, welches quadratisch konvergiert, ist der AGM –

Algorithmus von Carl Friedrich Gauß, der im Kapitel 7.4 kurz vorgestellt wird.

7 Die Zahl π nach 1700

Von 1593 bis zum Jahr 1700 sind viele faszinierende und vor allem schöne Formeln für

gefunden worden. Vieta und Wallis (siehe Kapitel 2) entdeckten für ein

unendliches Produkt, Lord Brouncker einen unendlichen Kettenbruch (mit

Bildungsgesetz, siehe Kapitel 4) und Gregory und Leibniz unendliche Reihen (siehe

Kapitel 4) für .

Abschließend folgen jetzt weitere Erkenntnisse rund um ab 1700:

7.1 Unendliche Reihen

Eine berühmte unendliche Reihe, die Leibniz-Reihe haben wir bereits im Kapitel 5.1.1

kennen gelernt. Sir Isaac Newton (1642-1727), der Erfinder der Differentialrechnung,

66

stellte ausgehend vom binomischen Lehrsatz und der Entwicklung der arcsin-Funktion

die Formel

...

2

1

12

1

)2(...42

)12(...531...

³2

1

3

1

2

1

2

16

12 ppp

p

auf (vgl. Delahaye 1999, S.91).

Einen weiteren Meilenstein in der Berechnung von gelang dem Engländer John

Machin (1680-1752). Schon Gregory versuchte mithilfe arctan-Entwicklung zu

approximieren:

0

12753

12

)1(...

7

1

5

1

3

1)arctan(

k

kk

k

xxxxxx

(siehe Kapitel 4) für 1x erhält man die oben erwähnte Leibniz-Reihe.

Nun konvergiert diese schlecht, da nur eine Entwicklung des arctan in die Reihe

miteinfließt (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.185). Um die Konvergenz zu beschleunigen,

baute Machin eine Reihe, die aus zwei arctan-Entwicklungen bestand und erhielt die

Formel

239

1arctan

5

1arctan44 .

Jeden der beiden Ausdrücke berechnete er dann einzeln mithilfe der arctan-

Entwicklung von Gregory. Im Jahr 1706 berechnete Machin so 100 Stellen von (vgl.

Arndt&Haenel 2000, S.185). Diese Methode wurde von verschiedenen Mathematikern

immer weiter optimiert, so dass sie bis ins Jahr 1970 immer weiter Nutzung fand.

7.2 Leonard Euler

Leonard Euler, der als einer der bedeutendsten Mathematiker aller Zeiten gilt, machte

ebenfalls viele Entdeckungen rund um die Zahl .

Einige davon haben wir schon im Kapitel 2 kennen gelernt. Mit seinen „tollkühnen

Analogien“ (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.185) verifizierte er nicht nur das Wallis-Produkt

und die Leibniz-Reihe, sondern auch, dass die Reihe

...²3

1

²2

11

gegen 6/² konvergiert. Doch damit nicht genug, er stellte auch Reihen auf, die gegen

Potenzen von konvergierten, so zum Beispiel:

...³5

1

³3

1

³1

1

32

³

oder

67

...3

1

2

1

1

1

96 444

4

.

Bemerkenswert ist die Reihenentwicklung (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.215):

....3

1

2

1

1

1

2

!27

76977927

126262624

26

Außer diesen Reihen fand er im Jahr 1743 eine ganz besondere Formel, die als die

„Königin aller Formeln“ gilt (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.183):

zize iz sincos .

Setzt man für z die Zahl , so ergibt sich:

sincos ie i.

Die Kosinusfunktion hat an der Stelle den Extremwert -1, die Sinusfunktion eine

Nullstelle. Deshalb erhält man folgende Darstellung (die auch eulersche Identität

genannt wird):

1ie

oder auch

01 ie .

Diese letzte Darstellung vereinigt alle fünf wichtigen Konstanten der Mathematik.

7.3 Johann Heinrich Lambert & Ferdinand Lindemann

Johann Heinrich Lambert fand nicht nur einen gesetzmäßigen Kettenbruch, der gegen

konvergiert (siehe Kapitel 5.2), sondern er bewies auch als erster, dass irrational

ist. Und zwar mithilfe eines Kettenbruchs.

Dafür stellte er zunächst eine unendliche Kettenbruchentwicklung für )tan(x auf (vgl.

Arndt&Haenel 2000, S.185):

...7

²5

²3

²1

)tan(

x

x

x

xx .

Lambert zeigte zunächst, dass )tan(x für rationale Werte (außer der 0) von x irrational

ist. Seine Folgerung daraus war, dass x nicht rational sein kann, wenn )tan(x rational

ist. Somit ist die Zahl 4/ irrational, denn an der Stelle 4/ ist der Wert der

68

Tangensfunktion 1 und damit rational. Wenn 4/ irrational ist, so muss auch

irrational sein (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.185).

Ferdinand Lindemann bewies 1882 sogar, dass transzendent ist. Das heißt, dass

niemals Lösung einer algebraischen Gleichung sein kann. Dieses gelang ihm, in dem

er annahm, dass algebraisch sei und unter Benutzung der Eulerschen Identität

dieses zum Widerspruch führte. Somit war endgültig bewiesen, dass die Quadratur des

Kreises mit Zirkel und Lineal in endlich vielen Schritten nicht möglich ist (vgl. Delahaye

1999, S.202/203).

7.4 Carl Friedrich Gauß und der AGM-Algorithmus

Zur Berechnung von wünscht man sich vor allem einen Algorithmus, der in wenigen

Schritten möglichst viele Stellen liefert. Das ist bei Algorithmen, die linear konvergieren,

der Fall. Die Methode von Gauß aus dem Jahr 1806 konvergiert sogar quadratisch,

das heißt, dass sich mit jedem Berechnungsschritt die Anzahl der Stellen verdoppelt

(vgl. Bauer 2009, S.278). Die ersten neun Berechnungsschritte liefern

1,4,9,20,42,85,173,347 und 697 Stellen für (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.192). Der

Algorithmus beruht vor allem auf dem arithmetisch-geometrischen Mittel (kurz: AGM)

und ist rekursiv definiert. Dennoch ist er in Vergessenheit geraten und erst im Jahr

1976 entdeckten Eugene Salamin und Richard P. Brent den Algorithmus wieder (vgl.

Arndt&Haenel 2000, S.87). Die Brüder Peter und Jonathan Borwein entwickelten aus

diesem Algorithmus immer neuere und vor allem schnellere Algorithmen. So leiteten

sie im Jahr 1984 zunächst einen quadratisch konvergierenden (vgl. Borwein&Borwein

1987, S.46/47), dann drei Jahre später einen biquadratisch konvergierenden

Algorithmus her (vgl. Borwein&Borwein 1987, S.170). Es folgten noch weitere

Steigerungen, denn die Borweins entwickelten noch einen quintisch und einen

bikubisch konvergierenden Algorithmus (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.225).

Mithilfe dieser Algorithmen erzielte der Japaner Yasumasa Kanada 1999 einen

zwischenzeitlichen Weltrekord, denn ihm gelang es, 206.158.430.000 Dezimalziffern

von zu bestimmen (vgl. Bauer 2009, S.274).

7.5 Srinivasa Ramanujan

Der indische Mathematiker Srinivasa Ramanujan (1887-1920) fand viele „unglaubliche“

Formeln für , die später die Grundlage für weitere Weltrekorde zur Bestimmung von

Stellen von waren. So fand er beispielsweise:

69

1

044 396)!(

)263901103()!4(

8

9801

nnn

nn

oder auch

1

0 2

33

3 640320)!)(!3(

)54514013413591409()!6()1(12

k k

k

kk

kk .

Die erste Formel konvergiert extrem schnell. Jedes Glied dieser Reihe liefert ungefähr

acht genaue Nachkommastellen für (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.13).

Mit der Ramanujan-Reihe

kk

k k

kk

k

³)640320(

54514013413591409

)!3)³(!(

)!6()1(

³640320

121

0

berechneten die Brüder Chudnovsky im Jahr 1989 eine Milliarde Nachkommastellen

von (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.109).

Wie Ramanujan diese Ausdrücke gefunden hat, ist allerdings bis heute ein ungelöstes

Rätsel, denn er gab für seine Formel nie den Weg, seine Vorgehensweise oder gar

einen Beweis an (vgl. Delahaye 1999, S.143).

7.6 BBP-Methode

Ähnlich wie im 17. Jahrhundert die Bestimmung der Nachkommastellen von immer

größeren Umfang annahm (vgl. Kapitel 1.8), so wurden ab 1970 ständig neue und

immer bessere Algorithmen entwickelt, um möglichst genau zu approximieren.

Hierbei sind besonders die „ - Numeriker“ Jonathan und Peter Borwein, David Bailey

und Simon Plouffle zu nennen, die diese Entwicklung vorangetrieben haben. Dieser

Überblick soll mit der Vorstellung des von ihnen entwickelten BBP- Verfahren

(Borwein-Bailey-Plouffle – Verfahren) schließen:

0 68

1

58

1

48

2

18

4

16

1

nn nnnn

.

Diese Reihe ermöglicht es jede beliebige Stelle von im 16er System zu berechnen

ohne die vorherigen kennen zu müssen (vgl. Arndt&Haenel 2000, S.118).

Der letzte bekannte Weltrekord aus dem Jahr 2002 wurde vom Japaner Yasumasa

Kanada erzielt, in dem er unter Verwendung des verbesserten AGM-Algorithmus

1241100000000 Nachkommastellen für angab (vgl. Bauer&Haenel 2007, S.6).

70

8 Fazit

Wir haben in dieser Arbeit Kettenbrüche kennen gelernt, mit denen die Zahl beliebig

genau approximiert werden kann und dabei zunächst den regelmäßigen Kettenbruch

für kennen gelernt. Dieser konvergiert „gut“, denn er konvergiert fast linear, was

soviel heißt, dass wir mit ihm in x Rechenschritten auch ungefähr x genaue

Nachkommastellen für erhalten. Mit ihm können wir außerdem durch Abbrechen der

Kettenbruchentwicklung Näherungsbrüche (reduzierte Kettenbrüche) erzeugen, die

eine beste Näherung an sind. Zwischen diesen Näherungsbrüchen haben wir noch

die Nebennäherungsbrüche entdeckt, die zwischen den Näherungsbrüchen

eingeschachtelt sind. Es sind allerdings nicht alle Nebennäherungsbrüche beste

Näherungen. Bemerkenswert ist aber, dass viele der Näherungsbrüche, die der

Definition der besten Näherung genügen, schon Jahrhunderte vorher (entweder im

antiken Griechenland, in China oder auch im mittelalterlichen Europa) bekannt waren.

Als großen Nachteil des regelmäßigen Kettenbruchs für halten wir die fehlende

Gesetzmäßigkeit in der Kettenbruchentwicklung fest. Deshalb haben wir im Weiteren

auch Kettenbrüche mit Bildungsgesetz in der Kettenbruchentwicklung betrachtet. Hier

ist vor allem der Kettenbruch von Brouncker zu nennen. Diesen haben wir zunächst mit

der Leibniz-Reihe verglichen und eine Vermutung aufgestellt, wie Brouncker diesen

aus dem Wallis-Produkt hergeleitet hat. Wir haben feststellen müssen, dass sich alle

drei Darstellungen, sowohl das Wallis-Produkt, als auch Brounckers Kettenbruch und

die Leibniz-Reihe nicht zur effektiven Berechnung von eignen, denn sie

konvergieren allesamt logarithmisch. Abschließend haben wir den Kettenbruch von

Lambert kennen gelernt. Dieser vereinigt beide Aspekte: er hat eine Gesetzmäßigkeit

und konvergiert linear und ermöglicht deshalb auch ein effizientes Berechnen der

Dezimalstellen von . Als Sonderfall des Lambertschen Kettenbruch entdeckten wir

den Jungschen Kettenbruch. Dieser konvergiert ebenfalls linear und sogar schneller

als der von Lambert, allerdings ist die Gesetzmäßigkeit bei dem Jungschen

Kettenbruch nicht so offensichtlich. Für das effektive Berechnen der Dezimalstellen von

in der heutigen Zeit haben die oben genannten Kettenbrüche keine Bedeutung

mehr, denn wie wir in Kapitel 7 erfahren haben, gibt es Algorithmen, die quadratisch, ja

sogar biquadratisch und quintisch oder bikubisch konvergieren. Diese in Kombination

mit der modernen Technik und immer leistungsfähigeren Computern, lassen den

Kettenbrüchen im Sinne einer effizienten Berechung von keine Bedeutung mehr zu

kommen.

71

Es ist die Gestalt an sich (siehe Brounckers, Lamberts und Eulers Kettenbrüche) und

es sind die Eigenschaften (reduzierte Kettenbrüche als beste Näherungen), die

Kettenbrüche für trotzdem interessant machen.

72

9 Literaturverzeichnis

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74

10 Internetquellen

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http://www.mathematik.ch/geschichte/moendchen_hippokrates.php (aufgerufen am: 14.1.2009)

http://dok.bib.fh-giessen.de/opus/volltexte/2004/3104/html/briefmarken/briefmarke_01_03.htm

(aufgerufen am: 14.1.2009)

11 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Quadratrix (Hippias von Elis) ..................................................................... 6 Abbildung 2: Möndchen des Hippokrates ....................................................................... 6 Abbildung 3: Approximation nach Archimedes ............................................................... 7 Abbildung 4: Konvergenzverhalten des regelmäßigen Kettenbruchs .......................... 61 Abbildung 5: Konvergenzverhalten von Brounckers Kettenbruch b(1) ......................... 62 Abbildung 6: Konvergenzverhalten von Brounckers Kettenbruch b(3) ......................... 63 Abbildung 7: Konvergenzverhalten von Lamberts Kettenbruch ................................... 63 Abbildung 8: Konvergenzverhalten des Jungschen Kettenbruchs ............................... 64

12 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Näherungsbrüche für π ............................................................................... 21 Tabelle 2: Nebennährungsbrüche zwischen 22/7 und 3/1 ........................................... 40 Tabelle 3: die ersten sechs Konvergenten der Leibniz - Reihe .................................... 50