Physik für Mediziner und...

Post on 17-Sep-2018

252 views 0 download

Transcript of Physik für Mediziner und...

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 1

Physik für Mediziner und Zahnmediziner

Vorlesung 17

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 2

das Auge: feste Bildweite, variable Brechkraft (Brennweite)

0bn

g1

f1

+==ϕ

0bn

=ϕ∞

g1

f1

=ϕ variable Größen:

Gegenstandweite g

Brechkraft φ (Brennweite f) Steigung =1

nWasser und Bildweite b0 sind im Auge konstant! Gradengleichung

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 3

normalsichtiges Auge

0bn

g1

f1

+==ϕ

0bn

=ϕ∞

Akkommodationsbreite

g1

f1

b0: Bildweite (des normalsichtigen Auges: ca. 22.8mm)

gN: Nahpunkt (Auge „angespannt“)

gF: Fernpunkt (Auge „entspannt“)

b0 Fg

1

Fernpunkt = ∞

Ng1

Nahpunkt ca. 10 cm

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 4

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 5

Fehlsichtigkeiten

Myopie (Kurzsichtigkeit) Hypermetrie (Weitsichtigkeit)

normal normal

Compare ! Compare !

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 6

Fehlsichtigkeiten

Myopie (Kurzsichtigkeit) Hypermetrie (Weitsichtigkeit)

normal normal

Compare ! Compare !

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 7

Myopie: Kurzsichtigkeit

0bn

=ϕ∞

Akkommodationsbreite bleibt gleich

Akkommodations- bereich ist verschoben!

g1

f1

b0

b>b0

Bulbus zu lang, d.h. bM > b0

Mbn

=ϕ∆+ϕ∞

Ng1

Fg1

Fernpunkt liegt im Endlichen, dahinter wird‘s unscharf!

)M(Ng1

Nahpunkt liegt näher als normal.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 8

Myopie: Korrektur durch Zerstreuungslinse

0bn

=ϕ∞

Akkommodations- bereich

)M(Ng1

Fg1 g

1

f1

Mbn

=ϕ∆+ϕ∞

0g1

b1

b1n

bn

bn

F0M

0M

<−=

−=ϕ∆⇒

ϕ∆+==ϕ∆+ϕ∞

Nötig: Korrektur durch Verringerung der Brechkraft um Δφ

Ng1

unerwünschter Term

Zerstr. Linse

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 9

Hypermetrie: Weitsichtigkeit

0bn

=ϕ∞

Fg1 g

1

f1

b0

b<b0

Bulbus zu kurz, d.h. bH < b0

Ng1

normal

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 10

Hypermetrie: Weitsichtigkeit

0bn

=ϕ∞

Akkommoda- tionsbereich verkleinert

)H(Ng1

Fg1 g

1

f1

b0

b<b0

Bulbus zu kurz, d.h. bH < b0

Hbn

=ϕ∆+ϕ∞

Ng1

Nahpunkt in der Ferne

Fernakkomodation ist jedoch möglich durch spannen der Ziliarmuskeln (aktiv), ist ermüdend (da dies ja fast dauernd auftritt).

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 11

Hypermetrie: Korrektur durch Sammellinse

0bn

=ϕ∞

Akkommoda- tionsbereich

)H(Ng1

Fg1 g

1

f1

Hbn

=ϕ∆+ϕ∞

0g1

g1

b1

b1n

bn

bn

)H(NN0H

0H

>−=

−=ϕ∆⇒

ϕ∆+==ϕ∆+ϕ∞

Ng1

unerwünschter Term

Sammel Linse

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 12

Hypermetrie: Korrektur durch Sammellinse

0bn

=ϕ∞

Akkommoda- tionsbereich

)H(Ng1

Fg1 g

1

f1

Hbn

=ϕ∆+ϕ∞

0g1

g1

b1

b1n

bn

bn

)H(NN0H

0H

>−=

−=ϕ∆⇒

ϕ∆+==ϕ∆+ϕ∞

Ng1

ungewünschter Term

Sammel Linse

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 13

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Verringerung der Akkommodationsbreite A Folge: Nahpunkt gN rückt in große Entfernung

0bn

=ϕ∞

Akko

mm

odat

ions

- be

reic

h

)P(Ng1

Fg1 g

1

f1

Ng1

A

0

4

8

12

10 20 30 40 50 60 Ak

kom

mod

atio

nsbr

eite

[dpt

]

Alter [Jahre]

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 14

Presbyopie: Korrektur durch Sammellinse

0bn

=ϕ∞

Akko

mm

odat

ions

- be

reic

h

0g1

Fg1 g

1

f1

Korrektur: Sammellinse: rückt Nahpunkt in die deutliche Sehweite (g0= 25cm)

„Raufschieben“ des Akk.Bereichs damit aber…

Ng1

A Folge: Fernpunkt rückt ins Endliche daher: Gleitsichtgläser oder „halbe“ Brillen

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 15

Vergleich

Normal Kurz

Weit Alters- weit

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 16

Nahpunkt eines normalsichtigen Auges: Aufgabe

Für ein normalsichtiges Auge liegt der Fernpunkt gF im Unendlichen. Berechnen Sie die Lage des Nahpunktes gN unter der Annahme, dass die Akkommodationsbreite des Auges A=10dpt beträgt. Beachten Sie, dass die Bildweite für alle Gegenstandweiten konstant ist!

gN

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 17

Vergleich: Einfache Augen-Komplexe Augen

Becherauge (einfach)

Becherauge (komplexer)

Nautilus

Vorteil: Abbildungen sind immer „blenden“-scharf!

Keine Fehlsichtigkeiten!

Aber: geringe Schärfe bei offener Blende oder wenig Lichtstärke bei kleiner Blende.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 18

Linsenauge

Riesenkalmar (Auge ähnlich Menschenauge!)

Mensch

Hohe Lichtstärke,

Regelbare Schärfe

Aber: Fehlsichtigkeiten können entstehen.

Vergleich: Einfache Augen-Komplexe Augen

Abbildungsfehler (Aberrationen)

Beobachtung:

Deutung:

Experimente Farbfehler (chromatische Aberration)

monochromatisch polychromatisch

Öffnungsfehler (sphärische Aberration)

R. Mettin (nach M. Seibt und W. Glatzel) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 20

Abbildungsfehler

Chromatische Aberration

Sphärische Aberration

Astigmatismus (Stabsichtigkeit)

Achtung: Physikalisch ist Astigmatismus als Abbildungsfehler durch Verkippung des Strahls gegen die Hautpachse der Linse definiert. Auch hier bekommt man an Stelle eines Brennpunktes nun eine „Brennlinie“

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 21

Abbildungsfehler Annahmen für die bisherigen Überlegungen:

• Annahme1: Strahlen sind achsennah (kleine Winkel) Abweichungen: sphärische Aberration (Öffnungsfehler) Effekt: achsenferne Strahlen haben kürzere Brennweiten (winkelabhängige Brennweite) Abhilfe: achsenferne Strahlen ausblenden

• Annahme 2: Brechungsindex für alle Wellenlängen gleich Abweichungen: chromatische Aberration (Farbfehler) Effekt: kurzwelliges Licht kürzere Brennweiten (wellenlängenabhängige Brennweiten)

• Annahme 3: Linsenkrümmung in alle Richtungen gleich Abweichungen: medizinscher Astigmatismus (physiologisch normal 0.5 dpt!) Effekt: unterschiedliche Brennweiten für verschiedene Achsen Abhilfe: Zylinderlinsen zur Korrektur

Bei Abbildungen durch Spiegel gibt es keine Wellenlängenabhängigkeit, d.h. keine Abbildungsfehler!

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 22

Auflösungsgrenzen: Beugung an Öffnungen

Beobachtung:

Deutung:

Experimente

Beugung am Spalt

Beugung an Lochblende

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 23

Beugung (Diffraktion)

Die Beugung oder Diffraktion ist die „Ablenkung“ von Wellen (wie Licht- und anderen elektromagnetischen Wellen, Wasser- oder Schallwellen) an einem Hindernis.

Bei Beugungserscheinungen kann sich die Welle im geometrischen Schattenraum des Hindernisses (Spalt, Gitter, Fangspiegel usw.) ausbreiten.

Wenn der Lochdurchmesser deutlich kleiner ist als die Wellenlänge, entstehen dahinter Kugelwellen.

Überlagerung von solchen Effekten erzeugt Unschärfe und reduziert die Auflösung bei einer Abbildung.

Diese Effekte entstehen wenn das Hindernis (oder die Öffnung) etwa so klein ist wie die Wellenlängen des Lichts

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 24

Beugung (Diffraktion)

Beugung ist (auch) wellenlängenabhängig

Beugungsmuster an einem Spalt

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 25

Versuch: Beugung an der Lochblende

Beugungseffekte begrenzen das Auflösungsvermögen eines Mikroskops. Das ist wiederum wellenlängenabhängig!

Objekte

Bilder

Der Begriff des Auflösungsvermögens

λ klein λ gross

Beugungsgrenzen der Fokussierung

Durch Linse oder Hohlspiegel fokussierte Welle bildet in Fokusebene ein “Beugungsscheibchen” mit Durchmesser d.

Es gilt d ~ λ und d ~ (1/D) !

R. Mettin (nach M. Seibt und W. Glatzel) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner

Ausbreitung von Wellen der Wellenlänge λ hinter Linsen mit Durchmesser (Apertur) D :

Auflösungsgrenze des Auges

R. Mettin (nach M. Seibt und W. Glatzel) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner

r = d/2 = 1,22 f λ / D

Für unser Auge ergibt sich mit

f ~ 24 mm, D ~ 4 mm (Pupille),

λ ~ 600 nm / 1,33 = 450 nm

ein Beugungsscheibchen von ca. 7 µm Durchmesser.

Dies entspricht etwa dem Abstand der Rezeptorzellen !!!

Kleinerer Rezeptorabstand (falls physiologisch möglich) würde also nicht mehr Auflösung bringen.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 28

Geometrische Optik: Lernziele

• Brennweiten von Kugelflächen • Bildkonstruktionen bei Vorgabe von Brennweiten,

Knotenpunkten, Hauptebene,… • vereinfachtes Abbildungsmodell des Auges • Abbildungsgleichung: dünne Linse in Luft • zusammengesetztes optisches System • Abbildungsgleichung: Auge • Bedeutung von Nahpunkt, Fernpunkt,

Akkommodationsbreite • Fehlsichtigkeiten • Aberrationen

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 29

Kern- und Atomphysik

• Warum Kern- und Atomphysik: Anwendungen in der Medizin (bildgebende Verfahren)

• Theorie • Strahlenschäden beim Menschen. • Erklärung der Funktionsweise der bildgebenden

Verfahren.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 30

Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahme, CT, Szintigraphie, PET, MRT...

Röntgen

CT

PET

MRT

Kernphysik Atomphysik

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 31

Projektion

Transmission von Röntgenstrahlung

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 32

Projektion

Szintigramm

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 33

Tomographie

… Rekonstruktion (mathematische Berechnung) eines 2- oder 3-dimensionalen Bildes aus (zahlreichen) Projektionen

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 34

Tomographie

… Rekonstruktion (mathematische Berechnung) eines 2- oder 3-dimensionalen Bildes aus (zahlreichen) Projektionen

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 35

die „natürliche“ Energieeinheit der Atom- und Kernphysik: Elektronenvolt (eV)

+

-

d

(das war schon mal dran: Elektr. Eng = Spannung mal Ladung!)

Damit:

Definition des elektrischen Feldes:

oder auch (Kraft/Probeladung):

damit

Arbeit W (Kraft mal Weg):

Sei: die Elementarladung (Ladung des Elektrons)

Und:

Plattenkondensator

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 36

die „natürliche“ Energieeinheit der Atom- und Kernphysik: Elektronenvolt (eV)

potentielle Energie einer Ladung q nach Durchlaufen der elektrischen Spannung (Potentialdifferenz) U:

qUWpot =

Definition:

1 Elektronenvolt (eV) ist die Energie einer Elementarladung e nach Durchlaufen der elektrischen Spannung U=1V

1eV= 1.602∙10-19AsV= 1.602∙10-19 J

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 37

Atomphysik ist relativistisch!

Teilchen bewegen sich oft sehr schnell! (nahe der Lichtgeschw.) Damit ist die Masse eines Teilchens NICHT mehr als konstant aufzufassen. (Newton‘sche Mechanik gilt nicht mehr!) Man definiert als Ruhemasse: m(v=0) = m0

Vergleich: Potentielle Energie mgh: Bei einem 10t schweren Körper (LKW) erhält man etwa die selbe Energie wenn man diesen auf 100000 km anheben würde (1/3 der Strecke von der Erde zum Mond).

Bei einem Gramm Masse ergibt sich:

Weiterhin gilt die (berühmte) Massen-Energie Äquivalenz:

Es ist:

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 38

Wirkung von Atomexplosionen

Da jeder gespaltene Uran- oder Plutoniumkern etwa 213 Millionen Elektronenvolt (213 MeV) freisetzt, liefern etwa 2 × 1024 Kernspaltungen eine Energie von 20000 Tonnen TNT, die Sprengkraft der ersten Atombombe. Dies entspräche nur etwa 850g reiner Masse bezogen auf Plutonium (239Pu: Masse ist ca. 239u), welche in reine Energie umgewandelt würde. (Achtung, der Prozess ist in Wirklichkeit viel komplexer!)

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 39

Wirkung von Atomexplosionen

Schatten einer Person…

Hiroshima nach dem Angriff

Die stärksten je gezündeten Bomben waren „Castle Bravo“ (USA, x1000) und AN602 (USSR, x4000)

Faktoren relativ zur Hiroshima Bombe.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 40

Das Atom

Aus WIKIPedia: Die früheste bekannte Erwähnung des Atomkonzepts in der Philosophie stammt aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. aus Indien.

Die Nyaya- und Vaisheshika-Schulen entwickelten ausgearbeitete Theorien, wie sich Atome zu komplexeren Gebilden zusammenschlössen (erst in Paaren, dann je drei Paare).

Die Atomvorstellung in der griechischen Philosophie ist erstmals von Leukipp überliefert, dessen Schüler Demokrit seine Vorstellungen systematisierte. Etwa 450 v. Chr. prägte Demokrit den Begriff átomos, was etwa „das Unzerschneidbare“ bedeutet, also ein nicht weiter zerteilbares Objekt bezeichnet.

In der Zeit des Hellenismus vertrat Epikur eine Atomtheorie. Obwohl die indischen und griechischen Atomvorstellungen rein philosophischer Natur waren, hat die moderne Chemie die Bezeichnung von Demokrit beibehalten.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 41

Aufbau der Atome

Atome wurden lange als kleinste (unteilbare) Teilchen angesehen.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 42

Atomaufbau

K

L

M

Atomkern: Z positive Ladungen (Protonen) typische Größe d. Atomkerns: fm (10-15m)

Bsp.: Na (Vergleich: Lichtwellenlänge 500nm)

Atomhülle: Z negative Ladungen (Elektronen) typische Atomgröße: 0.1nm (10-10m)

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 43

Elementarteilchen

Atomhülle: • Elektronen

– Ladung: qe= -e = -1.602∙10-19As – Masse: me=9.1∙10-31kg ≈ 5.5∙10-4u ≡ 511keV = 10-13 J

Atomkern: • Protonen

– Ladung: qp= +e = 1.602∙10-19As – Masse: 1.67∙10-27kg = 1.007u = 1836me

• Neutronen: – Ladung: qn=0 – Masse: 1.67∙10-27kg = 1.008u = 1839me

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 44

Atomare Masseneinheit

Die atomare Masseneinheit (Einheitenzeichen: u für unified atomic mass unit, veraltet amu für atomic mass unit) ist eine Maßeinheit der Masse. Sie wird bei der Angabe von Atom- und Molekülmassen verwendet. Ihr Wert ist auf 1/12 der Masse des Kohlenstoff-Isotops 12C festgelegt.

• Protonen – Ladung: qp= +e = 1.602∙10-19As – Masse: 1.67∙10-27kg = 1.007u = 1836me

• Neutronen: – Ladung: qn=0 – Masse: 1.67∙10-27kg = 1.008u = 1839me

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 45

Atomaufbau

• elektrische Neutralität der Atome liefert: Zahl der Protonen (im Kern) = Zahl der Elektronen (in der Hülle) Kernladungszahl Z

• Massenverhältnisse: mp≈mn≈1800∙me Atommasse (nahezu) vollständig im Kern Massenzahl A = Z + N wobei N: Zahl der Neutronen

• Größenverhältnisse: (Bsp.: H-Atom) – Atomradius: 530pm (pico-meter 10-12) – Kerndurchmesser (Proton): 1.7fm (femto-meter 10-15) Verhältnis der Radien ca. 60 000

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 46

Atomaufbau: „Isotope“

• Schreibweise

• X bezeichnet das chemische Element (z.B.: H, He, C,…) • Kernladungszahl Z: legt Element (und chemische

Eigenschaften) fest • Atome mit gleicher Kernladungszahl Z aber

unterschiedlichen Neutronenzahlen N (Massenzahlen A) heißen Isotope, da sie an derselben Stelle des Periodensystems stehen (Iso-Topos: „Selber-Platz“)

– Bsp.: Wasserstoff, Deuterium, Tritium (sind chemisch gleich, physikalisch jedoch nicht)

NAZ X

2311

210

11 H,H,H

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 47

Isotope, Bsp.: Kohlenstoff

• Isotope verhalten sich chemisch gleich • Elemente kommen typisch als Isotopengemisch vor

Isotop Häufigkeit T1/2 10C künstl. 19,255 s 11C künstl. 20,39 min

12C 98,9 % C ist stabil mit 6 Neutronen

13C 1,1 % C ist stabil mit 7 Neutronen 14C in Spuren 5730 a 15C künstl. 2,449 s 16C künstl. 0,747 s

Bem.: da C synonym für Z=6 ist, wird diese Angabe häufig weggelassen

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 48

…was die Welt im Innersten zusammenhält…

• abstoßende Coulombkraft zwischen Protonen (positiven Ladungen) im Kern.

• anziehende Kraft durch „starke Wechselwirkung“, die zwischen den Nukleonen (Neutronen, Protonen) wirkt.

• Faustregel: Z≈N ist stabil. – Bsp.: 12C: Z=6, N=6, A= Z+N = 12 stabil

13C: Z=6, N=7, A= Z+N = 13 stabil aber: 14C: Z=6, N=8 instabil (Archäologie, T1/2=5730a).

• Kernzerfall

– Abgabe von Energie in Form von ionisierender Strahlung (hohe Energie! ca. oft 1MeV pro Zerfall)

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 49

Zerfall von 14C

das radioaktive Isotop 14C zerfällt in das stabile 14N • Nukleonenbilanz:

– vorher: Z=6, N=8, A=14 – nachher: Z=7, N=7, A=14 Nukleonenzahl bleibt erhalten (gilt immer für ALLE Kernreaktionen)

• Ladungsbilanz: – vorher: Z=6 – nachher: Z=7 aufgrund der Ladungserhaltung muss eine negative Ladung beim Zerfall entstehen.

e14

714

6 νeNC ++→ −

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 50

Zerfall von 14C

• Zerfall unter Emission von Elektronen wird β--Zerfall genannt

• Erhaltungssätze gelten! (für Nukleonen UND auch für leichte Teilchen)

• Nettoreaktion:

e14

714

6 νeNC ++→ −e

147

146 νβNC ++→ −oder

:νe Elektron-Antineutrino

e11

10 νepn ++→ −

Eigenschaften: –negative elektrische Ladung (q=-1e) –kleine Masse (me≈u/1840) –ablenkbar in elektrischen und magnetischen Feldern

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 51

Zerfall von 14C

e14

714

6 νeNC ++→ −

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 52

β--Zerfall

Beta-Strahler: Thallium 208 zerfällt zu Blei 208 Absorption durch verschiedene Materialien Ablenkung durch Magnetfeld.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 53

β+-Zerfall

e115

116 νeBC ++→ +

e10

11 νβnp ++→ +Nettoreaktion:

e115

116 νβBC ++→ +

oder

Eigenschaften: –positive elektrische Ladung (q=+1e) –kleine Masse (me≈u/1840) –ablenkbar in elektrischen und magnetischen Feldern

Elektron-Neutrino

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 54

Bsp.: Z=84, Polonium (210Po)

Isotop Häufigkeit T1/2 210Po 99,998 % 138,376 d 212Po 2·10−14 304 ns 214Po 1 · 10−11 164 μs 216Po 1 · 10−8 0,15 s 218Po 1,6 · 10−5 3,05 min

eine Auswahl möglicher Isotope (es gibt 11)

?PbPo 20682

21084 +→

A. Litwinenko

Radioaktive Substanz im Körper (Stern vom 24.11.2006) Der frühere KGB-Agent Alexander Litwinenko ist an dem radioaktiven Stoff Polonium 210 gestorben.

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 55

α-Zerfall

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 56

Bsp.: Z=84, Polonium (210Po)

?PbPo 20682

21084 +→

NeutronenNNLadungenposZZ

2124126.28284

+=→=+=→=

Ladungs- und Nukleonenerhaltung liefert:

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 57

Bsp.: Z=84, Polonium (210Po)

entstehende Strahlung besteht aus 2-fach positiv geladenen Heliumkernen α-Strahlung

+++→ HePbPo 42

20682

21084

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 58

α-Zerfall formal

αYX 4-A2-Z

AZ +→

Eigenschaften: – zweifach positive geladen (q=+2e) – große Masse (mα≈4u) – ablenkbar in elektrischen und magnetischen Feldern (wegen höherer Masse jedoch schwächer als beim β-Zerfall)

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 59

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 60

Fehlsichtigkeiten

Beobachtung:

Deutung:

Experimente

Myopie Hyperopie

Prof. F. Wörgötter (nach M. Seibt) -- Physik für Mediziner und Zahnmediziner 61

Abbildungsfehler (Aberrationen)

Beobachtung:

Deutung:

Experimente Farbfehler (chromatische Aberration)

monochromatisch polychromatisch

Öffnungsfehler (sphärische Aberration)