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Physikalisch-Chemisches Praktikum für Fortgeschrittene
V 12
Elektrochemie:Elektrolyse und Brennstoffzelle
Standort: Uni West, 47.0.116
Kurzbeschreibung: Die elektrochemischen Grundlagen befassen sich mit dem Wechselspiel von
elektrochemischen Potentialen, Reaktionsraten für Wasserelektrolyse bzw. elektrochemische
Wasserstoffoxidation, sowie Elektronentransfer und Stofftransport, deren jeweiliger Einfluss sich in
den Strom/Spannungs-Kennlinien von Elektrolyse und Brennstoffzellen widerspiegelt. Besonderes
Augenmerk liegt auf den technologisch bedeutsamen Wirkungsgraden für die Umwandlung von
elektrischer in chemische Energie und umgekehrt. Hierzu werden in Experiment und Auswertung
vor allem die Zusammenhänge Zellspannung/freie Reaktionsenthalpie/Reaktionsbarrieren sowie
Strom/ Reaktionsrate/Reaktionsbarrieren herausgearbeitet. Desweiteren wird die Stromerzeugung
mittels Solarzelle betrachtet.
Überarbeitetes Versuchsskript, 2016
1 Einleitung
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Skript wie immer nur um einen Leitfaden
handelt, der einen kurzen nicht erschöpfenden Überblick der wichtigsten Themen gibt. Um den
Versuch erfolgreich durchzuführen ist weitere Literatur notwendig.
Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist es, durch den Praktikumsversuch einen Einstieg und
Überblick über grundlegende Themen der Photovoltaik und Elektrochemie zu geben.
2 Theorie
2.1 Photovoltaik
In diesem Abschnitt soll kurz auf die Grundlagen der Photovoltaik eingegangen werden. Nötige
Voraussetzung ist ein Verständnis von MO-Theorie, Bandstruktur, Fermi-Energie, Halbleiter und
Dotierung. Wir betrachten hier nur den Fall von Si-Halbleitern.
Prinzipiell läuft die Energieerzeugung in Solarzellen in zwei Schritten ab. Zuerst trifft ein Photon
auf das Material, wird absorbiert und ein Teil der Energie wird in potentielle elektrische Energie
überführt. Anschließend findet eine Bewegung bzw. Trennung von Ladungsträgern an einem
Potentialgradienten statt.
Bringt man einen n- und einen p-Halbleiter zusammen, so kommt es zur Diffusion von
Ladungsträgern. Hierbei wandern die Elektronen des n-Halbleiters in das p-Material und - formal -
die Löcher in entgegengesetzte Richtung (siehe Abb. 2.1). Dies geschieht aufgrund der
unterschiedliche elektrochemischen Potentiale in den beiden Materialien und der Diffusionsstrom
hört auf sobald sie ausgeglichen sind. Es kommt zur Ausbildung einer Raumladungszone der Breite
ω . Dadurch baut sich eine Kontaktspannung eV b i , die von der Differenz der Fermi-Energien, die
wiederum von den Dotierungskonzentrationen bestimmt wird.
Treffen nun Photonen auf die Raumladungszone so können die Absorbierten der Energie Eg≤h ν
ins Leitungsband angehoben werden. Hierbei ist Eg die Energiedifferenz, die Valenz- und
Abb. 2.1: links – Kontaktaufnahme zweier entgegengesetzt dotierter
Halbleiter; rechts – Ausbildung einer Raumladungszone
E n-Halbleiter p-Halbleiter
EFDonoratome
EFAkzeptoratome
EL
EV
Elektronen
L ocher
n-Halbleiter p-Halbleiter
EL
EV
EF
ω
negativeUberschuss-
ladung
positveUberschuss-
ladung
eVbi
Leitungsband trennt. Die Energie, die Eg übersteigt ist verloren, da sie als Wärme abgegeben wird
wenn das Elektron auf die untere Kante des Leitungsband zurück fällt. Andererseits kann es auch
zur Rekombination von Elektron-Lochpaaren kommen. Wichtige Parameter sind also die
Diffusionslänge, die Lebensdauer und die Breite der Raumladungszone. Die entstehenden Elektron-
Loch-Paare können im Feld der Raumladungszone getrennt werden, wie Abb. 2.2 zeigt. Es liegt
also ein Elektronenüberschuss im n-Halbleiter und ein Elektronenmangel im p-Halbleiter vor.
Verbindet man nun die beiden Regionen galvanisch über einen äußeren Stromkreis, so fließen
Elektronen vom n- zum p-Gebiet und rekombinieren dort mit Löchern.
2.2 Bild der Grenzfläche zwischen Elektrode und Elektrolyt
Zum Verständnis der Reaktionen an einer Elektrode im Elektrolyten soll kurz auf die elektrische
Doppelschicht eingegangen werden.
Taucht eine geladene Elektrode in eine Lösung, so halten sich entgegengesetzt geladene Ionen
bevorzugt in der Nähe der Oberfläche auf und kompensieren die elektrische Ladung der Elektrode.
Abb. 2.3 zeigt ein Modell dieser Schicht.
Helmholtz entwickelte dazu ein einfaches Modell. Da die Ionen vom Lösemittel solvatisiert sind, ist
der Ladungsschwerpunkt dieser Schicht a2
von der Elektrodenoberfläche entfernt, wobei a dem
Durchmesser der solvatisierten Ionen entspricht. Diese Schicht wird nach Helmholtz als äußere
Helmholtz–Schicht bezeichnet. Nun ist es auch möglich, dass vor allem weiche (nach HSAB),
negativ geladene Ionen, ihre Solvathülle teilweise abstreifen und direkt an die Elektrode binden.
Die Schicht dieser chemisorbierten Ionen wird als innere Helmholtz–Schicht bezeichnet.
In Lösungen mit einer höheren Konzentration an gelösten Ionen vermag dieses einfache Modell
eines Plattenkondensators die Grenzschicht zwischen Elektrode und Elektrolyt gut zu beschreiben,
da nahezu der gesamte Potentialabfall in der Helmholtz–Ebene stattfindet. Ist nun der Elektrolyt
aber sehr niedrig konzentriert, so fällt nicht das gesamte Potential bereits innerhalb dieser
Abb. 2.2: Prinzip einer Solarzelle
n-Halbleiter p-Halbleiter
L ocher
E lektronen
EF
hν
hν
hν
VerbraucherI
Doppelschicht ab, sondern der Abfall reicht weiter ins Lösungsinnere hinein. Die nicht direkt an der
Elektrode angelagerten Ionen sind dementsprechend schwächer gebunden und unterliegen somit
stärker der thermischen Bewegung. Dies wurde von Gouy als Grundlage einer diffusen
Doppelschicht mit einem exponentiellen Potentialabfall verwendet und von Chapman
weiterentwickelt.
Stern führte die beiden vorgenannten Modelle zusammen. Hier findet zuerst bis zur Helmholtz–
Ebene ein linearer und im Anschluss der exponentielle Abfall (nach Gouy–Chapman) statt. Schon
ab einer Elektrolytkonzentration von 0.1 mol L-1-1 kann die diffuse Doppelschicht vernachlässigt und
angenommen werden, dass der Potentialabfall sich auf die starre Doppelschicht beschränkt.
2.3 Thermodynamik
Die Thermodynamik bei elektrochemischen Reaktionen benötigt zusätzlich zu den allgemeinen
Größen weitere Begriffe zur Beschreibung. Die elektrische Arbeit und die Oberflächenarbeit sind
zwei dieser Terme. Es gibt einige Hürden die auf das Elektroneutralitätsprinzip zurückzuführen
sind, welches dazu führt dass einige entscheidende Größen nicht direkt zugänglich sind. Als
Beispiele können hier das individuelle Elektrodenpotential, die Aktivität von Ionen oder die
Solvatationsenergie eines einzelnen Ions genannt werden.
2.3.1 Galvani-Potential
Das Galvani-Potential ϕ gibt das elektrische Potential im Inneren einer Phase bezogen auf das
wechselwirkungsfreie Vakuum an. Es wird daher auch als inneres elektrisches Potential bezeichnet.
Dieses Potential kann, aufgrund der verschiedenen Ursachen, in das äußere elektrische Potential ψ
und das Oberflächenpotential χ aufgeteilt werden.
2.3.2 Elektrochemisches Potential
Finden nun Reaktionen statt, bei denen Ionen (oder Elektronen) beteiligt sind, so muss außer der
chemischen Arbeit auch die Arbeit berücksichtigt werden, welche aufgrund des Transports von
Abb. 2.3: Helmholtz-Modell der elektrischen
Doppelschicht2
Ladung über die Potentialdifferenz hinweg aufgebracht werden muss. Um dies zu berücksichtigen
wird das elektrochemische Potential bei allen Vorgängen verwendet, bei denen nicht nur neutrale
Komponenten beteiligt sind. Es enthält zusätzlich zum chemischen Potential μ i noch den
elektrischen Anteil z i Fϕ . zi ist die Ladungszahl der Komponente i.
~μ i=μi+z i Fϕ=μi0+RT ln a i+z i Fϕ (2.1)
Das chemische Potential kann hierbei in ein Standardpotential μi0 und den aktivitätsabhängigen
Term RT ln ai aufgespalten werden.
2.3.3 Galvani-Spannung
Bringt man eine Elektrode mit einem Elektrolyt in Kontakt, so können solange Teilchen in Lösung
gehen oder umgekehrt, bis die elektrochemischen Potentiale der beteiligten Spezies in beiden
Phasen identisch sind:
~μ iα=~μi
β (2.2)
Nach obiger Definitionen wird das elektrochemische Potential aufgespalten und das chemische
Potential auf einen Standardzustand bezogen. Anschließend wird nach Δϕ aufgelöst.
Δϕ=ϕα−ϕ
β=μi
0β−μi
0α
zi F+
RTz i F
lnaiβ
a iα=Δ ϕ
0+
RTz i F
lna iβ
a iα (2.3)
Die Galvani-Spannung Δϕ gibt den Unterschied zwischen den elektrischen Potentialen im Inneren
der Elektrode ( α ) und im Inneren der Lösung ( β ) an. Die Galvani-Spannung ist nicht messbar.
2.3.4 Elektrochemische Zelle
Eine elektrochemischen Zelle setzt sich aus mindestens zwei Elektronenleitern/Elektroden (meist
Metalle aber auch Kohlenstoff oder Halbleiter), die mit einen Ionenleiter (Elektrolyt) in Kontakt
stehen zusammen. Die Zelle kann grundsätzlich entweder als galvanische Zelle bei spontan
ablaufenden Reaktionen oder wenn eine externe Spannung angelegt wird als elektrolytische Zelle
betrieben werden.
Beim Daniell-Element beispielsweise werden zwei verschiedene Metalle (Cu und Zn) in eine
Elektrolytlösung getaucht und es entsteht zwischen diesen Metallen eine Potentialdifferenz. Aus
historischen Gründen nennt man diese Anordnung galvanisches Element oder galvanische Kette.
Werden beide Metalle durch einen Leiter miteinander verbunden, so entsteht ein geschlossener
Stromkreis.
Wie in Abb. 2.4 zu sehen, entsteht ein Elektronenüberschuss an der Zinkelektrode (unedleres
Metall) und ein Elektronenmangel an der Kupferelektrode (edleres Metall). Die Elektronen fließen
im äußeren Stromkreis vom Minuspol (Zinkelektrode) zum Pluspol (Kupferelektrode). Das
unedlere Metall eines galvanischen Elements geht in Form von Ionen in die Elektrolytlösung über,
es wird verbraucht. Dieser Aufbau wird auch als Primärzelle bezeichnet.
Bei der dargestellten Zelle wird recht deutlich, dass eine Zelle immer aus zwei Halbzellen besteht.
Was genau ist nun die Definition einer Halbzelle? Um eine klare Diskussionsgrundlage zu haben
soll hier die Definition von Inzelt1 übernommen werden:
Die Halbzelle besteht aus zwei oder mehr in Serie geschalteten, elektrisch leitenden Phasen
zwischen denen Ladungsträger ausgetauscht werden können. Eine der Endphasen ist eine
Elektronenleiter (Elektrode), die andere ein Elektrolyt.
Manchmal wird der Begriff Elektrode auch für eine Halbzelle verwendet.
2.3.5 Zellreaktion und freie Reaktionsenthalpie
Eine Reaktionsgleichung lässt sich allgemein folgendermaßen formulieren:
∑α∑
i
νiα A i
α=0 (2.4)
Hierbei beschreibt α die Phase in der eine Komponente vorliegt. A i ist die chemische Formel der
i-ten Komponente und νi ist der zugehörige stöchiometrische Faktor. Es ist zu beachten, dass er für
Reaktanden negativ und positiv für Produkte ist.
Jetzt kann die dazugehörige freie Reaktionsenthalpie formuliert werden:
(∂G∂ ξ )p , T
=ΔG=∑α∑
i
νiαμiα (2.5)
Im Gleichgewicht ist dieser Ausdruck gleich Null.
Zusammenhang zwischen freier Reaktionsenthalpie und E
ΔGechem=∑i
~μ iνi=~μ eLνi+~μ eRνi=−z~μeL
+z~μeR=z (μeR
−FϕR−μeL−FϕL)=zF (ϕL−ϕR)=zFE
ΔGechem=∑i
μi νi+∑i
~μ i νi=0
⇒ΔGechem=ΔGchem+zFEΔGchem+zFE=0⇒ΔGchem=−zFE
Abb. 2.4: Darstellung des klassischen Daniell-
Elements1
2.3.6 Zelldiagramm und Potentialprofil einer elektrochemischen Zelle
Folgendes Diagramm ergibt sich für das Daniell-Element.
Cu(s) | Zn(s) | ZnSO4(aq) || CuSO4(aq) | Cu(s)
Die senkrechte Striche symbolisieren Phasengrenzen. Doppelstriche würden für ein Diaphragma
oder eine Salzbrücke verwendet werden, mit der die Halbzellen leitend miteinander verbunden sind.
Potentialdifferenzen können nur zwischen Phasen identischer Zusammensetzung gemessen werden,
weil das chemische Potential der Elektronen identisch sein muss.
2.3.7 Nernst-Gleichung
Die Nernst'sche Gleichung spielt in der Elektrochemie eine große Rolle, da sie in der Lage ist, die
elektrische Größe Spannung bzw. Elektrodenpotential mit der chemischen Größe Konzentration zu
verbinden. In ihrer ursprünglichsten Form lautet die Nernst-Gleichung:
E=E0+
RTzF
ln (∏i
a iνi
) (2.6)
Nur für den Fall großer Verdünnungen ist das ersetzen der Aktivität durch die Konzentration
zulässig, da nur in diesem Fall die Näherung c≈a zulässig ist. Dabei fällt auf, dass das
Halbzellenpotential von der Konzentration abhängig ist und vom Standardpotential abweichen
kann, wenn a≠1 mol L-1 ist. Wir werden nun die allgemeine Nernst-Gleichung herleiten. Für die
freie Reaktionsenthalpie ΔR G einer chemischen Reaktion, an der n Stoffe beteiligt sind, gilt:
ΔR G=ΔR G0+RT ⋅ ln (∏i
a iν i
) (2.7)
ΔR G ist die bei konstantem Druck und konstanter Temperatur aus der Reaktion maximal
Abb. 2.5: Potentialprofil 3
gewonnene Arbeit, die vollständig in nutzbare elektrische Arbeit umgewandelt werden kann. Daher
gilt:
ΔR G=−|νe|F E (2.8)
Für die Brennstoffzelle ergibt sich folgende Gleichung:
12
O2(g)+H2(g )⇌H2 O(l) (2.9)
Somit ergibt sich für die Nernst-Gleichung:
E=E0−RT2F⋅ln
aH2 O
aH2aO2
0.5 (2.10)
Die Aktivitäten für Reinstoffe lassen sich leicht beschreiben. Die Aktivität von Gasen ist
proportional zum Partialdruck. Die Aktivität von kondensierten Phasen bei Standarddruck ist Eins.
E=E0−RT2 F⋅ln
1
pH2
pΘ (pO2
pΘ )0,5
(2.11)
Arbeitet man bei Raumdruck und mit reinen Gasen und nicht beispielsweise mit Luftsauerstoff, so
sind auch die Aktivitäten der Gase nahe Eins.
2.3.8 Temperatur- und Druckabhängigkeit der reversiblen Zellspannung
Da die reversible Zellspannung E proportional zur Freien Reaktionsenthalpie ist, kann die
Temperatur- sowie Druckabhängigkeit leicht beschrieben werden.
E=ΔGch
−z F(2.12)
Über dG=(∂G∂T )p dT+(∂G
∂ p )T dp und dG=−SdT+Vdp können die beiden Zusammenhänge
hergeleitet werden.
Temperaturabhängigkeit
(∂Δ E∂T )
p
=(∂(ΔG−z F )∂T
)p
=1
z F (∂ΔG∂T )
p
=1
z F(∂(
dGd ξ )∂T
)p
=1
z F(∂(
d G∂T )∂ ξ
)p=
1z F (
∂ S∂ξ )p=
ΔSz⋅F
(2.13)
Die Temperaturabhängigkeit kann also über die Reaktionsentropie angegeben werden.
Druckabhängigkeit
(∂E∂ p )T=(
∂( ΔG−z F )∂ p
)T
=1
z F (∂ΔG∂ p )
T
=1
z F(∂(
dGd ξ )∂ p
)T
=1
z F(∂(
dG∂ p )∂ξ
)T=
1z F (
∂V∂ξ )T=
−ΔV m
z F
(2.14)
Analog steht die Druckabhängigkeit der reversiblen Zellspannung in Zusammenhang eines
Formelumsatzes mit der Volumenänderung, welche nur bei Gasen einen Einfluss hat, da sich das
Volumen von Feststoffen und Flüssigkeit im normalen Druckbereich praktisch nicht ändert.
2.3.1 Elektrochemische Spannungsreihe
Metalle können nach ihrer Tendenz, positive Ionen zu bilden, geordnet werden. Der Wasserstoff
stellt den Bezugspunkt für die Spannungsreihe dar. Das Potential einer Normalwasserstoffelektrode
(NHE) beträgt per definitionem 0 V.
Unter dem Elektrodenpotential einer Elektrode (oder Halbzelle) verstehen wir dann die reversible
Zellspannung einer Zelle, deren linke Seite aus einer Standard-Wasserstoffelektrode und deren
rechte Seite aus der zu untersuchenden Elektrode besteht.
2.4 Faraday'sche Gesetze
Bisher haben wir größtenteils über galvanische Zellen gesprochen. Betrachtet man die Umkehrung
einer galvanischen Zelle, handelt es sich um eine Elektrolyse. Michael Faraday fand 1832/33
erstmals einen quantitativen Zusammenhang zwischen der fließenden Ladungsmenge und der
chemischen Umsetzung an den Elektroden. Bekannt wurden sie als die zwei Faraday'schen Gesetze.
Das erste Faraday'sche Gesetz sagt: Die abgeschiedene Stoffmenge n ist proportional zur
durchgeflossenen Ladung Q, das heißt
n∝Q=I⋅t (2.15)
Das zweite Faraday'sche Gesetz sagt: Die durch gleiche Elektrizitätsmengen aus verschiedenen
Stoffen abgeschiedenen Massen m verhalten sich wie die Quotienten der molaren Massen M und
Tabelle 1: Einige für eine Brennstoffzelle interessante Reaktionen mit
dazugehörigen Standardpotential 3
der Ladungszahlen z der Zellreaktion (d.h. die Zahl der bei einem Formelumsatz umgesetzten
Elektronen):
m1
m2
=
M1
z1
M2
z2
(2.16)
Die Faraday-Konstante F=e⋅N A=96485,309 C mol−1 , wobei N A die Avogadro-Konstante ist, ist
der Proportionalitätsfaktor für das erste Faradaysche Gesetz. Unter Berücksichtigung der
Elementarladung e gilt dann:
Q=I⋅t=F⋅n⋅z (2.17)
Mit der molaren Masse M ergibt sich dann daraus:
mM=
I⋅tF⋅z
2.5 Elektrodenkinetik
2.5.1 Begriff der Überspannung
Bisher haben wir elektrochemische Systeme im Gleichgewicht betrachtet. Hierbei konnte mit der
Nernst-Gleichung das thermodynamische Verhalten gut beschrieben werden. Wenn wir nun ein
System betrachten, das sich z.B. durch Stromentnahme nicht mehr im Gleichgewicht befindet,
stellen wir fest, dass die gemessenen Spannungen von den Gleichgewichtswerten abweichen. Die
Abweichung der Spannung von der reversiblen Zellspannung wird als Überspannung η
bezeichnet. Sie ist von der Stromdichte j abhängig.
ηD=E j−Erev (2.18)
2.5.2 Butler-Volmer-Gleichung und Durchtrittsüberspannung
Um die folgenden Sachverhalte verstehen zu können, ist die Theorie des aktivierten Komplexes
erforderlich.
Zur Betrachtung der Vorgänge in unmittelbarer Nähe der Elektrode nehmen wir ein einfaches
System aus Metallelektrode und korrespondierendem Metallkation in Lösung.
Meα⇌Meβz++ze−α (2.19)
Zum Übergang eines Metallatoms von der Elektrode in die Lösung unter Elektronenabgabe muss
die Gitterenergie aufgebracht werden. Andererseits muss die Solvathülle abgestreift werden, wenn
eine Metallion sich auf der Elektrode abscheidet. Für beide Vorgänge ist eine Aktivierungsenergie
notwendig. Für eine Beschreibung wird die Theorie des aktivierten Komplex herangezogen. Die
Reaktion findet in der Helmholtz-Schicht mit ihrem unterliegenden linearen Potentialverlauf ab.
Abb. 2.6 Kurve 1 zeigt das Reaktionsprofil der Reaktion. Nun kommt die Galvani-Spannung aus
Kurve 2 hinzu und es ergibt sich Kurve 3, das tatsächliche Reaktionsprofil. Es ist zu erkennen, dass
durch das positive Potential die anodische Aktivierungsenergie gesenkt wird und somit dieser
Teilprozess gegenüber dem kathodischen begünstigt wird. Je nachdem wo sich der
Übergangszustand in der Helmholtz-Schicht befindet, wirkt sich eine bestimmter Bruchteil von
Δϕ auf seine Energie aus. Um dies zu beschreiben, wird der Durchtrittsfaktor α verwendet. Er
gibt an, an welcher Stelle wo sich der Übergangszustand in der Helmholtz-Schicht befindet.
Die Geschwindigkeitskonstanten können beschrieben werden mit:
k a=k 'a e−ΔGa
0≠−αzFΔϕRT =ka
0 eα zFΔϕ
RT (2.20)
bzw.
k k=k 'k e−ΔGa
0≠+(1−α)zFΔϕ
RT =kk0 e−(1−α)zFΔϕ
RT (2.21)
Da hier die Reaktion an der Elektrodenoberfläche betrachtet wird, kommen wir zur Stromdichte
also Strom pro Flächeneinheit. Hierzu wird die Flächenkonzentration Γ eingeführt.
j=kzFΓ (2.22)
Nun ist es allerdings so,dass Δϕ wie schon besprochen nicht direkt bestimmbar ist. Als
Referenzpunkt wird nun das Gleichgewichtspotential verwendet.
j0=zF k a0Γred e
αzFΔϕrev
RT =−zFkk0Γox e
−(1−α)zFΔϕrev
RT (2.23)
Führen wir nun die Überspannung mit ein so ergibt sich:
Abb. 2.6: Darstellung des Einfluss der
Potentialdifferenz auf anodischen und
kathodischen Teilprozess3
ja= j0 eαzFηD
RT und ja= j0 e−(1−α)zFηD
RT . (2.24)
Die sich für die Gesamtstromdichte nun ergebende Butler-Volmer-Gleichung beschreibt diese in
Abhängigkeit von der Durchtrittsüberspannung:
j=ja−|jk|= j0(eαzFηD
RT −e−(1−α)zFηD
RT ) (2.25)
Für die nachfolgenden Betrachtungen (z.B. Diskussion der Durchtrittsüberspannung) ist allerdings
das Verhalten der Einzelelektroden wichtig. Hierbei zeigt sich ein grundsätzliches Problem: Die
Spannungsdifferenz zwischen Elektrode und Elektrolyt, das sog. Absolutpotential ist unbekannt und
Messungen prinzipiell nicht zugänglich. Spricht man dennoch von Einzelspannungen, die oft auch
als Gleichgewichtselektrodenpotentiale bezeichnet werden, so meint man immer Zellspannungen,
die gegen eine Hilfselektrode gemessen werden.
Wie in der Abb. 2.6 zu erkennen sind die beiden Teilströme gestrichelt dargestellt. Nur wenn
α=0,5 ergibt sich eine symmetrische Gesamtstromdichte.
Die nicht direkt zugängliche Austauschstromdichte j0 kann über die sog. Tafel-Auftragung
bestimmt werden. Hierbei wird eine für große Überspannungen vereinfachte logarithmierte Form
der Butler-Volmer-Gleichung verwendet.
2.5.3 Diffusionsüberspannung
An den Elektrodenoberflächen finden elektrochemische Reaktionen statt. Durch die Umwandlung
sinkt die Konzentration der Edukte in der Nähe der Elektrodenoberfläche. Edukte werden durch
Diffusion nachgeliefert . Gleichzeitig steigt die Konzentration der Reaktionsprodukte an. Sie
werden entsprechend abtransportiert. Diese Stofftransportvorgänge, die in unmittelbarer Nähe der
Elektrode, an der Helmholtz-Schicht, ausschließlich über Diffusion erfolgen, werden im
allgemeinen durch das 1. Fick'sche Gesetz beschrieben.
Abb. 2.7: Verlauf der Stromdichte für
unterschiedliche Werte von α 3
Die Diffusionsüberspannung, d.h. der durch den Stofftransport verursachte Spannungsabfall,
berechnet sich aus der Differenz des konzentrationsabhängigen Galvani-Potentials innerhalb des
Elektrolyten
Δϕbulk=Δϕ0−
RTzF
lncL (2.26)
und an der Elektrodenoberfläche
Δϕ=Δϕ0−
RTzF
ln c j . (2.27)
Für die Konzentrationsüberspannung ergibt sich nun:
ηD=Δ ϕ−Δϕbulk=RTzF
lnc j
cL
(2.28)
Im stationären Zustand gilt für das Fick'sche Gesetz:
dNAdt
=−DdNdx=−DNA
dcdx
(2.29)
In eindimensionalen Systemen und unter der Voraussetzung eines linearen Konzentrationsgradient,
vereinfacht sich das 1. Fick'sche Gesetz für eine Komponente auf den Ausdruck:
dcdx=
cL− cj
δ(2.30)
Nun erhalten wir die Stromdichte mit durch Multiplikation mit ze
j=zFDδ(c j−cL) , (2.31)
was schlussendlich zur konkreten Diffusionsüberspannung führt:
ηT=RTzF
ln(1+ jδcz FD ) (2.32)
Die Diffusionsgeschwindigkeit durch die Nernst'sche Schicht ist am größten, wenn der Gradient am
Abb. 2.8: Nernst'sche Diffusionsschicht
mit linearem Konzentrationsprofil.
Elektrode
Helm
holtz
schicht
NernstscheDif usionsschicht
δ
cL
cj
Losung
c=0
c
x
steilsten ist, d.h. für c = 0. Dies bedeutet, dass jedes Teilchen, das durch die Nernst-Schicht
diffundiert ist, sofort abreagiert. Die in diesem Fall resultierende Stromdichte ist die maximal
mögliche und wird daher auch als Grenzstromdichte bezeichnet:
jGrenz=−zFDcδ
(2.33)
2.5.4 Ohm'sche Überspannung
Die Ohm'schen Verluste treten aufgrund der Transportwiderstände beim Ionentransport durch den
Elektrolyten und beim Elektronentransport durch das Elektrodenmaterial auf. Zur Beschreibung der
Ohm'schen Überspannung gilt die Definitionsgleichung:
ηOhm= jeff ROhm (2.34)
In dieser Gleichung ist j die Stromdichte und ROhm der Gesamtwiderstand der Zelle, der sich aus
elektronischem, ionischem und dem Kontaktwiderstand zusammensetzt.
2.6 Wirkungsgrade
Zur Charakterisierung der Leistungsfähigkeit einer Brennstoffzelle ist die Definition von
Wirkungsgraden üblich. Wirkungsgrade bezeichnen den Quotienten aus dem Nutzen und dem
Aufwand eines Prozesses. Bei Brennstoffzellen unterscheidet man zwischen dem elektrischen
Wirkungsgrad (elektrische Arbeit, die die Brennstoffzelle leistet, geteilt durch die zugeführte
Brennstoffenergie) und dem thermischen Wirkungsgrad (erzeugte Nutzwärme geteilt durch die
zugeführte Brennstoffenergie).
Thermodynamischer (idealer) Wirkungsgrad
Für eine ideale Brennstoffzelle müsste die Bedingung gegeben sein, dass die freie
Reaktionsenthalpie der Reaktion, die in der Brennstoffzelle abläuft, komplett in elektrische Energie
umgewandelt wird. Daher wird der thermodynamische Wirkungsgrad einer Brennstoffzelle durch
folgende Gleichung definiert:
ηth=ΔGΔH
=ΔH−TΔSΔH
=1−TΔSΔH
(2.35)
Lastwirkungsgrad
Aufgrund der Abweichungen vom Gleichgewicht lässt sich der thermodynamische Wirkungsgrad
praktisch nicht erreichen. Daher hat man als Maß für die Qualität einer Brennstoffzelle den
Lastwirkungsgrad eingeführt, der wie folgt definiert ist:
ηel=EKlemm
E0H (2.36)
E0H=−
ΔHn F
ist dabei die fiktive Heizwertspannung.
Faradayscher Wirkungsgrad
Der Faraday-Wirkungsgrad ist definiert als
ηF=ηerhaltenηtheoretisch
. (2.37)
2.7 Brennstoffzelle
Ist eine Brennstoffzelle in Betrieb, so weicht die Klemmspannung genau wie bei Batteriesystemen
von der Ruhespannung ab. Die Ursache hierfür liegt im Auftreten von sog. Überspannungen
(Polarisationen) an den Elektroden, d.h. Spannungsverlusten relativ zum Ruhepotential der
jeweiligen Elektrode. Diese Überspannungen resultieren aus der endlichen Geschwindigkeit sowohl
des Massentransfers der elektroaktiven Spezies von und zur Elektrode als auch des
Ladungsdurchtritts an der Elektrode selbst. In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzustellen,
dass sich die Strom-Spannungs-Charakteristik einer Brennstoffzelle aus den Strom-Potential-
Kurven der Einzelelektroden (Anode und Kathode) und dem Spannungsabfall am
Elektrolytwiderstand zusammensetzt.
Das Prinzip der Brennstoffzelle kann als Umkehrprozess der Elektrolyse aufgefasst werden. In der
Brennstoffzelle wird im Gegensatz zur galvanischen Zelle der Brennstoff und der Oxidant
kontinuierlich zugeführt, wodurch ein Langzeitbetrieb möglich wird. Aktivmasse und Kapazität
sind entkoppelt.
In Abb. 2.9 ist der grundlegende Aufbau einer Brennstoffzelle dargestellt. Er besteht aus einer
Elektrolytschicht, die sich auf beiden Seiten in Kontakt mit Gasdiffusionselektroden befindet,
welche Anode und Kathode bilden. Mit den beiden Elektroden werden jeweils sogenannte
Gasverteilerstrukturen (sog. flow-fields) verbunden, die zur Gaszufuhr und -abfuhr dienen und
gleichzeitig für die Stromableitung sorgen. Die Gasverteilerstruktur besteht aus Graphit oder einem
metallischen Werkstoff wie Edelstahl oder Titan, in die Kanäle gefräst werden, die das Gas
gleichmäßig auf der Elektrodenoberfläche verteilen. Zur Stromabnahme muss eine möglichst große
Kontaktfläche zwischen Elektrode und der Gasverteilerstruktur hergestellt werden, denn
Abb. 2.9: Darstellung einer Brennstoffzelle4
Gasdiffusionselektroden besitzen aufgrund ihrer porösen Struktur und der geringen Dicke in der
Regel schlechte Querleitfähigkeit. Die komplizierte Struktur und Funktionsweise der
Gasdiffusionselektrode, die den Brennstoffzellenbetrieb erst ermöglicht, aber auf der anderen Seite
auch eine schwierige Handhabbarkeit mit sich bringt, wird in einem folgenden Abschnitt erläutert.
2.7.1 Elektrolyt
Der Ionentransport findet durch den Elektrolyten statt. Er ist je nach Brennstoffzellentyp im
flüssigen oder festen Aggregatzustand sauer oder alkalisch. Die bessere Handhabung und höhere
Langzeitbeständigkeit fester Elektrolyten bietet gegenüber den Konzepten mit flüssigen
Elektrolyten für manche Anwendungen Vorteile.
2.7.2 Elektrochemische Grenzfläche
Ein Übergang von einem Elektronenleiter und einem Ionenleiter wird als elektrochemische
Grenzfläche bezeichnet. Durch die poröse Struktur ist er für die gasförmigen Reaktanden
durchlässig und kann trotzdem den Strom aus dem Zelleninneren nach außen transportieren.
2.7.3 Die Gasdiffusionselektrode
Der Brennstoffzellenbetrieb erfordert für beide Elektroden jeweils eine große aktive Oberfläche, um
Überspannungen und damit Spannungsverluste zu minimieren. Eine solche große aktive Oberfläche
entspricht prinzipiell einer ausgedehnten Dreiphasenzone im Elektrodeninneren. Hierfür ist eine
hohe spezifische Oberfläche des eingesetzten Katalysatormaterials erforderlich. Weiterhin muss die
gesamte Oberfläche des Katalysatormaterials elektrisch kontaktiert und mit Elektrolyt und Gas in
Kontakt sein. Die Elektrode muss im Inneren von poröser Struktur sein, um eine ausreichende
Gaszufuhr und Wasserabfuhr gewährleisten zu können. In dieser porösen Struktur muss der
Stofftransport zu bzw. von den Dreiphasenzonen möglichst ungehemmt ablaufen können. Eine
Dreiphasenzone enthält den Katalysator, der gleichzeitig Stromableiter ist, den Elektrolyten und die
Medien Gas bzw. Wasser. Zum Betrieb einer Elektrode ist neben der katalytischen Aktivität
gleichzeitig elektrischer und ionischer Kontakt sowie Gaskontakt erforderlich.
2.7.4 Die Grundlagen der PEM-Brennstoffzelle
Im Praktikumsversuch wird eine Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzelle (PEMFC; Proton
Exchange Membrane Fuel Cell) verwendet. Die genannte Brennstoffzelle verwendet Wasserstoff als
Brennstoff und Sauerstoff als Oxidationsmittel. Der Elektrolyt besteht aus einer
protonendurchlässigen, elektrisch nicht leitenden Polymermembran wie z.B. Nafion zusammen.
Ihre Funktion ist die Trennung des Anodenraums, in dem der Wasserstoff oxidiert wird, und des
Kathodenraums, in dem die Reduktion des Sauerstoffs stattfindet. Die beim Oxidationsschritt
entstehenden Protonen wandern durch den Elektrolyten und reagieren mit den Sauerstoffanionen zu
Wasser. Die beim Oxidationsschritt entstehenden Elektronen wandern durch den Leiter zur Kathode
und dienen zur Reduktion des Sauerstoffs. Das Material aus dem die Elektroden bestehen ist ein
kohlenstoffgeträgerter Katalysator. Meist ist die katalytisch aktive Spezies Platin oder eine seiner
Legierungen.
2.8 Die Thermodynamik der Brennstoffzelle
An den beiden Elektroden von Brennstoffzellen läuft unabhängig vom Typ stets die Brutto-
Reaktion als sogenannte kalte Verbrennung ab.
H2+12
O2→H2O (2.38)
Die Teilreaktionen an Anode und Kathode sind vom Typ der Brennstoffzelle abhängig und beruhen
auf der chemischen Beschaffenheit des Elektrolyten.
Standardbildungsenthalpien und Freie Standardbildungsenthalpien von Elementen in ihrer stabilsten
Modifikation sind null. Für diese Reaktion lässt sich deshalb über die Freie
Standardbildungsenthalpien die reversible Zellspannung E00 berechnen.
E0=ΔG0
z F=−
−237,13kJ mol−1
2⋅96485C mol−1 =1,229V (2.39)
An der Anode und an der Kathode laufen folgende Prozesse (=Teilreaktionen) ab:
Anode: H2→2H++2e− E0
=0 V (2.40)
Kathode:12
O2+2 H++2 e−→H2O E0
=1,229 V (2.41)
Beide Halbzellenreaktionen sind elektrochemische Reaktionen. Der Systemzustand wird wegen den
Zustandsvariablen Temperatur und Druck, welche im System kontrolliert werden können, durch die
Freie Enthalpie G am einfachsten beschrieben.
2.9 Die Kinetik und mögliche Mechnanismen der
Brennstoffzellenreaktionen
2.9.1 Die Wasserstoffoxidationsreaktion (HOR)
Hauptsächlich werden zwei mögliche Mechanismen zur Oxidation des Wasserstoffes auf Platin
diskutiert:
Der Tafel–Volmer-Mechanismus:
(a) Dissoziative Adsorption H2→2Had (2.42)
(b) Ladungsdurchtritt, Desorption 2Had →2H++2e− (2.43)
Der Heyrovski–Volmer-Mechanismus:
(a) oxidative Adsorption H2→Had+H++e− (2.44)
(b) Ladungsdurchtritt, Desorption Had →H++e− (2.45)
Beim Tafelmechanismus werden die zwei Wasserstoffatome in einem Schritt auf der Platin–
Oberfläche der Elektrode adsorbiert. Es braucht daher zwei benachbarte freie Pt–Atome. Der
Ladungsdurchtritt erfolgt dann erst im zweiten Schritt, der Volmer–Reaktion. Beim Heyrovski–
Volmer Mechanismus wird nur eine freie Pt-Adsorptionsstelle benötigt, da bei beiden Schritten ein
Wasserstoffatom oxidiert wird.
2.9.2 Sauerstoffreduktion (ORR)
Auf der Kathodenseite sieht es im Vergleich dazu wesentlich komplzierter aus. Neben der in der
Brennstoffzelle gewünschten Reaktion können hier noch andere Reduktionsreaktionen ablaufen:
Die in der Brennstoffzellenreaktion gewünschte ist die Reduktion von Sauerstoff in einem
sogenannten 4-Elektronen Schritt direkt zu Wasser. Hier werden die Reaktionen in sauerer Lösung
dargestellt:
O2+4H++4 e−→2H2O E0=1,23 V (2.46)
Andererseits kann der Sauerstoff in einem 2-Elektronenschritt auch zu Wasserstoffperoxid reduziert
werden.
O2+2H++2e−→2H2O2 E0=0.68 V (2.47)
H2O2 kann sich über einem weiteren 2-Elektron Schritt zu zwei Wassermolekülen zersetzen.
H2 O2+2 H++2 e−→2H2 O E0
=1,77 V (2.48)
Die unterschiedlichen Gleichgewichtspotentiale der verschiedenen Reaktionen können eine
qualitative Erklärung des niederen Ruhepotential der Brennstoffzelle liefern.
Die abgebildete Grafik zeigt einen computergenerierten, komplexen, mehrfach verzweigten
Mechanismus der Sauerstoffreduktion auf Platin mit verschiedenen Zwischenprodukten.
In einem ersten Schritt nimmt das Sauerstoffmoleküle Kontakt zur Platinoberfläche auf und
adsorbiert. Nun kann es zum einen zur Dissoziation in zwei unabhängige Atome kommen, die durch
Protonen und Elektronen zu Wasser abreagieren. Andererseits kann auch ein Proton addiert werden,
was in einer weiteren Addition zum Wasserstoffperoxid führen kann. Dieses unerwünschte
Zwischenprodukt kann anschließend entweder desorbieren oder seinerseits dissoziieren. Das
entstehende Hydroxyl kann schließlich ein weiteres Proton aufnehmen und als Wassermolekül die
Abb. 2.10 Darstellung verschiedener Reaktionsverläufe der
Sauerstoffreduktion auf Platin5
Oberfläche verlassen.
2.10 Strom-Spannungs-Kennlinien von Brennstoffzellen
Einer der zentralen Gesichtspunkte von Brennstoffzellen ist deren Leistungscharakteristik. Diese
wird bei Laborzellen standardmäßig über die Messung von Strom-Spannungskurven ermittelt. In
Abb. 2.11 ist eine typische Strom-Spannungs-Kennlinie gezeigt. Nun stellt sich die Frage, wie die
unterschiedlichen Bereiche einer solchen Kurve erklärt werden können. Hier ist noch zu beachten,
dass es sich bei dem dargestellten Diagramm um Messwerte eines 10 Zellen-Stack handelt, was
bedeutet, dass sich die Spannungen addieren.
Die thermodynamisch maximal erreichbare Spannung liegt bei einer Wasserstoff-PEM theoretisch
bei 1.23 V. Die tatsächliche Zellspannung liegt jedoch in der Regel darunter, in diesem Fall bei etwa
0.9 V. Die Spannung an der Zelle fällt mit steigender Stromstärke rasch ab.
Die Größe der Überspannung gibt der Kennlinie den charakteristischen Verlauf und setzt sich aus
den drei in vorhergehenden Kapiteln beschriebenen Beiträgen zusammen. Der erste Beitrag ist auf
die Durchtrittsüberspannung zurückzuführen, die schon bei geringen Stromdichten auftritt und auf
den Ladungsdurchtritt an der Phasengrenzen Elektrode Elektrolyt zurückgeht.
Daran angrenzend finden wir einen Bereich, in dem überwiegend Ohm'sches Verhalten vorherrscht.
Dieses Verhalten rührt vom Innenwiderstand des Elektrolyten und anderer Widerstände her, der zu
einem linearen Abfall des Potentials mit steigendem Strom führt. Bei Brennstoffzellen mit hohen
Leistungen ist darauf zu achten, dass der Innenwiderstand sehr klein ausfällt, da durch diesen starke
Leistungseinbußen verursacht werden.
Der Beitrag, der erst bei sehr großen Stromdichten oder geringer Gaszufuhr eine Rolle spielt, ist die
Abb. 2.11: Typische Kennlinie einer Brennstoffzelle mit drei
unterscheidbaren Bereichen
so genannte Diffusionsüberspannung. Diese tritt dann auf, wenn die Gase am Katalysator schneller
verbraucht werden, als sie dorthin diffundieren können. Die Diffusion wird dann
geschwindigkeitsbestimmend. In der Strom-Spannungs-Kennlinie kann man die
Diffusionshemmung durch ein Abknicken der Kurve nach unten erkennen.
An der Anode wird in der Regel eine reine Durchtrittsüberspannung beobachtet. An der Kathode
wird die vom der Strom unabhängige Ruheüberspannung beobachtet. Weiterhin tritt an der Kathode
die stromdichteabhängige Betriebsüberspannung auf. Diese entspricht bei guten Kathoden ohne
Stofftransporthemmungen der Durchtrittsüberspannung. Die Ohm'sche Überspannung steigt linear
mit der Leistung an.
Die elektrische Leistung P ergibt sich aus dem Produkt von Spannung U und Stromstärke I:
P=U ⋅I (2.49)
Die Leistungskurve der BZ steigt mit der Zunahme des Stroms zunächst steil an, bevor sie abflacht,
ein Maximum erreicht und danach steiler abfällt. Das Leistungsmaximum der Zelle liegt im Bereich
in dem die Zelle nicht mehr belastet werden kann. Aus Abb. 2.11. wird deutlich, dass bei großen
Stromstärken (bzw. Stromdichten) die Ohm'sche Überspannung die Kennlinie nicht mehr richtig
beschreibt. Die starke Zunahme der Überspannung bei hohen Stromdichten beruht auf dem
Auftreten einer Konzentrationsüberspannung, die nun die Kennlinie dominiert.
ηges=ηKonz ,Zelle=ηKonz , Anode+ηKonz , Kathode (2.50)
3 Versuchsdurchführung und Auswertung
3.1 Hinweise
Bei einigen Messungen kommt eine Messkarte zum Einsatz, die per Computer gesteuert wird. Zur
Initialisierung (Start der Software) darf nichts an die Ausgänge der Messkarte angeschlossen sein.
Es stehen zwei Messmodi zur Verfügung. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass bei
Messungen mit der Brennstoffzelle im Messprogramm auch „Brennstoffzelle“ ausgewählt ist.
Andernfalls wird die Brennstoffzelle zerstört. Der Elektrolyseur darf niemals mit einer Spannung
größer 4 V belastet werden. Als Elektrolyt ist ausschließlich Reinstwasser zu verwenden. Beachten
Sie die Farbkodierung der Stromanschlüsse bei den verwendeten Geräten. Im Versuch wird mit
gasförmigem Wasserstoff gearbeitet. Machen Sie sich deshalb mit dem Umgang mit brennbaren
Gasen vertraut.
Beachten Sie, dass es sich beim Elektrolysestack um zwei in Reihe geschaltete
Elektrolysezelle handelt. Ebenso besteht der Brennstoffzellenstack aus 10 Zellen.
Was bedeutet dies für Strom, Spannung und Gasmenge?
3.2 Veranschaulichung der Energiekette:
Photovoltaik – Elektrolyse – Speicherung –
Stromgewinnung
In einem ersten Versuch soll der Wasserstoff-„Kreislauf“ veranschaulicht werden. Befüllen Sie dazu
den Elektrolyseur mit dem bereitstehenden Reinstwasser und schließen Sie die Solarzelle an den
Elektrolyseur an. Verbinden Sie außerdem Gasspeicher, Brennstoffzelle und Verbraucher. Messen
Sie mit einem Voltmeter die Spannung, die (a) von den Solarzellen nach Einschalten des
Scheinwerfers oder in der Sonne erzeugt wird, jeweils mit und ohne angeschlossenem
Elektrolyseur, sowie (b) diejenige, die nach wenigen Minuten der Gasentwicklung von der
Brennstoffzellenstack erzeugt wird. Messen Sie die Brennstoffzellenspannung mit und ohne
angeschlossenen Verbraucher. Beobachten Sie was ein geöffneter Gasausgang am
Brennstoffzellenstack für Auswirkungen hat.
Wodurch erklärt sich der Unterschied mit und ohne Verbraucher? Welche Spannung ist maximal zu
erwarten und warum?
Vermerken Sie die gemessenen Spannungen und erklären Sie Ihre Beobachtungen.
3.3 Experimentierbetrieb
3.3.1 Strom-Spannungs-Kennlinie des Elektrolyseurs
Lernziele: Kinetische Barrieren der elektrochemischen Wasserstoffgewinnung, Elektrolyseströme
bei verschiedenen vorgegebenen Spannungen, Doppelschichtkapazität.
Technischer Hinweis: Schließen Sie stets die Klemme am Eingangsschlauch des Gasspeicher beim
abkoppeln vom Elektrolyseur.
Vorbereitung:
a. Tauschen Sie das Wasser gegen frisches aus und schließen Sie den Elektrolyseur
währenddessen kurz.
b. Koppeln Sie die Leitung zum Brennstoffzellenstack vom Gasspeicher ab, so dass das
entwickelte Gas frei entweichen kann.
c. Starten sie den Computer und achten Sie darauf, dass die Messkarte vor dem Start mit dem
USB Port und dem Netzteil verbunden ist.
Abb. 3.1: Darstellung der Energiekette
d. Entfernen Sie alle Messkabel von der Messkarte. Öffnen Sie die Messsoftware und wählen
sie ein Speicherverzeichnis mit ihrem Teamnamen für die Messdaten unter dem Menüpunkt
„Systemeinstellungen“ aus. Setzen Sie unter „Messoptionen“ als Messmodus
„Elektrolyseur/Automatisch“.
e. Entfernen Sie den Kurzschluss des Elektrolyseur und schließen Sie ihn entsprechend der
Polung an die Messkarte an.
Durchführung :
a. Betätigen Sie den Start-Knopf um die Messung zu starten und wählen Sie „Doppelzelle“.
b. Nach Beendigung der Messung unbedingt die gewonnenen Messdaten unter dem
Menüpunkt „Datei“ abspeichern. Andernfalls müssen die entsprechenden Messungen mit
den notwendigen Vorbereitungsschritten wiederholt werden.
c. Nehmen Sie eine weitere Kennlinie auf und vergleichen Sie diese mit der ersten.
Auswertung:
a. Tragen sie die Messdaten in einem Strom-Spannungsdiagramm auf.
b. Bestimmen Sie die Zersetzungsspannung UZ durch Extrapolation des Ohm'schen Bereichs
der Kurve auf die Spannungsachse. Woran ist die kinetische Hemmung zu erkennen?
c. Berechnen Sie zu jedem Messpunkt die dazugehörige Leistung. Tragen Sie Elektrolysestrom
gegen Leistung auf und erklären Sie in welchem Bereich der Elektrolyseur am
wirtschaftlichsten arbeitet, d.h., wo ist das Verhältnis Strom/Leistung am günstigsten?
d. Wie entstehen die Verluste außerhalb dieses Bereichs?
e. Bestimmen Sie aus der Kennlinie den Ohm'schen Widerstand.
3.3.2 Faraday'sche Gesetze und Wirkungsgrad η
Lernziele:
Zusammenhänge zwischen Elektrolysestrom und umgesetzter Stoffmenge, Messung des Volumen
als Funktion der Zeit und der Ladung. Mit dem Wasserstoff-Sauerstoff-Modellsystem lassen sich
die Faraday'schen Gesetze für den Elektrolyseur bestätigen.
Wie berechnet sich bei konstantem Strom das Volumen V des vom Elektrolyseur in einer
Abb. 3.2: Messaufbau zur Kennlinienbestimmung
des Elektrolyseurs
Netzteil(Messkarte)
Elektrolyseur
bestimmten Zeit t erzeugten Wasserstoffs bzw. Sauerstoffs?
Wichtig: Es dürfen niemals mehr als 4 V am Elektrolyseur anliegen! (Warum?)
Technischer Hinweis: Bei den meisten Labornetzgeräten kann entweder die Spannung oder der
Strom geregelt werden, oft wird die entsprechend konstant gehaltene Größe durch ein leuchtendes
Lämpchen angezeigt.
Vorbereitung:
a. Messen Sie den Luftdruck für die spätere Auswertung.
b. Nun wird die regelbare Strom- bzw. Spannungsquelle, sowie Volt- und Amperemeter an den
Elektrolyseur angeschlossen. Die Spannungsquelle steht auf 0 V.
c. Schließen Sie die Ausgänge des Elektrolyseurs an den Gasspeicher an. Nach oben ist der
Gasspeicher mit dem Ausgleichsbehältern verschlossen, dessen Eingang mit einem Schlauch
bis knapp oberhalb der Gaseinlassöffnung verlängert ist.
d. Stellen Sie einen Arbeitspunkt im linearen Bereich der Strom-Spannungs-Kennlinie ein (z.B.
einen konstanten Strom von 1 A).
e. Öffnen Sie die Schlauchklemme am Auslass des Gasspeichers, so dass das produzierte Gas
entweichen kann.
f. Messen Sie die Höhe der Wassersäule bei geleertem und bei vollem Gasspeicher für die
spätere Auswertung.
Durchführung:
a. Schließen Sie den Auslass und starten Sie die Stoppuhr, sobald der erste ablesbare
Messstrich erreicht ist.
b. Lesen Sie in Schritten von 5 cm3 das Volumen des produzierten Gasmenge, die Zeit t, den
Strom I und die Spannung U ab, bis der Speicher gefüllt ist. Tragen Sie diese Werte in eine
Tabelle ein.
c. Wiederholen Sie die Messreihe für eine weitere Stromstärke im Bereich von 2 A.
d. Schließen Sie nun den Gasspeicher mithilfe des Stopfen mit Loch an den
Wasservorratsbehälter des Elektrolyseurs an und führen Sie zwei weitere Messungen für
Sauerstoff bei den beiden vorher gewählten Stromstärken durch.
Abb. 3.3: Schematischer Aufbau zur Messung
der elektrischen Leistung des Elektrolyseur
Netzteilmax. 4 V
Elektrolyseur
I
U
Auswertung:
Die folgenden Schritte sind für alle Messungen durchzuführen:
a. Bestimmen Sie die mittlere Leistung.
b. Setzen Sie das Volumen für die erste Ablesung gleich 0, so dass die Auftragung im Ursprung
beginnt und berücksichtigen Sie das Gewicht der Wassersäule.
c. Tragen Sie aus den Messwerten für alle Messungen gleicher Stromstärke die Volumina über
die Zeit auf.
d. Tragen Sie die Volumina auch als Funktion der Ladung unter Berücksichtigung der
Ladungszahl auf.
e. Diskutieren Sie die Kurvenverläufe in Zusammenhang mit den Faraday'schen Gesetzen.
f. Berechnen Sie aus der Auftragung Volumen/Ladung den Stromwirkungsgrad η (auch
Faraday-Wirkungsgrad genannt), d.h., das Verhältnis aus tatsächlich erzeugter Gasmenge
und dem aus dem Faraday'schen Gesetz theoretisch errechneten Wert für Sauerstoff und
Wasserstoff.
Diskussion:
a. Was sind die Ursachen für den Unterschied zwischen Theorie und Experiment?
b. Bestimmen Sie anhand des erzeugten Wasserstoffs den Leistungswirkungsgrad des
Elektrolyseurs im gewählten Arbeitspunkt (also erzeugter Brennwert pro eingesetzte
Leistung).
3.3.3 Umwandlung einer erzeugten Gasmenge in elektrische Energie
Lernziele:
Wirkungsgrad der Brennstoffzelle, ein vorgegebenes Gasvolumen wird unter Stromgewinnung in
Wasser umgewandelt, Relation von Gasmenge und Ladung.
Vorbereitung:
a. Leeren Sie den Gasspeicher und schließen Sie ihn wieder an den Wasserstoffausgang der
Elektrolysestack an.
b. Spülen sie den Speicher mit dem erzeugten Wasserstoff, um den Restsauerstoff zu
verdrängen, welcher sonst die folgende Messung verfälschen würde.
c. Schließen Sie nun die Brennstoffzelle an den Gasspeicher an und spülen sie auch diese.
d. Verschließen Sie die Klemmen und lassen Sie sich den Speicher füllen. Unterbrechen Sie die
Stromversorgung, wenn der Gasspeicher gefüllt ist.
e. Achten Sie darauf den richtigen Messmodus (Brennstoffzelle) ausgewählt zu haben und
schließen Sie die Messkarte an die Brennstoffzelle an.
Durchführung:
a. Öffnen Sie die Verbindung von den Gastanks zur Brennstoffzelle.
b. Unter „Messoptionen“ wählen Sie „Brennstoffzelle/Stromgeführt“, stellen Sie als Strom
bsp. 400 mA und eine Messzeit von 200 s ein.
c. Starten Sie die Messung und die Stoppuhr so, dass Sie die beiden Zeiten korrelieren können.
d. Lesen Sie die Zeit alle 5 mL ab.
e. Das Experiment ist beendet, sobald der Wasserstoff aufgebraucht ist. Stoppen Sie die
Messung und speichern Sie die Messdaten.
Auswertung:
a. Berechnen Sie zu jedem Messpunkt die Leistung.
b. Berechnen Sie zu jedem Messpunkt die seit Startzeitpunkt verbrauchte Ladung und
entnommene elektrische Energie.
c. Tragen Sie das Wasserstoffvolumen als Funktion der Ladung auf und überprüfen Sie,
inwieweit der Kurvenverlauf durch die Faraday'sche Gesetze erklärbar ist. Diskutieren Sie
mögliche Abweichungen. Berechnen Sie auch für die Brennstoffzelle den
Stromwirkungsgrad.
d. Vergleichen Sie die entnommene elektrische Energie mit dem theoretischen „Brennwert“ der
umgesetzten Wasserstoffmenge.
3.3.4 Strom-Spannungs-Kennlinie der Brennstoffzelle
Lernziele:
Verstehen des Verhalten der Brennstoffzelle bei variierter Leistungsentnahme
Vorbereitung (siehe auch Abb. 3.5):
a. Betreiben Sie den Elektrolyseur mit dem Netzteil bei 3.7 V. Der Ausgang des Gasspeicher
wird geöffnet und das Gas kann frei in den Brennstoffzellenstack strömen. Der Ausgang der
Brennstoffzelle bleibt ebenfalls so weit geöffnet, dass der Speicher etwa halb mit Gas gefüllt
bleibt und ein langsamer Gasfluss durch den Brennstoffzellenstack entsteht.
Abb. 3.4: Schematischer Aufbau
Brennstof zelleVerbraucher(Messkarte)
I
U
b. Schließen Sie die Messkarte an die Ausgänge des Brennstoffzellenstack an. Messen sie die
Leerlaufspannung der Brennstoffzelle mit einem Voltmeter und warten Sie bis sich diese
stabilisiert hat.
Durchführung:
a. Wählen Sie unter „Messoptionen“ „Brennstoffzelle/Automatisch“ aus und starten Sie die
Messung. Speichern Sie ihre Messdaten.
b. Beachten Sie die Leerlaufspannung jeweils vor weiteren Messungen und nehmen Sie so
einige Kennlinien auf.
Auswertung:
a. Berechnen Sie zu jedem Messpunkt die Leistung.
b. Erstellen Sie je ein Diagramm für die Spannung und die Leistung als Funktion der
Stromstärke.
c. Erklären Sie qualitativ den Verlauf der erhaltenen Kurven.
d. Berechnen Sie für die Brennstoffzelle den maximal erreichbaren Leistungswirkungsgrad
(also elektrische Leistung bezogen auf den Brennwert des verbrauchten Wasserstoffs), sowie
den entsprechenden Wert für den Punkt maximaler Leistung.
e. Bestimmen Sie den Ohm'schen Widerstand aus der Kennlinie.
Gesamtbilanz:
a. Welchen Leistungswirkungsgrad hat das Gesamtsystem von der Elektrolysezelle bis zur
Brennstoffzelle im günstigsten Fall? Wie ist er am Punkt maximaler Leistung der
Brennstoffzelle?
b. Diskutieren Sie, an welchen Stellen der im Versuch untersuchten Energiekette die größten
Verluste entstehen, und welche realisierbaren oder auch nur wünschenswerten Maßnahmen
Abb. 3.5: Schematischer Aufbau zur
Aufnahme von Kennlinien
Netzteilmax. 4 V
Elektrolyseur
Brennstof zelleVerbraucher(Messkarte)
U
Gasleitung/Speicher
zu Verbesserungen führen könnten.
4 Kolloqiumsthemen
• Galvani-Potential u.a.
• chemisches und elektrochemische Potential
• elektrochemische Zelle
◦ Elektrolyt
◦ Anode, Kathode
◦ elektrochemische Reaktionen
◦ Potentialdifferenzen
◦ Phasenschema
◦ Galvanisches Element
• Bild der Elektrodenoberfläche
◦ elektrische Doppelschicht
• Gleichgewicht an den Elektroden:
◦ Nernst-Gleichung und deren Herleitung
◦ Nernst-Gleichung für die Wasserstoff/Sauerstoff Brennstoffzelle
◦ Mischpotentiale auf der Sauerstoffseite (Ruhepotential)
• Temperatur- und Druckabhängigkeit der reversiblen Zellspannung
• Spannungsreihe - (Standard-)Elektrodenpotential
• Elektrodenpotential für Wasserstoff/ Sauerstoffbrennstoffzelle
• Faraday-Ströme
• kapazitive Ströme
• Katalyse
• Kinetik elektrochemischer Reaktionen
◦ aktivierter Komplex
◦ Arrhenius
◦ Butler-Volmer-Gleichung (Modellvorstellung und Herleitung)
◦ Austauschstromdichte Tafel-Auftragung
• Stofftransport:
◦ Nernst'sche Diffusionsschicht
◦ Fick'sche Gesetze
• Begriff der Überspannung
◦ Definition
◦ Zellüberspannung
◦ Durchtrittsüberspannung
◦ Ohm'sche Überspannung
◦ Diffusionsüberspannung
• Wirkungsgrade
◦ elektrochemischer (kinetischer) Wirkungsgrad, Lastwirkungsgrad
◦ Thermodynamischer (idealer) Wirkungsgrad
◦ Faradaysche Gesetze
◦ Faradayscher Wirkungsgrad
• Brennstoffzelle Definition
• Thermodynamische Größen
• Prinzip der Wasserstoff/ Sauerstoffbrennstoffzelle (Zellreaktion)
• Zellreaktionen - Mechanismen
◦ ORR (oxygen reduction reaction)
◦ HOR (hydrogen oxidation reaction): Volmer-Tafel, Volmer-Heyrowsky)
• Schematischer Aufbau
• Charakteristika von Elektrolyseur und Brennstoffzelle
• Strom-Spannungskennlinie und Strom-Leistungskennlinie
• Prinzip der Photovoltaik, Fotoeffekt, Halbleiter, Dotierung
• Messtechniken: Elektrische Netzwerke (Spannungs- und Strommessung)
• Ersatzschaltbilder von Strom- und Spannungsquellen
• Gewicht einer Wassersäule (Faraday-Wirkungsgrad)
4.1 Literaturhinweise
• Gerd Wedler, Lehrbuch der Physikalischen Chemie
◦ 2.8 -- Elektrochemische Thermodynamik
◦ 6.8 -- Kinetik von Elektrodenprozessen
• Peter W. Atkins, Phyiskalische Chemie
◦ 10 -- Elektrochemie im Gleichgewicht
◦ 29 -- Dynamische Elektrochemie
• Carl H. Hamann, Wolf Vielstich, Elektrochemie
• Keith, J. A. & Jacob, T. Theoretical Studies of Potential-Dependent and Competing
Mechanisms of the Electrocatalytic Oxygen Reduction Reaction on Pt(111). Angewandte
Chemie International Edition 49, 9521–9525 (2010).
• G. Inzelt, ChemTexts 2014, 1, 1–11.
5 Referenzen
[1] G. Inzelt, ChemTexts 2014, 1, 1–11.
[2] G. Wedler, Lehrbuch der physikalischen Chemie, Wiley-VCH, Weinheim, 2004.
[3] J. a Keith, G. Jerkiewicz, T. Jacob, Chemphyschem Eur. J. Chem. Phys. Phys. Chem. 2010, 11, 2779–94.
[4] D. M. Kolb, Surf. Sci. 2002, 500, 722–740.
[5] J. Zhang, Ed. , PEM Fuel Cell Electrocatalysts and Catalyst Layers: Fundamentals and Applications, Springer, London, 2008.