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ETH Arbeitsgruppe Radiochemie
Radiochemisches Praktikum P 35.1
Dosis und ihre Folgen, Strahlenunfälle
1. Teil
Gammagrafie-Unfall [1]
Die Bilder 1 bis 3 zeigen die Auswirkungen eines Gammagrafie-Unfalles in der
Schweiz mit Strahlenverbrennung der Hand. Unter Gammagrafie versteht man z.B.die Schweissnahtprüfung mittels γ-Strahlen. Dabei wurden die elemenarsten Regeln
des Strahlenschutzes missachtet.
Die Hand wurde von einer Iridium-192 Quelle (1,1 TBq) während ca. 30 Minuten
bestrahlt. Dabei akkumulierte der Patient eine Dosis von ungefähr 50 Sv!
Bild 1: Zustand der Hand nach 14 Tagen
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Entzündungsreaktionen und Nekrosen zeigen sich, anders als bei der thermischen
Verbrennung, erst nach Latenzzeiten von Tagen und Wochen.
Bild 2: Zustand der Hand nach 23 Tagen
Bild 3: Zustand der Hand nach 32 Tagen
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Strahlenunfall in Brasilien [2]
Am 13.September 1987 fanden Altwarenhändler in einer leerstehenden ehemaligen
Radiotherapieklinik in Goiana, Brasilien, eine zurückgelassene Cs-137 Therapie-
Einheit. Von der Quelle wurde von die Schutzhülle entfernt, die Kapselung des Cs-
137 Chloridpulvers aufgebrochen. Die Metallteile der Quelle wurden zum Teil
weiterver-kauft. Da das Cs-137 Pulver in der Dunkelheit blau fluoreszierte, wurde es
zur Attraktion des dortigen Wohnviertels. Das Pulver wurde an zahlreiche Verwandte
und Bekannte des Altwarenhändlers in kleinen Mengen abgegeben. Diese rieben
das Pulver oft in die Haut ein, was später zu lokalen Verbrennungen führte (Bild 4).
Das Essen mit kontaminierten Händen führte zu Inkorporationen. Erst als gastro-
intestinale Symptome aufraten, wurde ein Arzt aufgesucht. Nachdem Teile der ge-
stohlenen Therapie-Einheit dem Arzt in die Praxis mitgebracht worden waren,
wurden die richtigen Schlüsse bezüglich Unfallursache gezogen und die nötigen
Gegenmassnahmen ergriffen.
Bild 4: Strahlenverbrennung einer Hand
Strahlenunfall in Argentinien [2]
Am 3. Mai 1968 fand ein junger Bauarbeiter, der auf einer Baustelle einer argen-
tinischen Raffinerie in La Plata beschäftigt war, einen kleinen, glänzenden, metal-
lischen Gegenstand. Er bewahrte diesen Gegenstand während einiger Stunden in
der linken und, anderntags, in der rechten Hosentasche seines Overalls auf. Erst
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dann wurde man gewahr, dass es sich hier um eine Cs-137 Quelle von ca. 2 TBq
handelte. Diese war bei einer Schweissnahtprüfung verloren gegangen.
Bild 5: Strahlenverbrennung mit Cs-137 Quelle (1 Monat nach Unfall)
Die Auswirkungen dieses Unfalls waren für den Betroffenen katastrophal (vgl. Bild 5
bis 9). Bemerkenswert ist, dass in diesem Fall die ersten Hautreaktionen bereits zwei
Tage nach dem Unfallereignis (fixiertes Erythem) auftraten, was für eine Strahlenver-
brennung sehr früh ist. Noch etwas früher hatte der Patient über eine Art Muskelkater
in den Oberschenkeln geklagt.
Bild 6: Strahlenverbrennung mit Cs-137 Quelle (4 Monate nach Unfall)
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Bild 7: Strahlenverbrennung mit Cs-137 Quelle (9 Monate nach Unfall)
Bild 8: Strahlenquelle für Materialprüfung
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Bild 9: Strahlenverbrennung mit Cs-137 Quelle (Dosisberechnung)
Quellennachweis:
[1]: Ionisierende Strahlen; Suva, Arbeitsmedizin Nr. 4, Best.Nr.: D-02869/04.D
[2]: Der Strahlenunfall; Suva, Arbeitsmedizin Nr. 21, Best.Nr.: D-02869/21.D
http://www.suva.ch/scripts/suva/index_d.asp