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KommunistischenPartei

Friedrich EngelsKarl Marx

Geschrieben im Dezember 1847/Januar 1848

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PLEASE CITE AS:Engels, Friedrich & Marx, Karl Heinrich. „Manifest der Kommu-nistischen Partei“. Edited by Sálvio M. Soares. MetaLibri, 31. Ok-tober 2008, v1.0s.

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31. Oktober 2008

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Vorwort [deutsche Ausgabe 1872] 6

Vorrede [englische Ausgabe, 1888] 9

Vorwort [vierten deutschen Ausgabe, 1890] 17

Vorwort [zweiten polnischen Ausgabe, 1892] 25

An den italienischen Leser [Vorwort zur italienischenAusgabe, 1893] 28

MANIFEST DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI 31I. Bourgeois und Proletarier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

II. Proletarier und Kommunisten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49III. Sozialistische und kommunistische Literatur. . . . . . . . . . . . . 61

1. Der reaktionäre Sozialismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61a. Der feudale Sozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61b. Kleinbürgerlicher Sozialismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . 64c. Der deutsche oder »wahre« Sozialismus. . . . . . 65

2. Der konservative oder Bourgeoissozialismus. . . . . . . . . 703. Der kritisch-utopistische Sozialismus oder

Kommunismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71IV. Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen

oppositionellen Parteien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

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Manifestder

KommunistischenPartei

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Karl MarxFriedrich Engels

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [deutsche Ausgabe

1872]

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VORWORT1

[DEUTSCHE AUSGABE 1872]1

Karl MarxFriedrich Engels

Der Bund der Kommunisten, eine internationale Arbeiter-2 [ 1 ] MEW:B18 :5A:S.95Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke.« (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 18,

5. Auflage 1973,unveränderter

Nachdruck der 1.Auflage 1962,

Berlin/DDR. S. 95–96.

verbindung, die unter den damaligen Verhältnissen selbstre-dend nur eine geheime sein konnte, beauftragte auf dem inLondon im November 1847 abgehaltenen Kongresse die Un-terzeichneten mit der Abfassung eines für die Öffentlichkeitbestimmten, ausführlichen theoretischen und praktischen Par-3

teiprogramms. So entstand das nachfolgende »Manifest«, des-sen Manuskript wenige Wochen vor der Februarrevolution nachLondon zum Druck wanderte. Zuerst deutsch veröffentlicht, istes in dieser Sprache in Deutschland, England und Amerika inmindestens zwölf verschiedenen Ausgaben abgedruckt worden.4

Englisch erschien es zuerst 1850 in London im »Red Republi-can«, übersetzt von Miß Helen Macfarlane, und 1871 in wenigs-tens drei verschiedenen übersetzungen in Amerika. Französischzuerst in Paris kurz vor der Juni-Insurrektion 1848, neuerdings in5

»Le Socialiste« von New York. Eine neue übersetzung wird vor-bereitet. Polnisch in London kurz nach seiner ersten deutschenHerausgabe. Russisch in Genf in den sechziger Jahren. Ins Däni-sche wurde es ebenfalls bald nach seinem Erscheinen übersetzt.

1Nach: »Das kommunistische Manifest«, neue Ausgabe mit einem Vorwortder Verfasser, Leipzig 1872.

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ParteiVorwort [deutsche Ausgabe

1872]

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Wie sehr sich auch die Verhältnisse in den letzten fünf-6 [ 2 ]

undzwanzig Jahren geändert haben, die in diesem »Manifest«entwickelten allgemeinen Grundsätze behalten im ganzen undgroßen auch heute noch ihre volle Richtigkeit. Einzelnes wä-re hier und da zu bessern. Die praktische Anwendung dieserGrundsätze, erklärt das »Manifest« selbst, wird überall und7

jederzeit von den geschichtlich vorliegenden Umständen ab-hängen, und wird deshalb durchaus kein besonderes Gewichtauf die am Ende von Abschnitt II vorgeschlagenen revolutio-nären Maßregeln gelegt. Dieser Passus würde heute in vielerBeziehung anders lauten. Gegenüber der immensen Fortent-8 MEW:B18 :5A:S.96wicklung der großen Industrie in den letzten fünfundzwanzigJahren und der mit ihr fortschreitenden Parteiorganisation derArbeiterklasse, gegenüber den praktischen Erfahrungen, zuerstder Februarrevolution und noch weit mehr der Pariser Kommu-9

ne, wo das Proletariat zum erstenmal zwei Monate lang die po-litische Gewalt innehatte, ist heute dies Programm stellenwei-se veraltet. Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert,daß »die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfachin Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung10

setzen kann«. (Siehe »Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adres-se des Generalraths der Internationalen Arbeiter-Association«,deutsche Ausgabe, S. 19, wo dies weiter entwickelt ist.) Fernerist selbstredend, daß die Kritik der sozialistischen Literatur fürheute lückenhaft ist, weil sie nur bis 1847 reicht; ebenso daß11

die Bemerkungen über die Stellung der Kommunisten zu denverschiedenen Oppositionsparteien (Abschnitt IV), wenn in denGrundzügen auch heute noch richtig, doch in ihrer Ausführungheute schon deswegen veraltet sind, weil die politische Lage sichtotal umgestaltet und die geschichtliche Entwicklung die meis-ten der dort aufgezählten Parteien aus der Welt geschafft hat.

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ParteiVorwort [deutsche Ausgabe

1872]

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Indes, das »Manifest« ist ein geschichtliches Dokument, an12 [ 3 ]

dem zu ändern wir uns nicht mehr das Recht zuschreiben. Ei-ne spätere Ausgabe erscheint vielleicht begleitet von einer denAbstand von 1847 bis jetzt überbrückenden Einleitung; der vor-liegende Abdruck kam uns zu unerwartet, um uns Zeit dafür zulassen.

London, 24. Juni 187213 [ 4 ]

Karl MarxFriedrich Engels

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorrede [englische

Ausgabe, 1888]

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VORREDE14

[ENGLISCHE AUSGABE VON 1888]2

Friedrich Engels

Das »Manifest« wurde als Plattform des Bundes der Kom-15 [ 1 ] MEW:B21 :5A:S.352Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 21,

5. Auflage 1975,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1962,Berlin/DDR. S. 352–359.

munisten veröffentlicht, einer anfangs ausschließlich deut-schen, später internationalen Arbeiterassoziation, die unter denpolitischen Verhältnissen des europäischen Kontinents vor 1848unvermeidlich eine Geheimorganisation war. Auf dem Kongreß16

des Bundes, der im November 1847 in London stattfand, wur-den Marx und Engels beauftragt, die Veröffentlichung eines voll-ständigen theoretischen und praktischen Parteiprogramms indie Wege zu leiten. In deutscher Sprache abgefaßt, wurde dasManuskript im Januar 1848, wenige Wochen vor der französi-17

schen Revolution vom 24. Februar, nach London zum Druckgeschickt. Eine französische übersetzung wurde kurz vor derJuni-Insurrektion von 1848 in Paris herausgebracht. Die ersteenglische übersetzung, von Miss Helen Macfarlane besorgt, er-schien 1850 in George Julian Harneys »Red Republican« in Lon-don. Auch eine dänische und eine polnische Ausgabe wurdenveröffentlicht.

Die Niederschlagung der Pariser Juni-Insurrektion von 184818 [ 2 ]

— dieser ersten großen Schlacht zwischen Proletariat und Bour-geoisie — drängte die sozialen und politischen Bestrebungen

2Nach: Karl Marx and Frederick Engels,»Manifesto of the Communist Party«,London 1888. Aus dem Englischen.

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ParteiVorrede [englische

Ausgabe, 1888]

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der Arbeiterklasse Europas zeitweilig wieder in den Hinter-grund. Seitdem spielte sich der Kampf um die Vormachtstellung19

wieder, wie in der Zeit vor der Februarrevolution, allein zwi-schen verschiedenen Gruppen der besitzenden Klasse ab; dieArbeiterklasse wurde beschränkt auf einen Kampf um politi-sche Ellbogenfreiheit und auf die Position eines äußersten lin-ken Flügels der radikalen Bourgeoisie. Wo selbständige proleta-20

rische Bewegungen fortfuhren, Lebenszeichen von sich zu ge-ben, wurden sie erbarmungslos niedergeschlagen. So spürte diepreußische Polizei die Zentralbehörde des Bundes der Kommu-nisten auf, die damals ihren Sitz in Köln hatte. Die Mitgliederwurden verhaftet und nach achtzehnmonatiger Haft im Oktober MEW:B21 :5A:S.35321

1852 vor Gericht gestellt. Dieser berühmte »Kölner Kommunis-tenprozeß« dauerte vom 4. Oktober bis 12. November; siebenvon den Gefangenen wurdet zu Festungshaft für die Dauer vondrei bis sechs Jahren verurteilt. Sofort nach dem Urteilsspruchwurde der Bund durch die noch verbliebenen Mitglieder formell22

aufgelöst. Was das»Manifest« anbelangt, so schien es von da anverdammt zu sein, der Vergessenheit anheimzufallen.

Als die europäische Arbeiterklasse wieder genügend Kraft zu23 [ 3 ]

einem neuen Angriff auf die herrschende Klasse gesammelt hat-te, entstand die Internationale Arbeiterassoziation. Aber dieseAssoziation, die ausdrücklich zu dem Zwecke gegründet wurde,das gesamte kampfgewillte Proletariat Europas und Amerikas24

zu einer einzigen Körperschaft zusammenzuschweißen, konn-te die im »Manifest« niedergelegten Grundsätze nicht sofortproklamieren. Die Internationale mußte ein Programm haben,breit genug, um für die englischen Trade-Unions, für die fran-zösischen, belgischen, italienischen und spanischen Anhänger25

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Ausgabe, 1888]

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Proudhons und für die Lassalleaner3 in Deutschland annehm-bar zu sein. Marx, der dieses Programm zur Zufriedenheit al-ler Parteien abfaßte, hatte volles Vertrauen zur intellektuellenEntwicklung der Arbeiterklasse, einer Entwicklung, wie sie ausder vereinigten Aktion und der gemeinschaftlichen Diskussion26

notwendig hervorgehn mußte. Die Ereignisse und Wechselfäl-le im Kampf gegen das Kapital, die Niederlagen noch mehr alsdie Siege, konnten nicht verfehlen, den Menschen die Unzu-länglichkeit ihrer diversen Lieblings-Quacksalbereien zum Be-wußtsein zu bringen und den Weg zu vollkommener Einsicht in27

die wirklichen Voraussetzungen der Emanzipation der Arbeiter-klasse zu bahnen. Und Marx hatte recht. Als im Jahre 1874 dieInternationale zerfiel, ließ sie die Arbeiter schon in einem ganzanderen Zustand zurück, als sie sie bei ihrer Gründung im Jah-re 1864 vorgefunden hatte. Der Proudhonismus in Frankreich,28

der Lassalleanismus in Deutschland waren am Absterben, undauch die konservativen englischen Trade-Unions näherten sich,obgleich sie in ihrer Mehrheit die Verbindung mit der Interna-tionale schon längst gelöst hatten, allmählich dem Punkt, woihr Präsident |Bevan| im vergangenen Jahre in Swansea in ihrem29 MEW:B21 :5A:S.354Namen erklären konnte: »Der kontinentale Sozialismus hat sei-ne Schrecken für uns verloren.« In der Tat: Die Grundsätze des»Manifestes« hatten unter den Arbeitern aller Länder erhebli-che Fortschritte gemacht.

Auf diese Weise trat das»Manifest« selbst wieder in den Vor-30 [ 4 ]

dergrund. Der deutsche Text war seit 1850 in der Schweiz, inEngland und in Amerika mehrmals neu gedruckt worden. Im

3[Engels] Lassalle persönlich bekannte sich uns gegenüber stets als Schülervon Marx und stand als solcher auf dem Boden des »Manifestes«. Jedoch ginger in seiner öffentlichen Agitation in den Jahren 1862-1864 über die Forderungnach Produktivgenossenschaften mit Staatskredit nicht hinaus.

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Jahre 1872 wurde es ins Englische übersetzt, und zwar in NewYork, wo die übersetzung in »Woodhull & Claflin’s Weekly« ver-31

öffentlicht wurde. Auf Grund dieser englischen Fassung wur-de in »Le Socialiste« in New York auch eine französische an-gefertigt. Seitdem sind in Amerika noch mindestens zwei eng-lische übersetzungen, mehr oder minder entstellt, herausge-bracht worden, von denen eine in England nachgedruckt wurde.32

Die von Bakunin besorgte erste russische übersetzung wurde et-wa um das Jahr 1863 in der Druckerei von Herzens »Kolokol«in Genf herausgegeben, eine zweite, gleichfalls in Genf, von derheldenhaften Vera Sassulitsch, 1882. Eine neue dänische Aus-gabe findet sich in der »Socialdemokratisk Bibliotek«, Kopen-33

hagen 1885; eine neue französische übersetzung in »Le Socia-liste«, Paris 1886. Nach dieser letzteren wurde eine spanischeübersetzung vorbereitet und 1886 in Madrid veröffentlicht. DieZahl der deutschen Nachdrucke läßt sich nicht genau angeben,im ganzen waren es mindestens zwölf. Eine übertragung ins Ar-34

menische, die vor einigen Monaten in Konstantinopel heraus-kommen sollte, erblickte nicht das Licht der Welt, weil, wie manmir mitteilte, der Verleger nicht den Mut hatte, ein Buch heraus-zubringen, auf dem der Name Marx stand, während der überset-zer es ablehnte, es als sein eigenes Werk zu bezeichnen. Von wei-35

teren übersetzungen in andere Sprachen habe ich zwar gehört,sie aber nicht zu Gesicht bekommen. So spiegelt die Geschich-te des »Manifestes« in hohem Maße die Geschichte der moder-nen Arbeiterbewegung wider; gegenwärtig ist es zweifellos dasweitest verbreitete, internationalste Werk der ganzen sozialisti-36

schen Literatur, ein gemeinsames Programm, das von MillionenArbeitern von Sibirien bis Kalifornien anerkannt wird.

Und doch hätten wir es, als es geschrieben wurde, nicht ein37 [ 5 ]

sozialistisches Manifest nennen können. Unter Sozialisten ver-

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stand man 1847 einerseits die Anhänger der verschiedenen uto-pischen Systeme: die Owenisten in England, die Fourieristenin Frankreich, die beide bereits zu bloßen, allmählich ausster-38

benden Sekten zusammengeschrumpft waren; andererseits diemannigfaltigsten sozialen Quacksalber, die mit allerhand Flick-werk, ohne jede Gefahr für Kapital und Profit die gesellschaft-lichen Mißstände aller Art zu beseitigen versprachen — in bei- MEW:B21 :5A:S.357

den Fällen Leute, die außerhalb der Arbeiterbewegung standen39

und eher Unterstützung bei den »gebildeten« Klassen suchten.Derjenige Teil der Arbeiterklasse, der sich von der Unzulänglich-keit bloßer politischer Umwälzungen überzeugt hatte und dieNotwendigkeit einer totalen Umgestaltung der Gesellschaft for-derte, dieser Teil nannte sich damals kommunistisch. Es war ei-40

ne noch rohe, unbehauene, rein instinktive Art Kommunismus;aber er traf den Kardinalpunkt und war in der Arbeiterklassemächtig genug, um den utopischen Kommunismus zu erzeu-gen, in Frankreich den von Cabet, in Deutschland den von Weit-ling. So war denn 1847 Sozialismus eine Bewegung der Mittel-41

klasse, Kommunismus eine Bewegung der Arbeiterklasse. DerSozialismus war, auf dem Kontinent wenigstens, »salonfähig«;der Kommunismus war das gerade Gegenteil. Und da wir von al-lem Anfang an der Meinung waren, daß »die Emanzipation derArbeiterklasse das Werk der Arbeiterklasse selbst sein muß«, so42

konnte kein Zweifel darüber bestehen, welchen der beiden Na-men wir wählen mußten. Ja noch mehr, auch seitdem ist es unsnie in den Sinn gekommen, uns von ihm loszusagen.

Obgleich das »Manifest« unser beider gemeinsame Arbeit43 [ 6 ]

war, so halte ich mich doch für verpflichtet festzustellen, daßder Grundgedanke, der seinen Kern bildet, Marx angehört.Dieser Gedanke besteht darin: daß in jeder geschichtlichenEpoche die vorherrschende wirtschaftliche Produktions- und

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Austauschweise und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende ge-44

sellschaftliche Gliederung die Grundlage bildet, auf der die poli-tische und die intellektuelle Geschichte dieser Epoche sich auf-baut und aus der allein sie erklärt werden kann; daß demgemäßdie ganze Geschichte der Menschheit (seit Aufhebung der primi-45

tiven Gentilordnung mit ihrem Gemeinbesitz an Grund und Bo-den) eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist. Kämp-fen zwischen ausbeutenden und ausgebeuteten, herrschendenund unterdrückten Klassen; daß die Geschichte dieser Klassen-kämpfe eine Entwicklungsreihe darstellt, in der gegenwärtig ei-46

ne Stufe erreicht ist, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klas-se — das Proletariat — ihre Befreiung vom Joch der ausbeuten-den und herrschenden Klasse — der Bourgeoisie — nicht errei-chen kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft ein für allemalvon aller Ausbeutung und Unterdrückung, von allen Klassenun-terschieden und Klassenkämpfen zu befreien.

Diesem Gedanken, der nach meiner Ansicht berufen ist, für47 [ 7 ]

die Geschichtswissenschaft denselben Fortschritt zu begrün-den, den Darwins Theorie für die Naturwissenschaft begründethat — diesem Gedanken hatten wir beide uns schon mehre-re Jahre vor 1845 allmählich genähert. Wieweit ich selbständig MEW:B21 :5A:S.35848

mich in dieser Richtung voranbewegt, zeigt am besten meine»Lage der arbeitenden Klasse in England«4. Als ich aber imFrühjahr 1845 Marx in Brüssel wiedertraf, hatte er ihn fertig aus-gearbeitet und legte ihn mir vor in fast ebenso klaren Worten wiedie, worin ich ihn oben zusammengefaßt.

Aus unserem gemeinsamen Vorwort zur deutschen Ausgabe49 [ 8 ]

von 1872 zitiere ich das Folgende:

4[Engels]»The Condition of the Working Class in England in 1844.«By Frede-rick Engels. Translated by Florence K. Wischnewetzky, New York, Lovell — Lon-don, W. Reeves, 1888.

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Wie sehr sich auch die Verhältnisse in den letz-50 [ 9 ]

ten fünfundzwanzig Jahren geändert haben, die indiesem ›Manifest‹ entwickelten allgemeinen Grund-sätze behalten im ganzen und großen auch heutenoch ihre volle Richtigkeit. Einzelnes wäre hier undda zu bessern. Die praktische Anwendung dieserGrundsätze, erklärt das ›Manifest‹ selbst, wird über-51

all und jederzeit von den geschichtlich vorliegendenUmständen abhängen, und wird deshalb durchauskein besonderes Gewicht auf die am Ende von Ab-schnitt II vorgeschlagenen revolutionären Maßre-geln gelegt. Dieser Passus würde heute in vielerBeziehung anders lauten. Gegenüber der immensen52

Fortentwicklung der großen Industrie seit 1848 undder sie begleitenden verbesserten und gewachsenenOrganisation5 Address of the General Council of theInternational Working-Men’s Association‹, London,Truelove, 1871, p. 15, wo dies weiterentwickelt ist.)53

Ferner ist selbstredend, daß die Kritik der sozialisti-schen Literatur für heute lückenhaft ist, weil sie nurbis 1847 reicht; ebenso daß die Bemerkungen überdie Stellung der Kommunisten zu den verschiede-nen Oppositionsparteien (Abschnitt IV), wenn inden Grundzügen auch heute noch richtig, doch in54

ihrer Ausführung heute schon deswegen ver- altet MEW:B21 :5A:S.359

sind, weil die politische Lage sich total umgestaltetund die geschichtliche Entwicklung die meisten der

5[Textvarianten] (1872) in den letzten fünfundzwanzig Jahren und der mitihr fortschreitenden Parteiorganisation (statt: seit 1848 und der sie begleitendenverbesserten und gewachsenen Organisation)

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dort aufgezählten Parteien aus der Welt geschaffthat.

Indes, das ›Manifest‹ ist ein geschichtliches Do-55 [ 10 ]

kument, an dem zu ändern wir uns nicht mehr dasRecht zuschreiben.

Die vorliegende übersetzung stammt von Herrn Samuel56 [ 11 ]

Moore, dem übersetzer des größten Teils von Marx’ »Kapital«.Wir haben sie gemeinsam durchgesehen, und ich habe ein paarFußnoten zur Erklärung geschichtlicher Anspielungen hinzuge-fügt.

London, 30. Januar 188857 [ 12 ]

Friedrich Engels

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VORWORT58

[ VIERTEN DEUTSCHEN AUSGABE, 1890]6

Friedrich Engels

Seit Vorstehendes geschrieben, ist wieder eine neue deut-59 [ 1 ] MEW:B22 :3A:S.52Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 22,

3. Auflage 1972,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1963,Berlin/DDR. S. 52–59.

sche Auflage des »Manifestes« nötig geworden, und es hat sichauch allerlei mit dem»Manifest« zugetragen, das hier zu erwäh-nen ist.

Eine zweite russische übersetzung — von Vera Sassulitsch —60 [ 2 ]

erschien 1882 in Genf; die Vorrede dazu wurde von Marx undmir verfaßt. Leider ist mir das deutsche Originalmanuskript ab-handen gekommen, ich muß also aus dem Russischen zurück-übersetzen, wodurch die Arbeit keineswegs gewinnt. Sie lautet:

Die erste russische Ausgabe des ›Manifests der61 [ 3 ]

Kommunistischen Partei‹, in Bakunins übersetzung,erschien anfangs der sechziger Jahre in der Dru-ckerei des ›Kolokol‹. Damals hatte eine russischeAusgabe dieser Schrift für den Westen höchstensdie Bedeutung eines literarischen Kuriosums. Heu-te ist eine solche Auffassung nicht mehr möglich.62

Einen wie beschränkten Umfang das Verbreitungs-gebiet der proletarischen Bewegung hatte zur Zeitder ersten Veröffentlichung des ›Manifests‹ (Januar1848), zeigt am besten das letzte Kapitel: ›Stellung

6Nach: »Das Kommunistische Manifest«, vierte autorisierte deutsche Ausga-be, London 1890.

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [vierten deutschen

Ausgabe, 1890]

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der Kommunisten zu den verschiedenen oppositio-nellen Parteien‹. Hier fehlen vor allen Rußland und63

die Vereinigten Staaten. Es war die Zeit, wo Ruß-land die letzte große Reserve der europäischen Re-aktion bildete und wo die Auswanderung nach denVereinigten Staaten die überschüssigen Kräfte deseuropäischen Proletariats absorbierte. Beide Länderversorgten Europa mit Rohstoff und dienten gleich-64

zeitig als Märkte für den Absatz seiner Industriepro-dukte. Beide erschienen also, in dieser oder jenerWeise, als Stützen der europäischen gesellschaftli-chen Ordnung.

Wie hat sich das alles heute geändert! Grade65 [ 4 ]

die europäische Auswanderung hat die kolossa-le Entwicklung des nordamerikanischen Ackerbausermöglicht, die durch ihre Konkurrenz das großewie das kleine Grundeigentum in Europa in sei- MEW:B22 :3A:S.55

nen Grundfesten erschüttert. Sie hat zugleich denVereinigten Staaten die Möglichkeit gegeben, an die66

Ausbeutung ihrer reichhaltigen industriellen Hülfs-quellen zu gehn, und zwar mit solcher Energie undauf solchem Maßstab, daß dies in kurzer Zeit demindustriellen Monopol des europäischen Westensein Ende machen muß. Und diese beiden Umstän-de wirken auch auf Amerika in revolutionärer Rich-67

tung zurück. Das kleine und mittlere Grundeigen-tum der selbstarbeitenden Farmer, die Grundlageder ganzen politischen Ordnung Amerikas, erliegtmehr und mehr der Konkurrenz der Riesenfarmen,während gleichzeitig in den Industriebezirken sich

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ParteiVorwort [vierten deutschen

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zum erstenmal ein zahlreiches Proletariat bildet ne-ben einer fabelhaften Konzentration der Kapitale.

Gehn wir nach Rußland. Zur Zeit der Revoluti-68 [ 5 ]

on von 1848/49 sahen nicht nur die europäischenMonarchen, sondern auch die europäischen Bour-geois in der russischen Intervention die einzige Ret-tung vor dem damals eben erst seine Kräfte gewahrwerdenden Proletariat. Sie proklamierten den Zarenzum Haupt der europäischen Reaktion. Heute sitzt69

er in Gatschina als Kriegsgefangner der Revolution,und Rußland bildet die Vorhut der revolutionärenBewegung Europas.

Die Aufgabe des ›Kommunistischen Manifests‹70 [ 6 ]

war die Proklamation des unvermeidlich bevorste-henden Untergangs des heutigen bürgerlichen Ei-gentums. In Rußland aber finden wir, neben der sichmit Fieberhast entwickelnden kapitalistischen Ord-nung und dem sich eben erst bildenden bürgerli-chen Grundeigentum, die größere Hälfte des Bo-dens im Gemeineigentum der Bauern.

Es fragt sich nun: Kann die russische Bauernge-71 [ 7 ]

meinde, diese allerdings schon sehr zersetzte Formdes urwüchsigen Gemeineigentums am Boden, un-mittelbar übergehn in eine höhere kommunisti-sche Form des Grundeigentums, oder muß sie vor-her denselben Auflösungsprozeß durchmachen, dersich in der historischen Entwicklung des Westensdarstellt?

Die einzige heute mögliche Antwort auf diese72 [ 8 ]

Frage ist die folgende. Wenn die russische Revoluti-on das Signal zu einer Arbeiterrevolution im Westen

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wird, so daß beide einander ergänzen, dann kanndas heutige russische Gemeineigentum zum Aus-gangspunkt einer kommunistischen Entwicklungdienen.

London, 21. Januar 1882.73 [ 9 ]

Eine neue polnische übersetzung erschien um dieselbe Zeit74 [ 10 ]

in Genf: »Manifest komunistyczny«.Ferner ist eine neue dänische übersetzung erschienen in75 [ 11 ]

»Socialdemokratisk Bibliotek«, København 1885. Sie ist leidernicht ganz vollständig; einige wesentliche Stellen, die dem über- MEW:B22 :3A:S.56

setzer Schwierigkeit gemacht zu haben scheinen, sind ausgelas-sen und auch sonst hier und da Spuren von Flüchtigkeit zu be-76

merken, die um so unangenehmer auffallen, als man der Arbeitansieht, daß der übersetzer bei etwas mehr Sorgfalt Vorzüglicheshätte leisten können.

1886 erschien eine neue französische übersetzung in»Le So-77 [ 12 ]

cialiste«, Paris; es ist die beste bisher erschienene.Nach ihr wurde im selben Jahr eine spanische übertragung78 [ 13 ]

zuerst im Madrider »El Socialista« und dann als Broschüreveröffentlicht: »Manifiesto del Partido Comunista« por CarlosMarx y F. Engels, Madrid, Administración de »El Socialista«,Hernán Cortés 8.

Als Kuriosum erwähne ich noch, daß 1887 das Manuskript79 [ 14 ]

einer armenischen übersetzung einem konstantinopolitani-schen Verleger angeboten wurde; der gute Mann hatte jedochnicht den Mut, etwas zu drucken, worauf der Name Marx stand,und meinte, der übersetzer solle sich lieber selbst als Verfassernennen, was dieser jedoch ablehnte.

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ParteiVorwort [vierten deutschen

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Nachdem bald die eine, bald die andre der mehr oder80 [ 15 ]

minder unrichtigen amerikanischen übersetzungen mehrfachin England wieder abgedruckt worden, erschien endlich eineauthentische übersetzung im Jahre 1888. Sie ist von meinemFreund Samuel Moore und vor dem Druck von uns beiden noch-mals zusammen durchgesehn. Der Titel ist: »Manifesto of the81

Communist Party«, by Karl Marx and Frederick Engels. Authori-zed English Translation, edited and annotated by Frederick En-gels, 1888, London, William Reeves, 185 Fleet St. E.C. Einige derAnmerkungen dieser Ausgabe habe ich in die gegenwärtige her-übergenommen.

Das »Manifest« hat einen eignen Lebenslauf gehabt. Im Au-82 [ 16 ]

genblick seines Erscheinens von der damals noch wenig zahlrei-chen Vorhut des wissenschaftlichen Sozialismus enthusiastischbegrüßt (wie die in der ersten Vorrede angeführten überset-zungen beweisen), wurde es bald in den Hintergrund gedrängt83

durch die mit der Niederlage der Pariser Arbeiter im Juni 1848beginnende Reaktion und schließlich »von Rechts wegen« inAcht und Bann erklärt durch die Verurteilung der Kölner Kom-munisten, November 1852. Mit dem Verschwinden der von derFebruarrevolution datierenden Arbeiterbewegung von der öf-fentlichen Bühne trat auch das »Manifest« in den Hintergrund.

Als die europäische Arbeiterklasse sich wieder hinreichend84 [ 17 ]

gestärkt hatte zu einem neuen Anlauf gegen die Macht derherrschenden Klassen, entstand die Internationale Arbeiter- MEW:B22 :3A:S.57

Assoziation. Sie hatte zum Zweck, die gesamte streitbare Ar-beiterschaft Europas und Amerikas zu einem großen Heereskör-85

per zu verschmelzen. Sie konnte daher nicht ausgehn von denim »Manifest« niedergelegten Grundsätzen. Sie mußte ein Pro-gramm haben, das den englischen Trades Unions, den französi-schen, belgischen, italienischen und spanischen Proudhonisten

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und den deutschen Lassalleanern7 die Tür nicht verschloß. Dies86

Programm — die Erwägungsgründe zu den Statuten der Inter-nationale — wurde von Marx mit einer selbst von Bakunin undden Anarchisten anerkannten Meisterschaft entworfen. Für denschließlichen Sieg der im »Manifest« aufgestellten Sätze verließsich Marx einzig und allein auf die intellektuelle Entwicklungder Arbeiterklasse, wie die aus der vereinigten Aktion und der87

Diskussion notwendig hervorgehn mußte. Die Ereignisse undWechselfälle im Kampf gegen das Kapital, die Niederlagen nochmehr als die Erfolge, konnten nicht umhin, den Kämpfenden dieUnzulänglichkeit ihrer bisherigen Allerweltsheilmittel klarzule-gen und ihre Köpfe empfänglicher zu machen für eine gründ-88

liche Einsicht in die wahren Bedingungen der Arbeiteremanzi-pation. Und Marx hatte recht. Die Arbeiterklasse von 1874, beider Auflösung der Internationale, war eine ganz andre, als dievon 1864, bei ihrer Gründung, gewesen war. Der Proudhonis-mus in den romanischen Ländern, der spezifische Lassalleanis-89

mus in Deutschland waren am Aussterben, und selbst die dama-ligen stockkonservativen englischen Trades Unions gingen all-mählich dem Punkt entgegen, wo 1887 der Präsident ihres Kon-gresses in Swansea in ihrem Namen sagen konnte: »Der konti-nentale Sozialismus hat seine Schrecken für uns verloren.« Der90

kontinentale Sozialismus, der war aber schon 1887 fast nur nochdie Theorie, die im »Manifest« verkündet wird. Und so spie-gelt die Geschichte des »Manifests« bis zu einem gewissen Gra-de die Geschichte der modernen Arbeiterbewegung seit 1848

7[Engels] Lassalle bekannte sich persönlich, uns gegenüber, stets als »Schü-ler« von Marx und stand als solcher selbstredend auf dem Boden des »Mani-fests«. Anders mit denjenigen seiner Anhänger, die nicht über seine Forderungvon Produktivgenossenschaften mit Staatskredit hinausgingen und die ganzeArbeiterklasse einteilten in Staatshülfler und Selbsthülfler.

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ParteiVorwort [vierten deutschen

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wider. Gegenwärtig ist es unzweifelhaft das weitest verbreitete,91

das internationalste Produkt der gesamten sozialistischen Lite-ratur, das gemeinsame Programm vieler Millionen von Arbeiternaller Länder von Sibirien bis Kalifornien.

Und doch, als es erschien, hätten wir es nicht ein sozia-92 [ 18 ] MEW:B22 :3A:S.58listisches Manifest nennen dürfen. Unter Sozialisten verstandman 1847 zweierlei Art von Leuten. Einerseits die Anhänger derverschiedenen utopistischen Systeme, speziell die Owenisten inEngland und die Fourieristen in Frankreich, die beide schon da-93

mals zu bloßen, allmählich aussterbenden Sekten zusammen-geschrumpft waren. Andrerseits die mannigfaltigsten sozialenQuacksalber, die mit ihren verschiedenen Allerweltheilmittelnund mit jeder Art von Flickarbeit die gesellschaftlichen Miß-stände beseitigen wollten, ohne dem Kapital und dem Profit94

im geringsten wehe zu tun. In beiden Fällen: Leute, die außer-halb der Arbeiterbewegung standen und die vielmehr Unterstüt-zung suchten bei den »gebildeten« Klassen. Derjenige Teil derArbeiter dagegen, der, von der Unzulänglichkeit bloßer politi-scher Umwälzungen überzeugt, eine gründliche Umgestaltung95

der Gesellschaft forderte, der Teil nannte sich damals kommu-nistisch. Es war ein nur im Rauhen gearbeiteter, nur instinktiver,manchmal etwas roher Kommunismus; aber er war mächtig ge-nug, um zwei Systeme des utopischen Kommunismus zu erzeu-gen, in Frankreich den»ikarischen«Cabets, in Deutschland den96

von Weitling. Sozialismus bedeutete 1847 eine Bourgeoisbewe-gung, Kommunismus eine Arbeiterbewegung. Der Sozialismuswar, auf dem Kontinent wenigstens, salonfähig, der Kommunis-mus war das grade Gegenteil. Und da wir schon damals sehr ent-schieden der Ansicht waren, daß »die Emanzipation der Arbei-97

ter das Werk der Arbeiterklasse selbst sein muß«, so konnten wirkeinen Augenblick im Zweifel sein, welchen der beiden Namen

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [vierten deutschen

Ausgabe, 1890]

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zu wählen. Auch seitdem ist es uns nie eingefallen, ihn zurück-zuweisen.

»Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« Nur wenige Stim-98 [ 19 ]

men antworteten, als wir diese Worte in die Weit hinausriefen,vor nunmehr 42 Jahren, am Vorabend der ersten Pariser Re-volution, worin das Proletariat mit eignen Ansprüchen hervor-trat. Aber am 28. September 1864 vereinigten sich Proletarier der99

meisten westeuropäischen Länder zur Internationalen Arbeiter-Assoziation glorreichen Angedenkens. Die Internationale selbstlebte allerdings nur neun Jahre. Aber daß der von ihr gegründeteewige Bund der Proletarier aller Länder noch lebt, und kräfti-ger lebt als je. dafür gibt es keinen bessern Zeugen als grade den100

heutigen Tag. Denn heute, wo ich diese Zeilen schreibe, hält daseuropäische und amerikanische Proletariat Heerschau über sei-ne zum erstenmal mobil gemachten Streitkräfte, mobil gemachtals ein Heer, unter einer Fahne und für ein nächstes Ziel: denschon vom Genfer Kongreß der Internationale 1866 und wie-101

derum vom Pariser Arbeiterkongreß 1889 proklamierten, gesetz-lich festzustellenden, achtstündigen Normalarbeitstag. Und dasSchauspiel des heutigen Tages wird den Kapitalisten und Grund- MEW:B22 :3A:S.59

herren aller Länder die Augen darüber öffnen, daß heute die Pro-letarier aller Länder in der Tat vereinigt sind.

Stände nur Marx noch neben mir, dies mit eignen Augen zu102 [ 20 ]

sehn!

London, am 1. Mai 1890103 [ 21 ]

F. Engels

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [zweiten

polnischen Ausgabe, 1892]

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VORWORT104

[ZWEITEN POLNISCHEN AUSGABE, 1892]8

Friedrich Engels

Die Tatsache, daß eine neue polnische Ausgabe des »Kom-105 [ 1 ] MEW:B22 :3A:S.282Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 22,

3. Auflage 1972,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1963,Berlin/DDR. S. 282/283.

munistischen Manifests« notwendig geworden, gibt zu ver-schiedenen Betrachtungen Anlaß.

Zuerst ist bemerkenswert, daß das »Manifest« neuerdings106 [ 2 ]

gewissermaßen zu einem Gradmesser geworden ist für die Ent-wicklung der großen Industrie auf dem europäischen Kontinent.In dem Maß, wie in einem Lande die große Industrie sich aus-dehnt, in dem Maß wächst auch unter den Arbeitern dessel-ben Landes das Verlangen nach Aufklärung über ihre Stellung107

als Arbeiterklasse gegenüber den besitzenden Klassen, breitetsich unter ihnen die sozialistische Bewegung aus und steigt dieNachfrage nach dem »Manifest«. So daß nicht nur der Standder Arbeiterbewegung, sondern auch der Entwicklungsgrad dergroßen Industrie in jedem Land mit ziemlicher Genauigkeit ab-108

gemessen werden kann an der Zahl der in der Landesspracheverbreiteten Exemplare des »Manifests«.

Hiernach bezeichnet die neue polnische Ausgabe einen ent-109 [ 3 ]

schiednen Fortschritt der polnischen Industrie. Und daß dieserFortschritt, seit der vor zehn Jahren erschienenen letzten Ausga-be, in Wirklichkeit stattgefunden hat, darüber kann kein Zwei-fel sein. Russisch-Polen, Kongreß-Polen, ist der große Industrie-110

8Nach der Handschrift.

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [zweiten

polnischen Ausgabe, 1892]

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bezirk des russischen Reichs geworden. Während die russischeGroßindustrie sporadisch zerstreut ist — ein Stück am Finni-schen Meerbusen, ein Stück im Zentrum (Moskau und Wladi-mir), ein drittes am Schwarzen und Asowschen Meer, noch and-re anderswo zersprengt —, ist die polnische auf verhältnismäßig111

kleinem Raum zusammengedrängt und genießt die aus dieserKonzentration entspringenden Vorteile und Nachteile. Die Vor-teile erkannten die konkurrierenden russischen Fabrikanten an,als sie Schutzzölle gegen Polen verlangten, trotz ihres sehnli-chen Wunsches, die Polen in Russen zu verwandeln. Die Nach-112

teile — für die polnischen Fabrikanten und für die russischeRegierung — zeigen sich in der rapiden Verbreitung sozialisti- MEW:B22 :3A:S.283

scher Ideen unter den polnischen Arbeitern und in der steigen-den Nachfrage nach dem »Manifest«.

Die rasche Entwicklung der polnischen Industrie, die der113 [ 4 ]

russischen über den Kopf gewachsen, ist aber ihrerseits ein neu-er Beweis für die unverwüstliche Lebenskraft des polnischenVolks und eine neue Garantie seiner bevorstehenden nationalenWiederherstellung. Die Wiederherstellung eines unabhängigen114

starken Polens ist aber eine Sache, die nicht nur die Polen,sondern die uns alle angeht. Ein aufrichtiges internationalesZusammenwirken der europäischen Nationen ist nur möglich,wenn jede dieser Nationen im eignen Hause vollkommen au-tonom ist. Die Revolution von 1848, die, unter proletarischer115

Fahne, proletarische Kämpfer schließlich nur die Arbeit derBourgeoisie tun ließ, setzte auch durch ihre Testamentsvollstre-cker Louis Bonaparte und Bismarck die Unabhängigkeit Italiens,Deutschlands, Ungarns durch; aber Polen, das seit 1792 mehr fürdie Revolution getan als alle diese drei zusammen, Polen über-116

ließ man sich selbst, als es 1863 vor der zehnfachen russischenübermacht erlag. Die Unabhängigkeit Polens hat der Adel weder

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Manifest derKommunistischen

ParteiVorwort [zweiten

polnischen Ausgabe, 1892]

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erhalten noch wiedererkämpfen gekonnt; der Bourgeoisie ist sieheute zum mindesten gleichgültig. Und doch ist sie eine Not-wendigkeit für das harmonische Zusammenwirken der europäi-117

schen Nationen. Sie kann erkämpft werden nur vom jungen pol-nischen Proletariat, und in dessen Händen ist sie gut aufgeho-ben. Denn die Arbeiter des ganzen übrigen Europas haben dieUnabhängigkeit Polens ebenso nötig wie die polnischen Arbei-ter selbst.

London, 10. Februar 1892118 [ 5 ]

F. Engels

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Manifest derKommunistischen

ParteiAn den italienischen Leser[Vorwort zur italienischen

Ausgabe, 1893]

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AN DEN ITALIENISCHEN LESER119

[ VORWORT ZUR ITALIENISCHEN AUSGABE, 1893]9

Friedrich Engels

Die Veröffentlichung des »Manifests der Kommunistischen120 [ 1 ] MEW:B22 :3A:S.365Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 22,

3. Auflage 1972,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1963,Berlin/DDR. S. 365/366.

Partei«fiel fast auf den Tag genau mit dem 18. März 1848 zusam-men, mit den Revolutionen von Mailand und Berlin, wo sich imZentrum des europäischen Kontinents einerseits und des Mit-telländischen Meeres andrerseits zwei Nationen erhoben, die121

bis dahin durch territoriale Zerstückelung und inneren Hadergeschwächt und daher unter Fremdherrschaft geraten waren.Während Italien dem Kaiser von Österreich [Ferdinand I.] unter-worfen war, hatte Deutschland, wenn auch nicht so unmittelbar,das nicht minder schwere Joch des Zaren aller Reußen [Nikolaus122

I.] zu tragen. Die Auswirkungen des 18. März 1848 befreiten Ita-lien und Deutschland von dieser Schmach; wenn beide großenNationen in der Zeit von 1848 bis 1871 wiederhergestellt undgewissermaßen sich selbst wiedergegeben wurden, so geschahdies, wie Karl Marx sagte, deshalb, weil dieselben Leute, die dieRevolution von 1848 niederwarfen, dann wider Willen zu ihrenTestamentsvollstreckern wurden.

Die Revolution war damals überall das Werk der Arbeiter-123 [ 2 ]

klasse; die Arbeiterklasse war es, die die Barrikaden errichte-te und ihr Leben in die Schanze schlug. Nur die Arbeiter vonParis hatten, als sie die Regierung stürzten, die ausgesproche-

9Nach der Handschrift. Aus dem Französischen.

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Manifest derKommunistischen

ParteiAn den italienischen Leser[Vorwort zur italienischen

Ausgabe, 1893]

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ne Absicht, das Bourgeoisregime zu stürzen. Doch so sehr sie124

sich auch des unvermeidlichen Antagonismus bewußt waren,der zwischen ihrer eigenen Klasse und der Bourgeoisie bestand,hatte weder der wirtschaftliche Fortschritt des Landes noch diegeistige Entwicklung der französischen Arbeitermassen jenenGrad erreicht, der eine Umgestaltung der Gesellschaft ermög-125

licht hätte. Die Früchte der Revolution wurden daher letzten En-des von der Kapitalistenklasse eingeheimst. In den anderen Län-dern, in Italien, Deutschland, Österreich, Ungarn, taten die Ar-beiter von Anfang an nichts anderes, als die Bourgeoisie an dieMacht zu bringen. Aber in keinem Lande ist die Herrschaft der126

Bourgeoisie ohne nationale Unabhängigkeit möglich. Die Revo- MEW:B22 :3A:S.366

lution von 1848 mußte somit die Einheit und Unabhängigkeitderjenigen Nationen nach sich ziehen, denen es bis dahin darangebrach: Italien, Deutschland, Ungarn; Polen wird zu seiner Zeitnachfolgen.

Wenn also die Revolution von 1848 keine sozialistische Re-127 [ 3 ]

volution war, so ebnete sie dieser doch den Weg, bereitete fürsie den Boden vor. Mit der Entwicklung der großen Industrie inallen Ländern hat das Bourgeoisregime in den letzten 45 Jahrenallenthalben ein zahlreiches, festgefügtes und starkes Proletari-128

at hervorgebracht, hat es, um einen Ausdruck des »Manifests«zu gebrauchen, seine eignen Totengräber produziert. Ohne Wie-derherstellung der Unabhängigkeit und Einheit jeder europäi-schen Nation hätte sich weder die internationale Vereinigungdes Proletariats noch ein ruhiges, verständiges Zusammenwir-129

ken dieser Nationen zur Erreichung gemeinsamer Ziele voll-ziehen können. Man stelle sich einmal ein gemeinsames inter-nationales Vorgehen der italienischen, ungarischen, deutschen,polnischen, russischen Arbeiter unter den politischen Verhält-nissen der Zeit vor 1848 vor!

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Manifest derKommunistischen

ParteiAn den italienischen Leser[Vorwort zur italienischen

Ausgabe, 1893]

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Die Schlachten von 1848 waren also nicht vergebens, nicht130 [ 4 ]

vergebens auch die 45 Jahre, die uns von jener revolutio-nären Etappe trennen. Die Früchte kommen zur Reife, undich wünschte nur, daß die Veröffentlichung dieser italienischenübersetzung des »Manifests« ein gutes Vorzeichen für den Siegdes italienischen Proletariats werde, so wie die Veröffentlichungdes Originals es für die internationale Revolution war.

Das »Manifest« läßt der revolutionären Rolle, die der Ka-131 [ 5 ]

pitalismus in der Vergangenheit gespielt hat, volle Gerechtig-keit widerfahren. Die erste kapitalistische Nation war Italien.Der Ausgang des feudalen Mittelalters und der Anbruch des mo-dernen kapitalistischen Zeitalters sind durch eine große Gestalt132

gekennzeichnet — durch den Italiener Dante, der zugleich derletzte Dichter des Mittelalters und der erste Dichter der Neuzeitwar. Heute bricht, wie um 1300, ein neues geschichtliches Zeit-alter an. Wird uns Italien den neuen Dante schenken, der die Ge-burtsstunde des proletarischen Zeitalters verkündet?

London, 1. Februar 1893133 [ 6 ]

Friedrich Engels

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MANIFEST134

DER

KOMMUNISTISCHEN PARTEI10

Ein Gespenst geht um in Europa — das Gespenst des Kommu-135 [ 1 ] MEW:B22 :3A:S.461Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 18,

5. Auflage 1973,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1962,Berlin/DDR. S. 459/493.

nismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heili-gen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und derZar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutschePolizisten.

Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regieren-136 [ 2 ]

den Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wodie Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositions-leuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmar-kenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleuderthätte?

Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.137 [ 3 ]

Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen138 [ 4 ]

Mächten als eine Macht anerkannt.Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungs-139 [ 5 ]

weise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offendarlegen und dem Märchen vom Gespenst des Kommunismusein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.

10Geschrieben im Dezember 1847/Januar 1848. Gedruckt und als Einzelbro-schüre im Februar/März 1848 in London erschienen. Der vorliegenden Ausgabeliegt der Text der letzten von Friedrich Engels besorgten deutschen Ausgabe von1890 zugrunde.

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Manifest derKommunistischen

Partei

I.Bourgeois und Proletarier

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Zu diesem Zweck haben sich Kommunisten der verschie-140 [ 6 ]

densten Nationalität in London versammelt und das folgendeManifest entworfen, das in englischer, französischer, deutscher,italienischer, flämischer und dänischer Sprache veröffentlichtwird.

I. Bourgeois und Proletarier11141

Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft12 ist die Geschichte142 [ 1 ] MEW:B22 :3A:S.462von Klassenkämpfen.

Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibei-143 [ 2 ]

gener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unter-drückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen

11[Engels] Unter Bourgeoisie wird die Klasse der modernen Kapitalisten ver-standen, die Besitzer der gesellschaftlichen Produktionsmittel sind und Lohnar-beit ausnutzen. Unter Proletariat die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, dasie keine eigenen Produktionsmittel besitzen, darauf angewiesen sind, ihre Ar-beitskraft zu verkaufen, um leben zu können. [Anmerkung von Engels zur engli-schen Ausgabe von 1888.]

12[Engels] Das heißt, genau gesprochen, die schriftlich überlieferte Geschich-te. 1847 war die Vorgeschichte der Gesellschaft, die gesellschaftliche Organisati-on, die aller niedergeschriebenen Geschichte vorausging, noch so gut wie unbe-kannt. Seitdem hat Haxthausen das Gemeineigentum am Boden in Rußland ent-deckt, Maurer hat es nachgewiesen als die gesellschaftliche Grundlage, wovonalle deutschen Stämme geschichtlich ausgingen, und allmählich fand man, daßDorfgemeinden mit gemeinsamem Bodenbesitz die Urform der Gesellschaft wa-ren von Indien bis Irland. Schließlich wurde die innere Organisation dieser ur-wüchsigen kommunistischen Gesellschaft in ihrer typischen Form bloßgelegtdurch Morgans krönende Entdeckung der wahren Natur der Gens und ihrer Stel-lung im Stamm. Mit der Auflösung dieser ursprünglichen Gemeinwesen beginntdie Spaltung der Gesellschaft in besondre und schließlich einander entgegenge-setzte Klassen. Ich habe versucht, diesen Auflösungsprozeß in »Der Ursprungder Familie, des Privateigenthums und des Staates« zu verfolgen; 2. Auflage,Stuttgart 1886. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.]

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ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einenKampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung derganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Unter-gang der kämpfenden Klassen.

In den früheren Epochen der Geschichte finden wir fast144 [ 3 ]

überall eine vollständige Gliederung der Gesellschaft in ver-schiedene Stände, eine mannigfaltige Abstufung der gesell-schaftlichen Stellungen. Im alten Rom haben wir Patrizier, Ritter, MEW:B22 :3A:S.463

Plebejer, Sklaven; im Mittelalter Feudalherren, Vasallen, Zunft-bürger, Gesellen, Leibeigene, und noch dazu in fast jeder dieserKlassen besondere Abstufungen.

Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorge-145 [ 4 ]

gangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassenge-gensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Be-dingungen der Unterdrückung, neue Gestaltungen des Kampfesan die Stelle der alten gesetzt.

Unsere Epoche, die Epoche der Bourgeoisie, zeichnet sich146 [ 5 ]

jedoch dadurch aus, daß sie die Klassengegensätze vereinfachthat. Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zweigroße feindliche Lager, in zwei große, einander direkt gegen-überstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat.

Aus den Leibeigenen des Mittelalters gingen die Pfahlbür-147 [ 6 ]

ger der ersten Städte hervor; aus dieser Pfahlbürgerschaft ent-wickelten sich die ersten Elemente der Bourgeoisie.

Die Entdeckung Amerikas, die Umschiffung Afrikas schufen148 [ 7 ]

der aufkommenden Bourgeoisie ein neues Terrain. Der ostindi-sche und chinesische Markt, die Kolonisierung von Amerika, derAustausch mit den Kolonien, die Vermehrung der Tauschmittelund der Waren überhaupt gaben dem Handel, der Schiffahrt, der149

Industrie einen nie gekannten Aufschwung und damit dem re-

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volutionären Element in der zerfallenden feudalen Gesellschafteine rasche Entwicklung.

Die bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der In-150 [ 8 ]

dustrie reichte nicht mehr aus für den mit neuen13 Märktenanwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an ihre Stelle. DieZunftmeister wurden verdrängt durch den industriellen Mittel-stand; die Teilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Kor-porationen verschwand vor der Teilung der Arbeit in der einzel-nen Werkstatt selbst.

Aber immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf.151 [ 9 ]

Auch die Manufaktur reichte nicht mehr aus. Da revolutionier-te der Dampf und die Maschinerie die industrielle Produktion.An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große Industrie,an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die industri-ellen Millionäre, die Chefs ganzer industrieller Armeen, die mo-dernen Bourgeois.

Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die152 [ 10 ]

Entdeckung Amerikas vorbereitete. Der Weltmarkt hat demHandel, der Schiffahrt, den Landkommunikationen eine uner-meßliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf die Aus- MEW:B22 :3A:S.464

dehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße,153

worin Industrie, Handel, Schiffahrt, Eisenbahnen sich ausdehn-ten, in demselben Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, ver-mehrte sie ihre Kapitalien, drängte sie alle vom Mittelalter herüberlieferten Klassen in den Hintergrund.

Wir sehen also, wie die moderne Bourgeoisie selbst das Pro-154 [ 11 ]

dukt eines langen Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwäl-zungen in der Produktions- und Verkehrsweise ist.

Jede dieser Entwicklungsstufen der Bourgeoisie war beglei-155 [ 12 ]

13[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) den neuen

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tet von einem entsprechenden politischen Fortschritt. Unter-drückter Stand unter der Herrschaft der Feudalherren, bewaff-nete und sich selbst verwaltende Assoziation in der Kommu-ne14, hier unabhängige städtische Republik, dort dritter steu-erpflichtiger Stand der Monarchie, dann zur Zeit der Manufak-tur Gegengewicht gegen den Adel in der ständischen oder inder absoluten Monarchie, Hauptgrundlage der großen Monar-chien überhaupt, erkämpfte sie sich endlich seit der Herstellungder großen Industrie und des Weltmarktes im modernen Reprä-156

sentativstaat die ausschließliche politische Herrschaft. Die mo-derne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftli-chen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.

Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutio-157 [ 13 ]

näre Rolle gespielt.Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat al-158 [ 14 ]

le feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört.Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen anseinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zer-rissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch159

übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose »bareZahlung«. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärme-rei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Weh- MEW:B22 :3A:S.465

mut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt.Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und160

an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen

14[Engels] »Kommune« nannten sich die in Frankreich entstehenden Städ-te, sogar bevor sie ihren feudalen Herrn und Meistern lokale Selbstverwaltungund politische Rechte als »Dritter Stand« abzuringen vermochten. Allgemeingesprochen haben wir hier als typisches Land für die ökonomische Entwicklungder Bourgeoisie England, für ihre politische Entwicklung Frankreich angeführt.[Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.]

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Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat,mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischenIllusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, di-rekte, dürre Ausbeutung gesetzt.

Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit from-161 [ 15 ]

mer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins ent-kleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten,den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter ver-wandelt.

Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-162 [ 16 ]

sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldver-hältnis zurückgeführt.

Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung,163 [ 17 ]

die die Reaktion so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägs-ten Bärenhäuterei ihre passende Ergänzung fand. Erst sie hat be-wiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande bringen kann.Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Py-ramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen,sie hat ganz andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungenund Kreuzzüge.

Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktions-164 [ 18 ]

instrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtlichegesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren.Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war da-gegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen165

Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die un-unterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände,die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoi-sepoche vor allen anderen15 aus. Alle festen eingerosteten Ver-

15[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) früheren

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hältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen166

und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veral-ten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehendeverdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sindendlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Be-ziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.

Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für167 [ 19 ]

ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel.überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbin-dungen herstellen.

Die Bourgeoisie hat durch ihre16 Exploitation des Welt-168 [ 20 ] MEW:B22 :3A:S.466markts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmo-politisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktio-näre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weg-gezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet wor-169

den und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängtdurch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage füralle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehreinheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen an-gehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nurim Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbrauchtwerden.

An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedig-170 [ 21 ]

ten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entfern-testen Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. Andie Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeitund Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige171

Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materi-ellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeug-

16[Textvarianten] die

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nisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationaleEinseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmög-lich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bil-det sich eine Weltliteratur.

Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller172 [ 22 ]

Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kom-munikation alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivili-sation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artil-lerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt,173

mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zurKapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktions-weise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrundegehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sichselbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort,sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.

Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Stadt unter-174 [ 23 ]

worfen. Sie hat enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl derstädtischen Bevölkerung gegenüber der ländlichen in hohemGrade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der Bevölkerungdem Idiotismus des Landlebens entrissen. Wie sie das Land von175

der Stadt, hat sie die barbarischen und halbbarbarischen Län-der von den zivilisierten, die Bauernvölker von den Bourgeois-völkern, den Orient vom Okzident abhängig gemacht.

Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der176 [ 24 ]

Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Siehat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zen- MEW:B22 :3A:S.467

tralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert.Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.177

Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenenInteressen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusam-

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mengedrängt in eine Nation, eine Regierung, ein Gesetz, ein na-tionales Klasseninteresse, eine Douanenlinie.

Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klas-178 [ 25 ]

senherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräftegeschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. Un-terjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Che-mie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbah-nen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile,179

Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorge-stampfte Bevölkerungen — welches frühere17 Jahrhundert ahn-te, daß solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichenArbeit schlummerten.

Wir haben also18 gesehen: Die Produktions- und Verkehrs-180 [ 26 ]

mittel, auf deren Grundlage sich die Bourgeoisie heranbildete,wurden in der feudalen Gesellschaft erzeugt. Auf einer gewis-sen Stufe der Entwicklung dieser Produktions- und Verkehrs-mittel entsprachen die Verhältnisse, worin die feudale Gesell-181

schaft produzierte und austauschte, die feudale Organisationder Agrikultur und Manufaktur, mit einem Wort die feudalen Ei-gentumsverhältnisse den schon entwickelten Produktivkräftennicht mehr. Sie hemmten die Produktion, statt sie zu fördern. Sieverwandelten sich in ebensoviele Fesseln. Sie mußten gesprengtwerden, sie wurden gesprengt.

An ihre Stelle trat die freie Konkurrenz mit der ihr angemes-182 [ 27 ]

senen gesellschaftlichen und politischen Konstitution, mit derökonomischen und politischen Herrschaft der Bourgeoisklasse.

Unter unsern Augen geht eine ähnliche Bewegung vor.183 [ 28 ]

Die bürgerlichen Produktions- und Verkehrsverhältnisse, die

17[Textvarianten] (1848) welch früheres18[Textvarianten] (1848) aber

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bürgerlichen Eigentumsverhältnisse, die moderne bürgerlicheGesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmit-tel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der dieunterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag,184

die er heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der In-dustrie und des Handels nur19 Märkte. Wodurch also? Dadurch,daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und dieMittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.

Die Waffen, womit die Bourgeoisie den Feudalismus zu Bo-185 [ 29 ]

den geschlagen hat, richten sich jetzt gegen die Bourgeoisieselbst.

Aber die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet,186 [ 30 ]

die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, diediese Waffen führen werden — die modernen Arbeiter, die Pro-letarier.

In demselben Maße, worin sich die Bourgeoisie, d.h. das Ka-187 [ 31 ]

pital, entwickelt, in demselben Maße entwickelt sich das Prole-tariat, die Klasse der modernen Arbeiter, die nur so lange leben,als sie Arbeit finden, und die nur so lange Arbeit finden, als ih-re Arbeit das Kapital vermehrt. Diese Arbeiter, die sich stückweis188

verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsarti-kel und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz,allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt.

Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Ma-189 [ 32 ]

schinerie und die Teilung der Arbeit allen selbständigen Cha-rakter und damit allen Reiz für die Arbeiter verloren. Er wirdein bloßes Zubehör der Maschine, von dem nur der einfachste, MEW:B22 :3A:S.469

eintönigste, am leichtesten erlernbare Handgriff verlangt wird.Die Kosten, die der Arbeiter verursacht, beschränken sich daher

19[Textvarianten] (1848) eingefügt: noch

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fast nur auf die Lebensmittel, die er zu seinem Unterhalt undzur Fortpflanzung seiner Race bedarf. Der Preis einer Ware, al-so auch der Arbeit, ist aber gleich ihren Produktionskosten. Indemselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst,nimmt daher der Lohn ab. Noch mehr, in demselben Maße, wieMaschinerie und Teilung der Arbeit zunehmen, in demselbenMaße nimmt auch die Masse der Arbeit zu, sei es durch Vermeh-rung der Arbeitsstunden, sei es durch Vermehrung der in einergegebenen Zeit geforderten Arbeit, beschleunigten Lauf der Ma-schinen usw.

Die moderne Industrie hat die kleine Werkstube des patriar-190 [ 33 ]

chalischen Meisters in die große Fabrik des industriellen Kapi-talisten verwandelt. Arbeitermassen, in der Fabrik zusammen-gedrängt, werden soldatisch organisiert. Sie werden als gemeineIndustriesoldaten unter die Aufsicht einer vollständigen Hierar-191

chie von Unteroffizieren und Offizieren gestellt. Sie sind nichtnur Knechte der Bourgeoisie, des Bourgeoisstaates, sie sind täg-lich und stündlich geknechtet von der Maschine, von dem Auf-seher und vor allem von den einzelnen fabrizierenden Bourgeoisselbst. Diese Despotie ist um so kleinlicher, gehässiger, erbitter-ter, je offener sie den Erwerb als ihren20 Zweck proklamiert.

Je weniger die Handarbeit Geschicklichkeit und Kraftäuße-192 [ 34 ]

rung erheischt, d.h. je mehr die moderne Industrie sich ent-wickelt, desto mehr wird die Arbeit der Männer durch die derWeiber21 verdrängt. Geschlechts- und Altersunterschiede habenkeine gesellschaftliche Geltung mehr für die Arbeiterklasse. Esgibt nur noch Arbeitsinstrumente, die je nach Alter und Ge-schlecht verschiedene Kosten machen.

20[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) eingefügt: letzten21[Textvarianten] (1848) eingefügt: und Kinder

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Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so193 [ 35 ]

weit beendigt, daß er seinen Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält,so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn her, derHausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher22 usw.

Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriel-194 [ 36 ]

len, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, allediese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihrkleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht aus-reicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt,195

teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktions-weisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allenKlassen der Bevölkerung.

Das Proletariat macht verschiedene Entwicklungsstufen196 [ 37 ] MEW:B22 :3A:S.470durch. Sein Kampf gegen die Bourgeoisie beginnt mit seinerExistenz.

Im Anfang kämpfen die einzelnen Arbeiter, dann die Ar-197 [ 38 ]

beiter einer Fabrik, dann die Arbeiter eines Arbeitszweigesan einem Ort gegen den einzelnen Bourgeois, der sie direktausbeutet. Sie richten ihre Angriffe nicht nur gegen die bür-gerlichen Produktionsverhältnisse, sie richten sie gegen dieProduktionsinstrumente selbst; sie vernichten die fremden kon-198

kurrierenden Waren, sie zerschlagen die Maschinen, sie steckendie Fabriken in Brand, die suchen die untergegangene Stellungdes mittelalterlichen Arbeiters wiederzuerringen.

Auf dieser Stufe bilden die Arbeiter eine über das Land zer-199 [ 39 ]

streute und durch die Konkurrenz zersplitterte Masse. Massen-haftes Zusammenhalten der Arbeiter ist noch nicht die Folge ih-rer eigenen Vereinigung, sondern die Folge der Vereinigung derBourgeoisie, die zur Erreichung ihrer eigenen politischen Zwe-

22[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) Pfandverleiher

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cke das ganze Proletariat in Bewegung setzen muß und es einst-weilen noch kann.

Auf dieser Stufe bekämpfen die Proletarier also noch nicht200 [ 40 ]

ihre Feinde, sondern die Feinde ihrer Feinde, die Reste der abso-luten Monarchie, die Grundeigentümer, die nichtindustriellenBourgeois, die Kleinbürger. Die ganze geschichtliche Bewegungist so in den Händen der Bourgeoisie konzentriert; jeder Sieg,der so errungen wird, ist ein Sieg der Bourgeoisie.

Aber mit der Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht201 [ 41 ]

nur das Proletariat; es wird in größeren Massen zusammen-gedrängt, seine Kraft wächst, und es fühlt sie immer mehr.Die Interessen, die Lebenslagen innerhalb des Proletariats glei-chen sich immer mehr aus, indem die Maschinerie mehr undmehr die Unterschiede der Arbeit verwischt und den Lohn fast202

überall auf ein gleich niedriges Niveau herabdrückt. Die wach-sende Konkurrenz der Bourgeois unter sich und die daraushervorgehenden Handelskrisen machen den Lohn der Arbei-ter immer schwankender; die immer rascher sich entwickelnde,unaufhörliche Verbesserung der Maschinerie macht ihre gan-203

ze Lebensstellung immer unsicherer; immer mehr nehmen dieKollisionen zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem einzel-nen Bourgeois den Charakter von Kollisionen zweier Klassenan. Die Arbeiter beginnen damit, Koalitionen23 gegen die Bour-204

geois zu bilden; sie treten zusammen zur Behauptung ihres Ar-beitslohns. Sie stiften selbst dauernde Assoziationen, um sichfür die gelegentlichen Empörungen zu verproviantieren. Stellen-weis bricht der Kampf in Emeuten aus.

Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorüberge-205 [ 42 ] MEW:B22 :3A:S.471hend. Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der un-

23[Textvarianten] (1888) eingefügt: (Trade-Unions)

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mittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifen-de Vereinigung der Arbeiter. Sie wird befördert durch die wach-senden Kommunikationsmittel, die von der großen Industrie er-206

zeugt werden und die Arbeiter der verschiedenen Lokalitätenmiteinander in Verbindung setzen. Es bedarf aber bloß der Ver-bindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Cha-rakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentrali-sieren. Jeder Klassenkampf ist aber24 ein politischer Kampf. Und207

die Vereinigung, zu der die Bürger des Mittelalters mit ihren Vi-zinalwegen Jahrhunderte bedurften, bringen die modernen Pro-letarier mit den Eisenbahnen in wenigen Jahren zustande.

Diese Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit208 [ 43 ]

zur politischen Partei, wird jeden Augenblick wieder gesprengtdurch die Konkurrenz unter den Arbeitern selbst. Aber sie er-steht immer wieder, stärker, fester, mächtiger. Sie erzwingt dieAnerkennung einzelner Interesse der Arbeiter in Gesetzesform,indem sie die Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt. Sodie Zehnstundenbill in England.

Die Kollisionen der alten Gesellschaft überhaupt fördern209 [ 44 ]

mannigfach den Entwicklungsgang des Proletariats. Die Bour-geoisie befindet sich in fortwährendem Kampfe: anfangs ge-gen die Aristokratie; später gegen die Teile der Bourgeoisieselbst, deren Interessen mit dem Fortschritt der Industrie inWiderspruch geraten; stets gegen die Bourgeoisie aller auswär-210

tigen Länder. In allen diesen Kämpfen sieht sie sich genötigt, andas Proletariat zu appellieren, seine Hülfe in Anspruch zu neh-men und es so in die politische Bewegung hineinzureißen. Sieselbst führt also dem Proletariat ihre eigenen Bildungselemente,d.h. Waffen gegen sich selbst, zu.

24[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) aber ist

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Es werden ferner, wie wir sahen, durch den Fortschritt der211 [ 45 ]

Industrie ganze Bestandteile der herrschenden Klasse ins Pro-letariat hinabgeworfen oder wenigstens in ihren Lebensbedin-gungen bedroht. Auch sie führen dem Proletariat eine Masse Bil-dungselemente zu.

In Zeiten endlich, wo der Klassenkampf sich der Entschei-212 [ 46 ]

dung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß innerhalb der herr-schenden Klasse, innerhalb der ganzen alten Gesellschaft, einenso heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Teil der herr-schenden Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären213

Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Hän-den trägt. Wie daher früher ein Teil des Adels zur Bourgeoisieüberging, so geht jetzt ein Teil der Bourgeoisie zum Proletariatüber, und namentlich ein Teil dieser Bourgeoisideologen, wel- MEW:B22 :3A:S.472

che zum theoretischen Verständnis der ganzen geschichtlichenBewegung sich hinaufgearbeitet haben.

Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegen-214 [ 47 ]

überstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäreKlasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mitder großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.

Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kauf-215 [ 48 ]

mann, der Handwerker, der Bauer, sie alle bekämpfen die Bour-geoisie, um ihre Existenz als Mittelstände vor dem Untergangzu sichern. Sie sind also nicht revolutionär, sondern konserva-tiv. Noch mehr, sie sind reaktionär25, sie suchen das Rad der Ge-216

schichte zurückzudrehen. Sind sie revolutionär, so sind sie es imHinblick auf den ihnen bevorstehenden übergang ins Proletari-at, so verteidigen sie nicht ihre gegenwärtigen, sondern ihre zu-

25[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) eingefügt: denn

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künftigen Interessen, so verlassen sie ihren eigenen Standpunkt,um sich auf den des Proletariats zu stellen.

Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der unters-217 [ 49 ]

ten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletari-sche Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleu-dert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein,sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.

Die Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon218 [ 50 ]

vernichtet in den Lebensbedingungen des Proletariats. Der Pro-letarier ist eigentumslos; sein Verhältnis zu Weib und Kindernhat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen Familienverhält-nis; die moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung219

unter das Kapital, dieselbe in England wie in Frankreich, in Ame-rika wie in Deutschland, hat ihm allen nationalen Charakter ab-gestreift. Die Gesetze, die Moral, die Religion sind für ihn ebensoviele bürgerliche Vorurteile, hinter denen sich ebenso viele bür-gerliche Interessen verstecken.

Alle früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten,220 [ 51 ]

suchten ihre schon erworbene Lebensstellung zu sichern, in-dem sie die ganze Gesellschaft den Bedingungen ihres Erwerbsunterwarfen. Die Proletarier können sich die gesellschaftlichenProduktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige An-221

eignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweiseabschaffen. Die Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu si-chern, sie haben alle bisherigen Privatsicherheiten26 und Privat-versicherungen zu zerstören.

Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Mino-222 [ 52 ]

ritäten oder im Interesse von Minoritäten. Die proletarische Be-wegung ist die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehr-

26[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) bisherige Privatsicherheit

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zahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, dieunterste Schicht der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erhe- MEW:B22 :3A:S.473

ben, nicht aufrichten, ohne daß der ganze überbau der Schich-ten, die die offizielle Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengtwird.

Obgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des223 [ 53 ]

Proletariats gegen die Bourgeoisie zunächst ein nationaler. DasProletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seinereigenen Bourgeoisie fertig werden.

Indem wir die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des224 [ 54 ]

Proletariats zeichneten, verfolgten wir den mehr oder minderversteckten Bürgerkrieg innerhalb der bestehenden Gesellschaftbis zu dem Punkt, wo er in eine offene Revolution ausbricht unddurch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie das Proletariatseine Herrschaft begründet.

Alle bisherige Gesellschaft beruhte, wie wir gesehen haben,225 [ 55 ]

auf dem Gegensatz unterdrückender und unterdrückter Klas-sen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu können, müssen ihrBedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens ihreknechtische Existenz fristen kann. Der Leibeigene hat sich zum226

Mitglied der Kommune in der Leibeigenschaft herangearbeitetwie der Kleinbürger zum Bourgeois unter dem Joch des feudalis-tischen Absolutismus. Der moderne Arbeiter dagegen, statt sichmit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer tieferunter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbei-ter wird zum Pauper, und der Pauperismus entwickelt sich nochschneller27 als Bevölkerung und Reichtum.

Es tritt hiermit offen hervor, daß die Bourgeoisie unfähig ist,227 [ 56 ]

noch länger die herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben

27[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) rascher

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und die Lebensbedingungen ihrer Klasse der Gesellschaft als re-gelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig zu herrschen, weilsie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb sei-228

ner Sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine Lageherabsinken zu lassen, wo sie ihn ernähren muß, statt von ihmernährt zu werden. Die Gesellschaft kann nicht mehr unter ihrleben, d.h., ihr Leben ist nicht mehr verträglich mit der Gesell-schaft.

Die wesentliche28 Bedingung für die Existenz und für die229 [ 57 ]

Herrschaft der Bourgeoisklasse ist die Anhäufung des Reich-tums in den Händen von Privaten, die Bildung und Vermeh-rung des Kapitals; die Bedingung des Kapitals ist die Lohnarbeit.Die Lohnarbeit beruht ausschließlich auf der Konkurrenz der Ar-beiter unter sich. Der Fortschritt der Industrie, dessen willenlo-ser und widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an dieStelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre re-volutionäre Vereinigung durch die Assoziation. Mit der Entwick- MEW:B22 :3A:S.474

lung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bour-geoisie die Grundlage selbst hinweggezogen29, worauf sie pro-duziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allemihren eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Pro-letariats sind gleich unvermeidlich.

28[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) wesentlichste29[Textvarianten] (1848, 1872) weggezogen

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II. Proletarier und Kommunisten230

In welchem Verhältnis stehen die Kommunisten zu den Proleta-231 [ 1 ]

riern überhaupt?Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber232 [ 2 ]

den andern Arbeiterparteien.Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats233 [ 3 ]

getrennten Interessen.Sie stellen keine besonderen Prinzipien auf, wonach sie die234 [ 4 ]

proletarische Bewegung modeln wollen.Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen pro-235 [ 5 ]

letarischen Parteien nur dadurch, daß sie einerseits30 in den ver-schiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsa-men, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesam-ten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrer-236

seits dadurch, daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen,welche der Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie durch-läuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung vertreten.

Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste,237 [ 6 ]

immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder;sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats dieEinsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Re-sultate der proletarischen Bewegung voraus.

Der nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der238 [ 7 ]

aller übrigen proletarischen Parteien: Bildung des Proletariatszur Klasse, Sturz der Bourgeoisherrschaft, Eroberung der po-litischen Macht durch das Proletariat. Die theoretischen Sätzeder Kommunisten beruhen keineswegs auf Ideen, auf Prinzipi-en, die von diesem oder jenem Weltverbesserer erfunden oderentdeckt sind.

30[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) einerseits sie

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Sie sind nur allgemeine Ausdrücke tatsächlicher Verhältnis-239 [ 8 ] MEW:B22 :3A:S.475Seitenzahlen verweisen

auf: »KarlMarx/Friedrich Engels— Werke«. (Karl) DietzVerlag, Berlin. Band 18,

5. Auflage 1973,unveränderterNachdruck der

1. Auflage 1962,Berlin/DDR. S. 459/493.

se eines existierenden Klassenkampfes, einer unter unseren Au-gen vor sich gehenden geschichtlichen Bewegung. Die Abschaf-fung bisheriger Eigentumsverhältnisse ist nichts den31 Kommu-nismus eigentümlich Bezeichnendes.

Alle Eigentumsverhältnisse waren einem beständigen ge-240 [ 9 ]

schichtlichen Wandel, einer beständigen geschichtlichen Verän-derung unterworfen.

Die Französische Revolution z.B. schaffte das Feudaleigen-241 [ 10 ]

tum zugunsten des bürgerlichen ab.Was den Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaf-242 [ 11 ]

fung des Eigentums überhaupt, sondern die Abschaffung desbürgerlichen Eigentums.

Aber das moderne bürgerliche Privateigentum ist der letzte243 [ 12 ]

und vollendetste Ausdruck der Erzeugung und Aneignung derProdukte, die auf Klassengegensätzen, auf der Ausbeutung dereinen durch die andern beruht.

In diesem Sinn können die Kommunisten ihre Theorie in244 [ 13 ]

dem einen Ausdruck: Aufhebung des Privateigentums, zusam-menfassen.

Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das245 [ 14 ]

persönlich erworbene, selbsterarbeitete Eigentum abschaffen;das Eigentum, welches die Grundlage aller persönlichen Frei-heit, Tätigkeit und Selbständigkeit bilde.

Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigentum! Sprecht246 [ 15 ]

ihr von dem kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigentum, wel-ches dem bürgerlichen Eigentum vorherging? Wir brauchen esnicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie hat es abge-schafft und schafft es täglich ab.

31[Textvarianten] 36

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Oder sprecht ihr vom modernen bürgerlichen Privateigen-247 [ 16 ]

tum?Schafft aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm248 [ 17 ]

Eigentum? Keineswegs. Sie schafft das Kapital, d.h. das Eigen-tum, welches die Lohnarbeit ausbeutet, welches sich nur un-ter der Bedingung vermehren kann, daß es neue Lohnarbeit er-zeugt, um sie von neuem auszubeuten. Das Eigentum in seinerheutigen Gestalt bewegt sich in dem Gegensatz von Kapital undLohnarbeit. Betrachten wir die beiden Seiten dieses Gegensat-zes.

Kapitalist sein, heißt nicht nur eine rein persönliche, son-249 [ 18 ]

dern eine gesellschaftliche Stellung in der Produktion einzuneh-men. Das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kannnur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler Mitglieder, ja in letz-ter Instanz nur durch die gemeinsame Tätigkeit aller Mitgliederder Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden.

Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaft-250 [ 19 ] MEW:B22 :3A:S.476liche Macht.

Wenn also das Kapital in ein gemeinschaftliches, allen Mit-251 [ 20 ]

gliedern der Gesellschaft angehöriges Eigentum verwandeltwird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigentum in gesell-schaftliches. Nur der gesellschaftliche Charakter des Eigentumsverwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter.

Kommen wir zur Lohnarbeit:252 [ 21 ]

Der Durchschnittspreis der Lohnarbeit ist das Minimum des253 [ 22 ]

Arbeitslohnes, d.h. die Summe der Lebensmittel, die notwen-dig sind, um den Arbeiter als Arbeiter am Leben zu erhalten.Was also der Lohnarbeiter durch seine Tätigkeit sich aneignet,reicht bloß dazu hin, um sein nacktes Leben wieder zu erzeugen.254

Wir wollen diese persönliche Aneignung der Arbeitsproduktezur Wiedererzeugung des unmittelbaren Lebens keineswegs ab-

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schaffen, eine Aneignung, die keinen Reinertrag übrigläßt, derMacht über fremde Arbeit geben könnte. Wir wollen nur denelenden Charakter dieser Aneignung aufheben, worin der Arbei-ter nur lebt, um das Kapital zu vermehren, nur so weit lebt, wiees das Interesse der herrschenden Klasse erheischt.

In der bürgerlichen Gesellschaft ist die lebendige Arbeit nur255 [ 23 ]

ein Mittel, die aufgehäufte Arbeit zu vermehren. In der kommu-nistischen Gesellschaft ist die aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel,um den Lebensprozeß der Arbeiter zu erweitern, zu bereichern,zu befördern.

In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht also die Vergan-256 [ 24 ]

genheit über die Gegenwart, in der kommunistischen die Ge-genwart über die Vergangenheit. In der bürgerlichen Gesell-schaft ist das Kapital selbständig und persönlich, während dastätige Individuum unselbständig und unpersönlich ist.

Und die Aufhebung dieses Verhältnisses nennt die Bourgeoi-257 [ 25 ]

sie Aufhebung der Persönlichkeit und Freiheit! Und mit Recht.Es handelt sich allerdings um die Aufhebung der Bourgeois-Persönlichkeit, -Selbständigkeit und -Freiheit.

Unter Freiheit versteht man innerhalb der jetzigen bürger-258 [ 26 ]

lichen Produktionsverhältnisse den freien Handel, den freienKauf und Verkauf.

Fällt aber der Schacher, so fällt auch der freie Schacher. Die259 [ 27 ]

Redensarten vom freien Schacher, wie alle übrigen Freiheits-bravaden unserer Bourgeoisie32, haben überhaupt nur einenSinn gegenüber dem gebundenen Schacher, gegenüber dem ge-knechteten Bürger des Mittelalters, nicht aber gegenüber derkommunistischen Aufhebung des Schachers, der bürgerlichenProduktionsverhältnisse und der Bourgeoisie selbst.

32[Textvarianten] (1848) Bourgeois

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Ihr entsetzt euch darüber, daß wir das Privateigentum aufhe-260 [ 28 ] MEW:B22 :3A:S.477ben wollen. Aber in eurer bestehenden Gesellschaft ist das Pri-vateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben, esexistiert gerade dadurch, daß es für neun Zehntel nicht existiert.Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigentum aufheben wollen,welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren Mehrzahl derGesellschaft als notwendige Bedingung voraussetzt.

Ihr werft uns mit einem Worte vor, daß wir euer Eigentum261 [ 29 ]

aufheben wollen. Allerdings, das wollen wir.Von dem Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital,262 [ 30 ]

Geld, Grundrente, kurz, in eine monopolisierbare gesellschaftli-che Macht verwandelt werden kann, d.h. von dem Augenblick,wo das persönliche Eigentum nicht mehr in bürgerliches um-schlagen kann, von dem Augenblick an erklärt ihr, die Person seiaufgehoben.

Ihr gesteht also, daß ihr unter der Person niemanden anders263 [ 31 ]

versteht als den Bourgeois, den bürgerlichen Eigentümer. Unddiese Person soll allerdings aufgehoben werden.

Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesell-264 [ 32 ]

schaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sichdurch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen.

Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigen-265 [ 33 ]

tums werde alle Tätigkeit aufhören, und eine allgemeine Faul-heit einreißen.

Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der266 [ 34 ]

Trägheit zugrunde gegangen sein; denn die in ihr arbeiten, er-werben nicht, und die in ihr erwerben, arbeiten nicht. Das ganzeBedenken läuft auf die Tautologie hinaus, daß es keine Lohnar-beit mehr gibt, sobald es kein Kapital mehr gibt.

Alle Einwürfe, die gegen die kommunistische Aneignungs-267 [ 35 ]

und Produktionsweise der materiellen Produkte gerichtet wer-

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den, sind ebenso auf die Aneignung und Produktion der geis-tigen Produkte ausgedehnt worden. Wie für den Bourgeois dasAufhören des Klasseneigentums das Aufhören der Produktionselbst ist, so ist für ihn das Aufhören der Klassenbildung iden-tisch mit dem Aufhören der Bildung überhaupt.

Die Bildung, deren Verlust er bedauert, ist für die enorme268 [ 36 ]

Mehrzahl die Heranbildung zur Maschine.Aber streitet nicht mit uns, indem ihr an euren bürgerlichen269 [ 37 ]

Vorstellungen von Freiheit, Bildung, Recht usw. die Abschaf-fung des bürgerlichen Eigentums meßt. Eure Ideen selbst sindErzeugnisse der bürgerlichen Produktions- und Eigentumsver-hältnisse, wie euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille eu-rer Klasse ist, ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materi-ellen Lebensbedingungen eurer Klasse.

Die interessierte Vorstellung, worin ihr eure Produktions-270 [ 38 ] MEW:B22 :3A:S.478und Eigentumsverhältnisse aus geschichtlichen, in dem Laufder Produktion vorübergehenden Verhältnissen in ewige Natur-und Vernunftgesetze verwandelt, teilt ihr mit allen untergegan-genen herrschenden Klassen. Was ihr für das antike Eigentumbegreift, was ihr für das feudale Eigentum begreift, dürft ihrnicht mehr begreifen für das bürgerliche Eigentum.

Aufhebung der Familie! Selbst die Radikalsten ereifern sich271 [ 39 ]

über diese schändliche Absicht der Kommunisten.Worauf beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie?272 [ 40 ]

Auf dem Kapital, auf dem Privaterwerb. Vollständig entwickeltexistiert sie nur für die Bourgeoisie; aber sie findet ihre Ergän-zung in der erzwungenen Familienlosigkeit der Proletarier undder öffentlichen Prostitution.

Die Familie der Bourgeois fällt natürlich weg mit dem Weg-273 [ 41 ]

fallen dieser ihrer Ergänzung, und beide verschwinden mit demVerschwinden des Kapitals.

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Werft ihr uns vor, daß wir die Ausbeutung der Kinder durch274 [ 42 ]

ihre Eltern aufheben wollen? Wir gestehen dieses Verbrechenein.

Aber, sagt ihr, wir heben die trautesten Verhältnisse auf, in-275 [ 43 ]

dem wir an die Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaft-liche setzen.

Und ist nicht auch eure Erziehung durch die Gesellschaft276 [ 44 ]

bestimmt? Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalbderer33 ihr erzieht, durch die direktere oder indirektere Einmi-schung der Gesellschaft, vermittelst der Schule usw.? Die Kom-munisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf dieErziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen dieErziehung dem Einfluß der herrschenden Klasse.

Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung,277 [ 45 ]

über das traute Verhältnis von Eltern und Kindern werden umso ekelhafter, je mehr infolge der großen Industrie alle Famili-enbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in einfacheHandelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden.

Aber ihr Kommunisten wollt die Weibergemeinschaft ein-278 [ 46 ]

führen, schreit uns die ganze Bourgeoisie im Chor entgegen.Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktions-279 [ 47 ]

instrument. Er hört, daß die Produktionsinstrumente gemein-schaftlich ausgebeutet werden sollen, und kann sich natürlichnichts anderes denken, als daß das Los der Gemeinschaftlich-keit die Weiber gleichfalls treffen wird.

Er ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung280 [ 48 ] MEW:B22 :3A:S.479der Weiber als bloßer Produktionsinstrumente aufzuheben.

Übrigens ist nichts lächerlicher als das hochmoralische Ent-281 [ 49 ]

setzen unserer Bourgeois über die angebliche offizielle Weiber-

33[Textvarianten] 42

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gemeinschaft der Kommunisten. Die Kommunisten brauchendie Weibergemeinschaft nicht einzuführen, sie hat fast immerexistiert.

Unsre Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Wei-282 [ 50 ]

ber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von deroffiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ein Haupt-vergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen.

Die bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der283 [ 51 ]

Ehefrauen. Man könnte höchstens den Kommunisten vorwer-fen, daß sie an34 Stelle einer heuchlerisch versteckten eine offi-zielle, offenherzige Weibergemeinschaft einführen wollten35. Esversteht sich übrigens von selbst, daß mit Aufhebung der jetzi-gen Produktionsverhältnisse auch die aus ihnen hervorgehendeWeibergemeinschaft, d.h. die offizielle und nichtoffizielle Prosti-tution, verschwindet.

Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie woll-284 [ 52 ]

ten das Vaterland, die Nationalität abschaffen. Die Arbeiter ha-ben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sienicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die politischeHerrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse36 erheben, sichselbst als Nation konstituieren muß, ist es selbst noch national,wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.

Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völ-285 [ 53 ]

ker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklungder Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, derGleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr ent-sprechenden Lebensverhältnisse.

34[Textvarianten] (1848, 1872) eingefügt: der35[Textvarianten] (1848) wollen36[Textvarianten] (1888) zur führenden Klasse der Nation

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Die Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr ver-286 [ 54 ]

schwinden machen. Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisier-ten Länder, ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung.

In dem Maße, wie die Exploitation des einen Individuums287 [ 55 ]

durch das andere aufgehoben wird, wird die Exploitation einerNation durch die andere aufgehoben. Mit dem Gegensatz derKlassen im Innern der Nation37 fällt die feindliche Stellung derNationen gegeneinander.

Die Anklagen gegen den Kommunismus, die von religiösen,288 [ 56 ] MEW:B22 :3A:S.480philosophischen und ideologischen Gesichtspunkten über-haupt erhoben werden, verdienen keine ausführlichere Erör-terung.

Bedarf es tiefer Einsicht, um zu begreifen, daß mit den Le-289 [ 57 ]

bensverhältnissen der Menschen, mit ihren gesellschaftlichenBeziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen Dasein, auch ihreVorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem Worteauch ihr Bewußtsein sich ändert?

Was beweist die Geschichte der Ideen anders, als daß die290 [ 58 ]

geistige Produktion sich mit der materiellen umgestaltet? Dieherrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen derherrschenden Klasse.

Man spricht von Ideen, welche eine ganze Gesellschaft re-291 [ 59 ]

volutionieren; man spricht damit nur die Tatsache aus, daß sichinnerhalb der alten Gesellschaft die Elemente einer neuen gebil-det haben, daß mit der Auflösung der alten Lebensverhältnissedie Auflösung der alten Ideen gleichen Schritt hält.

Als die alte Welt im Untergehen begriffen war, wurden die292 [ 60 ]

alten Religionen von der christlichen Religion besiegt. Als diechristlichen Ideen im 18. Jahrhundert den Aufklärungsideen un-

37[Textvarianten] (1848) Nationen

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terlagen, rang die feudale Gesellschaft ihren Todeskampf mit derdamals revolutionären Bourgeoisie. Die Ideen der Gewissens-und Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freienKonkurrenz auf dem Gebiete des Wissens38 aus.

»Aber«, wird man sagen,»religiöse, moralische, philosophi-sche, politische, rechtliche Ideen usw. modifizieren sich aller-dings im Lauf der geschichtlichen Entwicklung. Die Religion, dieMoral, die Philosophie, die Politik, das Recht erhielten sich stetsin diesem Wechsel. Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie Frei-293

heit, Gerechtigkeit usw., die allen gesellschaftlichen Zuständengemeinsam sind. Der Kommunismus aber schafft die ewigenWahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral, statt sie neuzu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen geschichtli-chen Entwicklungen.«

Worauf reduziert sich diese Anklage? Die Geschichte der294 [ 61 ]

ganzen bisherigen Gesellschaft bewegte sich in Klassengegen-sätzen, die in den verschiedensten Epochen verschieden gestal-tet waren. Welche Form sie aber auch immer angenommen, dieAusbeutung des einen Teils der Gesellschaft durch den andern295

ist eine allen vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Tatsa-che. Kein Wunder daher, daß das gesellschaftliche Bewußtseinaller Jahrhunderte, aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenheitzum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen sich bewegt, in39 MEW:B22 :3A:S.481

Bewußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwindendes Klassengegensatzes sich vollständig auflösen.

Die kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen296 [ 62 ]

mit den überlieferten Eigentumsverhältnissen; kein Wunder,

38[Textvarianten] (1848) Gewissens39[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) Formen

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II.Proletarier undKommunisten

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daß in ihrem Entwicklungsgange am radikalsten mit den über-lieferten Ideen gebrochen wird.

Doch lassen wir die Einwürfe der Bourgeoisie gegen den297 [ 63 ]

Kommunismus.Wir sahen schon oben, daß der erste Schritt in der Arbeiter-298 [ 64 ]

revolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klas-se, die Erkämpfung der Demokratie ist.

Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benut-299 [ 65 ]

zen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen,alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. desals herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisie-ren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu ver-mehren.

Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst300 [ 66 ]

despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürger-lichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die öko-nomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber imLauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mit-tel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise unvermeidlichsind.

Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiede-301 [ 67 ]

nen Ländern verschieden sein.Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die fol-302 [ 68 ]

genden ziemlich allgemein in Anwendung kommen können:

1. Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der303 [ 69 ]

Grundrente zu Staatsausgaben.

2. Starke Progressivsteuer.304 [ 70 ]

3. Abschaffung des Erbrechts.305 [ 71 ]

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II.Proletarier undKommunisten

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4. Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebel-306 [ 72 ]

len.

5. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch307 [ 73 ]

eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließli-chem Monopol.

6. Zentralisation des40 Transportwesens in den Händen des308 [ 74 ]

Staats.

7. Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstru-309 [ 75 ]

mente, Urbarmachung und Verbesserung aller Länderei-en nach einem gemeinschaftlichen Plan.

8. Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Ar-310 [ 76 ]

meen, besonders für den Ackerbau.

9. Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie,311 [ 77 ]

Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unter-schieds41 von Stadt und Land.

10. Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder.312 [ 78 ] MEW:B22 :3A:S.482Beseitigung der Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigenForm. Vereinigung der Erziehung mit der materiellen Pro-duktion usw.42

Sind im Laufe der Entwicklung die Klassenunterschiede ver-313 [ 79 ]

schwunden und ist alle Produktion in den Händen der assozi-ierten Individuen konzentriert, so verliert die öffentliche Gewaltden politischen Charakter. Die politische Gewalt im eigentlichenSinne ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung314

40[Textvarianten] (1848) alles41[Textvarianten] (1848) Gegensatzes42[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) usw., usw

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III.Sozialistische und

kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

a.Der feudale Sozialismus

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einer andern. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bour-geoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolutionsich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klas-se gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebtes mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingun-315

gen des Klassengegensatzes, die Klassen überhaupt, und damitseine eigene Herrschaft als Klasse auf.

An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren316 [ 80 ]

Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worindie freie Entwicklung eines jeden die freie Entwicklung aller ist.

III. Sozialistische und kommunistische Literatur317

1. Der reaktionäre Sozialismus318

a. Der feudale Sozialismus319

Die französische und englische Aristokratie war ihrer geschicht-320 [ 1 ]

lichen Stellung nach dazu berufen, Pamphlete gegen die mo-derne bürgerliche Gesellschaft zu schreiben. In der französi-schen Junirevolution von 1830, in der englischen Reformbe-wegung war sie noch einmal dem verhaßten Emporkömmlingerlegen. Von einem ernsten politischen Kampfe konnte nicht321

mehr die Rede sein. Nur der literarische Kampf blieb ihr übrig.Aber auch auf dem Gebiete der Literatur waren die alten Redens-arten der Restaurationszeit43 unmöglich geworden. Um Sympa-thie zu erregen, mußte die Aristokratie scheinbar ihre Interessen

43[Engels] Gemeint ist nicht die englische Restaurationszeit 1660–1689, son-dern die französische Restaurationszeit 1814–1830. [Anmerkung von Engels zurenglischen Ausgabe von 1888.]

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III.Sozialistische und

kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

a.Der feudale Sozialismus

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aus dem Auge44 verlieren und nur45 im Interesse der exploitier-ten Arbeiterklasse ihren Anklageakt gegen die Bourgeoisie for-322

mulieren. Sie bereitete so die Genugtuung vor, Schmählieder auf MEW:B22 :3A:S.483

ihren neuen Herrscher zu singen und mehr oder minder unheil-schwangere Prophezeiungen ihm ins Ohr raunen zu dürfen.

Auf diese Art entstand der feudalistische Sozialismus, halb323 [ 2 ]

Klagelied, halb Pasquill, halb Rückhall der Vergangenheit, halbDräuen der Zukunft, mitunter die Bourgeoisie ins Herz treffenddurch bitteres, geistreich zerreißendes Urteil, stets komisch wir-kend durch gänzliche Unfähigkeit, den Gang der modernen Ge-schichte zu begreifen.

Den proletarischen Bettelsack46 schwenkten sie als Fahne in324 [ 3 ]

der Hand, um das Volk hinter sich her zu versammeln. Sooft esihnen aber folgte, erblickte es auf ihrem Hintern die alten feu-dalen Wappen und verlief sich mit lautem und unehrerbietigemGelächter.

Ein Teil der französischen Legitimisten und das Junge Eng-325 [ 4 ]

land gaben dies Schauspiel zum besten.Wenn die Feudalen beweisen, daß ihre Weise der Ausbeu-326 [ 5 ]

tung anders gestaltet war als die bürgerliche Ausbeutung, so ver-gessen sie nur, daß sie unter gänzlich verschiedenen und jetztüberlebten Umständen und Bedingungen ausbeuteten. Wennsie nachweisen, daß unter ihrer Herrschaft nicht das moder-ne Proletariat existiert hat, so vergessen sie nur, daß eben diemoderne Bourgeoisie ein notwendiger Sprößling ihrer Gesell-schaftsordnung war.

Übrigens verheimlichen sie den reaktionären Charakter ih-327 [ 6 ]

44[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) den Augen45[Textvarianten] (1848) eingefügt: noch46[Textvarianten] (1848, 1872) Bettlersack

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kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

a.Der feudale Sozialismus

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rer Kritik so wenig, daß ihre Hauptanklage gegen die Bourgeoi-sie eben darin besteht, unter ihrem Regime entwickle sich eineKlasse, welche die ganze alte Gesellschaftsordnung in die Luftsprengen werde.

Sie werfen der Bourgeoisie mehr noch vor, daß sie ein revo-328 [ 7 ]

lutionäres Proletariat, als daß sie überhaupt ein Proletariat er-zeugt.

In der politischen Praxis nehmen sie daher an allen Gewalt-329 [ 8 ]

maßregeln gegen die Arbeiterklasse teil, und im gewöhnlichenLeben bequemen sie sich, allen ihren aufgeblähten Redensartenzum Trotz die goldnen Äpfel aufzulesen und Treue, Liebe, Ehremit dem Schacher in Schafswolle, Runkelrüben und Schnaps zuvertauschen47.

Wie der Pfaffe immer Hand in Hand ging mit dem Feudalen,330 [ 9 ]

so der pfäffische Sozialismus mit dem feudalistischen.Nichts leichter, als dem christlichen Asketismus einen sozia-331 [ 10 ] MEW:B22 :3A:S.484

listischen Anstrich zu geben. Hat das Christentum nicht auchgegen das Privateigentum, gegen die Ehe, gegen die Staat geei-fert? Hat es nicht die Wohltätigkeit und den Bettel, das Zölibatund die Fleischesertötung, das Zellenleben und die Kirche anihrer Stelle gepredigt? Der christliche48 Sozialismus ist nur dasWeihwasser, womit der Pfaffe den Ärger des Aristokraten einseg-net.

47[Engels] Dies bezieht sich hauptsächlich auf Deutschland, wo der Landadelund das Junkertum einen großen Teil ihrer Güter auf eigene Rechnung durchihre Verwalter bewirtschaften lassen und daneben noch Großproduzenten vonRübenzucker und Kartoffelschnaps sind. Die reicheren englischen Aristokratensind noch nicht so weit heruntergekommen; aber auch sie wissen, wie man dasSinken der Rente wettmachen kann durch die Hergabe ihres Namens an mehroder weniger zweifelhafte Gründer von Aktiengesellschaften. [Anmerkung vonEngels zur englischen Ausgabe 1888.]

48[Textvarianten] (1848) heilige

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III.Sozialistische und

kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

b.Kleinbürgerlicher

Sozialismus

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b. Kleinbürgerlicher Sozialismus332

Die feudale Aristokratie ist nicht die einzige Klasse, welche333 [ 1 ]

durch die Bourgeoisie gestürzt wurde, deren Lebensbedingun-gen in der modernen bürgerlichen Gesellschaft verkümmertenund abstarben. Das mittelalterliche Pfahlbürgertum und derkleine Bauernstand waren die Vorläufer der modernen Bour-geoisie. In den weniger industriell und kommerziell entwickel-ten Ländern vegetiert diese Klasse noch fort neben der aufkom-menden Bourgeoisie.

In den Ländern, wo sich die moderne Zivilisation entwickelt334 [ 2 ]

hat, hat sich eine neue Kleinbürgerschaft gebildet, die zwischendem Proletariat und der Bourgeoisie schwebt und als ergänzen-der Teil der bürgerlichen Gesellschaft stets von neuem sich bil-det, deren Mitglieder aber beständig durch die Konkurrenz ins335

Proletariat hinabgeschleudert werden, ja selbst mit der Entwick-lung der großen Industrie einen Zeitpunkt herannahen sehen,wo sie als selbständiger Teil der modernen Gesellschaft gänzlichverschwinden und im Handel, in der Manufaktur, in der Agrikul-tur durch Arbeitsaufseher und Domestiken ersetzt werden.

In Ländern wie Frankreich, wo die Bauernklasse weit mehr336 [ 3 ]

als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, war es natürlich, daßSchriftsteller, die für das Proletariat gegen die Bourgeoisie auf-traten, an ihre Kritik des Bourgeoisregimes den kleinbürgerli-chen und kleinbäuerlichen Maßstab anlegten und die Partei der337

Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgertums ergriffen. Es bil-dete sich so der kleinbürgerliche Sozialismus. Sismondi ist dasHaupt dieser Literatur nicht nur für Frankreich, sondern auchfür England.

Dieser Sozialismus zergliederte höchst scharfsinnig die Wi-338 [ 4 ]

dersprüche in den modernen Produktionsverhältnissen. Er ent-

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kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

c.Der deutsche oder

»wahre« Sozialismus

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hüllte die gleisnerischen Beschönigungen der Ökonomen. Er MEW:B22 :3A:S.485

wies unwiderleglich die zerstörenden Wirkungen der Maschine-rie und der Teilung der Arbeit nach, die Konzentration der Kapi-339

talien und des Grundbesitzes, die überproduktion, die Krisen,den notwendigen Untergang der kleinen Bürger und Bauern,das Elend des Proletariats, die Anarchie in der Produktion, dieschreienden Mißverhältnisse in der Verteilung des Reichtums,den industriellen Vernichtungskrieg der Nationen untereinan-der, die Auflösung der alten Sitten, der alten Familienverhältnis-se, der alten Nationalitäten.

Seinem posititiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozia-340 [ 5 ]

lismus entweder die alten Produktions- und Verkehrsmittelwiederherstellen und mit ihnen die alten Eigentumsverhält-nisse und die alte Gesellschaft, oder er will die modernenProduktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der altenEigentumsverhältnisse, die von ihnen gesprengt wurden, ge-341

sprengt werden mußten, gewaltsam wieder einsperren. In bei-den Fällen ist er reaktionär und utopisch zugleich. Zunftwesenin der Manufaktur und patriarchalische Wirtschaft auf dem Lan-de, das sind seine letzten Worte.

In ihrer weiteren Entwicklung hat sich diese Richtung in342 [ 6 ]

einen feigen Katzenjammer verlaufen.

c. Der deutsche oder »wahre« Sozialismus343

Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs,344 [ 1 ]

die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeoisie entstandund der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herr-schaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer Zeit, wodie Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Abso-lutismus begann.

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kommunistische Literatur

1.Der reaktionäre

Sozialismus

c.Der deutsche oder

»wahre« Sozialismus

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Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister345 [ 2 ]

bemächtigten sich gierig dieser Literatur und vergaßen nur, daßbei der Einwanderung jener Schriften aus Frankreich die franzö-sischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschlandeingewandert waren. Den deutschen Verhältnissen gegenüber346

verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Be-deutung und nahm ein rein literarisches Aussehen an. Als mü-ßige Spekulation49 über die Verwirklichung des menschlichenWesens mußte sie erscheinen. So hatten für die deutschen Phi-losophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten fran-347 MEW:B22 :3A:S.486zösischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der »prakti-schen Vernunft« im allgemeinen zu sein, und die Willensäuße-rungen der französischen Bourgeoisie bedeuteten in ihren Au-gen die Gesetze des reinen Willens, des Willens, wie er sein muß,des wahrhaft menschlichen Willens.

Die ausschließliche Arbeit der deutschen Literaten bestand348 [ 3 ]

darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philoso-phischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielmehr von ih-rem philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideensich anzueignen.

Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man349 [ 4 ]

sich überhaupt eine fremde Sache aneignet, durch die überset-zung.

Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die350 [ 5 ]

klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren,mit abgeschmackten katholischen Heiligengeschichten über-schrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mitder profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihrenphilosophischen Unsinn hinter das französische Original. Z.B.351

49[Textvarianten] (1848) eingefügt: über die wahre Gesellschaft

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c.Der deutsche oder

»wahre« Sozialismus

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hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie»Entäußerung des menschlichen Wesens«, hinter die französi-sche Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie »Aufhebung derHerrschaft des abstrakten Allgemeinen« usw.

Die Unterschiebung dieser philosophischen Redensarten352 [ 6 ]

unter die französischen Entwicklungen tauften sie »Philosophieder Tat«, »wahrer Sozialismus«, »deutsche Wissenschaft desSozialismus«, usw.

Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur353 [ 7 ]

wurde so förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deut-schen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre aus-zudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die »französi-sche Einseitigkeit« überwunden, statt wahrer Bedürfnisse dasBedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers354

die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen über-haupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, derüberhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmelder philosophischen Phantasie angehört.

Dieser deutsche Sozialismus, der seine unbeholfenen Schul-355 [ 8 ]

übungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierischausposaunte, verlor indes nach und nach seine pedantische Un-schuld.

Der Kampf der deutschen, namentlich der preußischen356 [ 9 ]

Bourgeoisie gegen die Feudalen und das absolute Königtum, miteinem Wort, die liberale Bewegung wurde ernsthafter.

Dem »wahren« Sozialismus war so erwünschte Gelegenheit357 [ 10 ] MEW:B22 :3A:S.487geboten, der politischen Bewegung die sozialistische Forderunggegenüberzustellen, die überlieferten Anatheme gegen den Li-beralismus, gegen den Repräsentativstaat, gegen die bürgerlicheKonkurrenz, bürgerliche Preßfreiheit, bürgerliches Recht, bür-358

gerliche Freiheit und Gleichheit zu schleudern und der Volks-

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c.Der deutsche oder

»wahre« Sozialismus

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masse vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegungnichts zu gewinnen, vielmehr alles zu verlieren habe. Der deut-sche Sozialismus vergaß rechtzeitig, daß die französische Kritik,deren geistloses Echo er war, die moderne bürgerliche Gesell-359

schaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingun-gen und der angemessenen politischen Konstitution vorausge-setzt50, lauter Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sicherst in Deutschland handelte.

Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem360 [ 11 ]

Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokra-ten als erwünschte Vogelscheuche gegen die drohend aufstre-bende Bourgeoisie.

Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschen-361 [ 12 ]

hieben und Flintenkugeln, womit dieselben Regierungen diedeutschen Arbeiteraufstände bearbeiteten.

Ward der »wahre« Sozialismus dergestalt eine Waffe in der362 [ 13 ]

Hand der Regierungen gegen die deutsche Bourgeoisie, so ver-trat er auch unmittelbar ein reaktionäres Interesse, das Interes-se der deutschen Pfahlbürgerschaft51. In Deutschland bildet dasvom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in ver-363

schiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Klein-bürgertum die eigentliche Grundlage der bestehenden Zustän-de.

Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deut-364 [ 14 ]

schen Zustände. Von der industriellen und politischen Herr-schaft der Bourgeoisie fürchtet es den sichern Untergang, einer-seits infolge der Konzentration des Kapitals, andrerseits durchdas Aufkommen eines revolutionären Proletariats. Der »wahre«

50[Textvarianten] (1848) voraussetzt51[Textvarianten] 64

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1.Der reaktionäre

Sozialismus

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»wahre« Sozialismus

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Sozialismus schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu schla-gen. Er verbreitete sich wie eine Epidemie.

Das Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnweb, über-365 [ 15 ]

stickt mit schöngeistigen Redeblumen, durchtränkt von liebes-schwülem Gemütstau, dies überschwengliche Gewand, worindie deutschen Sozialisten ihre paar knöchernen »ewigen Wahr-heiten« einhüllten, vermehrte nur den Absatz ihrer Ware beidiesem Publikum.

Seinerseits erkannte der deutsche Sozialismus immer mehr366 [ 16 ]

seinen Beruf, der hochtrabende Vertreter dieser Pfahlbürger-schaft zu sein.

Er proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation367 [ 17 ] MEW:B22 :3A:S.488und den deutschen Spießbürger als den Normalmenschen. Ergab jeder Niederträchtigkeit desselben einen verborgenen, hö-heren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr Gegenteil bedeutete. Erzog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die »rohde-368

struktive« Richtung des Kommunismus auftrat und seine un-parteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete.Mit sehr wenigen Ausnahmen gehört alles, was in Deutschlandvon angeblich sozialistischen und kommunistischen Schriftenzirkuliert, in den Bereich dieser schmutzigen, entnervenden Li-teratur52.

52[Engels] Der Revolutionssturm von 1848 hat diese gesamte schäbige Rich-tung weggefegt und ihren Trägern die Lust benommen, noch weiter in Sozialis-mus zu machen. Hauptvertreter und klassischer Typus dieser Richtung ist HerrKarl Grün. [Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.]

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2.Der konservative oderBourgeoissozialismus

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2. Der konservative oder Bourgeoissozialismus369

Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen ab-370 [ 1 ]

zuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu si-chern.

Es gehören hierher: Ökonomisten, Philantrophen, Huma-371 [ 2 ]

nitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltä-tigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsver-einsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art. Und auchzu ganzen Systemen ist dieser Bourgeoissozialismus ausgearbei-tet worden.

Als Beispiel führen wir Proudhons »Philosophie de la misè-372 [ 3 ]

re« an.Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingun-373 [ 4 ]

gen der modernen Gesellschaft ohne die notwendig daraushervor gehenden Kämpfe und Gefahren. Sie wollen die beste-hende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden undsie auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohnedas Proletariat. Die Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie374

herrscht, natürlich als die beste Welt vor. Der Bourgeoissozialis-mus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem halben oderganzen System aus. Wenn er das Proletariat auffordert, seineSysteme zu verwirklichen und in das neue Jerusalem einzuge-375

hen, so verlangt er im Grunde nur, daß es in der jetzigen Ge-sellschaft stehenbleibe, aber seine gehässigen Vorstellungen vonderselben abstreife.

Eine zweite, weniger systematische, nur53 mehr praktische376 [ 5 ] MEW:B22 :3A:S.489Form dieses Sozialismus suchte der Arbeiterklasse jede revolu-tionäre Bewegung zu verleiden, durch den Nachweis, wie nichtdiese oder jene politische Veränderung, sondern nur eine Verän-

53[Textvarianten] (1848, 1872, 1883) und

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3.Der kritisch-utopistische

Sozialismus oderKommunismus

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derung der materiellen Lebensverhältnisse, der ökonomischen377

Verhältnisse ihr von Nutzen sein könne. Unter Veränderung dermateriellen Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialismus aberkeineswegs Abschaffung der bürgerlichen Produktionsverhält-nisse, die nur auf revolutionärem Wege möglich ist, sondern ad-ministrative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser Produk-378

tionsverhältnisse vor sich gehen, also an dem Verhältnis von Ka-pital und Lohnarbeit nichts ändern, sondern im besten Fall derBourgeoisie die Kosten ihrer Herrschaft vermindern und ihrenStaatshaushalt vereinfachen.

Seinen entsprechenden Ausdruck erreicht der Bourgeoisie-379 [ 6 ]

sozialismus erst da, wo er zur bloßen rednerischen Figur wird.Freier Handel! im Interesse der arbeitenden Klasse; Schutz-380 [ 7 ]

zölle! im Interesse der arbeitenden Klasse; Zellengefängnisse! imInteresse der arbeitenden Klasse; das ist das letzte, das einzigeernstgemeinte Wort des Bourgeoisiesozialismus.

Der Sozialismus der Bourgeoisie54 besteht eben in der Be-381 [ 8 ]

hauptung, daß die Bourgeois Bourgeois sind — im Interesse derarbeitenden Klasse.

3. Der kritisch-utopistische Sozialismus oder382

Kommunismus

Wir reden hier nicht von der Literatur, die in allen großen383 [ 1 ]

modernen Revolutionen die Forderungen des Proletariats aus-sprach. (Schriften Babeufs etc.)

Die ersten Versuche des Proletariats, in einer Zeit allgemei-384 [ 2 ]

ner Aufregung, in der Periode des Umsturzes der feudalen Ge-sellschaft direkt sein eigenes Klasseninteresse durchzusetzen,

54[Textvarianten] (1848) Ihr Sozialismus

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Manifest derKommunistischen

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III.Sozialistische und

kommunistische Literatur

3.Der kritisch-utopistische

Sozialismus oderKommunismus

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scheiterten notwendig an der unentwickelten Gestalt des Prole-tariats selbst wie an dem Mangel der materiellen Bedingungen385

seiner Befreiung, die eben erst das Produkt der bürgerliche Epo-che sind. Die revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewe-gungen des Proletariats begleitete, ist dem Inhalt nach notwen-dig reaktionär. Sie lehrt einen allgemeinen Asketismus und einerohe Gleichmacherei.

Die eigentlich sozialistischen und kommunistischen Syste-386 [ 3 ]

me, die Systeme St.-Simons, Fouriers, Owens usw., tauchen aufin der ersten, unentwickelten Periode des Kampfes zwischen MEW:B22 :3A:S.490

Proletariat und Bourgeoisie, die wir oben dargestellt haben. (Sie-he Bourgeoisie und Proletariat.)

Die Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der387 [ 4 ]

Klassen wie die Wirksamkeit der auflösenden Elemente in derherrschenden Gesellschaft selbst. Aber sie erblicken auf derSeite des Proletariats keine geschichtliche Selbsttätigkeit, keineihm eigentümliche politische Bewegung.

Da die Entwicklung des Klassengegensatzes gleichen Schritt388 [ 5 ]

hält mit der Entwicklung der Industrie, finden sie ebensowenigdie materiellen Bedingungen zur Befreiung des Proletariats vorund suchen nach einer sozialen Wissenschaft, nach sozialen Ge-setzen, um diese Bedingungen zu schaffen.

An die Stelle der gesellschaftlichen Tätigkeit muß ihre per-389 [ 6 ]

sönlich erfinderische Tätigkeit treten, an die Stelle der ge-schichtlichen Bedingungen der Befreiung phantastische, an dieStelle der allmählich vor sich gehenden Organisation des Prole-tariats zur Klasse eine eigens ausgeheckte Organisation der Ge-390

sellschaft. Die kommende Weltgeschichte löst sich für sie aufin die Propaganda und die praktische Ausführung ihrer Gesell-schaftspläne.

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Sie sind sich zwar bewußt, in ihren Plänen hauptsächlich391 [ 7 ]

das Interesse der arbeitenden Klasse als der leidendsten Klassezu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidendstenKlasse existiert das Proletariat für sie.

Die unentwickelte Form des Klassenkampfes wie ihre eige-392 [ 8 ]

ne Lebenslage bringen es aber mit sich, daß sie weit über jenenKlassengegensatz erhaben zu sein glauben. Sie wollen die Le-benslage aller Gesellschaftsglieder, auch der bestgestellten, ver-bessern. Sie appellieren daher fortwährend an die ganze Gesell-393

schaft ohne Unterschied, ja vorzugsweise an die herrschendeKlasse. Man braucht ihr System ja nur zu verstehen, um es alsden bestmöglichen Plan der bestmöglichen Gesellschaft anzu-erkennen.

Sie verwerfen daher alle politische, namentlich alle revolu-394 [ 9 ]

tionäre Aktion, sie wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichenund versuchen, durch kleine, natürlich fehlschlagende Experi-mente, durch die Macht des Beispiels dem neuen gesellschaftli-chen Evangelium Bahn zu brechen.

Die55 phantastische Schilderung der zukünftigen Gesell-395 [ 10 ]

schaft entspringt56 in einer Zeit, wo das Proletariat noch höchstunentwickelt ist, also selbst noch phantastisch seine eigene Stel-lung auffaßt, seinem ersten ahnungsvollen Drängen nach einerallgemeinen Umgestaltung der Gesellschaft.

Die sozial[istisch]en und kommunistischen Schriften beste-396 [ 11 ]

hen aber auch aus kritischen Elementen. Sie greifen alle Grund-lagen der bestehenden Gesellschaft an. Sie haben daher höchstwertvolles Material zur Aufklärung der Arbeiter geliefert. Ih- MEW:B22 :3A:S.491

re positiven Sätze über die zukünftige Gesellschaft, z.B. Aufhe-397

55[Textvarianten] 6956[Textvarianten] (1848, 1888) entspricht

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3.Der kritisch-utopistische

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bung des Gegensatzes zwischen57 Stadt und Land, der Familie,des Privaterwerbs, der Lohnarbeit, die Verkündigung der gesell-schaftlichen Harmonie, die Verwandlung des Staates in eine blo-ße Verwaltung der Produktion — alle diese ihre Sätze drückenbloß das Wegfallen des Klassengegensatzes aus, der eben erst398

sich zu entwickeln beginnt, den sie nur noch in seiner erstengestaltlosen Unbestimmtheit kennen. Diese Sätze selbst habendaher noch einen rein utopistischen Sinn.

Die Bedeutung des kritisch-utopistischen Sozialismus oder399 [ 12 ]

Kommunismus steht im umgekehrten Verhältnis zur geschicht-lichen Entwicklung. In demselben Maße, worin der Klassen-kampf sich entwickelt und gestaltet, verliert diese phantasti-sche Erhebung über denselben, diese phantastische Bekämp-fung desselben allen praktischen Wert, alle theoretische Berech-400

tigung. Waren daher die Urheber dieser Systeme auch in vielerBeziehung revolutionär, so bilden ihre Schüler jedesmal reaktio-näre Sekten. Sie halten die alten Anschauungen der Meister festgegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung des Proletariats.401

Sie suchen daher konsequent den Klassenkampf wieder abzu-stumpfen und die Gegensätze zu vermitteln. Sie träumen nochimmer die versuchsweise Verwirklichung ihrer gesellschaftli-chen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung vonHome-Kolonien, Errichtung eines kleinen Ikariens58 — Duode-402

zausgabe des neuen Jerusalems —, und zum Aufbau aller dieser

57[Textvarianten] (1848) von58[Engels] Phalanstere war die Bezeichnung für die von Charles Fourier ge-

planten sozialistischen Kolonien; Ikarien nannte Cabet seine Utopie und späterseine kommunistische Kolonie in Amerika. [Anmerkung von Engels zur engli-schen Ausgabe von 1888.]

Home-Kolonien (Kolonien im Inland) nennt Owen seine kommunistischenMustergesellschaften. Phalanstere war der Name der von Fourier geplanten ge-sellschaftlichen Paläste. Ikarien hieß das utopische Phantasieland, dessen kom-

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Manifest derKommunistischen

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IV.Stellung der Kommunisten

zu den verschiedenenoppositionellen Parteien

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spanischen Schlösser müssen sie an die Philanthropie der bür-gerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren. Allmählich fallensie in die Kategorie der oben geschilderten reaktionären oderkonservativen Sozialisten und unterscheiden sich nur noch59

von ihnen durch mehr systematische Pedanterie, durch den fa-natischen Aberglauben an die Wunderwirkungen ihrer sozialenWissenschaft.

Sie treten daher mit Erbitterung aller politischen Bewegung403 [ 13 ]

der Arbeiter entgegen, die nur aus blindem Unglauben an dasneue Evangelium hervorgehen konnte.

Die Owenisten in England, die Fourieristen in Frankreich404 [ 14 ] MEW:B22 :3A:S.492reagieren dort gegen die Chartisten, hier gegen die Reformisten.

IV. Stellung der Kommunisten zu den405

verschiedenen oppositionellen Parteien

Nach Abschnitt II versteht sich das Verhältnis der Kommunisten406 [ 1 ]

zu den bereits konstituierten Arbeiterparteien von selbst, alsoihr Verhältnis zu den Chartisten in England und den agrarischenReformern in Nordamerika.

Sie kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegen-407 [ 2 ]

den Zwecke und Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertretenin der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Be-wegung. In Frankreich schließen sich die Kommunisten an diesozial-demokratische Partei60 an gegen die konservative und ra-408

munistische Einrichtung Cabet schilderte. [Anmerkung von Engels zur deut-schen Ausgabe von 1890.]

59[Textvarianten] (1848) mehr60[Engels] Die Partei, die damals im Parlament von Ledru-Rollin, in der Litera-

tur von Louis Blanc und in der Tagespresse von der "Réforme"vertreten wurde.Der Name SSozialdemokratie"bedeutete bei diesen ihren Erfindern eine Sektion

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IV.Stellung der Kommunisten

zu den verschiedenenoppositionellen Parteien

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dikale Bourgeoisie, ohne darum das Recht aufzugeben, sich kri-tisch zu den aus der revolutionären überlieferung herrührendenPhrasen und Illusionen zu verhalten.

In der Schweiz unterstützen sie die Radikalen, ohne zu ver-409 [ 3 ]

kennen, daß diese Partei aus widersprechenden Elementen be-steht, teils aus demokratischen Sozialisten im französischenSinn, teils aus radikalen Bourgeois.

Unter den Polen unterstützen die Kommunisten die Partei,410 [ 4 ]

welche eine agrarische Revolution zur Bedingung der nationa-len Befreiung macht, dieselbe Partei, welche die Krakauer Insur-rektion von 1846 ins Leben rief.

In Deutschland kämpft die Kommunistische Partei, sobald411 [ 5 ]

die Bourgeoisie revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bour-geoisie gegen die absolute Monarchie, das feudale Grundeigen-tum und die Kleinbürgerei.

Sie unterläßt aber keinen Augenblick, bei den Arbeitern ein412 [ 6 ]

möglichst klares Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz MEW:B22 :3A:S.493

zwischen61 Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten, da-mit die deutschen Arbeiter sogleich die gesellschaftlichen undpolitischen Bedingungen, welche die Bourgeoisie mit ihrer Herr-413

schaft herbeiführen muß, als ebenso viele Waffen gegen dieBourgeoisie kehren können, damit, nach dem Sturz der reaktio-nären Klassen in Deutschland, sofort der Kampf gegen die Bour-geoisie selbst beginnt.

der demokratischen oder republikanischen Partei mit mehr oder weniger sozia-listischer Färbung. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.]

Die damals sich sozialistisch-demokratisch nennende Partei in Frankreich wardie durch Ledru-Rollin politisch und durch Louis Blanc literarisch vertretene; siewar also himmelweit verschieden von der heutigen deutschen Sozialdemokratie.

[Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.]61[Textvarianten] (1848) von

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Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptauf-414 [ 7 ]

merksamkeit, weil Deutschland am Vorabend einer bürgerli-chen Revolution steht und weil es diese Umwälzung unterfortgeschrittneren Bedingungen der europäischen Zivilisationüberhaupt und mit einem viel weiter entwickelten Proletariatvollbringt als England im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert,415

die deutsche bürgerliche Revolution also nur das unmittelbareVorspiel einer proletarischen Revolution sein kann.

Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede416 [ 8 ]

revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftli-chen und politischen Zustände.

In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage,417 [ 9 ]

welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenom-men haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor.

Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbin-418 [ 10 ]

dung und Verständigung der demokratischen Parteien aller Län-der.

Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Ab-419 [ 11 ]

sichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zweckenur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturzaller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschendenKlassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Pro-letarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie habeneine Welt zu gewinnen.

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

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