Die Bewältigung von Komplexität und ihre Schwierigkeiten · Die Bewältigung von Komplexität und...
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Die Bewältigung von Komplexitätund ihre Schwierigkeiten
Dietrich Dörner
Institut für Theoretische PsychologieOtto-Friedrich – Universität
Bamberg
ψDietrich DörnerInstitut für TheoretischePsychologie
Otto-Friedrich - UniversitätBamberg
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Otto-Friedrich - UniversitätBamberg
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Otto-Friedrich - UniversitätBamberg
Merkmale eines komplexen Systems:
- Sehr viele Variablen- Variablen "vernetzt"- Intransparenz- Eigendynamik- Große "Totzeiten" Koordination verschiedener Handlungs-
stränge notwendig. ("Eins nach dem anderen!" geht nicht!)
Wirkfaktoren teilweise unbekannt; Hypo- thesenbildung notwendig. (Gefahr der "ideologischen Schnell- schüsse!")
Unter ähnlichen Bedingungen unähnliche Maßnahmen erforderlich. ("Nichts ist immer richtig oder immer falsch!")
Kontrolle des Handelns schwierig!
Zielflexibilität notwendig!
und die sich daraus ergebenden Anforderungen:
Die Sächsische Landesbank war im Spätsommer 2007 fast bankrott. Dies war eine Folge davon, daß die Bank den Geschäften einer irischen Tochter vertraute, die immer hübsche Gewinne ablieferte und als "cash cow" des Unternehmens betrachtet wurde.
Soweit zur Bank. Nun zur Politik: Die hat ja die Aufgabe, Landesbanken zu kontrollieren; das geschah auch durch den Finanzausschuß des sächsischen Landtages. Der Vorsitzende des Haushalts- und Finanzausschusses, Weckesser ('die Linke') meinte dazu: "Es blieb ein Sekundärthema, weil die Sache lief!".
Reiner Burger, FAZ, 21.8.2007
Soweit zur Maxime: "Never change a winning team!"
Finanzmärkte sind komplex!
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Schutz des Welt- und Selbstbildes
Weltbildschutz.wmf
Weltbildschutz
Konfirmatorische Wahrnehmung
Wahrnehmungsabwehr
"Groupthink"
Aktionismus
Methodismus
Marginalisierung von Mißerfolg
Fremdattribution von Mißerfolg
"Ballistische" Aktionen
Horizontale Flucht
Die "loyale" GruppeOpportunistisches Handeln
Bang-Bang - HandelnVerzicht auf Selbstreflexion
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Umsatz der FirmaSchokoFin
Zeit
ZeitWie sie wirklich war!
Wie man die Entwicklung sah!
Konfirmatorische Wahrnehmung
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Konfirmatorische Wahrnehmung
FAZ 21.6.08: Im Jahre 2007: 12848 mehr Geburten als 2006!!
Geburtenrate.jpgψDietrich Dörner
Institut für TheoretischePsychologieOtto-Friedrich - Universität
Bamberg
West14.dsf
August 1914
Ardennnes
Brussels
Paris
MarneSeine
Somme
Belgium
France
GermanyAmiens
Lille
Lüttich
Metz
1. Armee
2.
3.
4.
5.
6.
5.
4.
3.
2.
1.
GermanArmies
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Luxem-burg
P lan 1 7
FrenchArmies
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Reaktionen des französischen Hauptquartiers auf die Berichtedes Generals Lanresac (5te Französische Armee), die die deutschenTruppen in Belgien betrafen (zwischen dem 10. und 15. August 1914):
"Lanresac täuscht sich, es ist unmöglich ist, daß die Deutschensoviele Truppen dort haben."
“Die deutschen Truppen in Belgien haben einen speziellen Auftrag!"
"Wir haben den Eindruck, daß die Deutschen keine Truppen dorthaben!" (General Joffre, Französisches Hauptquartier)
"General Lanrezac übertreibt!"
"Lanrezac ist ein Feigling!"
Barbara Tuchman: August 1914
Wahrnehmungsabwehr
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Lagarde, 14.8.1914
Ulanen.jpgψDietrich Dörner
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Vergangene Schlachten und tote Generale halten denmilitärischen Geist im tödlichen Griff, und so planen Deutsche, wie andere auch, den vergangenen Krieg.
Barbara Tuchman in "August 1914" über die deutschen Kriegsvorbereitungen vor dem 1. Weltkrieg
Methodismus
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" Kavallerie kann in der Zukunft allenfalls eine Bedeutung haben,wenn sie Reis für die Infanterie kocht! "
General Ian Hamilton, British Army, Beobachter desRussisch–Japanischen Krieges 1905.
" Die Sonne des Orients hat offensichtlich das Gehirn vonGeneral Hamilton verbrannt! "
Reaktion des Britischen Hauptquartiers.
" Das Maschinengewehr wird als Waffe völlig überschätzt! "General Haig, British Army, 1908.
Im Jahre 1910 schlug General Ruffey vor, 3000 Flugzeuge für die französische Armee zu kaufen.
" L‘avion? C‘est du sport! " (" Flugzeuge? Das ist Sport! ")Reaktion von General Joffre.
Methodismus
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Horizontale Flucht
SchokoProd.bmpψDietrich Dörner
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Waldbrand
ForestFire.dsfψDietrich Dörner
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Bamberg
Entscheidung für eineStrategie
Mißerfolg
Unsicherheit/Inkompetenz-gefühle in der Führung
Wert der Gruppen-harmonie
Ausmaß der in-ternen Kritik
Strategiemodifikationstatt Strategiewechsel
Konservatismus,Methodismus
AffirmativeInformationssuche
+
+
+
+
+
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„Gruppendenke“ (Janis)
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Unsicherheit/Inkompetenz-gefühle in der Führung
Suche nach "positiven"
Signalen
Abwehr vonKritik
Informationsselektion oder -fälschung
(durchden Stab)
Auswahl von Mitar-beitern nach dem Krite-
rium der"Loyalität"Ansammlung von
karrieresüchtigen oderdummen Mitarbeitern
in der GruppeLeitungsbedarf
Methodismus,Konservatismus
Ineffizienz
_
Hierarchisierung
_
+
"Loyalität"
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Mach‘s einfach!
Simplex.wmfψDietrich Dörner
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Methode Simplex
Reduktive Hypothesenbildung
(Linear-) Extrapolation
Verzicht auf die Analyse der Neben-und Fernwirkungen
Teilprobleme werden alsunabhängig voneinander
behandelt
Verzicht auf "historische" Analysen zurIdentifikation der Wirkfaktoren
Verzicht auf die Analyse der Bedingungen
Zufriedenheitder Bevölkerung
Gesundheit
Kriminalität
Produktion derUhrenfabrik
Arbeitslosen-zahl
Kognitive Fähig-keiten der Arbeiter
Hilfe bei den Hausaufgaben
Finanzielle Situationder Stadt
Fürsorge füröffentliche Ein-
richtungen
++ +
++
+_
_
+
_+
+
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Zentralreduktion
ReduktHyp.wmf
Zentralreduktion
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Zentralreduktion
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4000
2000
0
1983 1985 1986 19871984
1000
3000
Aids - Entwicklung in Deutschland von 1983 bis 1986
Entscheidung des Ministeriumsfür Familie und Gesundheit:
Kein Screening der Blutkonserven
Linearextrapolation
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12000
10000
8000
6000
4000
2000
1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995
Aids - Entwicklung von 1983 - 1994
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Der ununterbrochene Fortgang einer Bewegung ist für den menschlichen Geist unfaßbar. Die Gesetze einer Bewegung,welcher Art diese auch sein mögen, werden dem Menschennur dann verständlich, wenn er willkürlich herausgegriffene,einzelne Phasen dieser Bewegung betrachtet. Doch eben ausdiesem Verfahren, aus der willkürlichen Zergliederung einerBewegung in abgerissene Einzelteile, entspringen die meistenaller menschlichen Irrtümer.
Tolstoi, Leo: Krieg und Frieden
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Der dänische Atomphysiker Niels Bohr, der als einer der Wegbereiter der Entwicklung der Kernphysik gilt, hat in den 30-er Jahren verschiedentlich geäußert, er halte jede praktische Anwendung der Kernenergie für völlig ausgeschlossen.
Lineare Fortschreibung
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"Die Frage nach der Wiedervereinigung hat in jedem Falle hypothetischen, spekulativen Charakter. Folgende Fest-stellung kann als sicher gelten: Eine Wiedervereinigung wird es in absehbarer Zeit nicht geben."
Goebel, W. (1990): Abiturwissen - Deutschland nach 1945. Stuttgart: Klett
Lineare Fortschreibung
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Die Schweizer Uhrenindustrie hat damit gerechnet, daß noch während der gesamten 80er Jahre Quarzuhren keine Rolle spielen würden, da diese zu teuer seien und Entwicklungsproblemenicht gelöst werden könnten.
Lineare Fortschreibung
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Nebenwirkungen
Partikelfilter.dsf
Partikelfilter für Dieselmotoren
Rußausstoß
Krebserkrankungen
Verbrauch
Emission krebs-erzeugender Faser-
partikel
Ausstoß polyzyklischeraromatischer Kohlenwasser-
stoffe (Benzpyrene)
Die Keramikkatalysatoren derFilter sind in Mineralfasermatteneingebettet und das Ganze befindetsich in einem Stahlmantel. Keramik und Stahl haben verschiedeneWärmeausdehnungskoeffizientenund "zermahlen" auf die Dauer dieMineralfasermatten
_
+
+
um das 300-fache!
+
+
++ +
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Nebenwirkungen Invasion durch Belgien
Vernichtung der französischen Armee in ca 30 Tagen
Bruch des Völkerrechts
Belgische Armee verstärktFeindkräfte
Englands Bereitschaftden Franzosen Beistand zu
leisten
Öffentliches AnsehenDeutschlands
Bereitschaft der USAin den Krieg einzutreten
Ziviler Wiederstandin Belgien
Relative Kraft derdeutschen Armee
Deutsche Erfolgsaussichtenim Krieg
+
=
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+
+
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__
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Planen
"Jeder Plan trägt die Gefahr in sich, ausgeführt zu werden!"
Martin Steiger, Planungs-Abteilung der Stadt Zürich
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Am 21. Januar 1957 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit die Einführung der dynamischen Rente. Damit wurde die Rente an die Einkommensentwicklung angekoppelt und stieg mit der generellen Einkommensentwicklung. Außerdem noch wurde die Rente unabhängig von dem Kapitalstock der angesparten Rentenerträge. Statt dessen wurde die Rente an den "Generationenvertrag" gekoppelt. Das heißt: Die Jungen zahlen für die Alten. Die Jüngeren finanzieren mit ihren Beiträgen vom Lohn die früher erworbenen Ansprüche der Alten.
Als man dieses Gesetz beschloß, ging man von zwei Voraussetzungen aus:
1. Die Lebenserwartung bleibt ungefähr gleich! 2. Die "Gebärfreudigkeit" bleibt gleich.(Adenauer meinte: "Kinder kriegen die Leute immer!")
Keine Analyse der Bedingungen oderRumpelstilzchenplanung
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Mikrowelten
SchokoFin
Firefighting
Moro
Die Dynamik der ‚Welt‘ ist komplex und muß verstanden werden.
Die Versuchspersonen müssen lange mit dem System umgehen, um mit den Folgen ihres Verhaltens konfrontiert zu werden.
Nicht nur die Resultate werden beachtet, sondern auch das Verhalten.
... und der militärische Geist fühlt sich ja durch nichts sosehr getröstet wie durch die Maxime eines großen Generals,selbst wenn er tot ist.
Barbara Tuchman: August 1914
Methodismus
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