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Regens Dr. Cornelius Roth, Fulda Liturgie als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens: Das Kirchenjahr

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Regens Dr. Cornelius Roth, Fulda

Liturgie als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens: Das Kirchenjahr

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HinführungHeortologie (ἑἤ = Fest)Keine katechetische Nachzeichnung des

Lebens JesuFeiern im Rhythmus der ZeitBegegnung mit dem einen Passah-Mysterium

des HerrnHistorische Entwicklung der FesteTheologischer Schwerpunkt: christologischer

AnsatzFeiern des Christusgeheimnisses im Rhythmus

der ZeitFeiern des ός im ός (K. Bieritz)

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen ZeitgestaltungZyklische Zeitorganisation (kosmischer Zyklus:

universal verbreitet)Tag und Nacht (Stundenliturgie der Kirche: Terz,

Sext, Non)Monat (lunarer Zyklus)Jahr (Sonnenzyklus, Jahreszeiten)Woche (kein natürlicher Zyklus, soziale

Konstruktion, variabel in unterschiedlichen Gesellschaften)Jüdische Sieben-Tage-WocheGriechisch-römische PlanetenwocheGermanische GötterwocheChristliche Heilswoche

Übergangsriten (rites de passage): kollektiv und individuell

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen ZeitgestaltungLineare Zeitorganisation

Zeit wird erlebt als fortfließend und nimmer wiederkehrendGrundlegend für die gesamte abendländische KulturKomplementäres Verhältnis von zyklischer und linearer

Zeitauffassung (Erneuerung und Erinnerung)Bild des BergkegelsZielgerichtetheit der Heilsgeschichte (keine endlose

Wiederkehr der gleichen Abläufe)Eschatologische Ausrichtung der Zeit durch Jesus ChristusSpannungsvolle Einheit von „Schon jetzt“ und „Noch nicht“Anamnetische Grundstruktur des Kirchenjahres

(eschatologisch ausgerichtet, vom Christusereignis her geprägt)

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen ZeitgestaltungFaktoren, die das Kirchenjahr prägen

AnthropologieFest als notwendiges kulturelles GedächtnisNaturrhythmen (z.B. Quatembertage)Heidnische Feste (sol invictus)Christliche HeilsgeschichteHeiligenverehrungTheologie und FrömmigkeitKirchengeschichteJüdischer Festkalender

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen Zeitgestaltung Der jüdische Festkalender

Naturjahr (zyklisch) und Heilsgeschichte (linear): Ursprünglich an das Naturjahr gebundene Feste und Festbräuche erhielten Schritt für Schritt eine (heils)-geschichtliche Bedeutung

Eschatologische Ausrichtung: Das Volk, das in seinen Festen das Handeln Gottes in der Geschichte feiert, ruft sich nicht nur diese vergangenen Taten ins Gedächtnis, sondern hofft zugleich auf neues Gotteshandeln jetzt und in Zukunft.

Beginn des jüdischen Jahres: erst im Herbst, später im Frühjahr (Monat Nisan)

Erschaffung der Welt = Beginn der Zeit: 3761 v. Chr. Rolle des Sabbat

Urfeiertag des jüdischen Volkes Festtag und Ruhetag später auch Zeichen der eschatologischen Hoffnung und Symbol der

messianischen Zeit Aus dem Ruhetag wird ein religiöser Feiertag Christliche Umdeutung: Sabbat als Zeichen der Endzeit und Typos der

endzeitlichen Erfüllung in Christus Verhältnis von Sabbat und Sonntag

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen ZeitgestaltungWallfahrtsfeste

Paschafest (Pesach)/ Fest der ungesäuerten Brote (Mazzot)Verschmelzung der Feste zu einem einzigen GedächtnisfestNicht nur historische Erinnerung, sondern auch präsentische

Vergegenwärtigung „In jeder Generation sollte ein jeder sich so betrachten, als ob

er persönlich aus Ägypten ausgezogen wäre.“Wochenfest (Schavuot)

Sieben Wochen nach dem Fest der ungesäuerten Brote Dankfest für die WeizenerntePentekoste

Laubhüttenfest (Sukkot)Fest der WeinleseDauer: Sieben TageBezug zur Heilsgeschichte: „Jeder Einheimische soll in Hütten

wohnen, damit eure kommenden Generationen wissen, dass ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als ich sie aus Ägypten herausführte .“

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen Zeitgestaltung Andere Feste im jüdischen Kalender

Neujahrsfest (Rosch Haschana) Versöhnungsfest (Jom Kippur)

Detailliertes Opferritual (Lev 16) Sündopfer für das Volk „Bock für Azazel“ / Sündenbock wird in die Wüste getrieben Strenges Fasten, lange Gebete und Lesungen, Sündenbekenntnis des Volkes

Tempelweihfest (Chanukka) Bezug auf das 1. Makkabäerbuch Neue Weihe des restaurierten entweihten Tempels am 25. Kislev des Jahres

164 v. Chr. Fest mit großer Fröhlichkeit, Fest der Lichter Chanukka-Leuchter, „jüdisches Weihnachtsfest“

Purimfest Bezug zum Buch Ester (Errettung der Juden in der persischen Diaspora: durch

das Werfen von Losen [= purim] kam es zum Beschluss der Vernichtung) Fröhliches Fest, Charakter eines Karnevals Grund für Pogrome im Mittelalter (da zeitlich meist in der Fastenzeit) Viele Freiheiten erlaubt Religiöses Gebot des Sich-Betrinkens

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Grundfragen der menschlichen und gottesdienstlichen

ZeitgestaltungStruktur des Kirchenjahres

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsA. Ursprung und Sinnbedeutung des Sonntags

Erster Tag der Woche als Tag der AuferstehungUrsprünglich nur abendliche VersammlungSpäter zweimalige Versammlung am Sonntag: am frühen

Morgen (Wortgottesdienst) und am Abend (Mahl); noch später meist am frühen Morgen, da abendliche Versammlungen unter Kaiser Trajan verboten wurden (Brief des Plinius)

Justin der Märtyrer († 165): Prototyp des späteren Sonntagsgottesdienstes : Wortgottesdienst mit Verlesung der Hl. Schrift, Predigt und Gebet - Eucharistiefeier

VerpflichtungscharakterHebr 10, 25: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften

fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit wurde, sondern ermuntert einander, und das um so mehr, als ihr seht, dass der Tag naht“

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsVerpflichtungscharakter

Didache (ca.80-130): „Am Herrentag versammelt euch, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Sünden bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“

Ignatius von Antiochien († 117): Feier des Sonntags als Kennzeichen der Christen

Märtyrer von Abitine (4. Jh.): „Wir können ohne das „dominicum“ (= sonntägliches Herrenmahl) nicht existieren.“

Didaskalie der Apostel (3. Jh.): „Am Herrentag legt alles beiseite und eilt gemeinsam zur Versammlung.“

Konzil von Elvira (303): „Wenn jemand, der in der Stadt wohnt, an drei Sonntagen nicht zur Kirche kommt, dann soll er für kurze Zeit ausgeschlossen werden, damit er als Gemaßregelter erscheine.“

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsB. Altchristliche Namen für den Sonntag

Erster Tag der WocheHerrentag (dies dominica: ital. domenica,

franz. dimanche, span. domingo)Der achte Tag (Tag der Neuschöpfung –

Symbol der Achtzahl als Tag der ewigen Neuschöpfung)

Tag der Sonne (Christus als „Sonne der Gerechtigkeit“: engl. Sunday, dt. Sonntag)

Tag der Auferstehung (russ. Woskresenje)

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsWeitere Entwicklung

Die Christen setzten die Mahlgemeinschaft, die sie mit dem Herrn vor seinem Tod und nach seiner Auferstehung verbunden hatte, in Gestalt regelmäßiger Mahlfeiern am Sonntagabend fort, bis es zu einer Verlegung auf den Sonntagmorgen kam.

Justin (2. Jh.): „An dem nach der Sonne genannten Tag findet eine Zusammenkunft aller, die in Stadt und Land weilen, an einem bestimmten Ort statt ... Am Sonntag aber kommen wir alle deswegen zusammen, weil es der erste Tag ist, an dem Gott die Finsternis und die Materie wandelte und die Welt erschuf und unser Heiland Jesus Christus am gleichen Tage von den Toten wiederauferstanden ist ...“

das Kernstück christlicher Sonntagsfeier war die Versammlung, in der das Wort Gottes verkündet und die Eucharistie bzw. das Abendmahl (hier schon kein Sättigungsmahl mehr, sondern eine stilisierte, reduzierte Mahlzeit) gefeiert wurde.

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsC. Sonntagspflicht

In den ersten 3 Jahrhunderten keine ausdrückliche Verpflichtung zum Gottesdienst. Erst im 4. Jh. wird der Gottesdienst am Sonntag für die Soldaten durch ein staatliches Gesetz verpflichtend. Unter Konstantin erhielten alle christlichen Soldaten am Herrentag Urlaub, um zum Gottesdienst zu gehen, solange bis sie ihre Gebete verrichtet hatten. Allen nichtchristlichen Soldaten wurde befohlen, am selben Tag aufs freie Feld zu gehen, um gemeinsam Gebete zu ihrem Gott zu sprechen.

Seit dieser Zeit stellen einzelne Provinzialsynoden disziplinäre Bestimmungen auf mit teils großer Toleranzbreite, z.B. die Synode von Elvira (303) oder die Statuta ecclesiae antiqua (ca. 450): „Wer am Feiertag zu den Schauspielen geht und dabei die Zusammenkunft in der Kirche versäumt, soll aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden“.

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsWeitere Entwicklung der Sonntagspflicht

Synode von Agde (506): Man muss am Sonntag die ganze Messe besuchen (can. 47)

Caesarius von Arles († 542): „…nicht wenn die Lesungen vorgetragen werden, sondern wenn die Gaben geopfert und konsekriert werden.“

Constitutiones ecclesiasticae Stephans I. aus Ungarn (1016): Jene, die dem Gottesdienst fernbleiben, sollen geprügelt und kahl geschoren werden (cap. 7).

Thomas von Aquin († 1274): Versuch, das 3. Gebot des Dekalogs im Naturgesetz zu verankern, aber keine ausdrückliche Sonntagsmesspflicht

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsWeitere Entwicklung der Sonntagspflicht

Antonin von Florenz († 1459): Zehn Gebote der Kirche, die unter Todsünde verpflichten. Das 1. Gebot ist: „Die Messe hören (!) an Sonn- und Feiertagen“.

Petrus Canisius († 1597): In seinem Catechismus minimus stellt er die Gebote der Kirche den Geboten Gottes gleich; eines davon ist das Gebot der Messverpflichtung am Sonntag.

Im 16. Jh. beginnt sich allgemein die Ansicht durchzusetzen, dass das Versäumnis der Sonntagsmesse eine schwere Sünde sei.

Individualisierung der Messpflicht am Sonntag (Indult Leos X. 1517): Das Entscheidende ist nicht mehr die Zusammenkunft der Gemeinde zum Herrenmahl, sondern die individuelle Erfüllung einer allgemein geltenden Verpflichtung.

Im heutigen CIC (1983) wird ebenfalls von einer Verpflichtung zur Teilnahme an der Messfeier am Sonntag gesprochen (can. 1247). Das Versäumnis bezeichnet der Katechismus der Katholischen Kirche als „schwere Sünde“ (KKK 2181).

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Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums D. Theologische Bedeutung

Wöchentliches Passahfest (Wochenpascha)Verbindung von Karfreitag und Ostern

(Paschamysterium)Drei ZeitdimensionenTag der Dreifaltigkeit (Mittelalter)Problem der „Thematisierung“ von

SonntagsgottesdienstenUrfeiertag der Kirche (andere Feiern sollen ihm nicht

vorgezogen werden)SC 106: Herrentag als „Fundament und Kern des

ganzen liturgischen Jahres“Zukunftsperspektive: Sonntag als Tag der Sammlung

der Gemeinde (in größeren pastoralen Räumen)

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Der Sonntag als Urfeier des PaschamysteriumsE. Gegenwärtige Probleme

ArbeitsruheAbnahme des GottesdienstbesuchesAktivierung der Gemeinde ?Problem des WochenendesPlausibelmachen der Sonntagspflicht (Bedeutung der

Eucharistie für die Gemeinde; Tag des Herrn als Tag der Kirche, an dem sich die Gemeinde konstituiert; zentraler Ort; Möglichkeit verschiedener Gottesdienstangebote unter der Woche)

Gruppenmessen am Sonntag ?Sonntag als Tag des Menschen (neue Unabhängigkeit,

andere Gestaltung, Entschleunigung)Wiederentdeckung anderer Gottesdienstformen

(Andacht, Vesper) am Sonntagnachmittag

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha A. Ursprung, Datierung, Namen

Jahresgedächtnis des PaschaOsterfeststreit im 2. Jh.

erste Form: Quartodezimaner in Kleinasien und Syrien (immer am 14. Nisan). Der Akzent wird auf den Erlösungstod Jesu gelegt.

zweite Form: Rom und die anderen Teilkirchen (am Sonntag nach dem 14. Nisan). Betonung der Auferstehung und Erhöhung Christi.

Konzil von Nizäa 325: Beendigung der Auseinandersetzungen um das Osterdatum durch die Vorschrift, Ostern jeweils am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern.

Damit hat der Ostertermin bis heute eine Schwankungsbreite von fünf Wochen (22.3. – 25.4.), weshalb man auch von beweglichen Festen und Festzeiten spricht.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Wunsch nach Fixierung des Ostertermins (seit

dem II. Vatikanum)„Das Heilige Konzil widerstrebt nicht der Festlegung

des Osterfestes auf einen bestimmten Sonntag im Gregorianischen Kalender“

Zweiter Sonntag im April ? Viele Forscher billigen Freitag, dem 7.4.30, als Datum der Kreuzigung Jesu ein beachtliches Maß an Wahrscheinlichkeit zu. Dementsprechend wäre Sonntag, der 9.4.30, der wahrscheinliche Auferstehungstag.

„jegliche Lösung nur in ökumenischer Einigkeit“ Bis heute kein gemeinsames Osterdatum (v.a.

Weigerung der orthodoxen Kirchen), aber weiterhin Bemühen erkennbar

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Namen für das Osterfest

Ostern (Ostara, Eostre)Urständ = AuferstehungAbleitung von OstenHedomada in albis (Woche in weißen

Kleidern): „alba“ = Morgenröte = althd.eostarun

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha B. Das österliche Triduum

Mysterientheologie Odo Casels (Ostern als Kultmysterium des Heilswerkes Gottes in Christus)

Osternachtfeier als „Mutter aller heiligen Vigilien“ (Mater omnium sanctarum vigiliarum; Augustinus)

„das heiligste Triduum des gekreuzigten, begrabenen und auferweckten Herrn“ (Triduum crucifixi, sepulti et suscitati; Augustinus)

Grundordnung des Kirchenjahres (1969): „Darum sind die drei österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres“ (Nr. 18). Sie „beginnen mit der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags; sie haben ihren Mittelpunkt in der Osternacht und schließen mit der Vesper am Ostersonntag“ (ebd., 19).

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Entwicklung des österlichen Triduums

seit dem Spätmittelalter wurde die gesamte Osternachtfeier auf den frühen Karsamstagmorgen vorverlegt (bis heute noch in der Grabeskirche in Jerusalem)

Durch Dekret der Ritenkonkregation wurde sie bereits 1951 wieder für die Nacht „ad experimentum“ gestattet.

1955 erschien dann das berühmte „Generaldekret der Ritenkongregation über die Erneuerung der Liturgie der Heiligen Woche“, das ein wesentlicher Vorgriff auf die nachkonziliare Liturgie des neuen römischen Missale von 1970 war.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Gründonnerstag

Bezeichnungen (gronan = weinen; Hoher Donnerstag)Geschichtliche Entwicklung: Bericht der Egeria –

Augustinus – im 7. Jh. Bericht über drei Eucharistiefeiern: eine zur Aussöhnung der Büßer, eine zur Ölweihe und eine zum Gedächtnis der Einsetzung des Abendmahls.

Vermutlich ist der Brauch, am Gründonnerstag die Ölweihe zu vollziehen, auf praktische Gründe zurückzuführen: Die Öle wurden ja vor allem für die Salbungen während der Taufe in der Osternacht benötigt.

Die Fußwaschung als gottesdienstliche Handlung wird erstmals in Spanien und Gallien im 7. Jahrhundert bezeugt.

Eine Translationsprozession (Übertragung des Allerheiligsten) ist zum ersten Mal in Rouen im 12./13. Jahrhundert im Zuge der aufkommenden Anbetungsfrömmigkeit bezeugt.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Gründonnerstag – gottesdienstliche Feier

Die Eucharistie zur Ölweihe gehört noch nicht zum Triduum

Messe am Gründonnerstagabend (= vom letzten Abendmahl) Eröffnungsvers: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus

Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit“ (vgl. Gal 6, 14).

Zum Gloria werden noch einmal die Glocken geläutet Fußwaschung (Ablegen des Messgewandes) Einsetzungsbericht mit Einschub: „das ist heute“ (meist gesungen) Zur Prozession Hymnus Pange lingua, am Aufbewahrungsort dann

die Schlussstrophe Tantum ergo. Nach der Feier wird der Altar abgedeckt. Die Kreuze werden aus

der Kirche entfernt bzw. verhüllt. Das Messbuch empfiehlt ausdrücklich eine nächtliche Anbetung vor dem Sakrament (Ölbergstunde).

Eulogien (nach östlicher Tradition)

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Karfreitag – geschichtliche Entwicklung

In den ersten Jahrhunderten wurde der Karfreitag nicht gottesdienstlich begangen.

In Rom hielt man zunächst am Karfreitag einen reinen Wortgottesdienst mit Lesungen, Gebeten und Gesängen. Aus dem 7. Jahrhundert ist eine - wohl nach Jerusalemer Vorbild gestaltete - Prozession von der Lateranbasilika zu der von der Kaisermutter Helena erbauten Kirche Vom heiligen Kreuz in Jerusalem bezeugt.

Ebenfalls im 7. Jahrhundert kam der Brauch auf, den Wortgottesdienst mit einer Kommunionfeier (nicht mit einer Messe!) zu verbinden, wobei zuvor konsekrierte Hostien ausgeteilt wurden. Allerdings enthielten sich der Papst und seine Assistenz ausdrücklich der Kommunion an jenem Tag.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Karfreitag – geschichtliche Entwicklung

Karfreitagsfürbitten: Im Mittelalter galt die Rubrik, dass bei der Fürbitte für die Juden die Knie nicht gebeugt werden sollten und beim Gebet für die Juden und Heiden auch kein Oremus und Amen erfolgen dürfe, da die Juden mit einer Kniebeuge den leidenden Herrn verspottet hätten.

Seit dem 9. Jahrhundert ist der Brauch bekannt, ein verhülltes Kreuz in die Kirche zu tragen, wo es enthüllt und verehrt wurde.

Der Zeitpunkt der Feier - ursprünglich an der Todesstunde Jesu, der neunten Stunde, orientiert - wurde im Mittelalter auf den Vormittag verlegt. Die Neuordnung der Karwochenliturgie 1955/56 legte die Feier wieder auf den Nachmittag.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Karfreitag – Liturgischer Ablauf

Liturgie der vorgeweihten Gaben nach byzantinischem Ritus?

Gegenwärtige LiturgieRote GewänderProstratioWortgottesdienst (Jesaja: Gottesknechtslied;

Hebräerbrief: Gehorsam Christi; Johannespassion; Große Fürbitten: Problematik der Bitte für die Juden, Einfügung außerordentlicher Fürbitten durch den Ortsordinarius)

Kreuzverehrung (zwei Formen stehen zur Auswahl: verhülltes Kreuz wird in drei Schritten enthüllt; unverhülltes Kreuz wird gezeigt)

Kommunionfeier

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Karsamstag

Keine Eucharistiefeier, dafür aber Karmetten (mit Lucernarium) und Stundengebet, also nicht a-liturgisch

Messbuch 1970: „Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab des Herrn und betrachtet sein Leiden und seinen Tod. Das Messopfer wird nicht gefeiert, der Altar bleibt unbedeckt. Die heilige Kommunion kann am Karsamstag nur als Wegzehrung gereicht werden.“

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Die Osternacht

Herzmitte christlicher FestfeierReform der österlichen Liturgie in den 50-er Jahren

des 20. JhsAufbau

LichtfeierSegnung des FeuersBereitung der OsterkerzeEinzug in die dunkle KircheRuf: „Lumen Christi“Österlicher Lobpreis: Exsultet (aus dem 4. Jh., von

Ambrosius beeinflusst, charakteristisch ist das Bienenlob und das Passah Israels und sein Auszug aus Ägypten als Vorbild der Christusgeschichte)

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Wortgottesdienst

gehört zum ursprünglichen Bestand der Osternachtfeier

7 Lesungen aus dem AT + Epistel + Evangelium: Gen 1,1 - 2,2 (Schöpfung); Gen 22, 1-18 (Opferung Isaaks); Ex 14,15 - 15,1 (Auszug aus Ägypten: diese Lesung darf nie fehlen); Jes 54, 5-14; Jes 55, 1-11; Bar 3,9-15. 32- 4,4; Ez 36, 16-17a. 18-28; Röm 6,3-11; je nach Lesejahr: Mt 28, 1-10 / Mk 16, 1-7 / Lk 24, 1-12.

Einschnitt nach der 7. Lesung: Die Altarkerzen werden angezündet, der Priester stimmt das Gloria an; die Glocken werden dazu geläutet, Tagesgebet.

Nach der Epistel dreifaches Halleluja Evangelium und Homilie schließen den Wortgottesdienst ab Die Einheit des Wortgottesdienstes kommt hier deutlicher zum

Ausdruck als in der evangelischen Ordnung, die nach dem Vorbild der altkirchlichen Ordnung zwischen den Lesungen des AT (12) und NT (2) die Tauffeier einfügt.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Tauffeier

AllerheiligenlitaneiTaufwasserweihe: Während eines Segensgebetes, das an die

heilsgeschichtliche Bedeutung des Wassers erinnert (Schöpfung – Sintflut – Rotes Meer – Taufe Jesu – Wasser aus Jesu Seitenwunde), wird die Osterkerze (einmal oder dreimal) in das Wasser getaucht.

Evtl. Taufen: Absage der einzelnen Täuflinge an den Satan und Befragung über ihren Glauben (finden keine Taufen statt und wird auch kein Taufwasser geweiht, ist ein anderes Segensgebet über das Weihwasser vorgesehen).

Erneuerung des Taufversprechens durch die Gläubigen: Einführung durch den Priester – Absage an den Satan – Glaubensfragen – Gebet – Besprengung der Gemeinde mit dem gesegneten Wasser.

Fürbitten

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Eucharistiefeier (wie üblich)

Kommunionvers nimmt Rückbezug auf das Geheimnis des Triduum paschale: „Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr... So lasst uns Festmahl halten in Freude. Halleluja!“ (Vgl. 1 Kor 5, 7-8).

Feierlicher österlicher Schlussegen

Probleme Mehrzahl von Höhepunkten: die Lichtfeier mit dem Österlichen

Lobpreis, das Gloria, ausgezeichnet durch Glockengeläut und das Anzünden der Altarkerzen, das festlich ausgestaltete Halleluja und schließlich das Auferstehungsevangelium als eigentlicher Höhepunkt des Wortgottesdienstes.

Um den Spannungsbogen zu erhalten, sollte der Wortgottesdienst (bis zum Gloria, evtl. sogar bis zum Halleluja) noch in Dunkelheit vollzogen werden (nur Kerzenlicht und evtl. Leselampe für den Lektor / Lektorin).

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Osternacht in der Ostkirche

Vigilgottesdienst mit 15 (!) Lesungen aus dem ATösterlicher Morgengottesdienst (Orthos): Die

Gemeinde zieht mit brennenden Kerzen um die dunkle Kirche.

Auferstehungsevangelium nach Mk 16, 1-8Priester klopft dreimal mit dem Kreuz an die

verschlossene Kirchentür. Sie öffnet sich, und alle ziehen mit den leuchtenden Kerzen in die Kirche ein.

österlicher Gesang (Ostertroparion): „Christus ist auferstanden von den Toten, er hat den Tod durch den Tod besiegt und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“ Immer wieder ertönt der Ruf: „Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden.“

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Ostersonntag

Da das Triduum paschale mit der Vesper des Ostersonntags endet, gehört dieser Tag noch ganz in die eine Feier des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu.

Ostersequenz „Victimae paschali laudes“1. Lesung (Apg 10, 34a. 37-43): Petrus legt

Zeugnis vom Pascha-Mysterium Christi ab. 2. Lesung: zwei Österliche Texte werden zur

Auswahl bereitgestellt (Kol 3,1-4 und 1 Kor 5.6b-8) In beiden geht es um den Aufruf zur Teilhabe an Tod und Auferstehung Christi und die sittlichen Folgerungen daraus.

Evangelium: Auferstehungsbericht nach Joh 20, 1-18 (Maria Magdalena)

Ostervesper als Abschluss des österlichen Triduums

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Osterzeit oder Pentekoste

Das Konzil von Elvira wehrt sich gegen Bestrebungen, aus dem Zeitraum von 50 Tagen, griechisch auch Pentekoste und lateinisch Quinquagesima genannt, einen solchen von 40 Tagen (lat.: Quadragesima) zu machen.

Ein Vorbild hatte eine solche 50-Tage-Feier schon im jüdischen Festkalender, wo man 50 Tage nach dem Fest der ungesäuerten Brote das „Wochenfest-Pfingsten“ beging.

Bezug zwischen Ostern und Pfingsten in Joh 20,22Der Zeitraum der Pentekoste war liturgisch geprägt

von der dankbaren Freude, die u.a. sichtbar wurde im häufigen Halleluja und im Verbot des Fastens und des knienden Gebets.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Osterzeit oder Pentekoste

Symbolischer Ausdruck ist die Vorschrift, die Osterkerze als Sinnbild des auferstandenen Herrn während der 50 Tage im Angesicht der Gemeinde in der Nähe des Altares stehen und während der Gottesdienste, auch an Werktagen, brennen zu lassen (nach Ablauf der Osterzeit in die Taufkapelle).

Auch bei jeder Begräbnismesse soll die brennende Osterkerze an einem hervorragenden Platz stehen, gegebenenfalls beim Sarg.

Osteroktav (weiße Woche): mystagogische Katechesen (Cyrill von Jerusalem)

Erstkommunion am Weißen Sonntag erst ab dem 18. Jh.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Sonntage der Osterzeit

können mit ihrer Liturgie auch nicht durch ein Hochfest verdrängt werden, ähnlich wie die Sonntage der österlichen Bußzeit und des Advents.

Die Erstlesungen werden immer aus der Apg mit ihren Berichten vom Leben, Wachstum und Zeugnis der Urkirche genommen

4. Sonntag der Osterzeit mit dem Evangelium vom Guten Hirten ist Weltgebetstag für geistliche Berufe

Wochentage der OsterzeitLesungen immer aus der Apg, Evangelien aus dem Joh-

EvangeliumAn allen Tagen kann der feierliche Schlusssegen für die

Osterzeit gesprochen werden.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Christi Himmelfahrt

Während nach dem Bericht der Pilgerin Egeria (Ätheria) die Christen von Jerusalem noch Ende des 4. Jahrhunderts Himmelfahrt und Geistsendung als Vollendung der Heilstat Christi zusammen am 50. Tag begingen, setzt sich in der übrigen Kirche noch im 4. Jahrhundert ein gesondertes Fest der Himmelfahrt am 40. Tag nach Ostern durch.

Bemerkung in Apg 1, 3: „40 Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat über das Reich Gottes gesprochen.“

Heute hat Christi Himmelfahrt den Rang eines Hochfestes

Evangelium bringt die Himmelfahrtsberichte nach Mt, Mk und Lk

Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten: Pfingstnovene

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Pfingsten

Krönender Abschluss der Osterzeit 50 Tage nach Ostern

Rückbindung an das Osterfest (daher keine eigene Oktav mehr)

Die erste Festlesung aus Apg 2, 1-11 berichtet vom Pfingstgeschehen in Jerusalem. Das Zusammenfallen dieses Ereignisses mit dem jüdischen Wochen- oder Pfingstfest, das sowohl Erntedankfest für die Weizenernte wie Gedächtnis des Bundesschlusses auf dem Sinai war, enthielt den unübersehbaren Hinweis, dass die Christen das neue Bundesvolk sind

Sequenz „Veni, Sancte Spiritus", Stephan Langton von Canterbury († 1228)

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Pfingsten

Rote Farbe der Messgewänder an Pfingsten (Hinweis auf die Feuerzungen bei der Herabkunft des Heiligen Geistes).

Bedeutung von Pfingsten in einer Zeit charismatischer Aufbrüche

Bezug zu Ostern sollte nicht vergessen werden

Pfingstmontag eignet sich besonders zu ökumenischen Gottesdiensten

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Die österliche Bußzeit oder Quadragesima

Namen: Quadragesima, quaresima, carême, Fastenzeit, Passionszeit (im evangelischen Bereich), österliche Bußzeit

Vorbereitung auf das Pascha-MysteriumBesondere symbolische Bedeutung der 40 Tage: Zeit

des Übergangs, der Vorbereitung, der Buße, der Läuterung

Geschichtliche EntwicklungIm 2. Jahrhundert zweitägiges Trauerfasten. Es begann am

Karfreitag und endete mit der Eucharistiefeier in der Osternacht. Im 3. Jahrhundert wurde es an manchen Orten auf die gesamte Karwoche ausgedehnt. An ein sog. Halbfasten von Montag bis Donnerstag schloss sich am Karfreitag und Karsamstag ein Vollfasten an.

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Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha Österliche Bußzeit – geschichtliche

EntwicklungIm 4. Jahrhundert gab es in Rom eine dreiwöchige

Fastenzeit vor dem Osterfest.Ende des 4. / Anfang des 5. Jahrhunderts scheint sich

der Brauch einer 40-tägigen Bußzeit durchgesetzt zu haben, auch in Rom, wo die Fastenzeit mit dem 6. Sonntag vor Ostern begann. Sie endete am Gründonnerstag, an dem die Büßer öffentlich durch Handauflegung des Bischofs wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden.

Mit dem Beginn der Vierzig Tage traten die Taufbewerber (Katechumenen) in ein neues Stadium ihrer Taufvorbereitung ein: Skrutinien, Exorzismen, Übergabe von Evangelium, Glaubensbekenntnis und Vater unser, letztes Skrutinium am Karsamstagmorgen

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaÖsterliche Bußzeit – geschichtliche

EntwicklungDie ganze Gemeinde begleitete die

Taufbewerber auf ihrem Weg zur Taufe und bereitete sich mit ihnen zusammen darauf vor

Neben der Taufvorbereitung war ein wichtiges Kennzeichen die Wiederaufnahme der Sünder. Zumindest für Rom gilt: Das unterscheidende Kennzeichen der Vierzig Tage war eigentlich nicht das Fasten, sondern die Vorbereitung der Büßer auf ihre Wiederaufnahme in die Gemeinde am Gründonnerstag

Die Vierzig Tage waren hier ihrem Ursinn nach Bußzeit, und in zweiter Linie - weil hiervon bestimmt und abgeleitet - auch Fastenzeit.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaÖsterliche Bußzeit – Zählung

Um auf die Zahl von 40 Tagen zu kommen, mussten zum einen Karfreitag und Karsamstag mit in die Zählung einbezogen, zum anderen mussten - um den Ausfall der sechs Sonntage, die keine Fasttage waren, wettzumachen - noch vier Tage vor dem ursprünglichen Beginn am 6. Sonntag vor Ostern hinzugenommen werden. Seitdem beginnen die Vierzig Tage am Aschermittwoch, dem Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern. Lässt man die Sonntage aus und zählt Karfreitag und Karsamstag hinzu, kommt man genau auf die Zahl von 40 Tagen.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaÖsterliche Bußzeit – Bedeutung

Zwei Elemente: Taufe und BußeSC 109: ,,Die vierzigtägige Fastenzeit hat die doppelte

Aufgabe, … einerseits durch Tauferinnerung oder Taufvorbereitung, andererseits durch Buße die Gläubigen, die in dieser Zeit mit größerem Eifer das Wort Gottes hören und dem Gebet obliegen sollen, auf die Feier des Pascha-Mysteriums vorzubereiten“

In selbstverständlicher Anlehnung an die Fastenpraxis der Urkirche beschränkten sich die Christen in der Zeit der Vierzig Tage auf eine Mahlzeit am Tage, die - entsprechend antikem Brauch - am Abend eingenommen wurde.

Hinzu kam ein qualitatives Fasten: Man verzichtete auf Fleisch und Wein, später außerdem auf Milch, Butter, Käse und Eier (noch heute Praxis in der Orthodoxie)

Die christliche Fastenpraxis war so zugleich Zeichen und Vollzug von Nächstenliebe.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaAschermittwoch

Altkirchliche Bußpraxis: In Gallien wurden die öffentlichen Büßer zu Beginn der Fastenzeit – ursprünglich am Montag nach dem 1. Fastensonntag – in Nachbildung der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies aus der Kirche verwiesen. Sie mussten ein Bußgewand anlegen, das man ihnen überreichte, und wurden mit Asche – seit alters her Zeichen der Buße – bestreut.

Die dazu verwendete Asche wurde seit dem 12. Jahrhundert aus den Palmzweigen vom Palmsonntag des vorausgegangenen Jahres gewonnen und gesegnet.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaAschermittwoch

Auflegung der Asche mit einem biblischen Wort (Mk 1, 15: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ oder die alte Formel nach Gen 3, 19: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“)

Der Gesang des Halleluja verstummt hier bis zur Osternacht; ein anderer Ruf vor dem Evangelium (früher Tractus genannt) tritt an seine Stelle

Grundsätzlich kann das Segnen und Austeilen der Asche auch außerhalb der Eucharistiefeier geschehen, dann aber immer in Verbindung mit einem Wortgottesdienst.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaFastensonntage

1. Sonntag: Perikope von der Versuchung Jesu in der Wüste: So enthält der erste Fastensonntag die Botschaft vom Kampf Christi (Wüste, Fasten, Hunger, Versuchung), aber auch von seinem Sieg über die gottwidrigen Mächte und eine Vorahnung seiner Herrlichkeit („Engel kamen und dienten ihm“). Es ist ein Vorspiel zum österlichen Pascha-Mysterium.

2. Sonntag: Perikope von der Verklärung Jesu – Ankündigung seines Leidens, Sterbens und Auferstehens – Bestätigung dafür, dass Kreuz und Tod nicht Ende sind, sondern Hindurchgang zur Herrlichkeit

Die drei folgenden Sonntag sind im Lesejahr A stark vom Taufmotiv geprägt

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaFastensonntage

3. Sonntag (Lesejahr A): Perikope von der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4, 5-42)

3. Sonntag (Lesejahr B): Perikope von der Tempelreinigung, in dem Jesus einen deutlichen Hinweis auf seinen Tod und seine Auferstehung gibt (Joh 2,13-25)

3. Sonntag (Lesejahr C): Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Lk 13, 1-9) – Thema der rettenden Bekehrung

4. Sonntag : LaetareLj. A: Jesus heilt einen Blindgeborenen (Joh 9, 1-41) –

Taufe als ErleuchtungLj. B: Gespräch mit Nikodemus (Joh 3, 14-21) –

LichtsymbolikLj. C: Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32)

– Heilsgeschichte

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaFastensonntage

4. Sonntag: Laetare – Die an diesem Tag üblichen rosafarbenen Messgewänder, die das ernste Violett verdrängen und im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt werden, dürften ihren Ursprung im päpstlichen Brauch haben, an diesem Tag die „Goldene Rose“ zu weihen.

5. SonntagLj. A: Auferweckung des Lazarus (Joh 11, 1-45) – Jesus

erweist sich als „die Auferstehung und das Leben“Lj. B: Jesus als das Weizenkorn, das in die Erde fällt und

stirbt, um reiche Frucht zu bringen (Joh 12, 20-33)Lj. C: Jesus und die Ehebrecherin (Joh 7,53 – 8,11) – Jesus

schenkt der Ehebrecherin einen neuen Anfang, indem er sie vor der Steinigung bewahrt und ihr die Schuld verzeiht.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaFastensonntage

Die Messformulare der Fastensonntage 3-5 eine eindringliche Fülle von Heilsbotschaft und Wegweisung. Sie sind einerseits von der unmittelbaren Vorbereitung der Taufbewerber auf den Empfang der Initiationssakramente geprägt, andererseits aber auch geeignet, die Gemeinden in Glaube und Liebe zu erneuern und mit Dank für ihre Berufung zu erfüllen.

Mit dem 5. Fastensonntag beginnt die Passionszeit: das Leiden Christi ist stärker im Vordergrund

Brauch, Kreuze und Bilder im Gotteshaus zu verhüllen, geht wahrscheinlich auf die Sitte des „Hungertuches" oder Fastenvelums zurück, mit dem man seit dem 11. Jahrhundert zu Beginn der Fastenzeit dem Volk den Blick zum Altar versperrte.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaPassionszeit

Fasten der Augen oder katechetisch-pastorale Zielsetzung (Missio-Hungertücher)?

„Grundordnung des Kirchenjahres“ (GOK) von 1969: „Kreuze und Heiligenbilder werden in Zukunft nicht mehr verhüllt; …die Gläubigen sollen in den letzten Tagen der österlichen Bußzeit zur Betrachtung des Leidens Christi angeleitet werden.“

Messbuch von 1975: „Der Brauch, die Kreuze und Bilder in den Kirchen zu verhüllen, soll beibehalten werden. In diesem Fall bleiben die Kreuze verhüllt bis zum Ende der Karfreitagsliturgie, die Bilder jedoch bis zum Beginn der Osternachtfeier.“

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaPassionszeit

B. Kleinheyer: Nur die Verhüllung jener Bilder und Kreuze ist sinnvoll, die den in Herrlichkeit thronenden Herrn darstellen, nicht aber jener, die den Herrn in seiner Erniedrigung zeigen. Im letzten Fall verkehre „eine Verhüllung des Kreuzes... das in der Liturgie dieser Wochen vor Ostern Gemeinte in sein Gegenteil.“

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaPalmsonntag und die Karwoche

Geschichtliche EntwicklungSonntag vor Ostern zunächst ganz im Zeichen der

Vorbereitung auf Ostern und die österliche TaufeWegen der Einzugsgeschichte (Joh 12, 12-16) erhielt der

Sonntag (zuerst um 600 in Spanien und Gallien) die Bezeichnung Palmsonntag

Zu einer dramatisch-liturgischen Nachahmung und Darstellung des Einzugsgeschehens kam es unter dem Einfluss östlicher Liturgien vom 8. Jahrhundert an.

Im Mittelalter wurde diese Praxis weiter ausgebaut: Christusfigur auf einem hölzernen Esel (Palmesel)

In Rom selbst war der Sonntag vor Ostern ganz vom Gedenken an die Passion Jesu bestimmt: Man eröffnete die Osterfeier mit der Verlesung der Leidensgeschichte nach Matthäus.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaPalmsonntag – liturgische Ordnung

Messe zur Feier des Einzugs Christi in JerusalemPriester und Assistenz tragen rote GewänderProzession: Verlesung des Evangeliums vom Einzug

Jesu in Jerusalem (Mt 21, 1-11), Segensgebete über die grünen Zweige (Brauch, die Zweige hinter das Kruzifix zu stecken, ist auch heute noch verbreitet)

In der Messfeier selbst wird - je nach Lesejahr - die Leidensgeschichte Jesu nach Matthäus, Markus oder Lukas gelesen.

Moment der Spannung: Während die Feier des Einzugs in Jerusalem Jesus als König und Sieger feiert und seine Erhöhung gleichsam vorwegnimmt, steht die Messfeier stärker im Zeichen seines Weges durch Leiden und Tod.

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaWochentage in der Karwoche

Vermutlich wurden an den ersten drei Tagen der Karwoche bis ins 5. Jahrhundert hinein keine Eucharistiefeiern, sondern Wortgottesdienste gehalten.

Lesungen aus Jesaja (Montag: Jes 42, 1-7; Dienstag: Jes 49, 1-6; Mittwoch: Jes 50, 4-9a). Sie handeln vom Gottesknecht, in dem ein Bild für das Leiden Jesu gesehen wird

Evangelien: am Montag Salbung Jesu in Betanien (Joh 12, 1-11), am Dienstag Joh 13, 21-33.36-38 (Jesus und der Verräter; Ankündigung der Verleugnung des Petrus), am Mittwoch Mt 26, 14-25 (Verrat des Judas; Abendmahl mit Ankündigung des Verrats, aber ohne Einsetzungsbericht).

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Die jährliche Osterfeier als JahrespaschaWochentage in der Karwoche

Chrisammesse am GründonnerstagSeit jeher wurden in dieser Messe die Öle geweiht, die dann in der

Osternacht benötigt wurden: das Öl für die Krankensalbung, das Katechumenenöl und das Chrisam für die Salbungen bei der Taufe.

An dieser Messe sollen nach Möglichkeit alle Priester des Bistums teilnehmen und die Eucharistie zusammen mit ihrem Bischof feiern. An die Predigt kann sich eine Erneuerung der Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst anschließen.

Trauermettengesungene Lesungen aus den Klageliedern des Propheten Jeremia,

dreieckiger Lichtrechen mit 15 Kerzen, von denen bis auf eine alle im Laufe des Gottesdienstes verlöschten, Lärmen am Ende der Mette.

An manchen Orten ist es heute noch üblich, statt der Glocken an den Tagen der Karwoche (oder nur am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag) mit hölzernen Lärminstrumenten (Klappern, Ratschen, Raspeln) zum Gebet oder Gottesdienst einzuladen.

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

AllgemeinesÖsterliche und weihnachtliche Begehung der Erlösung (R.

Berger)Das Weihnachtsfest

In den ersten drei Jahrhunderten kannte die Christenheit außer dem Osterfest keine Jahresfeste

Erst im 4. Jahrhundert begann man in Rom, den 25. Dezember als Geburtsfest Christi zu feiern

Im Unterschied zu Ostern und Pfingsten haben Weihnachten und Epiphanie keinen Anhalt am jüdischen Festkalender

Über den Ursprung des Weihnachtsfestes gibt es zwei Hypothesen Die Berechnungshypothese geht davon aus, dass christliche

Theologen durch Berechnungen verschiedenster Art auf den 25. Dezember als Geburtsdatum Jesu gekommen sind

Die religionsgeschichtliche Hypothese geht davon aus, dass das Geburtsfest Jesu am 25. Dezember mit dem Fest des unbesiegten Sonnengottes (natale solis invicti) zusammenhängt

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Ursprung des WeihnachtsfestesEs ist denkbar, dass die Verchristlichung des

Sonnengottfestes zur gleichen Zeit erfolgte, als auch der Herrentag als Tag der Sonne staatlicher Ruhe- und Feiertag wurde

Vermutlich haben beide Faktoren - Versuche, das Geburtsdatum Jesu zu berechnen, und die Verchristlichung des Sonnenfestes - bei der Entstehung und Durchsetzung des Weihnachtsfestes zusammengewirkt

In den Kirchen des Ostens begann das Weihnachtsfest sich erst seit dem Ende des 4. Jahrhunderts neben dem Fest der Epiphanie durchzusetzen

Noch heute feiert die armenische Kirche die Geburt Jesu nicht am 25. Dezember, sondern am 6. Januar

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Theologische Bedeutung des WeihnachtsfestesEpiphaneia und TheopaneiaWeihnachten partizipiert am theologischen Gehalt des

Erscheinungsfestes: An beiden Tagen feiern Christen die Offenbarung Gottes in Jesus Christus

Die Menschwerdung Gottes trägt ihren Sinn nicht in sich: Sie zielt auf die Erlösung der Menschen und der ganzen Schöpfung aus der Macht der Sünde und des Todes. Gott wurde Mensch, damit die Menschen Kinder Gottes werden: Auf diese Formel hat christliche Theologie das weihnachtliche Festgeheimnis gebracht. Man spricht vom „wunderbaren Tausch“ (Weihnachtspräfation).

Verbindung zum Osterfest: In der Geburt Jesu begann sein Weg zum Kreuz, nahm das Opferleiden seinen Anfang.

Lichtthematik: Die Menschwerdung Gottes wird veranschaulicht und interpretiert durch das Gleichnis vom Licht

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des WeihnachtsfestesJeder Priester kann an Weihnachten drei Messen feiern:

Christmette (= Missa in nocte), Hirtenmesse (= Missa in aurora) und Hochamt (= Missa in die)

Die Mystiker des Mittelalters (z.B. Johannes Tauler) sahen darin einen Hinweis auf die „dreifache Geburt“ des Herrn

Als erste und einzige Messe zelebrierte der Papst im 4. Jahrhundert die eigentliche Festmesse in St. Peter zur gewohnten Stunde, also um 9 Uhr

Im 5. Jahrhundert kam die Mitternachtsmesse in der Basilika Santa Maria Maggiore hinzu

Um die Mitte des 6. Jahrhunderts kam eine dritte Messfeier in der Kirche der heiligen Anastasia in der Nähe des Palatin hinzu

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des WeihnachtsfestesDie Christmette ist charakterisiert durch die Evangelienperikope

von der Geburt Christi in Betlehem (Lk 2, 1-14). Sie schließt mit dem Gesang der Engel, der auch den Gloria-Hymnus der Messe einleitet

Das Gabengebet spricht vom „wunderbaren Tausch“Dritte Weihnachtspräfation: „Denn einen wunderbaren Tausch

hast du vollzogen, dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben.“

Hinknien beim Credo bei Erwähnung des Geheimnisses der Empfängnis und der Geburt Jesu

Die Hirtenmesse hat ihren Namen vom Evangelium (Lk 2, 15-20), in dem die Begegnung der Hirten mit dem Kind in der Krippe berichtet wird

Das Hochamt verkündet im Prolog des Johannesevangeliums (1, 1-18) das Geheimnis der Inkarnation in johanneischer Theologie

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des WeihnachtsfestesWeihnachten als Fest der Erlösung (Pascha-Mysterium

auch in der Weihnachtsliturgie)Römisches Martyrologium Weil das Leben der Jungfrau Maria mit dem Mysterium

der Menschheit untrennbar verbunden ist, wird ihr Name, außer im Credo, auch in den Einschubtexten der Hochgebete I-III ausdrücklich genannt.

Zur festlichen Weihnachtsliturgie zählt bereits auch die Abendmesse am 24. Dezember („Missa in vigilia“ = „Messe am Heiligen Abend“)

„Vigilmesse“ heißt jene Messe, die in den Abendstunden vor oder nach der ersten Vesper eines Hochfestes als Festmesse gefeiert werden kann.

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Der Advent als weihnachtliche VorbereitungszeitDie ersten Spuren einer weihnachtlichen Vorbereitungszeit

finden sich nicht in der römischen Liturgie, sondern in Spanien und vor allem in Gallien

Das älteste Zeugnis für einen Advent als Vorbereitungszeit ist die Fastenordnung Gregors von Tours († 490). Sie fordert ein dreimaliges Fasten in der Woche in der Zeit vom Fest des heiligen Martin (11. November) bis Weihnachten

Erste Spuren einer Adventsliturgie lassen sich um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Ravenna feststellen. Dabei ist die Erwartung der Geburt Christi das eigentliche Thema dieser Liturgie

In Rom werden die ersten Anfänge einer Adventsliturgie erst um die Mitte des 6. Jahrhunderts sichtbar. Dabei steht der Gedanke der Menschwerdung Christi im Mittelpunkt

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Der Advent als weihnachtliche VorbereitungszeitEschatologische Ausrichtung des Advents: Einfluss irischer

MissionareGedanke der Buße: Wegfall des Gloria, Halleluja und des

Tedeum (im Stundengebet) und Gebrauch violetter Messgewänder, zunächst nur in den gallischen Liturgien, später auch in Rom (dort allerdings nie Verzicht auf das Halleluja)

Begründung für den Wegfall des Gloria nach dem Kommentar zur GOK: Es geschehe aus einem anderen „Grund als in der österlichen Bußzeit: Der Gesang der Engel an Weihnachten soll wieder wie etwas Neues erklingen“

Ein Adventsfasten ist seit dem CIC von 1917/18 nicht mehr geboten

Zeitliche Dauer des Advent: vier, fünf oder sechs WochenNoch heute kennen die Mailändische und die altspanische

Liturgie sechs Adventssonntage, während man im Osten den Advent als liturgische Zeit überhaupt nicht feiert

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des AdventGOK: „Die Adventszeit hat einen doppelten Charakter: sie

ist einerseits Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste … Andererseits… Erwartung der zweiten Ankunft Christi am Ende der Zeiten. Unter beiden Gesichtspunkten ist die Adventszeit eine Zeit hingebender und freudiger Erwartung.“

Nicht in erster Linie BußzeitBedeutung der Tage vom 17. bis 24. Dezember als

unmittelbare VorbereitungszeitAm ersten Adventssonntag spricht das Evangelium von

der Wiederkunft des Herrn und mahnt zur Wachsamkeit Das Evangelium des zweiten Adventssonntags enthält die

Bußpredigt des Vorläufers und Wegbereiters Johannes

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des AdventDer dritte Adventssonntag unter dem Namen „Gaudete“

bekannt (Eröffnungsvers aus der 2. Lesung des Lesejahres C). Die rosafarbenen Messgewänder signalisieren vorweihnachtliche Freude (Angleichung an den 4. Fastensonntag „Laetare“)

Mit dem vierten Adventssonntag stehen wir in der Phase der näheren Vorbereitung auf das Geburtsfest des Herrn (Adventspräfation V: „Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung, und nahe ist die Zeit unsres Heiles, da der Retter kommt, unser Herr Jesus Christus.“)

Bereitstellung von fünf AdventspräfationenWerktage im Advent: Lesungen aus dem Buch Jesaja,

Evangelienperikopen über Johannes den TäuferIn der letzten Woche des Advent Evangelien aus Mt 1 und Lk 2

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Liturgie des AdventDie zweite Adventhälfte (17.-24. Dezember) ist geprägt

durch ein eigenes Proprium und die sog. „O-Antiphonen“ als Antiphonen zum Magnificat

„Du Weisheit des Höchsten...“ (O Sapientia) „Du Führer des Hauses Israel...“ (O Adonai) „Du Wurzel Jesse...“ (O radix Jesse) „Du Schlüssel Davids...“ (O clavis David) „Du Morgenstern, Glanz des ewigen Lichtes und Sonne der Gerechtigkeit“ (O

Oriens) „Du König der Völker und Eckstein der Kirche“ (O Rex gentium) „Du Emmanuel, unser König und Gesetzgeber“ (O Emmanuel)Rorate-Messen: ursprünglich Votivmessen zu Ehren der

Gottesmutter an den Samstagen der Adventszeit, können sie an den Wochentagen des Advents bis einschließlich 16. Dezember gefeiert werden (Kennzeichen: nur Kerzenlicht, Marienmesse)

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Die WeihnachtszeitAußer dem Osterfest hat nur noch das Weihnachtsfest

eine Oktav, also eine liturgische Festwoche, beibehaltenDer Oktavtag selbst fällt mit dem Beginn des

bürgerlichen Jahres zusammen (geht auf Gaius Iulius Cäsar 46 v. Chr. zurück)

In der Liturgie ist der 1. Januar Marienfest, Hochfest der Gottesmutter Maria

Das Fest des Namens Jesu (von der GOK gestrichen) wurde 2002 wieder eingeführt (am 3. Januar)

Beginn des bürgerlichen Jahres wird durch das Marienfest zu wenig berücksichtigt. Erfreulicherweise hat das deutsche Messbuch wenigstens das Tages- und Gabengebet durch einen Zusatz in Klammern auf das neue Jahr bezogen.

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Die WeihnachtsoktavReihe von Heiligenfesten im unmittelbaren Anschluss an das

Weihnachtsfest„Comites Christi“ (= Gefolgsleute): der „Erzmärtyrer“ Stephanus

am 26. Dezember, der Apostel und Evangelist Johannes am 27. Dez. und die von Herodes ermordeten Kinder von Betlehem am 28. Dez. (vgl. Mt 2, 13-18)

In ihnen sah man die drei möglichen Formen des Martyriums dargestellt: willentlich und wirklich (Stephanus), willentlich, aber nicht wirklich (Johannes) und wirklich, aber nicht willentlich (Unschuldige Kinder)

Stephanus: zahlreiche Volksbräuche im Mittelalter, heute Gedenktag der verfolgten Christen

Johannes: Segnung und Austeilung des „Johannisweines“Unschuldige Kinder: Früher Trauercharakter mit violetten

Messgewändern und Wegfall des Gloria und Te DeumFest der Heiligen Familie (seit 1893, gehört zur Gruppe der

Devotions- oder Ideenfeste)

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Erscheinung des Herrn (Epiphanie): Benennung und UrsprüngeIn den griechischen Quellen heißt das Fest epiphaneia oder

theophaneia (Erscheinung, Gotteserscheinung), in latinisierter Fassung Epiphanie. Im evangelischen Bereich ist die Genitivfassung Epiphanias gebräuchlich

Das deutsche Messbuch führt die Bezeichnung Erscheinung des HerrnDie Ursprünge des Epiphaniefestes liegen in Ägypten, genauer in

AlexandriaUrsprünglich drei Festinhalte: die Anbetung der Weisen, die Taufe

Jesu und die Hochzeit zu Kana. In Rom wurde der Motivkomplex Weise - Taufe - Kana auseinandergefaltet: Am 6. Januar stand die Anbetung der Weisen (Mt 2, 1-12) im Mittelpunkt, am Oktavtag von Epiphanie (13. Januar) gedachte man der Taufe Jesu, am Sonntag darauf der Hochzeit zu Kana.

Origenes hat die Anzahl der Weisen aufgrund der Gaben auf drei festgesetzt

Am 23. Juli 1164 wurden ihre angeblichen Reliquien von Mailand nach Köln überführt. Das hatte einen starken Aufschwung ihrer Verehrung zur Folge

Der 6. Januar gewann dadurch im Abendland immer stärker den Charakter eines Heiligenfestes

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Erscheinung des Herrn (Epiphanie): LiturgieSteht zu Weihnachten der Gedanke der Erniedrigung, des

Abstiegs im Vordergrund, betont die Feier von Epiphanie den herrscherlichen Aspekt (Epiphanie als das eigentliche Christkönigsfest der Liturgie)

Hl. Messe / Lesungen: Jes 60, 1-6 (die Herrlichkeit Gottes über dem Zion; Völker und Könige kommen und bringen ihre Schätze), Eph 3, 2-3a.5-6 (Berufung der Heiden zu Miterben und Gliedern des Leibes Christi) und Mt 2, 1-12 (die Weisen aus dem Osten)

Missionsgedanken (Präfation: Christus als Licht der Völker)Eigener Einschub im HochgebetIm byzantinischen Ritus steht stärker der Gedanke der Taufe

Jesu im Vordergrund (Abendgottesdienst mit anschließender Nachtwache)

Rubrik: Fest kann auf den Sonntag zwischen dem 2.-8. Januar verlegt werden, wenn der 6. Januar kein gebotener Feiertag ist. Ist dies ein Sonntag nach dem 6. Januar, dann wird das Fest der Taufe des Herrn in dem betreffenden Jahr in diesem Gebiet auf den folgenden Montag verlegt.

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Fest der Taufe des HerrnAbschluss der WeihnachtszeitSonntag nach EpiphanieEvangelium von der Taufe Jesu (je nach Lesejahr)Offenbarung der Gottessohnschaft JesuHerabkunft des Heiligen Geistes auf Jesus in Gestalt

einer Taube Solidarität mit der schuldbeladenen MenschheitMit dem Fest der Taufe des Herrn schließt der

Weihnachtsfestkreis. Es beginnt die allgemeine Kirchenjahrzeit, die anschließende Woche zählt bereits als erste der 33 / 34 Wochen im Jahreskreis

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Weitere Herrenfeste im KirchenjahrIdeenfeste / Devotionsfeste: Dreifaltigkeits-,

Fronleichnams-, Herz-Jesu- und ChristkönigsfestProblematisch sind nach Ansicht von Hansjörg Auf der Maur

solche Ideenfeste v.a. dort, wo die Frömmigkeit des Volkes eine andere geworden ist, da die Festinhalte häufig sehr zeitbedingt sind und außerdem z.T. von oben dekretiert wurden

Sinnvoll erscheinen sie dort, wo der Festinhalt immer noch lebendiger Ausdruck der Frömmigkeit ist

Zwei ältere Herrenfeste, die thematisch zum Weihnachtsfestkreis gehören: Darstellung des Herrn, Verkündigung des Herrn

Zwei weitere Feste im Kirchenjahr, deren Einführung sich auf ein geschichtliches Ereignis zurückführen lässt: Verklärung des Herrn, Kreuzerhöhung

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Dreifaltigkeitsfestkeinem konkreten heilsgeschichtlichen Ereignis zugeordnet Abwehr des germanischen Arianismus: In der alten Kirche

war Gott, der Vater, Adressat der Gebete. Zu ihm betete man durch Christus im Heiligen Geist. Diese Differenzierung wurde nun aufgegeben: die drei göttlichen Personen wurden einander gleichgeordnet

Dreifaltigkeitspräfation aus dem Ende des 7. Jahrhunderts Ursprungsort der liturgischen Dreifaltigkeitsfrömmigkeit sind

benediktinische Klöster (um das Jahr 1000)Allgemeine Einführung des Festes 1334 durch Papst Johannes

XXII.Während die evangelischen Kirchen das Fest übernahmen,

kennen die Ostkirchen es nichtSonntag nach Pfingsten: setzt gleichsam den dogmatischen

Schlusspunkt unter Weihnachten (Werk des Vaters), Ostern (Werk des Sohnes) und Pfingsten (Werk des Heiligen Geistes)

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam)großes Schauverlangen des mittelalterlichen Menschen,

das u.a. zur Erhebung der konsekrierten Hostie nach der Wandlung führte, erstmals bezeugt für Paris im Jahre 1200

Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich aus dem Jahre 1209

Bischof Robert von Lüttich: 1246 Fest für seine Diözese 1264 schrieb es Papst Urban IV. für die ganze Kirche vor

(das erste durch einen Papst allgemein dekretierte Fest)Texte für Messfeier und Brevier von Thomas von AquinFronleichnam (vron oder fron = Herr; lichnam = lebendiger

Leib)Heutiges Messbuch: „Hochfest des Leibes und Blutes

Christi“ (ersetzt das frühere Fest des Kostbaren Blutes)Doppelung zu Gründonnerstag?

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam)Drei Zeitdimensionen: Tagesgebet (Vergangenheit) –

Gabengebet (Gegenwart) – Schlussgebet (Zukunft)Sequenz „Lauda Sion“ (dt. „Deinem Heiland, deinem

Lehrer“)Fronleichnamsprozession erstmals für die Zeit zwischen

1274 und 1279 in Köln (St. Gereon) bezeugtFlur- und Bittprozessionen (vier Außenaltäre) v.a. in der

BarockzeitRom betrachtet die Fronleichnamsprozession nicht als

Liturgie römischen Rechtes mit alleiniger römischer Zuständigkeit, sondern zählt sie zu den „pia exercitia“ (frommen Übungen), wofür die Bischöfe zuständig sind

Heute: Gedanke der Kirche als das wandernde Gottesvolk

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Herz-Jesu-FestHerz-Jesu-Verehrung im 16. / 17. Jh.Visionen der Margaretha Maria Alacoque († 1690) –

Johannes Eudes († 1680)Freitag nach der Fronleichnamsoktav - also am dritten

Freitag nach Pfingstenunter Pius IX. wurde es 1856 für die ganze Kirche

verbindlich (heute Hochfest)Christkönigssonntag

Pius XI. führte 1925 aus Anlass der 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa (325) ein Christkönigsfest ein

Ideenfest, das den Gedanken der Königsherrschaft Christi in den Mittelpunkt stellt

Doppelung zu Epiphanie?Letzter Sonntag im Kirchenjahr

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Fest der Darstellung des Herrn (2. Februar)Früher „Maria Lichtmess“, seit der Reform „Darstellung des

Herrn“ (Jesus steht mehr im Mittelpunkt als seine Mutter)östliche (Jerusalem) und westliche (Rom)

Ursprungskomponente Während Egeria noch keinen Namen für das Fest nennt,

erscheint es um die Mitte des 5. Jahrhunderts als „Fest der Begegnung“, das bereits eine Lichterprozession kennt

Kerzenweihe und Lichterprozession führten zu der deutschen Bezeichnung „Lichtmess“, die wenig von der eigentlichen Thematik des Festes aussagt

Den thematischen Mittelpunkt des Messpropriums bilden die Ereignisse im Tempel, wie sie die Evangelienperikope (Lk 2, 22-40) schildert

Keine fromme Betrachtung einer Idylle, sondern Darstellung des Heilsmysteriums in Christus

Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis – Komplet)

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Hochfest der Verkündigung des Herrn (25. März)Konzil von Ephesus (431): kannte bereits das wohl älteste

Marienfest unter dem Titel „Gedächtnis der heiligen, immer jungfräulichen Gottesmutter“

Ein Fest der Verkündigung am 25. März, neun Monate vor Weihnachten, ist im Osten bereits für die Mitte des 6. Jahrhunderts bezeugt

Die Benennung des Festes rechnet es teils den Herrenfesten, teils den Marienfesten zu (Liber pontificalis: „Verkündigung des Herrn“)

Rang eines Hochfestes: Fällt das Fest in die Karwoche oder in die Osterwoche, so wird es am Montag nach der Osteroktav nachgeholt

Festevangelium (Lk 1, 26-38): dienende Rolle Marias als „Magd des Herrn“

„Immanuelzeichen“ der alttestamentlichen Lesung (Jes 7, 10-14)Primär ein Herrenfest, erst in zweiter Linie ein Marienfest

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Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und Weihnachtszeit

Fest der Verklärung des Herrn (6. August)Ereignis wird in allen synoptischen Evangelien beschriebenSchon im 5. Jh. in Ostsyrien gefeiertFür die Gesamtkirche wurde es erst 1457 durch Papst Calixtus

III. eingeführt, zum dankbaren Gedächtnis an den im vorausgehenden Jahr errungenen Sieg über die Türken unter Johannes von Capestrano und Johannes Hunyadi

Fest Kreuzerhöhung (14. September)Auffindung des Kreuzes durch Kaiserin Helena (14. September

320)13. September 335: Einweihung der Grabeskirche in Jerusalem

(am Tag darauf wird das Kreuz den Gläubigen gezeigt = Exaltatio / Erhöhung)

3. Mai: Kreuzauffindung (unter Johannes XXIII. gestrichen)Zentrale Themen der Festmesse sind der Kreuzestod Christi und

die uns geschenkte Erlösung (Festthematik im Grunde die gleiche wie in der Karfreitagsliturgie)

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Die allgemeine KirchenjahrzeitEinteilung und Bedeutung der allgemeinen

KirchenjahrzeitSeit der Liturgiereform bilden die Wochen nach dem Sonntag

der Taufe des Herrn bis vor Aschermittwoch und vom Pfingstmontag bis zum Beginn des Advents eine Einheit mit durchgehender Zählung, nämlich die 33/34 Wochen im Jahreskreis. In ihnen wird das Christusgeheimnis eher als ganzes gefeiert, zumal an den Sonntagen.

Jeder Sonntag hat eigene Gebete, Lesungen und Gesänge. An den Wochentagen können Gebete und Gesänge beliebig von einem der 34 Messformulare genommen werden, sofern nicht ein einfallendes Fest oder Heiligengedächtnis den Vorrang hat.

Taufe des Herrn (= 1. Sonntag im Jahreskreis) – Dienstag vor Aschermittwoch: 1. Teil der allgemeinen Kirchenjahrzeit

Unterbrechung durch Fastenzeit und OsterzeitPfingstmontag – Christkönigssonntag: 2. Teil der

allgemeinen Kirchenjahrzeit

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Die allgemeine Kirchenjahrzeit

Die Leseordnung der allgemeinen KirchenjahrzeitPrinzip der ausgewählten Bahnlesung (lectio semi-continua)

Die Sonntage im JahreskreisDie Lesungen aus dem Alten Testament sind thematisch auf

die jeweiligen Evangelien abgestimmt (Einheit von AT und NT)Für die neutestamentlichen Lesungen sind die paulinischen

Briefe und der Jakobusbrief vorgesehenDie Evangelienperikopen sind im Allgemeinen im Lesejahr A

dem Mt-, in B dem Mk- und in C dem Lk-Evangelium entnommen

Mit dem 34. und zugleich letzten Sonntag gipfeln alle Lesungen der allgemeinen Kirchenjahrzeit in der Botschaft von Christus, dem „König als in David vorausgebildet, in der Niedrigkeit der Passion und des Kreuzes verkündet, als in der Kirche herrschend und am Ende der Zeit wiederkommend.“

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Die allgemeine Kirchenjahrzeit

Die Wochentage im JahreskreisZwei abwechselnde Jahresreihen (I und II)Die nichtevangelische Lesung wechselt nach einigen Wochen

zwischen AT und NT ab, entsprechend der Länge der einzelnen Bücher

Nur wenige der Bücher des AT konnten in der Wochentagslesung der allgemeinen Kirchenjahrzeit nicht berücksichtigt werden

Die Evangelienperikopen sind als ausgewählte Bahnlesung den drei Synoptikern entnommen. In der 1.-9. Woche aus Mk, in der 10.-21. Woche aus Mt und in der 22.-34. Woche aus Lk

Priester kann ggf. kürzen oder eine andere Verteilung vornehmen; wichtig aber die Kontinuität der Leseordnung

Eine Ausnahme bilden die „lectiones propriae“, d.h. jene Eigenlesungen, die speziell von dem betreffenden Heiligen oder Festgeheimnis handeln (z.B. Enthauptung Johannes des Täufers am 29. August).

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Der Festkreis der Heiligen

Zur Theologie der HeiligenverehrungWenn die Kirche die Heiligen verehrt, dann anerkennt und

verkündet sie die siegreiche Gnade des einzigen Erlösers und Mittlers Christus

Heiligenverehrung geschieht immer im ekklesialen Rahmen (vgl. Präfationen: „Die Schar der Heiligen verkündet deine Größe, denn in der Krönung ihrer Verdienste krönst du das Werk deiner Gnade“ (I). „Denn in den Heiligen schenkst du der Kirche leuchtende Zeichen deiner Liebe“ (II))

Zur Heiligenverehrung gehört auch das Zutrauen, vor ihnen als Brüdern und Schwestern Christi die persönlichen Sorgen und Nöte auszubreiten und um ihre Fürsprache bei Gott, dem Geber aller guten Gaben, zu bitten

Karl Rahner: „Die Anrufung eines ,amtlichen’ Heiligen oder eines durch den einzelnen Christen glaubend und hoffend geliebten Heimgegangenen ist immer die Anrufung aller Heiligen, das heißt: das gläubige Sich bergen in der umfassenden Gemeinschaft aller Erlösten.“

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Der Festkreis der Heiligen

Zur Theologie der HeiligenverehrungDas Konzil mahnt in LG 51, „jegliche vielleicht da und dort

eingeschlichenen Missbräuche, Übertreibungen oder Mängel fernzuhalten oder zu beheben“ und betont, „dass unsere Gemeinschaft mit den Heiligen … in keiner Weise den Kult der Anbetung abschwächt, der Gott dem Vater durch Christus im Heiligen Geiste dargebracht wird, sondern ihn vielmehr reicher gestaltet.“

Marienverehrung: Ihre Auserwählung und opferbereites Eingehen auf den Heilsplan Gottes heben sie nach Begnadung und Mitarbeit am Werk der Erlösung aus allen anderen Heiligen weit heraus

SC 103: „In ihr (= Maria) schaut sie (= die Kirche) wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft.“

Schlusskapitel (VIII) von LG ist der „seligen und jungfräulichen Gottesmutter Maria im Geheimnis Christi und der Kirche“ gewidmet

christologischer und ekklesiologischer Aspekt der katholischen Mariologie

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Der Festkreis der Heiligen

Zur MarienverehrungLG 53: Sie hat „bei weitem den Vorrang vor allen anderen

himmlischen und irdischen Kreaturen. Zugleich aber findet sie sich mit allen erlösungsbedürftigen Menschen in der Nachkommenschaft Adams verbunden, ja ,sie ist sogar Mutter der Glieder (Christi).“

Mitwirkung am Werk der Erlösung (LG 62: „Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen. Das aber ist so zu verstehen, dass es der Würde und Wirksamkeit Christi, des einzigen Mittlers, nichts abträgt und nichts hinzufügt.“)

In Konsequenz dieser einzigartigen Stellung fordert das Konzil zur Marienverehrung, vor allem zur liturgischen, auf, wobei es Theologen und Prediger vor „jeder falschen Übertreibung“ wie vor „zu großer Geistesenge“ warnt

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Der Festkreis der Heiligen

Zur Geschichte der HeiligenverehrungMärtyrergedenken: Am Beginn der christlichen

Heiligenverehrung stand das Gedächtnis der BlutzeugenMan versammelte sich an ihrem Sterbetag an ihrem GrabDer Todestag des Märtyrers galt zugleich als sein

eigentlicher Geburtstag zu neuem, bleibendem LebenAusweitung der MärtyrerverehrungDer erste von seiner Gemeinde verehrte Märtyrer war

vermutlich der Bischof Polykarp von Smyrna († um 155)Man begann, über den Gräbern der Märtyrer feste Altäre

zu errichten und Kapellen und Kirchen zu bauenTheologisch unterstützte Origenes (185-254) die

Verehrung der Märtyrer

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Der Festkreis der Heiligen

Andere Heilige1. Gruppe: Apostel – mit Ausnahme von Johannes wurden

alle als Märtyrer verehrt2. Gruppe: Bekenner (keine Märtyrer, aber doch Verfolgung

erlitten)3. Gruppe: Bischöfe und Kirchenlehrer (nach der

Verfolgungszeit)4. Gruppe: Asketen und JungfrauenMaria

Entwicklung im MittelalterZweifache Bedeutung: Nachahmung (Imitatio) als „Freunde

Gottes“ und Anrufung als Fürsprecher bei GottFürsprecher werden zu spezialisierten Helfern (quantitatives

Denken im religiösen Bereich)Die Fülle der Heiligenfeste überwucherte den liturgischen

Kalender und drängte die eigentlichen Christusfeste und -zeiten zurück

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Der Festkreis der HeiligenKalenderreform – Richtlinien

Reduzierung: Das Herrenjahr erhält den Vorrang vor dem Heiligenjahr; die Zahl der in den Universalkalender aufgenommenen Heiligenfeste wird drastisch reduziert

Regionalisierung: Eigenkalender der Teilkirchen (Bistümer, Diözesen) und Ordensgemeinschaften erhalten ein stärkeres Gewicht

Historizität: Heilige, die nicht historisch bezeugt sind, werden nicht mehr in den neuen Generalkalender aufgenommen

Universalität: geographisch (alle fünf Erdteile), standesmäßig (Kleriker, Mönche, Laien, Verheiratete), temporal (aus allen Jahrhunderten)

Ergebnis: aus 280 Heiligenfesten im alten Kalender wurden 168, davon 4 Hochfeste, 17 Feste, 59 gebotene und 88 nicht gebotene Gedenktage – dazu kommen allerdings noch die marianischen Feste sowie die regionalen Gedenktage, d.h. der Kalender ist insgesamt nur mäßig reduziert worden

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Der Festkreis der HeiligenRegionalkalender für das deutsche Sprachgebiet

setzt sich zusammen aus dem römischen Generalkalender, der übernommen wurde, und den Eigenfeiern, die für das gesamte deutsche Sprachgebiet von Bedeutung sind (Unterscheidung in Hochfeste, Feste, gebotene Gedenktage und nicht gebotene Gedenktage)

wie im römischen Generalkalender wurde auch im Regionalkalender ein chronologisches und geographisches Gleichgewicht herzustellen versucht

im engeren Sinn 67 Feiern, von denen man sagen kann, dass sie zum deutschen Sprachgebiet in besonderer Beziehung stehen; davon19 Märtyrer, 28 Bischöfe, 12 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und 29 Ordensleute – manche gehören mehreren Gruppen an

15 Frauen und 32 Heilige aus dem zweiten Jahrtausend christlicher Geschichte

möglichst weitgehende Übereinstimmung mit dem evangelischen Fest- und Namenkalender (110 gemeinsame Feste und Gedenktage)

Anpassungen an den römischen Kalender bzgl. der Festdaten

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Der Festkreis der HeiligenWeitere Neuregelungen bei den Heiligenfeiern

Termin der einzelnen Gedächtnisfeiern: möglichst der Sterbetag als der Geburtstag für den Himmel (= natale)

war der Sterbetag eines Heiligen schon „belegt“, so wählte man den ersten freien Tag vor oder nach dem Sterbetag

in manchen Fällen nahm man auch den Jahrestag der Übertragung oder den Weihetag einer Kirche zu Ehren des Heiligen oder den Jahrestag der Weihe

Grundregel, dass in der österlichen Bußzeit und in der zweiten Adventsphase (17.-24. Dezember) keine Heiligenfeste und Gedenktage gefeiert werden dürfen

Wegfall der Titel „Bekenner“, „Witwe“ und „Weder Jungfrau noch Märtyrerin“

Beibehaltung der Titel Apostel, Evangelist, Märtyrer, Jungfrau, Papst, Bischof, Priester, Diakon, Kirchenlehrer, Abt, Mönch, Einsiedler, Ordensmann (im Sinne von Ordensangehöriger ohne Priesterweihe) und Ordensfrau (wenn sie vor dem Eintritt in den Orden verheiratet war, sonst gilt der Titel Jungfrau)

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Der Festkreis der HeiligenApostelfeste

Petri Stuhlfeier (22. Februar)Matthias (24. Februar)Markus (25. April)Philippus und Jakobus (3. Mai)Petrus und Paulus (29. Juni)Jakobus der Ältere (25. Juli)Bartholomäus (24. August)Matthäus (21. September)Lukas (18. Oktober)Simon und Judas (28. Oktober)Andreas (30. November)Johannes (27. Dezember) – siehe Weihnachtsfestkreis

(Oktav)

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Der Festkreis der HeiligenHochfeste, Feste und Gedenktage der Gottesmutter

MariaHochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und

Gottesmutter Maria (8. Dezember)Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August)Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli)Fest Mariä Geburt (8. September)Gebotene Gedenktage

Gedenktag Maria Königin (22. August) Gedächtnis der Schmerzen Marias (15. September) Gedenktag unserer Lieben Frau vom Rosenkranz (7. Oktober) Gedenktag unserer Lieben Frau von Jerusalem (21. November)

Nicht gebotene Gedenktage Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes (11. Februar) Gedenktag des unbefleckten Herzens Marias (Samstag nach dem Herz-

Jesu-Fest) Gedenktag unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel (16. Juli) Gedenktag Mariä Namen (12. September)

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Der Festkreis der HeiligenMarienmonate Mai und Oktober

Besondere Maiandachten lassen sich schon im Mittelalter feststellen

Ergebnis einer Entwicklung, die im 17. Jahrhundert einsetzt und in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen ist

Paul VI. empfahl in seiner Enzyklika „Mense maio“ vom 1. Mai 1965 die besondere Verehrung der Gottesmutter in diesem Monat

Von einem Rosenkranzmonat spricht erstmals Leo XIII., der nicht weniger als 16 Enzykliken bzw. Apostolische Schreiben über das Rosenkranzgebet veröffentlichte und anordnete, dass im Monat Oktober der Rosenkranz täglich in allen Pfarrkirchen gebetet wird

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Der Festkreis der HeiligenWeitere Hochfeste

Hochfest des heiligen Josef (19. März)Erste Spuren einer Verehrung des heiligen Josef begegnen im 8./9.

Jahrhundert in Ägyptendas Fest am 19. März ihm zu Ehren kam im 12. Jahrhundert auf und

erfuhr durch den Franziskanerorden im 14. Jahrhundert weite Verbreitung

Ein weiteres Josefsfest führte Pius XII. im Jahre 1955 ein: Am 1. Mai, dem Internationalen Tag der Arbeit und der Arbeiter, wird der nicht gebotene Gedenktag des heiligen Josef, des Arbeiters, begangen

Hochfest der Geburt Johannes‘ des Täufers (24. Juni)Biblische Begründung: sechs Monate vor der Geburt Jesu (vgl. Lk 1,

36a) Johannes der Täufer erfuhr schon in der alten Kirche eine hohe

Verehrung; im Osten feierte man unmittelbar nach Epiphanie am 7. Januar ihm zu Ehren ein Fest

Der 24. Juni als Geburtsfest des Täufers setzte sich zuerst im Westen durch

große Volkstümlichkeit des Johannistages (Höhepunkt des Naturjahres; in evangelischen Gemeinden Johannisandachten auf den Friedhöfen)

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Der Festkreis der HeiligenDas Hochfest Allerheiligen (mit Allerseelen)

Fest hat seinen Ursprung im Osten - noch heute gilt im byzantinischen Ritus der Sonntag nach Pfingsten als der Sonntag aller Heiligen

Ein Allerheiligenfest am 1. November ist zuerst für England und Irland in der Mitte des 8. Jahrhunderts bezeugt

Die Liturgie begeht Allerheiligen als Hochfest mit zwei neutestamentlichen Lesungen und dem Evangelium von den Seligpreisungen (Mt 5,1-12 a)

Eng mit Allerheiligen verbunden ist der Gedenktag aller verstorbenen Gläubigen (Allerseelen) am 2. November

Obwohl kein Fest oder Hochfest besitzt der Tag einen hohen liturgischen Rang: Fällt er auf einen Sonntag, verdrängt er das betreffende Sonntagsproprium

Abt Odilo von Cluny führte im Jahre 998 eine Gedächtnisfeier für die Verstorbenen der ihm untergebenen Klöster ein

Jeder Priester kann an diesem Tag drei Messen feiern (dementsprechend drei Messformulare)