Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I Behandlung der terminalen Dyspnoe CF Winterschool...

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Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I

Behandlung der terminalen Dyspnoe

CF Winterschool 09.03.2011Stefan Blaas

Zentrum für Pneumologie, Klinik Donaustauf

Klinik Donaustauf

Begriffsbestimmungen • δύς πνέω

– δυσ - dys „schwierig“ – πνέω - pnoe „Luft“

.

Klinik Donaustauf

Dyspnoe

ATS, AJRCCM 1999

Definition der American Thoracic Society• subjektive Erfahrung von Atembeschwerden,

die qualitativ unterschiedliche Empfindungen (z.B. Husten, Erstickungsangst, Sekretion, Thoraxschmerz) wechselnder Intensität beinhaltet.

• Dieses Erleben leitet sich aus dem Zusammenwirken von mehreren physiologischen, psychologischen, sozialen und Umwelt-Faktoren ab und kann weitere physiologische Reaktionen (z.B. Atemmuster) und Verhaltens-Reaktionen (z.B. Schonung) hervorrufen.

Klinik Donaustauf

Begriffsbestimmungen • δύς πνέω

– δυσ - dys „schwierig“ – πνέω - pnoe „Luft“

• refraktäre Dyspnoe – Grunderkrankung maximal behandelt, dennoch

Atemnot• terminale Dyspnoe

– keine einheitliche Definition– Dyspnoe in den letzten Stunden / Tagen des

Lebens .

Klinik Donaustauf

Pathophysiogie

Pohl G, Wien Med Wochenschr 2009

Klinik Donaustauf

Pathophysiogie

Burki NK, Chest 2010

Klinik Donaustauf

Pathophysiogie

Burki NK, Chest 2010

Klinik Donaustauf

Pathophysiologie

Klinik Donaustauf

Wann ist der CF-Patient ein „Palliativpatient“ ?

Klinik Donaustauf

Wann ist der CF-Patient ein „Palliativpatient“ ?

• Die traditionelle Dichotomie „kurativ“ vs. „palliativ“ auf CF nicht einfach übertragbar.

Klinik Donaustauf

Wann ist der CF-Patient ein „Palliativpatient“ ?

• Die traditionelle Dichotomie „kurativ“ vs. „palliativ“ auf CF nicht einfach übertragbar.

• Bei CF besteht die Behandlung aus präventiven, restaurativen und palliativen Maßnahmen.

Klinik Donaustauf

www.palliativmedizin.uk-erlangen.de, 2011

Klinik Donaustauf

Modell zum Übergang von Standard– zu palliativmedizinischer

Behandlung bei CF

Tonelli MR, Curr Opin Pulm Med 1998

Klinik Donaustauf

Modell zum Übergang von Standard– zu palliativmedizinischer

Behandlung bei CF

Tonelli MR, Curr Opin Pulm Med 1998

Klinik Donaustauf

• Adult CF Center, Newcastle upon Tyne• 10 Jahres-Zeitraum• 202 Patienten behandelt• 40 verstorben

– 5 nach LTx wegen Bronchiolitis obliteransoder Infektionen

– 35 an CF Lungenerkrankung• 27 Pseudomonas• 8 Burkholderia spp

SJ Bourke, Palliat Med 2009

Klinik Donaustauf

• von 35 verstarben– 4 zuhause– 31 im Krankenhaus

• 1 Patient auf Intensiv, tracheotomiert– kein Patient in einem Hospiz

• 1 Patient war dort vorübergehend

SJ Bourke, Palliat Med 2009

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• von 35– 11 LTx gelistet– 2 in Vorbereitung– 4 noch nicht vorgestellt (akute

Verschlechterung)– 9 nicht transplantabel– 9 hatten sich gegen LTx entschieden

SJ Bourke, Palliat Med 2009

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• von 35– 6 uneingeschränkte Behandlung bis zum Tod– 16 langfristig geplante palliative Behandlung– 13 abrupter Wechsel von uneingeschränkter zu

palliativer Therapie in den letzten Lebenstagen• im Median 30h vor dem Tod (2-96h)

• Verlauf:– bei den meisten länger progrediente

Verschlechterung– bei 5 plötzliche Verschlechterung

• durch Hämoptysen bzw. fulminante InfektionenSJ Bourke, Palliat Med 2009

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SJ Bourke, Palliat Med 2009

Klinik Donaustauf

SJ Bourke, Palliat Med 2009

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Management• Diagnostik

– Beurteilung des • Schweregrad, Häufigkeit, Dauer• Assoziierter Symptome (Husten, Auswurf, Schmerzen,

Haemoptysen), beeinflussende Faktoren• Auswirkungen auf das tägliche Leben• Angst

– Potentiell behandelbare Ursachen• z.B. Infektionen, Pneumothorax, Rechts-Herz-

Versagen, Lungenembolie, Anaemie, …

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Therapie• nicht-pharmakologisch

• pharmakologisch

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Therapie• nicht-pharmakologisch

– Allgemeinmaßnahmen– Psychosoziale Unterstützung– Atemphysiotherapie– Beatmung

• pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka– O2 Gabe– Experimentelle Verfahren

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Therapie: nicht-pharmakologisch

– Allgemeinmaßnahmen / pflegerische Aspekte• Ruhige Atmosphäre schaffen, selbst Ruhe

ausstrahlen• Sicherheit vermitteln• Patient nicht alleine lassen • Lagerung des Patienten • Vermeiden längerer Gehstrecken

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Therapie: nicht-pharmakologisch

– Psychosoziale Unterstützung• Beruhigung des Patienten und der Angehörigen

– Teufelskreis >>Atemnot→Angst→mehr Atemnot<< durchbrechen

• Erklärung der Situation und möglicher Hilfen– Mit Patient und Angehörigen Notfallplan

erstellen (was kann der Patient bei Dyspnoeattacke selbst tun?)

• Ablenkung– Aufmerksamkeit auf andere Dinge als die

Atmung richten• Verhaltenstherapie

– um o.g. Circulus vitiosus zu beeinflussen

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Therapie: nicht-pharmakologisch

– Allgemeinmaßnahmen / Pflegerische Aspekte

– Psychosoziale Unterstützung– palliative Atemphysiotherapie

Klinik Donaustauf

Therapie: nicht-pharmakologisch

– Allgemeinmaßnahmen / Pflegerische Aspekte

– Psychosoziale Unterstützung– palliative Atemphysiotherapie– Beatmung

• nicht-invasive Beatmung• invasive Beatmung• extrakorporale Lungenersatzverfahren

bei LTx-Listung

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Therapie: nicht-pharmakologisch

– Allgemeinmaßnahmen / Pflegerische Aspekte

– Psychosoziale Unterstützung– palliative Atemphysiotherapie– Beatmung

• nicht-invasive Beatmung• invasive Beatmung• extrakorporale Lungenersatzverfahren

– (Ernährung)

bei LTx-Listung

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Therapie: pharmakologisch

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Indikation Atemnot ist off-label• Derzeit ist in Deutschland kein

Medikament für die symptomatische Behandlung akuter Atemnot zugelassen.

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Therapie: pharmakologisch• Idealerweise sollte die Medikation gegen

akute Atemnot – einfach im Gebrauch

• für den Patienten und betreuende Personen – einen sehr schnellen Wirkungsbeginn besitzen

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka– O2-Gabe– (Luftzufuhr)– Experimentelle Verfahren / Heilversuche

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate

• Wirksamkeit am besten belegt

Jennings AL, Cochrane Database Syst Rev 2001; Jennings AL, Thorax 2002

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate

• Wirksamkeit am besten belegt

Jennings AL, Cochrane Database Syst Rev 2001; Jennings AL, Thorax 2002

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Therapie: pharmakologisch– Opiate

• Wirksamkeit am besten belegt• Eingesetzte Substanzen

– Morphin– Fentanyl– Oxycodon– Hydromorphon

Jennings AL, Cochrane Database Syst Rev 2001

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Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– Morphin• enteral• parenteral

– intravenös– subcutan– inhalativ

– Fentanyl• intravenös• transdermal• transmukosal, intranasal • inhalativ

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– orale Gabe • für akute Atemnot durch lange Anschlagzeit wenig

effektiv• für länger dauernde Beschwerden retardierte Formen

geeignet• bei opioid-naiven Patienten

– Beginn mit 2,5 - 5 mg nicht retardiertes Morphin alle 4 h, für Durchbruchsbeschwerden 2,5 - 5mg alle 1-2h

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– parenterale Gabe• transdermal

– als Alternative zur oralen Dauertherapie• transmukosal

– z.B. initiale Dosis 200µg Fentanyl-citrat Lutschtabletten

• intranasal

Benitez-Rosario MA, J Pain Symptom Manage 2005

Klinik Donaustauf

Therapie – pharmakologischintranasales Fentanyl

• Nasenhöhle – rund 150 cm² Schleimhautfläche– sehr guter Vaskularisierung – direkten Zugang zum Kreislauf

• Umgehung des First-Pass-Effektes der Leber

Sitte T, Wien Med Wochenschr 2009

Klinik Donaustauf

Therapie – pharmakologischintranasales Fentanyl

• Fentanylcitrat – synthetisches, stark wirksames Opioid – lipophile Eigenschaften– schnelle Resorption über die Schleimhäute– Bioverfügbarkeit bei intranasaler Anwendung

liegt zwischen 70 und 90%

Sitte T, Wien Med Wochenschr 2009

Klinik Donaustauf

Therapie – pharmakologischintranasales Fentanyl

• nasale Anwendung– einfach

• Möglichkeit der Selbstanwendung – kurze Anschlagszeit

• Initialdosis 50µg/Sprühstoß

• Wiederholung frühestens nach (5 -) 10min.

Sitte T, Wien Med Wochenschr 2009

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Therapie – pharmakologischintranasales Fentanyl

• Unerwünschte Wirkungen – leichte Verletzungen des Introitus nasi (< 1%)– leichtes Brennen der Mucosa bei etwa 10%

• von Konservierungsstoffen der Lösung verursacht • kann auch ohne Konservierungsstoffe hergestellt

werden, Stabilität dann auf drei Wochen begrenzt.

Sitte T, Wien Med Wochenschr 2009

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– parenterale Gabe• transdermal

– als Alternative zur oralen Dauertherapie• transmukosal

– z.B. initiale Dosis 200µg Fentanyl-citrat Lutschtabletten

• intranasal• inhalativ

Benitez-Rosario MA, J Pain Symptom Manage 2005

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate

• inhalativ

Jennings AL, Cochrane Database Syst Rev 2001; Jennings AL, Thorax 2002

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– parenterale Gabe• transdermal

– als Alternative zur oralen Dauertherapie• transmukosal

– z.B. initiale Dosis 200µg Fentanyl-citrat Lutschtabletten

• intranasal• inhalativ

– z.B. 2mg Morphin-Sulfat in 5ml NaCl 0,9%– z.B. 25µg Fentanyl in 2 ml NaCl 0,9%– CAVE: Bronchospasmus

Benitez-Rosario MA, J Pain Symptom Manage 2005

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch• Applikationswege

– parenterale Gabe• transdermal• transmukosal• intranasal• inhalativ

• intravenös• subcutan

– als Injektion– als Perfusor zu Hause, bei schlechten

Venenverhältnissen

Benitez-Rosario MA, J Pain Symptom Manage 2005

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate

• Dosistitration• Bei Wechsel der Substanz bzw. des

Applikationswegs äquianalgetische Dosis und geänderte Pharmakokinetik berücksichtigen

• Nebenwirkungen– Übelkeit, Erbechen– Obstipation– Juckreiz, Harnverhalt, Lethargie, Delir– kein negativer Effekt auf BGA– Abhängigkeit, aber nicht SuchtVarkey B, Curr Opin Pulm Med 2010

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka

• Benzodiazepine, z.B. – Lorazepam 1 mg sl bei Angstzuständen – Midazolam 0.5 – 1 mg/h sc/iv (palliative

Sedation)• ? Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren

(SSRI)• ? Phenothiazine (Promethazin,

Levomepromazin)

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• Benzodiazepine vs. Placebo

• Benzodiazepine vs. Morphin

->2. oder 3. Wahl, falls nicht-pharmakologische und Opiat-Therapie nicht ausreichend bzw.

- falls Angst eine Rolle spielt

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka– O2-Gabe

Galbraith S, J Pain Symptom Manage 2010,

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka– O2-Gabe– Luftzufuhr

• Ventilator, offenes Fenster • stimuliert N. trigeminus

Galbraith S, J Pain Symptom Manage 2010,

Klinik Donaustauf

Therapie: pharmakologisch– Opiate– Psychopharmaka– O2-Gabe– Luftzufuhr

• Ventilator, offenes Fenster • stimuliert N. trigeminus

– Experimentelle Verfahren / Individuelle Heilversuche• Inhaliertes Furosemid

– 20 mg in 3 ml NaCl über 10 min inhalieren • ?? Heliox28

– 72% Helium + 28% Sauerstoff

Galbraith S, J Pain Symptom Manage 2010; Abernethy, Wien Med Wochenschr 2009

Klinik Donaustauf

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit