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4. Wechselwirkung Atom - Licht
4.1Strahlungsprozesse 4.2Übergangs-Wahrscheinlichkeiten4.3Auswahlregeln 4.4Linienbreiten4.5Röntgenstrahlen
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.1

4.1 Strahlungsprozesse
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.2
bisher isoliertes Atom: Hψ = Eψ→ Lösungen ψn, Enjetzt Atom + Umgebung: elektromagnetische Wechselwirkung
wird übertragen durch Photonen
klassisch: Strahlungsfeld mit Leistungs-Frequenzspektrum W(ω)dωtrifft Atom = elektr. Dipol → erzwungene Schwingung bei Eigenfrequenz ω0:
Beispiele:Atom + thermisches Strahlungsfeld →
Plancks Strahlungsgesetz W(ω)dωBeispiel: Ofen, heißes Gas; Demo: Flamme + Kochsalz
Atom + Lichtquelle: Linienspektrum W(ω)dω →Beispiel: Laser, Mikrowellen
Atom + Atom: Fourier Spektrum W(ω)dω des zeitabhängigen Feldes des 'gegnerischen' Atoms
p+
e−

Spektroskopie
Energieniveaus En Spektren ħωmn = Em – En
Spektralapparat:
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.3

Übergänge zwischen Energieniveaus
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.4
e.s.: N2, E2
Emission:normale Lichtquellen: Leistungsdichte W(ω) klein, spontane Emission überwiegt
Beispiel: Lampe, Röntgenquelle, γ-Strahler
starke kohärente Lichtquellen: W(ω) groß, stimulierte Emission überwiegtBeispiel: Laser, NMR
g.s.: N1, E1

Ratengleichungen
Übergangswahrscheinlichkeiten pro Atom für
(induzierte) Absorption: P12 = B12W(ω) ω =(E1−E2)/ħinduzierte Emission: P21
ind = B21W(ω)spontane Emission: P21
sp = A21
mit Leistungsdichte W(ω) des Strahlungsfeldes (pro Frequenzintervall).
Ratengleichungen für die mittleren Besetzungen N1, N2, mit N1+N2=N
(gilt im klassischen Grenzfall weißen Lichts oder kleiner Intensität)
)()( 21212121221 ωω WBNWBNAN
dtdN
dtdN +−=−=
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.5

SpezialfälleSpezialfälle:1. ohne Lichtfeld: W=0, Anfangsbedingung t=0: N1(0)=0, N2(0)≠0:
dN2/dt = −A21N2, ergibt exponentiellen Zerfall:
N2(t) = N2(0) exp(−A21t), mit Lebensdauer τ = 1/A21
2. im thermischen Gleichgewicht ist dNi/dt = 0
Atomzustände werden nach Boltzmann besetzt →
mit Gewichten gi = 2Ji+1 = Multiplizität
)())(( 12121212 ωω WBNWBAN =+
)()(
2121
12
1
2
1
2
ωωω
WBAWBe
gg
NN kT
+==
− h
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.6

Einstein-Relationen
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.7
daraus Strahlungsfeld:
Muss identisch sein mit Plancks Strahlungsgesetz:
(Joule/m3/Hz)
= Zustandsdichte g(ω)=2ω2/πc3 (Moden/m3/Hz)× Energie ħω (Joule/Photon)× mittlere Besetzung <n> =(eħω/kT−1)−1 (Photon/Mode)
Vergleich ergibt Einstein-Relationen:
dh.:1. die spontane Emission wächst stark mit dem Frequenzabstand ω;2. die Wahrscheinlichkeiten für Absorption und induzierte Emission sind gleich
(für g1=g2).
1)()(1)(
21122121
21
−= kTeBBggB
AW ωωh
12)( 3
2
−= kTec
W ωω
πωω
h
h
<n>
ħω/kT
"Infrarot-Katastrophe"
k-Raum
122
121213
3
21 ,2 BggBB
cA ==
πωh

Lampen und Laser
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.8
Verhältnis induzierte/spontane Emissionswahrsch. in eine Mode des Strahlungsfeldes (Bosonen):
= mittlere Besetzung/ModeLampen:Im thermischen Gleichgewicht und bei irdischen Temperaturen ist im sichtbaren Bereich des Lichtes die mittlere Zahl der Photonen pro Mode immer < n > << 1.
Laser:arbeitet weitab vom thermischen Gleichgewicht und kann < n > >> 1 haben.
>=<−
== nkTA
WBPP
spont
ind
1)/exp(1)(
21
21
21
21
ωω
h

Spektrallinien
Messgrößen: Lage ħω = E2 – E1
Breite ∆E bzw. Form g(ω)Höhe, bzw. Intensität = Fläche ~ Breite x Höhe
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.9

4.2 ÜbergangswahrscheinlichkeitenFrage: Wie groß sind die Einstein-Koeffizienten Aik, Bik absolut?
klassisch: Atom = schwingender Dipol p(t) = e r(t) = p0sinωtemittierte Leistung
quantenmechanisch:statisches Dipolmoment definiert als: analog:spontane Emission von E2 nach E1 wird bestimmt durch:Übergangs-Dipolmoment
dh. emittierte Leistung P12=A12ħω= ħω/τ:(Lebensdauer τ)
+e −er
30
420
434
cpPπεω=
VψeeV
d 11 rrp ∫ ∗>=<=>< ψ
Vψe eV
d 211212 rrp ∫ ∗=><=>< ψ
30
212
4
12 434
cp
Pπε
ω ><=
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.10

Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.11
absolute Größe der Einstein-Koeffizienten
folglich ist Einstein-Koeffizient für spontane Emission
und damit
mit FSK α=1/137________________allgemein:emittierteLeistung:
mit Matrixelement
2123
0
3212
12 32 ><== r
hcεωePA
ωhVψ
Vd 2112 rr ∫ ∗>=< ψ
211
221212 3
8 BggcB =><= rαπ
h
ik
l23
0
4
434
ikik
ik Mc
Pπεω=
23
0
32
32 ><= ik
ikik hcε
ωeA r
VψreM kV iik d ∫ ∗= ψi↓
k →
Mik

4.3 Auswahlregeln
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.12
Erhaltungssätze für: Energie: gibt Lage der Spektrallinien im SpektrumDrehimpuls: gibt Auswahlregeln für Auftreten einer Linie
Photonspin S = 1Magnetquantenzahl bezüglich Flugrichtung z: nur M = ±1M = +1: rechts-zirkular polarisiert σ+
M = −1: links- zirkular polarisiert σ−linear polarisiertes Licht = kohärente Überlagerung von σ+ und σ−(N.B.: mögliche Photonenzustände sind die Basiszustände
ψphoton(M=+1) und ψphoton(M=−1)sowie jede Linearkombination dieser Basiszustände)
Absorption eines Photons durch ein Atom genügt Drehimpulserhaltung:
σ + π σ −
g.s.: ℓ=0: m=0
e.s.: ℓ=1: m=+1 m=0 m=−1
E
k
S
(entartet für B=0:)

Photon Absorptionvorher: Atom im m = 0 g.s. + Photon
zirkular polarisiertes: linear polarisiertes Licht: σ+ σ − σ++σ − π (bzgl. z)
z zz
z
x
nachher: Atom im e.s.m = +1 m = −1 m = ±1 m = 0
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.13

Photon Emissionvorher: Atom im e.s.
m = +1 m = −1 m = 0
nachher: Atom im m = 0 g.s. + Photon
zirkular pol. σ+ oder σ − linear pol. π Licht
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.14
x
z
σ +
oder
σ −
σ −
oder
σ +
z N.B.: Schwingung längs z-Achse besitzt keine Drehimpuls-Komponente längs z, d.h. π-Licht hat ∆m=0

Winkelverteilung des emittierten Lichtes
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.15
Die Richtung des Drehimpulses ist nicht scharf definiert. Deshalb wird π-Lichtes nicht exakt in der x-y Ebene emittiert,und σ± Lichtes nicht exakt entlang der ±z Achse,sondern nur vorzugsweise:
Winkelverteilung (ohne Beweis): σ± Licht: π Licht:
W(θ) = ¼(1+cos2θ) W(θ) = ½sin2θ= 'Charakteristik' Kreisantenne Dipolantenne
N.B.: π + σ+ + σ −: W(θ) = 1 = isotrop
Licht-Detektor
linear polaris.max. Intensität
keine Intensität
linear pol.
zirkular polaris.max. Intensität

Spektrum bei Zeeman-Aufspaltung
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.16
Bei Zeeman-Aufspaltung der Zustände des Atoms im Bz-Feldsind die σ± und π Komponenten des Lichtes auch im Spektrum getrennt sichtbar: bei Messung in z-Richtung ist die σ± zirkular polarisierte Emission:
bei Messung in x-Richtung die linear polarisierte Emission(π: Schwingung längs z; σ±: Schwingung längs y)getrennt sichtbar:
σ − π σ+
ℓ=0, m=0
ℓ=1 m=+1 m=0 m=−1
σ + σ −
ω0 Frequenz ω
y z y
z
B
y
z
x

Auswahlregel für BahndrehimpulsDa Spin des Photons S = 1 vom Atom absorbiert oder emittiert wird, ist die maximal erlaubte Änderung des atomaren Drehimpulses |∆j| = 1.
Der Spin s des Elektrons kann von Licht nicht umgeklappt werden: ∆s = 0Dies ist nur bei schweren Atomen als 'verbotener Übergang' möglich, bei starker relativistischer L·S-Kopplung.
Daher: die maximale Änderung des Bahndrehimpulses ist |∆ℓ| = 1.Nach den Regeln der Drehimpuls-Kopplung heißt dies ∆ℓ = 0 oder ±1.
∆ℓ = +1: s ∆ℓ = 0: s ∆ℓ = −1:
Merkwürdigerweise ist ∆ℓ = 0 verboten, wegen 'Erhaltung der Parität', s.u.,so dass Auswahlregel für den Bahndrehimpuls ∆ℓ = ±1 und ∆mℓ = 0, ±1
ℓℓ'=ℓ+1
ℓℓ'=ℓ
ℓ
ℓ'=ℓ−1
s
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.17

Parität
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.18
cos(x) ist gerade Funktion von x: cos(−x) = cos(x)sin(x) ist ungerade Funktion von x: sin(−x) = − sin(x) s-Orbital:
Wellenfunktionen der Atome haben entweder gerade Parität P = +1, wenn ψ(−r) = +ψ(r), oder ungerade Parität P = −1, wenn ψ(−r) = −ψ(r).
Dies gilt für Potentiale mit V(−r) = V(r), und ist dann eine Eigenschaft der Kugelfunktionen Yℓ
m: diese haben die Parität P = (−1)ℓ. Beispiel:s und d Wellenfunktionen sind gerade, p und f Wellenfunktionen ungerade.
Folge: wenn bei Photon-Emission der Anfangszustand des Atoms ψi* dieselbe Parität P hat wie der Endzustand ψk, dann verschwindet das Dipol-Matrixelement des Übergangs: Mik = e ∫V ψi*r ψkdV = 0,da r und damit der gesamte Integrand ungerade ist. Für ℓ=ℓ', d.h. ∆ℓ=0, haben Anfangs- und Endzustand gleiche Parität P=(−1)ℓ,d.h.: Übergänge zwischen Zuständen mit gleichem Bahndrehimpuls sind
verboten.
+
+−
s:
p:

4.4 LinienbreitenWdh. Fourier-Transformierte:
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.19

1) natürliche Linienbreite
Atom im angeregten Zustand E2 mit Lebensdauer τhat Energie-Unschärfe ∆E = ħ/τbzw. Spektrum hat Frequenz-Unschärfe ∆ω = 1/τ( = 'natürliche Linienbreite')
Beispiel gelbe Natrium-Linie: τ ~ 10−8 s hat ∆ω ~ 108 Hz (bei ω0 ~ 2π 4·1014 Hz)
Linienform des Spektrums ist Lorentzförmig,d.h. so, als ob Atom ein gedämpft schwingender Oszillator wäre
∆E
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.20

2) Dopplerbreite
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.21
Durch die thermische Bewegung der Atome ist die relative Frequenzverschiebung in Detektorrichtung z: ∆ω/ω = υz/c.Die Verteilung der Frequenzen in der Spektrallinie spiegelt also genau die Verteilung der Geschwindigkeiten υz der Atome im Gas wieder:
P(υz) ~ exp(−υz2/υ0
2), mit υz=c(ω−ω0)/ω0
d.h. die Dopplerverbreiterung ist Gauss-förmig:
mit der wahrscheinlichsten Geschwindigkeit υ0 = (2kT/m)½
wird die Dopplerbreite ∆ω/ω = 7·10−7(T(K)/A)½.Beispiel: Na-D, T=500K, Massenzahl A=23:
∆ω/ω=3·10−6, ∆ν=∆ω/2π=2·109s-1= 2GHz.
im allg. Dopplerbreite >> natürliche Linienbreite
υz
⎟⎟⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛ −−∝ 200
20
)()(exp)(
cP
υωωωω

3) Stoßverbreiterung
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.22
Energieniveaus sind verschoben durch Wechselwirkungmit anderen Atomen im Gas. Stoßverbreiterung spielt heute eine geringere Rolle, da Spektroskopie mit sehr wenigen Atomen möglich.
Elastische Stöße führen zu statistischen Phasenschübenin der Lichtemission:Fourierspektrum des statistisch gestörten Oszillators = Fourierspektrum des gedämpften Oszillators (o. Bew.), dh. Linienform ist Lorentz-förmig, mit Linienbreite ∆ω = 1/mittlere Stoßzeit.
Inelastische Stöße verkürzen Lebensdauer des angeregten Niveaus, und verbreitern sie daher ebenfallsLorentz-förmig.
e.s.
g.s.
Energie E(R)
R
0 10 20 30 40 50-1
-0.5
0
0.5
1E-Feld
t

4) Leistungsverbreiterung
Im starken Laserfeld führt Wechsel von induzierter Absorption und induzierter Emission zu einer Oszillation in der Besetzung der beiden Zustände:
N2(t) = N1(0) sin(ΩRabit), mit ΩRabi~ Laserleistung: 'Rabi-Oszillation'
Die Verweildauer in einem Zustand wird ~ 1/ΩRabi, d.h. die Liniebreite wird ∆ω ~ ΩRabi~ Laserleistung:
N2(t)
t ω0 → ω
P
ΩRabi
e.s.: N2
g.s.: N1
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.23

4.5 Röntgenstrahlen
Elektron der Energie ~ 100 keVauf Metall-Anode ergibt:
1. Wärme: e− + A → (A+ + e−) + e− + Q
mit Wärme Q = eU − EB
1.
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.24

Bremsstrahlung
2. Bremsstrahlung:
e− + A → e− + A + γMaximalenergie des el.-magn. Bremsstrahlungs-γ: Emax = eU
Wellenlänge der Röntgenstrahlenaus E=hν, d.h. λ = hc/E:λ(nm) = 1240/E(eV)
U=10kV: λ~1ÅU=100kV: λ~0.1Å
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.25

charakteristische Strahlung3. charakteristische Strahlung: e− + A → e− + A*+ → e− + A+ + ħωElektronenstoß erzeugt Loch in innerer k. Schale des Atoms. Dieses wird aufgefüllt durch Elektron aus höherer i. Schale, unter γ-Emission der Energie ħω = Ei − Ek
n=2, 3, 4 auf n=1: Kα, Kβ, Kγn=3, 4, 5 auf n=2: Lα, Lβ, Lγ, n=4, 5, 6 auf n=3: Mα, Mβ, Mγ
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.26

Synchrotron Strahlung
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.27

Absorption von Röntgenstrahlen
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.28
dN/N = −σan dx (Anzahldichte n):N(x) = N(0) exp(−x/ξ)mittlere freie Weglänge ξ=1/nσa
N(0) x N(x)Quelle Absorber Detektor
Absorptionsquerschnitt σa ist stark abhängig(nicht-linear) von der Energie des Röntgenquants.
Absorptionskantenwenn ħω > Ionisationsenergie:
Photon Energie Eγ
σa
Wellenlänge λ
Feinstruktur der Absorptionskanten

Eγ und Z-Abhängigkeit des Abs.-Koeff.
Z
E beachte Unstetigkeiten des Abs.Koeff. in Abh. von E und Z (aufgrund von Absorptionskanten).
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.29
Lage der Absorptionskanten gegeben durch Balmer-Formel zu ħω ~ Zeff
2(1/nk2-1/ni
2) mit Zeff = Z−S, 'Abschirmzahl' S(↑Mosley-Gesetz)
auch σa ist stark abhängig von Z des Absorbers, s. Tafel oben

Auger-Elektronen Emission
Auger-Elektronen Spektrum ist charakteristisch für das Element des emittierenden Atoms.
Nützliche Methode zur Charakterisierung und Reinheitsprüfung in der Oberflächenphysik
Physik IV SS 2005 4. Atom-Licht 4.30