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1
5. Reaktionen neben der C=O-GruppeCarbonyl- und Carboxylgruppen besitzen zwei reaktive Stellen• bisher besprochen: Angriff von Nucleophilen am positivierten C-Atom der Carboxylgruppe
O
RR
δ–
δ+
Nu:–
OR
NuR
tetrahedrale Produkte bzw. Zwischenstufen
zweite reaktive Stelle: CH-Gruppe am α-C-Atom ist acide• z.B.: bei Aldehyden, Ketonen, Estern, Amiden etc.
HR
OR
HR
OR+ :B
+ B HH
R
OR
H
Anion eines Enols = Enolat
Acidität des α-HAlkan-Derivate• Ethan: pKa = 60 (EN von C und H sind sehr ähnlich)• Elektronen des Carbanions sind lokalisiert, relativ instabil, daher die geringe Acidität
Enolate• Acidifizierende Wirkung: I-Effekt der Carbonylgruppe, Polarität der C-H-Bindung wird erhöht• Enolatanion ist durch Resonanz stabilisiert• delokalisiert auf O-Atome, welches aufgrund der höheren EN (3.5) besser in der Lage ist, Elektronen
aufzunehmen• vergleichbar mit der Situation bei der Deprotonierung einer Carbonsäure
H3C CH3 H3C CH2 + H+ pKa = 60
lokalisiert
HR
OR
HR
OR+ :B
+ B HH
R
OR
H
Anion eines Enols = Enolat
O R
O
O R
O
+ :B
+ B H
O R
O
CarboxylatH
pKa ca. 4-5
pKa ca. 19-21 (für ein Keton)
2
Ketone sind acider als EsterDelokalisation bei Estern-Enolaten ist weniger effektiv• Aldehyd: pKa = 16, Keton = 20, Ester = 25• Lone-Pair der OR-Gruppe wird ebenfalls auf den Sauerstoff der C=O-Gruppe delokalisiert (interne
Kompetetion)
Weitere C-H acide Verbindungen• Nitroalkane, Nitrile, N,N-disubstituierte Amide• im Anion: Elektronenpaar kann ebenfalls auf ein Atom delokalisiert werden, welches elektronegativer
als C ist
HOR
OR
HOR
OR
Delokalisation des Carbanions
HOR
OR
Delokalisation des El.-Paars der OR-Gruppe
NO2 CN
N
O
pKa = 8.6 26 30
α−CH zwischen zwei Carbonylgruppenβ-Dicarbonylverbindungen• in den β-Dicarbonylverbindungen (Malonsäurediethylester, Acetessigsäureethylester, Acetylaceton
etc.) sind sowohl der –I- als auch der –M-Effekt doppelt wirksam. Diese Verbindungen besitzen daher ein relativ acides Proton
• Delokalisation des El.-Paars im Anion auf zwei Sauerstoffe möglich• man unterscheidet: β-Diketone (acider), β-Ketoester (wegen des Esters weniger acide)
O O
Acetylaceton2,4-Pentandion
ein β-Diketon
O O
OEt
AcetessigesterEthyl 3-Oxobutyrat
ein β-Ketoester
pKa = 8.9 pKa = 10.7
O O
H
O O OO Delokalisation auf zwei Sauerstoffatome
3
α−CH zwischen zwei CarbonylgruppenDicarbonylverbindungen lassen sich gut mit Alkoholaten deprotonieren• um vollständige Deprotonierung zu erreichen (Keq > 100) braucht man eine pKa-Differenz von 2• Alkoholate sind billige und wohlfeile Basen (z.B. aus ROH + Na)
O O
OCH3
NaOCH3
CH3OHO O
Na
OCH3
stabil, kann isoliert werden
K = 99.9
pKa = 11 pKa = 16
Reihe der acidifizierenden Wirksamkeit• insbesondere –M-Effekt, ergänzt durch –I-Effekt
NO2 COR CN CO2R SO2R SOR Ph SR H Alkyl> > > > > > >= =
pKa-Werte einiger CH-acider Verbindungen CH-Säuren
H CN
O OR NO2
HR R
H
H
CNNCO O
R OR1H
O O
R1O OR1H
9 10 10
11 11 13Schwache CH-Säuren
H
RO
HH
ArO
RH
R2
O
R1H H
CN
25
R
R HR2
O
OR1H
R SAr
H H
ArArArO O
16 16 18 20
3025 25 25
KohlenwasserstoffeH Ar H H H R H
40 43 44 50 55
4
Keto-Enol-TautomerieGlgw. zwischen Keto- und Enolform• Proton am C oder O• unterschiedliche Position der DB• in der Regel ist die Ketoform stark bevorzugt
• Aceton: Keton/Enol = 999 : 1
Ausnahmen• Bsp.: β-Diketone, β-Ketoester, Phenol
O
RR
O
RR
Enol-TautomerH
HO O
H
99.9% 0.1%
O O O OH
Acetylaceton (97% Enol in CCl4)(0.25% Enol in H2O)
Je nach Struktur und LM variiert der Anteil des Enol-Isomers
EnolisierungGlgw. zwischen Keto- und Enolform• katalyisiert durch Säuren od. Basen
Basen-katalysierte Keto-Enol-Tautomerisierung• Base (z.B. OH–) abstrahiert α-H, Bildung des Enolats• Protonierung des Enolats durch H2O am Enolat-O
HR
OR
HR
OR+ OH–
+H
R
OR
H
H2O
H HO
O
R
H
R
EnolEnolat
+ OH–
Säure-katalysierte Keto-Enol-Tautomerisierung• Proton protoniert die Keto-Gruppe zum Oxonium-Ion• acides Oxonium-Ion verliert ein α-H ans Wasser
HR
OR
HR
OR+ H3O+
+H
R
OR
H
H2O H HO
O
R
H
R
EnolOxonium-Ion
+
H HOH
H
H H
H3O+H
5
Reaktionen von Enolen und Enolaten am α-C der C=O-Gruppe
Basen-katalysierte α-Substitution• Base (z.B. OH–, CH3O–) abstrahiert α-H, Bildung des Enolats• Reaktion des Enolats mit einem Elektrophil am negativ geladenen C
Säure-katalysierte α-Substitution• Proton protoniert die Keto-Gruppe zum Oxonium-Ion• acides Oxonium-Ion verliert ein α-H ans Wasser• Enol reagiert mit dem Elektrophil• protoniertes Produkt gibt Proton ans Wasser ab
HR
OR
HR
OR
H
H HO
O
R
H
R
Enol
+
H HOH
H
H3O+
E+ ER
OR
H
H2O
ER
OR
+ H3O+
H H H
HR
OR
HR
OR+ OH–
+H
R
OR
H
H2O
O
RR
AlkylierungsproduktEnolat E+ EH
Halogenierung des α-C von Ketonen und AldehydenBildung von α-Halogen-Carbonylverbindungen• Carbonylverbindung + Halogen (Br2, Cl2, I2)
Säure-katalysierte Halogenierung• über die Enol-Form• unter diesen Bedingungen wird nur ein H substituiert
O
+ Cl2H3O+
OCl
+ HCl
via:
HR
OR
HR
OR
H
H HO
O
R
H
R
Enol
+
H HOH
H
H3O+
XR
OR
H
H2O
XR
OR
+ H3O+
H H H
X X
+ X–
Bsp.:
6
Halogenierung des α-C von Ketonen und AldehydenBasen-katalysierte Halogenierung• über die Enolat-Form• unter diesen Bedingungen können alle H‘s substituiert werden• jedes Halogenid erhöht die Acidität des α-C-Atoms
via:
HR
OR
HR
OR+ OH–
+H
R
OR
H
H2O
O
RR
EnolatX
H
X X + X–
Anwendung: Haloform-ReaktionSynthese von Carbonsäuren aus Methylketonen• In Gegenwart von Überschuss an Base und Halogen erhält man aus Methylketonen eine Carbonsäure• über die Enolat-Form• wird oft zur Synthese von Benzoesäuren herangezogen (Friedel-Crafts, dann Haloform-Reaktion)• neben der Carbonsäure entsteht noch das Haloform (z.B. Bromoform)
HR
OHH
xs OH–
xs Br2
BrR
OBrBr
OH–
OH–Br
RO
BrBrHO O
HR
O
Br
BrBr+
OR
O
Br
BrBr+
H
Bromoform
Bromoform ist acider als H2O, somit ist das Anion eine bessere Austrittsgruppe als OH–
7
Hell-Volhard-Zelinski-ReaktionHalogenierung des α-C von Carbonsäuren• direkte Enolatbildung an Carbonsäuren ist nicht ohne weiteres möglich, da zunächst das Carboxylat
entsteht• In Gegenwart von PBr3 gelingt dies jedoch, da zunächst ein Säurebromid entsteht, welches unter den
Reaktionsbedingungen (es bildet sich HBr) in α-Stellung bromiert wird
HOH
ORH
1. PBr3, Br2
2. H2O BrOH
ORH
Prinzip der HVZ-Reaktion:
Mechanismus:
HOH
ORH
PBr3
HO
ORH
PBr
Br
Br–+ H+
HBr
ORH
+ HOPBr2
H+O
Br
H
R
Br Br
BrBr
OR
H
H
– H+
BrBr
ORH
H2O
BrOH
ORH
+ Br–
α-Halogenierte Carbonylverbindungen in der SyntheseArt Umpolung• als Enolat ist das α-C nucleophil• nach der Halogenierung sind dort gut SN2-Reaktionen möglich (α-C ist elektrophil, ÜZ der SN2-Rkt. ist
stabilisiert)• mit starken, sterisch gehinderten Basen wird dagegen HBr eliminiert (E2), Bildung von Enonen
Prinzip:
Bsp.:
O
kat. H+
Br2
OBr Nu:–
ONu
+ Br–SN2KOtButBuOH
E2
O
NMe2
H
O
OHH
O
OOCH3
OCN
O
O
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Enolatbildung mit starken Basen (LDA)Ziel: vollständige Enolatbildung• Vorteil: kontrollierte Umsetzung des Enolats mit Elektrophilen• keine Reaktion mit nicht enolisierter Carbonylverbindung
Prinzip:
Darstellung
O
+ Li N
pKa = 17
OLi
H N+
DiisopropylaminLithiumdiisopropylamid (LDA)
pKa = 35
mit der starken Base erreicht man vollständige Deprotonierung des Ketons (pKa-Difference > 3)
Vorteil gegenüber Lithiumamid: sterische Hinderung, nicht nucleophil!
H N +
Diisopropylamin
pKa = 35Li
n-Butyllithium
δ–δ+ THF
T <= –5 °CLi N +
pKa = 60
LDA
Alkylierung der α-Position von Carbonylverbindungenwichtiges Prinzip zur C-C-Knüpfung• Deprotonierung zum Enolat (z.B. mit LDA)• Zugabe eines Alkylhalogenids (SN2 am Alkylhalogenid)• Methyliodid, primäre Alkylhalogenide, und reaktive Alkylhalogenide reagieren am besten
Bsp./Prinzip:mit schwächeren Basen: Mehrfachalkylierung möglich!
OLDA, THF
OLi Br
SN2-Rkt.
O
+ LiBr
Ester, Nitrile, Amide etc. lassen sich in ähnlicher Weise alkylieren• Aldehyde ergeben niedrige Ausbeuten
OMe
O1. LDA, THF
O
OMe
LiI CH3
OMe
O
2. CH3I
via:
Me
CN 1. LDA, THF
2. CH3CH2IC
N
9
Alkylierung/Acylierung der α-Position von Carbonylverbindungen über Enamine
alternative und wichtige Methode zur C-C-Knüpfung• Carbonylverbindung + sekundäres Amin ergibt Enamin• Vorteile:
• leicht herzustellen, keine starke Base notwendig• Selektive Monoalkylierung
• wie vorher: primäre und reaktive Alkylhalogenide• man erhält ein Iminium-Ion, welches zum alkylierten Keton/Aldehyd hydrolysiert werden kann
Bsp./Prinzip:
O
+NH
H+ (kat.)
N NH H3C Br
NCH3
Br–
HCl, H2O
OCH3
N+
H HCl–
BrBr O
BrOR
besonders reaktive Alkylhalogenide(stabilisieren ÜZ der SN2-Rkt.):
Alkylierung der α-Position von Carbonylverbindungenüber Hydrazone
Problem bei der Enolatbildung mit LDA• unsymmetrische Ketone können zu regioisomeren Enolaten führen• Hinweis: unter kinetisch kontrollierten Bedingungen (Zugabe des Ketons zu einem Überschuss an
LDA) wird bevorzugt die weniger gehinderte Seite des Ketons deprotoniert
Bsp.:
OCH3 LDA
THF
OCH3
LiO
CH3
Li
+
CH3-I CH3-I
OCH3H3C
OCH3
CH3
thermodynamisch stabileres Enolat (höher substituierte DB)
kinetisches Enolat (acider und besser zugängliche CH-Gruppe)
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Alkylierung der α-Position von Carbonylverbindungenüber Hydrazone
Lösung: Herstellung des N,N-Dimethylhydrazons• es bildet sich das E-Hydrazon (N,N-Dimethyl- und Methylgruppe sind trans bzw. anti)• das N-Atom der N,N-Dimethylaminogruppe dirigiert die Base (hier n-BuLi) auf diese Seite• Hydrazone sind weniger sauer als Ketone• geht auf E. J. Corey und D. Enders (Aachen) zurück• nach der Alkylierung: Hydrolyse zum Keton
Bsp.: OCH3
NNH2
H3C CH3
– H2O
NCH3
NCH3
H3C
Hydrazon
nBuLi
via:
CH3
NNLi
H
CH3H3C
NCH3
NCH3
H3CLi
ein Azaenolat
CH3CH2-II CH2
CH3
NCH3
NCH3
H3CH3O+
OCH3
NNCH3
H3CH
HH
X–
+
Anwendung: Synthese von AspirinSchlüsselreaktion: Phenolat + CO2• Kolbe-Schmitt-Carboxylierung• Phenolat = Enolat, CO2 = Elektrophil• Reaktion verläuft unter Druck• Bildung von o-Hydroxybenzoesäure (Salicylsäure)• Acetylierung der OH-Gruppe ergibt dann Aspirin
O
+OCO
O
H
O
O
OH O
O HCl
OH O
OH
Salicylsäure
Ac2O O O
OH
O
H3C
Aspirin (ASS)
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Aldolreaktion (Hydroxyalkylierung von Enolaten)Aldol-Reaktion (Aldol-Addition)• Anion der CH-aciden Verbindung kann sich als Nucleophil an eine Carbonylverbindung anlagern. • heutzutage wird die Addition von Carbonylverbindungen, Carbonsäuren, Carbonsäureestern und
Carbonsäureamiden mit dem α-C-Atom an eine Carbonylgruppe (Aldehyd oder Keton) alsAldoladdition (Aldol = Aldehyd und Alkohol) bezeichnet
• ursprünglich: Dimerisierung von Aldehyden zu Aldol-Produkten
Triebkraft• Das Kation (i.a. ein Alkalimetall-Ion) ist im Produkt Teil eines Chelates• Bei Estern und Amiden ist im Produkt wieder Resonanz möglich
Y
OO+ Y
OOM
Y = Alkyl, Aryl, OR, NR2
H3O+
Y
OOH
Enolat
ChelatIm Produkt ist wieder Resonanz möglich
O
MOR
HViele Aldolreaktionen verlaufen über einen cyclischen, sesselartigen Übergangszustand (Zimmermann-Traxler-ÜZ)
Aldol-Reaktion (Hydroxyalkylierung von Enolaten)Beispiel• Aldolreaktion von Acetaldehyd in wässriger Natronlauge
Aldol-Reaktion im Sauren• Unter Säurekatalyse verläuft die Reaktion über das Enol• Dabei wird das Enol von einem Oxonium-Ion (protonierter Aldehyd) angegriffen• Man erhält meistens nicht den β-Hydroxyaldehyd sondern den α,β-ungesättigten Aldehyd, da die
entstehende Doppelbindung durch Konjugation stabilisiert ist und durch Protonierung aus derHydroxyfunktion eine gute Abgangsgruppe entsteht
Aldol
O
HH3C
OH-
HH
OH
O
HH3C
H
O
H3C
O
H
O
H3C
OHH2O
O
HH3C
H+ O
HH3C
HH
OH
H
O
H3C
OHH
H
O
H3C
O
H
O
H3C
H H
H
- H2O, - H+
Crotonaldehyd
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Aldol-Reaktion (Hydroxyalkylierung von Enolaten)Ketone• Die entsprechende baseninduzierte Selbstkondensation der Ketone ist nur sehr langsam infolge der
geringeren Elektrophilie des Carbonyl-C (+I-Effekt der Alkylgruppen und sterische Hinderung)• Im Sauren dagegen entsteht glatt das dehydratisierte Produkt, aus Aceton das Mesityloxid
(Mechanismus wie oben)
Wichtiges zur Reaktivität• Aldehyde haben reaktivere Carbonylgruppen als Ketone• Andererseits sind Enolate von Ketonen nucleophiler als Aldehyd-Enolate• Das folgende Experiment zeigt dies
Mesityloxid
O
CH3H3C
2 H+ O
CH3H3C
CH3+ H2O
Aceton
O
HH3C
O
CH3H3C+
NaOH (0.01% in H2O)
5 h, 23 °C (80%)
OH
H3C
O
CH3
werden unter diesen Bedingungen nicht beobachtet
OH
H3C
O
H
OH
H3C
O
CH3CH3
OH
H3C
O
HCH3
Gekreuzte AldoladditionCarbonylverbindung wird zu Enolat einer anderen Carbonylverbindung hinzugegeben• Enolate werden dann meistens mit LDA (Lithiumdiisopropylamid) in THF bei tiefen Temperaturen
generiert
Beispiel
O
OCH3
LDA, THF
-78 °C
O
OCH3
Li OO
OCH3OHpKs = ca. 25
Gekreuzte Aldolreaktionen mit Aldehyden ohne α-H verlaufen ebenfalls selektiv• der entsprechende Aldehyd sollte im Überschuss vorliegen, andernfalls sind auch Dimere des
„Nucleophils“ möglich
Bsp.:O
H
im Überschuss
+
O
H
langsame Zugabe
OH–, H2O
OH O
H
O
H– H2O
13
Knoevenagel-ReaktionSpezialfall der Aldolkondensation• Verwendung von Methylenkomponenten mit großer CH-Acidität• Methylengruppe ist von zwei elektronenziehenden Gruppen flankiert• da sich ein konjugiertes System ausbilden kann, erfolgt i.d.R. Wasserabspaltung (gekreuzt
konjugiertes System)• als Basen dienen Pyridin, Piperidin, oder Ammoniumacetat
Beispiel
Zimtsäure
OCO2R
CN+
H
H
Base
CO2R
CNHO
H
- H2O
CO2R
CN
Cyanessigester
OH
CO2H
CO2H+
H
H CO2H
CO2HHPyridin - CO2
H
CO2HH
(85%)
Mannich-ReaktionUmsetzung eines Aldehyds mit einem Amin und einer CH-aciden Verbindung• meistens wird Formaldehyd eingesetzt• Zuerst Bildung eines Iminium-Ions (Aldehyd und primäres od. sekundäres Amin)• Reaktion im schwach Sauren (via Enol)• Produkte sind 3-Aminoketone
C OH
H
N HR
R+ H+ N
R
R H
H
N HR
R+ C
H
H OH
NR2
+ H+, - H2ON
H
H R
R
OH kat. H+ O
H
Iminium-Ion Enol
NH
H R
R
OH
+
O
NR2
H+ O
NH
R R3-Aminoketon Salz der Mannich-Base
O
NH3C
H3C H
H+ Cl C O
H
H+
O
NCH3
CH3(85%)
Beispiel
Wichtige Reaktion in der Natur (Alkaloid-Biosynthese)
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OEt
O NaOEt, EtOH
OEt
O2OEt
O+
Na
δ+
δ-
OEt
OO
EtOOEt
OO
+ NaOEt
OEt
OONa
wässrige Aufarbeitung
Claisen-KondensationAcylierung von Enolaten• Anstelle von Aldehyden oder Ketonen werden hier Enolate mit Carbonsäureestern oder Derivaten
(Säurechloriden, Anhydriden etc.) umgesetzt• Schritte sind reversibel• Tetraeder-Zwischenstufe• Wichtig: stöchiometrische Menge an Alkoholat (Produkt liegt zunächst als Enolat vor)
Beispiel• Kondensation von Buttersäureethylester (1 Molekül als Nucleophil, 1 Molekül als Elektrophil)
Hinweis: Anwesenheit einer 1,3-Dicarbonyl-Gruppierung deutet auf Claisen-Kondensation hin
pKs = 15.9pKs = 25
Keine quantitative Deprotonierung!
Gekreuzte Claisen-KondensationReaktion zwischen zwei verschiedenen Estern• funktioniert, falls ein Ester keine α-H‘s aufweist
O
OEt
O
OEt +
Überschuss langsame Zugabe
1. NaOEt, EtOH
2. HCl
O
OEt
O
Kondensation eines Ketons mit einem Ester• Ketone sind acider (pKa = 20) als Ester (pKa = 25)• Keton und Base werden langsam zum Ester zugetropft• generiert Keton-Enolat, welches mit dem Überschuss an vorliegendem Ester reagiert• man erhält β-Diketone
OO
OEt+
langsame ZugabeÜberschuss
1. NaOEt, EtOH
2. HCl
OO
15
Gekreuzte Claisen-Kondensation – VariantenKeton + Ameisensäureester ergibt einen β-Ketoaldehyd• liegen eher in der Enolform vor
Keton + Diethylcarbonat ergibt einen β-Ketoester• oft bei cyclischen Ketonen angewandt
OO
OEtH+
langsame ZugabeÜberschuss
1. NaOEt, EtOH
2. HCl
O
H
O O
H
OH
OO
OEtEtO+
langsame Zugabe
1. NaOEt, EtOH
2. HCl
O
EtO
O
Überschuss
Diethylcarbonat
Dieckmann-KondensationIntramolekulare Claisen-Kondensation• Geht recht gut für die Synthese von 4-8-Ringen• Verwendung eines Diesters• Bildung cyclischer β-Ketoester
Beispiel• Cyclisierung von Adipinsäuredimethylester
OH3CO
OOCH3 NaOMe, MeOH O
H3CO
OOCH3
Na
H3CO
OOCH3
O OO
OCH3+ NaOMe
NaOO
OCH3
H3O+ (Aufarbeitung)
16
Michael-Addition von EnolatenDefinition• Addition eines Enolats an ein akzeptorsubstituiertes Alken• Vinylogieprinzip• katalytische Mengen Base (z.B. Alkoholat)• Kombinationsmöglichkeiten:
• ungesättigter Aldehyd + β-Diketon• Enon + Malonat• ungesättigtes Amid + β-Ketoester• ungesättigter Ester + β-Ketonitril
Beispiel• Keton + α,β-ungesättigter Ester• Merkmal: 1,5-Dicarbonyl
O Base O EWG OEWG
H-B
H
OEWG
O OH
Vinylogieprinzip
O
+O
OCH3
KOtBu
tert-BuOH
O
OCH3
O
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PhOEt
OO
EtO
O
O O
CNOEtEtO
Weitere Beispiele
Michael-Addition mit Enaminen anstelle von EnolatenStork-Enamin-Reaktion• Enamine sind nucleophil genug um an α,β-ungesättigte Carbonylverbindungen zu addieren
Verwendung von Michael-Additionsprodukten• werden mitunter in intramolekularen Aldolreaktionen eingesetzt
N
+H
O
δ+ δ+δ–
N O
H H2O
N O
H
HCl, H2O
O O
H
O O
ein 1,5-Diketon2,6-Heptandion
OH–
H2O
O O
+ andere Enolate
O
O
H2O O
OH
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Weitere intramolekulare Aldol-Additionen1,4-Diketone reagieren zu Cyclopentanon-Derivaten• Dreiring wäre zu gespannt
1,6-Diketone reagieren ebenfalls zu Cyclopentan-Derivaten• inneres Enolat reagiert rascher (5- vs. 7-Ring)
O
ein 1,4-Diketon2,5-Hexandion
OH–
H2O
OH2O
O
O
O
O
O
OH+
O
O
O
O
Robinson-AnellierungDomino-Sequenz aus Michael-Addition an ein Enon und intramolekularer Aldolkondensation• wird oft benutzt um einen Ring (4 C-Atome) an ein vorhandenes cyclisches Keton „anzukleben“• kann selbstverständlich auch für die Synthese von Cyclohexenonen herangezogen werden• Sir Robert Robinson (1886-1975); Nobelpreis 1947 (Alkaloid-Chemie)
OO
Methylvinylketon (MVK)
+OH–
O
O
O
OH2O
O
O
OH–
OOH
OH–
HOH–
O
weitere Beispiele
Beispiel
O
CH3
O CH3
mittlerweile gibt es auch enantioselektive Varianten (Katalyse mit Prolin = Oganocatalyse)
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Decarboxylierung von 3-KetocarbonsäurenAnalog zur Deprotonierung eines Ketons • anstelle eines Protons, wird CO2 abgespalten• biomimetisch• im Basischen, wie auch im Sauren möglich (geht besser, simples Erhitzen auf ca. 150 °C)
weitere Beispiele
Beispiel / Prinzip
O OH
O
ΔT OCO
H
O
+
O
Keto-Enol
O
OH
OΔT O
HO
O
OH
OΔT
OH
O somit interessant zur Synthese von Ketonen und Carbonsäuren
Malonester-SyntheseKombination: Alkylierung von Malonat, Hydrolyse und Decarboxylierung • Zunächst wird Malonat (pKa = 13) deprotoniert und alkyliert• danach wird der Alkylmalonester verseift (oder gleich mit Säure hydrolysiert)• Ansäuern und Erhitzen liefert die Carbonsäure• Vorteil: geht ohne teure und starke Basen (wie z.B. LDA)
weitere Beispiele
Beispiel / Prinzip
EtO
O
OEt
O 1. NaOEtEtOH
2. R-BrEtO
O
OEt
O
R
HCl, H2OHO
O
OH
O
R
ΔT OH
O
EtO
O
OEt
O
OH
O
EtO
O
OEt
O
OH
O
EtO
O
OEt
O
OH
O
19
Acetessigester-SyntheseKombination: Alkylierung von Acetessigester, Hydrolyse und Decarboxylierung • Zunächst wird Acetessigester (pKa = 11) deprotoniert und alkyliert• danach wird der alkylierte Acetessigester verseift (oder gleich mit Säure hydrolysiert)• Ansäuern und Erhitzen liefert ein Methylketon• Vorteil: geht ohne teure und starke Basen (wie z.B. LDA)
weitere Beispiele
Beispiel / PrinzipO
OEt
O 1. NaOEtEtOH
2. R-Br
O
OEt
O
R
HCl, H2OO
OH
O
R
ΔTH3C
O
O O O
Claisen-Kondensation in der NaturBeispiel Fettsäurebiosynthese
Acetoacetyl-CoAMalonyl-CoA (Enolat-Equivalent)
O O
O SRH H
O
SR + SR
OO
RS SR
OO- CO2
Biologische Claisen-Kondensation läuft nicht über das freie Enolat!
20
Technische Reaktionen von Carbonylverbindungen
O
HH3C+ 4 H2C O
Ca(OH)2
- HCO2H HO
HO
OH
OHPentaerythrit (0.2 × 105 jato (1995) aus Acetaldehyd und Formaldehyd
Aldolreaktion
Zusammenfassung – Carbonyle + C-Nucleophile• Acidität• Keto-Enol-Tautomerie• Reaktionsweise von Enolat-Ionen und Enolen• Halogenierung am α-C-Atom von Carbonyl- und Carboxylverbindungen• Verwendung von α-Halogen-Carbonylverbindungen in der Synthese• Enolate mit LDA• Alkylierung am α-C-Atom von Carbonylverbindungen
• Alkylierung und Acylierung am α-C-Atom über Enamine• Alkylierung am β-C-Atom: Michael-Addition• Aldoladdition
• Dehydratisierung von Aldolprodukten zu α,β-ungesättigten Carbonylverbindungen• Gekreuzte Aldol-Addition
• Claisen-Kondensation• Intramolekulare Kondensations-Reaktionen• Robinson-Anellierung• Decarboxylierung von Ketocarbonsäuren• Malonester-Synthese• Acetessigester-Synthese