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Research Collection Doctoral Thesis Di-tosylierung der α-D-Glucose und Versuche zur Herstellung von 5-Thiomethyl-Ribose Author(s): Jucker, Otto Publication Date: 1950 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000099206 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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Research Collection

Doctoral Thesis

Di-tosylierung der α-D-Glucose und Versuche zur Herstellungvon 5-Thiomethyl-Ribose

Author(s): Jucker, Otto

Publication Date: 1950

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000099206

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Prom. Nr. 1917

DI-TOSYLIERUNG DER a-D-GLUCOSE

und Versuche zur Herstellung von

5 - THIOMETHYL - RIBOSE

Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich

zur Erlangung

der Würde eines Doktors der Technischen Wissenschaften

genehmigte

PROMOTIONSARBEIT

vorgelegt von

OTTO JUCKER

Diplomierter Ingenieur-Chemiker

von Weisslingen (Zürich)

Referent : Herr Prof. Dr. V. Prelog

Korreferent : Herr Prof. Dr. L. Ruzicka

1950

Juris-Verlag, Zürich

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Ich danke meinen hochverehrten Lehrern

Herrn Prof. Dr. L. RUZICKA

und

Herrn Prof. Dr. PL A. PLATTNER

herzlich für die Unterstützung dieser Arbeit und das Interesse, das

sie ihr entgegenbrachten.

Herrn Dr. E. HARDEGGER,

unter dessen Leitung die vorliegende Arbeit ausgeführt wurde,

möchte ich für sein förderndes Interesse und seine vielen Anregun¬

gen meinen besten Dank aussprechen.

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Meiner lieben Mutter

in Dankbarkeit gewidmet

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INHALTSVERZEICHNIS

Seite

I. Theoretischer Teil

1. Einleitung 7

2. Einige Umsetzungen der Tosylester 9

3. Umsetzung der Glucose und der Methyl-glucoside . . ...11

4. Mono- und Ditosylate der Glucose und der Methyl-glucoside ... 13

5. Herstellung und Konstitution der 2,6-Ditosyl-triacetyl-a-D-glucose 14

6. Versuche zur Herstellung von 5-Thiomethyl-ribose 25

II. Experimenteller Teil 28

III. Zusammenfassung 46

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I. THEORETISCHER TEIL

1. Einleitung

Bekanntlich ist von sämtlichen Monosacchariden die D-Glucose

am leichtesten und in beliebigen Mengen erhältlich. Ihre Derivate

und Umwandlungsprodukte sind im Vergleich mit anderen Mono-

saccharid-Derivaten am eingehendsten untersucht.

Zur Herstellung seltener, schwer zugänglicher Zucker und Zucker-

Derivate erweist sich daher als Ausgangsmaterial oft Glucose vor¬

teilhafter als natürlich vorkommende Verbindungen dieser Zucker.

Als Beispiel sei die in technischem Maßstab durchgeführte Um¬

wandlung von D-Glucose über D-Arabonsäure —> D-Ribonsäure

— y D-Ribonsäure-lacton zu D-Ribose und die Darstellung von

L-Ascorbinsäure (D-Glucose —> D-Sorbit —y L-Sorbose —y Di-

aceton-L-Gulonsäure —y L-Ascorbinsäure) erwähnt.

Die Hauptschwierigkeit der Umwandlung von Glucose und über¬

haupt der Zucker-Derivate liegt stets darin, aus der Vielzahl funk¬

tioneller, sauerstofftragender Gruppen nur die für die beabsichtigtenUmsetzungen notwendigen zu erfassen bzw. die restlichen Gruppenin geeigneter Weise für die Dauer der Umsetzung zu schützen \

Leicht durchführbaren selektiven Umsetzungen an Monosacchariden

kommt deshalb erhebliche Bedeutung zu.

Verhältnismässig leicht vorzunehmen sind Eingriffe an den End¬

gruppen der Glucose bzw. anderer Monosaccharide, weil sich die

reduzierende Gruppe an C-l des, Zuckermoleküls in der Halbacetal-

form durch erhöhte Reaktionsfähigkeit und als Carbonyl durch

anders geartete Reaktionen von den übrigen Oxy-Gruppen unter¬

scheidet.

Die primäre Oxy-Gruppe der Monosaccharide kann infolge grös¬serer Bereitwilligkeit zu gewissen Umsetzungen ebenfalls selektiv

angegriffen werden. Beide Endgruppen scheinen besonders für

1 Z. B. durch Acetalisierung der Zucker und ihrer Derivate mit Aceton bzw.

Benzaldehyd. Da Acetalisierungen in keinem näheren Zusammenhang mit den

eigenen Untersuchungen stehen, werden sie im folgenden nicht besprochen.

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Oxydations- und Substitutionsreaktionen leicht selektiv zugänglichzu sein.

Die analytisch wie präparativ wichtige Herstellung der Onsäuren,der Zucker- bzw. Schleimsäuren und die etwas schwieriger durch¬

zuführende Umwandlung von Aldosen in Uronsäuren 2 sei als Bei¬

spiel für die Oxydation der Endgruppen erwähnt.

Substitutionen führen u. a. zu den synthetisch wichtigen Aceto-

halogenosen bzw. Aceto-l,6-dihalogeno8en.

Veresterungen scheinen ebenfalls vorzugsweise an den Endgrup¬

pen der Monosaccharide zu erfolgen; aus Glucose sind in guter Aus¬

beute 6-Tosyl- bzw. 6-Mesyl-glucose zugänglich, die sich beide zur

Herstellung der seltenen D-Chinovose 3 bestens bewährten.

Meine eigenen Untersuchungen befassen sich mit der selektiven

Veresterung von zwei Oxy-Gruppen der Glucose mit Tosylchloridund der Konstitutionsaufklärung der auf diese Weise herstellbaren

Verbindungen.Von den 4 sekundären Oxy-Gruppen der Glucose ist das Hydroxyl

an C-5, bzw. C-4 je nach den Umgebungsbedingungen, an der Halb-

acetalform beteiligt. Für die partielle Veresterung stehen somit

ausser den beiden Hydroxylen an C-l und C-6 drei sekundäre Oxy-Gruppen offen4.

Wie Vorversuche von R. M. Montavon 5

zeigten, gelingt unter ähn¬

lichen Bedingungen wie zur Herstellung der /?-Tetraacetyl-6-tosyl-glucose die Umsetzung von a-D-Glucose in Pyridin mit 2 Mol Tosyl¬chlorid und anschliessende Acetylierung zu einer kristallisierten

Triacetyl-ditosyl-glucose. Einige von Montavon zur Ermittlung der

Konstitution durchgeführte Umsetzungen der neuen Triacetyl-dito¬syl-glucose verliefen ohne Erfolg. Die von mir erneut vorgenommene

Ditosylierung der Glucose führte neben dem schon von Montavon

aufgefundenen Ditosylat zu neuen Substanzen. Im Verlaufe der

Untersuchungen gelang es, in sämtlichen Verbindungen die Kon¬

figuration am Kohlenstoffatom 1, die Stellung der Tosyl-Gruppen,

2 Die auf biologischem Wege gebildeten Uronide sollen nicht durch »-Oxyda¬tion aus Glucosiden entstehen, vgl. T. H. Evans und H. Hibbert, Advances in

Carbohydrate Chemistry, 2, 221 (1946)." Vgl. E. Hardegger und R. M. Montavon, Helv. 29, 1199 (1946).4 Erfahrungsgemäss sind bei der Veresterung von Glucose Derivate der Car-

bonylfonn kaum zu erwarten.

« Vgl. Diss. ETH. 1950.

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die Spannweite der Lactol-Ringe festzulegen und somit die Konsti¬

tution in eindeutiger Weise aufzuklären.

Versuche, die in der partiellen Tosylierung der Glucose gemach¬ten Erfahrungen zur Herstellung einer 5-Thiomethyl-D-ribofuranoseaus D-Ribose zu verwenden, verHefen ergebnislos, da keine kristal¬

lisierten Verbindungen isoliert werden konnten.

2. Einige Umsetzungen der Tosylester1

a) Saure und alkalische Verseifung. Die als Tosylester bezeich¬

neten Ester der p-Toluol-sulfonsäure, sind gegenüber Mineralsäuren

bemerkenswert stabil. Nur in wenigen Substanzen konnte der Tosyl-Rest sauer verseift werden. Die saure Verseifung der Tosylesterscheint ohne Waldensche Umkehrung zu verlaufen 2. Die alkalische

Verseifung der Tosylester erfolgt im allgemeinen leicht und häufig3unter Waldenscher Umkehrung.

In der Zucker-Reihe scheint der Konfigurationswechsel nicht un¬

mittelbar sondern über ein a.ß-Oyxd als Zwischenstufe einzutreten;

Waldensche Umkehrung erfolgt in der Zucker-Reihe somit nur,

wenn sich der Tosyl-Gruppe benachbart und in trans-Stellung zu

dieser, eine freie oder veresterte Oxy-Gruppe befindet.

Die Aufspaltung des Oxyd-Ringes kann durch Wasser, Alkalien

oder Säuren erfolgen. Je nach dem die eine oder die andere Valenz

zwischen dem Ring-Sauerstoff und den am Ring beteiligten C-Ato-

men aufgespalten wird, entstehen Derivate mit der Konfigurationdes Ausgangszuckers oder Derivate eines neuen Zuckers.

D.S.Mathers und G.J.Robertson4 waren die ersten, die eine

Waldensche Umkehrung bei der Verseifung eines Tosylesters der

Zucker-Reihe einwandfrei nachgewiesen haben. Sie erhielten beim

Verseifen von 2,3-Ditosyl-4,6-dimethyl-a-methyl-glucosid das 4,6-

Dimethyl-a-methyl-altrosid.

1 Die Mesylester (Ester der Methan-sulfonsäure) und die Ester anderer organi¬scher Sulfonsäuren (z. B. Naphthalin-sulfonsäure) scheinen sich gleichartig zu

verhalten. Vgl. dazu die Zusammenfassung über Tosyl-, Mesyl-, Naphthalin-sulfonsäure-ester und Waldensche Umkehrung von F. Blank, Diss. ETH. 1949.

2 Vgl. dazu K. Freudenberg und O.Ivers, B.55, 929 (1922).3 Ausnahmen vgl. P. A. Levene und J. Compton, Am. Soc. 57, 777, 2306 (1935);

P. A. Rao und F. Smith, Soc. 1944, 229.•* Soc, 1933, 1076.

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W. N. Haworth und Mitarbeitern5 gelang die Isolierung des als

Zwischenprodukt angenommenen Aethylenoxyds.Aus dem von mir dargestellten 2-Tosyl-triacetyl-j8-methyl-glucosid

entstand mit Natriummethylat bei —10 ° das 2-Tosyl-/?-methyl-glucosid; bei 0° wurde die Tosyl-Gruppe unter Bildung des öligen

2,3-Anhydro-/?-methyl-mannosids abgespalten °.

b) Reduktive Spaltung. Die von K. Freudenberg und F.Brauns7

eingeführte Methode zur reduktiven Spaltung von Tosylestem mit

Natrium-amalgam verläuft ausnahmslos ohne Waldensche Umkeh¬

rung. Nach G. W. Kenner und M. A. Murray8 lässt sich die reduk¬

tive Spaltung der Tosylester auch mit Raney-Nickel in einfacher

Weise und mit guten Ausbeuten durchführen. Methodisch ist die

Verwendung von Raney-Nickel anstelle des Natrium-amalgams vor¬

zuziehen. In besonderen Fällen mag auch die reduktive Spaltungvon Tosylestem mit Lithium-aluminium-hydrid9 zur Anwendungkommen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Reduktion in

zwei Richtungen verlaufen kann: a) analog der Einwirkung von

Raney-Nickel bzw. Natrium-amalgam als «Verseifung» ohne Wal¬

densche Umkehrung und b) unter Ersatz des Tosylat-Rests durch

Wasserstoff. Ueber den Mechanismus der reduktiven Spaltung der

Tosylester liegen keine Untersuchungen vor. Möglicherweise führt

die Reduktion zunächst zu den leicht und ohne Waldensche Um¬

kehrung verseifbaren Toluolsulfinsäureestern.

c) Umsetzung mit Natriumjodid und Methyl-mercaptiden. In pri¬

mären, nicht aber sekundären Tosylestem 10 lässt sich der Tosylat-Rest durch Kochen mit Natriumjodid in Acetanhydridll oder mit

Natriumjodid und Aceton im Rohr, durch Jod ersetzen 10.

Primäre und sekundäre Tosylester können mit Na- bzw. K-methyl-

mercaptiden zu Thio-alkyl-Zuckern umgewandelt werden 12, die bei

5 Soc. 1934, 156.6 Einwirkung von Ammoniak auf das Anhydro-mannosid fährte zu 3-Amino-

methyl-altrosid und 2-Amino-methyl-glucosid, welches sich mit einem aus D-

Ghicosamin hergestellten Präparat identisch erwies. Damit war die lange Zeit

unsichere Konstitution des D-Glucosaming als 2-Desoxy-2-amino-D-glucose be¬

wiesen. Vgl. W. N. Haworth, W. H. G. Lake und S. Peat, Soc. 1939, 271.7 B.S5, 3233 (1922); F. Reber und T. Reichstein, Helv. 28, 1164 (1945).8 Soc. 1949, S. I. 178.9 H. Schmid und P. Karrer, Helv. 32, 1371 (1949).

10 J.W.H.Oldham und J.K.Rutherford, Am.Soc.54, 366 (1932).» W. T. Haskins, R.M.Hann und C.S.Hudson, Am.Soc.64, 132 (1942).12 Vgl. z. B. A. L. Raymond, J. Biol. Chem. 107, 85 (1935).

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den Versuchen zur Synthese der aus Hefe isolierten 5-Thio-methyl-ribose eine gewisse Bedeutung erlangten.

3. Umsetzung der Glucose und der Methyl-glucoside

a) mit Tosylchlorid. In Anlehnung an Arbeiten von K. Hess und

N. Ljubitsch 1 über die Tosylierung der Cellulose - konnten A. Ber¬

noulli und H. Stauffer:l zeigen, dass nach Einwirkung von Tosyl¬chlorid in lOfachem Ueberschuss in Gegenwart von Pyridin bei

Zimmertemperatur auf Glucose, aus dem Reaktionsgemisch als ein¬

ziges kristallisiertes Produkt in 36 % Ausbeute a-l-Chlor-2,3,4,6-

tetratosyl-glucose isoliert werden kann. Damit wurden die Angaben

von K. Hess und L. Kinze * bestätigt, wonach unter diesen Versuchs¬

bedingungen die reduzierende Hydroxyl-Gruppe in 1-Stellung nicht

tosyliert, sondern gegen Chlor ausgetauscht wird. Das a-1-Chlor-

tetratosylat vom Smp. 80 ° und der optischen Drehung + 62 °er¬

wies sich als sehr reaktionsträge, bildet sich daraus das ß-Methyl-

glucosid-tetratosylat doch erst nach lOtägigem Kochen mit Silber¬

oxyd und Methanol. Die Konstitution des von Bernoulli und Stauf¬

fer (loc. cit.) hergestellten Methyl-glucosids erscheint in bezug auf

die Konfiguration an C-l und als Pyranosid gesichert, da die nach

Smp. und optischer Drehung identische Verbindung von J. W. Old¬

ham und J.K.Rutherford (loc. cit.) durch TosyHeren des /^-Methyl-

glucosids erhalten wurde.

Nachdem K. Hess und W. Eveking 5 feststellten, dass sich 2,3-Di-

tosyl-4-acetyl-ß-methyl-glucosid mit Tosylchlorid-Pyridin glatt zum

2,3,6-Tritosyl-4-acetyl-/?-methyl-glucosid umsetzen lies», während un¬

ter denselben Bedingungen das entsprechende Derivat des a-Methyl-

glucosids6 unverändert blieb, haben K. Hess und H. Stenzel7 das

Verhalten der a- und ^-Methyl-glucoside gegenüber Tosylchlorid-

Pyridin untersucht. Dabei zeigte sich, dass der primär gebildete

Tetratosylester des a-Methyl-glucosids bei höherer Temperatur

1 A. 507, 62 (1933).2 Vgl. dazu die älteren Arbeiten über die Tosylierung der Celluloss ; P. Karrer

und H. Wehrli, Helv. 9, 591 (1926).3 Helv. 23, 615 (1940).* B.70, 1139 (1937).5 B. 67, 1909 (1934).6 Vgl. O.Littraann und K.Hess, B.67, 526 (1934).7 B. 68, 981 (1935).

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(80°) in 54% Ausbeute in die 2,3-Ditosyl-4,6-dichlor-Verbindung 8

umgewandelt wird. Die ß-Verbindung zeigte dieses Verhalten erst

bei viel höherer Temperatur und in viel geringerem Masse. Die¬

selben Dichlor-ditosylate entstehen auch, wenn man auf die durch

Tosylieren der a- bzw. ß-Methyl-gluco&ide bei 20° hergestellte;!

Tetratosylate, Pyridin-hydrochlorid bei 80° einwirken lässt9. a-

bzw. #-Methyl-glucosid reagiert nicht mit Pyridin-hydrochlorid in

der Wärme. Bei der Chlorierung der Tetratosyl-a- bzw. -/J-methyl-

glucoside handelt es sich also um eine Verdrängung der Tosylat-

Reste im Sinne folgender Gleichung:

R-OTs + Py.HCl — > R-Cl + Py.TsOH

Aus den Versuchen ergibt sich, dass die räumliche Lage der

glykosidischen Methoxyl-Gruppe an C-l die Reaktionsfähigkeit der

Tosylat-Reste an C-4 und C-6 verschieden stark beeinflusst. Bei der

«•Konfiguration an C-l scheinen die Tosyl-Gruppen in der 4- und

6-Stellung räumlich weniger gehindert als in den ß-Methyl-glucosid-

derivaten.

b) mit Benzoylchlorid. Ausgedehnte Versuche, die abgestufte

Reaktionsfähigkeit der Hydroxyle in den Monosacchariden zu be¬

stimmen, wurden von Th. Lieser und R. Schweizerl0 mit 2 Mol Ben¬

zoylchlorid in Pyridin an a-Methyl-glucosid durchgeführt. Als ein¬

ziges, partiell benzoyliertes Derivat konnte in 50 % Ausbeute ein

Dibenzoyl-methyl-glucosid isoliert werden, welches nach Umwand¬

lung in das Dibenzoat des ^-Methyl-glucosids mit dem von P. Briglund H. Grüner " auf anderem Wege hergestellten 2,6-Dibenzoyl-/?-

methyl-glucosid übereinstimmte. Ein Monobenzoat konnte auch

beim Arbeiten mit weniger Benzoylchlorid und bei tiefer Temperaturnicht isoliert werden; dagegen gelang die partielle Benzoylierungdes /9-Phenol-glucosids in 75 % Ausbeute zum 6-Monobenzoat.

B. Helferich und F. Strauss12 stellten fest, dass beim 2,3,4-Triacetyl-

/7-phenol-glucosid die Methylierung in 6-Stellung im Gegensatz zum

Triacetyl-a-methyl-glucosid nicht gelingt. Die Versuche zeigen, dass

8 Die Konstitution dieser Verbindung ist nicht sicher bewiesen; vgl. dazu

B. Helferich, G.Sprock und E. Besler, B.58, 886 (1925).9 K. Hess und H. Stenzel (loc. cit.).

10 A. 519, 271 (1935).11 A. 495, 60 (1932).12 J. pr. 142, 15 (1935).

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je nach Art und Konfiguration des glucosidischen Substituenten am

Kohlenstoffatom 1 der Glucose, die Eigenschaften der primären Oxy-

Gruppe an C-6 stark beeinflusst werden können.

4. Mono- und Ditosylate der Glucose

und der Methyl-glucoside

Wie J.Compton1 zeigte, gelingt die Herstellung des /J-Methyl-

glucosid-ô-tosylats in etwa 40 % Ausbeute aus ß-Methyl-glucosidmit 1 Mol Tosylchlorid in Pyridin. Zur gleichen Zeit konnten

B. Helferich und A. Gnüchtel2 mit Methansulfonsäurechlorid in

Pyridin bei — 20 °, in guter Ausbeute das 6-Mesyl-a-methyl-glucosid

gewinnen. Kurz darauf gelang es B. Helferich, H. Dressler und

R. Griebel3, aus a-D-Glucose — ohne die reduzierende Gruppe für

die Umsetzung zu schützen — durch Einwirkung von Methansulfon¬

säurechlorid und Pyridin und nachfolgende Acetylierung in etwa

30 % Ausbeute die /)-Tetraacetyl-6-mesyl-D-glucose zu bereiten.

Die partielle Tosylierung eines Zuckers mit freier reduzierender

Gruppe ist bemerkenswert, da bis heute nur wenige analoge Reak¬

tionen bekannt geworden sind *.

In Anlehnung an diese grundlegenden Arbeiten gelang es E. Hard-

egger und R. M. Montavon5 durch partielle Tosylierung von

a-D-Glucose und nachfolgende Acetylierung in 40 % Ausbeute die

/J-Tetraacetyl-6-tosyl-glucose herzustellen. Das Tosylat-tetraacetatwurde weiter mit Natriumjodid in Acetanhydrid h in guter Ausbeute

in das 6-Jodhydrin übergeführt7.Behandelte man die Mutterlauge, die bei der Darstellung der

6-Tosyl-Verbindung anfiel, mit Acetanhydrid-Natriumjodid, so liess

sich das a-Tetraacetyl-6-jodhydrin, welches eine rund 90 ° positivere

1 Am.Soc.60, 395 (1938).2 B. 71, 712 (1938).3 J.pr.J55,285 (1939).4 Vgl. z. B. P. A. Levene und J. Compton, Tosylierung von 2,3-Isopropyliden-L-rhamnose zu 2,3-Isopropyliden-5-tosyl-L-rhamnose. J. Biol. Chem. 116,169 (1936) ;

W. T. J. Morgan und T. Reichstein, Tosylierung von Fructose zu 1,6-Ditosyl-fructose, Helv. 21, 1023 (1938).

5 Helv. 29, 1199 (1946).« Vgl. dazu W. T. Haskins, R. M. Hann und C. S. Hudson, Am. Soc. 64, 132 (1942).7 Für die weitere Verarbeitung dieses Jodhydrins auf Derivate der D-Chino-

vose, vgl. R. M. Montavon, Diss. ETH. 1950.

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Drehung besitzt als das /S-Derivat, in beträchtlicher Menge in kristal¬

liner Form gewinnen. Entsprechend den Arbeiten von A. Bernoulli

und H. Stauffer (loc cit.) wären in der von E. Hardegger und

R. M. Montavon durchgeführten Mono-tosylierung der a-D-Glucose

auch Chlor-haltige Produkte zu erwarten gewesen. Ob, und in wel¬

cher Menge sich solche in der öligen Mutterlauge vorfinden wurde

von Hardegger und Montavon nicht untersucht. Da die l-Chlor-6-

tosyl-triacetyl-glucose noch nie in kristalliner Form erhalten wurde,

ist es möglich, dass diese Verbindung in den Mutterlaugen enthalten

war, ohne dass ihre Anwesenheit bemerkt worden wäre. Die Ver¬

suche von J. Compton, B. Helferich und A. Gnüchtel, B. Helferich,

H. Dressler und R. Griebel sowie von E. Hardegger und R. M. Mon¬

tavon zeigen erneut mit aller Deutlichkeit die stark, erhöhte Reak¬

tionsfähigkeit der primären Hydroxyl-Gruppe an C-6 der Glucose.

5. Herstellung und Konstitution der 2,6-Ditosyl-triacetyl-a-D-glucose

a) Isolierung der Verbindungen A, B, C und D;

Identifizierung von C und D. Der erfolgreiche Verlauf der Mono-

tosylierung von freier a-D-Glucose veranlassten E. Hardegger und

R. M. Montavon die Di-tosylierung dieses Zuckers zu versuchen. Tosy-liert und acetyliert man, wie im experimentellen Teil genau beschrie¬

ben wird, a-D-Glucose mit 2 Mol Tosylchlorid in Pyridin bei 0 °, so

können aus dem Reaktionsprodukt folgende Substanzen isoliert wer¬

den:

Menge Bruttoformel Smp. [«VCHC1,)

A 15—30% ^*2«**80"13"2 176° + 103 "

B 1— 2 % CoaH3uOiaS.2 158° + 32"

C 12—15% VJ2l"26'-'l2* 203° + 24"

D wenig '-,16-r*22'-'ll 135° + 4"

Die Isolierung und Trennung der Verbindungen A, B, C erfolgteausschliesslich auf Grund ihrer unterschiedlichen Löslichkeit in

Methanol. Die Substanz D wurde aus den nicht kristallisierenden

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Mutterlaugen durch Chromatographie an Aluminiumoxyd abge¬trennt. Die aus den Analysenwerten der Substanz D berechnete

Bruttoformel C16H2,Ou Hess eine fünffach acetylierte Glucose ver¬

muten. Schmelzpunkt und optische Drehung der Substanz D stimm¬

ten gut mit den Werten der ß-Pentaacetyl-glucose überein und die

mit authentischer /7-Pentaacetyl-glucose vorgenommene Mischprobegab keine Schmelzpunktserniedrigung.

Die Identifizierung der Substanz C der Bruttoformel C21H20O,2Sbot ebenfalls keine Schwierigkeiten. Die Substanz C erwies sich auf

Grund der optischen Drehung, des Schmelzpunktes und der Misch¬

probe als ß-Tetraacetyl-ö-tosyl-glucose.

Es ist seit langem bekannt, dass Veresterungen in kaltem Pyridinin der Zucker-Reihe ohne Konfigurationsänderung am Kohlenstoff-

atom 1 verlaufen. Die Identifizierung der aus a-D-Glucose entstan¬

denen Substanzen C und D als Derivate der ß-Gluco-pyranose ist da¬

her höchst überraschend. Ihr Entstehen entgegen der Regel muss

wohl so erklärt werden, dass primär von Tosylchlorid in Pyridin die

a-ständige Oxy-Gruppe am C-l der Glucose zum unbeständigen a-1-

Tosylat1 umgesetzt wird.

Die in den Acetohalogenosen vergleichbare a-1-Tosyl-glucose

würde sich darnach mit Pyridin-acetat, welches bei der nachfolgen¬

den Acetylierung in grosser Menge entsteht, unter Waldenscher Um¬

kehrung zu j8-l-Acetyl-glucose bzw. ihren acetylierten und tosylier-

ten Derivaten C und D umsetzen.

Auch für die Substanzen A und B lassen sich demnach keine Vor¬

aussagen in bezug auf die Konfiguration an C-l machen. Ueber die

Spannweite der Lactol-Ringe in den Substanzen A und B können

vorerst ebenfalls keine endgültigen Aussagen gemacht werden. Es

lag nahe in A und B aus Analogiegründen Derivate der Pyranose-

form zu vermuten. Aus Untersuchungen von W. N. Haworth, L. N.

Owen und F. Smith 2 geht nun aber hervor, dass Einfluss von Salz¬

säure — in den vorliegenden Beispielen der Substanzen A und B

könnte das in der Reaktionsmischung enthaltene Pyridin-hydrochlo-

rid die Funktion der Salzsäure übernehmen — selbst an Methyl-

1 Oder rar a-1-Chlor-Verbindung.2 Soc. 1944, 88.

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glucosiden eine Umlagerung von Pyranosid in Furanosid eintreten

kann.

Nachdem aus dem Reaktionsgemisch /i-Tetraacetyl-6-tosyl-glucoseisoliert wurde, und die besondere Reaktionsfähigkeit des Hydroxylsan C-6 an verschiedenen Beispielen dargelegt worden ist, konnte mit

grosser Wahrscheinlichkeit in den Verbindungen A und B die eine

der beiden Tosylat-Gruppen an C-6 vermutet werden. Hinweise auf

die Lage der zweiten Tosylat-Gruppe geben die Seite 11—14 bespro¬chenen Arbeiten verschiedener Autoren. Darnach wäre die zweite

Tosylat-Gruppe am ehesten an C-2, C-4, (C-5) zu erwarten.

Welches dieser Hydroxyle die ausgeprägte Reaktionsfähigkeit

gegenüber Tosylchlorid besitzt, soll im Folgenden dargelegt werden.

b) Stellung der Tosyl-Reste im Ditosylat A

Die Einwirkung von Bromwasserstoff-Eisessig auf das Ditosylat A

führte unter Abspaltung einer Acetoxy-Gruppe zum Acetobromdito-

sylat I der Bruttozusammensetzung C21H27OuS3Br. Die Darstellungeines Aceto-brom-ditosylats schliesst in der Verbindung A die Mög¬lichkeit einer 1-Tosyl-Gruppierung aus.

Der Aceto-brom-Verbindung I wurde auf Grund der spez. Drehung

von +155 °, am C-Atom 1 die oc-Konfiguration zugeschrieben. I zeigte

beim Aufbewahren eine für a-1-Halogenosen bemerkenswerte Stabi¬

lität 3.

Mit Methanol und Silbercarbonat Hess sich das a-Aceto-brom-dito-

sylat (I) nach Königs und Knorr unter Waldenscher Umkehrung an

C-l in das bei 170° schmelzende Diacetyl-ditosyl-/?-methyl-glucosid(II) überführen. Die Verbindung II ist deutlich verschieden von dem

in der Literatur4 beschriebenen, bei 136 ° schmelzenden 2,3-Ditosyl-

3 Th. M. Reynolds, Soc. 1931, 2626 und 1933, 223, stellte die stabilisierende Wir¬

kung der Tosyl-Gruppe in 2-Stellung auf Halogen-Atome in 1-Stellung fest.

Nach E. Fischer und E. F. Armstrong, B. 35, 836 (1902), ist a-l,6-Dibrom-triace-tyl-gluco8e die stabilere Verbindung als a-1-Brom-tetraacetyl-glucose.

4 Die Konstitution der von K.Hess und W. Eveking, B. 67, 1909 (1934), über die

4,6-Benzyliden-Verbindung mit nachfolgendem Tosylieren, Abspalten der

Benzyliden-Gruppen und Acetylieren dargestellten Verbindung kann auf Grund

der Herstellungsweise als gesichert angenommen werden.

16

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4»6.diacetyl-/?-methyl-glucosid wie auch vom 2,3-Diacetyl-4,6ditosyl-/3-metuyl-glucosid (Smp. 161 °)B.Um den Beweis für das Vorhandensein einer Tosyl-Gruppe am C-6

des Diacetyl-ditosyl-/?-methyl-glucosids (II) zu erbringen, wurde II

einige Minuten mit Natriumjodid in Acetanhydrid 6am Rückfluss

gekocht, wobei ein Tosylat-Rest durch Jod ersetzt wurde.

hc-

AcO-

-OAc

-OTn

-OAc

HC-Br

-OTs

AeO-

CH2OTs

A*

—OAc

CH2OTs

I*

O

CH3OC.H

-OTs

AcO-

-OAc

CH2OAC

II*

CH3O.CH

AcO-

-OTs

-OAc

0

CHJ CH20AC

V

5 J. W. H. Oldham und J. K. Rutherford, Am. Soc. 54, 366 (1932), konnten das, 4,6-Ditosylat in eindeutiger Weise in die 6-0xy-Verbindung und durch nachfol¬

gendes Acetylieren in das von B. Helferich und Mitarbeiter, A. 458, 111 (1927),auf anderem Wege dargestellte 2,3,6-Triacetyl-4-tosyI-/?-inethyI-glucosid überfüh¬

ren, womit die Konstitution des 4,6-Ditosylats als gesichert erscheint.8 Vgl. W.T.Haskins, R.M.Hann und C.S.Hudson, Am.Soc. 64, 132 (1942).* Neue Verbindung.

17

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Der beinahe quantitative Verlauf der Umsetzung des Ditosylats II

ins Jodhydrin III7 berechtigt zu der Annahme, dass die Umsetzung

gemäss der Rutherford'schen Regel verlaufen ist, nach der aus¬

schliesslich primäre, nicht aber sekundäre Tosylat-Gruppen durch

Jod ersetzt werden8. Die Umwandlung der Jodhydrins III in das an

C-2 tosylierte Chinovose-Derivat IV gelang mittels katalytischer Hyd¬

rierung in Methanol mit Raney-Nickel und Diäthylamin9.

Die physikalischen Daten des Jodhydrins III (Smp. 178°, [ct]p =

+ 20 °) wichen beträchtlich von denen ab, die R. M. Montavon (vgl.Diss. ETH. 1950) für die gleiche Verbindung gefunden hatte. (Smp.

161«, [«]D = +8°r.

Um das Tosylat-jodid III in ein /?-Methyl-glucosid-monotosylat-acetat umzuwandeln, um also das Jod an C-6 gegen den Acetoxy-Rest

auszutauschen, schienen mir die in der Literatur angegebenen Um¬

setzungen zu umständlich und za wenig ergiebig.Nach J. W. H. Oldham und J. K. Rutherford (lot. cit.) lassen sich

primäre Jodide der Zucker-Reihe durch zweistündiges Kochen mit

Silbernitrat in Acetonitril in 80 % Ausbeute in die 6-Nitrate ver¬

wandeln, welche durch Kochen in Eisessig mit Eisenspänen zu 6-

Oxy-Verbindungen reduzierbar sind; durch Acetylieren der Oxy-

7 Wie am Beispiel des Triacetyl-/?-methyl-gIucosid-6-jodhydrin (XV) gezeigt wer¬

den konnte, lasssen sich primäre Jodide der Zucker-Reihe nach der von

L. L. Meritt, S. Levy und H. Cutter, Am. Soc. 61, 15 (1939), vorgeschlagenen Me¬thode mit Saccharin-natrium leicht in das Saccharin-Derivat XVI überführen.

j /CO-/^(CH30) HC—(CHOAo)3-CH—CH2—N<\S02_

8 W. T. Haskins, R. M. Hann und C. S. Hudson zeigten in Am. Soc. 66, 73 (1944),dass aus einer Verbindung mit zwei benachbarten Tosylat-Gruppen in 5- und

6-Stellung; beide Tosylat-Gruppen unter Bildung einer Doppelbindung zwi¬

schen C-5 und C-6 abgespalten werden.

8 Vgl. W.T.Haskins, R.M.Hann und C.S.Hudson, Am.Soc.68, 628 (1946), und

E.Hardegger und R. M. Montavon, Helv. 29, 1199 (1946). Dieselbe Reaktion

lässt sich zweifellos auch mit den Jodhydriden IX und XI durchführen, womit

die noch unbekannten in Stellung 2 tosylierten o- und /?.D-Chinovose-l,3,4-tri-acetate leicht zugänglich werden.

10 Es scheint, dass Montavon ein Gemisch in Händen hatte, welches er für wei¬

tere Umsetzungen verwendete und das ihm die Darstellung einheitlicher Deri¬

vate je länger je mehr verunmöglichte. Keine der von Montavon dargestelltenVerbindungen stimmte in der Folge mit den von mir hergestellten überein.

Die Daten der von Montavon hergestellten Verbindungen sollen daher nicht

weiter diskutiert werden.

XVI

18

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Verbindung mit Acetanhydrid-Pyridin lassen sich daraus in üblicher

Weise die Acetate gewinnen.

K. Freudenberg und Mitarbeiter " erhitzten die 6-Brom-Derivate

mit Thalliumacetat im Rohr 8 Stunden auf 155 ° und gelangten in

ordentlicher Ausbeute ebenfalls zu 6-Acetaten.

Die über mehrere Stufen führenden (Oldham und Rutherford)oder nur unter energischen Bedingungen (Freudenberg) verlaufen¬

den Umsetzungen veranlassten mich eine einfachere Methode zur

Umsetzung von primären Jodiden in Acetate der Zucker-Reihe zu

suchen. Nach verschiedenen Versuchen konnte ein Verfahren gefun¬den werden, das darin besteht, primäre Jodide in wenig heissem Ace-

tanhydrid-Eisessig zu lösen und dazu einen Ueberschuss von Silber-

acetat in wenig heissem Pyridin zu geben. Kurzes Erwärmen auf

80° vervollständigt die Reaktion, die in guter Ausbeute die Acetoxy-Derivate liefert12.

Das Jodhydrin III Hess sich durch diese einfache und milde Reak¬

tion in sehr guter Ausbeute in ein Triacetyl-tosyl-/3-methyl-gluco-sid (V) vom Smp. 156 ° und der optischen Drehung + 3 ° überfüh¬

ren. Bemerkenswert ist die gute Uebereinstimmung zwischen der

Verbindung V und dem von Th. M. Reynolds w hergestellten Tria-

cetyl-2-tosyl-/?-methyl-glucosid.

11 K. Freudenberg, H. Tocpffer und C. C. Ander&en, B.61, 1758 (1928).12 Dieses Verfahren hat sich inzwischen auch bei Versagen anderer Methoden in

der Steroid-Reihe bewährt ; vgl. ETH. Diss. Ch. Engel, die demnächst erscheint.

Einen anderen Verlauf nimmt die schon von H. Ohle und K. Spencker, B. 59,

1836(1926), beschriebene Umsetzung vonö-Jodiden mit Silbertosylat in Pyridin.Aus /î-Tetraacetyl-glucose-6-jodhydrin (XIII) Hess sich das wasserlösliche Pyridi-nium-tosylat XIV gewinnen.

i

AcO—CH—(CHOAc)3-CH .CH2-N<(

/ xiv

IX

OS02. C7H7

13 Umsetzung von /?-l-Chlor-triacetyl-glucose mit Methanol und Silbercarbonat

und nachfolgendes Tosylieren, vgl. Soc.l93J, 2626 und 1933, 224.

19

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Zur Identifizierung der Verbindung V wurde die aus Brigl-Anhyd-rid hergestellte /?-l,3,4,6-Tetraacetyl-glucose (VI) u mit Tosylchlo-

rid-Pyridin in die noch unbekannte /J-Tetraacetyl-2-tosyl-glucose

(VII) umgewandelt. Einwirkung von Bromwasserstoff-Eisessig auf

AcO

AcO-

t

-OH

-OAc

AcOCH

-OTs

0AcO-

CH2OAc

VI

HC-Br

I—OTs

Ö

—OAc

AcO-

CH2OAc

VII*

CH30•CH

Ö

-OAc

AcO-

CHaOAc

vra

-OTs

-OAc

0

CHaOAc

V

VII führte zur der schon von B. Helferich und S. Grünler16 darge¬stellten Aceto-brom-Verbindung VIII, die durch kurzes Kochen mit

Methanol und Silbercarbonat zum Triacetyl-2-tosyl-/?-methyl-gluco-sid (V) umgesetzt wurde.

Das aus Brigl-Anhydrid dargestellte Präparat V erwies sich in der

Mischprobe mit dem aus dem DitosylatA hergestellten Triacetyl-

tosyl-/}-methyl-gluco&id als identisch. Damit ist sowohl die Konstitu¬

tion des aus III hergestellten Tosyl-ß-metyl-glucosids wie jene der

Reynold'schen Verbindung als 3,4,6-Triacetyl-2-tosyl-/?-methyl-gluco-sid (V) bewiesen. Der Verbindung A, dem Hauptprodukt der Di-

tosylierung von a-D-Glucose muss daher die Konstitution der a-1,3,4-

Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose zugeschrieben werden.

c) a-ß-Isomerie der Ditosylate A und B

Durch die Einwirkung von Bromwasserstoff-Eisessig auf das Dito-

sylat B gelangte man zur der gleichen, schon aus der A dargestellten

Aceto-brom-Verbindung I vom Smp. 143 °. Daraus folgt, dass die

Tosyl-Gruppen in den Ditosylaten A und B die gleiche Stellung und

die gleiche räumliche Anordnung besitzen.

14 Vgl. E.Hardegger und J.dePascual, Helv.3i, 281 (1948).15 J.pr. 148, 107 (1937).* Neue Verbindung.

20

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Durch kurzes Kochen des a-Aceto-brom-ditosylats (I) mit Silber-

acetat-Pyridin, liess sich unter Waldenscher TJmkehrung an C-1 das

DitosylatB gewinnen. Die Rückgewinnung von B aus der Aceto-

brom-Verbindung beweist, dass die Spannweite der Lactol-Ringe im

Aceto-brom-ditosylat 1 und in der Verbindung B dieselbe ist. Eine

Entscheidung ob ein 5- oder 6-gliedriger Lactol-Ring vorliegt, lässt

vorerst noch nicht treffen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit darf aber

angenommen werden, dass auch die Verbindung A denselben Lactol-

Ring aufweist.

Die beiden Ditosylate A und B unterscheiden sich somit lediglich

durch verschiedene Konfiguration an C-1. Die Verbindung A mit

der spez. Drehung von -f- 103° ist als a-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose

und in Verbindung B mit [a]D= + 32° als /ff-Triacetyl-2,6-ditosyl-

glucose zu bezeichnen.

IC-C

AcO-

HC-OAc

-OTs

—OAc

AcOCH

AcO

IGHCOAc

0AcO-

-OTs

—OAc

HO

0AcO-

OAc

-OTs

-OAc

H-C-

OAcO-

-Br

-OTs

-OAc

O

CH2OAc

+ vm*

16)

18 Vgl. S. 20.* Neue Verbindung.

21

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Beim Behandeln der a- bzw. /^-Verbindung A bzw. B mit Natrium-

jodid in Acetanhydrid, Hess sich der primäre Tosylat-Rest durch

Jod ersetzen. Der Uebergang von a-DitosylatA ins a-Triacetyl-2-

tosyl-6-jodhydrin (IX) war erwartungsgemäss und in Analogie zur

Ueberführung des /?-Ditosylats B ins /?-Triacetyl-2-tosyl-6-jodhydrin(XI) von einer geringen, in Richtung und Betrag gleichen Verschie¬

bung der spez. Drehung um etwa 10° nach links begleitet, was auf

den normalen Ablauf der Reaktion schliessen lässt.

Die Tosylat-Jodide IX und XI unterscheiden sich wie die Dito-

sylate A und B, nur durch verschiedene Konfiguration an C-l. Aus

beiden Verbindungen liess sich mit Bromwasserstoff-Eisessig das

sehr beständige <*-Acetobrom-glucose-2-tosyl-6-jodhydrin (XII) ge¬

winnen.

Für die Umsetzung der isomeren Jodide IX und XI zu den Ace-

taten X und VII bewährte sich die am Jodid III ausgearbeitete Me

thode.

Durch die Umwandlung der a-Tetraacetyl-2-tosyl-glucose (X) in

die schon früher aus ß-Tetraacetyl-2-tosyl-glucose (VII) hergestellte

a-Aceto-brom-2-tosyl-glucose (VIII) konnte die Isomerie an C-l der

aus den DitosylatenA und B herstellbaren Verbindungen erneut

bestätigt werden.

d) Spannweite der LactoURinge in den Ditosylaten A und B

Wie zu Beginn des Abschnittes c ausgeführt wurde, ist anzuneh¬

men, dass die Lactol-Ringe in den DitosylatenA und B die gleiche

Spannweite besitzen. Ob die Pyranose- oder die Furanose-Struktur

vorliegt, konnte auf Grund der damaligen experimentellen Ergeb¬nisse nicht entschieden werden.

Aus Untersuchungen von Haworth und Mitarbeitern " ergibt sich,

dass in 3,6-Anhydro-gluco-pyranose-Derivaten durch Einwirkung von

Salzsäure eine Umlagerung in das Furanosid unter Erhaltung der

Konfiguration der glykosidischen Gruppe an C-l, eintreten kann.

Diese Beobachtung ermöglichte es, die Spannweite des Lactol-Rings

in den Verbindungen A und B festzulegen.Die Einwirkung von Alkali " auf das Diacetyl-2,6-ditosyl-j8-methyl-

glucosid (II) führte in guter Ausbeute in das kristallisierte, als

17 Vgl. W. N. Haworth, L. Ow«n und F. Smith, Soc. 1941, 88.

22

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Pyranosid formulierte 2-Tosyl-3,6-anhydro-/?-methyl-glucosid (XX).

Mit Tosylchlorid-Pyridin Hess sich daraus ein gut kristallisierendes

Ditosy]r3,6-anhydro-^-methyl-glucosid (XXI) vom Smp. 110° und

der spez. Drehung von — 20 ° herstellen18.

Durch alkalische Verseifung des 6-Jod- bzw. 6-Tosyl-tetra-acetyl-

^-methyl-glucosids1" (XV bzw. XVa) zum 3,6-Anhydro-DerivatXVIiiund nachfolgendem Tosylieren in Pyridin, konnte ein Vergleichs¬

präparat erhalten werden, das mit dem aus II hergestellten Ditosyl-

3,6-anhydro-/?-methyl-glucosid (XXI) identisch ist.

CHi,0-CH

AcO-

-OAc

-OAc

CH2RXV R=J

XV« R=OTs

CH:,OCH

AcO-

—Oïs

-OA

CH2OTb

IV

CH3OCH

HO-

-OH

-OH

CH3OCH

-OH

CH2RXVII R=J

XVIIa R=OTs

L

—OH

CH2xvm

I

CH;,OCH

Ö

-OTs

-OR

CH;,OCH

Ö

—CH2

XX R=H*

XXa R= Ac*

—OTs

-OTs

CH,

XXI*

CH;,OCH

Ö

-OH

OH

—CH2

XIX

OCICH3OCH

O

-OTb

-OTs

CH2

XXH

O

O

Durch Umlagerung des 3,6-Anhydro-/3-methyl-gluco-pyranosids(XVIII) mit Salzsäure w und nachfolgendem Tosylieren, Hess sich

18 Acetylieren von XX mit Acetanhydrid-Pyridin ergab ein Monotosyl-acetyl-3,6-anhydro-/?-methyl-glucosid (XXa)

19 Vgl. W. N. Haworth und Mitarbeiter (loc, cit.).* Neue Verbindung.

23

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ein 3,6-Anhydro-ditosylat XXII vom Smp. 130 ° und der spez. Dre¬

hung + 60 ° gewinnen. Dieses Präparat erwies sich mit einem von

H. Ohle und H. Wilcke20 auf anderem Wege hergestellten und als

2,5-Ditosyl-3,6-anhydro-/?-methyl-gluco-furanosid formulierten Prä¬

parat nach Schmelzpunkt und optischer Drehung identisch. Die

Mischprobe der beiden 3,6-Anhydro-^-methyl-glucosid-dito8ylate(XXI und XXII) zeigte eine starke Schmelzpunktserniedrigung. Die

Anhydro-ditosylate XXI und XXII sind somit sicher nicht identisch.

Da dem Anhydro-ditosylat XXII auf Grund seiner Herstellungs¬weise und seiner Identität mit einem auf anderem Wege hergestell¬ten Präparat die furoide Struktur zugeschrieben werden muss,

kommt dem durch Tosylieren von 2-Tosyl-3,6-anhydro-/?-methyl-glu-cosid (XX) und 3,6-Anhydro-/8-methyl-glucosid (XVIII) erhältlichen

DitosylatXXI mit Sicherheit die pyroide-Anordnung des Lactol-

Rings zu.

In Uebereinstimmung damit stehen auch die opt. Drehungen der

beiden Anhydro-ditosylate (XXI und XXII), indem das Furanosid

XXII gegenüber dem Pyranosid XXI eine um 80 ° nach den posi¬tiven Werten verschobene Drehung aufweist21. Die Tosylierung der

3,6-Anhydro-Verbindungen bewirkte demnach keine Umlagerungdes Lactol-Rings. Die Verbindungen A und B sowie alle daraus her¬

gestellten Derivate besitzen Pyranose-Struktur.

Ein weiteres, an C-2 tosyliertes Derivat der 3,6-Anhydro-glucosekonnte durch Behandlung von A mit Ammoniak in Methanol und

nachfolgendem Acetylieren mit Acetanhydrid-Pyridin gewonnen

werden. Die CH-Werte, die Abwesenheit von Stickstoff und die spez.

Drehung von —20° lassen auf eine /M,4-Diacetyl-2-tosyl-3,6-anhy-

dro-gluco-pyranose (XXIII) schliessen 22.

20 B. 71, 2316 (1938).21 In anderen Furanose- bzw. Pyranose-Derivaten der 3,6-Anhydro-glucose wurden

gleichsinnige Verschiebungen der opt. Drehung im Betrage von 80—150 ° be¬

obachtet.

" Vgl. dazu die von H. Ohle und E. Euler, B. 63, 1796 (1930), beschriebene Bil¬

dung eines Bis-(5-togyl-3,6-anhydro-gluco-furanosyl-[l])-amins durch Einwir¬

kung von Ammoniak auf a-l,2-Diacetyl-5-tosyl-gluco-furanoee.

24

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AcO

XXIII*

6. Versuche zur Herstellung von 5-Thiomethyl-ribose

Die sich über geraume Zeit erstreckenden Versuche zur partiellenTosylierung von D-Ribose verfolgten den Zweck, 5-Thiomethyl-ri¬bose (XXIX) herzustellen, die mit dem in der Hefe an Adenin ge¬

bundenen, schwefelhaltigen Zucker möglicherweise identisch ist.

U. Suzuki, S. Odake und T. Mori1 erhielten durch Reduktion des

natürlichen, schwefelhaltigen Zuckers mit Natriumamalgam einen

Thiopentit vom Smp. 118 °. P. A. Levene und H. Sobotkaa konnten

ein schwefelhaltiges Osazon herstellen, wodurch die «Schwefel-Grup¬

pe» an C-l und C-2 ausgeschlossen wird.

G. Wendts erbrachte durch Oxydation mit Bleitetraacetat den Be¬

weis, dass sich die Thiomethyl-Gruppe nicht an C-3 befindet, er ver¬

mutet diese an C-5.

A. L. Raymond " synthetisierte die 5-Thiomethyl-xylose und fand,

dass das Osazon dieser Verbindung verschieden war von demjenigendes natürlichen Zuckers. Damit kann der gesuchte Zucker nur noch

ein 5-Thiomethyl-Derivat der Arabinose oder der Ribose sein, wenn

man nicht das Vorhandensein einer 4-Thiomethyl-pentose in Be¬

tracht ziehen will. Diese letztere Möglichkeit ist zwar bisher nicht in

Erwägung gezogen aber auch noch nicht experimentell widerlegtworden. Untersuchungen von L. Berger und J. LeeB schienen mir

* Neue Verbindung.1 Bioch. Z.154, 278 (1924); 162, 413 (1925).2 J. Biol. Chem. 65, 551 (1925).3 Z. physiol. Ch. 272, 152 (1942).1 J. Biol. Chem. 107, 85 (1934).5 J. Org. Chem. 11, 75 (1946).

25

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die Möglichkeit zu geben die Konstitution des schwefelhaltigen Zuk-

kers der Hefe durch Synthese aufzuklären. Gestützt auf die Arbeit

von R. Kuhn und L. Birkhofer6 untersuchten Berger und Lee (loc.

cit.) das Verhalten von Pentosen gegenüber Arylaminen. Sie beo¬

bachteten, dass D-Ribose mit Anilin in der Kälte zu a-Anilin-N-D-

ribopyranosid (XXIV) (Smp. 125—127 °; [«]„ = + 63—> + 48°)

und in der Wärme zu a-Anilin-N-D-ribofuransid (XXV) (Smp. 138—

140°; [a]D= + 176—> +156°) umgesetzt wird. Die Umwand¬

lung des primär entstehenden Pyranosids ins Furanosid, welche in

kochendem Alkohol sattfindet, gelang nicht in jedem Ansatz und

scheint von einigen noch unbekannten Faktoren abhängig zu sein '.

HC—NHC«H5

OH

OH

OH

CH2

HCNHC6H5

ö

XXIV

HCOAc

—OAc

-OAc

CH20Ts

XXVII

-OH

—OH

HC—

O

NHC6HS

OAc

OAc

/CeHs

H

I/tens

:c-N\

0

CH2OT»

XXVI

—OAc

—OAc

CHüOT.

XXVI«

HO

O

OAc

—OAc

—OAc

HC—OH

CHzSCHs

xxvni

-OH

-OH

Ö

CH2SCH3

xxix

Kristallisierte Derivate konnten bisher weder aus dem PyranosidXXIV noch aus dem Furanosid XXV hergestellt werden. Die von

« B. 71, 621 (1938).7 Vgl. A. R. Todd, G. A. Howard, G. W. Kenner und B. Lythgoe, Soc 1946, 855.

26

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Berger und Lee (loc. cit.) aus XXIV und XXV dargestellten Tria¬

cetate und der 5-Trityläther des Furanosids XXV waren amorph.Nach Todd und Mitarbeitern (loc. cit.) ist überhaupt nur ein Pyra-nose-triacetat herstellbar, da sich das Furanosid XXV vorgängig der

Acetylierung unter Ringerweiterung ins Pyranosid XXIV umwan¬

deln soll.

Durch Tosylieren und nachfolgendes Acetylieren versuchte ich

das Furanosid XXV in das 2,3-Diacetat-5-tosylat XXVI bzw. das 2,3-

Diacetat-N-5-ditosylat XXVIa umzuwandeln. Die aus mehreren An¬

sätzen isolierten Reaktionsprodukte waren dunkle, offensichtlich

uneinheitliche Oele. Trotz grossem Arbeitsaufwand gelang es nicht

daraus reine Verbindungen abzutrennen. Die Umsetzung der Roh¬

produkte mit Natriumjodid-Acetanhydrid bzw. Natrium-methyl-mer-

captid verlief ebenfalls ergebnislos.Der zur Herstellung von 5-Thiomethyl-D-ribose (XXIX) einge¬

schlagene Weg scheint wegen des unübersichtlichen Verlaufs der

Reaktion ungeeignet; die Versuche wurden deshalb hier abgebro¬

chen.

27

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IL EXPERIMENTELLER TEIL1

Di-tosylierung von crD-Glucose

In mehreren Ansätzen wurden je 100 g kristallwasserfreie a-D-

Glucose " durch zirka 60-stündiges Schütteln bei Zimmertemperaturin 1,5 Liter trockenem Pyridin gelöst. Die Lösung wurde bei —10 °

im Verlaufe von 30 Minuten mit 215 g (2 Mol) reinem, pulverisier¬tem Tosylchlorid versetzt und bis zur vollständigen Auflösung des

Tosylchlorids bei 0 ° geschüttelt. Nach 1 Tag bei — 10 ° und 1% Ta¬

gen bei 20 ° wurde aus der Lösung 1 Liter Pyridin am Wasserstrahl¬

vakuum entfernt.

Die eingeengte Mischung wurde bei 0 ° mit 260 cm3 Acetanhydridversetzt, 20 Stunden bei 20 ° stehen gelassen, im Vakuum von Essig¬säure, Pyridin und überschüssigem Acetanhydrid weitgehend befreit

und in 1,2 Liter Chloroform aufgenommen. Die dreimal mit je200 cm8 2-n.HCl, gesättigter NaHCOa-Lösung und Wasser gewa¬

schene Chloroform-Lösung wurde am Vakuum zum zähflüssigenHonig eingedampft. Der Rückstand, der in den verschiedenen An¬

sätzen 280—320 g wog, wurde in 1 Liter Methanol aufgenommenund mit ß-l,2,3,4-Tetraacetyl-6-tosyl-gluco8e geimpft. Nach 1 Taghatten sich in den verschiedenen Ansätzen je 11—45 g Kristalle

abgeschieden, die sich als /?-l,2,3,4-Tetraacetyl-6-tosyl-gluco9e *,

a-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose (A) oder als Mischung beider

Verbindungen erwiesen. Aus den Filtraten schieden sich jeweils im

Verlaufe eines Monats noch 25—45 g rohe a-l,3,4-Triacetyl-2,6-

ditosyl-glucose vom Smp. 160—175 °aus. Nach mehreren Monaten

konnten aus den Mutterlaugen noch weitere 25—45 g a-l,3,4-Tri-

acetyl-2,6-ditosyl-glucose erhalten werden.

/M,2,3,4-Tetraacetyl-6-tosyl-glucose und a-l,3,4-Triacetyl-2,6-dito-

syl-glucose (A) Hessen sich durch Umkristallisieren aus Methylen-

1 Alle Schmelzpunkte sind korrigiert.2 Vgl. auch R. M. Montavon, Digs. ETH. 1950.3 Dextropur von Corn Products Co. Ltd. mit dem Smp. 148 ° und der Anfangs-

drehung +97 ° in Wasser.* Vgl. E. Hardegger und R. M. Montavon, Helv. 29, 1199 (1946),

28

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chlorid-Methanol leicht voneinander trennen. Das in feinen Nadeln

kristallisierende Ditosylat (A) schmolz bei 175—176°. Das Analy¬senpräparat wurde 36 Stunden bei 80 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,646 mg Subst. gaben 6,786 mg C02 und 1,617 mg H203,244 mg Subst. verbrauchten 1,033 cm8 0,02-n.KJO3

C26H30O13S2 Ber. C 50,81 H 4,92 S 10,43 %Gef. C 50,79 H 4,96 S 10,21 %

[a]D = + 103 ° (c = 1,3 in Chloroform)

Als Nebenprodukt wurde beim Umkristallisieren der «-1,3,4-Tria-

cetyl-2,6-ditosyl-glucose bis zu 6 g /?-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose(B) vom Smp. 156,5° isoliert. Das aus Methylenchlorid-Methanolumkristallisierte Analysenpräparat wurde 36 Stunden bei 80° im

Hochvakuum getrocknet.

3,692 mg Subst. gaben 6,845 mg C02 und 1,590 mg H20

C2aH30O13S2 Ber. C 50,81 H 4,92 %Gef. C 50,60 H 4,81 %

[a]D = + 32 ° (c = 1,1 in Chloroform)

Aus den nicht kristallisierenden Mutterlaugen sämtlicher Ansätze

konnten durch Chromatographie an Aluminiumoxyd wenig ß-Penta-

acetyl-glucose oder nach Umsetzung (15 Minuten Rückfluss) mit

Natriumjodid in Acetanhydrid grössere Mengen ß-Tetraacetyl-glu-

cose-6-jodhydrin (XIII) vom Smp. 179° gewonnen werden.

a-Aceto-brom'glucose-2,6-ditosylat (I aus A)

9 g fein gepulverte a-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose (A) vom

Smp. 175 ° wurden bei 20 ° mit 74 cm3 Bromwasserstoff-Eisessig (bei

0 ° gesättigt) unter zeitweisem Umschütteln 16 Stunden stehen gelas¬

sen, wobei stets ein Bodenkörper vorhanden war. Nach Zugabe von

500 cm3 gekühltem Chloroform wurde die nun homogene Lösung

6mal mit je 150 cm3 Eiswasser neutral gewaschen und dann bei 20 "

im Vakuum auf etwa 20 cm3 eingedampft. Das Produkt kristalli¬

sierte aus 100 cm3 absolutem Aether in viereckigen Plättchen (8,5 g),

29

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die nach dem Umkristallisieren aus Chloroform-Aether bei 143 °

schmolzen. Das Analysenpräparat wurde 16 Stunden bei 40° im

Hochvakuum getrocknet.

3,972 mg Subst. gaben 6,588 mg C02 und 1,526 mg H20

C24H27OnS2Br Ber. C 45,36 H 4,28 %

Gef. C 45,26 H 4,30 %

[«]D = + 155 ° (± 10°) (c = 1,0 in Chloroform)

Die Verbindung ist in Chloroform sehr gut, in Aether schwer,

und in Petroläther sehr schwer löslich. Bemerkenswert ist die guteHaltbarkeit des sauberen Präparats. Um Ausbeuten von 70— 90 %

zu erhalten muss man die Aceto-brom-Verbindung rasch und bei

tiefer Temperatur ausschütteln.

a-Aceto-brom-glucose-2,6-ditosylat (I) konnte auch aus ß-1,3,4-

Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose (B) nach obiger Vorschrift in gleich

guter Ausbeute dargestellt werden.

3,4-Diacetyl-2,6-ditosyl'ß-methyl-glucosid (II aus I)

6 g a-Aceto-brom-glucose-2,6-ditosylat (I) wurden in 45 cm3 ab¬

solutem Methanol gelöst, nach Zugabe von 4,1 g trockenem Silber-

carbonat 2 Tage geschüttelt und dann 10 Minuten am Rückfluss

gekocht. Die Silbersalze wurden abfiltriert und mit Chloroform

gewaschen. Das Präparat kristallisierte aus Methanol in Plättchen

(4,7 g), die nach dem Umkristallisieren bei 170—171 ° schmolzen.

Das Analysenpräparat wurde 2 Tage bei 80 ° im Hochvakuum

getrocknet.

3,796 mg Subst. gaben 6,982 mg C02 und 1,943 mg H20

3,088 mg Subst. verbrauchten 1,014 cm3 0,02-n.KJO3

C3lH30O12S2-CH3OH Ber. C 50,48 H 5,55 S 10,36%

Gef. C 50,19 H 5,73 S 10,53 %

[«]D = + 19 ° (c = 1,4 in Chloroform)

Die Ausbeuten an II lagen zwischen 80 und 95 %. Die Substanz

ist in kaltem Methanol schwer löslich. In anderen organischen

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Lösungsmitteln, mit Ausnahme von Petroläther, ist sie gut löslich.

Der im Präparat enthaltene Kristallolkohol konnte auch durch

extremes Trocknen bei 110° während 72 Stunden im Hochvakuum

nicht entfernt werden.

3,4-Diacetyl-2-tosyl-ß-methyl-glucosid-6-jodhydrin (III aus II) 5

2 g 3,4-Diacetyl-2,6-ditosyl-/3-methyl-glucosid (II) und 0,65 g

Natriumjodid wurden in 16 cm3 Acetanhydrid 6 5 Minuten am Rück-

fluss gekocht, von dem in glänzenden Schuppen und in beinahe

theoretischer Menge abgeschiedenen Natriumtosylat bei 20 ° ab¬

filtriert und mit wenig Chloroform nachgewaschen. Das Filtrat

wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft und der Rückstand

mehrmals aus Methanol umkristallisiert. Das in Nadeln kristallisie¬

rende Jodhydrin (1,8 g) vom Smp. 178 °, wurde zur Analyse 2 Tagebei 80 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,830 mg Subst. gaben 5,583 mg C02 und 1,503 mg H20

7,647 mg Subst. verbrauchten 4,208 cm3 0,02-n. Na2S,0.,

C18H2309SJ Ber. C 39,86 H 4,27 J 23,41 %

Gef. C 39,78 H 4,39 J 23,29 %

[a]D = + 20 ° (c = 0,8 in Chloroform)

Das in allen organischen Lösungsmitteln mit Ausnahme von

Petroläther gut lösliche Produkt wurde in Ausbeuten zwischen

60 und 80 % d. Th. erhalten.

3,4-Diacetyl-2-tosyl-ß-methyl-chinovosid (IV aus III)

840 mg 3,4-Diacetyl-2-tosyl-/J-methyl-glucosid-6-jodhydrin (III)

wurden in 30 cm3 Methanol gelöst und nach Zugabe von 400 mg

Raney-Nickel und 0,5 cm3 Diäthylamin 7unter Wasserstoff geschüt¬

telt. Die Wasserstoffaufnahme war nach 25 Minuten beendet. Die

Lösung wurde vom Katalysator abfiltriert und in 30 cm3 Eiswasser

5 Vgl. B. Hetterich, H. Dressler und R. Griebel, J. pr. 153, 285 (1939).6 Vgl. W.T. Haskins, R.M.Hann und C.S.Hudson, Am.Soc.64, 132 (1942).' W. T. Haskins, R.M.Hann und C.S.Hudon, Am. Soc 68» 628 (1946).

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gegossen. Das in Aether aufgenommene Chinovosid IV wurde mit

Natriumsulfat getrocknet. Aus Alkohol kristallisierte das Präparat

(430 mg) in Nadeln vom Smp. 141 °, die zur Analyse 12 Stunden

bei 60 ° getrocknet wurden.

3,794 mg Subst. gaben 7,177 mg C02 und 2,015 mg H20

3,826 mg Subst. verbrauchten 0,931 cm3 0,02-n. KJO:.

C18H2409S Ber. C 51,91 H 5,81 S 7,70 %

Gef. C 51,63 H 5,95 S 7,80 %

[a]D= + 1,4 ° (c = 0,3 in Chloroform)

Versuche zur Umsetzung von ß-Tetraacetyl-glucose-o-jodhydrin(XIII) mit Silberacetat in Acetanhydrid-Pyridin

a) 0,5 g /8-l,2,3,4-Tetraacetyl-gluco8e-6-jodhydrin (XIII) wurden

in 2,5 cm3 Acetanhydrid heiss gelöst und dazu eine heisse Lösung

von 0,25 g Silberacetat in wenig Pyridin (0,5 cm3) gegeben. Die

zuerst dunkelbraune, dann gelbbraune Lösung wurde 10 Minuten in

leichtem Sieden gehalten. Nach dem Abfiltrieren wurde die Lösung

weitgehend eingedampft, in Chloroform aufgenommen, mit 2-n.

Salzsäure, NaHC03-Lösung und Wasser gewaschen und zur Trockene

eingedampft. Der braune Sirup wurde in Alkohol aufgenommen.Nach mehrmaligem Umkristallisieren aus Alkohol konnten Nadeln

vom Smp. 129 ° erhalten werden, die in der Mischprobe mit /?-Penta-

acetyl-glucose keine Schmelzpunktserniedrigung gaben.

b) 0,5 g /?-l,2,3,4-Tetraacetyl-glucose-6-jodhydrin (XIII) wurden

in 20 Tropfen Eisessig heiss gelöst und dazu eine heisse Lösung von

0,2 g Silberacetat in 0,5 cms Pyridin gegeben. Zur heissen Mischung

wurde 1 Tropfen Acetanhydrid beigefügt. Die zuerst dunkelbraune,

dann nach kurzem Kochen braungelbe Lösung wurde über Nacht

stehen gelassen, wie unter a) aufgearbeitet und der zuerst ölige

Rückstand aus Alkohol mehrmals umkristallisiert. Die bei 128 "

schmelzenden Nadeln erwiesen sich ebenfalls als ß-Pentaacetyl-

glucose.

3,4,6-Triacetyl-2'tosyl-ß'inethyl-glucosid (V aus III) 8

270 mg 3,4-Diacetyl-2-tosyl-/S-methyl-glucosid-6-jodhydrin (III)

wurden unter Erwärmen in 2 cm3 Acetanhydrid gelöst und dazu

8 Vgl. Th. M. Reynolds, Soc. 1931, 2626.

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eine heisse Lösung von 110 mg Silberacetat in ca. 0,5 cm8 Pyridin

gegeben. Die Mischung wurde 3—5 Minuten in leichtem Sieden

gehalten. Nach dem Erkalten wurde vom gelbbraunen Niederschlagabfiltriert und dieser mit etwas Chloroform gewaschen. Die Filtrate

wurden im Vakuum weitgehend eingedampft, mit Chloroform ver¬

dünnt, mit 2-n. Salzsäure, NaHC03-Lösung und Wasser gewaschenund zur Trockene eingedampft. Der Rückstand kristallisierte aus

Alkohol in Nadeln vom Smp. 149 °. Nach mehrmaligem Umkristal¬

lisieren aus Alkohol stieg der Smp. auf 155—156 °. Das 30 Stunden

bei 80 ° im Hochvakuum getrocknete Analysenpräparat wog 210 mg,

was einer Ausbeute von 90 % entspricht.

3,860 mg Subst. gaben 7,164 mg C02 und 1,940 mg H20

C^H^O^S Ber. C 50,63 H 5,52 %

Gef. C 50,44 H 5,62 %

[a]D = -f. 3 ° (c = 0,7 in Chloroform)

Die Umsetzung mit Silberacetat-Pyridin wurde in mehreren An¬

sätzen von 200—600 mg Jodid III durchgeführt. Die Ausbeuten an

V schwankten zwischen 70 und 90 % d. Th.

ß-l,2,3,4-Tetraacetyl-glucose-6-pyridinium'to$ylat (XIV aus XIII) "

1 g /8-l,2,3,4-Tetraacetyl-glucose-6-jodhydrin (XIII) und 0, 6 g

Silbertosylat wurden in 10 cm8 trockenem Pyridin 2l/2 Stunden am

Rückfluss gekocht, von den abgeschiedenen Silbersalzen bei 20°

abfiltriert und zur Entfernung des Pyridins im Vakuum mehrmals

mit Benzol zur Trockene eingedampft. Der ölige Rückstand wurde

in 30 cm8 Alkohol mit Kohle entfärbt. Das aus Benzol-Petroläther

kristallisierende Pyridinium-Salz (350 mg) schmolz bei 230 °unter

Zersetzung. Das Analysenpräparat wurde 24 Stunden bei 80° im

Hochvakuum getrocknet.

» Vgl. dazu H.Ohle und K.Spencker, B.S9, 1836 (1926).

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3,816 mg Subst. gaben 6,759 mg CO, und 1,980 mg H20

3,750 mg Subst. gaben 6,652 mg C02 und 2,039 mg H20

C26H3A2NS-3,5H20 Ber. C 48,44 H 5,90 %

Gef. C 48,34 H 5,91 %

Gef. C 48,51 H 6,07 %

[a]D = — 20° (c = 0,7 in Wasser)

Das Präparat ist in Wasser sehr gut löslich.

Saccharin-Derivat (XVI aus XV)1"

700 mg 2,3,4-Triacetyl-/^methyl-glucosid-6-jodhydrin (XV) wur¬

den mit 3 g käuflichem Saccharin-natrium innig vermischt und in

10 cm8 Diäthylenglykol und 2 cm' Wasser 40 Minuten am Rückfluss

gekocht. Nach dem Erkalten wurde in Eiswasser gegossen. Der

weisse Niederschlag wurde abfiltriert und aus Methanol umkristal¬

lisiert. Das 16 Stunden bei 70 ° im Hochvakuum getrocknete Ana¬

lysenpräparat wog 110 mg und schmolz bei 210 °.

3,750 mg Subst. gaben 6,756 mg C02 und 1,637 mg H20

C20H23O11NS Ber. C 49,48 H 4,78 %

Gef. C 49,17 H 4,88 %

[a]D = — 22° (c = 0,8 in Chloroform)

Das Saccharin-Derivat XVI ist geschmacklos und in den gebräuch¬lichen organischen Lösungsmittel mit Ausnahme von Petroläther

gut löslich.

ß-l,3,4,6-Tetraacetyl'2-tosyl-glucose (VII aus VI)

550 mg /?-l,3,4,6-Tetraacetyl-glucose (VI)11 wurden in 4 cm3 trok-

keném Pyridin gelöst, 330 mg reines Tosylchlorid12 zugegeben und

die Mischung bei 24 Stunden bei 20 ° gehalten. Nach Zugabe von

1 cm3 Wasser wurde der Ansatz weitere 4 Stunden bei Zimmertempe-

lu Vgl. L. L. Merritt, S. Levy und H. Cutter, Am. Soc. 61, 15 (1939).« E.Hardegger und J. de Pascual, Helv.3i, 281 (1948).12 Die Reinigung des Tosylchlorids erfogte nach J. v. Euw und T. Reichstein,

Helv. 29, 654 (194«).

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ratur stehen gelassen. Das z. T. kristallisierte Gemisch wurde in

50 cm3 Chloroform aufgenommen, mit 2-n.Salzsäure, NaHCCyLösungund Wasser gewaschen und im Vakuum zur Trockene eingedampft.Das aus Alkohol in Nadeln kristallisierende Präparat schmolz bei

159—160 °. Zur Analyse wurde es 36 Stunden bei 80 ° im Hochva¬

kuum getrocknet.

3,720 mg Subst. gaben 6,820 mg CO, und 1,762 mg H20

C21H26012S Ber. C 50,19 H 5,22 %Gef. C 50,04 H 5,30 %

[a]D = + 21u (c = 0,82 in Chloroform)

a-Aceto-brom-glucose-2-tosylat (VIII aus VII) "

350 mg ß-l,3,4,6-Tetraacetyl-glucose (VII) wurden zu 3 cm3 Brom¬

wasserstoff-Eisessig gegeben. Die Mischung wurde 2 Stunden, d. h.

bis zur Auflösung des Zucker-Derivats, bei 20 ° gehalten, dann mit

30 cm3 kaltem Chloroform verdünnt, mit Eiswasser neutral gewa¬

schen und im Vakuum zur Trockene eingedampft. Der in einigen

Tropfen Chloroform gelöste Rückstand kristallisierte nach Zugabevon 10 cm3 Aether bei — 10 ". Das bei 113—114 ° schmelzende Prä¬

parat wog 270 mg; es wurde zur Analyse 20 Stunden bei 50° im

Hochvakuum getrocknet.

3,842 mg Subst. gaben 6,124 mg C02 und 1,545 mg H20

C1!)H23O10BrS Ber. C 44,60 H 4,43 %

Gef. C 43,51 H 4,50 %

0]D = + 170 ° (c = 1,2 in Chloroform)

3,4,6-Triacetyl-2-tosyl-ß-methyl-glucosid (V aus VIII)

400 mg «-Aceto-brom-glucose-2-tosylat (VIII) wurden in 5 cm3 ab¬

solutem Methanol gelöst, nach Zugabe von 310 mg trockenem Silber-

carbonat 24 Stunden bei 20 ° geschüttelt und dann noch 10 Minuten

am Rückfluss gekocht. Die heisse Suspension wurde filtriert und

der unlösliche Rückstand mit warmen Chloroform gewaschen. Aus

den stark eingeengten Filtraten kristallisierten nach Zugabe von

1 :> B. Helferich und S. Grünler, J. pr. 148, 107 (1937).

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5 cm3 Alkohol feine Nadeln vom Smp. 156 ° und [a]D—+ 2,6°

(c = 1,1 in Chloroform). Das Präparat zeigte in der Mischprobe mit

dem aus III hergestellten Produkt keine Schmelzpunktserniedrigung.

a-l,3,4-Triacetyl-2-tosyl-glucose-6-jodhydrin (IX aus A)

3,1 g a-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose (A) wurden mit 1 g Na-

triumjodid in 20 cm3 Acetanhydrid 5 Minuten am Rückfluss gekocht.Nach dem Erkalten wurde das ausgeschiedene Natriumtosylat abfilt¬

riert und mit wenig Chloroform gewaschen. Die Filtrate wurden im

Vakuum zur Trockene eingedampft. Aus dem Rückstand kristalli¬

sierte nach Zugabe von Methanol 2,5 g (entsprechend 88 % d.Th.)

IX in langen Nadeln, die nach mehrmaligem Umkristallisieren bei

126—128 "schmolzen. Das Analysenpräparat wurde 36 Stunden bei

60 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,740 mg Subst. gaben 5,441 mg C02 und 1,290 mg H20

C19H23O10JS Ber. C 40,01 H 4,06 %

Gef. C 39,70 H 3,86 %

[a]D = + 92 " (c = 0,73 in Chloroform)

Die Substanz IX lässt sich aus der lOfachen Gewichtsmenge war¬

mem Alkohol in langen farblosen Nadeln gewinnen; mit Ausnahme

von Petroläther ist sie in allen organischen Lösungsmitteln gut lös¬

lich.

a-l,3,4,6'Tetraacetyl-2'tosyl-glucose (X aus IX)

Unter Erwärmen wurden 500 mg a-l,3,4-Triacetyl-2-tosyl-glucose-

6-jodhydrin (IX) in 1 cm3 Acetanhydrid und 200 mg Silberacetat in

1 cm3 Pyridin gelöst. Die beiden heissen Lösungen wurden zusammen¬

gegeben und 5 Minuten am Rückfluss gekocht. Nach dem Erkalten

wurden die ausgeschiedenen, dunkel-gefärbten Silbersalze abfiltriert

und mit 15 cm3 Chloroform gewaschen. Die Filtrate wurden je 3mal

mit 2-n.HCl,2-n.KHC03-LÖ8ung und Wasser ausgeschüttelt, mit

Na2S04 getrocknet und im Vakuum eingedampft. Der Rückstand

wurde in Benzol aufgenommen und wieder eingedampft, bis die letz¬

ten Reste Acetanhydrid entfernt waren. Aus Alkohol kristallisierte X

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in rosettenförmig angeordneten Prismen, die nach mehrmaligem Um¬

lösen bei 127° schmolzen. Das Analysenpräparat (320 mg = 72%

d.Th.) wurde 60 Stunden bei 70 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,726 mg Subst. gaben 6,834 mg C02 und 1,722 mg H20

C21H20O9S Ber. C 50,19 H 5,22 %

Gef. C 50,05 H 5,17 %

[a]D = + 75 ° (c == 1,4 in Chloroform)

Die Mischprobe von IX und X zeigte eine starke Schmelzpunkts¬

erniedrigung.

a-Aceto-brom-glucose-2'tosylat (VIII aus X)

300 mg fein pulverisierte a-l,3,4,6-Tetraacetyl-2-tosyl-glucose (X)

wurden in 3 cm3 Bromwasserstoff-Eisessig 6 Stunden bei 20 ° gehal¬ten. Die homogene Lösung wurde mit Chloroform verdünnt, mit Eis¬

wasser neutral gewaschen und im Vakuum zur Trockene einge¬

dampft. Der Rückstand kristallisierte aus Aether. Nach mehrmali¬

gem Umkristallisieren schmolz das Präparat bei 113 °. Nach

Schmelzpunkt, Mischprobe und spez. Drehung erwies sich VIII

identisch mit dem aus /M,3,4,6-Tetraacetyl-2-tosyl-glucose (VII) be¬

reiteten Aceto-brom-Derivat.

ß-l,3,4-Triacetyl'2,6-ditosyl-glucose (B aus I)

500 mg a-Aceto-brom-2,6-ditosyl-glucose (I) und 150 mg Silber-

acetat wurden, jedes für sich, in wenig Pyridin gelöst. Die zusammen¬

gegebenen Lösungen wurden 2 Minuten auf 50 ° erwärmt. Nach dem

Erkalten wurden die Silbersalze abfiltriert und mit Chloroform ge¬

waschen. Aus dem Filtrat wurde das Pyridin mit 2-n.HCl und Was¬

ser entfernt. Aus Alkohol kristallisierten 390 mg B in kurzen Na¬

deln vom Smp. 158 °. Das Analysenpräparat wurde 36 Stunden bei

80 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,824 mg Subst. gaben 7,125 mg C02 und 1,723 mg H20

C2(1H3,A,S2 Ber. C 50,81 H 4,92 %

Gef. C 50,85 H 5,04 %

[a]D = + 31 " (c = 1,1 in Chloroform)

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In der Mischprobe von B mit der durch Di-tosylierung von a-D-

Clucose und nachfolgendem Acetylieren als Nebenprodukt isolierten

/?-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-glucose (vgl. S. 29) wurde keine Schmelz¬

punktserniedrigung festgestellt. Die Löslichkeit von B entspricht

derjenigen des a-Ditosylats A.

ß-l,3,4-TriacetyU2~tosyl'glucose-6'jodhydrin (XI aus B)

In 500 mg ,8-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-gluco8e (B) wurde, analogder Herstellung von IX, der Tosylat-Rest in Stellung 6 durch Jod er¬

setzt. Das 3mal aus Methanol kristallisierte, bei 187 ° schmelzende

Präparat (300 mg) wurde zur Analyse 36 Stunden bei 60 ° im Hoch¬

vakuum getrocknet.

3,802 mg Subst. gaben 5,568 mg CO, und 1,408 mg H20

C19H23O10JS Ber. C 40,01 H 4,06 %

Gef. C 39,97 H 4,14 %

[a]D — + 21 ° (c = 1,0 in Chloroform)

a-Aceto-brom-glucose-2-tosylat-6-jodhydrin (XII aus IX und XI)

1,2 g fein pulverisiertes a-l,3,4-Triacetyl-2-tosyl-glucose-6-jodhy-drin (XI) wurden in 9 cms Bromwasserstoff-Eisessig 5 Stunden bei

0 ° und 2 Stunden bei 20 ° gehalten. Die mit Chloroform verdünnte

Mischung wurde nach dem Eindampfen des Chloroforms aus Eis¬

essig umkristallisiert. Das bei 143 ° schmelzende Analyenpräparatwurde 48 Stunden bei 80 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,816 mg Subst. gaben 4,824 mg C02 und 1,197 mg H,0

C17H20C\BrJS Ber. C 34,53 H 3,41 %Gef. C 34,50 H 3,50 %

[a]D = + 154 " (c = 0,8 in Chloroform)

ß-l,3,4,6-Tetraacetyl-2-tosyl.glucose (VII aus XI)

Analog der Herstellung von X wurden 450 mg /?-l,3,4-Triacetyl-2-

tosyl-glucose-6-jodhydrin (XI) im Verlaufe von 5 Minuten bei 100 °

mit 160 mg Silberacetat-Pyridin umgesetzt. Das mehrmals aus Me-

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thanol kristallisierte Präparat schmolz bei 153 °, es wurde 36 Stun¬

den bei 80 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,661 mg Subst. gaben 6,695 mg C02 und 1,743 mg H20

C21H2(1012S Ber. C 50,19 H 5,22 %Gef. C 49,91 H 5,33 %

[a]D = + 20 ° (c = 0,8 in Chloroform)

Schmelzpunkt und Drehung der /f-Tetraacetyl-2-tosyl-glucosestimmten mit dem aus /M,3,4,6-Tetraacetyl-glucose (VI) hergestell¬ten Präparat überein.

a-Aceto-brom-glucose-6'jodhydrin "

28 g y3-l,2,3,4-Tetraacetyl-glucose-6-jodhydrin (XIII)15 wurden mit

250 cm* Bromwasserstoff-Eisessig unter zeitweisem Umschütteln

6 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Der gelbliche

Bodenkörper wurde in 400 cms kaltem Chloroform aufgenommen,mit Eiswasser neutral gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet und

beide 20 °am Vakuum zur Trockene eingedampft. Der Rückstand

kristallisierte aus 400 cm8 Eisessig in langen Nadeln, die bei 169 °

unter Zersetzung schmolzen. Die Ausbeute an a-Aceto-brom-glucose-

6-jodhydrin betrug 26,3 g. Zur Analyse wurde ein 3mal aus Eisessigumkristallisiertes Präparat 16 Stunden bei 80 ° im Hochvakuum

getrocknet.

3,744 mg Subst. gaben 4,119 mg C02 und 1,161 mg H20

C12H160-BrJ Ber. C 30,08 H 3,37 %

Gef. C 30,02 H 3,47 %

[a]D = + 178 ° (c = 0,91 in Chloroform)

2,3,4-Triacetyl-ß-methyl-glucosid-6-jodhydrin (XV) 16

20 g a-Aceto-brom-glucose-6-jodhydrin wurden in 150 cm3 absolu¬

tem Methanol gelöst, nach Zugabe von 15 g trockenem Silbercarbo-

" Vgl. B. Helferich und H. Collatz, B. 61, 1640 (1928).15 Vgl. E. Hardegger und R. M. Montavon, Helv. 29, 1199 (1946),« J. W. H. Oldham, Soc. 1925, 2840,

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nat 30 Stunden bei Zimmertemperatur geschüttelt und dann 10 Mi¬

nuten am Rückfluss gekocht. Die Silbersalze wurden über Celit ab¬

filtriert und mit Chloroform gewaschen. Das aus Methanol in Pris¬

men kristallisierte Präparat (12,7 g) schmolz bei 114.°. Es wurde zur

Analyse 20 Stunden bei 60 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,804 mg Subst. gaben 5,051 mg C02 und 1,516 mg H20

C13H1908J Ber. C 36,29 H 4,45 %

Gef. C 36,24 H 4,45 %

t«]D = + 2,5 ° (c = 1,2 in Chloroform)

ß-Methyl-glucosid-6-jodhydrin (XVII aus XV) 1T

Eine Lösung von 2,25 g Triacetyl-yJ-methyl-glucosid-6-jodhydrin(XV) in 40 cm8 absolutem Methanol wurde bei 0 ° mit Ammoniak

gesättigt. Nach fünfstündigem Stehen bei Zimertemperatur wurde

die Losung zur Trockene eingedampft und mit 50 cm3 Chloroform

verrieben. Die Filtrate wurden eingeengt und mehrmals aus Essig¬

ester umkristallisiert. Das bei 158 ° schmelzende Analysenpräparat

(760 mg) wurde 18 Stunden bei 70 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,802 mg Subst. gaben 3,855 mg C02 und 1,511 mg H20

C7H130BJ Ber. C 27,65 H 4,31 %

Gef. C 27,67 H 4,45 %

[a]^ = — 15 ° (c = 0,8 in Chloroform)

3,6~Anhydro*ß-methyUgluco-pyranosid (XVIII aus XVII) "

460 mg /?-Methyl-glucosid-6-jodhydrin (XVII) " wurden mit

1,5 cm8 1-n. Natronlauge während 2 Stunden bei 75 ° gehalten, mit

C02 neutralisiert und am Vakuum zur Trockene eingedampft Der

Rückstand wurde 3mal mit 10 cm9 Aceton extrahiert und im Kugel¬rohr bei 170 ° und 0,01 mm Hg destilliert. Das gelbliche Oel konnte

entgegen den Angaben der Literatur18'30 nicht kristallisiert werden.

17 Vgl. J. W. H. Oldham, loc. cit.18 Vgl.W.N.Haworth, L.Owen und F.Smith, Soc. 1941, 88.18 Die Verseifung gelingt auch durch Behandeln von Triacetyl-6-tosyl-/?-methyl-

glucosid mit Natronlauge.=n H.Ohle und H.Wilcke, B.7J, 2316 (1938).

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3,6-Anhydro-ß-methyl'glucO'furanosid (XIX aus XVIII) 2l

Das oben erhaltene Oel wurde mit 10 cm3 1-proz. methanolischer

Salzsäure 4 Minuten geschüttelt und das Reaktionsprodukt rasch zur

Trockene eingedampft. Der Rückstand, ein schwach gelbbraunes Oel

konnte nicht kristallin erhalten werden.

2,4-DitosyU3,6'anhydro-ß-methyl'gluco-pyranosid (XXI aus XVIII)

240 mg nicht kristallisiertes 3,6-Anhydro-!/tanethyl-gluco-pyrano-sid (XVIII) wurden in 2 cms Pyridin gelöst und nach Zugabe von

1,5 g Tosylchlorid 60 Stunden bei 20 ° gehalten. Die mit 2 cm' Was¬

ser versetzte Mischung wurde nach 2 Stunden bei 20° in 20 cm8

Chloroform aufgenommen, mit 2»n.HCl, 2-n.KHC03-Lösung und

Wasser gewaschen und zur Trockene eingedampft. Der aus Alkohol

kristallisierte Rückstand schmolz bei 110°. Das Analysenpräparatwurde 12 Stunden bei 70 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,760 mg Subst. gaben 7,154 mg C02 und 1,695 mg H,0

3,224 mg Subst. verbrauchten 1,352 cm3 0,02-n.KJO,

C21H2409S2 Ber. C 52,05 H 4,99 S 13,23 %

Gef. C 51,92 H 5,04 S 13,44 %

[a]D = — 20 ° (c = 0,9 in Chloroform)

2,5-Ditosyl-3,6-anhydro-ß~methyl-gluco-furanosid (XXII aus XIX) -1

Das durch Umlagerung aus XVIII erhaltene ölige 3,6-Anhydro-/J-

methyl-gluco-furanosid (XIX) (260 mg) wurde in 2 cm* Pyridin

gelöst und nach Zugabe von 1,5 g Tosylchlorid 48 Stunden stehen

gelassen. Die Mischung wurde mit 1,5 cm3 Wasser versetzt und noch

weitere 2 Stunden stehen gelassen. Das wie üblich aufgearbeiteteProdukt kristallisierte in feinen Plättchen vom.- Smp. 130 °. Das Ana¬

lysenpräparat (120 mg) wurde 18 Stunden bei 70° im Hochvakuum

getrocknet.

« Vgl. H. Ohle und H. Wilcke, B. 71, 2316 (1938).

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3,773 mg Subst. gaben 7,182 mg C02 und 1,662 mg H20

C21H24O0S2 Ber. C 52,05 H 4,99 %

Gef. C 51,95 H 4,93 %

[a]D = + 60 ° (c = 1,0 in Chloroform)

Die Mischprobe mit dem bei 110 ° schmelzenden 2,4-Ditosyl-3,6-

anhydro-/?-methyl-gluco-pyranosid (XXI) gab eine starke Schmelz¬

punktserniedrigung.

2'To$yl-3,6'anhydro-ß-methyUglucosid (XX aus II)

lg 3,4-Diacetyl-2,6-ditosyl-/?-methyl-glucosid (II) wurden in 10cm3

Aceton, dem einige Tropfen Phenolphthalein zugesetzt waren, am

Rückfluss gekocht. Zur siedenden Lösung wurden im Verlaufe von

45 Minuten tropfenweise 6 cm8 1-n. Natronlauge nach Massgabedes Verbrauchs zugegeben. Nach kurzem Einleiten von C02 wurde

die Mischung im Vakuum zur Trockene eingedampft und der Rück¬

stand 3mal mit Benzol und Chloroform verrieben. Die Filtrate wur¬

den eingeengt und mehrmals aus Alkohol umkristallisiert. Das bei

142—143 ° schmelzende Analysenpräparat (240 mg) wurde 36 Stun¬

den bei 70 ° im Hochvakuum getrocknet.

3,865 mg Subst. gaben 7,239 mg C02 und 1,964 mg H20

C]4HlgO,S Ber. C 50,90 H 5,45 %

Gef. C 51,11 H 5,69 %

[tt]D = —19 ° (c = 1,1 in Chloroform)

2,4-Ditosyl-3,6-anhydro-ß-methyl-gluco-pyranosid (XXI aus XX)

60 mg 2-Tosyl-3,6-anhydro-/?-methyl-glucosid (XX), 90 mg Tosyl-chlorid und 1 cms Pyridin wurden 48 Stunden und nach Zugabe von

1 cm8 Wasser weitere 2 Stunden bei 20 ° stehen gelassen. Das unter

jeweiligem Zusatz von Benzol mehrmals im Vakuum zur Trockene

eingedampfte Präparat kristallisierte aus Alkohol in viereckigenPlättchen vom Smp. 110 ° und erwies sich in der Mischprobe mit

dem aus XVTII hergestellten Ditosylat identisch.

Das Analysenpräparat wurde 30 Stunden bei 70 "im Hochvakuum

getrocknet.

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3,818 mg Subst. gaben 7,257 mg C02 und 1,716 mg H20

C21H2409S, Ber. C 52,05 H 4,99 %

Gef. C 51,87 H 5,03 %

[«]„ = — 20 ° (c = 0,7 in Chloroform)

4-Acetyl'2-tosyl-3,6-anhydro-ß'jnethyl'gluco-pyranosid (XXa aus XX)

120 mg 2-Tosyl-3,6-anhydro-/?-methyl-gluco-pyranosid (XX) wur¬

den in 1 cm3 Acetanhydrid unter Zugabe von 2 Tropfen Pyridin

gelöst und über Nacht bei 20 ° stehen gelassen. Die in 10 cm3 Chloro¬

form aufgenommene Mischung wurde mit 2-n.HCl und Wasser ge¬

waschen, mit Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum zur Trok-

kene eingedampft. Der aus Feinsprit kristallisierende Rückstand

wog 70 mg und schmolz bei 92 °. Das Analysenpräparat wurde

24 Stunden im Hochvakuum bei 50 ° getrocknet.

3,996 mg Subst. gaben 7,486 mg C02 und 1,982 mg H20

C10H20OsS Ber. C 51,60 H 5,41 %

Gef. C 51,51 H 5,59 %

[a]D = + 20,5 ° (c = 1,1 in Chloroform)

ß'l,4-Diacetyl-2'tosyl-3,6-anhydro-gluco-pyranose (XXIII aus A)

500 mg a-l,3,4-Triacetyl-2-6-ditosyl-glucose (A) wurden in 5 cm*

Alkohol gelöst, mit NH, gesättigt, 24 Stunden bei 20 ° gehalten und

im Vakuum zur Trockene eingedampft. Der Rückstand wurde mit

0,5 cm3 Acetanhydrid und 1 cm3 Pyridin kurz erwärmt und über

Nacht bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Die Mischnug wurde

mit 5 cms Chloroform versetzt, mit 2-n.HCl und Wasser gewaschenund zur Trockene eingedampft. Der Rückstand schmolz nach dem

Umkristallisieren aus Alkohl bei 116 °. Das Analysenpräparat wurde

24 Stunden im Hochvakuum bei 80 ° getrocknet.

3,782 mg Subst. gaben 7,060 mg C02 und 1,682 mg H20

5,177 mg Subst. gaben 0,00 cm8 N2

C„H20OeS Ber. C 50,99 H 5,04 N 0,00 %

C21iH31012S2N 22 Ber. C 50,88 H 5,09 N 2,28 %

Gef. C 50,94 H 4,98 N 0,00 %

[a]D = —16 ° (c = 0,9 in Chloroform)

22 Z.B. Bis-[2-tosyl-3,6-anhydro-glucosyl-(l)]-amins;vgl. H. Ohle und E. Euler, B. 63, 1716 (1930).

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a-Anilin-N'D-ribopyranosid (XXIV) 23

Eine Lösung von 30 g D-Ribose in 420 cm3 Wasser wurde mit eini¬

gen Tropfen 3-n.H2S04 auf pH. 3,4 gebracht. Zu dieser Lösung Hess

man unter kräftigem Rühren ein Gemisch von 21 cm8 Anilin in

210 cm8 absolutem Alkohol zutropfen. Nach kurzer Zeit kristalli¬

sierte aus der Mischung das Produkt in glänzenden Plättchen vom

Smp. 116 °. Das über P20B getrocknete Präparat wog 40 g. Zur Ana¬

lyse wurde die Substanz 15 Stunden bei 60 ° im Hochvakuum ge¬

trocknet.

3,917 mg Subst. gaben 7,139 mg C02 und 2,578 mg H20

C^H^O.N^^O Ber. C 50,60 H 7,28 %

Gef. C 49,74 H 7,36 %

[«]D = + 59 " (c = 1,05 in Pyridin)

a-Anilin-N-D-ribojuranosid (XXV aus XXIV) 2S

20 g a-Anilin-N-D-ribopyranosid (XXIV) wurden in 160 cm* ab¬

solutem Alkohol heiss gelöst und iy2 Stunden am Rückfluss ge¬

kocht. Die hellbraune Lösung verwandelte sich im Verlaufe einiger

Stunden in einen voluminösen Kristallbrei.

Nach dreimaligem Umkristallisieren aus absolutem Alkohol

schmolzen die Kristalle bei 124 °. Zur Analyse wurde das Präparat3 Tage bei 60 ° im Hochvakuum getrocknet

3,757 mg Subst. gaben 8,076 mg C02 und 2,727 mg H20

CUH1S04N Ber. C 58,66 H 6,71 %

Gef. C 58,66 H 6,77 %

[a]D = + 161 "

(c = 0,8 in Pyridin)

Versuche zur Herstellung

l,2,3.Triacetyl-5-tosyl-ribose (XXVII aus XXVI)

Zu einer auf 0 °

gekühlten Mischung von 11,25 g Ribofuranosid

XXV in 40 cm8 Pyridin wurden portionenweise 18 g Tosylchlorid in

20 cm8 Pyridin gegeben. Die vorerst hellbraune Mischung wurde

23 Vgl. L. Berger und J. Lee, J. Org. Chem. 11, 75 (1946).

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iy2 Tage bei 0 ° aufbewahrt, wobei sie sich stark dunkel färbte. Das

Gemisch wurde hierauf unter Schütteln und Kühlen langsam mit

19 cm3 Acetanhydrid versetzt und einen Tag bei Zimmertemperaturstehen gelassen. Die dunkle Lösung wurde in 200 cm8 Chloroform

aufgenommen, mit 2-n.HCl,NaHC03-Lösung und Wasser gewaschenund im Vakuum zur Trockene eingedampft. Der dunkelbraune

Chloroform-Auszug wog 19 g.

Zur Abspaltung des Anilins löste man das Oel in 50 cm a Dioxan,

gab 2,5 cm3 Acetanhydrid in 250 cm' Wasser dazu und liess solangeeinen kräftigen Dampfstrom durch die Lösung treten, bis kein Ani¬

lin ins Kondensat mehr überging. Der im Wasser unlösliche Kolben¬

inhalt wurde im Vakuum zur Trockene eingedampft, mit 15 cm3

Acetanhydrid 10 Minuten am Rückfluss gekocht und wiederum zur

Trockene eingedampft. 8,5 g des braunen Oels wurden an 300 g

Aluminiumoxyd (Akt. II) chromatographiert. Mit Aether und

Aether-Chloroform konnten 0,5 g Acetanilid, mit Chloroform 3,8 g

eines dunkelbraunen Oels eluiert werden.

Umsetzung von Triacetyl-5-tosyl-ribose (XXVII)

a) mit Natriumjodid

0,8 g Triacetyl-5-tosylrribose (XXVII) und 0,7 g Natriumjodidwurden in 6 cm3 Acetanhydrid 20 Minuten am Rückfluss gekochtund wie üblich aufgearbeitet. Das Oel wurde mehrere Male im Hoch¬

vakuum bei 140—160 ° destilliert, wobei Kristalle vom Smp. 156 "

und ein öliger Nachlauf erhalten wurde.

Analyse der Kristalle :

3,840 mg Subst. gaben 8,701 mg C02 und 1,791 mg H20

Gef. C 61,84 H 5,22 %

Analyse des Nachlaufs:

3,778 mg Subst. gaben 9,432 mg C02 und 2,534 mg H20

Gef. C 68,13 H 7,51 %

b) mit Natrium-methyl-mercaptid24

2,4 g der an Aluminiumoxyd gereingten Triacetyl-5-tosyl-ribose

(XXVII) und 0,8 g Natrium-methyl-mercaptid wurden mit 15cms

2* A. L. Raymond, J. Biol. Chem., 107, 85 (1934).

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absolutem Aceton im Bombenrohr 6 Stunden auf 100 ° erhitzt. Die

Mischung wurde eingeengt, in Chloroform aufgenommen, mit kalter

l-n.H2S04 und Wasser gewaschen und im Vakuum zur Trockene

eingedampft. Das Oel wurde in kleinen Proben 3mal im Hochva¬

kuum bei 100—120 ° destilliert. Das hellgelbe Oel ergab folgende

Schwefel-Analyse :

4,474 mg Subst. verbrauchten 2,375 cm8 0,02-n.KJO^

C12H180,S (Acetyliert) Ber. S 10,5 %

C6H„04S (Verseift) Ber. S 17,6 %Gef. S 17,02 %

* * ¥

III. ZUSAMMENFASSUNG

Die Schwierigkeit der Herstellung seltener Zucker- und Zucker-

Derivate liegt oft darin, von der Vielzahl funktioneller Gruppeneines leicht zugänglichen, als Ausgangsmaterial verwendeten Zuk-

kers nur die für die beabsichtigte Umsetzung nötigen zu erfassen,

bzw. die übrigen Gruppen für die Dauer der Umsetzung zu schüt¬

zen. Partieller und selektiver Veresterung eines oder mehrerer

Hydroxyle z. B. der Glucose kommt daher erhebliche Bedeutungzu. Es war naheliegend, die Veresterungen nicht mit Carbon¬

säuren, sondern mit Sulfonsäuren durchzuführen, da hiebei Acyl-

wanderungen ausgeschlossen sind und dank der besonderen Eigen¬schaften der Sulfonsäureester Umsetzungen je nach Bedarf sowohl

an den freien wie an den vereeterten Oxy-Gruppen vorgenommen

werden können.

Nach einer kurzen Diskussion einiger im Zusammenhang mit der

eigenen Arbeit wichtiger Umsetzungen von p-Toluol-sulfonsäure-estern der Zucker-Reihe und den bisher an Glucose und den Methyl-

glucosiden durchgeführten z. T. partiellen Veresterungen mit Sul¬

fonsäuren und Benzoesäure, werden die eigenen Versuche beschrie¬

ben. Danach gelingt auf Grund der Vorarbeiten von R. M. Monta-

von die Umsetzung käuflicher a-D-Glucose mit 2 Mol Tosylchlorid in

Pyridin in etwa 30-proz. Ausbeute zu 2,6-Ditosyl-glucose, welche in

Form des a-l,3,4-Triacetyl-pyrano8ids isoliert wurde.

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Je nach den Versuchsbedingungen traten daneben in wechselnder

Menge /8-l,3,4-Triacetyl-2,6-ditosyl-gluco-pyranose, /3-1,2,3,4-Tetraace-

tyl-6-tosyl-glucose und ß-Pentaacetyl-glucose auf. Die Konstitutions¬

aufklärung der beiden, noch unbekannten a- und ^-Triacetyl-dito-

sylate erfolgte, indem zunächst die Stellung der beiden Tosylat-Resteim Glucose-Gerüst festgelegt wurde. Zu diesem Zweck wurden das a-

und /J-Triacetyl-ditosylat über mehrere Zwischenstufen in ein Tri-

acetyl-monotosyl-/?-methyl-gluco&id umgewandelt, das mit dem von

Th. Reynolds hergestellten und als 3,4,6-Triacetyl-2-tosyl-/?-methyl-glucosid bezeichneten identisch schien. Die Umsetzungen erforderten

u. a. den Ersatz des Tosylat-Rests an C-6 durch eine Acetoxy-Gruppe,wofür eine einfache neue Methode aufgefunden wurde. Die nicht

ganz sicher stehende Konstitution des Reynold'schen Präparats wur¬

de durch eine neue Synthese des 3,4,6-Triacetyl-2-tosyl-/?-methyl-glucosids aus /J-l,3,4,6-Tetraacetyl-glucose bestätigt und die Identität

mit dem aus den Ditosylaten hergestellten Präparat festgestellt. Die

durch Di-tosylieren von Glucose hergestellten Ditosylate konnten

somit als Derivate der 2,6-Ditosyl-glucose bezeichnet werden.

Da in den oben erwähnten Umwandlungen eine Aenderung der

Spannweite der Lactol-Ringe nicht ausgeschlossen werden konnte,

waren weitere Versuche zur Bestimmung der Ringformen der a-

und /8-Triacetyl-ditosylate nötig. Es gelang, die Ditosylate ohne Ver¬

änderung der Lactol-Ringe über 3,6-Anhydro-2-tosyl-/?-methyl-gluco-sid in ein 3,6-Anhydro-ditosyl-/8-methyl-glucosid umzuwandeln. Das

Anhydro-ditosylat erwies sich identisch mit dem zu Vergleichs¬zwecken hergestellten 3,6-Anhydro-2,4-ditosyl-/?-methyl-gluco-pyrano-sid und deutlich verschieden vom 3,6-Anhydro-2,5-dit08yl-/?-methyl-

gluco-furanosid.Die Konstitution der aus Glucose hergestellten a-, bzw. /8-1,3,4-Tri-

acetyl-2,6-ditosyl-gluco-pyranose ist damit bewiesen.

Versuche aus D-Ribose über das gut kristallisierte D-Ribofuranose-

«anilid» zu einem Derivat der 5-Tosyl- bzw. 5-Jod-ribofuranose zu

gelangen, um daraus die 5-Thiomethyl-ribose1 darzustellen, scheiter¬

ten. Es gelang in keiner Weise die Umsetzungsprodukte des Ribo-

furanose-«anilids» mit Tosylchlorid auf reine kristallisierte oder de¬

stillierbare Präparate aufzuarbeiten.

1 stellt vermutlich den in Hefe an Adenin gebundenen schwefelhaltigen Zucker

dar.

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CURRICULUM VITAE

Ich wurde am 15. September 1922 in Weisslingen (Zürich) gebo¬

ren. Nach Absolvierung der Primär- und Sekundärschulen in Weiss¬

lingen trat ich im April 1937 in die 3. Gymnasialklasse der Lehran¬

stalt in Schiers (Graubünden) über. Im März 1942 bestand ich die

Maturitätsprüfung Typus C. Nach bestandener Rekrutenschule be¬

gann ich im November 1942 mein Chemie-Studium an der ETH in

Zürich, welches ich nach mehreren Unterbrechungen durch Aktiv-

und Instruktionsdienste im Herbst 1947 mit dem Diplom als Inge¬nieur-Chemiker abschloss. Vom November 1947 bis Ende 1949 arbei¬

tete ich im Laboratorium für organische Chemie (Prof. Dr. L.

Ruzicka) an der vorliegenden Promotionsarbeit.

Zürich, im März 1950

Otto Jucker

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