Helix-Knäuelgehalt im Poly-γ-benzyl-L-glutamat · V 6: ORD Physikalisch-chemisches...
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VV 66
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HHeelliixx--KKnnääuueellggeehhaalltt iimm
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V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<2>
Inhaltsverzeichnis1) Stichwörter zum Kolloquium S. 2
2) Theorie zum Versuch S. 3
2.1) Allgemeines: Licht und optische Aktivität S. 3
2.2) Makroskopische Beschreibung der Polarisation S. 4
2.3) Polarisationsarten des Lichtes S. 5
2.4) optische Aktivität: ORD, CD und Cotton-Effekt S. 9
2.5) Drude- und Moffitt-Gleichung S. 14
2.6) Struktur von Polypeptiden S. 18
2.7) Helix-Coil-Umwandlung: Experimentelles S. 21
3) Praktische Durchführung S. 23
3.1) Aufgabenstellung S. 24
3.2) Versuchsdurchführung S. 25
1) Stichwörter zum Kolloquium
•Wesen des Lichts als elektromagnetische Welle
•Polarisationsarten des Lichts: Beschreibung und Erzeugung
- lineare, zirkulare und elliptische Polarisation
- Darstellung von linearer pol. Licht als Überlagerung zweier Zirkularwellen
- Darstellung von zirkular pol. Licht als Überlagerung zweier Linearwellen
- Erzeugung: Nicolsches Prisma, λ/4-Plättchen, Reflexion, Doppelbrechung
•Absorption und Brechung: elektronische Ursachen
•Phänomen der optischen Aktivität und deren Deutung
•Symmetrie in der Chemie (Symmetrieelemente/-operationen an Molekülen)
- Molekulare Vorraussetzungen für optische Aktivität
- Benennung von Enantiomeren (R/S, D/L-Nomenklatur)
•Optische Rotationsdispersion (ORD), Circulardichroismus (CD) und deren Deutung
- Verlauf der Dispersionskurven (ORD):
normale, komplexe und anormale Dispersion
- Empirische Beschreibung: Drude-Gleichung
- Theoretische Beschreibung: Rosenfeld-Gleichung, Wesen der Rotatorstärke
- Optische Aktivität helikaler Moleküle: Moffitt-Gleichung
•Helix-Random Coil Umwandlung: thermodynamische Betrachtungen, Einflüsse
•Durchführung und Auswertung des Experiments
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2) Theorie zum Versuch
2.1) Allgemeines: Licht und optische Aktivität
In Materie unterliegt Licht (abgesehen von Reflexion) zwei physikalischen
Einwirkungen: Absorption und Brechung.
Ersteres mindert die Intensität des Lichtes, letzteres die Ausbreitungs-
geschwindigkeit. Mikroskopisch liegt dieselbe Ursache vor: Wechselwirkung der
elektromagnetischen Welle mit den Elektronen der Atome oder Moleküle.
Quantenmechanisch betrachtet wird bei der Absorption ein Elektron in ein
energetisch höherliegendes Orbital befördert, bei der Brechung kurzzeitig in einen
energetisch dazwischenliegenden Zustand (virtuelles Niveau).
Durch die Wechselwirkung mit der Materie nimmt die Amplitude der Lichtwelle um
2n
3
2
+
ab, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes um
n
1
(n: Brechungsindex).
Die physikalische Grundlage der Brechung ist die Änderung der
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes.
Wie kommt diese Geschwindigkeitsänderung nun zustande? Durch die
Wechselwirkung der elektromagnetischen Welle mit der Materie werden deren
Elektronen verschoben, es entsteht (unter Aufnahme des Lichtquants) ein induzierter
Dipol. Analog einem Hertzs’schen Dipol strahlt die angeregte Materie zeitlich
verzögert eine Elementarwelle ab (die dem Energiegehalt des zuvor aufgenommen
Lichtquants entspricht). Durch die zeitliche Verzögerung der Abstrahlung ist das Licht
gegenüber der ursprünglichen Welle phasenverschoben, die Lichtgeschwindigkeit ist
makroskopisch gesehen verringert. Die Polarisierbarkeit ist makroskopisch mit der
Dielektrizitätskonstante ε verknüpft, und die Maxwellgleichung verdeutlicht hierbei
den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeitsänderung (und damit der Änderung
des Brechungsindex) und der Polarisierbarkeit: ε=n .
Auch die optische Aktivität ist im Grunde genommen nichts anderes als ein
Brechungs- (bzw. Absorptions-)phänomen. Dies wird in Kapitel 2.4 ausführlich
beleuchtet.
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Da die Drehung der Ebene des polarisierten Lichts also nichts anderes als ein
Brechungsphänomen darstellt, bei dem ebenso wie bei normaler Brechung eine
Abhängigkeit von der Wellenlänge (und hier zusätzlich von der Polarisationsart) des
Lichtes vorliegt (Dispersion), wird diese als optische Rotationsdispersion bezeichnet.
Optische Aktivität kann in zwei Arten unterteilt werden, denen beide Chiralität
(Dissymmetrie) zugrunde liegt: Kristalline und molekulare Chiralität.
Die Molekulare Chiralität ist unabhängig vom Aggregatzustand: Hier liegt die
Chiralität im einzelnen Molekül begründet.
Die kristalline Chiralität findet sich in kondensierten Phasen: Hier ist der
makroskopische Kristall chiral, begründet durch die Anordnung der Bausteine (diese
können auch achiral sein; Beispiele für kristalline Chiralität sind NaClO3, Quarz,
Kalkspat, kristalline Weinsäure, kristalliner Zucker).
Chiralität als Symmetrieeigenschaft beruht auf einer einzigen Vorraussetzung: Der
betrachtete Körper darf keine Drehspiegelachse Sn besitzen (Drehung um
n
360°
und
Spiegelung orthogonal zur Drehachse). Die am häufigsten auftretenden Fälle sind
hierbei Spiegelung (S1) und Inversion (S
2). Chiralität indes ist für optische Aktivität
zwar notwendig, aber nicht hinreichend: So kann ein chirales Molekül unter
Umständen trotzdem optisch inaktiv sein.
2.2) Makroskopische Beschreibung der Polarisation
Als Maß für die optische Aktivität dient zunächst (als direkte Messgröße) der
Drehwinkel α: Er gibt die Drehung der Ebene des linear polarisierten Lichtes an, die
beim Durchstrahlen der Probe zutage tritt.
Der Drehwinkel α hängt jedoch von der Zahl der wechselwirkenden Moleküle, und
damit von der Konzentration c und der optischen Weglänge l ab, so dass die
spezifische Drehung wie folgt definiert wurde:
α: gemessener Drehwinkel [°] l: Küvettenlänge [dm]
c: Konzentration [g/100 ml]
[ ]
cl
100
T
⋅
α⋅
=α
λ
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Vergleicht man nun verschiedene Substanzen miteinander, so ist es sinnvoller, die
Drehung auf die Zahl der Moleküle anstatt auf die Masse zu beziehen, weshalb die
molare Rotation eingeführt wurde:
M:molare Masse [g/mol]
Für polymere Verbindungen ist es zweckmäßig, die ermittelte Drehung nicht auf das
gesamte Makromolekül zu beziehen, sondern auf eine monomere Einheit, worin sich
die mittlere molare Rotation begründet:
MMono: Molekulargewicht des Monomers
M : Mittleres Molekulargewicht des
Polymers
N: Polymerisationsgrad
Vorzeichenkonvention
Blickt man als Beobachter dem Lichtstrahl entgegen, so bezeichnet man eine
Substanz:
Als rechtsdrehend, wenn die Ebene des pol. Lichts im Uhrzeigersinn gedreht wird,
als linksdrehend, wenn sie gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird.
2.3) Polarisationsarten des Lichtes
Polarisiertes Licht tritt in drei Erscheinungsformen zutage: linear, zirkular und
elliptisch polarisiertes Licht.
Um die Änderung der Polarisationsebene des linear polarisierten Lichts durch
Dispersion verstehen zu können, ist eine fundierte Kenntnis der mathematischen
Beschreibung dieser Formen vonnöten.
Die drei Arten der Polarisation sind nicht völlig unabhängig voneinander, sondern
lassen sich durch Kombination ineinander überführen.
Wie wir im folgenden sehen werden, lässt sich linear polarisiertes Licht als
Überlagerung zweier Zirkularwellen darstellen, zirkular polarisiertes Licht als
Überlagerung zweier Linearwellen, und elliptisch polarisiertes Licht (als allgemeinster
Fall) sowohl als Überlagerung zweier Zirkularwellen als auch als Überlagerung
zweier Linearwellen.
[ ] [ ]
100
M
MTT
⋅α=
λλ
[ ] [ ] [ ][ ]
N
M
N100
M
100
M
mT
T
Mono
TT
λ
λλλ
=
⋅
⋅α=⋅α=
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Lineare Polarisation
Eine lineare elektromagnetische Welle ist eine Transversalwelle, deren E- und B-
Feld senkrecht zur Ausbreitungsrichtung sinusförmig schwingen, um 90°
gegeneinander gedreht und phasengleich sind.
Da sich E-Feld und B-Feld gegenseitig bedingen, genügt es, die elektromagnetische
Welle anhand einer dieser beiden Größen zu beschreiben.
Ändert sich der Betrag des Vektors des E-Feldes in der xy-Ebene, so kann man das
E-Feld beschreiben durch:
)
c
xn
t(coseEE
0
y0y
⋅
−ω⋅⋅=
rr
Beschreibung linear polarisierten Lichts
yE
r
: Vektor des E-Feldes0
E : Amplitude der Lichtwelle
ye
r
: Einheitsvektor ω : Winkelgeschwindigkeit des Lichtes
c0/n: Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts im Medium mit Brechungsindex n
Zirkulare Polarisation
Bei der zirkularen Polarisation bleibt der Betrag des E-Feldes konstant. Seine
Orientierung ändert sich jedoch stetig, der Vektor beschreibt eine schraubenförmige
Drehung:
linkszirkulare
Welle
Innerhalb der Wellenlänge λ vollführt das Licht dabei eine Drehung um 360°.
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Vorzeichenkonvention
Blickt man als Beobachter dem Lichtstrahl entgegen, so ist das Licht
rechtszirkular, wenn das E-Feld im Uhrzeigersinn gedreht wird,
linkszirkular, wenn das E-Feld gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird.
Um zirkular polarisiertes Licht im kartesischen Koordinatensystem beschreiben zu
können, muss man es aus zwei linear polarisierten Wellen zusammensetzten, deren
Ebenen orthogonal zueinander stehen und deren Phasen um 90° gegeneinander
verschoben sind.
rechtszirkular polarisiertes Licht
Eine rechtszirkular polarisierte Welle lässt sich (da Sinus und Cosinus
gegeneinander um 90° phasenverschoben sind) wie folgt beschreiben:
⋅
−ω⋅+
⋅
−ω⋅=
0
z
0
y0rechts
c
xn
tsine
c
xn
tcoseEE
rrr
.
Für die linkszirkulare Welle ergibt sich:
⋅
−ω⋅−
⋅
−ω⋅=
0
z
0
y0links
c
xn
tsine
c
xn
tcoseEE
rrr
.
Lineare Polarisation II
Ebenso wie die zirkulare Polarisation durch Überlagerung zweier Linearwellen
entsteht, kann man die lineare Polarisation als Überlagerung zweier gegenläufiger
Zirkularwellen darstellen, da gilt:
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⋅
−ω⋅⋅⋅=
⋅
−ω⋅−
⋅
−ω⋅+
⋅
−ω⋅⋅=+
0
y0
0
z
0
z
0
y0linksrechts
c
xn
tcoseE2
c
xn
tsine
c
xn
tsine
c
xn
tcose2EEE
r
rrrrr
Folgende Graphik verdeutlicht diesen Sachverhalt:
Linearwelle als Kombination zweier Zirkularwellen
Elliptische Polarisation
Elliptisch polarisiertes Licht stellt die allgemeine Form von polarisiertem Licht dar.
Der resultierende E-Vektor rotiert hierbei um die Ausbreitungsachse mit
veränderlicher Amplitude. Elliptisch polarisiertes Licht entsteht ebenfalls durch
Kombination zweier gegenläufiger Zirkularwellen, die hier aber unterschiedliche
Amplituden haben.
Die Elliptizität ist als Arcustangens des Quotienten aus Neben- und Hauptachse der
Ellipse definiert.
Grenzfälle:
aR=a
L: linear polarisiertes Licht
aR=0 oder a
L=0: zirkular polarisiertes Licht
α: Drehwinkel der Ellipsenachse des polarisierten
Lichts
Ψ: Elliptizität mit
LR
LR
A
B
aa
aa
r
r
tan
+
−
==Ψ
rA, r
B: Haupt- und Nebenachse der Ellipse
aR,a
L: Intensität des rechts/links pol. Lichts
α
ψ
Erechts
Elinks
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Elliptisch polarisiertes Licht lässt sich auch als Überlagerung zweier orthogonal
zueinander stehender Linearwellen beschreiben, die um den Phasenwinkel Ψ
gegeneinander verschoben sind.
Grenzfälle:
Ψ=0°: Linear polarisiertes Licht Ψ=±90°: Zirkular polarisiertes Licht
2.4) optische Aktivität: ORD, CD und Cotton-Effekt
optische Rotationsdispersion (ORD)
Wie wir bereits gesehen haben (Kapitel 2.1), beruhen die hier besprochenen
optischen Phänomene ausschließlich auf der unterschiedlichen Wechselwirkung der
elektromagnetischen Wellen mit der Elektronenhülle von Atomen oder Molekülen,
und letztendlich auf unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten.
Um also die Drehung der Ebene des linear polarisierten Lichtes erschöpfend erklären
zu können, muss dieses in zwei Teilkomponenten zerlegt werden, die mit der Materie
unterschiedlich wechselwirken. Kapitel 2.3 zeigte uns, wie dies möglich ist: linear
polarisiertes Licht wird in zwei gegenläufige Zirkularwellen zerlegt.
Denn wenn sich eine der Zirkularwellen im optisch aktiven Medium langsamer
ausbreitet als die gegenläufige, so vergrößert sich im Medium der Drehwinkel α der
resultierenden Linearwelle stetig. Außerhalb des Mediums breiten sich beide
Zirkularwellen wieder gleich schnell aus, die erreichte Drehung bleibt erhalten.
Nach dem Austritt der Lichtwelle aus dem Medium ist die Polarisationsebene also um
den Drehwinkel α gedreht:
Die Abhängigkeit des Drehwinkels von den unterschiedlichen Brechungsindizes zeigt
die (aus obigem Sachverhalt ableitbare) Fresnel-Gleichung:
λ
π
⋅−=α )nn(RL
.
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Als Dispersion bezeichnet man allgemein die Abhängigkeit einer physikalischen
Größe von der Wellenlänge.
Als optische Rotationsdispersion (ORD) bezeichnet man die Abhängigkeit der
Differenz der Brechungsindices (nL
– nR) der links- und rechtszirkularen Welle von der
Wellenlänge des Lichtes.
Die Unterschiedlichen Wechselwirkungen der Zirkularwellen mit chiralen Molekülen
lässt sich wie folgt veranschaulichen:
Betrachtet man die Form von links-/rechtszirkular polarisiertem Licht, so sind die
Schraubenbewegungen ebenfalls chiral und zueinander enantiomer. Wechselwirken
diese nun jeweils mit einem chiralen Molekül (z.B. der Konfiguration R), so verhalten
sich beide Wechselwirkungen zueinander wie RR zu RS, sind also diastereomer
(und somit in ihren physikalischen Eigenschaften voneinander verschieden).
Circulardichroismus (CD)
Das Ausmaß der Absorption lässt sich gemäß Lambert und Beer wie folgt
beschreiben:
I
I
log
lc
10
⋅
⋅
=ε .
ε: molarer dekadischer Extinktionskoeffizient
I: Intensität des ausgetretenen Lichtes
I0: Intensität des eingestrahlten Lichtes
c: Konzentration der durchstrahlten Lösung
d: durchstrahlte Schichtdicke der Küvette
Genauso, wie aufgrund der Wechselwirkung mit dem chiralen Molekül die
Ausbreitungsgeschwindigkeiten gegenläufiger Zirkularwellen im optisch aktiven
Medium unterschiedlich sind, genauso ist auch das Ausmaß der Absorption für
gegenläufige Zirkularwellen unterschiedlich.
Der Circulardichroismus (CD) beschreibt diese Abhängigkeit des
Absorptionsunterschiedes (ausgedrückt durch die Differenz der beiden
Extinktionskoeffizienten, εL
– εR) von der Wellenlänge.
Die Verbindung zwischen Absorption und Brechung stellt die sogenannte Konig-
Kramers-Relation her. Sie ist eine mathematische Transformation (ähnlich der
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<11>
Fourrier-Transformation), die es gestattet, den Absorptionsverlauf über die
Wellenlänge zu bestimmen, falls der Verlauf der Brechung über die Wellenlänge
bekannt ist (und umgekehrt). Brechung und Absorption sind also nur zwei
unterschiedliche Aspekte derselben physikalischen Erscheinung.
Folgende Diagramme verdeutlichen den Verlauf der Brechungen, der Absorptionen,
der ORD sowie des CD gegen die Wellenlänge im Bereich einer Absorptionsstelle:
Das gemeinsame Phänomen von CD und ORD bezeichnet man als Cotton-Effekt.
Das Maximum des Absorptionsunterschiedes manifestiert sich an der
Absorptionsstelle der optisch aktiven Substanz. An dieser Stelle gibt es keinen
Unterschied der beiden Brechungsindices.
Durch den Cotton-Effekt verändern sich also einerseits die Brechungsindizes, damit
die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts und somit der Drehwinkel α; Anderseits
werden beide Zirkularwellen unterschiedlich absorbiert, so dass diese
unterschiedliche Amplituden aufweisen.
Das Ergebnis dieser beiden Wechselwirkungen kennen wir bereits: Es entsteht
elliptisch polarisiertes Licht.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<12>
Entstehung elliptisch polarisierten Lichts
Die Elliptizität war hierbei definiert als:
LR
LR
A
B
aa
aa
r
r
tan
+
−
==Ψ
Für kleine Elliptizitäten lässt sich dies umformen in:
( )
λ
π
⋅−=ΨRL
kk (kL, k
R: Absorptionskoeffizienten)
Analog zur molaren Rotation definiert man nun die molare Elliptizität [ ]Θ :
[ ] [ ]
100
M
Ψ=Θ , mit [ ]
cl
100
⋅
Ψ⋅
=Ψ .
Durch Annahme einer speziellen Form der Absorptionskurve erhält man folgenden
Zusammenhang zwischen Elliptizität und Unterschied der Absorptionskoeffizienten:
[ ] ( )RL
3300 ε−ε=Θ .
Nach Kuhn lässt sich letztendlich sogar (aufgrund halbempirischer Betrachtungen)
der maximale Unterschied der Extinktionskoeffizienten mit dem maximalen
Unterschied der molaren Rotation (A) verknüpfen:
[ ] [ ] [ ] ( )maxRLminmax
4028AMM ε−ε⋅==−λλ
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<13>
Wobei die Halbwertsbreite des CD ∆υ gegeben ist durch )(925,0minmax
υ−υ=υ∆ .
[A] ist die Amplitude des Cotton-Effekts.
Cotton-Effekt
Vorzeichenkonvention:
Der Cotton-Effekt ist positiv,
falls λmax
>λabs
,
anderenfalls negativ.
Da der Cotton-Effekt bereits bei winzigen Brechungsindexunterschieden für die
beiden Zirkularkomponenten makroskopisch messbare Auswirkungen zeigt, ist seine
Verfolgung ein empfindliches Instrument bei der Untersuchung molekularer oder
kristalliner Strukturen und Strukturänderungen.
Klassifikation der Dispersion
Einfache Dispersion
bestimmt den
Kurvenverlauf außerhalb
von Absorptionsstellen bei
niedrigen / keinen
Helixgehalten. Hier fällt α
monoton ab mit
zunehmender Wellenlänge.
Komplexe Dispersion
ergibt sich bei hohen
Helixgehalten. Die
Wechselwirkungen in der
Helix leisten zusätzliche
Beiträge zur ORD.
Anormale Dispersion
Der Kurvenverlauf bei
anormaler Dispersion
ergibt sich im Bereich von
Absorptionsstellen. Ein S-
förmiger Anteil überlagert
die normale Dispersion.
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2.5) Drude- und Moffitt-Gleichung
Mithilfe der Quantentheorie (Rosenfeld, 1928 / Condon, 1937) wurde die molare
Drehung (Molrotation) [M]λ berechnet als:
[ ] ∑λ−λ
λ
⋅
+
⋅
π
=λ
i,k
2
ki
2
2
kiki
2
AR
3
2n
hc
N96
M
NA: Loschmidt-Zahl
λki: Wellenlänge der elektronischen Übergänge zwischen den Zuständen k und i
Rki: Rotatorstärke eines Übergangs zwischen den Zuständen k und i
Die Rotatorstärke ist ein Maß (wie das Übergangsdipolmoment für „normale“
Absorption) für die Übergangswahrscheinlichkeit. Bei der Wechselwirkung mit
Zirkularwellen muss neben dem Übergangsdipolmoment ki
µ
r
(also ein während dem
Übergang induzierter Dipol) wegen deren helikalen Bewegung auch ein
magnetisches Übergangsmomentki
m
r
(kreisförmige Bewegung der Ladung während
des Übergangs) berücksichtigt werden. Beide Übergangsmomente müssen zudem
geeignet zueinander orientiert sein
1
. Diese Forderungen sind in der Rotatorstärke
vereinigt:
( )kikikikikikiki
mIm)m,cos(mR
rrrrrr
⋅µ=µ⋅⋅µ= .
Summiert man über alle möglichen Rotatorstärken Rki, gilt der Thomas-Kuhn’sche
Summensatz: 0R
i,k
ki=∑ .
1
Eine tiefere Betrachtung zu den elektronischen Übergängen findet sich in
G. Snatzke, Chemie in unserer Zeit 1981, 3, 79-87.
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Elektronisches und magnetisches Übergangsmoment
Drude-Gleichung
Bereits im Jahre 1900 fand Drude einen empirischen Ausdruck für die spezifische
Drehung außerhalb von Absorptionsstellen, welche obiger Rosenfeld-Gleichung stark
ähnelt:
[ ] ∑λ−λ
=αλ
i
2
i
2
ik
Drude-Gleichung
ki: Konstanten (proportional zu R
ki)
λi: Wellenlängen der optisch aktiven Übergänge
Weitab von Absorptionsstellen vereinfacht sich diese Gleichung zu
[ ]2
c
2
A
λ−λ
=αλ
A: Konstante
λc: Dispersionskonstante
Dass die Drude-Gleichung nur eine empirische Näherung ist, erkennt man auch
daran, dass sie der Summenregel 0R
i,k
ki=∑ widerspricht.
Weitab von Absorptionsstellen wirkt sich bezüglich der optischen Drehung nur noch
eine Absorptionsstelle aus (meist die dem beobachteten Spektralbereich am
Nächsten liegende). Häufig ist ein Übergang auch sehr intensiv, dann können die
Übrigen vernachlässigt werden. In diesem Fall ist λc anschaulicherweise die
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<16>
Wellenlänge des intensivsten Übergangs (ansonsten dass Gewichtsmittel aller
Wellenlängen; Analoges gilt für A).
A und λc werden bestimmt, indem man [ ]
λαλ
2
gegen [ ]λ
α aufträgt.
Eine Gerade in dieser Gleichung ist das Kriterium für die Gültigkeit Drude-Gleichung
und für sogenannte einfache Dispersion („plain curve“).
Moffitt-Gleichung
Während die Drude-Gleichung (und damit die einfache Dispersion) für isolierte
optisch aktive Chromophore zutrifft, ergibt die Auftragung von [ ]λ
αλ2
gegen [ ]λ
α für
komplexere Moleküle keine Gerade mehr. Hier wechselwirken die Chromophore
zusätzlich miteinander, man erhält komplexe Dispersion („cotton effect curve“). Eine
helikale Anordnung etwa bringt zusätzlich zur optischen Drehung der
Monomereineinheiten einen weiteren Beitrag zur Gesamtrotation, der in nicht-
helikalen Molekülen fehlt. Zwei Modelle eignen sich hierbei zur Beschreibung dieser
Situation:
• Die Chromophore stellen gekoppelte harmonische Oszillatoren dar; dadurch
spalten sich die einzelnen Peaks der Absorption in Banden auf
• Durch die helikale Anordnung der Chromophore werden diese in einer zusätzlichen
helikalen Bewegung angeregt (die wie oben [S. 15] auch in eine magnetische und
eine elektronische Komponente zerlegt werden kann: „free electron model [FEM]“).
Moffitt leitete 1956 eine dies berücksichtigende Gleichung her. Aus jedem Band der
Absorption liefern zwei Wellenlängen einen Beitrag zur sog. „Mehr-Term-Drude-
Gleichung“. Die beiden Wellenlängen entsprechen je einem Übergang parallel und
orthogonal zur Helixachse. Beide Übergänge besitzen dieselbe Rotatorstärke
( 0R
i,k
ki=∑ ), die sich aber letztendlich wegen der unterschiedlichen Wellenlänge nicht
gegenseitig aufheben.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
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Die Wellenlänge eines solchen „aufgespaltenen Übergangs“ ist (für Wellenlängen,
die sehr viel größer sind als jene der Absorptionsbanden):
[ ]2
i
2
2
ii
a
2
i"
2
2
i"i"
a
⊥
−
⊥⊥+
−
=
λi
m
i
a
⊥
: Übergangskonstante orthogonal zur Helixachse
i⊥
: Übergangswellenlänge orthogonal zur Helixachse
2
i"
,
i"
a : dito für parallelen Übergang
Durch Einführen des Mittelwertes
2
ii"
i
⊥
λ+λ
=λ lässt sich dies (für
i
ii"
λ<<
⊥
λ−λ ) umformen in:
[ ]2
2
i
2
4
ii
b
2
i
2
2
ii
a
i
m
λ−λ
λ⋅
+
λ−λ
λ⋅
=
λ
Die Aufspaltung des Übergangs i ist dabei in bi berücksichtigt. b
i ist also ein Maß für
die Wechselwirkung der Chromophore und damit für die Helizität.
Verglichen mit der Drude-Gleichung wird die Komplexität der Dispersion also durch
den Term
2
2
i
2
4
ii
b
λ−λ
λ⋅
beschrieben.
Die Gesamtrotation (Summation über alle Übergänge) ergibt sich zu
[ ] ∑
λ−λ
λ⋅
+∑
λ−λ
λ⋅
=λ
i
2
2
i
2
4
ii
b
i
2
i
2
2
ii
a
m
Für praktische Zwecke konnten Moffitt und Yang (1956) dies zu folgender
phänomenologischen Gleichung vereinfachen:
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[ ]
2
2
0
2
4
00
b
2
0
2
2
00
a
m
λ−λ
λ
+
λ−λ
λ
= Moffitt-Gleichung
b0 und λ
0 sind Funktionen des Helixgerüsts und unabhängig von der Umgebung
(Lösungsmittel, Seitenketten,…).
a0 stellt die Rotation der Lichtebene durch die isolierten Helixbausteine dar
(unabhängig von deren Anordnung). a0 ist von Wechselwirkungen mit der Umgebung
(und von weiteren Wechselwirkungen innerhalb der Helix) abhängig.
λ0 ist (wie λ
c) ein Gewichtsmittel über alle optisch aktiven Übergänge.
Die Brauchbarkeit der Moffitt-Gleichung (zur Beschreibung der komplexen
Dispersion) zeigt sich, wenn die Auftragung von [ ] ( )2
0
2
m λ−λ⋅λ
gegen
( )2
0
2
1
λ−λ
eine
Gerade ergibt. Aus dem Achsenabschnitt lässt sich a0, aus der Steigung b
0
bestimmen.
2.6) Struktur von Polypeptiden
Polypeptide sind Bestandteile der Proteine, die für den Aufbau und die Funktion
biologischer Systeme unerlässlich sind. Polypeptide sind über Amidbindungen zu
Polymeren verknüpfte Aminosäuren.
N
H
N
H
N
H
O
OR1
R2 O
Die direkte Abfolge der Bausteine (Sequenz) nennt man Primärstruktur.
Die Anordnung der Peptidkette im Raum wird Sekundärstruktur genannt, Beispiele
sind α-Helix, β-Faltblatt oder statistisches Knäuel [Random Coil, RC] als völlig
ungeordnete Struktur. Die Abfolge dieser Sekundärstrukturen im Peptid kennzeichnet
die Tertiärstruktur. Die Zusammenlagerung mehrerer Peptide (zu Überstrukturen)
bezeichnet man letztendlich als Quartärstruktur.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<19>
α-Helix. 3,6 Aminosäuren
bilden je eine Umdrehung um
360° , die Helix wird durch
Wasserstoffbrücken
stabilisiert.
ß-Faltblatt. Gezeigt ist hier eine antiparallele
Orientierung der Teilstränge. Die
Aminosäuresequenz bestimmt mitunter, welche
der Sekundärstrukturen ausgebildet wird.
Tertiärstruktur. Das vollständige Peptid ist gekennzeichnet durch die Abfolge an
Helices und Faltblättern (Pfeile), sog. Turns und Random Coil (RC) Bereichen. Die
Tertiärstruktur ist nicht völlig starr, vor allem während enzymatischen Reaktionen
kann sie sich kontrolliert ändern. Die Empfindlichkeit von Proteinen gegenüber
äußeren Einflüssen zeigt sich häufig zuerst in einer Änderung der Tertiärstruktur.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<20>
Die Vorliebe des Polypeptids für eine bestimmte Sekundärstruktur wir durch die
Abfolge der einzelnen Aminosäuren festgelegt, wofür vor allem die Natur der
Seitenkette verantwortlich ist. Weitere beeinflussende Parameter sind etwa
Temperatur, Lösemittel und die Anwesenheit (und Art) von Metallionen.
In unserem direkten Fall beschäftigen wir uns mit einem
denkbar einfachen Polypeptid: Das aus nur einem
Aminosäurederivat aufgebaute Poly-γ-benzyl-L-glutamat
(PBLG).
Die abhängig von der Temperatur gebildete Struktur von Polypeptiden kann mit der
Gibbsschen freien Enthalpie verstanden werden (∆G = ∆H-T∆S).
Bei Erhöhung der Temperatur geht eine Helix normalerweise in die RC-Form über
(∆H>0: Wasserstoffbrücken müssen überwunden werden, ∆S>0: konformative
Freiheitsgrade werden gewonnen).
Dieses Verhalten ist von der Lösemittelzusammensetzung abhängig. In aktiven
(protischen) Lösemitteln wird auch das RC durch Wasserstoffbrücken mit dem
Lösemittel stabilisiert. Die stärkere Fixierung der Lösemittelmoleküle (Verlust an
Translationsfreiheitsgraden) in der RC-Form verringert die insgesamt freiwerdende
Entropie.
Durch geeignete (protische) Lösemittel kann die Stabilität gerade umgekehrt werden:
Die Helixform ist dann erst bei höheren Temperaturen stabiler als die RC-Form.
Dieses Verhalten liegt auch in unserem Praktikumsversuch (PBLG in 4:1
Dichloressigsäure:Ethylendichlorid) der Fall.
Die Stabilisierung der RC-Form durch Wasserstoffbrücken überwiegt jene der
helixinternen Wasserstoffbrücken, die höhere Entropie der RC-Form wird
überkompensiert durch den Verlust an Translationsfreiheitsgraden des Lösemittels.
N
O O
O
O
*
*n
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<21>
Bei der Helix-RC-Umwandlung handelt es sich um ein sogenanntes kooperatives
Phänomen: Die Umwandlung ist abhängig von den Nachbarn einer Monomereinheit,
d.h. sie läuft nicht isoliert ab (sonst wäre kein scharfer Umwandlungspunkt zu
erkennen). Dabei wandeln sich zusammenwirkend ganze Kettenabschnitte
gleichzeitig um (durch vergleichende kalorische und optische Messungen konnte die
„kooperative Länge“ auf 70-100 Monomereinheiten abgeschätzt werden).
2.7) Helix-Coil-Umwandlung: Experimentelles
Bei der Helix-RC-Umwandlung beobachtet
man eine deutliche Änderung der
optischen Rotation: Die RC-Form zeigt
einfache Dispersion, die Helix-Form
hingegen komplexe Dispersion. Hierbei
wird beobachtet, dass PBLG bei 21 °C in
Ethylendichlorid (EDC) praktisch nur als
Helix, in Dichloressigsäure (DCA) nur als
statistisches Knäuel vorliegt.
Neben der Lösungsmittelzu-
sammensetzung und der Temperatur ist die
Umwandlungstemperatur (RC →Helix) auch
vom Polymerisationsgrad und der
Konzentration des Polypeptids abhängig.
RC: Man beobachtet einen negativen Cotton-Effekt bei 190 nm (Amid-
Absorptionsbande) und einen sehr schwachen Cotton-Effekt bei 225 nm.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<22>
α-Helix (siehe links):
Man beobachtet einen negativen Cotton-
Effekt bei 222 nm (n-π*-Übergang).
Die CD-Bande besitzt einen positiven Peak
bei 191 nm und einen negativen Peak bei 209
nm (π-π*-Übergang, für α-Helices
aufgespalten).
Die Komponente bei 191 nm ist orthogonal, die bei 205 nm parallel zur Helixachse
orientiert.
Im Bereich 300-700 nm lässt sich die Dispersionskurve (für kleine Helixgehalte) mit
der Drude-Gleichung beschreiben. Für die reine RC-Form bei Polypeptiden ist λC ≈
180 nm.
Höhere Helixgehalte lassen sich nach Moffitt beschreiben, wobei sich bei den
meisten Polypeptiden für λ0 ≈ 212 nm eine Gerade ergibt. Die Konstante b0 gibt den
Grad an, inwiefern aus der normalen Dispersion (b0
= 0: Drude-Gleichung) eine
komplexe Dispersion wird (Moffitt-Gleichung), und eignet sich daher als Maß für die
Helizität.
Die Literaturwerte für b0 erstrecken sich für reine α-Helices von –700 bis –580, für
reine statistische Knäuel (RC) von 0 bis 100.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<23>
Bestimmung des Helixgehaltes
Den zur jeweiligen Temperatur gehörigen Helixgehalt H kann man auf mehrere Arten
bestimmen, von denen hier zwei repräsentativ behandelt werden:
a) aus dem Parameter b0 der Moffitt-Gleichung
Kennt man die Parameter der reinen RC-Form (b0,C
für H=0) und für die reine α-Helix
(b0,H
für H=1), so ergibt sich für ein bestimmtes b0 der Helixgehalt zu:
H,0
b
C,0
b
0
b
C,0
b
H
−
−
= .
b) Aus der spezifischen Drehung
Unter bestimmten Vorraussetzungen (die Seitenketten müssen in Helix- sowie RC-
Form dieselbe Stellung bezüglich des Gerüsts haben und dieselben
Wechselwirkungen mit dem Lösungsmittel eingehen) kann man die spezifische
Rotation aufteilen in zwei Anteile: einen der Helix, einen des statistischen Knäuels.
[ ] [ ] [ ]C,H,
T
CHλλλ
α⋅+α⋅=α
[ ]T
λα : gemessene spez. Rotation
[ ]H,λ
α & [ ]C,λ
α : spez. Rotation für reine Helix-/RC-Form
H: Helixgehalt
C: RC-Gehalt (C = 1-H)
Durch Umformen erhält man:
[ ] [ ]
[ ] [ ]C,H,
C,
T
H
λα−
λα
λα−
λα
= .
[ ]H,λ
α & [ ]C,λ
α erhält man entweder durch Extrapolation (aus [ ]T
λα gegen T) oder durch
geeignete Änderung des Lösemittels (so dass bei gegebener Temperatur nur Helix
oder RC vorliegen).
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<24>
3) Praktische Durchführung
3.1) Aufgabenstellung
Zu verfolgen ist die Helix-Coil-Umwandlung einer Lösung von Poly-γ-benzyl-L-
glutamat (PBLG) in einem 4:1 Gemisch von Dichloressigsäure (DCA) und
Ethylendichlorid (EDC).
Erarbeiten Sie folgende Ergebnisse:
• Bestimmung von A und λC für PBLG in DCA (für sehr niedrige Helixgehalte)
• Bestimmung der Umwandlungstemperatur TC (bei H = 0,5)…
…aus der spezifischen Drehung:
Bestimmung der spez. Drehung von Helix (PBLG in EDC) und RC (PBLG in DCA)
Bestimmung der spez. Drehungen für PBLG in DCA:EDC
⇒ Helixgehalte für jede Temperatur und Wellenlänge
⇒ TC für jede Wellenlänge
…nach Moffitt:
Bestimmung von b0,H (PBLG in EDC) und b0,C (PBLG in DCA)
Bestimmung der Werte b0 (PBLG in DCA:EDC)
⇒ Helixgehalte für jede Temperatur
⇒ TC
• Überprüfung der Gültigkeit der Drude- /Moffitt-Gleichung (Kriterium: R
2
> 0,98)
inklusive Fehlerrechung für alle bestimmten Größen
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<25>
3.2) Versuchsdurchführung
1. Vorbereitungen
- Am Thermostat: Schläuche zu den Küvetten abklemmen
- Polarimeter und Thermostat ans Netz anschließen und einschalten
- Temperaturregler auf 20 °C stellen
- Kühlwasser leicht aufdrehen
2. Ansetzen der Lösungen
- Mithilfe der Analysenwaage je 400 mg PBLG in die 10 ml-Messkolben
überführen und mit EDC sowie DCA:EDC bis zur Eichmarke auffüllen. 200 mg
PBLG in den 5 ml-Messkolben überführen und mit DCA bis zur Eichmarke
auffüllen. Durch Schütteln lösen, längere Zeit Ruhen lassen (kein Ultraschall
verwenden: Depolymerisation).
- Messküvetten wie folgt befüllen:
Küvettenlänge Inhalt3 cm reine DCA
3 cm reines EDC
5 cm PBLG in DCA
10 cm PBLG in EDC
10 cm PBLG in DCA:EDC (4:1)
3. Messen
- Wellenlänge einstellen
- Prüfen, ob Soll- und Ist-Temperatur am Thermostat übereinstimmen
- Ggf. Küvette aus Messkammer entfernen
- Durch Drehen des seitlichen Rades Nullabgleich an der Skala vornehmen
- RESET-Taste drücken: Anzeige muss 0.00° anzeigen.
- Die Thermostatierschläuche an die Messküvette anschließen. Auf sicheren
Sitz achten.
Quetschhähne entfernen und Wasserzufuhr öffnen.
- Klappe des Polarimeters öffnen und Küvette ganz nach rechts in den
Probenraum stellen. Darauf achten, dass die Thermostatierschläuche nicht
abgeklemmt werden oder abreißen.
- Warten, bis die Probe ausreichend thermostatiert ist (Kontrolle über
Nullabgleich). Nullabgleich durchführen und Drehwinkel an der Digitalanzeige
ablesen.
- Küvette aus dem Probenraum entfernen und Klappe schließen.
- Nächste Wellenlänge einstellen und Messvorgang wie oben beschreiben
wiederholen.
Auf diese Art und Weise wird (bei 20 °C) der Drehwert aller Lösungen bei allen 4
Drehwinkeln gemessen.
Vor dem Wechseln der Küvette Thermostatierschläuche abklemmen!
Die Küvette der Lösung von PBLG in DCA:EDC (4:1) wird zudem bei folgenden
Temperaturen gemessen: 20, 25, 30, 35, 38, 40, 42, 44, 46, 50, 55, 60, 65 °C.
4. Versuchsende
- Wasserkreislauf schließen, Thermostatierschläuche abklemmen
- Polarimeter und Thermostat ausschalten, Netzstecker ziehen
- Arbeitsplatz reinigen, Polarimeter abdecken
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<26>
Messprotokoll
Namen: Gruppen-Nr.:
Datum: Unterschrift Assistent/in:
Vermessene Lösungen
PBLG in… Einwaage [mg]VLösemittel
[mL]
Küvettenlänge
[dm]
MPBLG
[g/mol]
Polymerisations-
grad
EDC 10 1,0
DCA 5 0,5
DCA/EDC (4:1) 10 1,0
Drehwinkel [°] der reinen Lösungsmittel bei T=
λ [nm] 437,9 495,0 589,4 619,1
DCA
EDC
Küvettenlänge: EDC = 0,3 dm DCA = 0,3 dm
Drehwinkel [°] für PBLG in reinem Lösungsmittel bei T=
λ [nm] 437,9 495,0 589,4 619,1
DCA
EDC
Drehwinkel [°] für PBLG in DCA:EDC (4:1)
T [°C] λ [nm]
Soll Ist 437,9 495,0 589,4 619,1
20
25
30
35
38
40
42
44
46
50
55
60
65
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<27>
Ergebnisblatt
Namen:
Datum: Assistent/in:
Umwandlungstemperaturen
Nach Moffitt TC = ± °C
λ = 437,9 nm TC = ± °C
λ = 495,0 nm TC = ± °C
Aus der spez. Drehung λ = 589,4 nm TC = ± °C
λ = 619,1 nm TC = ± °C
Mittelwert TC = ± °C
Parameter der Drude-Gleichung
A = ± λC = ± nm
Gültigkeitsbereiche
Moffitt-Gleichung − °C
Drude-Gleichung − °C
PBLG in ( °C) Küvettenlänge: 1,0 dm Konzentration: g/100 mL
Drehwinkel spez. Drehung mittl. spez. Rot. Helixgehalt
λ α [α]λ
[m]λ
[α]λ*λ2 [m]
λ*(λ2-λ0
2) HDrude HMoffitt 1/(λ2-λ02)
[nm] [°] [°*L*cm
-1
*g
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [10
16
*°*L*m*g
-1
] [10
18
*°*L*m*mol
-1
] [%] [%] [nm
-2
]
437,9495,0589,4619,1
λ ∆[α]λ
∆[m]λ
∆([α]λ*λ2) ∆([m]
λ*(λ2-λ0
2)) ∆HDrude ∆HMoffitt b0 a0
[nm] [°*L*cm
-1
*g
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [10
16
*°*L*m*g
-1
] [10
18
*°*L*m*mol
-1
] [%] [%] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
]
437,9495,0 min
589,4 max
619,1 ∆
PBLG in ( °C) Küvettenlänge: 1,0 dm Konzentration: g/100 mL
Drehwinkel spez. Drehung mittl. spez. Rot. Helixgehalt
λ α [α]λ
[m]λ
[α]λ*λ2 [m]
λ*(λ2-λ0
2) HDrude HMoffitt 1/(λ2-λ02)
[nm] [°] [°*L*cm
-1
*g
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [10
16
*°*L*m*g
-1
] [10
18
*°*L*m*mol
-1
] [%] [%] [nm
-2
]
437,9495,0589,4619,1
λ ∆[α]λ
∆[m]λ
∆([α]λ*λ2) ∆([m]
λ*(λ2-λ0
2)) ∆HDrude ∆HMoffitt b0 a0
[nm] [°*L*cm
-1
*g
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [10
16
*°*L*m*g
-1
] [10
18
*°*L*m*mol
-1
] [%] [%] [°*L*m
-1
*mol
-1
] [°*L*m
-1
*mol
-1
]
437,9495,0 min
589,4 max
619,1 ∆
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<29>
Polarimeter: Aufbau und Funktionsweise
Zunächst muss abgewartet werden, bis das Wärmebad die Temperatur angenommen
hat. Dann ist noch etwa 15 Min. zu warten, bis auch die Probe in der Küvette
gleichmäßig temperiert ist. Vorher werden die Messungen durch Schlierenbildung
verfälscht! Die Temperatur des Wärmebades kann durch ein Kontaktthermometer
vorgewählt und über ein anderes Thermometer gemessen werden.
Prinzip
Linear polarisiertes Licht wird in optisch aktiven Proben um einen bestimmten Betrag
gedreht. Dasselbe Phänomen (Faraday-Effekt) tritt in transparenten Materialen
(beispielsweise Flintglas) auf, wenn es sie in einem axialen Magnetfeld platziert werden.
Dieses wird durch eine mit Gleichspannung betriebene Spule erzeugt. Die dabei
erreichte Drehung ist der angelegten Spannung direkt proportional.
Das vorliegende Instrument nutzt dieses Phänomen, um die durch die Probe
verursachte Drehung zu kompensieren.
S: Wolfram-Lampe
L: Linse
(zur Fokussierung)
D: Spalt
O: Linse (zur Paralleli-
sierung des Lichts)
F: Monochromator
(Interferenzfilter)
POL1, POL2: Polarisationsfilter
cell: Probenraum
Bm, Bc: Kompensatoren
Photo.M: Detektor
(Photomultiplier)
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<30>
Funktionsweise
Die Polarisationsebenen der Polarisationsfilter „POL1
“ und „POL2
“ sind um 90 °
gegeneinander verdreht.
„Bc“ wird mit Gleichspannung betrieben; Drehwinkel und Vorzeichen des linear
polarisierten Lichtes beeinflussen direkt die zur Kompensation der Drehung benötige
Spannung, „Bm“ wird mit Wechselspannung (50 Hz) betrieben.
Beim Betrieb mit optisch inaktiven Proben wird, durch den Betrieb des Kompensators
„Bm“ mit 50 Hz, am Photomultiplier „Photo.M“ ein mit 100 Hz moduliertes Signal (der
mittleren Intensität Null) empfangen. Da der Vorverstärker mit einer Frequenz von 50 Hz
arbeitet, wird dieses modulierte Signal nicht verstärkt.
Wird eine optisch aktive Probe in den Strahlengang gebracht, Empfängt der
Photomultiplier ein Signal. Durch Anlegen einer Gleichspannung an den Kompensator
„Bc“ wird die mittlere Intensität des Signals auf Null reduziert. Die zur Kompensation
nötige Gleichspannung entspricht dem Drehwinkel der optisch aktiven Substanz.
Polartronic E
mit Filterwechsel für 4 Wellenlängen
Der Polartronic E mit der Seriennummer 26155 misst bei folgenden Wellenlängen:
eingravierter Nennwert genauer Wert
436 nm 437.9 nm
495 nm 495.0 nm
589 nm 589.4 nm
620 nm 619.1 nm
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<31>
1. Netzanschluss und Aufstellung
Kontrollieren, ob die verfügbare Netzspannung und Frequenz mit den Daten auf dem Netzanschlussboard
übereinstimmen. Das Polarimeter nicht in der Nähe von Wärmequellen aufstellen und einen
Mindestabstand von 15 cm einhalten.
2. Einschalten
Mit dem Kippschalter ganz links am Bedienungspaneel. Unmittelbar nach dem Einschalten bleibt die
Digitalanzeige bis auf die Symbole „ . °“ dunkel. Um die Anzeige zu aktivieren, ist die RESET-Taste zu
betätigen.
3. Wahl der Messwellenlänge bei Geräten mit Filterwechslern
Der POLARTRONIC-E kann durch optionalen Einbau einer Wechselvorrichtung für Interferenzfilter auch
für Messungen bei verschiedenen Wellenlängen eingesetzt werden.
Alle Filter sind in einem Revolver untergebracht, der je nach Filterbelegung in maximal vier Stellungen
einrastet.
Durch senkrechtes Verschieben des sich an der Frontplatte (links neben dem Probenraum) befindlichen
Rändelrades wird der POLARTRONIC-E auf eine andere Wellenlänge umgeschaltet. Hierbei wird die
Anzeige bis auf einen Punkt und ein Leuchtzeichen abgeschaltet.
Durch das Drücken der Reset-Taste kann die Anzeige wieder aktiviert werden.
Die in das Rändelrad eingravierten Zahlen geben die Wellenlängen des sich jeweils im Strahlengang
befindlichen Filters in Nanometern an.
Wurde ein Filter nicht korrekt in den Strahlengang des Polarimeters eingeschwenkt, so leuchtet ein
Warnsignal in der LED-Anzeige auf. Dieses Signal leuchtet auch dann auf, wenn sich anstelle eines
Interferenzfilters eine Blindplatte im Strahlengang befindet.
Die aus physikalischen Gründen bedingten Nullpunktverschiebungen beim Wechseln der
Messwellenlängen können anhand der im Abschnitt 4 gegebenen Beschreibung beseitigt werden.
4. Nullpunkteinstellung
Den Zeiger des Anzeigeinstrumentes auf dem Bedienungspaneel mit Hilfe des Abgleichknopfes auf der
rechten Seite des Polarimetergehäuses genau in die Null-Lage (Mittelstellung) bringen. Drehrichtung des
Abgleichknopfes entgegengesetzt zur Zeigerausschlagrichtung, so als wollte man mit dem Abgleichknopf
den Zeiger zurückdrehen. Anschließend die RESET-Taste drücken.
Für eine genaue Nullpunkteinstellung ist eine parallaxenfreie Einstellung des Zeigers notwendig, was
durch einen kleinen Spiegel unterhalb der Nullmarke des Anzeigeinstruments erleichtert wird.
Der Probenraum muss bei der Nullpunkteinstellung leer sein oder eine Polarimeterröhre, die mit reinem
Wasser gefüllt ist, enthalten. (Damit eine eventuell vorhandene Eigendrehung der Röhre infolge
verspannter Deckgläser bei der Nullpunkteinstellung berücksichtigt werden kann.)
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<32>
Solange die RESET-Taste gedrückt wird, erscheint in der Digitalanzeige in jeder Dezimale eine „8“. Dies
ermöglicht eine Kontrolle der Funktionsfähigkeit aller LED-Segmente.
5. Messen
Die mit der Untersuchungslösung gefüllte Polarimeterröhre in den Probenraum einlegen. Zeigerausschlag
des Anzeigeinstruments beobachten.
Bei Linksdrehung den Zeiger des Anzeigeinstruments durch Verdrehen des Abgleichknopfes an der
rechten Seite des Polarimetergehäuses im Uhrzeigersinn in die Nullstellung zurückführen.
Ein Rechtsausschlag des Zeigers erfordert ein Verstellen des Abgleichknopfes entgegen dem
Uhrzeigersinn. (Bei der Beobachtung des Zeigers sind Parallaxenverschiebungen zu vermeiden.)
Hinweis:
Wie allgemein bekannt ist, hängt die in Polarimetern gemessene Drehung der Ebene des linear-
polarisierten Lichts nicht nur von der Konzentration der gemessenen Lösung ab, sondern auch von der
Wellenlänge des bei der Messung verwendeten Lichts.
Daher ergibt sich bei jedem Wellenlängenwechsel auch eine geringfügige Verschiebung des Nullpunktes,
die jedoch leicht zu kompensieren ist.
Für die Ermittlung genauer Messwerte ist es notwendig, dass nach jedem Wellenlängenwechsel eine
Nullpunktüberprüfung bzw. eine Nullpunkteinstellung gemäß Abschnitt 4. erfolgt.
Bei einfacheren Routinemessungen kann man sich eines verkürzten Arbeitsablaufes bedienen, indem
man die Abweichung der Nullpunkte vor Beginn der Messreihe ermittelt und dann die Ergebnisse durch
Addition oder Subtraktion der festgestellten Abweichung korrigiert.
6. Sonderanzeige
Im unteren Teil des linken 7-Segment-LED-Bausteins der Anzeige erscheint das Zeichen „-“.
Dieses ist nur ein Warnhinweis, dass die Empfindlichkeitsregelung des Gerätes hoch ausgesteuert ist.
Ursache hierfür ist wahrscheinlich eine nicht exakt eingelegte Polarimeterröhre, eine zu dunkle oder eine
zu trübe Probe. Sollte sich die Polarimeterröhre in der richtigen Lage befinden, so empfiehlt es sich, die
Messung mit einer besser geklärten oder einer verdünnten Probe zu wiederholen. Empfehlenswert ist in
diesen Fällen auch die Verwendung einer kürzeren Messröhre.
Nach längerem Gebrauch können auch stark verschmutzte Schutzgläser in den Lichtaustritts- bzw.
Lichteintrittsöffnungen an den Seitenwänden des Probenraumes die Ursache für die o. g. Anzeige sein.
Die Schutzglaser sind dann an besten mit klarem Wasser, dem ggf. ein Haushaltsreinigungsmittel
zugesetzt ist, zu säubern und mit einem weichen Tuch abzutrocknen.
V 6: ORDPhysikalisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum
<33>
Literaturübersicht
Einführende Literatur
S.F. Mason, Optical Rotatory Power, Quart. Rev. (London) 1963, 17, 20
H. Ripperger, Optische Rotationsdispersion und Circulardichroismus sowie ihre Anwendung in der org.
Chemie, Z. Chemie 1966, 6, 161
G. Snatzke, Circulardichroismus und opt. Rotationsdispersion - Grundlagen und Anwendung auf die
Untersuchung der Stereochemie von Naturstoffen, Angew. Chemie 1968, 80, 15
K.-P. Wong, Optical Rotatory Dispersion and Circular Dichroism, J. Chem. Educ. 1974, 51, A573
K.-P. Wong, Optical Rotatory Dispersion and Circular Dichroism, J. Chem. Educ. 1975, 52, A9/A830
G. Snatzke, Chiroptische Methoden in der Stereochemie, Chemie in unserer Zeit 1981, 15, 78
G. Snatzke, Chiroptische Methoden in der Stereochemie, Chemie in unserer Zeit 1982, 16, 160
Theorie und Quantenmechanik der opt. Aktivitäten
H. Eyring, H. Walter, J. Kimball, Quantum Chemistry, John Wiley & Sons, New York, 196110 QEl / K QD
461 1961 E
W. Kauzmann, Quantum Chemistry, Academic Press, New York, 19676, K QD 461 1967 K
W. Kauzmann, J. Walter, H. Eyring, Theories of Optical Rotatory Power, Chem. Rev. 1940, 26, 339
Konformation von Polypeptiden und deren ORD
B. Jirgensen, Optical Activity of Proteins and Other Molecules, Molecular Biology, Biochemistry and
Biophysics", Band 5, Springer, Heidelberg, 1973
P. Doty, J.T. Yang, Poly-γ-Benzyl-L-Glutamate: The Helix-Coil Transition in Solution, J. Am. Chem. Soc.
1956, 78, 498
Für besonders Interessierte
P. Urnes, P. Doty, Optical Rotation and the Conformation of Polypeptides and Proteins, Adv. Protein
Chem. 1961, 16, 401
W. Moffitt, Optical Rotatory Dispersion of Helical Polymers, J. Chem. Phys. 1956, 25, 467
B.H. Zimm, J.K. Bragg, Theory of the Phase Transition between Helix and Random Coil in Polypeptides
Chains, Chem. Phys. 1959, 31, 526
J. R. MacDonald, M. K. Brachman, Linear-System Integral Transform Relations, Rev. Mod. Phys. 1956,
28, 393
Step by Step Anleitung für V6 - ORD
1.Vorbereitung
- Thermostat holen (steht meist im Grundpraktikum); Schläuche zu denKüvetten, mit Quetschhahn abklemmen.
- Vor Beginn des Versuchs Polarimeter und Thermostat anschlie?en und einschalten; Temperaturregler auf 20?C einstellen- Kühlwasser leicht aufdrehen (Aquamobil beobachten)
2. Ansetzen der Lösungen
im Abzug arbeiten und Schutzbrille und Handschuhe verwenden !!!DCA ist eine sehr agressive Säure und greift die Haut sofort an !!!
- einen 5ml und zwei 10ml Messkolben mit Dichlorethan (EDC) spülen und trocknen.- an der Analysenwaage ca 200 mg PBLG abwiegen und in den 5ml Kolben überführen. Den Kolben mit Stickstoff spülen (die N2 Flasche steht hinter den Abzügen am Fenster, die mit rotem Isolierband unmwickelte Pipette,
Schublade V6, passt auf das Schlauchende im rechten Abzug) und mit Dichloressigsäure (DCA) bis knapp unter die Eichmarke füllen.Je ca 400 mg PBLG abwiegen und in die 10 ml Kolben überführen. DieKolben wiederum mit N2 spülen und mit EDC bzw einer Mischung aus DCA und EDC
(Verhältnis 4:1) bis knapp unter die Eichmarke füllen- alle Kolben bis zur Eichmarke auffüllen und Substanz durch Schütteln lösen kein Ultraschallbad verwenden !!! (Depolymerisation); das Aufösen dauert sehr lange. Am Schnellsten löst es sich bei der Verwendung eines Rotators, an dem die Kolben langsam gedreht werden (so was gibts in der Sektion Polymere und sicher auch in anderen Abteilungen).- die Messküvetten werden, nachdem sie sorgfältig mit N2 gespült wurden, wie nachstehend gefüllt : a) reines DCA in eine 3cm Küvette b) reines EDC in eine 3cm Küvette c) PBLG in DCA in eine 5cm Küvette d) PBLG in EDC in eine 10cm Küvette
e) PBLG in DCA/EDC in eine 10 cm Küvette- Küvetten mit Parafilm abdichten und, wenn nicht in Gebrauch im
Kühlschrank aufbewahren.
3.Messung
- durch Drehen des seitlichen Rades Nullabgleich an der Skala vornehmen- Reset Taste drücken. Anzeige muss 0.000 anzeigen.- Prüfen, ob Soll- und Ist Temperatur übereinstimmen.
Thermostatisierschläuche an Küvette anschliessen. Nicht mit Schlauchschellen befestigen, dabei gehen die Küvetten leicht kaputt !!!
- Küvette in Halterung (Schublade V6) gerade und spannungsfrei einsetzen.Probenraum öffnen und Küvette ganz rechts in den Probenraum stellen.Darauf achten, dass Thermostatisierschläuche beim Schliessen nicht abgeklemmt werden
- Nullabgleich durchführen und angezeigten Drehwinkel notieren.- Küvette entfernen und Klappe schliessen Neue Wellenlänge einstellen und Messvorgang (inklusive Nullabgleich) wiederholen.- vor dem Wechseln der Küvetten Thermostatisierschläuche abklemmen !- Folgende Messungen müssen durchgeführt werden : a) Lösungsmittel und PBLG in reinem DCA bzw EDC bei 20?C b) PBLG in Mischung bei 20,25,30,35,40,42,44,46,48,50,55,60,65?C
wichtig : Küvetten nur zur Messung ins Polarimeter setzen, nicht während des Thermostatisierens Geht einer der Schläuche im Polarimeter ab, erst Gerät ausschalten, dann Probenraum öffnen und Wasser entfernen