Tugendhat Ti Kata Tinos
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SymposionPHILOSOPHISCHE SCHRIFTENREIHE BEGRNDET VON MAX MLLER, BERNHARD WELTE, ERIK WOLF HERAUSGEGEBEN VON ROBERT SPAEMANN, KLAUS HEMMERLE, ALEXANDER HOLLERBACH
ERNST TUGENDHAT
TINOEINE UNTERSUCHUNG ZU STRUKTUR UND URSPRUNG ARISTOTELISCHER GRUNDBEGRIFFE
VERLAG KARL ALBER FREIBURG/MNCHEN
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommer 1956 unter dem Titel Die Zwiefltigkeit des Seins bei Aristoteles" von der Philosophischen Fakultt der Universitt Freiburg i. Br. als Dissertation angenommen. Meinen akademischen Lehrern danke ich fr Belehrung und Anregung. insbesondere Professor Karl Ulmer, unter dessen steter Forderung die Untersuchung entstanden ist. . .
DEM ANDENKEN MEINES VATERS FRITZ TUGENDHAT
CIP-Titelaufnhme der Deutschen Bibliothek Tugendhat, Ernst:: Ti kata tinos: e. Unters, iu Struktur g, Ursprung arisrotel. Grundbegriffe / Ernst Tugendhat, -4., unvernd. Aufl. - Freiburg (Breisgau); Mnchen: Alber, 19S8 (Symposion; 2) Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1956 u. d. T.: Tugendhat, Ernst: Die Zwiefkigkeit des Seins bei Aristoteles ISBN 3-495-44031-3
NE:GT
4., unvernderte Auflage 1988 SYMPOSION 2 Alle Rechte vorbehalten - Printed in Germany Verlag Karl Alber GmbH Freiburg/Mnchen 1958/1988 Druck: Offsetdruckerei j. Krause, Freiburg i. Br. ISBN 3-495-44031-3
INHALT
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I. Einleitung: Der Ursprung des als einer Zwiefltig keit des Seins aus der ontologischen Frage nach der Einheit des Mannigfaltigen ....................................................................................... 1 5 1. Wahrheit und Prsenz als ausschlielicher Sinn des Seins bei Platon............................................................................................... 6 5 2. Aristoteles' Frage ber die Prsenz hinaus nach dem An wesen des Vorliegenden selbst; seine vorgngige Bestim mung der Prsenz als solcher ( ) ............................... 13 3. Die Zwiefltigkeit des Seins; die Kategorie als Prsenz des Vorliegenden ................................................................................... 2 4. Die Entdeckung einer Kategorie des Selbstndigen ( ) und die Unterscheidung der Kategorien in oberste Gattungen 23 5 5. Der neue Begriff der und die Stellung der Zwiefltigkeit innerhalb der ausdrcklichen Frage nach dem Sein; Gliede rung der Untersuchung.................................................................... 29 II. Die Zwiefltigkeit zwischen den brigen Kategorien und der 37 6. Das Verhltnis der brigen Kategorien zur in der Kate gorienschrift .................................................................................... 38 7. Das Verhltnis der brigen Kategorien zur in Metaph. Z1 44 8. Die Einheit der mannigfaltig vorliegenden Prsenzen (das ) . ." ........................................................................... 49 9. Das Problem einer notwendigen Einheit der vorliegenden Prsenzen (das ' ) ........................................... 55 . Die Zwiefltigkeit innerhalb der (Metaph. Z).................................... 67 10. Die Einfhrung der Frage nach einet eigentlichen inner halb des Vorliegenden in Metaph. Z3-6 .......................................... 69 II. Das selbstndig Vorliegende als Zwiefltiges; die Ursprng lichkeit der einfachen Prsenz gegenber dem Zusammen gesetzten ......................... ........................................................ 72 5 12. Die einfache Prsenz als ; Erweis ihrer Selb stndigkeit ........................................................................................ 81 13. Die Zwiefltigkeit der als () eines ; die Einheit und Anwesenheit des mannigfaltig Vorliegenden . .............................................................................. 88 14. Die Wesensbestimmung des Allgemeinen und die Einbezie hung der in die Definition ........................................................ 102 15. Das Problem der Mannigfaltigkeit der einfachen Prsenz als solcher und die Wesensbestimmung der Gattung als 115 VII
IV. Das Vermittelnde der Zwiefltigkeit als Grund........................................... 121 16. Die Lsung des Problems der notwendigen Einheit der vorliegenden Prsenzen durch den Entwurf einer begrndenden Wissenschaft ( ) ...................................., 122 5 . Die Einheit von Begrndung und Definition (Anal. Post. Bl-10) ............................................................................................. 134 l8. Begrndung und Definition bei der ; Grenze der ari stotelischen Fragestellung und letzte Vorste............................... 144 Stellenregister.................................................................................................... 155
VERZEICHNIS DER ZITIERTEN
LITERATUR
Das Verzeichnis soll keinen berblick ber die Literatur geben, sondern nur die Identifizierung der im Text zitierten Schriften erleichtern. Die Bezugnahme auf Literatut wurde im Interesse der einheitlichen Gedankenentwicklung auf das Ntigste beschrnkt. Daher fehlen im Verzeichnis viele hervorragende Beitrge zur aristotelischen Logik und Metaphysik, whrend umgekehrt auch weniger bedeutende angefhrt sind, nur weil es in einem bestimmten Zusammenhang sinnvoll schien, auf sie einzugehen. Nur mit Verfassernamen zitiert werden die Schriften der im Verzeichnis nur einmal vertretenen Autoren, ebenso die jeweils an e r s t e r Stelle angefhrten Schriften der brigen. Allan, D. j.. The Philosophy of Aristotle. Oxford 1952. Apelt, O., Die Kategorienlehre des Arisioteles, in: Beitrge zur Geschichte der Griechischen Philosophie. Leipzig 1891, S. 101-216. Platonische Aufstze. Leipzig und Berlin 1912. Alpe, C, Das bei Aristoteles. Hamburg 1938. Bonitz, H., ber die Kategorien des Aristoteles. Sitzungsber, WienX (1853), S. 591645. Anstotchs Mctaphysica. Bonn 1848/49. Index Aristotelicus (Arist. Opera ed. Acad. Borussica. Vol. V). Berlin 1870. Fried lande r, P., Platon I. Berlin 954. Fritz, K. v., Der Ursprang der aristotelischen Kategorienkhre, in: Archiv fr Gesch. der Philos. XL (1931), S. 4496. Gohlkc,P.,Dic Entstehung der aristotelischen Prinzip ienlehrc. Tbingen 1954. Aristoteles: Kategorien und Hermeneutik. Paderborn 1951. Heidegger, M., Sein und Zeit. Halle 1927. Platons Lehre von der Wahrheit. Bern 1947. Holzwege. Frankfurt a. M. 1950. Vortrge und Aufstze. Pfnllingen 1954. jaeger, W., Aristoteles; Grundlegung einer Geschichte seiner Entwicklung. Berlin 1923, 1955. Joachim, H. H., Aristotic: On Coming-To-Be and PassingAway (De Generatione ct. Corruptionc). Oxford 1922. Kant, L, Kritik der reinen Vernunft. 2. Aufl. (B") 1787. Kritik der Urteilskraft. 1790. Kapp, E., Greek Fonndations of Traditional Logic. New York 1942. Maier, ! L, Die Syllogistik des Aristoteles. Tubingen 1896/1900. IX
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/. Einleitung
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Der Ursprung des als einer Zwiefltigkeit des Seins aus der ontologischen Frage nach der Einheit des Mannigfaltigen
Unvoreingenommenen Lesern der metaphysischen Schriften des Aristoteles fllt auf, wie wenig in ihnen die ontologischen Grundbegriffe, in deren Rahmen sich die einzelnen Probleme und Gedankengnge abspielen, geklrt und motiviert werden. Die charakteristischen aristotelischen Begriffe, von denen wir doch wissen, da sie teils erst von ihm selbst berhaupt geprgt wurden, jedenfalls aber erst bei ihm ihre bestimmte terminologische Bedeutung erhalten haben wie und , und ,, und , sie alle treten uns von Anfang an als fettige Gebilde entgegen. In ihren Bahnen bewegt sich das Denken scheinbar so selbstverstndlich, als ob sie schon immer dagewesen wren. An der Metaphysik des Aristoteles entfaltete sich dann eine Kommentations- und Interpretationsberlieferung, die an Umfang, Kontinuitt und wissenschaftlicher Akribie in der Geschichte philosophischer Traditionen einzig ist. Aber die aristotelischen Grundbegriffe etwa Substanz und Akzidens, Akt und Potenz, Notwendigkeit und Zuflligkeit blieben nun auch fr alle sptere Metaphysik trotz wesentlicher Verwandlungen der selbstverstndliche Boden. Und so war es nur natrlich, wenn auch Aristoteles selbst blo mit Hilfe seiner eigenen Begrifflichkeit interpretiert wurde, die sich mehr und mehr verfestigte. Sie schien jetzt mit der Natur des Menschen gegeben und keiner weiteren Explikation bedrftig oder auch nur fhig. Das konnte jedoch nur gelten, solange die Tradition der Metaphysik unerschttert blieb. Als sie nach Hegel abbrach, muten sich fr die Aristotelesinterptetation neue Mglichkeiten erffnen. Sie konstituierte sich jetzt als freie philosophiegeschichtliche Forschung und konnte versuchen, mit den Mitteln der modernen Philologie und Historie das aristotelische Werk objektivierend zu rekonstruieren, zunchst systematisch, seit W. Jaeger (1912) auch in seiner Entwicklungsgeschichte. Die Gelegenheit jedoch, nun die, metaphysischen Grundbegriffe selbst zu thematisieren und aus ihrer Selbstverstndlichkeit herauszuheben, ist nicht sofort erkannt worden. ber die Nachzeichnung eines Gedanken1 Tugendhat,
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ganges hinaus in einer metaphysischen Struktur als solcher eine eigene Problematik finden zu wollen, mute der sich in ihrer Befreiung von der Metaphysik zunchst als positive Wissenschaft verstehenden. Forschung als Rckfall in Metaphysik erscheinen. Um so weniger konnte es ihr bewut werden, wie sehr sie den metaphysischen Begriffen und Vorstellungen nunmehr untergrndig weiterhin verhaftet blieb. So wurde auch die Entwicklungsgeschichte des Aristoteles nicht so sehr in der Arbeit des Begriffs" gesehen als in dem uerlichen Schema einer allmhlichen Abwendung vom Transzendenten" zum Empirischen". Die neuen metaphysischen Begriffe hatte er dann entweder schon vorher, man wei nicht woher und wieso, oder sie haben sich ihm bei dieser Umwendung von allein ergeben als die selbstverstndlichen Denkstrukturen nun nicht der Natur des Menschen", sondern des naiv-realistischen Bewutseins". Doch mute die ent-wicklungsgescliichtliche Forschung aus ihrem eigentmlichen Ansatz heraus unvermeidlich auf das Problem der Genesis der Grundbegriffe stoen. Heute setzt sich langsam die Auffassung durch, da sie zu kon-kreten Resultaten nur kommen kann, wenn die Vorstellung von den Motiven und Fragestellungen des aristotelischen Philosophierens, die ihr zugrunde liegt, erst einmal vertieft und das heit auf die ontologische Ebene gebracht wird, die dem Gegenstand angemessen ist. Die Notwendigkeit einer Thematisierung der metaphysischen Grundbegriffe ergibt sich jedoch zugleich und in erster Linie aus der gewandelten Lage der Philosophie, die heute nicht mehr glaubt die Metaphysik einfach hinter sich lassen zu knnen. Hat die Philosophie im vorigen Jahrhundert das Vergangene, da sie sich von ihm zu lsen meinte, der geschichtlichen Forschung freigegeben, so ist inzwischen aus dieser historischen Wissenschaft innerhalb der Philosophie ein Geschichtsbewutsein erwachsen, das sie nun ihrerseits an die historische Forschung bindet. Heute scheint die Tradition, wenn sie abgerissen ist, damit noch nicht berwunden. Weil sie sich untergrndig um so hartnackiger durchhlt, stellt sie vor die Aufgabe ausdrcklicher Wiederaneignung. Die geschichtche Forschung mu sich dann freilich auch ihrerseits wandeln. Verstehende Wiederaneignung von Vergangenem kann nicht gelingen, wenn man das Vorgegebene blo in abbildender Rekonstruktion wiederholt. Nur indem es zugleich in gewisser Weise berstiegen wird, kann das in der Tradition Selbstverstndliche in ein ausdrckliches Verstndnis gehoben werden. Die in der berlieferung verfestigten metaphysischen Begriffe und Problemzusammenhnge der aristotelischen Ontologie sind nicht nur wiederherzustellen, sondern mssen verflssigt und aus den ursprnglichen und einheitlichen Fragestellungen, denen sie erwachsen sind, neu aufgerollt werden. Das kann nur in dem Mae gelingen als der Abstand zur metaphysischen Tradition neue Perspektiven erffnet, die gleichwohl in die Dimension der Metaphysik zurckreichen.
Zum Wesen der Metaphysik gehrt der Bezug auf ein bersinnliches und Zeitloses als dem eigentlicher. Sein. Demgegenber ist jetzt, bei Hegel noch vom metaphysischen Sein bestimmt und einbehalten, dann diesen Rahmen sprengend, allenthalben die Geschichte auch als thematisches philosophisches Problem in den Vordergrund getreten. In einer grundstzlichen Durchfhrung lt es sich bei Heidegger (1927) fassen: hier tritt das Geschichtliche nicht an die Stelle des Seins, sondern der Sinn des Seins bestimmt sich selbst aus der Zeitlichkeit. Damit wird das Problem der Geschichte in eine der Metaphysik gleichgeordnete Dimension gehoben und eine Ontologie1 (Theorie des Seins) entworfen, die gleichwohl nicht mehr im engeren Sinn des Wortes metaphysisch" genannt werden kann. Mit dieser Erweiterung des Gegenstandes der Metaphysik selbst, des Seins, ber das metaphysische Sein hinaus war es nun auch mglich geworden, das Neue dem Alten nicht nur entgegenzustellen, sondern dieses selbst aus der erweiterten Dimension im ganzen neu zu bestimmen. Daher konnte Heidegger auf Grund seiner noch unverffentlichten Interpretationen antiker Philosophie und im Hinblick auf den neuen, sich aus der Zeitlichkeit bestimmenden Sinn des Seins zu der These kommen, der unausgesprochene Sinn des Seins innerhalb der griechischen Ontologie sei als Anwesenheit" zu verstehen*. Darin liegt, zunchst grob gesehen, das Doppelte, da der Sinn des Seins aus seinem Begegnungscharakter fr ein Vernehmen (, ) verstanden wird und da das Wesen dieser Begegnung spezifisch als Gegenwart gemeint ist. Die hier anstehende Problematik ist bisher verkannt worden, indem man an dieser Deutung auf der einen Seite als an einer wortmystischen Schrulle vorbeigegangen ist, auf der anderen von ihr aus sich in allerlei Tiefsinn verbohrt hat. So konnte nicht beachtet werden, da sie sich genau an die Bestimmung hlt, die die Metaphysik selbst vom Sein gibt und sie doch zugleich so bertrifft, da damit das metaphysische Sein im ganzen auf einen einzigen einheitlichen Begriff gebracht wird. Die Anwesenheit entspricht nmlich der Intelligibilitt, der metaphysischen Bestimmung des eigentlichen, unwandelbaren Seins, umgreift aber zugleich auch das zu jeder Metaphysik gehrige uneigentliche Sein, die Phnomenalitt des Sinnlichen. Dieses ist gegenber der bestndigen Gegenwart des Intelligiblen ein nur je und je Gegenwrtiges und wieder Verschwindendes und wird somit ebenfalls als eine Weise von Anwesenheit verstanden. Der auerhalb der Metaphysik gelegene und gleichwohl ontologische Standort ermglichte es, das dem und Gemeinsame in den Blick zu heben, was innerhalb der Metaphysik nir1 Das Wort ontologisch" dies sei ein fr allemal zur Vermeidung von Miverstndnissen betont wird in der Folge einzig in obigem weiten Sinn (das Sein [ov] bzw. dessen Erkenntnis [] betreffend") gebraucht und impliziert weder einen realistischen Standpunkt" noch einen Gegensatz zum Logischen, ebensowenig wie das Wort Sein". 1 Vgl. Heidegger, Sein und Zeit, S. 25f.
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gends geschehen ist, weil ihr Wesen darin bestand, innerhalb dieses Gegensatzes zu stehen. Sollte sich Heideggers These im einzelnen besttigen, so stnde die Forschung offenbar vor ganz neuen Mglichkeiten eines einheitlichen Verstndnisses der Problematik und Begrifflichkeit der antiken Onto-logie. Umgekehrt besteht nun aber auch der Prfstein fr einen philosophischen Grundbegriff in seiner Fhigkeit, die konkrete Einzelproblematik zu erschlieen. Hat die Anwesenheit" dem griechischen Philosophieren blo als Fundament zugrunde gelegen, so da sie auf seine einzelnen Fragestellungen und Begrifflichkeiten nur gleichmig abfrbte, dann bleibt es jedem berlassen, sie hinzuzudenken oder wieder wegzudenken. Zwingend wrde sie erst, wenn sich zeigen liee, da sie selbst die einzelnen Schritte des Fragens und Denkens in Bewegung gesetzt und auseinander hervorgetrieben hat. In ihnen mte sie sich dann aber auch gewandelt haben. So kme es also auf einen Versuch an, diesen Begriff zum Leitfaden der geforderten Verflssigung antiker metaphysischer Begrifflichkeit zu machen und damit zugleich nach seinen eigenen Modifikationen zu fragen, in denen er sich nicht nur neu ausweisen, sondern nun auch nher bestimmen und konkretisieren mte. Weil die Anwesenheit" aber kein eigener ausdrcklicher Begriff des griechischen Denkens ist, mte sich ein solcher Versuch zur methodischen Kontrolle in erster Linie an einem ausdrcklichen Fundamentalproblem der antiken Metaphysik orientieren, das mit dem Problem der Anwesenheit verschrnkt und ihm in Weite und Ursprnglichkeit ebenbrtig ist. Ein solches Fundamentalproblem ist das Problem von Einheit und Mannigfaltigkeit ( ). Die griechische Ontologie setzt damit ein, da Parmenides Das Sein als Das Eine denkt, und zwar als das schlechthin Eine, das keine Mannigfaltigkeit und keinen Wechsel mitumgreifen kann, weil es als Sein alles Nichtsein aus sich ausschlieen mu. Dieses ausschlieende Wesen des Seins lt sich einzig durch seinen von Parmenides auch ausdrcklich hervorgehobenen Anwesenheitscharakter verstehen: im Unterschied zu einem zeitlichen (auf Vergangenes und Zuknftiges bezogenen) Vernehmen ist das Vernehmen, das sich in einer Gegenwart erfllt ( )a, ohne Bezug auf Abwesendes, und das ihm gegebene ,,ist" daher frei von allem ist nicht" und von allem Bezug auf Mannigfaltiges. Indem das Eine Sein als schlechthin in seiner Einfachheit;Erflltes nicht das Eine von Mannigfaltigem sein kann, rckt es somit nicht als dessen ist" (Sein), sondern selbst als Das Seiende" diesem gegenber. Dadurch wurde aber das Mannigfaltige und Wechselnde in der Faktizitt seines Vorhandenseins nur um so aufdringlicher, und fr Platon und Aristoteles (in anderer Weise auch fr die Atomistik) ergab sich die Aufgabe, ein Eines des Mannigfaltigen und ein Bleibendes des Wechselnden nun nicht3
blo zu behaupten, sondern auf dem Boden des parmenideischen Seinsbegriffs selbst, der weiterhin bestimmend blieb, ontologisch zu denken, um so das Seiende, wie es faktisch vorliegt, als Seiendes (Anwesendes) begreifen zu knnen. Das war nur durchfhrbar, wenn steh der Sinn von v und umdenken lie. Sollte sich dies aber innerhalb des par-menideischen Seinsbegriffes selbst (der Anwesenheit) vollziehen, dann mute dieser einen gewissen Spielraum seiner mglichen Erweiterung in sich enthalten, andererseits der Bewltigung des Problems von v durch ihn eine Grenze gesetzt sein. Diese Grenze, die durch den der Anwesenheit ursprnglich zugehrigen Begriff der Wahrheit () vorgezeichnet ist und letztlich darin grndet, da die Anwesenheit in der griechischen Metaphysik wohl modifiziert, aber nicht als Sinn des Seins aufgegeben werden konnte, zeigt sich erst bei Aristoteles, und zwar dadurch, da er sie berschreitet und damit ber sie hinausweist, gleichzeitig aber in ihren Bannkreis zurckgesogen wird. Es ist zwar Platon, in dessen Sptdialogen das Problem von v ausdrcklich als solches thematisch ist. Aber das Fehlen des Problemtitels bei Aristoteles ist nur ein Index der greren Radikalitt, mit der er das Problem in Angriff nimmt. Fr Platon blieb die in den mittleren Dialogen vollzogene, wesentlich an Parmenides anknpfende Festlegung des Sinns von und bestimmend, und so hat er innerhalb gewisser Grenzen eine ursprngliche Zusammengehrigkeit von Einheit und Mannigfaltigkeit zwar faktisch aufzeigen, aber nicht ontologisch begrnden knnen. Erst bei Aristoteles fhrt die Frage nach Sein und Einheit des Mannigfaltigen zu neuen ontologischen Begriffen, zu neuen Weisen von und , die den Bezug zum Mannigfaltigen in ihr eigenes Wesen aufnehmen, so da die Problemformel gegenstandslos wird. Gerade weil das Problem von Einheit und Mannigfaltigkeit bei Aristoteles weniger an der Oberflche in Erscheinung tritt, dafr aber die ontologischen Fragen und Begriffe als untergrndiger einheitlicher Strom aus sich hervorgehen und ineinander bergehen lt, kann es hier in eins mit dem Problem der Anwesenheit zum Leitfaden einer Verflssigung dienen. Der Versuch einer Verflssigung bedeutet nicht, da die festen Grenzen verwischt, sondern da sie neu, nmlich aus der einheitlichen Linienfhrung einer ontologischen Fragestellung nachgezeichnet werden sollen. Das aristotelische Problem von Sein und Einheit des Mannigfaltigen ist hier nicht nach allen seinen Aspekten im Ganzen systematisch darzustellen, sondern soll auf seinen eigentlichen Kern zusammengezogen werden, der indem Gefge des zu erkennen sein wird. Das , das in der bisherigen Forschung nur als logische"4 Struktur behandelt worden ist, wird sich als eine Zwiefltigkeit des Seins selbst erweisen, mit der sich der Sinn des Anwesens so modifiziert, da das, was ist, nicht mehr wie fr Parmenides Das Eine und nicht mehr wie fr Platon ein jeweilig Eines (Etwas) ist, sondern jeweils ein Etwas
Parmenides VIII, 5 (Diels). 5
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Etwas". Diese Struktur ist zugleich das Ursprungsfeld der Grund-riffe der aristotelischen Metaphysik. Die Untersuchung des ontologischen Wesens des - " nur; an Hand einer Abhandlung des Aristoteles durchgefhrt werden, in der die Frage nach dem Sein ( ;) ausdrcklich gellt und behandelt wird: das geschieht in ausgezeichneter Weise im Buch der Metaphysik (vgl. 1028b2fh)*. Das Buch steht aller-Itlgs wie jede aristotelische Abhandlung schon mitten in der Sache, und die Begriffe und Problemstellungen sind bereits selbstverstndlich ^vorhanden und mit diesen auch die Zwiefltigkeit des Seins (vgl. ;5029a23f.). So mu zuvor frei von einem bestimmten Text gezeigt .Werden, wie die Frage nach Sein und Einheit des Mannigfaltigen zu der Zwiefltigkeit des Seins rhrt \( 2-3) und wie diese sich gliedert ,(4). Von daher kann sich dann erst die Einteilung unserer Untersuchung ergeben und sich zugleich bestimmen lassen, was fr eine 'Stellung diese Zwiefltigkeit innerhalb der ausdrcklichen Durchfhrung der Seinsfrage im Buch einnimmt (5). Die Voraussetzung einer Untersuchung der Zwiefltigkeit als eines neuen Sinns des Seins (Anwesens) ist aber eine Verstndigung ber den Sinn des Sems, von dem sich Aristoteles dabei absetzt: das ist die platonische Idee", in deren. Gestalt das einfache Sein des Parmenides fr Aristoteles lebendig war und umgedacht werden mute ( 1).
die allen Aspekten der ideenlehte zugrunde liegtf. Hier mssen einige wenige Hinweise gengen, mit denen nicht die platonische Problematik als solche erhellt werden kann, sondern nur ein Ausgangspunkt r das Aristotelesverstndnis gewonnen werden soll'. Gehen wir von der gelufigen Bedeutung von Wahrheit im Sinn des wahren Sagens aus, so ist fr Platon der - (Crat. 385b5) derjenige, der ,,das Wahre" aussagt ( , b2), und das Wahre" ist das Seiende wie es ist" ( b7), das Seiende selbst, whrend der falsche ? es so aussagt, wie es nicht ist" (b8). Da das, was in einer Aussage gemeint ist (ganz gleich, ob sie wahr oder falsch ist), immer schon das Seiende ist und nicht ein immanenter Bewutseinsinhalt, bedeutet die Wahrheit" eines Ausgesagten also nicht, da es mit dem Seienden bereinstimmt", sondern da hier das Seiende selbst" (,,so wie es ist") aufgezeigt wird, und es ist das Seiende, was in erster Linie wahr" genannt wird, und zwar spezifisch, sofern es in bezug auf ein Aufzeigen so ist wie es ist" (es selbst"). Und so kann Platon erklren, da ein Sagen wahr ist, offenbar weil es die Wahrheit des Seienden aufzeigt ( )" (Crat. 438d7 ,) und meint dabei mit Wahrheit des Seienden" das es selbst" des Seienden (, 438e7, 439bl, b7). Wie ist nun die Wahrheit im Sinn dieser Selbigkeit" des Seienden nher zu verstehen? Es selbst", darin liegt; es selbst und nicht . . ." Durch das es selbst" wird das Seiende abgesetzt, doch wovon? Man sagt: vom Bewutsein: es selbst" ist das an sich", das Wahre"4 Die nachfolgende Interpretation fut auf Heideggers Deutung der & als Unvetborgenheit", aber deckt sich nicht mit ihr (vgl. die Anm. 10). Charakteristisch fr die gewhnliche Auffassung ist das in der 2. Auflage von P. Friedlnders Platonbuch (1954) neu hinzugekommene Kap. XI; Alethei (Eine Auseinandersetzung mit Martin Heidegger)", S. 233-242, Friedlnder stellt zusammenfassend fest, da Wahrheit berhaupt im Griechischen und ebenso (S. 242) bei Placon 1. die Richtigkeit des Sagens und Metnens, 2. die Wirklichkeit des Bestehenden, Seienden, 3. die . . . Wahrhaftigkeit des Menschen" (S. 236) bedeutet, und bersieht, da mit einer solchen lexikalischen Nebeneinanderstellung von vornherein das Problem preisgegeben ist, um das es Heidegger geht, nmlich wieso das Wort fr die Richtigkeit des Sagens" zugleich das Wort fr die Wirklichkeit des Bestehenden" ist und was demgem Wirklichkeit" bedeutet. Er ist damit ber den Gesichtspunkt etwa O. Apelcs nicht hinausgekommen, der in seinen Platonischen Aufstzen" das Problem der Wahrheit" in einem eigenen Kapitel behandelt hat (S. 31-50). Wahrheit bedeute fr Platon eigentlich Urteils Wahrheit, aber bertrgt sieh . . . auch auf die Dinge selbst", nmlich das objektiv wirklich Vorhandene" (S. 30). 7 Vor allem kann der Zusammenhang zwischen der Idee" und dem , der ebenfalls im (qua &) grndet und den eigentlichen Boden der Ideenlehte bildet, nicht bercksichtigt werden, da er fr Aristoteles nicht mehr lebendig war. Alle Bezge des Sich-Richtens nach . , . (6, -), nicht nur des Menschen, sondern auch des brigen Seienden, alles so sein wie " (, usw.) ist auf ein orientiert (vgl. , , Pol. 300c5f., Staat 586b8, 587c9, Symp. 212a4f.)
1. Wahrheit und Frsen^ als ausschlielicher Sinn des Seins bei Pia ton Die entscheidende;Festlegung dessen, was im eigentlichen Sinn ist", geschieht bei Platon in den Dialogen der taktieren Periode, in denen idie Ideenlehre in ihrer klassischen" Form entfaltet wird (vgl. z, B. Phaid. 65d-67b, 78c-d f Symp. 211aff., Staat 508d-e, 475e-^79c)6; fie bleibt auch noch in den sptesten Dialogen unangetastet (vgl. . . Phil, 59b-c). Der zentrale Begriff, der mit dem 6 gleichgesetzt (vgl. z. B. Phaid. 66b-67b) und zum stehenden Terminus fr die Idee" wird (Phaidr. 247d4, 248c3, Symp. 212a5), ist das -, das Wahre". Fr uns bedeutet Wahrheit entweder die bereinstimmung einer Erkenntnis, einer Aussage, mit der Sache oder in einem vagen Sinn Echtheit, Eigentlichkeit, Wirklichkeit, Objektivitt von etwas. Man hat daher den platonischen Gebrauch des fr die Idee" lediglich im Sinn einer unbestimmten Betonung ihrer Eigentlichkeit" und ,,Wirklichkeit" verstanden und bersehen, da das bei Platon eine zwar vielschichtige, aber strenge und einheitliche Bedeutung hat,........... --------------------------------- *
Aristoteles wird im folgenden nach der Ausgabe der Preu. Akademie ohne Angabe der jeweiligerf Schrift Meiert. * In der zuletzt genannten Stelle wird die Nahe zu Parmenides am deutlichsten.
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ist das .jObjektive" im Gegensatz 2um Subjektivens. Aber das Seiende ist es Selbst" gerade fi das Erkennen, dtks sich nach ihm richtet; nur als solches Wonach eines Sich-Richtens wird es es selbst" (wahr) genannt* Schaltet man alle theoretisierendeo Vormeinungen aus, dann kann man nur sagen: das Seiende ist es selbst", ist wie es ist" und nicht wie es nicht ist; ist das Wahre" und nicht das Falsche. Der Wahrheitscharakter (das es selbst") des Seienden ist somit zunchst spezifisch das, wodurch dieses als etwas Eigenes nicht dem Vernehmen berhaupt, sondern dem Belieben des Vernehmens gegenbersteht (Crat. 386e-387a) und was dadurch das Vernehmen gerade an das Seiende hlt und bindet. Und da das Vernehmen erst Vernehmen (Wissen) ist, wenn es Vernehmen des Seienden selbst ist, ist ihm das Wahre so wenig entgegengesetzt, da es, erst wenn es das Wahre erreicht hat, sich selbst erreicht hat'. Doch die Absetzung, die in dem es selbst" liegt, ist, wenn sie eine Absetzung gegen das Falsche ist, nicht nur keine Absetzung gegen das Vernehmen berhaupt, sie erschpft sich auch nicht darin, Absetzung gegf ein bestimmtes (das falsche) Vernehmen zu sein. Denn das Falsche (also das, was ein falsches Meinen vom Seienden sagen kann) ist das dem Seienden Fremde, Nicht-Dazu gehrige, Andere. Voraussetzung dafr, da das Seiende vom Vernehmen als es selbst" und nicht als etwas anderes erkannt wird, ist dann aber, da es von vornherein in sich es selbst" ist und nicht anderes. Das ist die eigentmlich griechische und spezifisch platonische Wendung des Problems. Als mu das Seiende mit anderem unvermischt (, , Phil. 53a, Symp. 21iel) und d. h. rein (, Phil. 53a-b, 55c, 59c3, Symp. 211el) sein. Als unvermischtes mu das schlechthin einfach, ohne Zusammensetzung sein (& Phaid. 78c-d), und als solches zugleich unbeweglich, ohne Mglichkeit, anders zu sein, notwendig, in bleibender Selbigkek ( , Phaid. 78c-d, Phil. 59b), stndig (, Phil. 59b). Also nicht blo das Vernehmen kann nur unter einer bestimmten Bedingung wahr" sein (d. h. die Sache selbst erblicken), wenn es nmlich von allem Flschen (der Sache Fremden) frei ist, auch die Sache kann nur unter einer bestimmten Bedingung wahr" (und d. h. eine Sache selbst") sein, und zwar unter der gleichen Bedingung wie das Vernehmen: wenn sie von allem Falschen" (Anderen) frei "(rein, einlach, unbewegt) ist. Diese Selbigkeit der Sache selbst ist also nichts anderes als die Bedingung, vom Vernehmen unverhlit erblickt zu werden (vgl. Soph. 249b--c). Die Wahrheit (Selbigkeit) steht also so wenig in einem Gegensatz zum Vernehmen als vielmehr ihr Wesen (der * Vgl. Apelt oben Anm. 6. * Vgl. Phaid. 66: Das Erlangen" (b6), und d. h. Erblicken" (d7) des Wahren", und d. h. des Seienden" (c2), ist identisch mit dem Erlangen des Wissens" (e6).
Ausschlu des Andersseins) dann besteht, w^bar Z;seiri|i(S 508el). Dadurch kommt die Wahrheit nicht unter die Botmigkeit Wissens, denn das Wesen des Wissens ist ja seinerseits geiade'^CU aus dem Bezug zur Wahrheit gedacht. Da sich das Wahre "einemfe nehmen darbietet, ist nicht etwas Weiteres, was zu seiner, Selbigkl hinzukme, sondern als Reines i s t es von vornherein lichthaft, Einheit des Reinen und Lichthaften kommt in einem Begriff zumVA^ druck, mit dem Platon das & wiederholt erklrt und glcichstSil (Phaid. 67bl, Phil. 53a8., 59c3) und das als dessen hchste und przise Wesensbestimmung zu begreifen ist: das 10. .^ Wenn nun das Wesen des Seins (wie schon fr Parmenides) besteht, seiend und nicht nichtseiend zu sein (Staat 476eff.), alles Anderssein und somit alles ISSichthafte aber gerade auf Gtund der Selbig-J? keit aus dem Seienden ausgeschlossen ist, dann fllt die Wahr hei t^fijjl und d.h. die Wibarkeit, mit dem Wesen des Seins zusammen (477a3);'^' Und so ist es auch bei Platon (ebenso wie in der neuzeitlichen Er^. kenntnistheorie) nichts anderes als das Wesen der Wahrheit, wodurch. das Seiende im Ganzen und der Bezug des Menschen dazu in einer fundamentalen Spaltung au seinander tritt, aber dies ist hier nicht eine Spaltung zwischen Subjekt und Objekt, sondern (gem dem anders verstandenen Wesen der Wahrheit) zwischen einem Bereich der Selbigkeit (Einfachheit, Stndigkeit, Wahrheit), der sowohl das eigentlich Seiende als auch das eigentliche Vernehmen umfat, und einem Beteich der TJnselbigkek (Mannigfaltigkeit, Wechsel, Schein), der10 Heideggers Bestimmung der als Unverborgenheit" trifft also genau, jedoch nur, wenn damit ein schlechthinniges Enthlltsein verstanden wird, das alle Verborgenheit aus sich ausschliet. Wenn Heidegger von seinem eigenen Wahrheitsbegriff der Un-Verborgenheit" sagt, zu ihm ge hre das Verweigern in der Weise des Verbergens" und die Wahrheit sei nicht eitel Unverborgenheit, die sich alles Verborgenen entledigt hat" (Holzwege, S. 43), so ist zu beachten, da genau dieser aus dem zeitlichen Wesen des Seins gedachte Charakter der Wahrheit in der griechischen Onto togie fehlt und fehlen mu. Whrend Heideggers Wahrheit" eine Un Verborgenheit ist, die die Verborgenheit in sich umgreift, ist die griechische eitel Unverborgenheit", die die Verborgenheit aus sich ausschliet ebenso wie das Anwesen die Zeitlichkeit. Alle Bestimmungen, die Platon und schon Parmenidcs von der Wahrheit geben, zeugen dafr. Dann lt sich auch bei Platon nicht, wie Heidegger in Platons Lehre von der Wahrheit" dartun will, ein Wandel des Wesens der Wahrheit" von der zur feststellen, sondern die ist, wie sich zeigen wird, nichts anderes als der schlechthin adquate Ausdruck der , ist das , sofern es nur und einzig von der her bestimmt ist. Heidegger konnte dem griechischen Wahrheitsbegriff nicht voll gerecht werden, weil er ber dessen oben entwickelten Charakter der Selbigkeit hinweggesehen hat. Das hat wohl letztlich seinen Grund darin, da er in seinem eigenen Denken durch den von Husserl im Zusammenhang mit der Evidenz" neu erarbeiteten Begriff der Selbig keit" auf die Unverborgenheit" hin durchgestoen ist, ohne da es ihm gelungen wre, die Selbigkeit" dabei zu bewahren und in die zeitliche Auf fassung von Sein und Wahrheit mit aufzuheben. :'
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ebenfalls sowohl Seiendes" als auch Vernehmt umgreift, wobei sich nun das eigentlich Seiende und das eigentliche Vernehmen gegenber dem uneigfentlichen spezifisch dadurch auszeichnen, da jedes von beiden sich einzig aus der Mglichkeit zur schlechthinnigen Begegnung mit dem milderen bestimmt. Diese schlechihinnige, weil in sich erfllte Begegnung ist schiechthinnige Gegenwart. So erweist sich aus dem Wesen der Wahrheit die schlechthinnige Anwesenheit als das Wesen des Seins. Aber auch das Wesen des uneigendich Seienden" wird aus seinem Bezug auf ein Vernehmen und d. h. hinsichtlich seiner Weise zu begegnen verstanden. Da Begegnung" nur als Gegenwrt" denkbar ist, ist auch der Bereich dieses Seienden" ein Bereich des Anwesens, aber im Unterschied zum schlechthin Anwesenden ist alles, was hier dem Vernehmen begegnet, jeder Anblick (), der sich hier zeigt, von solcher Art, da er immer auch schon ins Abwesen herausgerissen ist: Er ist nur je und je gegenwrtig (erscheint und verschwindet) und ist auch in seiner jeweiligen Gegenwart nicht in sich abgeschlossen, sondern mit anderem vermischt. Nur weil Sein Gegenwrtigsein bedeutet, kann das Seiende, wie es faktisch in unserem Umkreis vorliegt, als Wechselndes und mannigfaltig Vermischtes verstanden werden. Als solches ist es unselbig (unwahr); jedes , das sich biet zeigt, ist nie ein ,,SCJ und nicht anders", sondern immer ein so und auch , . . uud auch . . . und schon nicht mehr und auch anderswo und mit anderem". Diese Weise des Begegnens und d. h. Seins, in der das Wahre nicht vom Falschen geschieden (das Seiende somit unselbig) ist, nennt Platon Scheinen" (, Phaid. 74b8f., Staat 476a, 479a usw.). Da das jeweilige aber berhaupt je und je begegnen kann, set2t voraus, da es in bezug auf sich selbst ( ' , Phaid. 78d ; Symp. 211bl usw.) ein Selbiges ist. Als das, was es s e i h s t ist ( ecmv, Phaid. 78d usw.) und worauf wir uns in der Frage, was es ist (- ), eigens richten knnen, ist das im Gegensatz zu seinem vielfltigen Scheinen ein schlechthin einfacher Anblick (, Phaid. 78d, Symp. 21 IM usw.) und diesem kommen alle Bestimmungen zu, die zum gehren (vgl. , . Symp. 211a ff.). Ein solcher einfacher Anblick ist alles, was wir jeweils mit Einem Wort (Namen) benennen und dabei, obwohl es vielfach und vermischt erscheint, als Eines und Einfaches im Blick haben (Staat 596a6f.)11. Und weil sich bei Platon der Sinn des Seins im erschpft, ist das reine ein schlechthin Eines, das in sich selbst ruht: seine Selbig-keit (sein ' ") ist zugleich Selbstndigkeit (Idee"). Somit ist der Bereich des uneigentlich Seienden nicht nur auch ein Bereich des Anwesens, der blo neben dem Bereich des schlecht1 1 Der Vorrang ganz bestimmter einfacher Wesenheiten, der im und ip&dv-Charakter des grndet, kann hier unbercksichtigt blei ben. Vgl, Anm. 7. $ '
hin Anwesenden liegt, sondern gerade sein eigentmlicher Anwesenheitsc ha takter setzt voraus, da das, was mit anderem wechselt und vermischt ist, als solches schlechthin Eines und schlechthin Anwesendes ist. Das schlechthin Anwesende ist das eigentliche Anwesen des uneigentlich Anwesenden, das eigentlich Eine, Bleibende und Wahre des Mannigfaltigen, Wechselnden und Scheinenden, aber weil es Anwesendes und daher Ausschlieendes ist so, da es dieses nicht in sich aufheben kann, sondern ihm gegenbertritt. Die Auffassung des Seins als Anwesen (Gegenwart) schliet also notwendig in sich, da zwei Weisen von Anwesen auseinandertreten. So kann die Frage nach den mglichen Modifikationen (S. 4) nicht nur auch an die Anwesenheit wie an irgendeinen behebigen Begriff gestellt werden, sondern ist von vornherein gerade durch ihr besonderes Wesen vorgegeben. Das Anwesen des schlechthin Einfachen, das im Unterschied zum je und je ins Abwesen bergehenden Anwesen alles Abwesen aus sich ausschliet, soll im folgenden terminologisch als Prsenz festgehalten werden. Da der Sinn des Anwesens sich fr Platon in der Prsenz erfllt, wird bei ihm das Anwesende des anderen Bereiches nur negativ als das Unselbige, NichtPrsente, uneigentlicher Anwesende verstanden. Wenn dann aber bei Aristoteles ein Eines des Mannigfaltigen gedacht werden wird, das nicht mehr aus dem Mannigfaltigen heraustritt, so bedeutet das, da der Sinn des Seins (Anwesens) ber die Prsenz hinausweisen und sich erst in einer bestimmten Verbindung mit dem anderen Bereich von Anwesen erfllen knnen wird, welcher dann seinerseits zu einer positiven ontologischen Bestimmung kommen mu. Bei der Zwiefltigkeit des Anwesens, die sich daraus ergeben wird, wird aber nicht nur die einfache Prsenz weiterhin die eine Seite ausmachen, sondern auch das Ganze wird getragen und zugleich begrenzt weiden von dem Begriff der Wahrheit, der also mit der Prsenz nicht zusammenfllt, sondern sich in ihr nur am eigentlichsten erfllt (vgl. 9). Fr Platon hingegen ist Anwesendes noch gleich Prsenz, aber nicht mehr wie fr Parmenides Die Eine Prsenz, sondern eine jeweilige Prsenz ( ), nicht mehr Das Seiende, sondern jeweils ein Seiendes, etwas (TL, Staat 476e). Damit ist bereits ein Mannigfaltiges gegeben, doch jede Prsenz ist zunchst ein schlechthin Einfaches und Eines. Aber das ist ein Eines, das auch vielfach erscheint. In dem Mae als dann auch dieses Viele nicht blo als Unseibiges, sondern selbst irgendwie (aber noch ontologisch unbestimmt) als je Eines und Seiendes verstanden wurde, mute die Frage erwachsen, wie das Eine Seiende auch vieles Seiende sein kann. Die Schwierigkeiten, die sich hier ergeben, hat Platon in den spteren Dialogen selbst entwickelt (Parm. 131 ff., Phil. 15b), aber zu einer prinzipiellen Lsung konnte er nicht kommen. Man versichert zwar vielfach, die Antworten auf die Schwierigkeiten, die Platon im Blick gehabt haben msse, liegen auf der Hand, wenn man sich das nur nicht dinglich als ein Seiendes denke. Als was 11
es dann aber positiv gedacht werden soll, lt man offen, oder man greift auf Vorstellungen zurck, die teils ontologisch undurchsichtig, teils erst auf dem Boden der aristotelischen Philosophie denkbar sind, wie ja berhaupt gewhnlich bersehen wird, da die Selbstndigkeit der Idee eine ntologische Notwendigkeit war und nur durch einen neuen ontlologischen Ansatz berwunden werden konnte". Indem fr Platon der Sinn des Seins sich in der einfachen Prsenz erschpft und daran hlt er Ms zuletzt fest (vgl. Phil. 59c) , ist das ein schlechthin Eines, das in sich selbst ruht. Als schlechthin Eines ist es selbstndig Seiendes. Soll die einfache Prsenz als Eines von Vielem ontologisch gedacht und nicht blo behauptet werden, so darf erstens der Sinn des Seins dieses Einfachen nicht mehr in ihm selbst erfllt, seine Einheitlichkeit nicht in sich geschlossen sein, zweitens mu jenes, Wovon es Eines ist, selbst ontologisch positiv als jeweiliges v und gedacht werden knnen. Beides geschieht dann bei Aristoteles, whrend fr ihn der Begriff, in dem Platon das Verhltnis zwischen dem einen und den vielen Einzelnen denkt, die & (Teilhabe), eine poetische Metapher" ist (991a21f., 987b9ff.). So wird Platon von der aristotelischen Kritik auf seine mittlere Periode gewissermaen festgenagelt. Ebenso ontologisch unberechtigt erscheint Aristoteles die in den spteren Dialogen entwickelte Verbindung unter den Prsenzen selbst, die . ;Platon erkannte, da jede Prsenz trotz ihrer Einfachheit ein Mehrfaches sein mute, und im Zusammenhang damit entdeckte er im Sophistes" das eigentmliche Wesen des , in dem im Unterschied zum einfachen Erblicken des etwas als etwas aufgezeigt, etwas also von etwas anderem gesagt wird, wobei dann auch das nicht mehr fr die schlechthinnige Selbigkeit eines , sondern fr die Selbigkeit (das so und nicht anders") eines steht (vgl. 9). AU dies lag auch schon von vornherein im ursprnglichen Sinn der ''-Frage, auf die ja nicht wie fr Antisthenes nur tautologisch mit dem Namen des Befragten geantwortet werden sollte. Der Sinn des Seins ist aber ohne Bercksichtigung dieser,Zusammenhnge in den mittleren Dialogen ak schlechthinnige Selbigkeit festgelegt worden, das als , und als die Mehrfltigkeit der Prsenz in den Sptdialogen Thema wurde, konnte auch sie nur mit Hilfe der - verstanden werden, als Teilhabe der verschiedenen Prsenzen aneinander, wobei der v-Charakter der miteinander verbundenen Prsenzen wieder ontologisch unangetastet blieb und sie folglich, wie Aristoteles sagt (1045a7ff.), zusammen nur einen bloen Haufen" bilden konnten. So sagt auch Aristoteles (1040b27f.), es sei ganz richtig, da die Prsenz verselbstndigt wird, wenn sie (d. h. schlechthin Eines, vgl. S. 29f.) ist, wenn sie also ihr bisheriges ontologisches Wesen behlt.1 1
2. Aristoteles' Frage ber die Prsen^ hinausSiach dem $ des Vorliegenden selbst; seine vorgngige Bestimmung der Prase/t^ als solcher ( ) Die bestimmte Lokalisation des "-Problems bei Platon grndet im eigentmlichen Ansatz der Ideenlehre. Thema wird das Verhltnis der Ideen unter sich und ihr Verhltnis zum Vielen des Bereichs der Unselbigkek, jedoch nicht die Frage nach einem innerhalb dieses Bereiches selbst, obwohl auch diese Frage, sogar als eine landlufige", Platon bekannt war (Phil. 14d4ff.), aber von ihm nicht als ontologisches Problem gestellt wurde. Und doch konnte die platonische Aporie bez. des Verhltnisses zwischen der Einen Prsenz und dem Vielen Einzelnen nur angegangen werden, wenn erst einmal der v- und -Charakter dieses Einzelnen selbst auf eine positive ontologische Bestimmung gebracht worden war. Denn zunchst war auf dem Beiden der Ideenlehre das innerhalb des Bereiches der Unselbigkek Erscheinende gerade kein v und und war, sobald es als solches gefat werden sollte, vielmehr ein -' " und somit schon nicht mehr in diesem Bereich. Das aristotelische Problem von v hat sein Zentrum in der Frage nach einem ev und v innerhalb dieses Bereiches selbst, einem v also, dessen Einheit nicht in der Einfachheit aufgeht, einem 5v, dessen Anwesen sich nicht in der Prsenz erschpft. Bedenkt man, da die einfache selbstndige Prsenz bisher den Sinn von (Sv und bildete und auch fr Aristoteles das eigentlichste Sein bleibt (vgl. 5), dann lt sich schon im voraus erwarten, da es der hchsten philosophischen Anstrengung bedurfte, um zu dem von der Forschung gewhnlich als so verstndlich und selbstverstndlich hingestellten Ding des naiven Bewutseins" zu kommen. Aristoteles unternimmt es also, das, worin der Mensch sich unmittelbar vorfindet und was fr ihn das unmittelbar Anwesende ist, als Anwesendes zu denken. Nichts anderes geschah bereits bei Platon, doch indem das unmittelbar Anwesende als Anwesendes gedacht wurde, Anwesen aber Prsenz bedeutete, wurde das, was das eigentliche Anwesen des unmittelbar Anwesenden war, aus diesem entrckt. Gegenber diesem Seienden" ( 990bl), wie es um uns herum offenbar zutage liegt ( , 992a25), wurde es ein Jenes" (, 990b6), das schlechthin Anwesende also fr den faktischen Menschen in gewisser Weise zu einem Abwesenden". Demgegenber nennt Aristoteles das uns umgebende Anwesende das unmittelbar vor uns Liegende" ( ) das faktisch Votliegende" ( ), und sind die beiden Grundbegriffe, in denen das Anwesen des unmittelbar Gegebenen gedacht werden wird: sie erhalten dann eine speziellere Bedeutung, tteten einander gegenber und werden die beiden Seiten der ''Struktur bilden, dies aber nur auf dem Boden der weiten Bedeutung des Anwesens im 13
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Sinn des gegenwrtigen faktischen Vorliege s, die hei Aristoteles vor allem in dem vorterminologischen Gebrauch dieser Worte fabar wird". Von den Platonikern sagt Aristoteles, sie seien des Vorliegenden unkundig geworden" (- , 316a9). Mit derri Vorliegen" ist jetxt eine positive Bezeichnung fr das Anwesen innerhalb des Bereiches der Unsedbigkeit gegeben, aber im Unterschied zum Anwesen im Sinn der Prsenz" ist es zunchst lediglich1 1 ist im aligemeinen Sprach gebrauch schon frh von anfangen, lls erster etwas tun, antizipieren" zu von vornherein dasein, vorliegen, zur Verfgung stehen" (Pindar, Pyth. IV, 205) bergegangen und meint schlielich ganz allgemein jedes faktische Vorhandensein", wobei das Moment des zuerst" in den Hintergrund tritt, aber die Bezogenheit auf etwas, das dadurch betroffen werden kann, im weiter erhalten bleibt: die liegen nicht einfach herum, sondern sie sind das unmittelbar Angehende, Tangierende, aktuell Gegenwrtige, Bedrngende, sind BeiSeiendes, Anwesendes, Vor-liegendes: das ist auf einen Dativ angelegt, in dem das Bestimmte (meist Menschen) genannt werden kann, was durch das betroffen Wird (. , Soph., Antig. 932: &' es wird Trnen fr sie geben). So sind dann auch fr A r i s t o t e l e s zunchst ebenso wie im sonstigen zeitgenssischen Sprachgebrauch die Dinge, die vorhanden sind in dem Sinn, da sie zur Verfgung stehen, gebraucht, genossen, bearbeitet werden knnen (vgl. 183a38, b36, 194a35, 982b23, T169b5), der Besitz (12134), das Jetzige im Gegensatz zum Zuknftigen und Vergangenen (10fi5al9, 1384alS, 1421a26), das an einem Ort Vorliegende (279al3). sind dann auch Dinge freinander, wenn sie unmittelbar beieinander sind, so da sie wechselweise aufeinander einwirken knnen, wobei das hier ausdrcklich als verstanden wird (324b 16f., 1048al2-t5); der ausgezeichnete Sonderfall dieses Anwesens ist das unmittelbare Gegebensetn fr die Wahrnehmung (tl74b30i., 417b25). Am hufigsten wird , auch noch nicht ganz terminologisch, mit Dativ gebraucht, um auszudrcken, da etwas einer Sache eignet, ihr zugehrt (. . das Leben dem Lebewesen 4t3a33f., vgl. auch . . 982a22, a31, 996a22>. Als terminologisch fassen wir dann das , das lediglich die Faktizitt des Vorliegens von etwas ausdrckt (sein , 1064a3) und dessen An-wesenheit, da es ohne Dativ gebraucht wird, an kein bestimmtes Ding mehr gebunden ist und damit frei wird, eine ontoiegische Bedeutung zu bekommen (vgl. . B. 1064a3, a35, 999b31, 1040b26f 1048a31). Daraus erst ergibt sich' dann der terminologische Gebrauch mit Dativ, der fr das der Copula" steht, vgl. unten S. 21 und 51. in der bestimmten (spezifisch aristotelischen) vorterminologischen Bedeutung, aus der sich dann die terminologische ergeben wird, meint das Seiende in seinem Vorliegen fr Wissen, Wahrnehmen und Umgang des Menschen (vgl. 1355a36, b27f 1216bl4, 9U7-11, 425bl4, 426b8), wobei das 6 ebenso wie bei soviel wie vor", bei" ineint, wie aus solchen Ausdrcken ersichtlich ist wie & (1174b 15, 19, 23), ' ( ) (1063b37) (vgl. auch 7a39, 647a, 17 f., 12b6, b9). Dabei ist fr den bestimmten Anwesenheitscharakter, der im im Unterschied zur Prsenz liegt,, wichtig zu beachten, da die das dem Verstehen sich Gebende nicht sind in dem Sinn, da sie sich bereits in einem bestimmten Ausseher, zeigen als das, was sie sind, sondern gemeint ist die Faktizitt des Vorgegebenseins eines bestimmten Bereiches von Seiendem oder alles Seienden, das dann erst nach bestimmten Hinsichten betrachtet (106lb3lf.) und nach seinem Wesen und nach seinen Grnden befragt werden kann (982a23/b2--l, 1003B37). 982a22f. heit es:
ein Problem wort. Die aristotelische Frage nach bv und des Mannigfaltigen ist die Ftage nach dem Anwesen des Vorliegenden. Aber der Sinn von Anwesen liegt weiterhin in der Prsenz. Nur von daher wird auch jet2t das Anwesen des Vorliegenden begriffen werden knnen14. So mu also zuerst gefragt werden, wie Aristoteles die P r s e n zen des Vorliegenden als solche bestimmt. Dabei ergibt sich zunchst ein der platonischen Problemlage hnliches Bild. Zum Vorliegenden gehrt es, da der Mensch in seinem verstehenden Umgang mit ihm je und je eine einfache Prsenz ( ), ein und im Blick des hat und mit einem Wort der Sprache bezeichnet (vgl. 1006a28-bl3). Ein solches ist blo, was es selbst ist, und schliet alles andere aus (b13f.). Es liegt innerhalb des Vorliegenden mit unbestimmt vielen anderen Prsenzen vor, aber ist mit ihnen blo zusammengekommen: es sind seine . Es ist diese dann auch, aber nur , in Hinsicht auf sein Zusammengekommensein; dagegen ist es in Hinsicht auf sich selbst (' ) das, was fr es sein Sein (vor allem Zusammengekommensein) schon war: (a33). Das ist der dem platonischen entsprechende Begriff; ebenso wie dieses, ist damit das gemeint spezifisch als das, was es als es selbst (1 ) ist (1029bl3f.). Es ist schlechthin einfach ( 1027b27, * 430.126, - 1051 b!7) und als solches schlechthin wibar Wer ein Wissen vom Allgemeinsten hat, wei auch irgendwie " nicht alles Darunterfallende", wie gewhnlich falsch bersetzt wird (denn vgl. b4J), sondern; alles taktisch Vorliegende". Diese sind die , deren die Platoniker unkundig" geworden sind (316a9). (Bei Poiybios heit dann die gegenwrtigen Zustnde genauso wie ; vgl. auch schon Demosthenes 348,24 at : die gegenwrtigen Hoffnungen. In der spteren Grammatik bedeutet das grammatische Prsens".) 1 1 Die Begriffe Prsenz1- und Vorliegen" finden sich als Termini fr Anwesenheit" bereits in Heideggers Interpretationen griechischer Philosophie, jedoch in anderer Bedeutung. Whrend sie dort mit dem Begriff der Anwesenheit mehr oder weniger synonym gebraucht werden, stehen sie in der vorliegenden Untersuchung fr ganz bestimmte Modifikationen der Anwesenheit, und zwar so, da ihre Bedeutung zunchst noch so weit offenbleibt, als sie sich in der Folge gerade durch ihr eigenes gegenseitiges Verhltnis in mannigfacher Weise weiterbestimmen werden. Die aristotelischen Probleme und Begriffe stehen also nicht auf dem Boden der Anwesenheit, sondern bilden gewissermaen das Gewebe, als welches sich die Anwesenheit aus ihrer eigenen Aporerik heraus selbst fortspinnt. Dann ist aber diese Anwesenheitstermjnologie" kein bloer Heideggerismus", der den folgenden Untersuchungen nur als uerliche Frbung" anhaftet und vom Leser nach Belieben beseite gelassen oder in seine eigene Sprache bersetzt" werden knnte. Genau in dem Mae, in dem er dies tut, verschttet er wieder das, worauf es hier primr ankommt, nmlich die bergnge, in denen die Begriffe in ihrer Genesis durchsichtig werden. Man lt dann alles beim Alten und mag fortfahren, wie bisher Substanz" und Akzidenz", Kategorie" und Akt", Idee" und Ding", Essenz" und Existenz" als starre Gren empirisch aus dein Texten und aus ihrer Selbstverstndlichkeit fr den common sense" zu bernehmen.
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(1031b20f.), und d. h. zugleich schlechthin wahr, weil bei einem Einfachen die Mglichkeit des Falschen ausgeschlossen ist (43b28, 105ibl7ff.)u. In ihm zeigen sich also wieder die bereits bekannren Wesenszge der Prsenz als sc hie chth inniger Anwesenheit. Weil dieses nur eimt ist, e i n unter anderen, hat seine Selbigkeit, wie auch schon bei Platon, spezifisch den Charakter des Umgrenztseins gegen anderes ( ). Als in solchem Umgrenztsein Unverwechselbares ist es das schlechthin Bestimmte. Die ausdrckliche Explikation des im einfach Geschauten ist daher die Umgrenzung, Definition": der oder . Die Umgrenzung geschieht als Unterscheidung von allen anderen Prsenzen; unterschieden werden kann aber nur solches, was auch gleich ist (1054b25f.): der vollzieht sich daher als Festlegung der spezifischen Differenz () innerhalb des gemeinsamen Wesens, der Gattung (), welche ihrerseits vermittelst einer weiteren Differenz einer hheren Gattung bestimmt wird (139a28f., 1037b29ff.). Erst in solcher Explikation, die nicht mehr einfaches vosiv ist, sondern sich als vollzieht (101b39), wird das Jeweilige als das unverwechselbar Eine gewut, das es ist. Der ist, wie auch schon fr Platon, nicht blo die semantische Festlegung einer Bedeutung", sondern der Wissensbezug selbst, der der jeweiligen Prsenz (90blo). Da das Wissen des nicht nur , sondern auch ist, da die Prsenz also, obgleich einfach, doch auch irgendwie mehrfach ist, bernimmt Aristoteles zunchst (etwa in der Topik) von Platon und macht es erst spter, mit Hilfe der inzwischen aus dem Vorliegenden" gewonnenen Begrifflichkeit, zum ontologischen Problem (vgl. 15). Indem das also von allen getrennt und verselbstndigt wird (), mu es zugleich, um in dieser Selbigkeit in ein explizites Wissen zu kommen, von allen brigen Prsenzen unterschieden werden (opto-). In der ursprnglichen Zusammengehrigkeit dieser beiden Loslsungen grndet es, da mit dem nicht nur das Einfache gegenber der Mannigfaltigkeit seines faktischen Vorliegens gemeint ist, sondern zugleich der explizierte dieses Einfachen gegenber diesem selbst als bloem Wort (102al, 1029bl9f.). Die Prsenz als solche fhrt auch hier, so wie bei Platon, aus der Mannigfalt des Vorliegens hinaus, weil es von vornherein in ihrem einfachen und in sich umgrenzten Wesen liegt, alles Fremde von sich abzustoen, den Blick des Vernehmens auf ihre eigene Selbigkeit (1 ) gewissermaen festzubannen und sich ihm als Losgelstes und d. h. Selbstndiges () zu prsentieren. Gleichwohl ist die P&isenz fr Aristoteles im Gegensatz zu Platon nicht schlechthin selbstndig ( ), sie ist kein selbstndiges Seiendes. Man mag " Nher kann auf das Problem des Wahren bei Aristoteles erst in 9 eingegangen werden. 16
diese Auffassung, indem man das soglekh^ins Logische und Subjektive wendet, etwa als Begriff" versteht und diesen ontologisch ungeklrt lt, selbstverstndlich finden; ontologisch gesehen, ist sie zunchst paradox, weil ihr zufolge das Einfache nicht schon ein in sich geschlossenes E i n e s ist, Fragen wir noch, wie Aristoteles zu dem seltsamen Terminus gekommen ist, so wird sich schon an dieser Formulierung selbst vorlufig zeigen, wie Aristoteles der Selbigkeit der Prsenz einerseits eine gewisse Selbstndigkeit zugesteht, anderseits die eigentliche Selbstndigkeit abspricht, wobei der Grund dafr zunchst noch nicht zu erkennen ist: Der Ausdruck ist eine Abkrzung fr (1029b20), an dessen Stelle meist blo (1032a5f.) gesagt wird (wobei das fr den Namen des jeweiligen steht), manchmal sogar nur (135all), woraus schon erhellt, da dies das Grundwort des Ausdrucks ist. im Unterschied zu diesem wird das selbst (also das noch unexpiizierte ) einfach v genannt (141a35). Der platonische Terminus , genauer (Phaid, 78d3), was das jeweilige selbst ist", kann von Aristoteles nicht bernommen werden, weil darin nicht nur die Selbigkeit, sondern die volle Selbstndigkeit der jeweiligen Prsenz ausgedrckt ist. Statt dessen versubstantiviert er durch ein vorgesetztes die Formel, in der nach dem ' des , also nach der Definition" gefragt wird. Diese Frage lautete ursprnglich einfach: . Aristoteles nennt daher das auch fters (. . 1027b28), aber das ist noch mehrdeutig, und zwar auf Grund seiner eigentmlichen FrageIntention: indem es nmlich fragt, was Etwas ist, fragt es im Gegensatz zu anderen Fragen, wie . . Wo?", Wann?", Wieviel?", nicht nach irgendeinem Zustand, Beschaffenheit usw. von Etwas, sondern nach einem Etwas selbst, und d. h. nach einem Selbstndigen. Die Frage: Was ist das?" hat, indem sie etwas -' betrachtet (vgl. 103b36f,), die Intention auf ein Selbstndiges, sei es, da es schon als Selbstndiges gegeben ist, sei es, da es erst in der Frage verselbstndigt wird. Fr Platon ist das, was nach seinem befragt wird, so wie es im Bereich der Uns eibig keit gegeben ist, zunchst nicht selbstndig und kehrt, indem es befragt wird, in seine ihm ursprnglich zugehrige Selbstndigkeit zurck. Die Antwort auf die Frage ist: . Auch bei Aristoteles wird die jeweilige Prsenz in der Definitionsfrage aus ihren herausgehoben und also in gewisser Weise, wenn auch nicht schlechthin, verselbstndigt. Somit wre eine angemessene Bezeichnung gewesen, wenn dieser Ausdruck von Aristoteles nicht auch (wie sich noch zeigen wird) fr dasjenige in Anspruch genommen worden wre, was fr ihn das schlechthin Selbstndige ist. Auer dieser Zweideutigkeit der Frageformel hat auch noch eine andere dazu beigetragen, sie durch
2 Tugendhat, Tl itnxi
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einer. Kuristausdruck zu ersetzen: auch sie grndet darin, da die ,,-ci ''-Frage ein Selbstndiges intendiert: als slehe erwartet sie nmlich eihe Antwort, die das Befragte ebenfalls als Selbstndiges anspricht; als Selbstndiges wird aber die Prsenz nicht nur durch den , sondern auch im Nennen der Gattung fr sich oder auch des bloen Wortes in seiner substantivischen Form (als Name") intendiert1'. Dagegen kann auf die Frage (Was war das ihm eigentmliche Sein?") nur mit dem an Stelle des bloen Namens geantwortet werden ( , 102al; vgl. auch 1029b!9f.), weil der Name bereits in der Frageformel enthalten ist, und es kann auch nur mit dem ganzen geantwortet werden, indem keine dazugehrige spezifische Differenz fehlen darf (146b31 f.), weil das mit dem Dativ das ganz umfat und ganz aus allem anderen herauslst17. Diese Formulierung kann jetzt auch nicht mehr wie das auf das eigentlich Selbstndige bezogen werden: indem sie nach dem fragt, was dem Jeweiligen sein Sein war", belt sie das Befragte in seinem unselbstndigen Vorliegen und hebt nur das Erfragte das in eine gewisse Selbstndigkeit: >* Vgl. 102*34 f., 103b29f., 36f. Hingegen tst die spezifische Differenz fr sich keine mgliche Antwort auf die "-Frage, weil durch sie nicht das Gegebene direkt angesprochen, sondern die Gattung qualifiziert wird. 1 1 Dieses Verhltnis kann durch den Geniiiv (der in seltenen Fllen auch vorkommt, . . 1032b2) nicht so scharf zum Ausdruck kommen. Im Geniiiv liegt nur, da das irgendwie zu dem jeweiligen gehrt, whrend der possessive" Dativ durch das gleichsam betroffen und d. h. ganz erfat wird, ls Die vielumstrittene Frage nach der Bedeutung des Imperfektum im Begriff des findet, wie schon angedeutet, darin ihre Lsung, da das ( ursprnglich der Gegenbegriff zum ist {vgl. . . 210bl6-t8,263b7f.). Gegenber einem faktischen Vorliegen von Prsenzen, das als Zusammengekommensein verstanden wird, kann die Selbigkeit der jeweiligen Prsenz nur als das begriffen werden, was sie vor diesem Zusammengekommensein schon war. Jenes Perfekt und dieses Imperfekt weisen wechselseitig aufeinander zurck; selbstverstndlich ist keines von beiden naiv zeitlich zu verstehen. Da diese Erklrung, die schon dadurch auf der Hand liegt, da das als das bestimmt wird, was etwas ' ist (1029L13f.) und das ' den Gegenbegriff zum bildet (vgl, 5 8), bisher nirgends erwogen wurde, hat seinen Grund einerseits in der Verwirrung, die allgemein ber das und seine verschiedenen Bedeutungen herrscht (vgl. 8 und 9), anderseits darin, da man steh beim seit Trendelenburgs magebendem Aufsatz (Rhein. Mus. 1828) immer nur an der ersten Kategorie orientiert hat; das bedeutet eine Verengung, die A. selbst in Met. durchfhrt, die aber ursprnglich nicht gegeben war und von der man nicht ausgehen darf. Erst Arpe hat, anknpfend an Natorp (Platoris Ideenlehre, S. 2) gezeigt, da die Form des Ausdrucks nur aus der Definitionssituation verstanden werden kann und sich, wie am besten aus der Topik zu ersehen ist, auf jede beliebige Kategorie bezieht. Aber seine von Natorp bernommene subjektivistische Erklrung des als Imperfekt der gedanklichen Voraussetzung" (3. 17) trifft zu kurz, wie auch seiner weiteren Erklrung des Ausdruckes jedes Verstndnis fr die ontologische Bedeutung der Definition" abgeht, vgl. unten Anm. 20. 18
elvat wurde das in der ,, ''-Frage Erfragte bereits bei Platcn genannt (. . Phaid. 78dl), weil es nmlich als das schlechthin Seiende (ov) das war, von dem auch schlechthin gesagt werden konnte, da es sei () VJ. Das und ebenso sein quivalent (Phaid. 78dl) ist eine Substantivierung dieses . Dabei besteht fr Platon kein Unterschied zwischen der (dem ) des Ov und diesem selbst (vgl. Phaid. 78dl ff.). Da auch von Aristoteles das aus dem Zusammengekommensein isolierte ein genannt wird, hat einen doppelten Sinn: einerseits ist es auch fr ihn ein schlechthinniges Sein im Sinn der Prsenz; anderseits soll es als solches gerade kein Seiendes, kein 6v sein: man kann davon nicht mehr sagen ,es ist'; das wird nicht mehr als substantiviertes ), sondern als vorliegende zu denken, ohne da sie ihr Wesen als Prsenz verliert. Mit dem Vorliegen" einer Piiisenz meinen wir ihr faktisches Anwesen () innerhalb dieses Bereiches. Was bedeutet fr die Prsenz ihr Anwesen im Bereich des Vorliegenden? Die Prsenz als solche ist das schlechthin Bestimmte (). Dagegen ist das Vorliegende als solches (wenn also von den vorliegenden Prsenzen abstrahiert wird) das schlechthin Prsenzlose () und Unbestimmte (). Aristoteles nennt es (I29a20f., 19iai0, 20%9). Das eigentmliche Wesen des Unbestimmten ist aber, da es kein Etwas fr sich sein kann (332a35., 1029a27f.), sondern immer nur das Unbestimmte des Bestimmten ist. Nur an diesem kann es als Unbestimmtes walten. Die ist daher das von sich aus unbestimmt Vorliegende, aber je und je von Prsenzen Bestimmtwerdende () (1029al 8-21). Als Unbestimmtes wird es nun (a) immer zugleich von unbestimmt vielen und (b) auch immer wieder von anderen Prsenzen bestimmt. Das Vorliegen" () bedeutet also fr die Prsenz, da sie erstens nicht mehr nur in sich Bestimmtes, sondern Bestimmendes eines Unbestimmten ist und da sie damit zweitens in schlechthinnige Mannigfaltigkeit und Wechsel verstrickt wird. Halten wir uns zunchst nur an den ersten Aspekt, dann ist jedenfalls deutlich, da das Vorliegen der Prsenz, wenn es berhaupt positiv gedacht werden kann, nicht nur ein faktisches Vorhandensein in diesem Bereich bedeutet, sondern eine Modifikation ihres Prsenz- und Anwesenheitscharakters. Denn das, wohin die Prsenz in ihrem Vorliegen gert, ist als das prsenzlos Vorliegende selbst ein Anwesendes, und zwar von solcher Art, da sein Anwesen in nichts anderem besteht als dem schlechthinnigen Geffnetsein fr Bestimmung. Weil das prsenzlos Vorliegende in solcher Weise auf den Anwesenheitscharakter der Prsenz eingespielt ist, kann auch die Prsenz nicht nur berhaupt
in ein Verhltnis, sondern in einen Anweseriheitsbezug zu ihm treten. Das der Prsenz bedeutet jetzt nicht nur die Faktizitt ihres Anwesens in diesem Beteich, sondern in eins damit ist es ein , ein Anwesen, Bei-Sein () bei etwas21. Das wechselnde Erscheinen und Verschwinden der Prsenz wird als Anwesenheit und Abwesenheit ( , 191a7) bei dem unbestimmt Vorliegenden verstanden. Die zunchst unbestimmt auf das votliegende Seiende weisenden Titel und treten jetzt in bestimmter Bedeutung auseinander, heien spezifisch die Prsenzen, sofern sie vorliegen, und dieses ihr bedeutet erstens die Faktizitt ihres Anwesens innerhalb dieses Bereiches und zweitens und in eins damit ihr Anwesen bei dem unbestimmt Vorliegenden, Dieses selbst wird jetzt als in einem betonten Sinn verstanden, indem das o zwar weiterhin vor", bei" bedeutet, zugleich aber auch im Sinn von darunter" gemeint ist (vgl. 1042a33/b2f.). Es wird gewissermaen als der Boden verstanden, det den Prsenzen eine Sttte fr ihr jeweiliges Vorliegen bietet, det als ein Einer ihrer Mannigfaltigkeit zugrunde hegt und sich als Zugrunde-Bleibender () innerhalb ihres Wechsels durchhlt. Nur auf einem solchen Boden kann die Anwesenheit der Prsenz innerhalb dieses Bereiches einen Stand gewinnen und als mit dem , indem sie sich gegenseitig anwesen, ein Zusammenvorliegendes (, 105 lb4) bilden. Doch ist das Bei-Sein (, ) noch nicht der adquateste Ausdruck des Verhltnisses der Prsenz zum , denn er legt das Miverstndnis nahe, da es sich dabei um ein Beieinandersein von zwei Seienden handelt. Es wird darin noch nicht sichtbar, da es vielmehr der Seinssinn und Anwesenheitscharakt er des einen und des anderen ist, det von diesem Zusammenkommen betroffen wird. Die Prsenz kommt nicht einfach mit dem Unbestimmten zusammen, sondern ihr eigenes Wesen, das schlechthinnige Bestimmtsein, bricht aus seiner Geschlossenheit in sich heraus und wird zu einem Bestimmend sein des Unbestimmten. Das Vorliegen () der Prsenz im Sinn des faktischen Anwesens innerhalb dieses Bereiches hat als Vorliegen bei ( ) einem unbestimmt Zugrnde-Vor-liegenden () den nheren Sinn, Prsenz DES Vorliegenden zu sein. Indem das Bestimmtsein als Bestimmendsein jetzt auf ein anderes (ZuBestimmendes) bezogen ist, braucht es noch nicht die Einfachheit und Selbigkeit seines Wesens zu verlieren, es bleibt diese bestimmte unverwechselbare Prsenz, aber indem es die Prsenz des Vorliegenden ist, ist es nicht mehr selbstndig. In ihrem jeweiligen Vorliegen in solcher31 Vgl. S. 14 Anm. 13. ~ gebraucht . hufig gleichbedeutend mit diesem , vgl. 44a4, 45al0, 126b22, b24, 1018a23/5. Bereits TeichmuHcr (Gesch. d. Pamsic S. 6f.) hat auf diesen Zusammenhang hingewiesen und mit ,,Anwesen" bersetzt.
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Weise aus sich heraustreten kann die Prsenz nur, wenn sie auch schon vor ihrem jeweiligen Vorliegen nicht in sich selbst ruht, trotz ihrer Einfachheit noch kein schlechthinniges v, noch kein selbstndiges tiv ist. Da ihre Anwesenheit mit einet anderen Anwesenheit sich verbinden kann, setzt voraus, da sie in sich noch offen, noch nicht erfllt ist, da sie somit, um berhaupt s e i n zu knnen, sich mit der anderen Anwesenheit verbinden mu. Das Sein (Anwesen) ist wesens mig zwiefltig geworden, und von jeder der beiden Seiten kann man nur sagen, sie sei, wenn sie mit der anderen verbunden ist. Das Anwesen der Prsenz ist ihr Vorliegen () und das Anwesen des Vorliegenden () seine Prsenz. Der Sinn des , welches die jeweilige einfache Prsenz ist, liegt darin, ein des zu sein (vgl. 996b 14-18). Man kann vom nur sagen es ist", wenn man ein solches von ihm sagt; man sagt dann es ist das ". Erst dann ist" auch erst das . Dieses ist", die sogenannte Copula, verbindet nicht zwei Vorstellungen oder Dinge, sondern es bringt zum Ausdruck, da das der Prsenz das des Vorliegenden ist und da somit diese beiden, jedes nur im anderen, seiend sind. Weil die Art und Weise, in der hier die Sprache selbst das Verhltnis ausspricht, die einzig angemessene, weil nicht verdinglichende ist, bezieht Aristoteles von hier seine fr diesen Zusammenhang entscheidende Terminologie. Da das Anwesende zwiefltig ist, mu auch das Vernehmen zwiefltig sein: es vollzieht sich nicht mehr als einfaches Schauen (), sondern als Rede (), und zwar spezifisch als aufzeigende Rede ( . 17a8), in der etwas als etwas, das hinsichtlich der oder der es bestimmenden oder nicht bestimmenden Prsenz angesprochen und kundgetan wird: Der Redende spricht dabei dem vor ihm Liegenden eine Prsenz zu () oder ab (). Die von ihm vernommene und aufgezeigte Zwiefltigkeit (etwas ist etwas") ist ein (17a25f.). Jetzt erst wird der .Zusammenhang zwischen dem als Vorliegendem und als Zugrundeliegendem und das Wesen dieses Zugrundeliegens deutlich: das entspricht dem des . Und die Prsenz, die auf das vorliegende gleichsam herabgesagt wird, ist ein , Gesagtes (z. B. 1045b30f.), genauer: ein Darauf-zu-undhetab-Gesagtes, von ihm Prdiziertes und es dabei als das, was es ist, Kundtuendes: (1017a25 usw.). (1099 usw.). Die (Prsenzen) selbst werden genannt (1045b30), jedes (i089al2, b7, b20) eine , nicht weil das v innerhalb des Urteils untersucht wird (Apelt), sondern umgekehrt: weil das, was seiend ist, sich zwiefltig, als Prsenz von Vorliegendem" zeigt, ist sein Vernehmen ein , und weil das Seiende einzig innerhalb des ihm entsprechenden Vernehmens zuganglich ist, wird die Struktur des magebend fr die ontologische Bewltigung dieses Seins Zusammenhanges. Das einzigartige Verhltnis zwischen der Prsenz und dem Vor-
liegenden lt sich nicht als Beisein", ZusammeAsein", Insem", oder wie auch immer sonst, fassen, denn jede solche Erklrung kommt von auen und verdinglicht; weil es einzig vom ist" der Aussage getroffen wird, ist das & bzw. & (83a22f., 49a6f.) als die eigentliche Wesensbestimmung des (49a6) und als die ontologisch hhere und przisere Formulierung zu bezeichnen. Das (-.) bedeutet nicht eine urteilsimmanente Beziehung und meint auch nicht primr (wie sich aus den Worten nahelegen knnte) die Beziehung des Seienden zum Aussagen, nicht das faktische Angesprochenwerden des Seienden, sondern es steht fr eine bestimmte Seins struktur, da es lediglich die Bezeichnung fr die Beziehung der Prsenz zum Vorliegenden ist, sofern diese Beziehung von jenem zwiefaltigen getragen wird, das nicht in" der Aussage vorkommt", sondern zur Aussage nur gehrt, weil es das Sein des von ihr gemeinten Seienden ist. Und so ist auch die vollkommen angemessene Bezeichnung des neuen Wesens der Prsenz; das Wort deckt sich nicht mit , denn es steht fr die Prsenz selbst, ob sie faktisch vorliegt oder nicht. Die Kategorie ist ebensowenig subjektiv, aber auch ebensowenig objektiv wie die platonische Idee: da die Prsenz nicht mehr Idee ist, sondern Kategorie, das bedeutet, da ihr Wesen nicht mehr darin besteht, in sich geschlossen und somit selbstndig zu sein: sie ist eine Prsenz von": das als Kategorie enthlt von vornherein den mglichen Bezug zum : auch wenn es noch nicht je und je faktisch vorliegt und sich zu einem erfllt, ist es bereits ".
4. Die Entdeckung einer Kategorie des Selbstndigen (' ) uud die Unterscheidung der Kategorien in oberste Gattungen Von den beiden Aspekten, in denen das Unbestimmte sich an der vorliegenden Prsenz manifestiert (S. 20), wurde bisher nur der erste betrachtet: die Prsenz wird als Bestimmendes des Unbestimmten zur Kategorie. Bei dem anderen Aspekt wird sofort die Frage akut, die bisher zurckgestellt wurde, wie das Vorliegen der Prsenz berhaupt mglich ist, ohne da sie ihr Wesen einbt. Denn in der schlecht-hinnigen Mannigfaltigkeit und dem schlechthinnigen Wechsel scheinen die Prsenzen halt- und standlos zu werden und sich im Unbestimmten zu verlieren, es mte sich denn innerhalb des Vorliegenden ein Eines und Bleibendes fassen lassen, dessen Einheit nicht blo von der Art der Sich-selbst-Gleichheit der Prsenz wre, sondern ein Eines des Mannigfaltigen und ein Bleibendes des Wechselnden, das den mannigfaltigen und wechselnden Prsenzen Stand und Orientierung gewhrte. 23
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Aber hat sich nicht|schon das unbestimmt Vorliegende selbst als die ses Eine und Bleibende gezeigt? Das ist als das Wovon des Gesagtwerdens (-' , 1028b3o) dai Eine, das den mannig faltigen Prsenzen zugrunde liegt, und als solches zugleich das ZugrundeBleibende (, 1029al2; Phys. A.7), das sich in ihrem Wechsel durchhlt; f. Doch dieses Eine" ist zunchst blo das schlechthin Unbestimmte (, ) und also das aller Einheit schlechthin barie. Whrend die Einheit der Prsenz als solcher die schlechthinnige Einfachheit ist, die alle Mannigfaltigkeit ausschliet, kann dagegen das unbestimmt Vorliegende das Mannigfaltige wohl zusammenschlieen, aber nicht in Eines. Statt da die Prsenz in solchem Zusammenschlu einen Stand gewinnen knnte, wird sie vielmehr gerade darin in eine schlechthin unbestimmte Mannigfaltigkeit entlassen. Indem sie als " von solchem gesagt wird, was ist, wird sie gar nicht von einer gesagt (1029a24), sondern von nichts bzw. von allem, was das Unbestimmte auch noch ist. Das ist als Iv ' zu verstehen (. . 93b36), und nur dann, wenn die als Kategorie aus ihrer Geschlossenheit heraustretende Prsenz nicht sogleich in das Zusammensein mit einer unbestimmten Mannigralt hinausgleitet, sondern zunchst in Einem gleichsam festen Fu fassen kann, wird ihr Vorliegen, d. h. ihr Bezug zum (das ) und damit das Anwesen des Vorliegenden ontologisch positiv, d. h. als eine neue Weise von v und , gedacht werden knnen. Das kann ein v nur dann sein, wenn es nicht 5), sondern selbst bereits Prsenz ist. Das Vorliegende kann als Anwesendes also nur gedacht werden, wenn ein neues ev entdeckt wird, das nicht nur, wie die Prsenz berhaupt, ein Einfaches ist, sondern als einfache Prsenz zugleich ein Mannigfaltiges und Wechselndes, von dem es bestimmt wird, zusammenschlieen kann. Mit andern Worten: die Um-deutung der Prsenz von der Idee zur Kategorie erzwingt zugleich eine Unterscheidung verschiedener Arten von Prsenzen, die Herausstellung einer ausgezeichneten Kategorie, die vom nicht als von einem anderen weitere Bestimmungen aussagt, sondern es an ihm selbst bestimmt (83a24ff.). Eine solche "Prsenz mu sich zugleich dadurch von den anderen unterscheiden! da sie gerade als vorliegende nicht mehr von etwas anderem gesagt wird und somit selbstndig ist. Dem Selbstndigen entspricht die Frage (S. 17). So mu also eine Prsenz gefunden werden, die mit einem angesprochen werden kann, nicht erst wenn sie von ihrem Vorliegen isoliert und verselbstndigt wird, sondern von vornherein als vorliegende: gesucht wird eine Kategorie des eem. So wie dem Wie gro?" () ein So gro" (8),^ Wie geartet?" () ein So geartet" () als Antwort entspricht, so dem Was ist es?" ( ) ein Das" (toSe). Mit dem Demor|strativum Das" wird ebenso wie mit dem Was ist es?" jeweils ein Selbstndiges intendiert: ein Etwas. Die Kategorie des
wre die Kategorie eines jeweiligen Das", die Kategorie des 8 -2. Nach einer solchen selbstndigen Prsenz braucht nicht erst gesucht zu werden. Sobald die Frage nach ihr ausdrcklich gestellt ist, ist sie auch schon entdeckt. Es zeigt sich, da tatschlich alle anderen Prsenzen, die in ihrem Vorliegen nicht als selbstndig angesprochen werden knnen, weil sie von etwas gesagt werden, nicht von einem Unbestimmten, sondern von einer Prsenz gesagt werden, die ihrerseits von keiner anderen Prsenz gesagt wird und daher als vorliegende mit der ecm"Frage angesprochen werden kann. Von einem Vorliegenden lt sich . . sagen: es ist wei, gro, auf der Erde, jung, spter alt und noch unbegrenzt vieles andere; aber was ist es? Zum Beispiel ein Mensch. Und diese ausgezeichnete Prsenz, die erste" Kategorie, ist nicht nur selbstndig, sondern zugleich die einige versammelnde Sttte der Mannigfaltigkeit und Bewegung der anderen Prsenzen, nicht ah bloe Unterlage, sondern die Prsenzen sind als Kategorien ihre weiteren Seinsbestimmungen, sind die Prsenzen des Vorliegenden, so da es selbst es ist, was sich mannigfaltig prsentiert und bewegt, dabei aber hinsichtlich seiner eigenen Prsenz einfach und beharrlich bleibt (es ist der. Mensch selbst, der wei und gro und jung ist und alt wird, dabei aber als solcher immer nur Mensch bleibt; vgl. Phys. A7). Damit ist ein Eines und Bleibendes (Anwesendes) entdeckt, auf dessen Boden so etwas wie Bewegung und Mannigfalt berhaupt erst als solche in den Blick treten knnen, statt nur negativ verstanden zu werden als Nicht-Bleibendes und Nicht-Eines. Solange das Eine und Bleibende nur die Prsenz als solche war, fhrte es sogleich aus dem Vorhegenden hinaus. Ebenso mte jede der vielen Prsenzen und jedes Bewegungsstadium in sich isoliert bleiben, wenn das eine und bleibende Zugrundeliegende nur das schlechthin Unbestimmte wre". Von Mannigfaltigem (und nicht blo Vielem), von Bewegtem (und nicht blo Wechselndem) lt sich erst sprechen, wenn ein in sich bestimmtes Eines " Der Ausdruck : meint nicht dieses Was", sondern ein Das", wie aus dem ebenso hufigen Gebrauch des bloen (vgl. die Obersicht bei Apelt, S. 139-141) zu ersehen ist und aus dem analogen Gebrauch von (178b38), TL (3bl5f.). Auf die bisherigen Erklrungen (vgl j. A. Smith, TI in .; Ross Metaph. 1 S. 247f.; Preiswerk S. 84ff.; Owens S. 39Bf.) braucht hier nicht eingegangen zu werden, weil sie, statt von der Selbstndigkeit, immer nur von der Einzelheit" ausgehen, was zu einer einseitigen Erklrung des 8 lediglich im Hinblick auf seine Rolle innerhalb der ersten Kategorie gefhrt hat, ohne da sein Verhltnis zu den brigen Kategorien bercksichtigt wurde. Ganz fernzuhalten ist die vulgre Vorstellung, als sei mit dem speziell das unmittelbare sinnliche Dieses gemeint. Vielmehr ist es als Das" der allgemeine Terminus fr das Selbstndige als solches und kann ebenso ein bersinnliches, wie ein sinnliches Selbstndiges bezeichnen (vgl. unten S. 31). " Hier liegt der wesentliche Unterschied zwischen dem aristotelischen und dem des platonischen Timaios (48eff.).
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und Bleibendes und d. h. jet2t zugleich ein Etwas ( ) gefut werden kann, was mannigfaltig und bewegt ist. Das unbestimmte (die ) ist aber damit nicht verschwunden. Indem das das an ihm selbst bestimmt, kehct innerhalb dessen, wovon die brigen Kategorien gesagt werden, die Differenz zwischen Bestimmendem und Bestimmtem wieder. Das ev, wovon die brigen Prsenzen gesagt werden, ist nicht eine Prsenz als solche" (TL), sondern wiederum ein Vi (1029a23f.). Weil aber das, wovon die zugrundeliegende Prsenz ihrerseits gesagt wird, , und d. h. kein Etwas, ist, verliert sie, indem sie ein mit dieser Zusammengesetztes (, 1029a5) ist, nicht ihre Selbstndigkeit. Doch scheint jetzt der feste Boden, der mit dem erreicht werden sollte, berhaupt wieder verlorenzugehen: wir stehen wieder vor einem , bei dem das " eigentlich kein ., weil kein v ist. Aber die Schwierigkeit hat sich wesentlich verschoben: Die Prsenz kommt zwar als mit einer unbestimmten Mannigfalt anderer Prsenzen zusammen, aber diese werden jetzt von ihr selbst als deren gesagt und haben in ihr einen einheitlichen Ort. Die unbestimmte Mannigfalt, von der sie ihrerseits gesagt wird, ist nicht mehr eine Mannigfalt von Prsenzen, sondern von Teilen. Jedes Selbstndige innerhalb des Vorliegenden ist als kontinuierlicher Krper ( ) schlechthin teilbar ( el , 268a6L); -aus den Teilen entsteht es, und in sie vergeht es. So bewahrt das Vorliegende seinen Unbestimmtheitscharakter, indem auch das, was der Mannigfalt und Bewegung des brigen als Eines und Bleibendes zugrunde hegt, selbst mannigfaltig und vergnglich ist. Es wird daher als Anwesendes nur gedacht werden knnen, wenn das in dieser Mannigfalt nicht auseinandergerissen wird und untergeht, d. h. wenn der -Charakter dieser Prsenz ber die bloe Einfachheit hinaus als Vereinigung der ihr zugrunde liegenden Teile begriffen werden kann, ebenso wie als Vereinigung der Prsenzen, denen sie selbst zugrunde liegt. Die Unbestimmtheit, d. h. der hyletische Charakter des zeigt sich aber nicht nur in seiner eigenen Vergnglichkeit und Teilbarkeit, sondern auch in der Bestimmbarkeit durch weitere Prsenzen. Diese Bestimmbarkeit betrifft nicht das immanente Wesen der zugrundeliegenden Prsenz selbst, auch nicht die schlechthin unbestimmte Xrj fr sich, sondern sie bedeutet, da das selbstndig Vorliegende auer seiner eigenen Prsenz noch weitere Seinsweisen hat, die ihm erst in den brigen Kategorien zugesagt werden. Den weiteren Seinsweisen entsprechen weitere Fragen, in denen nicht mehr gefragt wird: Was ist es?", sondern: Wie beschaffen, wie gro, wo, wann usw. ist es?" Diese Fragen betreffen weder das als solches noch die anderen Prsenzen als solche denn dies vermag in beiden Fllen nur die ,, "-Frage , sondern befragt wird immer das (es"), aber gerade auf die anderen Prsenzen hin: diese werden erfragt, nicht als Prsen-
zen, sondern als Prsenzen des Vorliegenden (vgl. 1028al5-18; unten 5 7) Dadurch da das nicht ein Unbestimmtes, sondern ein Etwas ist, stehen die Prsenzen in ganz bestimmten Bahnen, die den mglichen Seinsweisen des Etwas entsprechen. Darin liegt aber: die Auffassung der Prsenz als Kategorie fhrt, sobald das als begriffen wird, dazu, da bereits der innere Gehalt der Prsenz (ihr ) an bestimmte Mglichkeiten gebunden ist, die vom Vorliegenden vor gezeichnet sind: die Prsenz kommt in einen Bezug zum nicht erst, wenn sie jeweils faktisch vorhegt, sondern dieser gehrt bereits zu ihrem inneren Wesen. So ergibt sich aber aus der Herausstellung einer ausgezeichneten und ersten" Kategorie zugleich die Notwendigkeit einer Unterscheidung auch innerhalb der brigen Kategorien, und zwar einer Unterscheidung besonderer Art. Die Unterscheidung von anderen Prsenzen gehrt zur Prsenz als einem von vornherein (S. 16). Das Selbe aber, woraufhin jede Unterscheidung geschehen mu (1054b25f.), ist beim der Prsenz zunchst jenes, was beide unterschiedenen Prsenzen selbst sind: die Gattung (1054b30f.). Diese ist das, woraufhin als ein Eines (-' , 1030b3) die beiden Prsenzen selbst angesprochen werden knnen. Wird dann weiterhin nach der Gattung der Gattung geEragt usw., dann mte die oberste Gattung smtlicher Prsenzen das sein, was sie letztlich als Prsenzen sind, nmlich v und . Statt dessen lehrt Aristoteles, da v und (die nicht identisch sind, aber immer zusammengehen, 1003b23f.) keine Gattung sind (1053b23f.)" und es vielmehr eine begrenzte Anzahl hchster Gattungen gibt, von denen jede nichts anderes als eine Weise von Sv und ist (1045a36ff.) und die in kein weiteres aufgelst" werden knnen (1024bl5f,). 6v und e'v haben daher keine einfache, sondern von vornherein eine so vielfltige Bedeutung, wie es oberste Gattungen von Prsenzen gibt (1003a33, 1017a23f., 1054al3f.). Das v ist dabei aber nicht blo ein gemeinsames Wort fr sachlich Disparates (Homonymie, 1003a34), sondern die hchsten Gattungen stehen, obwohl sie nicht auf ein Eines hin, das sie gleichermaen selbst sind, angesprochen werden knnen (1 ), doch in einem Bezug auf ein Eines ( ev, 1030b3,1003a33).1 1 Es ist blich geworden, fr die Lehre, da das 6v keine Gattung sei, auf B3,998b22ff, tu verweisen (vgl. z. B. Heidegger S. u. Z., S. 3; Ross zu 1053b23), offenbar aus keinem anderen Grund, als weil das die ausfhrlichste Stelle ist, an der diese Auffassung dargelegt wird. Aristoteles begrndet sie hier nur mit dem formalen Argument, da (nach Top. 122b20f,, 144a31ff.) eine Gattung nicht von einer spezifischen Differenz prdiziert werden knne, jede Differenz aber ein v und h) sei. Den eigentlichen Grund, warum das v keine Gattung ist, verschweigt A. hier gerade, so wie er auch sonst im Aporienbucfi mit seiner eigentlichen Lehre zurckhlt. Schlielich kann sogar bezweifelt werden, da dieses formale Argument auf dem Boden der nachher in der Metaphysik" durchgefhrten Klrung des Seinscharakte ts der spezifischen Differenz (vgl. 15) berhaupt noch irgendeine Gltigkeit hat.
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Dieses Eine ist das (vgl. iOQ3boff., bt6-18) und jene hchsten Gattungen sind seine verschiedenen Seins weisen: voran sein eigenes Was es ifet", ferner das Wie beschaffen" (), das Wie gro" bzw. Wieviel'() usw. (1003b6ff 1017a25f.)- Sie lassen sich nicht in ein Ein auflsen", weil das Selbe, in bezug worauf sie unterschieden sind, geride nicht das ist, was sie selbst sind (ihre Gattung), sondern das, wovon sie gesagt werden. Das heit aber, da der Bezug auf das bereits ursprnglich zum Gehalt det Prsenz gehrt, und wenn die obersten Gattungen Gattungen det Kategorien" heien (2. B. I03b20) und meist einfach die Kategorien" genannt werden, so sind sie dies im vollen Sinn des Wortes. Da die aristotelische tatsachlich als (Prdikat") zu verstehen ist, wird also dadurch besttigt, da es gerade ihr Prdikatscharakter" ist, aus dem sich sowohl die Hinsicht der Unterscheidung in die verschiedenen Gattungen ergibt als auch der Grund, warum sie nicht in einer hchsten Gattung zusammenkommen. Die Gattungen der Kategorien ( ) sind daher zugleich die Formender Aussage" (-* , 10i7a23, 1024b23). Weil der Bezug zum Vorliegenden die Hinsicht der Unterscheidung abgibt, sind die verschiedenen Arten der als Prsenzen zugleich die verschiedenen Weisen des lern der Copula" (49a6f.). Wenn dagegen, wie bei Bonitz, der Prdikatscharaktet der Kategorie geleugnet und die Bedeutung der Kategorieneinteilung darin gesehen wird, einen berblick ber den Inhalt des erfahrungsmig Gegebenen sicher zu vermitteln" (Sitzb. [1853] S. 606), so bleibt, von anderem abgesehen, ungeklrt, warum das Gegebene" gerade in diese und keine anderen Gattungen eingeteilt wird. Ebenso verkehrt ist aber die Annahme, die aristotelische Kategorienlehre sei aus einer Untersuchung des Urteils entstanden (Trendelenburg, Apelt, Kapp). Solange man sich in der Alternative bewegt, die Gattungen der Kategorien stellen entweder eine Einteilung des Seienden oder der Urteilsprdikate dar, haben entweder einen ontologisehen" oder einen logischen" oder einen ontologischen und daneben einen logischen Ursprung (K. v. Fritz), aber auch wenn man sich bei der bloen Feststellung beruhigt, da fr Aristoteles kein solches Entweder-Oder besteht (. . de Rijk), mu der eigentliche Ursprung der Kategorienlehre unsichtbar bleiben, demzufolge sich hier der Grundcharakter des Seins selbst von der selbstndigen Prsenz" () zur Prsenz des Vorliegenden" ( ) wandelt und erst dadurch das Logische", nicht in einem Gegensatz zum Ontologischen", sondern zum Noetischen", in den Vordergrund tritt.
5. Der neue Begriff der und die Stellung der Zmejltigkeit innerhalb der ausdrcklichen Frage nach dem Sein; Gliederung der Untersuchung Mit dem ist innerhalb des Vorliegenden ein je und je Eines entdeckt. Erst auf diesem Boden kann die Frage nach dem Verhltnis zwischen der Einen (allgemeinen) Prsenz und dem mannigfaltigen Einzelnen (S. 13) mit Sinn gestellt werden. Wie wenig selbstverstndlich dieser Boden ist, zeigt sich an dem (von Platon her gesehen) unerwarteten Ergebnis, da es Eines (Einzelnes) nur innerhalb einer Gattung von Prsenzen gibtBS. Und vor die Frage, wie der Bezug der Einen allgemeinen Prsenz zu der Mannigfalt ihrer Vereinzelungen zu denken ist, schiebt sich jetzt die Frage nach dem Verhltnis des Einen und Mannigfaltigen innerhalb des Einzelnen selbst; erst mit den ontologischen Begriffen, die sich hier herausbilden, wird dann auch sie bewltigt werden knnen". Das Vorliegende wird sich als Anwesendes denken lassen, weil ein Eines entdeckt wird, das ein Eines von Mannigfaltigem ist, und dies in zweierlei Richtung, die sich jedesmal als eine Zwiefltigkeit des Seins zeigt, solcherart, da Sein (Anwesen) den nheren Sinn bekommt, Prsenz eines Vorliegenden zu sein: , Das Mannigfaltige versammelt sich also um das Eine in den Bahnen zweier Zwiefltigkeiten, die, obwohl ihre Struktur uerlich dieselbe ist, von ganz verschiedener Art sind und vor ganz verschiedene Probleme stellen werden. Sie unterscheiden sich zunchst dadurch, da bei der einen das Bestimmende eine unselbstndige und das Bestimmte eine selbstndige Prsenz ist, whrend bei der anderen das Bestimmende die selbstndige Prsenz und das Bestimmte berhaupt keine Prsenz ist. In beiden Fllen ist das Schwergewicht des Verhltnisses nmlich das grndende Eine , das hier auf der einen, dort auf der anderen Seite liegt, dasselbe: die selbstndige Ptsenz. Bevor das Verhltnis dieses Einen zu der einen und der anderen Mannigfalt errtert werden kann, mu der - und d. h. -Charakter des Selbstndigen als solchen geklrt werden . Die Entdeckung eines Selbstndigen innerhalb des Vorliegenden fhrt nmlich nicht nur zu einem Zusammenhang von Einem und Mannigfaltigem, sondern zuvor zu einem neuen Begriff des schlechthin Einen, und dieser wird in ganz bestimmter Weise magebend werden fr die ausdrckliche Durchfhrung der Frage nach dem Sein (dem Seienden als Seienden), in der das Problem der Zwiefltigkeit seinen Ort haben mu, wenn in ihr ein neuer Sinn des Seins enthalten sein soll. Das schlechthinnige ev ist sowohl fr Platon als auch fr Aristoteles das schlechthin Seiende, weil es eine geschlossene, autarke Begegnung fr das Vernehmen ermglicht (vgl. 1052a30f., unten S. 106) und " Fr das Verhltnis zwischen Allgemeinem und Einzelnem innerhalb der iibtigen Kategorien vgl. unten S. 45. *' Vgl. die 5 Hund 15.
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daher ein schlechthin Anwesendes ist: es heit dann eine Seiendheit", , Wdhn sich daher der Sinn des schlechthinnigen und somit der wandelt, so ist das nicht ein Bruch, sondern bleibt innerhalb des gleichen fundamentalen Seinssinnes; ja die grundstzliche Wandlung des platonischen zum aristotelischen Seinsbegrifferweist sich, wenn man nur die blichen uerlichen Vorstellungen von transzendent" und immanent1', Idee" und Begriff" usw. beiseitelt undiurenontologischen Charakter betra