(11) Trockenadiabatischer Temperaturgradient
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(11) TrockenadiabatischerTemperaturgradient
Meteorologie und Klimaphysik
Meteo 167
Adiabatische Zustandsänderung
Meteo 168
Viele Prozesse in der Atmosphäre spielen sich so schnell ab, dass de facto keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht werden kann (δq = 0). Die Zustandsänderung ist also adiabatisch. Für trockene Luft sieht die Sache so aus (Folie 165):
dT
dvpcc
dT
δqv 0
dT
dpvccc
dT
dpvRc vpvLv 0
Für RL können wir aber wieder cp – cv einsetzen (Folie 166):
d T
d pvR
d T
d vp L
Adiabatische Zustandsänderung
Meteo 169
Damit bekommen wir:
unddT
dpvc p
v
c
dT
dp p
T
p
R
c
dT
dp
L
pp
dp
c
cc
T
dT
p
vp
k
00 p
p
T
T
lnln0.286
p
vp
c
cck
Für v setzen wir wieder die allg. Gasgleichung ein (Herleitung auf der Tafel)
Adiabatengleichungen
Meteo 170
Damit auch und bzw.
const. p
Tk
k
00 p
p
T
T
k
0
0k p
T
p
T
c o n s t. p v
c o n s t. T v 1
Einsetzen der Gasgleichung und (etwas mühseliges Umrechnen) liefert alternative Formulierungen (Ja, das sind selbstverständlich Übungsbeispiele).Dabei ist (Kappa) der Adiabatenexponent
1.400v
p
c
c
Die Gleichungen sind als Adiabatengleichungen bzw. als Poissonsche Gleichungen bekannt.
Adiabatengleichungen
Meteo 171
Auch bei der adiabatischen Zustandsänderung ist es so, dass die Temperatur bei Expansion (abnehmender Druck) sinkt.
Die bei der Schallausbreitung auftretenden kurzzeitigen Druckschwankungen führen z.B. zu Temperaturschwankungen, die ebenfalls durch die Adiabatengleichungen beschrieben werden.
Ausblick: Der Wert des Adiabatenexponenten lässt sich mittels statistischer Thermodynamik auch noch besser verstehen. Er hängt von der Zahl der Freiheitsgrade der Moleküle, f, ab:
f
2f
Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus 2-atomigen Molekülen, die haben (natürlich) 3 Freiheitsgrade der Translation. Bei „moderaten“ Temperaturen ist ein Rotationsfreiheitsgrad „eingefroren“, und Schwingungen werden auch nicht angeregt. Damit ist f = 5 und = 7/5 = 1.4
Adiabatischer Aufstieg
Meteo 172
Von besonderem meteorologischen Interesse ist die adiabatische Temperaturänderung durch Vertikalbewegung. Wir betrachten (vorerst) trockene Luft (und suchen dT/dz).
Wir starten mit Folie 169 und formen um:
T
p
R
c
dT
dp
L
pp
T
c
R
dp
dT
p
L
Für dp setzen wir das hydrostatische Gesetz ein:
p
TρR
c
g
dz
dT L
p
Mit dem Gasgesetz wird es noch viel einfacher
Trockenadiabatisches
Meteo 173
Damit wird der (berühmte) trockenadiabatische Temperaturgradient:
km
K10
pc
g
dz
dT
Trockenadiabatischer Temperaturgradient (symbolisch) (Quelle: W &K).
Ein trockenes Luft-Paket kühlt sich also beim adiabatischen Aufstieg um ~ 1 Grad pro 100 m ab.Beim Absinken gibt es eine Erwärmung um den gleichen Betrag.
Schichtung
Meteo 174
Der trockenadiabatische Temperaturgradient beschreibt also, wie die Temperatur in einem (trockenen) Luftpaket abnimmt, das angehoben wird. Er wird häufig mit Γa bezeichnet, aber Achtung:
aΓΓ
aadiab.
Γdz
dT
Der tatsächliche Temperaturgradient in der Atmosphäre kann davon natürlich abweichen. Für trockene Luft gibt es folgende drei Möglichkeiten:
(1) Der tatsächliche Temperaturgradient ist (dem Betrag nach) kleiner als der adiabatische, die Temperatur nimmt mit der Höhe also weniger stark ab. Wird ein Luftpaket angehoben, so ist es kälter als die Umgebung, hat deshalb eine höhere Dichte, und sinkt wieder ab. Die Schichtung ist damit trockenstabil. Besonders stabil ist eine Schichtung dann, wenn die Temperatur mit der Höhe sogar zunimmt (Inversion, Stratosphäre).
Schichtung
Meteo 175
aΓΓ (2) Der tatsächliche Temperaturgradient ist gleich dem adiabatischen. Die Schichtung ist damit trockenindifferent. Das nicht unbedingt der spannendste Fall. Wesentlich interessanter ist:
aΓΓ (3) Der tatsächliche Temperaturgradient ist größer als der adiabatische. Aufsteigende Luft ist damit (obwohl adiabatisch abgekühlt) immer wärmer als die Umgebungsluft. Sie hat deshalb eine geringere Dichte, erfährt einen Auftrieb, und steigt daher (von selbst) weiter auf. Allerdings nicht „für immer“, da spätesten die Tropopause (meist) ein sehr wirkungsvoller „Deckel“ ist. Die Schichtung ist trockenlabil.
Sperrschicht
Meteo 176
Gewitterwolken erreichen die typische Amboss-Form, wenn die aufsteigende Luft die Tropopause erreicht, und „nicht mehr weiter kann“ (B. Lachman).
Sperrschicht
Meteo 177
Und noch eine Gewitterwolke – Cumulonimbus incus (Bild: A. Fuchs*).
Schichtung
Meteo 178
Bei explosiven Vulkanausbrüchen können Eruptionswolken die Tropopause durchstoßen, wie hier beim Mount St. Helens 1980 (Bild: USGS)
Schichtung
Meteo 179
.. oder beim Ausbruch des Pinatubo 1991 (Bild: USGS). Bei besonders heftigen Eruptionen können sie sogar bis in die Mesosphäre vordringen.
Schichtung
Meteo 180
Auch für diese Wolken ist (war?) die Tropopause kein Hindernis (US DoE).
Labile Schichtung
Meteo 181
Labile Schichtung – schematisch (Quelle: W&K). Sobald es aber so wie auf dem Hintergrund-Bild ist, wird die ganze Angelegenheit noch einmal etwas schwieriger.
Kondensationsniveau
Meteo 182
Bis zum Kondensationsniveau (das hier gerade vom Shuttle Endeavour) durchbrochen wird (Bild: J. Brown) passiert nichts Neues –aufsteigende Luft kühlt sich trockenadiabatisch ab.