DROGENERKENNUNG IM STRASSENVERKEHR - … · 2018-05-22 · ο Wirkungsmechanismen von Drogen auf...

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DROGENERKENNUNG IM STRASSENVERKEHR - Schulungsprogramm für Polizeibeamte - Arbeitsunterlagen für die Teilnehmer V 1.2-03 Stand: 13.05.1997

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DROGENERKENNUNGIM

STRASSENVERKEHR

- Schulungsprogramm für Polizeibeamte -

Arbeitsunterlagen für die TeilnehmerV 1.2-03

Stand: 13.05.1997

Kurzinfo

Das Ziel des Schulungsprogramms ist die Vermittlung von Kenntnissen, die denPolizeibeamten die "Entdeckung von unter Drogen stehenden Kraftfahrerinnen undKraftfahrern bei Polizeikontrollen" ermöglichen bzw. erleichtern. Bei der Entwicklung solltensowohl die Erfahrungen mit dem US-amerikanischen Drogenerkennungsprogramm als auchverschiedener Polizeidienststellen einiger Großstädte hierzulande berücksichtigt werden.Unter der Leitung von Prof. Dr. M.R. Möller wurde eine Expertengruppe eingerichtet. IhreZusammensetzung aus Toxikologen, Verkehrs- und Rechtsmedizinern, Ärzten, Juristen undPolizeibeamten bot die Gewähr, daß das Thema umfassend, verständlich, ausgewogen undpraxisnah bearbeitet werden konnte.

Inhalt des Schulungsprogramms

• Einführung und Epidemiologieο Überblick über einige wichtige Studien zum Thema "Drogen und Medikamente im

Straßenverkehr" und dem Drogenkonsumverhalten in Deutschlandο Vorstellung des US-amerikanischen Drogenerkennungsprogramms (DRE=Drug

Recognition Evaluation) mit Beschreibung der juristischen und verkehrs-technischen Unterschiede zu Deutschland

ο Überblick über das vorliegende Schulungsprogramm

• Rechtsfragenο Grundbegriffe und Rechtsnormenο Rechtliche Eingriffsbefugnisseο Anforderungen der Rechtsprechung an den Nachweis der Fahruntüchtigkeit

Außerdem wird dargestellt, daß im Falle fehlender Beweise für eine Fahruntüchtigkeit dieVerwaltungsbehörden eine mangelnde Fahreignung aussprechen können, wenngewohnheitsmäßiger Konsum oder Abhängigkeit von Drogen vorliegen. Dazu sind dieVerwaltungsbehörden aber ganz wesentlich auf die Mitwirkung der Polizei angewiesen.

• Drogenwirkungen auf den Menschenο Allgemeine Funktionen des menschlichen Körpersο Wirkungsmechanismen von Drogen auf den menschlichen Organismusο Basiswissen zu Resorption, Stoffwechsel und Elimination der Drogen, ihre

Wirkungsweise auf das zentrale, periphere und vegetative Nervensystem,Mißbrauch und Abhängigkeit

ο Drogenstoffklassen: zentral dämpfende, stimulierende und halluzinogen wirkendeRauschmittel

ο Beziehung zwischen Dosis, Wirkung, Wirkdauer und Konzentrationο Einflüsse, die Drogenwirkung vortäuschen können

Der inhaltliche Schwerpunkt des Schulungsprogramms liegt auf den Themen Stoffkunde undVerdachtsgewinnung/Beweissicherung.

• StoffkundeAlkohol, zentralwirksame Medikamente, Cannabis, Cocain, Amphetamin, Designer-drogen, Opiate (insbesondere Heroin) und Opioide, Halluzinogene, Schnüffelstoffe,Kombinationswirkungen

Das Kapitel Alkohol bildet, zur Verdeutlichung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zuden "anderen berauschenden Mitteln", den Einstieg in die Stoffkunde. Schwerpunkt bei derBehandlung der zentralwirksamen Medikamente ist die Bedeutung der Benzodiazepine imallgemeinen und bestimmter Psychopharmaka als "Drogenersatzstoffe".

Die illegalen Drogen werden nach folgendem Schema behandelt: Gewinnung, Herstellung,Darreichungsform ,Wirkung bei akutem und chronischem Konsum, Entzugssyndrom, akute,chronische und verkehrsrelevante Wirkung und toxikologischer Nachweis.

Wegen der großen Bedeutung der Polytoxikomanie ist dem Punkt "Kombinationswirkungen"eine gesonderte Lehreinheit gewidmet.

• Verdachtsgewinnung und BeweissicherungDie bisher beschriebenen Kapitel bilden die Grundlage für das KapitelVerdachtsgewinnung und Beweissicherung. Diese Themenkomplexe werdengemeinsam behandelt, weil in der Praxis ein fließender Übergang zwischenVerdachtsgewinnung und beweissichernden Maßnahmen besteht. Es sind folgendePhasen zu beobachten und zu protokollieren :ο Phase 1: Das Fahrzeug im fließenden Verkehrο Phase 2: Kontakt mit dem Fahrerο Phase 3: Sistierung, Tests, ärztliche Untersuchung und ProbennahmeErgänzt wird jede Unterrichtseinheit mit authentischen Fallbeispielen.

• WorkshopAm Ende des Schulungsprogramms ist ein Workshop vorgesehen. Unterkontrollierten Bedingungen nehmen externe Versuchspersonen unterschiedlicheMengen von Alkohol (die Verabreichung von Drogen oder psychotropenMedikamenten verbietet sich aus juristischen und ethischen Gründen) zu sich. VomArzt werden die bei Trunkenheitsverdacht üblichen Tests und vom Referentenzusätzlich die im amerikanischen DRE-Programm angewandten Tests vorgeführt, dieanschließend von den Lehrgangsteilnehmern wiederholt werden.

Organisatorischer Ablauf des Schulungsprogramms

1. "Multiplikatorenseminare"Sie umfassen ca. 32 Unterrichtsstunden; eine Fortbildungsveranstaltung dauert somit 4Tage.Zielgruppe sind Polizeibeamte des gehobenen Dienstes, die Erfahrung sowohl in derFortbildung von Polizisten als auch im Verkehrsdienst und in der Drogenfahndung haben.Durch den modularen Aufbau des Schulungsprogramms kann die Reihenfolge derUnterrichtseinheiten (Kapitel) theoretisch beliebig gewählt werden. Jedes Kapitel ist in sichabgeschlossen. Die Referenten werden sich i.d.R. aus Polizeibeamten, Toxikologen, Ärztenund ggf. Staatsanwälten zusammensetzen.

2. "Praxisseminare"Die "Multiplikatoren" werden den Lehrstoff an die vor Ort tätigen Polizeibeamtenweitervermitteln. Dabei kann sich der Zeitpunkt, die Dauer, die Auswahl der Lerninhalte, dieZusammensetzung der Lehrgangsteilnehmer u.a.m. an den Bedürfnissen und Möglichkeitender jeweiligen Polizeidirektionen bzw. -dienststellen orientieren. Beste Voraussetzungen sinddann gegeben, wenn die Multiplikatoren im Anschluß an ihre Ausbildung möglichst häufig"Praxisseminare" durchführen können und der Teilnehmerkreis in bezug auf Vorerfahrungenund Vorkenntnisse möglichst homogen zusammengesetzt ist.

UnterrichtsmaterialGrundlage für die Durchführung der Seminare ist das umfangreiche Handbuch für dieMultiplikatoren mit dem oben genannten Inhalt. Hierin enthalten sind zudem umfangreicheZusatzinformationen. Diese umfassen Pictogramme in Verbindung mit didaktischen undpädagogischen Hinweisen, ein Inhaltsverzeichnis, ein Stichwortverzeichnis (Register) mitSeitenverweisen, ein Fremdwortverzeichnis mit Begriffsdefinitionen (Glossar), Hinweise zurOrganisation und Durchführung von Multiplikatoren-, Praxisseminaren und des Workshops.Desweiteren enthalten sind Vordrucke zur Beurteilung der Qualität der Seminare durch dieTeilnehmer, Verständnisfragen zur Effizienzkontrolle sowie Muster der im Rahmen derEntwicklung dieses Schulungsprogrammes neu entworfenen Protokollbögen für Polizei("Checkliste": Polizeiliche Feststellungen zur Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit sowieProtokoll und Antrag für die tox. Untersuchung von Blut- und Urinproben) und Arzt (ÄrztlicherUntersuchungsbericht), die bereits von einigen Bundesländern übernommen bzw. zum Testeingeführt wurden. Eine Reihe zusätzlicher authentischer Fallbeispiele ermöglicht es denReferenten der Praxisseminare, Themenschwerpunkte individuell dem Zuhörerkreisangepaßt auszuwählen. Dies wird auch gewährleistet durch die Auswahl aus 383 Farbfolienzur visuellen Unterstützung des Unterrichtes.Zur Darreichung an die Teilnehmer der Seminare wurde eine Kurzversion desSchulungsinhaltes als Begleitheft konzipiert. Auf knapp 120 Seiten sind die wichtigstenInformationen und Abbildungen aller Kapitel wiedergegeben.

Das gesamte Schulungsmaterial wird auf CD-ROM übertragen. Hierdurch wird denReferenten der Praxisseminare eine gezielte Auswahl der zu präsentierenden Folien undsomit eine erhebliche Kostenersparnis ermöglicht, da erfahrungsgemäß zur Durchführungder Praxisseminare nur ca. ein Drittel der Folien benötigt werden.Um den Unterricht möglichst interessant und abwechslungsreich zu gestalten, wird zudemein ab Juli dieses Jahres verfügbares Video produziert. In durch Schauspieler nachgestelltenSpielszenen werden die typischen Verhaltensweisen und Ausfallserscheinungen durchbestimmte Drogen dargestellt. Kommentare und Beurteilungen durch Experten ergänzen dieSzenen.

Erprobung des SchulungsprogrammsMultiplikatorenseminare wurden - probehalber - im Laufe des vergangenen Jahres anLandespolizeischulen des Saarlandes (Saarbrücken), Baden-Württembergs (Wertheim) undBrandenburgs (Basdorf) durchgeführt. Die Teilnehmer wurden ausdrücklich daraufhingewiesen, daß ihr Urteil betreffs Informationsgehalt, Umfang, Schwierigkeitsgrad,Verständlichkeit, Praxisnähe und Gliederung des dargebotenen Stoffes inkl. der Folien zurendgültigen Form des Schulungsprogramms beitragen wird. Jeder Teilnehmer konnte in denFragebögen auch frei formulierte Kommentare, Anregungen und Kritik äußern.Es wurde festgestellt, daß seitens der Kursteilnehmer sehr großes Interesse an derFortbildung bestand und daß die Erwartungen größtenteils erfüllt werden konnten.Anregungen und Änderungsvorschläge wurden nach jedem der "Pilotseminare" in dasSchulungsmaterial eingearbeitet, insbesondere wurde der Kritik nach mehr Verständlichkeitund Praxisnähe Rechnung getragen, was u.a. zur Zusammenlegung der StoffgebieteVerdachtsgewinnung und Beweissicherung und einer umfangreichen Revision der KapitelDrogenwirkungen und Rechtsfragen führte. Besonderes Lob fanden die Folien.An der ersten Multiplikatorenschulung nahm ein Pädagoge als Begutachter teil, um ausseiner Sicht Optimierungsvorschläge zum Schulungsmaterial zu machen.Im Rahmen einer Besprechung mit bereits geschulten Multiplikatoren wurden dann die Folienausgewählt, die für die Praxisseminare als unverzichtbar einzustufen sind. Diese fürPraxisseminare obligatorischen Folien sind im Handbuch speziell als solche gekennzeichnet.Vorschläge, Kommentare und Kritikpunkte von Referenten und Teilnehmern wurden auchhier wieder bei der erneuten Überarbeitung des Schulungsmaterials berücksichtigt.Ursprünglich nicht als zweistufiges Programm geplant, wurde im Laufe der Entwicklungimmer deutlicher, daß der umfangreiche Stoff auf breiter Basis, d.h. den einzelnenPolizeibeamtinnen und -beamten im Verkehrsdienst, nicht ausschließlich in 4-Tage-Seminaren vermittelt werden kann. Das Konzept sieht nun die unmittelbare Schulung derZielgruppe innerhalb der einzelnen Polizeidirektionen oder -dienststellen mittels ca.8stündiger Praxisseminare vor.Um dieses Konzept auf seine Tauglichkeit zu testen, fanden im Herbst vergangenen Jahresim Saarland und in Baden-Württemberg die ersten Praxisseminare statt. Im Saarland wurdenin 6 Seminaren 54 Beamte von 13 Multiplikatoren geschult. Die angesetzte Dauer erwies sichdabei als ausreichend, eine Gruppengröße von 8 bis 12 Beamten als Teilnehmer derPraxisseminare wurde als optimal angesehen. Teamteaching, z.B. in Zusammenarbeit miteinem Kollegen der Rauschgiftabteilung, wurde hier, wie auch bei den Multiplikatoren-seminaren, als sehr positiv beurteilt. Die Multiplikatoren kamen einheitlich zu dem Schluß,daß das Handbuch ausgezeichnet als Wissensgrundlage geeignet sei und das Begleithefteine ideale Vorlage für die Praxisseminare liefere.

ArbeitsgruppeKonzept, Inhalte, Ergänzungen und Änderungen des Schulungsmaterials wurden währendinsgesamt 7 gemeinsamen Sitzungen der Arbeitsgruppe in Homburg (von hier aus erfolgtedie gesamte Koordination des Forschungsprojektes) diskutiert und beschlossen. Nachdemgrundlegende Dinge wie Struktur und Aufbau des Programms feststanden, wurden innerhalbder Arbeitsgruppe gezielt Aufgaben zugewiesen. Entwürfe von den Autoren der einzelnenBeiträge (Texte, Bildentwürfe) wurden zunächst in Homburg inhaltlich und optisch in dasProgramm eingepaßt und zur Gegenkorrektur zurückgesandt. Anschließend wurden dieseBeiträge durch Co-Autoren geprüft und im Zuge von mehr als einem Dutzend regionalenRedaktionssitzungen in Köln, Bonn, Homburg, Heidelberg, Frankfurt und München innerhalbeiner kleineren Arbeitsgruppe beschlossen. Eine 3tägige, abschließende Redaktionssitzungfand im November des vergangenen Jahres statt. Das fertige Schulungsprogramm wurde derArbeitsgruppe innerhalb der Abschlußsitzung im April präsentiert.

Inhalt 3

Die im vorliegenden Text verwendeten personenbezogenen Bezeichnungen gelten für Frauen in der weiblichen und für Männer in der männlichenSprachform.

Seite 5 Einführung/Epidemiologie

11 Rechtsfragen

19 Grundlagen der Drogenwirkungen

33 Alkohol

39 Schnüffelstoffe

41 Zentralwirksame Medikamente

49 Cannabis

53 Opiate/Opioide

57 Cocain

61 Amphetamine

65 Designerdrogen

69 Halluzinogene

71 Kombinationswirkungen

75 Verdachtsgewinnung/Beweissicherung

99 Psychophysische Tests

110 ff. Checkliste, Glossar

Einführung/Epidemiologie 5

EINFÜHRUNG UNDEPIDEMIOLOGIE

Epidemiologische Untersuchungenüber die Häufigkeit von Fahrten unter Drogen- und Medikamenteneinflußweisen auf ein großes Dunkelfeld hin. Daher wurde ein

Schulungsprogrammentwickelt, das Polizeibeamte mit den Erscheinungsbildern und Verhal-tensweisen von unter Drogen oder Medikamenten stehenden Kraftfahrernvertraut machen soll.

Schulungsmethodeist die flächendeckende Informationsvermittlung nach dem Multiplikato-renprinzip.

Schulungsinhaltsind als Hauptkapitel Verdachtsgewinnung/Beweissicherung, Stoffkunde(mit Alkohol, Schnüffelstoffe, zentralwirksame Medikamente, Cannabis,Opiate, Cocain, Amphetamine, Designerdrogen, Halluzinogene) sowieÜbersichten über die Kapitel Rechtsfragen, Drogenwirkungen, Kombi-nationswirkungen und psychophysische Tests.

Allgemeine Einführung

Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurde am Institutfür Rechtsmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar einSchulungsprogramm für Polizeibeamte ausgearbeitet.

An der Ausarbeitung wirkte ein Experten-Team (s. Anhang) von Na-turwissenschaftlern, Ärzten, Juristen sowie Polizeibeamten aus einzelnenBundesländern und der Polizei-Führungsakademie (PFA). Es wurde eineFülle von Informationen zusammengetragen und Lehrmaterial erstellt, umden Teilnehmern die nötigen Kenntnisse zu vermitteln, ohne den Bezug zurpraktischen polizeilichen Tätigkeit zu verlieren. Es werden Kenntnisse überdie Wirkung von Drogen, insbesondere auf die Fahrtüchtigkeit, vermittelt.Die Anforderungen der Rechtsprechung, die gerade im Hinblick auf denNachweis des Drogeneinflusses bei Verkehrsteilnehmern ausgesprochenhoch sind, werden beleuchtet und hinterfragt. Um diesen Anforderungen ge-recht werden zu können, werden die Probleme der Verdachtsgewinnung undBeweissicherung ausführlich erörtert.

Die Verkehrsunfallstatistik in der Bundesrepublik (Abb. E-1) wird seit 1953geführt. Damals gab es ca. 11.500 Verkehrstote. Diese Zahl stieg bis 1970kontinuierlich bis fast 20.000 Tote an. Erst dann gab es eine Wende mit derEinführung des Sicherheitsgurts.

Einführung/Epidemiologie 6

Inzwischen hat sichtrotz des stark ge-stiegenen Verkehrs-aufkommens die Zahlglücklicherweise mehrals halbiert, dankweiterer Ver-besserungen im Be-reich der passivenSicherheit im Fahrzeugund eines flä-chendeckenden Netzesim Rettungswesen.

Inzwischen ist die Zahl der Verkehrstoten in der Bundesrepublik auf unter8700 (1996) gesunken.

1994 wurden fast 2,3 Mio. Verkehrsunfälle polizeilich registriert, davonknapp 2 Mio. mit Sachschaden und beinahe 400.000 mit Personenschaden.Insgesamt wurden dabei nahezu 10.000 Personen getötet und über ½ Mio.Verkehrsteilnehmer verletzt. In ca. 75 % der Fälle war sogenanntes„menschliches Versagen“ die Hauptunfallursache. VermeidbareUnfallursachen sind hierbei der Einfluß von Alkohol, Drogen undMedikamenten.

Für die Polizei ist die auftragsgerechte Bekämpfung des Fahrens unterDrogeneinfluß aus drei Gründen schwierig:

Defizite bei Erkennung, Nachweis und Schulung tragen zu diesemDunkelfeld bei. Dieses Fortbildungsprogramm soll helfen, diese Defizite zuverringern.

Epidemiologie der Drogen und Medikamente imStraßenverkehr

Nach wie vor ist derAlkohol in allen In-dustriestaaten die

GeellschaftsdrogeNummer eins. In derBRD wird die Zahl der

Alkoholabhängigenvon der DeutschenHauptstelle gegen dieSuchtgefahren auf 2,5Mio. geschätzt (Abb.E-2).

Abb. E-1

Abb. E-2

Einführung/Epidemiologie 7

Hoch ist auch die Anzahl derMedikamentenabhängigen. Sie wirdauf 1,4 Mio. geschätzt. Die dritteGruppe ist die der Abhängigen vonharten Drogen, also Heroin, Cocainusw.

Bei den Konsumenten illegalerDrogen ist jedoch ein Trend be-sonders auffällig: Sie wenden sichmehr und mehr von den dämpfendenDrogen ab (Heroin), hin zustimulierenden Wirkstoffen wieCocain, Amphetamin undDesignerdrogen wie Ecstasy (Abb.E-3).

Diese Wende läßt sich auch anhandder Statistik der beschlagnahmtenMengen von Amphetamin undMethamphetamin erkennen (Abb. E-4).

In einer Untersuchung,die 1984 im Auftragder Bundesanstalt fürStraßenwesen (BASt)in Hannover und imSaarland durchgeführtwurde, wurden bei478 unfallverletzten

FahrzeugführernBlutproben aufAlkohol, Medi-kamente und Drogen

untersucht. In insgesamt mehr als 1/3 der Fälle waren bei denVerunglückten Alkohol, Medikamente, Drogen oder Kombinationen dieserStoffgruppen im Spiel.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam man bei der Auswertung der Daten imRahmen eines 1990 durchgeführten Forschungsprojektes der BASt überArzneimittel- und Drogennachweise bei verkehrsauffälligen Kraftfahrern(Abb. E-5).

Abb. E-3

Abb. E-4

Einführung/Epidemiologie 8

Aus über 5400 bei Verkehrsdelikten entnommenen Blutproben, die demInstitut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes innerhalb einesJahres zur Bestimmung der Blutalkoholkonzentration übersandt wurden,wählte man 660 Proben per Zufallszahlen aus. Diese wurden auf Suchtstoffeund psychotrope Medikamente untersucht.

In 86,4 % der Fälle(dies entspricht 573Blutproben) konntelediglich Alkoholnachgewiesen werden.In 13,1 % (ent-sprechend 87 Fällen)wurden jedochSuchtstoffe und/ oderMedikamente (S/M)gefunden, drei Vierteldavon zusätzlich inVerbindung mitAlkohol.

Der BAK-Durchschnittswert dieser Suchtstoff/Medikament-positiven Fällelag dabei mit 1,04 ‰ um rund 0,6 ‰ niedriger als der Durchschnitt derS/M-negativen Fälle. Trotzdem waren die S/M-positiven Probanden fastdoppelt so häufig in Unfälle mit Personenschaden verwickelt.

In einer 1995 mit finanzieller Hilfe des Bundes gegen Alkohol imStraßenverkehr durchgeführten Studie wurden mit Hilfe von Zufallszahlen

300 aus insgesamt4355 Blutprobenermittelt, die imgleichen Jahr zurAlkoholbestimmung andas Institut fürRechtsmedizin inHomburg/Saar über-sandt worden waren(Abb. E-6).

Besonders bemer-kenswert ist der An-stieg von cannabis-

positiven Fällen von 8,2 auf 12,7 % und bei den Stimulanzien von 0,5 auf4,0 %, eine Verachtfachung. Bei den Medikamenten sind dieBenzodiazepine in etwa gleich geblieben während die Barbiturate praktischkeine Bedeutung mehr haben.

Abb. E-5

Abb. E-6

Einführung/Epidemiologie 9

Nach der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik des Jahres 1994 sollen dieunfallbeteiligten Personen in 7,2 % bei Unfällen mit Verletzten und in 11,1% bei Unfällen mit Getöteten für Polizeibeamte erkennbar in ihrerFahrtüchtigkeit beeinträchtigt gewesen sein. Diese Prozentsätze sind seitmehr als 10 Jahren den amtlichen Statistiken zu entnehmen. Hierbei bleibtdie Tatsache unberücksichtigt, daß sich sowohl die Zahl der Erstverbraucherharter Drogen als auch die der Drogentoten in den Jahren 1983 bis 1994mehr als vervierfacht hat.

Zieht man zusätzlich in Betracht, daß 1994 ca. ¼ der Verunglückten undVerkehrstoten allein auf die Altersgruppe der 18 bis 22jährigen entfallenund diese Altersgruppe auch die überwiegende Zahl derRauschgifterstkonsumenten stellt, so kann die amtliche Statistik kaum auchnur annähernd die tatsächlichen Verhältnisse wiedergeben.

Das statistische Bundesamt verzeichnete im Jahr 1994 für das gesamteBundesgebiet im Bericht zur Verkehrsunfallsituation lediglich 543 Fälle, indenen der „Einfluß anderer berauschender Mittel“ als Unfallursacheangegeben ist. Dies entspricht lediglich 0,1 % aller registrierten Fälle vonFehlverhalten im Straßenverkehr - etwa so viele Unfälle, wie durch dieKollision mit Schienenfahrzeugen entstehen.

Bezüglich der Dunkelziffer der verkehrsauffälligen Kraftfahrer, die unterDrogen- und/oder Medikamenteneinfluß stehen, wird von 10 % bis 20 %der Alkoholfälle ausgegangen.

Welches sind die Ursachen für die geringe Zahl der Fälle, in denenHinweise auf drogen- und medikamentenbedingte Fahruntüchtigkeitgefunden werden ?

• Mangelhafte Kenntnisse der Polizeibeamten und vielfach auch der Ärzteüber die Wirkung von Drogen und Medikamente, insbesondere über dasErscheinungsbild der Betroffenen aufgrund von Schulungsdefiziten

• Mangelnde Kenntnisse über die Kombinationswirkung von Medi-kamenten und Drogen, insbesondere mit geringen Alkoholkon-zentrationen

• Meist kein spezifischer Atemgeruch• Keine Vortestmöglichkeiten wie bei Alkohol• Verzicht auf weitergehende Maßnahmen, d.h. wenn der Alcotest negativ

ist oder die AAK unter 0,8 ‰ liegt und trotzdem massiveAusfallerscheinungen erkennbar sind („promilleinadäquates Verhalten“)

• Zum Teil kurze Wirkungsdauer von Drogen und Medikamenten,Symptome können bis zur ärztlichen Untersuchung bereits weitgehendabgeklungen sein. Dadurch ergeben sich Diskrepanzen

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zwischen polizeilichen Aussagen und ärztlichem Untersuchungsbefund• Verzicht der Ermittlungsbehörden auf über die BAK-Bestimmung

hinausgehende Untersuchungen (sonstige Drogen?) bei Werten über 0,8‰ bzw. 1,1 ‰

Durch die Schulung der Polizeibeamten hinsichtlich der Drogenerkennungkönnten einige dieser Probleme gelöst werden. Die Erfolge desamerikanischen DRE-Programms belegen die Wirksamkeit solcherWeiterbildungsmaßnahmen.

Rechtsfragen 11

RECHTSFRAGENFahreignung

bedeutet körperliche, geistige und „charakterliche“ Eignung zum Führenvon Kraftfahrzeugen. Mangelnde Fahreignung liegt vor bei regelmäßigemKonsum und Abhängigkeit von Drogen und Medikamenten. In diesem Fallmuß die Fahrerlaubnis von der Straßenverkehrsbehörde entzogen werden.

Anhaltspunktefür Zweifel an der Eignung ergeben sich für die Straßenverkehrsbehörde ins-besondere aus den Ermittlungen und Mitteilungen der Polizei. Zur Klärungvon Zweifeln kann die Straßenverkehrsbehörde eine Eignungsbegutachtung(Facharzt, medizinisch-psychologische Untersuchung) anordnen.

Fahruntüchtigkeitbzw. Fahrunsicherheit kann insbesondere durch Alkohol- oderDrogeneinfluß vorliegen. Bei Drogen gibt es im Gegensatz zum Alkoholkeinen Grenzwert für die absolute Fahruntüchtigkeit. Die Feststellung derFahruntüchtigkeit bei Drogen ist daher - wie bei Alkohol unter 1,1 ‰ - anden Nachweis grober Fahrfehler gebunden. Der Nachweis der Droge alleingenügt nicht.

Das Fahren unter Drogeneinflußsoll zukünftig ohne Nachweis der Fahruntüchtigkeit (Fehlen grober Fahrfeh-ler) als Ordnungswidrigkeit geahndet werden (Entwurf zur Ergänzung des§ 24a StVG - 0,8 ‰ Regelung). Vorgesehen sind die berauschenden MittelCannabis, Heroin, Morphin und Cocain.

Die Beweissicherungerfolgt nach § 81a StPO. Bei Verdacht auf Drogeneinfluß muß der Betroffenedie Blutentnahme und die einfache körperliche Untersuchung dulden. Zueiner aktiven Mitwirkung (z.B. Atemalkoholprobe, Urinabgabe) ist er nichtverpflichtet. Bei freiwilliger Abgabe ist eine vorherige Belehrung erforder-lich.

Grundbegriffe und Rechtsnormen

Medizinisch-psychologische Grundbegriffe des Verkehrsrechts

Im Strafrecht ist in § 69 StGB von „Ungeeignetheit“ die Rede beiGefährdung des Straßenverkehrs, bei Trunkenheit, bei schwerer Unfallfluchtund bei Vollrausch: Aus der Straftat ergibt sich, daß der Täter zum Führenvon Kraftfahrzeugen ungeeignet ist.

Im Verkehrsrecht (§ 2 Abs.1, Satz 2 StVG; §§ 9, 11, Abs. 3, 12 StVZO)muß bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen und „Fehlen von nichtoffenkundigen oder ermittelten Eignungsmängeln“ die Fahrerlaubnis erteiltwerden. Sie muß bei Wegfall der Eignung entzogen werden (§ 4 StVG, § 15b StVZO).

Rechtsfragen 12

Ein Eignungsmangel, der zum Entzug der Fahrerlaubnis führt, besteht beibestimmten Krankheitszuständen, die in den Begutachtungsleitlinien„Krankheit und Kraftverkehr“, herausgegeben vomBundesverkehrsministerium, im einzelnen aufgeführt sind. Insbesondereaber gehören dazu:

• Alkoholmißbrauch und -abhängigkeit• Drogenmißbrauch und -abhängigkeit• Medikamentenmißbrauch und -abhängigkeit

„Charakterlich“ ungeeignet ist, wer erheblich oder wiederholt gegenverkehrsrechtliche Vorschriften oder gegen Strafgesetze verstoßen hat.

Fahrtüchtigkeit: Der Begriff „Fahrtüchtigkeit“, oft auch als„Fahrsicherheit“ bezeichnet, wird meist in seiner Negation und imZusammenhang mit Alkoholeinfluß gebraucht: Man spricht dann von„alkoholbedingter Fahruntüchtigkeit“ (§§ 316 und 315c StGB). Entspre-chendes gilt auch für „andere berauschende Mittel“ (Drogen undzentralwirksame Medikamente).

„Fahruntüchtigkeit“ liegt bei körperlichen und geistigen Leistungseinbußeninfolge akuter Intoxikation vor.

Die Bezeichnungen „Fahrsicherheit“/„Fahrunsicherheit“ sind damitgleichbedeutend.

Absolute Fahruntüchtigkeit: Für alkoholbeeinflußte Kraftfahrer gibt esden Grenzwert der absoluten Fahruntüchtigkeit. Er liegt bei 1,1 ‰. Erbesagt, daß hier allein der Laborwert zum Nachweis der Fahruntüchtigkeitausreicht. Es bedarf keiner weiteren Beweisanzeichen. Auf Fahrfehler oderTrunkenheitszeichen kommt es hierbei nicht an.

Bei anderen berauschenden Mitteln gibt es aber z.Zt. solche Grenzwertenicht. Deshalb ist ein entsprechender Nachweis im Blut oder Urin alleinzum Beweis der Fahruntüchtigkeit nicht ausreichend, wie hoch auch immerdie Konzentration ist.

Relative Fahruntüchtigkeit: Bei Blutalkoholwerten unter dem Grenzwertvon 1,1 ‰ kann bereits „alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit“ vorliegen -aber nur im Zusammenhang mit anderen „Beweisanzeichen“. Dies könnenalkoholbedingte Fahrfehler sein, aber auch von Zeugen beobachteteTrunkenheitszeichen. Der Blutalkoholwert hat hier also nur „relativen“Beweiswert. Deshalb spricht man von „relativer Fahruntüchtigkeit“.

Rechtsfragen 13

Das Gleiche gilt für andere berauschende Mittel, da es hier keineGrenzwerte der „absoluten Fahruntüchtigkeit“ gibt.

Andere berauschende Mittel

Zu den „anderen berauschenden Mitteln“ zählen aber auch alle weiteren aufdas zentrale Nervensystem wirkenden Substanzen.

Hierbei handelt es sich um alle im Betäubungsmittelgesetz aufgeführtenSubstanzen und um alle weiteren Medikamente, die das zentraleNervensystem beeinflussen können.

Für die Beurteilung, ob es sich um ein berauschendes Mittel handelt, kommtes auf die Absicht bei der Einnahme nicht an. Entscheidend istausschließlich, daß ein Wirkstoff -wie Alkohol- unter bestimmtenBedingungen einen Rausch hervorrufen kann.

Überblick über relevante Tatbestände zur Frage „Drogenbeeinflussungam Steuer“

§ 316 StGB: Fahruntüchtigkeit durch „Trunkenheit im Verkehr“,durch „andere berauschende Mittel“: § 316 StGB stellt die „folgenloseFahrt“ bei Fahrunsicherheit durch Alkohol oder andere berauschende Mittelunter Strafe. Voraussetzung: Nachweis der Fahrunsicherheit (Abb. R-1).

§ 315c StGB: Straßenverkehrsgefährdung: Strafverschärfung beiFahruntüchtigkeit i.S. d. § 316 StGB erfolgt, wenn eine „konkrete Ge-fährdung“ festgestellt wird. Weitere Besonderheit: Strafbarkeit besteht nach

§ 315c StGB auch beiFahrunsicherheit

„infolge geistiger oderkörperlicher Mängel“,wenn „konkrete Ge-fährdung“ vorliegt.Dies kommt in Betrachtbei Fahrunsicherheitdurch suchtbedingte

Persönlichkeitsstö-rungen, wenn derNachweis einer akutenIntoxikation nichtmöglich ist.Abb. R-1

Rechtsfragen 14

§§ 2, 4 StVG (Versagen, Entziehung der Fahrerlaubnis), §§ 2, 3 StVZO(Einschränkung, Entziehung der Zulassung): Kommt beiEignungsmängeln in Betracht, wenn Sucht oder regelmäßiger Dro-genkonsum festgestellt wird - auch wenn intoxikationsbedingte Fahr-unsicherheit im Einzelfall nicht beweisbar ist (Verwaltungsverfahren).

Rechtsfragen bei Anordnung einer Blutentnahme

Bei Verdacht auf alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit gibt regelmäßig derAtemalkoholgeruch Anlaß zur Anordnung einer Blutprobe. Dagegen fehltdieses Hinweiszeichen bei Drogeneinfluß. An die Möglichkeit einerDrogenbeeinflussung denken sollte man schon bei geringen Abweichungenvom „Normalverhalten“ eines Kraftfahrers, auch wenn es sich um häufigvorkommende Abweichungen handelt, die in den meisten Fällen nichtsbesagen, sowie vom „Normalverhalten“ abweichende - wenn auch rechtlichnicht eindeutig zu beanstandende - Fahrweise:

• Auffallend langsames Fahren• Unmotiviertes, häufiges Wechseln der Geschwindigkeit• Unmotiviertes Abbremsen• Unsicherheiten beim Geradeausfahren, die noch nicht so ausgeprägt

sind, daß man sie als „Schlangenlinienfahren“ bezeichnen könnte• Abrupte Lenkkorrekturen

Auch Auffälligkeiten am Fahrzeug, wie sie häufiger bei Drogenkonsumentenanzutreffen sind, können solche Anzeichen sein.

Daß ein Polizeibeamter bei Vorliegen solcher Auffälligkeiten einenVerkehrsteilnehmer durch „Hinterherfahren“ mit dem Streifenwagengenauer beobachtet, ist rechtlich nicht zu beanstanden.

Rechtliche Voraussetzungen für die Anordnung einer Blutentnahme:

Die Anordnung einer Blutprobe ist nur gerechtfertigt, wenn sie sich aufgewisse Verdachtsmomente stützen kann. Unzulässig wäre die„willkürliche“ Anordnung einer Blutentnahme.

Hinsichtlich des Verdachts auf Drogeneinfluß liegen, soweit ersichtlich,noch keine höchstrichterlichen Entscheidungen vor. Deshalb können hier nurdie gleichen Maßstäbe wie beim Verdacht auf Alkoholbeeinflussungzugrunde gelegt werden. Es ist davon auszugehen, daß nach derRechtsprechung offenbar kein „dringender Verdacht“ erforderlich ist, um dieAnordnung einer Blutprobe zu rechtfertigen; es genügt bereits ein relativgeringer „einfacher Verdacht“.

Rechtsfragen 15

Polizeiliche Eingriffsrechte (Abb. R-2)

Der Kraftfahrer muß die Blutentnahme und andere körperlicheUntersuchungen (z.B. Injektionsstellen, Haarprobe) dulden (Abb. R-3). Zuraktiven Mitwirkung ist er nicht verpflichtet. Deshalb kann er dieAtemalkoholprobe und die Urinabgabe verweigern. Bei freiwilliger Abgabeist eine Belehrung erforderlich.

Probleme beim Nachweis von Fahruntüchtigkeit

Für die Anordnung einer Blutentnahme genügen bereits geringe Ver-dachtsmomente. Um die Fahruntüchtigkeit zu beweisen, werden von derRechtsprechung hohe Anforderungen gestellt.

Abb. R-2

Abb. R-3

Rechtsfragen 16

Nachweis von relativer Fahruntüchtigkeit bei Nachweis von „anderenberauschenden Mitteln“ in der Blutprobe:

Anforderungen der Rechtsprechung sind derzeit unrealistisch hoch.

Nachweis von alkoholbedingter relativer Fahruntüchtigkeit bei fehlenderBlutprobe:

Nach der Rechtsprechung ist ein Nachweis nur in seltenen Ausnahmefällenmöglich, wenn grobe Auffälligkeiten festgestellt werden, die eindeutig aufAlkohol zurückzuführen sind (Torkeln, Lallen, starke „Alkoholfahne“).

Nachweis von alkoholbedingter relativer Fahruntüchtigkeit beidurchgeführter Blutprobe:

Bei Blutalkoholwerten unter 1,1 ‰ gilt: Je näher der Blutalkoholwert amGrenzwert liegt, desto geringerer Beweisanzeichen bedarf es zusätzlich.Trotzdem reichen der Rechtsprechung Fahrfehler oft nicht aus, ebensowenigFeststellungen des Blutentnahmearztes. An Zeugenaussagen(Polizeibeamte!) über Ausfälle werden hohe Anforderungen gestellt.

Ausblick: § 24a Abs. 2,3 StVG

Nach § 24a StVG in der bis jetzt geltenden Fassung liegt eine Ord-nungswidrigkeit vor, wenn jemand mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 ‰oder mehr ein Kraftfahrzeug führt („0,8-Promille-Gesetz“).

Dabei ist der Beweis von Fahruntüchtigkeit nicht erforderlich. Es handeltsich um ein „abstraktes Gefährdungsdelikt“ - d.h. der Betreffende wirdwegen einer Ordnungswidrigkeit belangt, weil generell das Fahren miteinem Blutalkoholgehalt ab 0,8 ‰ bereits eine Gefährdung derStraßenverkehrs bedeutet. Durch eine Ergänzung soll auch das Fahren unterDrogeneinfluß (die in der folgenden Liste genannten „anderenberauschenden Mittel“) als Ordnungswidrigkeit geahndet werden:

Berauschende Mittel: Analytisch nachzuweisendeInhaltsstoffe:

Cannabis Tetrahydrocannabinol (THC)Heroin MorphinMorphin MorphinCocain Benzoylecgonin

Rechtsfragen 17

Die Liste der aufgeführten berauschenden Mittel wird erweitert, wenn dieVoraussetzungen für den Nachweis für die gerichtliche Praxis gegeben sind.

Zweifel an der Fahreignung

Weil an den Nachweis der Fahruntüchtigkeit bei Drogeneinfluß imStrafverfahren so hohe Anforderungen gestellt werden, wird in letzter Zeitzunehmend durch die Verwaltungsbehörden die Fahreignung beiDrogenkonsumenten überprüft und die Fahrerlaubnis ggf. entzogen.

Anforderungen an die Feststellung eines Eignungsmangels: Zum Entzugder Fahrerlaubnis genügt der Nachweis von „regelmäßigem“ oder„gewohnheitsmäßigem“ Drogenkonsum (z.B. Haschisch, Heroin).

Anordnungen zur Beibringung medizinischer und/oder medizinisch-psychologischer Gutachten: Bei „berechtigten Zweifeln“ an der Eignungkann die Verwaltungsbehörde ein Gutachten fordern. Verweigert derBetroffene die Beibringung, so kann die Fahrerlaubnis versagt bzw.entzogen werden. Nach dem BVerfG ist jedoch der „Grundsatz derVerhältnismäßigkeit“ zu beachten: Kann durch weniger eingreifendekörperliche Untersuchungen (z.B. Urin-, Blut- oder Haaruntersuchungen)geklärt werden, ob gewohnheitsmäßiger oder regelmäßiger Konsum vorliegt,so wäre die Anforderung eines medizinisch-psychologischen Gutachtens einzu weitgehender und unzulässiger Eingriff in das „allgemeinePersönlichkeitsrecht“.

Polizeiliche Beobachtungen und Maßnahmen zur Erkennung vonZweifeln an der Fahreignung: Zu beachten sind alle Anzeichen, die auf„regelmäßigen“ oder „gewohnheitsmäßigen“ Konsum hinweisen, z.B:Injektionsstellen unterschiedlichen Alters, Entzugssymptome, größereDrogenmengen im Kfz., Spritzen usw. Die Absicherung erfolgt durchLaborbefunde (Blutprobe, Haarprobe,...).

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PHYSIOLOGISCHEGRUNDLAGEN

DERDROGENWIRKUNGEN

Rauschdrogenwirken in sehr komplexer Weise auf den Menschen ein.

Zum Verständnisder Drogenwirkungen ist die Kenntnis der lebenswichtigen Funktionen desmenschlichen Körpers erforderlich: Herz, Kreislauf, Atmung, Nervensystem.

„Positiv“ empfundene Bewußtseinsveränderungendurch Drogen rufen beim Menschen häufig das Verlangen nach Wiederho-lung hervor.

Wiederholungführt zu Gewöhnung (Toleranz).Um die anfängliche Rauschwirkung wiederzu erzielen, muß die Dosis der Droge erhöht werden.

Mißbrauch und Abhängigkeitsind die Folge. Es gibt psychische und körperliche Abhängigkeit.

Fehlt die Droge,kommt es zu Entzugserscheinungen. Zwanghaftes Drogensuchverhaltenkennzeichnet die Angst vor dem nächsten Entzug.

Die auf verschiedenen Wegen(Inhalation, Injektion, Schnupfen, Schlucken) in den Körper (Gehirn) ge-langbaren Drogen werden je nach Aufnahmeort schnell oder langsam ver-stoffwechselt. Die Verstoffwechselung dient der Inaktivierung und Ausschei-dung der Drogen aus dem Körper über Niere, Lunge, Darm, Speichel,Schweiß, Haut.

Es gibtzentraldämpfende (narkotisierende) und zentralerregende (wachmachende)Drogen. Halluzinogene Drogen bewirken Verlust des Realitätsbezuges undDenkstörungen. Es kann zu Horror-Trips kommen.

Zwischen Dosis, Wirkung und Konzentrationbesteht eine mathematische Beziehung, die jedoch so kompliziert ist, daß siekeine Standardberechnungen (Rückrechnungen) erlaubt.

Zwischen mehreren Drogenkommt es zu Wechselwirkungen, die sich addieren, überaddieren, abschwä-chen können.

Krankheitenwie Diabetes, Psychosen oder Kopfverletzungen können Drogenwirkungenvortäuschen.

Drogenwirkungen 20

Allgemeine Funktionen des menschlichen Körpers

Der Mensch braucht für seine Existenz eine geeignete Umwelt, mit der erwiederum in enger Wechselwirkung steht. Der Organismus stellt denKontakt mit der Umwelt u.a. durch bewußte Wahrnehmung der Außenwelther. Diese Funktion übernimmt das Sinnessystem mit den Sinnen Sehen,Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen (sensorisches System).

Der Organismus kann auf diese Sinneswahrnehmung vor allem mit seinemBewegungssystem reagieren (motorisches System).

Ein wesentlicher Baustein für die Verknüpfung beider Systeme ist dasNervensystem. Es ermöglicht dem menschlichen Organismus, mit seinerUmwelt in wechselseitige Beziehung zu treten. Gleichzeitig bildet es diematerielle Grundlage für das Bewußtsein, für geistige und seelischeVorgänge.

Die Funktionen aller Systeme können nur aufrecht erhalten werden, wenngenügend Nährstoffe (Substrate) für ihren Stoffwechsel zur Verfügunggestellt und die daraus entstehenden, nicht weiter verwertbarenAbbauprodukte wieder aus dem Organismus ausgeschieden werden.

Der Magen-Darmtrakt übernimmt die Aufnahme der Nährstoffe aus derNahrung und die Lunge den Sauerstoff aus der Luft.

Der Stofftransport im Organismus erfolgt durch das Blut, das durch dasHerz durch alle Organe gepumpt wird, diese mit den dort benötigtenStoffen versorgt und von den Abfallprodukten des Stoffwechsels befreit.

Je nach Bedarf ist die Durchblutung in den einzelnen Organen un-terschiedlich. So hat z.B. die Leber die höchste Durchblutungsrate.

Die Ausscheidung der Stoffwechselprodukte erfolgt über Darm, Niere undLunge, eingeschränkt auch über die Haut.

Sämtliche Systeme und die damit verbundenen Funktionen stehen beimgesunden Menschen in einem komplexen Gleichgewicht (Homöostase,Abb. D-1), welches vor allem durch das vegetative (unwillkürliche)Nervensystem und das Hormonsystem gesteuert und aufrechterhaltenwird.

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Herz, Kreislauf (Abb. D-2)

Das Herz besteht als muskuläresHohlorgan aus 4 Binnenräumen: ei-nem linken und rechten Vorhofsowie einer linken und rechtenKammer. Es hält durch seinePumparbeit das gesamte Blut imKörper (insgesamt 4 bis 7 Liter) inBewegung und sorgt so für eineBlutströmung im Gefäßsystem. DieHerzklappen regeln dabei dieFlußrichtung des Blutes. Die eigeneMuskulatur des Herzens wirdweitgehend über dieHerzkranzgefäße versorgt.

Der linke Anteil des Herzens pumptüber die Arterien dassauerstoffreiche Blut in alle Organedes Körpers, bis zu den kleinstenGefäßen (Kapillaren),

Abb. D-1

Abb. D-2

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von dort sammelt sich das Blut wieder und fließt über die Venen als sauer-stoffarmes Blut zum Herzen zurück. Von dort wird es durch die Lungegepumpt, um wieder Sauerstoff aufzunehmen. Auf diese Weise werden alleKörperzellen ununterbrochen mit Sauerstoff (und Nährstoffen) versorgt. DieNährstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt werden hingegen vonsauerstoffarmem Blut aufgenommen und gelangen erst nach einerLeberpassage zum rechten Herzanteil.

Das Nervensystem

Das gesamte Nervensystem entspricht einem hochkomplizierten Regelkreis,der u.a. folgende Leistungen erbringen muß: Wahrnehmung - Verarbeitung -Reaktion.

Die Wahrnehmung ist an die Sinnesorgane gebunden, wobei deren Signalerichtig erkannt und zugeordnet werden müssen. Hierzu gehören nicht nurdie bewußten Wahrnehmungen, sondern auch die unbewußten,beispielsweise die Mitteilung über die Lichtintensität zur nachfolgendenRegulierung der Pupillenweite.

Im Rahmen der Verarbeitung müssen die Wahrnehmungen analysiert,zugeordnet und bewertet werden im Hinblick auf ihre Bedeutung, auf dieNotwendigkeit zu reagieren und gegebenenfalls auf die Art der Reaktion.

Für die Reaktion müssen schließlich die als erforderlich angesehenenMaßnahmen in die Tat, d.h. in aller Regel in Bewegung bzw. Motorik,umgesetzt werden.

Um alle diese Fähigkeiten zu gewährleisten, gibt es im gesamtenNervensystem hochkomplizierte Regelkreise. Grundlage ist dabei wie beieinem Computer das „Eins-oder-Null-System“, d.h. ob eine jeweiligeEntscheidung weitergegeben wird oder nicht. Dabei gibt es auch ganzeNervenzellengruppen, die einen unterstützenden Einfluß darauf haben, undandere, die eine hemmende Funktion besitzen.

Ein zuverlässiges Funktionieren setzt daher die Ausgewogenheit derReaktionen auch i.S. der Kontrolle voraus. Hierzu gehört die hohe undungestörte Leistungsfähigkeit aller jeweils betroffenen Nervenzellen. JedeStörung beeinträchtigt einen oder mehrere Leistungsbereiche mit demErgebnis einer Verschlechterung der Gesamtleistung.

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Die Reaktionsdauer (Abb. D-3)ist eine Größe, die im Rahmen derGesamtleistung eine Rolle spielt.Sie setzt sich zusammen aus denProzessen des Sehens,Wahrnehmens, Erkennens,

Gefahrenerkennens,Wirkungsbeginns (z.B. Bremsen)und des Stillstandes bzw.Ausweichens.

Das Nervensystem des Menschen läßt sich einteilen in:

Zentralnervensystem (Abb. D-4) (ZNS=Gehirn und Rückenmark)

Peripheres Nervensystem (PNS=hin- und rückführende Nervenfasern zuKörperorganen und -muskulatur)

Eine weitere Einteilung gliedertdas Nervensystem auf inaufnehmendes (sensorisches)Nervensystem, willkürliches(motorisches) Nervensystemund unwillkürliches(vegetatives) Nervensystem(z.B. Darmbewegungen).

Abb. D-3

Abb. D-4

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Das menschliche Gehirn besteht aus ca. 14 Milliarden Nervenzellen (Abb.D-5) und einer noch größeren Zahl von Gliazellen (Stütz- undVersorgungszellen). Charakteristisch für Nervenzellen sind die vom Zelleibausgehenden zahlreichen Fortsätze, über die die Übertragung von

Informationen auf andereund von anderen Zellenstattfindet.

Die Übertragungsstellenvon Informationen voneiner Nervenzelle zuranderen oder zu anderenZielzellen im Körper(z.B. Muskelfasern)heißen Synapsen.

Der Zwischenraumzwischen einer Synapseund der nächstenNervenzelle heißt sy-naptischer Spalt. Überdiesen bringen z.B. die

NervenüberträgerstoffeNoradrenalin, Dopaminund Serotonin dieInformationen von einer

zur anderen Zelle hinüber.

Wirkungen von Drogen auf den Menschen

Mißbrauch und Abhängigkeit von Drogen

Es scheint zu einem verbreiteten Grundbedürfnis des Menschen zu gehören,daß er in bestimmten Situationen Wahrnehmungs- undBewußtseinsveränderungen herbeiführen möchte, die sein Erlebenangenehmer machen sollen. Eine wohltuende, aber unwillkürlicheBewußtseinsbeeinflussung ist bereits durch erregende Erlebnisse oderintensive rhythmische Musik möglich. Erst das Bedürfnis oder derAnspruch, über bewußtseinsveränderte Zustände willkürlich zu verfügenund sie im Ausmaß den eigenen Vorstellungen entsprechend herbeiführenzu können, kann Menschen zu Konsum oder Mißbrauch von Drogenverführen. Diese Ich-bezogene Einflußnahme auf das Bewußtsein entsprichteinem gezielt herbeigeführten Vergiftungszustand (Intoxikation), dessenGrad von einem kaum merkbaren Einfluß bis hin zum Tod reichen kann.

Abb. D-5

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Die Gründe für den Drogenmißbrauch sind vielfältig. Regelmäßig ist er mitdem individuellen Nutzen und der Verfügbarkeit von Drogen im Umfelddes Betroffenen verbunden. Die Vorstellung des Hochgefühls,Nervenkitzels oder Lustgewinns reicht allerdings zur Erklärung nicht aus.Mißstimmungen, Mißempfindungen oder unangenehmen Erfahrungen wirdhäufig mit dem vorübergehenden Gebrauch von Wirkstoffen begegnet. Dieskann medizinisch indiziert sein, z.B. bei Anwendung von Schmerzmitteln,Tranquilizern oder Antidepressiva. Anders ist das Experimentieren mitbewußtseinsverändernden Stoffen einzuschätzen, das oft im Sinne einerSelbstmedikation geschieht, wenn im Leben Zeitspannen mit seelischemStress, Angst oder psychischem Schmerz auftreten. Neben Zuständen, dieals Depression oder Angst medizinisch diagnostisch gut zugeordnet werdenkönnen, gibt es andere, schwerer faßbare Formen des Erlebens, wie z.B.innere Leere, Einsamkeit, Frustrationen, Verlust an Lebensperspektivenoder Lebenssinn, unterdrückter Ärger, Beeinträchtigung des Selbstwertge-fühls. Oft entwickelt sich das Mißbrauchsverhalten bei unbewältigtenSchwierigkeiten und nicht befriedigenden Wechselbeziehungen zwischenFamilienmitgliedern oder anderen Bezugspersonen, z.B. auch alsSelbstschädigung mit Appellcharakter, um die erwünschte Beachtung zuerlangen oder um Schuld für eingetretene unerwünschte Lebensumständezuzuweisen. Nicht selten wird dann anstelle einer Problemlösung aufDrogenkonsum ausgewichen.

Als mißbräuchlich kann daher der Konsum von Substanzen bezeichnetwerden, die die körperliche oder geistige Gesundheit, das Wohl desEinzelnen oder der Gesellschaft im weiteren Sinne schädigen oder zuschädigen drohen. In dieser Formulierung ist der gesundheitsgefährdendeKonsum legaler Stoffe wie z.B. Alkohol oder Nikotin ebenso enthalten wiedie unsachgemäße Aufnahme von Arzneistoffen oder der Gebrauch illegalerDrogen.

Die Veränderung des Bewußtseins beruht auf einer Störung bestimmterFunktionen des Zentralnervensystems.

Zu den Grundrichtungen einer solchen Störung gehören einerseitsdämpfende und beruhigende, andererseits erregende, aufputschende Wir-kungen. Zu den typischen Rauschmittelwirkungen zählen Enthemmung,Verschiebung der Stimmungs- und Gefühlslage bis hin zu Euphorie,Unterdrückung von Unlustgefühlen sowie von psychischen oder auchkörperlichen Schmerzen. Eine andere Rauschmittelwirkung besteht in derErzeugung von Wahrnehmungsverzerrungen und Trugbildern, welche dieStimmung, Gefühle und das Erleben teilweise beeinflussen oder ganzbestimmen (halluzinogene Wirkung).

Drogenwirkungen 26

Jede chronische Rauschmittelaufnahme wird im allgemeinenSprachgebrauch als Sucht bezeichnet (Abb. D-6). Dieser Begriff hat sich je-doch zur Erklärung der psychischen und körperlichen Abläufe als unzurei-chend erwiesen. In Fachkreisen wird zwischen psychischer und körperlicher

Abhängigkeit unterschieden. Auf-grunddessen werden in Zusam-menhang mit chronischemDrogenmißbrauch die drei BegriffeToleranz, Abhängigkeit undDrogensuchverhalten verwendetund nachfolgend beschrieben.

Entwicklung von Toleranz

Bei chronischer Aufnahme von Drogen sowie auch zentralwirksamerMedikamente entwickelt sich eine sogenannte Toleranz. Die fortwährendeZufuhr eines körperfremden Stoffes wirkt auf die Funktionsabläufe imKörper als eine Störung, auf die er sich zunehmend einstellen kann.Dies gelingt dadurch, daß der Körper auf die Substanz weniger reagiertund/oder sie beschleunigt unwirksam macht. Um die gleicheRauschwirkung zu erzielen, wird deshalb fortwährend die Dosis erhöht.Dies kann soweit eskalieren, bis schwere Intoxikationszustände diekörperlichen Grenzen aufzeigen, die dennoch nicht selten überschritten wer-den.

Abhängigkeit

Drogenkonsum kann vollkommen ohne Abhängigkeit bleiben. Das giltgleichermaßen für Stoffe mit geringem, wie mit hohem Abhän-gigkeitsrisiko. Umgekehrt kann es ohne bewußten Wirkstoffmißbrauch zuAbhängigkeit kommen. Beispiele hierfür sind Beruhigungsmittel(Benzodiazepine) oder Nikotin. Häufig gehen jedoch Mißbrauch undAbhängigkeit Hand in Hand.

Es wird psychische und körperliche Abhängigkeit zu unterschieden.

Psychische Abhängigkeit

resultiert aus dem Verlangen, immer wieder den gleichen befriedigendenRauschzustand zu erleben oder ihn noch zu steigern.

Abb. D-6

Drogenwirkungen 27

Körperliche Abhängigkeit

ist die Folge der im Rahmen der Toleranz entwickelten Einstellung derKörperfunktionen auf die Droge. Bei Ausbleiben der Droge wird das durchToleranz notdürftig aufrechterhaltene Gleichgewicht erneut gestört.

Es kommt dann zu körperlichen Reaktionen, die der ursprünglichenDrogenwirkung entgegengerichtet sind. Dies bedeutet vereinfacht, daßzentraldämpfende Stoffe beim Ausbleiben der Droge in Erregungszustände,hingegen primär erregend wirkende Substanzen in Erschöpfungszuständeführen. So ruft Heroin beispielsweise Euphorie, Schläfrigkeit undSchmerzlinderung hervor. Bei Entzug der Droge kommt es beimAbhängigen zu Depression, Übererregbarkeit und erhöhterSchmerzempfindlichkeit.

Zwanghaftes Drogensuchverhalten

Steht dem Drogenabhängigen ausreichend Wirkstoff zur Verfügung, kann erdas Auftreten der durch den Drogenentzug aufkommenden unangenehmenkörperlichen Begleiterscheinungen (Entzugssyndrom) vermeiden. Aus derErfahrung erlebter Entzugserscheinungen entwickelt sich - vor allem bei densogenannten „harten Drogen“ - bereits frühzeitig, beim Abklingen der Dro-genwirkung, eine intensive Angst vor dem Entzugssyndrom. Je nach Sta-dium des Entzugs wird intensiv bis verzweifelt versucht, die Drogen wiederzu beschaffen.

Aufnahme, Stoffwechsel und Ausscheidung von berauschendenMitteln

In Abb. D-7 sind die nachfolgend behandelten Grundbegriffe der Phar-makokinetik aufgelistet:

Aufnahme vonWirkstoffen:

Absorption:Übergang von derAufnahmestelle indas Blut

Verteilung:Übergang vomBlut in Gewebeund umgekehrt

Abb. D-7

Drogenwirkungen 28

Elimination von Wirkstoffen:Metabolismus: VerstoffwechselungAusscheidung: Entfernung des Stoffes aus dem Blut in Urin, Kot, Schweiß

Abbauwege

Hauptabbauort ist die Leber. Dort werden die Substanzen chemischverändert, wobei unterschiedliche Reaktionsprodukte entstehen:

• Es können Abbauprodukte mit meist abgeschwächter Drogenwirkungentstehen

• Wirkstoffe werden inaktiviert• Es können Abbauprodukte entstehen, die die eigentliche Drogenwirkung

verursachen (dies ist ein seltener Spezialfall der Drogenwirkung, beiArzneimitteln oder bei Giften kommt er häufiger vor)

• Wirkstoffe werden (über die Niere) durch die Inaktivierung zugleichausscheidungsfähig gemacht

Die Abb. D-8 zeigt, auf welchem Wege die aufgenommenen Stoffe denKörper wiederverlassen.

Durch die che-mische Verände-rung wird nebender Inaktivierungin der Regel eineerhöhte Wasser-löslichkeit desbetreffenden Stof-fes bewirkt, derdann über dieNieren besser inden Urin ausge-

schieden werden kann. Dadurch tauchen neben den Wirkstoffen vor allemderen Abbauprodukte verzögert, aber in höherer Konzentration im Urin auf.

Wirkstoffe und ihre Stoffwechselprodukte werden gleichzeitig in Urin, Kot,Schweiß ausgeschieden sowie in Haaren und Nägeln angetroffen, wobeiletztere nicht als Ausscheidungsorgane im eigentlichen Sinne gelten. Stoffe,die in Wasser nicht löslich sind oder trotz ihrer chemischen Umwandlung inder Leber schlecht wasserlöslich bleiben, werden weitgehend über den Kotausgeschieden. Flüchtige, gasförmige Stoffe finden sich vor allem in derAusatemluft.

Abb. D-8

Drogenwirkungen 29

Drogenstoffklassen und ihre Wirkungen

Im folgenden sind Wirkungen und unerwünschte Nebenwirkungentabellarisch aufgeführt.

RAUSCHMITTELWIRKUNGEN NEBENWIRKUNGEN

Zentraldämpfende Stoffe (Opiate)

Umformung des gesamten Er-lebnishintergrundes: Negatives wirdbeseitigt, positive Aspekte desErlebens werden in überstarkemMaße betont; Angst, Schmerz undpsychisch Belastendes verliert anBedeutung; Euphorie, bei schnellerWirkstoffanflutung orgastischesHochgefühl, Zusammenballungpositiver Erlebnisinhalte in kürzesterZeit, überwältigendes Gefühl;Wärme, Wohlbehagen, Bewußt-seinseintrübung

Schläfrigkeit, Bewußtseinseintrü-bung, Lähmung des Atemzentrums(stark erniedrigte Atemfrequenz),Pupillenverengung (Miosis),Lähmung der Darmbewegung(Verstopfung), Verengung derRingmuskel (Blasenmuskel),Harnverhaltung, Gefäßerweiterung,Übelkeit, Erbrechen

Zentralerregende Stoffe

Euphorische Erlebnisumwandlung,Antriebssteigerung (mit anfänglicherLeistungssteigerung), Unterdrückungvon Müdigkeit und Hunger,Hellwachheit, Umtriebigkeit,Bewegungsdrang Rededrang,Omnipotenzgefühl

Situationsverkennung, Selbst-überschätzung, Pupillenerweiterung(Mydriasis), Mundtrockenheit,Muskelzittern, Muskelkrämpfe,Erhöhung der Körpertemperatur,Blutdruckerhöhung, depressiveVerstimmung bis Panik, Auslösungvon Psychosen, optische und taktileWahnvorstellungen, Halluzinationen

Halluzinogen wirkende Stoffe

Illusionäre Verkennungen, Verlustzielgerichteten Denkens, Auflösungdes Raum- und Zeiterlebens,Verschmelzung von optischen,akustischen und Stimmungsreizen,Wandel im Gefühlserleben,Verschmelzungserlebnisse vonKörper und Gegenständen,Körperverwandlungen, Krafterleben,Omnipotenz

Nicht kontrollierbare Aufhebung derRealitätseinsicht mit Panikre-aktionen, Omnipotenzreaktionen undPsychosen nach Rauscherlebnissen;„Horror-Trips“, atypischeRauschverläufe

Drogenwirkungen 30

Beziehung zwischenDosis, Wirkung, Wirkdauer, Konzentration

Zwischen der Dosis eines Arzneistoffs, der dem Körper zugeführt wird,seiner Wirkung, seiner Wirkdauer und seiner Konzentration inKörperbestandteilen wie Körperflüssigkeiten und -geweben bestehenBeziehungen.

Man bezeichnet die Beziehung zwischen Dosis und Wirkung alsPharmakodynamik (was macht die Droge mit dem Körper?) und dieBeziehung zwischen Dosis und Konzentrationen in Körperorganen und-flüssigkeiten als Pharmakokinetik (was macht der Körper mit derDroge?). Ähnliche Beziehungen gelten auch für Drogenwirkstoffe(Toxikodynamik und Toxikokinetik).

Alkohol wird fast ausschließlich über den Magen aufgenommen, undCannabis überwiegend über die Lunge; allerdings sind der Verlauf derWirkung und der Konzentration, wenn Cannabis z.B. in Form vonPlätzchen, also oral aufgenommen wird, wiederum anders als die desAlkohols.

Die Feststellung der Anwesenheit eines akut wirksamen Arznei- oderSuchtstoffes im Körper durch toxikologische Analysen ist gewöhnlich aufBlut und Urin beschränkt. Die Brauchbarkeit der Informationen läßt sichdurch anatomische und physiologische Überlegungen über die Ereignisseerklären, die nach der Verabreichung des Stoffes auftreten.

Die Orte der Stoffauf-nahme haben bei denDrogen einen entschei-denden Einfluß auf dieQualität dererwünschten Rausch-wirkung:

Anhand sog. Plasma-Konzentrations-Zeit-

Profile (Abb. D-9) las-sen sich die verschie-denen Aufnahmewegeder Drogen charakte-risieren.

Abb. D-9

Drogenwirkungen 31

Beispiel: Heroin wird kurz nach der Aufnahme zum ebenfalls wirksamenMorphin abgebaut, dieses wird durch die sogenannte Glukuronidierungextrem wasserlöslich und damit nierengängig gemacht und in den Urinausgeschieden, so daß es nicht mehr wirken kann.

Das Blut ist ein sehr praktisches und logisches Meßkompartiment für einenStoff: Es erhält den Arznei- oder Suchtstoff von der Stelle derVerabreichung nach dessen Absorption und transportiert ihn in alle Gewebeeinschließlich der Wirkorte und der Organe, die ihn wieder aus demOrganismus entfernen.

Wechselwirkung(en) zwischen verschiedenen Drogen und Arzneistoffen(Abb. D-10)

Die wichtigsten undhäufigsten Wech-selwirkungen sind dieje-nigen zwischen Alkoholund Drogen, Alkoholund Medikamenten undMedikamenten un-tereinander.

Beispiele:Alkohol und Benzodiazepine → PotenzierungAlkohol und Cannabis → Addition

Alkohol und Cocain →Abschwächung undVerstärkung(je nach Wirkphase)

Heroin und Naloxon(Gegenmittel)

→ Aufhebung

Die Mechanismen für derartige Wechselwirkungen sind z.T. sehrkompliziert, einige wesentliche seien aufgeführt:

• Wirkung zweier und mehrerer Stoffe am selben Rezeptor (Verstärkung)• Hemmung des Abbaus eines Wirkstoffes durch den zweiten

(Verstärkung)• Beschleunigung des Abbaus eines Wirkstoffes durch den zweiten

(Abschwächung)• Beschleunigung des Weges vom ersten Wirkstoff zum Rezeptor

(Servofunktion) durch den zweiten.

Abb. D-10

Alkohol 32

Einflüsse, die eine Drogenwirkung vortäuschen können

Hin und wieder gibt es Situationen im Rahmen von Unfallgeschehen oderauch bei Verkehrskontrollen, in denen die Betroffenen (Beschuldigten) aufZeugen und auch auf Sachkundige (Blutentnahmearzt) den Eindruckerwecken, als stünden sie unter der Wirkung von Alkohol oder anderenberauschenden Mitteln. Während fehlender Alkoholeinfluß durch fehlende„Fahne“ bzw. negativen Alkoholtest rasch geklärt werden kann, bedarf esbei den anderen berauschenden Mitteln erst der Laboruntersuchungsbestäti-gung. Fällt auch diese negativ - also ohne Nachweis - aus, so kommen fürden beobachteten vermeintlichen Alkohol- oder Drogen-/Me-dikamenteneinfluß z.B. folgende Einflüsse bzw. Beeinträchtigungen inBetracht:

Traumatische Einflüsse am KopfBei stumpfen, breitflächigen Gewalteinwirkungen auf den frei beweglichenSchädel kommt es je nach Intensität zu einer Gehirnerschütterung. Folgedavon kann eine kurzfristige Bewußtlosigkeit oder aber auch nur eineBewußtseinsbeeinträchtigung sein. Auch ein sogenannter posttraumatischerDämmerzustand kann eintreten. Der Betroffene wird durch eine gereizteStimmung und Aggressivität mit Mißachtung der gesellschaftlichen Formenauffällig. Derartige Zustände ähneln zusammen mit einer häufig zubeobachtenden Erinnerungsstörung denen einer Drogenwirkung.

Stoffwechselerkrankung (Diabetes)Eine diabetische Stoffwechselstörung, insbesondere die Unterzuckerung(Hypoglykämie), führt zu psychischen Auffälligkeiten bis hin zuBewußtseinseintrübungen, die ähnlich der oben beschriebenentraumatischen Einflüsse auch eine Drogenwirkung vortäuschen können.

Psychische Erkrankungen (Psychose)Psychische Erkrankungen, wie z.B. die Schizophrenie, die ja im übrigendurch Drogen wie Amphetamine vorgetäuscht oder auch tatsächlich zumAusbruch gebracht werden kann, erwecken für den Außenstehendenmanchmal den Eindruck einer Drogenbeeinflussung.

Wichtig ist, daß der Polizeibeamte seine Beobachtungen grundsätzlichmöglichst detailliert (z.B. über den Fragekatalog hinaus) schriftlich festhält.

Alkohol 33

ALKOHOLAlkohol

ist die wichtigste „vermeidbare“ Unfallursache im Straßenverkehr. Jeder 5.tödliche und jeder 10. Verkehrsunfall mit Sachschaden geht auf das KontoAlkohol.

In geringen Konzentrationenbewirkt der Alkohol nachlassende Kritikfähigkeit und erhöhte Risikobe-reitschaft, die einen riskanten und aggressiven Fahrstil zur Folge haben.Aber auch Aufmerksamkeit und Konzentration lassen bereits bei niedrigenBAK nach.

Bei steigenden Konzentrationenkommt es zunehmend zu optischen Wahrnehmungsstörungen, die insbe-sondere das Dämmerungssehen beeinträchtigen und dieBlendempfindlichkeit erhöhen.

Bei höheren Konzentrationentreten Störungen von Grob- und Feinmotorik und eine Änderung desFahrstils in den Vordergrund. Entfernungen, Abstände und Geschwindigkei-ten werden falsch eingeschätzt. Die Fahrfehler häufen sich. Im Bewußtseinder Beeinträchtigung wird versucht, besonders vorsichtig zu fahren. Esentsteht insgesamt das Bild des Fahranfängers.

Die Aufnahme(Resorption) des Alkohols im Blut erfolgt deutlich rascher als der Abbau(Elimination).

Durch Begleitstoffanalysenkönnen Nachtrunkangaben bestätigt oder widerlegt werden.

Allgemeines

In Deutschland betrug derPro-Kopf-Verbrauch anreinem Alkohol 11,4 Literim Jahr 1994 und lag damitweltweit an der Spitze. Imgleichen Jahr kam es zu55.000 alkoholbedingtenVerkehrsunfällen mitPersonenschaden, dabeistarben 1.800 Menschen.Damit geht jeder 5.Verkehrstote auf das KontoAlkohol (Abb. S1-1).Abb. S1-1

Alkohol 34

Da nicht bei jedem Ver-kehrsunfall eine Alkohol-untersuchung erfolgt, muß derAnteil alkoholbedingterUnfälle höher eingeschätztwerden. Die Dunkelziffer vonunentdeckten Trunkenheits-fahrten wird auf 1 zu 60 bis 1zu 600 geschätzt.

Das Unfallrisiko liegt bei einerBAK von 0,8 ‰ viermal, beieiner BAK von 1,1 ‰neunmal höher als bei einemnüchternen Verkehrsteilneh-mer (Abb. S1-2).

Überschlägige Berechnung der BAK nach Widmark

Ist die Menge und die Art des aufgenommenen Getränkes bekannt, kann diedaraus resultierende BAK überschlägig nach der Widmark-Formelberechnet werden:

aufgenommene Menge Alkohol [g]BAK [‰] ≈≈

Körpergewicht [kg] * Reduktionsfaktor

(Zur Umrechnung von Vol.-% in Gramm je Liter ist der Vol.-%-Gehalt mitdem Faktor 8 zu multiplizieren)

Der Reduktionsfaktor beträgt für normalgewichtige Männer und Frauen ca.0,7 bzw. 0,6. Je höher der Fettanteil im Körper ist, desto niedriger ist derReduktionsfaktor (ca. 0,6 bei fettleibigen Männern). Er liegt höher, wenndie betreffende Person zu Untergewicht neigt (ca. 0,8 bei hagerer Statur).

Vom berechneten BAK-Wert ist zudem der während der Zeitspanne seitTrinkbeginn abgebaute Blutalokohol zu subtrahieren. Die durchschnittlicheAbbaugeschwindigkeit beträgt 0,15 ‰ je Stunde seit Trinkbeginn. Somit isteine Rückrechnung auf die tatsächliche BAK zum Vorfallszeitpunktmöglich.

Abb. S1-2

Alkohol 35

Zeitlicher Verlauf der BAK

Bereits während desTrinkens, vor Errei-chen des Maximumsder BAK, kann diemaximale Rausch-wirkung („Anflu-tungsphase“ oder

„Resorptionsphase“)eintreten. Nach Er-reichen der maximalenBAK kommt es zueinem scheinbar

stärkeren Abfall durch gleichmäßige Verteilung des Alkohols im gesamtenKörperwasser. Am Ende dieser „Distributionsphase“ kommt es zu einemlinearen Abfall der BAK durch den Abbau des Alkohols im Blut (Mittelwert0,15 ‰ pro Stunde), der sogenannten „Eliminationsphase“ (Abb. S1-3).

Der Verlauf der BAK in Abhängigkeit von der Zeit ändert sich mit un-terschiedlichem Trink- und Eßverhalten. Einige typische, schematisierteBAK-Verläufe zeigt Abb. S1-4.

Oben: Ein Glas Sekt zu Beginn,eine Rotweinaufnahme währenddes Essens und anschließendenSchnäpsen „zum Verdauen“.

Mitte: Aufnahme unterschied-licher Mengen an Alkoholika zuverschiedenen Zeiten mitteilweise größeren Pausen.Mehrfach wurde nach Resorptiondes Alkohols eine Eli-minationsphase erreicht.

Unten: Die jeweils aufgenom-mene Alkoholmenge liegt soniedrig, daß bereits vor Trinkendes nächsten Glases dieAlkoholkonzentration auf 0,0 ‰abgesunken ist.

Abb. S1-3

Abb. S1-4

Alkohol 36

NachtrunkWenn im Anschluß aneinen Verkehrsunfallnoch vor derBlutabnahme Alkoholgetrunken wird, wirddie zurückgerechnete

Alkoholkonzentration(A2) höher als ohneden Nachtrunk liegen(A1).

Es wird deutlich, daßdie BAK zum Vorfallszeitpunkt bei Vorliegen eines Nachtrunkes wesentlichniedriger (A1) als ohne Nachtrunk (A2) war (Abb. S1-5).Durch sog. Begleitstoffanalysen kann bewiesen werden, ob ein Nachtrunktatsächlich stattfand oder fälschlicherweise behauptet wurde.

Akute Wirkung

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

Bei niedriger und mittlerer Blutalkoholkonzentration (BAK):

Gesteigertes Selbstbewußtsein, gehobene Stimmungslage, Euphorie

Bei höherer BAK:

Koordinations-, Gleichgewichts- und Artikulationsstörungen, Müdigkeit

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

Unangepaßte Stimmungslage mit Euphorie, Enthemmung, Distanzlosigkeit,Kontaktfreudigkeit und Redseligkeit, Aggressivität, erhöhteRisikobereitschaft, erhöhte Bereitschaft zu spontanen Entscheidungen,Störung der Selbstkritik, Verlängerung der Reaktionszeit, Störung derKonzentration mit schwankender Aufmerksamkeit und verminderteUmstellungsfähigkeit (Vigilanz), gestörte Fein- und Grobmotorik,Artikulationsstörungen, Störungen der optischen Wahrnehmungen

Abb. S1-5

Alkohol 37

Verkehrsrelevante Wirkungen

Schon bei niedriger BAK:

Nachlassende Kritikfähigkeit und erhöhte Risikobereitschaft:Zu schnelles Fahren, aggressiver Fahrstil, Drängeln, Schneiden andererVerkehrsteilnehmer, Überholen in unübersichtlichen Verkehrssituationen,Schneiden von Kurven, Unterschätzen der Bedeutung des besonderenRisikos von Verkehrssituationen, Rücksichtsloses Verhalten gegenüberFußgängern Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, verlängerteReaktionszeit: Einseitige Orientierung, Nichtbeachten anderer Ver-kehrsereignisse, Unfähigkeit, mehrere Gefahrenmomente zu erfassen, zuspätes Erkennen von riskanten Situationen mit verzögerter Bremsreaktion

Bei niedriger bis mittlerer BAK kommen hinzu:

Störung der optischen Wahrnehmung: Störung der Hell-Dunkel-Anpassungsfähigkeit, gestörtes Dämmerungssehen, erhöhteBlendempfindlichkeit: Übersehen von Fußgängern, Radfahrern in derDämmerung und bei Nachtfahrten, unmotiviert starkes Bremsen beimErkennen von Hindernissen oder bei Blendung durch entgegenkommendeFahrzeuge

Bei höherer BAK stehen im Vordergrund:

Veränderung des Fahrstils: Falsches Einschätzen von Entfernungen,Abständen, Geschwindigkeiten und Straßenverläufen, ängstliches Beachtender Verkehrsregeln, sehr langsames Fahren, „Kriechen“ des Fahrzeugs ander Bordsteinkante, Versagen bei besonderer Verkehrsdichte, Auffahren aufstehende Fahrzeuge, unerklärliches Nichterkennen von Baustellen,Kreuzungen, LZA, keine Reaktion auf Haltezeichen, Einschalten desBlinkers beim Abbiegen oder das Einschalten des Fahrlichts wird vergessen,insgesamt „Fahren wie ein Anfänger“

Störungen von Fein- und Grobmotorik: Typisches Schlangenlini-enfahren, Abkommen von der Fahrbahn ohne ersichtlichen Grund, starkverzögerte Bremsreaktion, Schwierigkeiten beim Einlegen der Gänge oderbeim Anlassen des Fahrzeuges, zu starke oder zu geringe Beschleunigung

Alkohol 38

Toxikologischer Nachweis

Der toxikologische Nachweis ist in der Atemluft, im Blut und Urin möglich.Gerichtsrelevant ist zur Zeit nur der Nachweis im Blut.

Das Atemalkoholtestgerät errechnet mit dem Faktor 1:2100 aus derAtemalkoholkonzentration (AAK) eine Blutalkoholkonzentration (BAK).Eine Alkoholbestimmung im Urin ist in der Regel deswegen irrelevant, weilsie zur Beurteilung der Beeinträchtigung zum Vorfallszeitpunkt nichtaussagekräftig ist.

Schnüffelstoffe 39

SCHNÜFFELSTOFFESchnüffelstoffe

erzeugen rauschartige Zustände, die Fahruntüchtigkeit zur Folge haben.Nachweisbar

ist das „Schnüffeln“ nur sehr kurzzeitig.Die Wirkungsdauer

ist u.U. länger als die Nachweisdauer im Blut.Blut- und Urinprobe

sind bei Verdacht auf Schnüffelstoffe unverzichtbar.

Stoffe

Bei Schnüffelstoffen handelt es sich um eine Gruppe unterschiedlicherSubstanzen vorwiegend industriell hergestellter Lösungsmittel.Die Schnüffelstoffe können in 3 Gruppen eingeteilt werden:

Flüchtige Lösungsmittel: Benzin, Kunststoffkleber, Farben, Lacke,Verdünner, Terpentinersatz, Nagellackentferner

Aerosole: Haarspray, Deodorant, Insektenspray, Enteisungs-Spray, Topf-und Pfannenreiniger, Sprühlack

Medizinisch genutzte flüchtige Stoffe: Narkosegase wie Äther, Chloroform,Lachgas, Mittel gegen Angina Pectoris wie Amylnitrit, Butylnitrit undIsobutylnitrit. Letztere drei Stoffe werden auch als „Poppers“ bezeichnet

Akute Wirkung

Die Wirkungen der Schnüffelstoffe hängen von der Substanz bzw. demSubstanzgemisch ab. Es können stimulierende, sedierende oderhalluzinogene Wirkungen erzielt werden.

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

Rauschzustände ähnlich des Alkoholrausches, Benommenheit, Schwindel,gestörtes Raum- und Zeitgefühl, gestörte Farbwahrnehmungen,Halluzinationen, starke Kopfschmerzen

Schnüffelstoffe 40

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

Euphorie, Selbstüberschätzung, Leichtsinn, aggressives Verhalten,Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Verwirrtheit, Halluzinationen,Konzentrationsstörungen, Koordinationsstörungen, Aufmerksam-keitsstörungen, Schläfrigkeit, Schwächeanfälle, erhöhte Speichelproduktion,Übelkeit

Die Wirkung setzt sehr schnell ein. Die Wirkungsdauer ist unterschiedlich(einige Minuten bis zu mehreren Stunden).

Verkehrsrelevante Wirkungen

Die durch Schnüffelstoffe verursachten Rauschzustände sind denen desAlkohols ähnlich.

• Euphorie, Selbstüberschätzung, Leichtsinn• Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, verspätete

Reaktionen• Benommenheit, Schwindel, Schläfrigkeit• Gestörtes Raumgefühl

Tox. Nachweis

Der Nachweis erfolgt in Blut und Urin.

Zentralwirksame Medikamente 41

ZENTRALWIRKSAMEMEDIKAMENTE

„Andere berauschende Mittel“können Medikamente sein, die auf das Zentralnervensystem dämpfendoder stimulierend wirken. Die Häufigkeit sedierender Medikamente über-wiegt.

Die wichtigsten zentralwirksamen Medikamentengruppensind Schlaf- und Beruhigungsmittel, Medikamente gegen Allergie undReisekrankheit, Medikamente gegen Depression und Schizophrenie,starke Schmerzmittel und Stimulanzien.

Die größte Verkehrsrelevanzbesitzen derzeit die Benzodiazepine, die als Schlaf-, Beruhigungs-,angstlösende und stimmungsaufhellende Mittel eingenommen werden, oftzu lange und zu hoch dosiert.

Benzodiazepinebesitzen ein hohes Suchtpotential; die 1,2 bis 1,4 Mio. Medikamentenab-hängigen sind vorzugsweise abhängig von Benzodiazepinen.

Ältere Menschen(Frauen häufiger als Männer) nehmen zentralwirksame Medikamente amhäufigsten ein.

Drogen- und Alkoholabhängigekonsumieren zentralwirksame Medikamente oft als Ersatzmittel.

Medikamente und Alkohol

Im Gegensatz zu Alkohol kann es für Medikamente keine „Null-Lösung“geben. Alkohol könnte generell als im Straßenverkehr verzichtbar angesehenwerden, sehr viele Medikamente dagegen nicht.

Mit Medikamenten wird - wie mit Alkohol - aber auch Mißbrauch getrieben.Dann stehen die negativen Wirkungen - auch auf Fahrtüchtigkeit undFahreignung - im Vordergrund. Mißbräuchlich verwendet werden sowohlWirkstoffe, die dämpfend (sedierend), als auch solche, die erregend(stimulierend) auf das zentrale Nervensystem einwirken.

Alkoholmißbrauch führt nicht selten dazu, daß zusätzlich oder auch alsErsatz stark wirksame Medikamente, z.B. Beruhigungsmittel (Sedativa),eingenommen werden. Es kann dann zu einer sekundärenMedikamentenabhängigkeit kommen.

Zentralwirksame Medikamente 42

Medikamentenhauptgruppen

Die Zahl der in Deutschland erhältlichen bzw. verschreibungsfähigenMedikamente ist groß. Anhaltspunkte über die Größenordnung kann man der„Rote Liste“ entnehmen. Dort sind 1996 nahezu 9000 verschiedenePräparate, von denen fast die Hälfte verschreibungspflichtig ist, aufgeführt.

Verkehrsrelevante Medikamente haben im „Beipackzettel“ folgendenWarnhinweis:

„Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauchdas Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zuraktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen vonMaschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße imZusammenwirken mit Alkohol.“

Zu den zentralwirksamen Medikamenten werden gerechnet:

• Hypnotika und Sedativa (Schlaf- und Beruhigungsmittel)• Antiallergika (Mittel gegen Allergien inkl. Reisekrankheit)• Psychopharmaka im engeren Sinne: - Antidepressiva (Mittel gegen Depressionen) - Neuroleptika (Mittel gegen Schizophrenie)• Starke Analgetika (opiathaltige Schmerzmittel)• Stimulanzien (inkl. Appetitzügler)

Schlaf- und Beruhigungsmittel

Schlafmittel dienen der symptomatischen Behandlung (also der Behandlungder Krankheitszeichen) von Ein- und Durchschlafstörungen. BeiEinschlafstörungen werden kurz wirksame Substanzen, beiDurchschlafstörungen dagegen Wirkstoffe mit längerer Wirkdauerverordnet.

Beruhigungsmittel - auch Tranquilizer genannt - dienen der Dämpfungerregter nervöser Patienten und werden deswegen häufig alsTagesberuhigungsmittel eingenommen.

Ob ein Wirkstoff als Schlaf- oder Beruhigungsmittel wirkt, ist dosisab-hängig. Die wichtigste verkehrsrelevante Arzneimittelgruppe sind dieBenzodiazepine. Sie werden als Angst-, Beruhigungs- und Schlafmittelverordnet. Einige wichtige Präparate sind:

Zentralwirksame Medikamente 43

Wirkstoff Handelsname (Beispiele)

Flunitrazepam*Diazepam*Bromazepam*Lorazepam*Nitrazepam*Oxazepam*

Rohypnol

Valium, Faustan

Lexotanil, Normoc, Bromazan

Tavor

Radenorm, Mogadan

Adumbran

* man beachte die Endung -azepam!

Insbesondere Rohypnol und Valium besitzen als Ausweich- undErsatzmittel bei Drogenabhängigen große Bedeutung.

Die Wirkung der Schlaf- und Beruhigungsmittel ist eine zentral-dämpfende (sedierende).

Antidepressiva und Neuroleptika

Zu den Psychopharmaka im engeren Sinne zählen die Antidepressiva alsMittel gegen Depressionen und die Neuroleptika als Mittel gegenSchizophrenie.

Bedeutung erhalten sowohl die Antidepressiva als auch die Neuroleptika beiunserer Betrachtung deswegen, weil sie viel häufiger bei sog.Befindlichkeitsstörungen, bei Angst-, Spannungs- und Unruhezuständenoder Schlafstörungen verordnet werden und nicht nur bei akuter Depressionoder Schizophrenie. In dem Maße, wie es allgemein bekannt wurde, daß dieAbhängigkeit von Benzodiazepinen stark zugenommen hat, ging ihreVerordnung zurück und die Verschreibung von Antidepressiva undNeuroleptika nahm zu, weil von ihnen ein Abhängigkeitspotential nichtbekannt ist.

Wirkung: Sie führen zu einer Reaktionsverlangsamung und Erzeugungvon Gleichgültigkeit gegenüber äußeren Reizen.

Antiallergika

Bei einer Allergie handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion desKörpers auf bestimmte Stoffe wie z.B. Pollen, Hausstaub oder Arzneimittel.Antiallergika werden zur symptomatischen Behandlung derartigerallergischer Reaktionen verordnet. Einige haben stark sedierendeWirkkomponenten und sind deshalb verkehrsrelevant.

Zentralwirksame Medikamente 44

Beispiele sind (Handelsnamen): Avil, Tavegil, Benadryl N

Wirkung: Zentraldämpfend

Starke Analgetika (opiathaltige Schmerzmittel)

Die Schmerzmittel (Analgetika) sind die größte und am häufigstenkonsumierte Arzneimittelgruppe. Zu unterscheiden ist zwischen stark undschwach wirksamen Schmerzmitteln.

Die stark wirkenden Schmerzmittel werden auch als Opioide oder Opiatebezeichnet. Viele dieser Wirkstoffe dürfen vom Arzt nur auf speziellenBetäubungsmittelrezepten verordnet werden. Die Wirkstoffe starkerSchmerzmittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, schwacheSchmerzmittel sind in der Regel nicht verkehrsrelevant. Einige Beispiele:

Wirkstoff (*) Handelsname (Beispiele)

DextropropoxyphenDihydrocodeinTramadolMorphinPethidinLevomethadonTilidin

RPRPRPBtMBtMBtMRP

Develin

DHC Mundipharma

Tramal

Morphin Merck

Dolantin

L-Polamidon, MethadonValoron

(*) RP: rezeptpflichtig; BtM: Medikament unterliegt der Betäubungsmit-telverschreibungsverordnung (BtMVV)

Durch den Fortschritt der Medizin sind viele schwere Krankheiten insoweitbehandelbar, daß das Leben verlängert und die Lebensqualität verbessertwerden kann. Zur Lebensqualität gehört ganz wesentlich dieSchmerzfreiheit, die aber in vielen Fällen nur mit Opiaten erreicht werdenkann. Tumorpatienten, aber auch Patienten mit anderen Schmerzursachenwerden zunehmend mit Betäubungsmitteln ambulant behandelt. Diesedierende Wirkung der Opiate besteht besonders zu Beginn derBehandlung, d.h. in der Einstellungsphase. Die Schmerztherapeuten sindaber der Meinung, daß unter gleichbleibender Opiattherapie ein Patientfahrtüchtig sein kann. Bei einer guten Opiattherapie tritt eine Sucht nicht auf.

Ein Opiat, das besonders erwähnt werden muß, ist Methadon. In besonderenProgrammen werden Drogen-, insbesondere Heroinabhängige, mitMethadon substituiert. Das bedeutet, Drogenabhängige

Zentralwirksame Medikamente 45

erhalten die „Ersatzdroge“ Methadon mit dem Ziel, sie der Beschaf-fungskriminalität zu entreißen und sie zu resozialisieren. Leider gelingt diesin der Mehrzahl der Fälle nur insoweit, daß harte Drogen weniger häufigkonsumiert werden.

Eine wesentliche verkehrsrelevante Wirkung der starken Schmerzmittelist die Dämpfung des zentralen Nervensystems.

Psychostimulanzien

Vertreter aller bisher besprochenen Wirkstoffklassen wirken dämpfend aufdas zentrale Nervensystem. Bei einigen Erkrankungen oder Symptomen, wieErschöpfung, Antriebsarmut, Leistungs- oder Konzentrationsschwäche istjedoch nicht eine Dämpfung, sondern eine Antriebssteigerung therapeutischerwünscht.

Dies soll mit der Verabreichung von Psychostimulanzien erreicht werden.Sie dienen jedoch auch als Abmagerungsmittel, da sie zudem dasHungergefühl unterdrücken.

Beispiele (Handelsnamen): AN 1, Captagon, Tradon, Antiadiposium X112 S, Percoffedrinol

Wirkung: Zentralstimulierend

Medikamentenverbrauch

Betrachtet man abschließend die Häufigkeit, mit der die verschiedenenMedikamentengruppen verschrieben werden, so fällt die einzigartigeStellung der Benzodiazepine auf, die sowohl als Schlaf- wie alsTagesberuhigungsmittel verordnet werden. Es darf aber nicht übersehenwerden, daß dies ein Augenblicksbild darstellt: In 10 Jahren kann dieses Bildganz anders aussehen. Das heißt, die Medikamente werden sich ändern, nichtaber der Grund (Indikation) für die Verschreibung und wahrscheinlich auchnicht die Menge der Verordnungen.

Der Medikamentenkonsum ist nicht gleichmäßig auf Alters- und Ge-schlechtsgruppen verteilt: Frauen nehmen häufiger als Männer Medi-kamente. Psychopharmaka nehmen sie doppelt so häufig ein. Außerdemsteigt der Medikamentenkonsum mit zunehmendem Alter.

Zentralwirksame Medikamente 46

Damit unterschei-det sich die Gruppeder Medika-

mentenkonsu-menten deutlichvon den Drogen-und/oder Alkohol-konsumenten, wojüngere Männerhäufiger zu findensind (Abb. S2-1).

Mißbrauch und Abhängigkeit

Bei zentralwirksamen Medikamenten ist das Mißbrauchspotential besondersgroß, weil hiermit Befindlichkeitsstörungen „wegtherapiert“ werdenkönnen. Nicht selten werden auch regelrechte „Cocktails“, teils ohne, teilsmit Alkohol eingenommen.

Bedenkt man, daß zentralwirksame Medikamente nicht nur täglich, sondernauch in einer übertherapeutisch hohen Dosis eingenommen werden, wird diegeschätzte Anzahl von 1,2 bis 1,4 Mio. Medikamentenabhängigen(überwiegend Benzodiazepinabhängigen), davon zwei Drittel Frauen,plausibel. Häufig liegt eine Abhängigkeit von mehreren Medikamenten vor.

Medikamente, die häufig mißbräuchlich konsumiert werden, sind:

Benzodiazepine Rohypnol

Valium

Lexotanil

Adumbran

Dihydrocodein/Codein(Hustenmittel)

Remedacen

Paracodein

Codipront

Tussipect

„Codein-Saft“

Abb. S2-1

Zentralwirksame Medikamente 47

Antitussiva sind eigentlich Hustenmittel. Sie haben aber, da ihre Wirkstoffemit dem Opium-Inhaltsstoff Codein chemisch verwandt sind, einSuchtpotential. Sie werden, da sie (noch) nicht dem Betäubungsmittelgesetzunterliegen, häufig als Drogenersatzmittel verordnet. Der Verbrauch stieg inden letzten 3 Jahren um das 70fache, Tendenz ist steigend.

Toxikologischer Nachweis

Akuter Konsum: Für eine Beurteilung der aktuellen Wirkung, dieDosishöhe (quantitativer Nachweis) und damit die Verkehrsrelevanz ist eineBlutprobe unverzichtbar. Urin ist für die Feststellung, ob etwaseingenommen wurde (qualitativer Nachweis), gut geeignet. Nachweisdauer:im Blut einige Stunden bis zu einigen Tagen, im Urin bis zu mehrerenTagen (nach dem letztmaligen Konsum).

Chronischer Konsum: Blut und Urin; unter Umständen kann auch eineHaaranalyse sinnvoll sein. Nachweisdauer: im Blut mehrere Stunden bis zueinigen Tagen, im Urin mehrere Tage bis zu einigen Wochen (nach demletztmaligen Konsum).

Zentralwirksame Medikamente 48

Cannabis 49

CANNABIS

Wirkstoffvon Cannabisprodukten ist Tetrahydrocannabinol (=THC).

Am häufigstenwerden Haschisch (üblicher THC-Gehalt 7 bis 15 %) oder Marihuana (1bis 5 %) konsumiert.

Typische Konsumformist das Rauchen der Cannabisprodukte als Joint oder mittels einer Pfeife.

Die wirksame Einzeldosisvon THC beträgt ca. 15 mg THC. Je nach THC-Gehalt werden ca. 0,1 bis 1Gramm Haschisch bzw. Marihuana zur Erzielung eines Rauscherlebnisseskonsumiert.

Wichtige Wirkungensind Beruhigung, Gefühl des Wohlbehagens, Müdigkeit, Minderung derKritikfähigkeit, Kreislaufstörungen, Angstdämpfung, weitgestellte,lichtträge Pupillen und gerötete Augenbindehäute.

Fahruntüchtigkeitbesteht aufgrund von Konzentrationsmangel, starker Müdigkeit und Ent-hemmung.

Der Nachweiseiner Cannabisbeeinflussung erfolgt durch Bestimmung von THC unddessen Abbauprodukten (Metabolite) in Blut bzw. Blutserum, desKonsums auch durch Nachweis der Abbauprodukte im Urin.

Gewinnung

Alle Cannabisprodukte werden aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa)gewonnen. Der THC-Gehalt einer Pflanze ist in erster Linie genetischbedingt. Darüberhinaus hängt er von den Wachstumsbedingungen ab. HoheTHC-Gehalte erzielt man beim kontrollierten Anbau unter Glas, wobei zuvordie männlichen Pflanzen entfernt werden, damit es nicht zu einerBefruchtung der weiblichen Pflanzen kommt. Zur Anzucht läßt man dieSamen (Hanfkörner) in warmer Umgebung keimen.

Die Pflanzen blühen nach etwa eineinhalb bis zwei Monaten und könnendann geerntet werden. Hanfpflanzen, die zur Erzeugung von Fasernagrarisch angebaut werden, enthalten nur sehr geringe (irrelevante) Mengenan THC.

Cannabis 50

Erscheinungsbild

Marihuana, Gras: Getrocknetes grünes Pflanzenmaterial.Haschisch: Olivgrüne bis tiefbraune Platten, Plattenstücke oder Bröckchenvon charakteristischem aromatischen Geruch.HaschischöI: Dunkler, mit Hilfe von Alkohol oder Petrolether aus denharzhaltigen Teilen der Cannabispflanze gewonnener Extrakt.

Konsummuster

Rauchutensilien: Papier zur Herstellung von Joints, Pfeife, Wasserpfeife(häufig Eigenkonstruktionen).Übliche Konsumeinheiten: Zur Herstellung eines Joints oder einer Pfeifewerden üblicherweise 0,1 bis 0,2 g handelsübliches Haschisch oder 0,5 bis 1g Marihuana verwendet. Die wirksame Einzeldosis liegt bei 15 mg THC, dieals Konsumeinheit bezeichnet wird.

Akute Wirkung

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

Die subjektiv empfundene Wirkung ist abhängig von der Dosis, demGrundbefinden des Konsumenten sowie der Umgebung. Entsprechendvielfältige positive als auch negative Wirkungen sind die Folge.

• Stärkste Wirkung: ca. 30 Minuten nach der Aufnahme durch Rauchen• Abklingen der Wirkung i. d. R. innerhalb der nächsten 2 bis 3 Stunden• Restwirkung am nächsten Morgen möglich („Hang-over“), meist nach

stärkerem Konsum am Vorabend

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

Weitstellung der Pupillen trotz Lichteinfalls (z.B. Taschenlampe), Rötungder Bindehäute, glasiges Aussehen der Augen, Gangunsicherheiten (nachintensivem Konsum), gesteigerte Herzfrequenz (Puls), gesteigerterBlutdruck, Passivität, Apathie, Müdigkeit, Denkstörungen, ideenflüchtigesDenken, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Störung derKritikfähigkeit, Störung des Zeitgefühls und des Kurzzeitgedächtnisses.

Cannabis 51

Chronisches Wirkungsbild

Gier nach täglichem, mehrmaligem Konsum; erster Konsum des Tages oftkurz nach dem Aufstehen, erhebliche schulische bzw. berufliche Probleme,allgemeine Antriebsverminderung, Unfähigkeit der Konfliktbewältigung,Rückzug auf die eigene Person, Vewirrtheit, Desorientierung,Halluzinationen und Angstkrisen mit Panikattacken (Psychosen), psychischeund physische Ausfallerscheinungen werden bei einem kurzen Gespräch mitdem Konsumenten (z.B. bei einer polizeilichen Kontrolle) trotzvorangegangen intensiven Konsums oft nicht wahrgenommen.

Verkehrsrelevante Wirkungen

... auf psychische und physische Verfassung:

... auf das Verhalten im Straßenverkehr (Fahrfehler):

• Sedierung• Starke Müdigkeit• Störung der Motorik

Wechselnde Fahrgeschwindigkeiten,Abweichen (Abdriften) von der Fahr-spur, anschließende Lenkkorrektur, zuspätes Reagieren

• Konzentrations- und Aufmerksam-keitsschwäche

• Ausrichtung der Wahrnehmung aufirrelevante Nebenreize

Mißachtung von Vorfahrtszeichen undrotlichtzeigenden LZA, keine adäquateReaktion auf Wahrnehmungen amRande des Blickfeldes, z.B. Fußgänger,die die Straße überqueren (wollen),spielende Kinder usw.

• Neurovegetative Nebenwirkungen

Erhebliche Probleme bei der Fahr-zeugführung (sehr unsichere Fahrweise),wiederholtes Anhalten des Fahrzeugs

• Euphorie• Beeinträchtigung der Kritikfähigkeit• Selbstüberschätzung

Enthemmte Fahrweise, überhöhteGeschwindigkeit, „Rowdytum“, riskanteFahrmanöver bei Überholen,Spurwechsel und Kurvenfahrt, Min-derbewertung bzw. Nichtbeachtung vonRisiken

Cannabis 52

...zu achten auf

Pupillenreaktion (Taschenlampentest): Bei Kontrollen in denAbendstunden oder in der Nacht dem Verkehrsteilnehmer mit derTaschenlampe ins Gesicht leuchten und hierbei die Reaktion der Pupillenbeobachten. Normal ist, daß sich die Pupillen auf Lichteinfall prompt(innerhalb von 1-2 Sekunden) zusammenziehen. Nach Cannabiskonsumbleiben sie oft auch 3-5 Sekunden und länger (Achtung: Blendgefahr) weit.

Toxikologischer Nachweis

Akuter Konsum

Der akute Konsum von Cannabisprodukten läßt sich nur durch dieUntersuchung einer Blut- bzw. Blutserumprobe (Urin ist ungeeignet!) aufTHC nachweisen. Allgemein ist davon auszugehen, daß THC bis zu 6Stunden, bei sehr starkem Konsum und sehr empfindlichenAnalysemethoden auch länger nachgewiesen werden kann. Wichtig istdeshalb, daß die Blutentnahme und die nachfolgenden Untersuchungenmöglichst rasch veranlaßt werden.

Chronischer Konsum

Für den Nachweis eines chronischen Konsums ist die Bestimmung derunwirksamen Stoffwechselprodukte des THCs im Blut notwendig. DieseMetaboliten werden nur langsam abgebaut (Halbwertzeit mehrere Tage), sodaß sie im Körper kumulieren, wenn Cannabis regelmäßig (chronisch)konsumiert wird. Sie werden auch typischerweise im Urin aufgefunden.Einen Rückschluß auf den Zeitpunkt des letzten Konsums bzw. derBeeinflussung läßt der Nachweis dieser Stoffwechselprodukte deshalb nichtzu.

Nachweisdauer

Ein Nachweis dieser Stoffwechselprodukte ist nach einmaligem Konsum imBlut, Serum bzw. Urin ca. 2 bis 3 Tage nach letztmaligem Konsum undnach täglichem, chronischen Konsum im Blut/Serum bis zu ca. 3 Wochennach letztmaligem Konsum, im Urin bis zu ca. 3 Monaten nachletztmaligem Konsum möglich.

Durch eine Haaranalyse kann - beispielsweise zur Beurteilung derFahreignung - ein gewohnheitsmäßiger bzw. monatelang zurückliegenderKonsum nachgewiesen bzw. bestätigt werden.

Opiate/Opioide 53

OPIATE, OPIOIDEDie wichtigsten Vertreter sind

Heroin und andere starke Schmerzmittel sowie starke Hustenmittel wieDihydrocodein.

Häufiger Beikonsum (bzw. Substitution)von Schlaf- und Beruhigungsmitteln wie Rohypnol und Valium.

Der Konsumfindet bei Heroin durch intravenöse Injektion, Schnupfen oderFolienrauchen (inhalativ) statt, bei Hustenmitteln meist oral.

Wichtige Wirkungen sindEuphorie (sich „wie in Watte gebettet“ fühlen), zentrale Dämpfung, Schläf-rigkeit, verlängerte Reaktionszeit, extreme Verengung der Pupillen.

Bei chronischem Konsumkommt es zu massiver psychischer und physischer Abhängigkeit(Entzugssyndrom!) sowie zu Heroin-Todesfällen.

Massive Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeitliegt sowohl im akuten Rausch als auch während des Entzugs vor.

Gewinnung, Herstellung

Opiate: Direkt oder teilsynthetisch aus Schlafmohn, z.B. Heroin, Morphin,Codein, Dihydrocodein.

Opioide: Vollsynthetische, morphinähnlich wirkende Stoffe.

Beispiele:

Wirkstoff (*) Handelsname (Beispiele)

Methadon, LevomethadonPethidinBuprenorphinTilidinPentazocinTramadol

BtMBtMBtMBtMBtMRP

L-Polamidon

Dolantin

Temgesic

Valoron N

Fortral

Tramal

(*) RP: rezeptpflichtig; BtM: Medikament unterliegt der Betäubungsmit-telverschreibungsverordnung (BtMVV)

Opiate/Opioide 54

Ausweich- und Substitutionsmittel:

Starke Hustenmittel: Dihydrocodein (DHC, Remedacen, DHC-Saft),Codein

Schlaf- und Beruhigungsmittel: Barbiturate (in der BRD seit 1.1.95 außerHandel), Flunitrazepam (Rohypnol), Diazepam (Valium)

Erscheinungsbild

• Morphin: weißes bis braunes Pulver, weiße Tabletten, Ampullen• Heroin: weißes, beiges, braunes oder dunkelbraunes Pulver oder

Granulat• Medikamente: Tabletten, Kapseln, Flüssigkeit

Konsummuster

Heroin wird injiziert, geschnupft (seltener) oder geraucht (seltener).

Akute Wirkung

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

• Euphorie, Schmerz- und Konfliktfreiheit, Gefühl der Erleichterung• Sich „wie auf und in Watte gebettet“ fühlen• Orgastische Körpergefühle im Unterleib, insbesondere unmittelbar

nach der Injektion• Gleichgültigkeit, Benommenheit, Schläfrigkeit

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

• Benommenheit und Schläfrigkeit, langsame Bewegungen• Motorische Störungen• Extreme Pupillenverengung, hängende Augenlider• Verwaschene Sprache• Häufiges Lecken der Lippen (Mundtrockenheit)• Plötzlicher Wechsel zwischen Erregungszustand und „weggetreten

sein“• Atemstörungen, Gefahr von Krampfanfällen

Opiate/Opioide 55

Chronisches Wirkungsbild

Schwere psychische und physische Abhängigkeit, Toleranz, Do-sissteigerung, vorzeitige Alterung, Verwahrlosung, krankhafter Zahnstatus,Polytoxikomanie, Todesfälle, Infektionen (Hepatitis, AIDS).

Verkehrsrelevante Wirkungen

• Zentrale Dämpfung, Sedierung mit reduzierter geistiger Aktivität,verlangsamter Motorik und verlängerter Reaktionszeit

• Schläfrigkeit, Apathie• Gleichgültigkeit• Extreme Pupillenverengung• Motivationsverlust• Wesensveränderung

Dies gilt auch bei therapeutischer Dosierung der oben genannten Ausweich-und Substitutionsmittel!

Toxikologischer Nachweis

• Blut: bis etwa 8 Stunden (Nachweis von Morphin)• Urin: etwa 2 bis 3 Tage

Opiate/Opioide 56

Cocain 57

COCAIN(Vgl. auch Amphetamin!)

Cocainwird aus dem Coca-Strauch gewonnen.

Die wichtigsten Wirkungen sindPupillenerweiterung (lichtstarr), zentrale Stimulation (aufputschend),Euphorie, Konzentrationsverlust, Ratlosigkeit, Dosissteigerung, subjektivesGefühl der geistigen Leistungssteigerung bei objektiver Leistungseinbuße.

Bei chronischem Konsumkommt es zu massiver psychischer Abhängigkeit und Psychosen.

Der Entzugist durch schwere Depressionen gekennzeichnet.

Massive Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeitliegt sowohl im akuten Rausch als auch während des Entzugs vor.

Gewinnung

Cocain wird aus den Blättern des Coca-Strauches gewonnen. Dieser wird inden südamerikanischen Anden angebaut (Bolivien, Kolumbien, Peru).

Erscheinungsbild

Cocain-Hydrochlorid („Schnee“, „Koks“) ist ein kristallines, weißes, seidigglänzendes Pulver, das auch zu Platten gepreßt in den Handel kommt.

Coca-Paste ist ein noch unreines, beigefarbenes, pastös-bröckligesVorprodukt.

„Crack“ ist Cocain-Base (beige, bröcklig). Die Herstellung erfolgt ausCocain-Hydrochlorid unter Zusatz einer anorganischen Base, z.B.Backpulver.

Cocain 58

Konsummuster

Cocain wird meistgeschnupft, Coca-Paste und Crackwerden geraucht(Abb. S6-1), häufigjedoch in Verbindungmit Heroin:Spezialfall „Speed-ball“, „Cocktail“:Die Mischung vonCocain und Heroinwird intravenös in-jiziert.

Akute Wirkung

Das akute Wirkungsbild ist dem des Amphetamin ähnlich, die Rauschdauermit 10 bis 45 Minuten jedoch wesentlich kürzer.

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

• Euphorie• Zentrale Stimulation• Schlaflosigkeit• Unterdrückung des Hungergefühles und der Müdigkeit• Verkennung der Umwelt mit Erlebnisveränderungen

Bei abnehmender Wirkung:

• Körperliche sensorische Trugwahrnehmungen (Spinnen oder Käferunter der Haut, Kribbeln, Ameisenlaufen): Halluzinationen

• Angstgefühle• Verfolgungswahn

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

• Pupillenerweiterung• Redseligkeit, Ideenflucht• Rastlosigkeit, Bewegungsdrang

Abb. S6-1

Cocain 59

• Euphorie• Risikobereitschaft, Doping-Wirkung• Schmerzunempfindlichkeit

Chronisches Wirkungsbild

Steigerung der Tagesdosis, möglicher Verlust des natürlichen Schlaf-Wachrhythmus bei Gebrauch und Wechselgebrauch von „Uppers“ und„Downers“ mit Polytoxikomanie als Folge, Halluzinationen, Mißtrauen,Charakterveränderungen, Verfolgungswahn, Gewalttätigkeit, Abmagerung,Nasenschleimhautentzündung.

Verkehrsrelevante Wirkungen

• Gefühl der Leistungssteigerung bei objektiver Leistungseinbuße undverminderter Selbstkritikfähigkeit

• Nachlassende Konzentration, Ideenflucht• Verminderte Aufmerksamkeit• Reizbarkeit, Aggressivität• Erweiterte Pupillen ohne Helladaptation: Blendung

Toxikologischer Nachweis

Im Blut etwa ½ bis 1 und im Urin etwa 2 bis 3 Tage nach letzmaligemKonsum nachweisbar.

Cocain 60

Amphetamine 61

AMPHETAMINE(Vgl. auch Cocain!)

Amphetaminewerden synthetisch hergestellt → Amphetamin und Methamphetamin.

Die wichtigsten Wirkungen sindPupillenerweiterung (lichtstarr), zentrale Stimulation (aufputschend), Kon-zentrationsverlust, Rastlosigkeit, Dosissteigerung, subjektives Gefühl derLeistungssteigerung bei objektiver Leistungseinbuße.

Bei chronischem Konsumkönnen massive psychische Abhängigkeit und Psychosen auftreten.

Der Entzugist durch schwere Depressionen gekennzeichnet.

Massive Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeitliegt sowohl im akuten Rausch als auch während des Entzugs vor.

Herstellung, Stoffe

Amphetamine werden durchwegs synthetisch aus einfachen Aus-gangschemikalien hergestellt.

Beispiele:

• Amphetamin, Methamphetamin (Szene-Jargon: „Speed“)• Medikamente mit amphetaminartiger Wirkung:

Beispiele:

Wirkstoff (*) Handelsname (Beispiele)

FenetyllinMethylphenidatAmphetaminil

BtMBtMRP

Captagon

Ritalin

AN 1

(*) RP: rezeptpflichtig; BtM: Medikament unterliegt der Betäubungsmit-telverschreibungsverordnung (BtMVV)

Erscheinungsbild

Weiße bis beigefarbene, selten gefärbte Pulver oder Tabletten. Illegalgefertigte Amphetamine besitzen oft einen intensiven „chemischen“ Geruchnach den Ausgangschemikalien !

Amphetamine 62

Konsummuster

Während der Einstiegsphase in den Amphetamin-Mißbrauch meist oraleAufnahme. Dosis ab 10 Milligramm. Später zunehmend ausschließlichintravenöse (i.v.) Injektion. Gelegentlich inhalativ (Rauchen).

Akute Wirkung

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

• Zentrale Stimulation (aufputschend), gleichbedeutend mit einerAntriebssteigerung und damit verbundener Stimmungsaufhellung

• Euphorie ist eher wenig ausgeprägt• Subjektiv gesteigerte Konzentrationsfähigkeit• Appetitlosigkeit, mangelndes Durstgefühl• Entwicklung eines fast krankhaften Willens zum Zuendeführen einer

u.U. sinnlosen Tätigkeit

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

• Nervosität• Geschwätzigkeit• Motorische Unruhe• Objektive Unfähigkeit, sich zu konzentrieren (Ideenflucht)• Unfähigkeit, folgerichtig zu denken• Erweiterte, lichtstarre Pupillen• Zähneknirschen• Zittern, Schlaflosigkeit

Chronisches Wirkungsbild

Massive psychische Abhängigkeit vom Amphetamin-Typ, Dosissteigerungbis zu mehreren Gramm pro Tag, wiederholter Konsum über mehrere Tageund Nächte mit anschließendem pathologischem Schlafzustand,halluzinatorisch-paranoide Psychosen, Gewalttätigkeit, Depressionen,wechselnde Anwendung von aufputschenden und schlafinduzierendenMitteln, Abmagerung, körperliche Auszehrung

Amphetamine 63

Verkehrsrelevante Wirkungen

Siehe hierzu Fallbeispiel (Abb. S7-1) • Überschätzung der körperlichen Leistungsfähigkeit• Übersteigertes Selbstwertgefühl• Fehleinschätzung der gegebenen Situation• Realitätsverlust, Verwirrtheit• Erweiterte, lichtstarre Pupillen („Lichtüberflutung“ bei Helligkeit,

fehlende Helladaptation des Auges)• Dramatischer Leistungsabfall in der Entzugsphase!

Toxikologischer Nachweis

• Im Blut: bis ca. 24 Stunden nach letztmaligem Konsum• Im Urin evtl. 2-3 Tage nach letztmaligem Konsum

Abb. S7-1: Auth. Fallbeispiel

Amphetamine 64

Designerdrogen 65

DESIGNERDROGEN

Designer- oder „Disco“-Drogenwerden durch chemische Abwandlung bekannter Betäubungsmittel syn-thetisch hergestellt.

Die wichtigsten Vertreterin Deutschland sind MDMA („Ecstasy“), MDEA („Eve“) und MBDB.Diese werden meist in Techno-Discos und bei Rave-Parties konsumiert.Konsumform sind weiße oder farbige Tabletten.

Die gewünschte Wirkungder Designerdrogen: Sie wirken aufputschend und kommunikations-fördernd.

Es besteht die Gefahrlebensgefährlicher Zwischenfälle.

Die Fahrtüchtigkeit wird beeinträchtigt durchübersteigertes Selbstbewußtsein, Enthemmung und Verwirrtheit sowieErschöpfungszuständen bei abnehmender Wirkung.

Definition

Die Herstellung vonDesignerdrogen erfolgtdurch geringfügige,aber gezielteAbwandlung der Mo-lekülstruktur (also derchemischen Struktur)bekannter Betäu-bungsmittel (BtM)(Abb. S9-1).

Amphetamin-Derivate

Überwiegend halluzinogen wirkende Amphetamin-Derivate (treten schonlängere Zeit in Deutschland nicht mehr auf): DMA, TMA, DOM, DOB,DON

„Disco-Drogen“: MDA, MDMA („Ecstasy“,“Adam“), MDEA („EVE“),MBDB. Diese Drogen werden inzwischen durchwegs als „Ecstasy“bezeichnet.

Abb. S9-1

Designerdrogen 66

Erscheinungsbild, Konsummuster, Dosierung

Weiße, graue oder farbige Tabletten, z.T. mit Phantasie-Prägungen.Zunächst wird meist 1 Tablette genommen. Wenn die Wirkung nachläßt eineweitere Tablette oder nach und nach auch mehrere (sog. „Booster“).

Akute Wirkung

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

• Erzeugung eines „ozeanischen“ Wir-Gefühls• Emotionale Enthemmung, Wahrnehmung von Gefühlswärme• Gefühl erhöhter Konzentrationsfähigkeit• Realitätsgerechte Verstärkung der Körperempfindungen• Antriebssteigerung• Bei Überdosierung Verwirrtheit, Halluzinationen, Psychosen

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

• Gesteigertes Kommunikationsbedürfnis• Gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit• Ruhelosigkeit• Erhöhung von Pulsfrequenz und Blutdruck• Starker Anstieg der Körpertemperatur durch Störung des

Thermoregulationssystems• Schwitzen, Flüssigkeitsverlust (Tanzen!)• Kiefermuskelkrämpfe (Zähneknirschen)

Chronisches Wirkungsbild

Depressionen nach Absetzen deuten auf mögliche psychische Abhängigkeithin, Verfolgungswahn, zuweilen Persönlichkeitsveränderungen,Appetitmangel

Designerdrogen 67

Verkehrsrelevante Wirkungen

• Steigerung des Selbstwertgefühls: Fahren mit überhöhter Ge-schwindigkeit

• Mißverhältnis zwischen gesteigerter körperlicher und einge-schränkter psychischer Leistungsfähigkeit

• Emotionale Enthemmung• Überhitzung, Herzrasen• Verwirrtheit• Völlige Erschöpfung nach Abklingen der Wirkung

Toxikologischer Nachweis

Designerdrogen sind im Blut etwa 1 Tag, im Urin 2 bis 3 Tage nachletztmaligem Konsum nachweisbar.

Designerdrogen 68

Halluzinogene 69

HALLUZINOGENELSD

wird meist in Form von „Comic-Trips“ konsumiert. Die Dosis ist mit 40bis 50 Mikrogramm extrem niedrig.

LSD führt zu einem zwanghaft durchlebten Traumzustand mitIllusionen, Halluzinationen, Gefühl der Omnipotenz (z.B. fliegen zukönnen), Verwirrtheit, Aggressivität, Gewaltdelikten, Störungen derAufmerksamkeit, der Koordination, des Gleichgewichts und der Orien-tierung.

Als unerwünschte Nebenwirkungenkönnen „Horror-Trips“ auftreten.

Fahruntüchtigkeitliegt grundsätzlich während des Rauschs vor.

Zusätzliche Gefahrbesteht in Form eines Echo-Rausches.

Stoffe, Gewinnung, Herstellung

LSD (=Lysergsäurediethylamid) wird teilsynthetisch aus Mutterkorn-Alkaloiden hergestellt. Psilocybin, Psilocin finden sich in Pilzen derGattung Psilocybe: „Magic Mushrooms“. Mescalin wird entwedersynthetisch gewonnen oder als Inhaltsstoff des Peyote-Kaktus LopophoraWilliamsii (selten).

Erscheinungsbild von LSD

Bunt bedruckte, kleine Papierquadrate, meist zum Abreißen perforiert(„Comic Trips“) oder bunte, kleine Tablettchen, Sternchen, Herzchen.

Konsummuster

LSD, Psilocybin und Mescalin werden oral aufgenommen. Die Dosierungvon LSD ist außergewöhnlich niedrig: 20 bis 50 Millionstelgramm reichenaus für einen 8 bis 12 stündigen Rausch („Reise“, „Trip“).

Halluzinogene 70

Akute Wirkung

Die Wirkung ist abhängig von der Ausgangsstimmungslage.

Vom Konsumenten empfundene Wirkungen:

Illusionen und Wahnvorstellungen, Halluzinationen

Nach außen hin feststellbare Wirkungen:

Verwirrtheit, Zittern, Gänsehaut, Desorientierung, Schwitzen, Sprech-schwierigkeiten, Pulsfrequenz und Blutdruck erhöht, motorische Störungen,Pupillenerweiterung, Horrortrips mit Gewalttätigkeit bei negativerStimmungslage vor dem „Trip“, tödliche Unfälle

Chronisches Wirkungsbild

• Über die Ausbildung einer Abhängigkeit vom „Halluzinogen-Typ“ist wenig bekannt

• Durch LSD ausgelöste Psychosen von u.U. monatelanger Dauer mitVerstimmung, Verwirrtheit, Antriebsarmut, Verfolgungswahn

• Echo-Räusche („Flash-Back“) sind nicht selten

Verkehrsrelevante Wirkungen

• Verwirrtheit, Anzeichen und Äußerungen wahnhaften Erlebens• Gestörte Aufmerksamkeit, bis zum völligen Verlust• Koordinationsstörungen• Gleichgewichtsstörungen• Halluzinationen• Panik, Verfolgungswahn• Verlust der Realitätsbezogenheit

Toxikologischer Nachweis

Über die Nachweisdauer ist noch wenig bekannt. Es wird angenommen, daßLSD im Blut nur wenige Stunden, im Urin etwa 12 Stunden nachletztmaligem Konsum nachweisbar ist.

Kombinationswirkungen 71

KOMBINATIONS-WIRKUNGEN

Wirkungen einzelner Drogenkönnen sich überlagern, addieren, potenzieren oder aufheben.

Aus der Kenntnis der Wirkungender einzelnen Drogen kann abgeleitet werden, welche Kombinationswir-kungen bei der Einnahme verschiedener Drogen zu erwarten sind.

Die Kombinationswirkungnach der Einnahme mehrerer Drogenarten kann von den Symptomen einereinzelnen Drogenart stark abweichen. Das Erkennen der verschiedeneneingenommenen Drogen allein aufgrund der kombinierten Wirkung ist oftschwierig.

Im Verlaufe der Zeitkann sich die Wirkung, je nach Einnahmeweg und Drogenart, starkverändern.

Kombinierter Drogenkonsum (Polytoxikomanie)

Den suchtgeprägten, gleichzeitigen Konsum mehrerer Drogen oderMedikamente nennt man Polytoxikomanie. Häufig werden folgendeKombinationen beobachtet:

Grundkonsum bevorzugter Beikonsum

Heroin Cocain, Codein, Dihydrocodein, Benzodiazepine

Methadon Cannabis, Heroin, Cocain, Benzodiazepine

Cocain Alkohol, Benzodiazepine

Cannabis Alkohol

Amphetamine Cannabis, Cocain, LSD, Designerdrogen

Designerdrogen Cannabis, Cocain, LSD, Amphetamine

Benzodiazepine Alkohol, andere Benzodiazepine

Kombinationswirkungen 72

Wechselwirkungen

Werden zwei oder mehrere Drogen gleichzeitig eingenommen, entfaltet -vereinfacht dargestellt - jede Droge grundsätzlich ihre eigenen,charakteristischen Wirkungen:

Die Gesamtheit der zu erwartenden Wirkungen und der zu beob-achtenden Symptome resultiert somit aus der Kombination allerWirkungen der Einzeldrogen.

Je nach Wirkungsart und Wirkungsverlauf der eingenommenen Drogenkönnen eine Reihe von verschiedenen Wechselwirkungen auftreten.

Der additive Effekt

Von additiver Wirkung spricht man, wenn zwei oder mehrere Drogen diegleiche Wirkungsart entfalten. Rechnerisch gesehen drückt sich das wie folgtaus:

1 und 1 ⇒⇒ 2

Treten gewisse Syptome besonders deutlich zutage, so ist nicht nur andie Einnahme einer sehr hohen Dosis zu denken, sondern ebenfalls andie Einnahme von zwei (oder mehreren) Wirkstoffen mit gleicherWirkungsart.

Der überadditive Effekt

1 und 1 ⇒⇒ 3

Überadditive Wirkungsverstärkungen beobachtet man in der Regel bei derkombinierten Einnahme von Benzodiazepinen und Alkohol sowieBarbituraten und Alkohol.

Die überadditive Wirkung ist in der polizeilichen Praxis besonderswichtig, da sie zu sehr massiven Ausfällen führen kann, die anfänglichkaum zu erklären sind (andererseits können massive Ausfälle natürlichauch auf sehr hohe Dosen zurückgeführt werden).

Kombinationswirkungen 73

Der antagonistische Effekt

Wenn zwei verschiedene Drogen entgegengesetzte Wirkungen entfalten,spricht man von einem antagonistischen Effekt. Die beiden Wirkungenkönnen sich im Extremfall sogar aufheben. Der antagonistische Effekt kannam besten mit dem Seilziehen verglichen werden. Wenn zwei gleichstarkeMannschaften an einem Seil in entgegengesetzter Richtung ziehen, so wirdsich das Seil kaum bewegen. Die Kräfte wirken antagonistisch; sie hebensich gegenseitig auf oder halten sich die Waage. Mathematisch ausgedrücktergibt sich folgender Ausdruck:

1 und (-1) ⇒⇒ 0

Erst wenn sich die Kräfte der einen Mannschaft schneller erschöpfen, wirdsich das Seil in Richtung der anderen Mannschaft bewegen.

Antagonistische Effekte erschweren das Erkennen der beteiligtenDrogen in hohem Masse und führen rasch zu Fehleinschätzungen: Sokönnte man im Falle von gleichzeitigem Konsum von Cocain undHeroin in einer gewissen Phase zur (Fehl)-Einschätzung kommen, daßdie untersuchte Person weder Cocain noch Heroin konsumiert hat!

Wirkungsverlagerungen im Verlaufe der Zeit

Wenn zwei oder mehrere Drogen gleichzeitig eingenommen werden,entfaltet zwar jede Droge grundsätzlich ihre eigene Wirkung. Da sich dieWirkungsstärke jeder einzelnen Droge im Verlaufe der Zeit ändert, istgerade bei der kombinierten Einnahme ein variierender Wirkungsverlaufhäufig. Hinzu kommt, daß die Drogenart nicht alleine den Wirkungsverlaufbestimmt. Auch der Einnahmeweg kann die Zeit bis zum Wirkungseintrittund die Wirkungsdauer beeinflussen.

Die zu erwartenden Wirkungen oder die zu beobachtenden Symptomekönnen somit abhängig von der Art der eingenommenen Droge unddem Einnahmeweg im Verlaufe der Zeit stark variieren.

Bei der kombinierten Einnahme mehrerer Drogen können die Verhältnissenoch komplexer werden. Hier können im Verlaufe der Zeit unterUmständen sogar unterschiedliche Wirkungen auftreten. Formelmäßigdargestellt ergibt sich eine reichlich verwirrende Gleichung:

Kombinationswirkungen 74

1 und 1 ⇒⇒ ?

Der Polizeibeamte muß auf Verhaltens- und Symptomveränderungenim Verlaufe der Zeit achten; angefangen vom ersten Kontakt mit einerverdächtigen Person bis zu deren Entlassung.

Übersicht

In Abb. S-10-1 sind die wichtigsten Wechselwirkungen dargestellt. DaDrogen recht unterschiedliche Einzelwirkungen und Kombinati-onswirkungen entfalten können, handelt es sich dabei nur um eine allgemeingehaltene Zusammenfassung.

Abb. S10-1

Kombinationswirkungen 75

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 75

VERDACHTSGEWINNUNG/BEWEISSICHERUNG

Für die Polizeiist die Verdachtsgewinnung Grundlage zur Entdeckung drogenbeeinflußterVerkehrsteilnehmer.

Der erste Verdachtunterscheidet sich zumeist nicht vom Trunkenheitsverdacht.

Verdachtsmomentekönnen sich aus Fahrweise, Unfallhergang bzw. Verhalten ergeben.

Erfahrung und Geschickdes Polizeibeamten können einzelne Anhaltspunkte zu einem schlüssigenVerdachtsbild abrunden.

Die Dokumentationaller Verdachtsmomente ist unerläßlich.

Die Checklistegewährleistet eine lückenlose Dokumentation durch alle Phasen derVerdachtsgewinnung und ist damit bereits wichtiger Bestandteil derBeweissicherung.

Für das Gerichtist eine sorgfältige Beweissicherung Voraussetzung für gerechte Entschei-dungen.

Vorwort

Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb ein Verkehrsteilnehmer auffälligwerden kann. Darunter fallen z.B. technische Defekte am Fahrzeug,ungewöhnliches Verkehrsverhalten oder Fahrfehler. Erkennung undErgründung der Ursache solcher Auffälligkeiten bis hin zur Sistierung desFahrers wird hier mit dem Ausdruck „Verdachtsgewinnung“ umschrieben.In der Praxis wird es, wenn sich Verdachtsmomente ergeben, einenfließenden Übergang zu den beweissichernden Maßnahmen geben.

Diese Unterrichtseinheit beschäftigt sich zunächst mit dem Erkennen vonVerkehrsteilnehmern, die unter dem Einfluß von Drogen und/oderMedikamenten ein Kraftfahrzeug führen.

Im unmittelbaren Zusammenhang wird auf Umfang und Methodik derDokumentation und Beweissicherung eingegangen.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 76

Die Beweissicherung dient allein dazu, die Beobachtungen, die zu demVerdacht einer Beeinflussung durch Betäubungsmittel oder Medikamenteführten, zu verfeinern, zu dokumentieren, Proben zu sichern und sinnvolleUntersuchungen zu veranlassen um letztlich dem Gericht, u.U. mit Hilfe desArztes bzw. Sachverständigen, ein richtiges Bild des Angeklagten zuvermitteln. Vor seiner Entscheidung soll der Richter sich aus den Fakteneine Überzeugung bilden, die „keine vernünftigen Zweifel“ mehr zuläßt.Auffälligkeiten und Fahrfehler müssen so dokumentiert werden, als wärenBlutprobe, Urinprobe und toxikologische Analysen als Beweismittel nichtverfügbar.

Zielrichtungen der Beweissicherung

Fahrtüchtigkeit: Hierauf wird in der Unterrichtseinheit „Rechtsfragen“ausführlich eingegangen. Relevant sind hier §§ 315c, 316 StGB.

Fahreignung: Aus dem Gutachten „Krankheit und Kraftverkehr“ desGemeinsamen Beirates für Verkehrsmedizin:

„Wer vom Alkoholgenuß oder vom Genuß anderer organischer Lösungenoder von Schlafmitteln, Psychopharmaka, Stimulanzien, Analgetika odervon Halluzinogenen bzw. von Kombinationen dieser Stoffe abhängig ist,kann kein Kraftfahrzeug führen.

Wer, ohne abhängig zu sein, regelmäßig Stoffe der oben genannten Art zusich nimmt, die entweder durch ihre lange Wirkungsdauer oder durchintervallären Wirkungsablauf die körperlich-geistige Leistungsfähigkeiteines Kraftfahrers ständig unter das erforderliche Maß herabsetzen oderdie durch den besonderen Wirkungsablauf jederzeit unvorhersehbar undplötzlich seine Leistungsfähigkeit vorübergehend beeinträchtigen können,ist ebenfalls zum Führen von Kraftfahrzeugen aller Klassen ungeeignet.“

Schon jetzt sollte daran gedacht werden, daß u.U. die Beweise für eineFahruntüchtigkeit nicht ausreichen, die Verwaltungsbehörden aber voneiner generellen Fahruntauglichkeit ausgehen werden.

Es sind deshalb, soweit rechtlich zulässig, Beweise zu sichern für dieregelmäßige Aufnahme von Drogen oder zentralwirksamen Medikamentenoder eine Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 77

Desweiteren im Hinblick auf Schuldfähigkeit (§§ 20, 21, 323 StGB),Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen (§ 20 StGB), verminderteSchuldfähigkeit (§ 21 StGB) und Vollrausch (§ 323a StGB).

Bei Personen, die sich nicht offensichtlich im Vollrausch befinden, ist stetsdaran zu denken, daß sie sich später in dieser Richtung einlassen könnten.Beweise für eine örtliche und zeitliche Orientiertheit sowie folgerichtigesDenken und Reagieren sind deshalb ebenso zu sichern bzw. zuprotokollieren, wie die Beweise für eine Beeinträchtigung.

„Checkliste“

Zusätzlich wird eine „Checkliste“ vorgestellt, die gleichzeitig der Do-kumentation der zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit relevanten Be-obachtungen der Polizeibeamten dient. Im folgenden wird dieser Fra-gebogen - „Polizeiliche Feststellungen zur Beeinträchtigung derFahrtüchtigkeit“ mit „Checkliste“ bezeichnet. Ein Mustervordruck befindetsich im Anhang dieses Begleitheftes.

Phasen von Verdachtsgewinnung und Beweissicherung

Abb. VB-1

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 78

Der Gesamtkomplex von Verdachtsgewinnung und Beweissicherung wirdzur besseren Übersicht in drei Phasen aufgegliedert. In jeder der Phasen giltes, eine Entscheidung zu treffen, die sich aus den vorangegangenenBeobachtungen ergibt (Abb. VB-1).

Phase 1: Das Fahrzeug im fließenden Verkehr

Nicht immer sind bei Rauschmitteleinfluß Fahrunsicherheiten zu be-obachten. Unterschiedlich sind auch die Ursachen, die zu auffälligemFahrverhalten führen. Im folgenden werden Beispiele für erkennbareAnzeichen im einzelnen aufgeführt.

Auffällige Fahrweise, Beobachtungen

Die Anzeichen müssen dabei immer in Relation zu den äußeren Be-dingungen wie Witterung, Sichtverhältnisse und Fahrbahnzustandgesehen werden. Die juristische Beweiskraft einzelner Anzeichen darf dabeiallerdings nicht überschätzt werden. Einzig das Fahren in Schlangenlinienbesitzt in der Rechtsprechung genügend Beweiskraft, um als alleiniges IndizFahruntüchtigkeit durch den Genuß von Alkohol oder Rauschmitteln zubelegen. Alle anderen Fahrfehler, aber auch Verhaltensauffälligkeiten undkörperliche Ausfallerscheinungen reichen vor Gericht als alleinigesBeweismittel nicht aus. Zur schlüssigen Beweisführung ist zumindest eineKombination von körperlicher Ausfallerscheinung und Fahrfehlernotwendig.

In gewisser Hinsicht muß sich der Polizeibeamte in dieser Situation als„Jäger und Sammler“ betätigen, denn hier gilt, daß die Summe mehr ist, alsdas Ergebnis der Addition der beobachteten Auffälligkeiten, wie z.B.:

• Orientierung direkt an der Fahrbahnmarkierung• Befahren der Mittellinie• Unangepaßtes Lenkmanöver, Schleudern• Konkrete Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer• Beinahezusammenstöße mit Gegenständen an der Fahrbahn• Fahren auf gesperrten Straßen• Fahren ohne Licht• Auffällig langsames oder schnelles Fahren• Zu dichtes Auffahren• Falsche Betätigung des Fahrtrichtungsanzeigers• Fahren in den Gegen- oder kreuzenden Verkehr• Abruptes oder verkehrswidriges Abbiegen• Weites Ausholen beim Abbiegen

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 79

• Anhalten an ungeeigneter Stelle• Langsame Reaktion an der Ampel• Abruptes Beschleunigen oder Abbremsen• Grundloses Halten auf der Fahrbahn

Fahrzeugbedienung

Ein Fahrzeugführer, der unter dem Einfluß von Alkohol steht, kann seinFahrzeug aufgrund der physischen und psychischen Wirkungen desAlkohols nicht mehr mit der gebotenen Sicherheit bedienen. DieAusfallerscheinungen können Ausmaße erreichen, daß der Fahrer trotzausreichender Fahrpraxis „wie ein Anfänger“ fährt. Gleiches gilt für Drogen-und Medikamenteneinfluß. Typisch sind also auch Fehler, die mit demÜberbegriff „unsichere Fahrzeugbedienung“ zusammengefaßt werdenkönnen.

Unsichere Fahrzeugbedienung - Beispiele

• Abwürgen des Motors beim Anfahren• Unsicheres Schalten• Aufheulen des Motors

Die „geteilte Aufmerksamkeit“

Das Führen einesKraftfahrzeuges istein Vorgang, der ausdem Zusammenspielmehrerer einzelnerHandlungen besteht,die gleichzeitig ausge-führt werden (Abb.VB-2).

Sicheres Fahren setztdie Fähigkeit voraus,zwischen den oben

genanntenHandlungen die aktuell erforderlichen herauszugreifen, ohne die anderenzu vernachlässigen. Mit anderen Worten handelt es sich hier um dasVermögen, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren.

Abb. VB-2

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 80

Von einem nüchternen, gesunden und ausgeruhten Verkehrsteilnehmerwird diese „geteilte Aufmerksamkeit“ mühelos beherrscht. Bei ihm läuftdas Autofahren und somit das Zusammenspiel von Gasgeben, Bremsen,Lenken, Kuppeln, Schalten usw. „automatisch“ ab. Da sich der Autofahrernicht mehr auf diese Handlungen konzentrieren muß, besitzt er nochausreichende Leistungsreserven zur sicheren Bewältigung zusätzlicherHandlungen. Er kann beispielsweise einen Teil seiner Aufmerksamkeit (unddamit seiner Leistung) darauf verwenden, Radio zu hören oder sich mit demBeifahrer zu unterhalten.

Bei einem alkohol- oder drogenbeeinflußten Fahrzeugführer ist jedoch trotzder Abschaltung aller Nebenreize, und somit der maximalen Ausschöpfungder Leistungsreserven, die Leistungsbereitschaft bereits so weitausgeschöpft, daß die Schwelle zur Unfallgefahr schon durch das Auftretengeringer Störgrößen sehr schnell überschritten ist. Er reagiert zu spät oderüberhaupt nicht auf die Änderung der Verkehrssituation. Da sich der Fahrermit seiner gesamten Aufmerksamkeit auf jeweils eine bestimmte Handlung,z.B. auf den Gangwechsel, konzentrieren muß, fährt er wie ein Anfänger.Aber auch alltägliche Situationen können einen beeinträchtigten Fahrerüberfordern, so daß dieser zum Beispiel an einer Straßenkreuzung einfachstehenbleibt. Die Fahrtauglichkeit ist nicht mehr gewährleistet. Unerwartete,unangemessene und für andere Verkehrsteilnehmer gefährliche Reaktionensind die Folgen.

Fehlreaktionen infolge mangelnder Leistungsreserven beschränken sichjedoch keineswegs nur auf relativ komplizierte Vorgänge wie dasAutofahren, sondern treten auch bei der Bewältigung verhältnismäßigsimpler Handlungen auf. Diese Erkenntnis bildet auch die Grundlage dereinfachen psychophysischen Tests, auf die im letzten Kapitel dieses Scriptsnoch ausführlich eingegangen wird.

Fahrzeugmängel, -zustand

Häufig befinden sich die Fahrzeuge von Drogenabhängigen in sehrschlechtem Pflegezustand. Insbesondere relativ leicht zu behebende Mängelwerden ignoriert. Beispiele: Fehlerhafte Beleuchtung, lautesAuspuffgeräusch, sehr ungepflegter Allgemeinzustand, Beulen an Kotflügel,Front- und Heckstoßfänger, alte, unreparierte Unfallschäden etc. Allgemeinkann festgestellt werden, daß sich aus dem Fahrzeugzustand eine Analogiezur Lebensphilosophie des Fahrers herleiten läßt. Zweideutige, oder aucheindeutige Bemalung, Beschriftung oder Aufkleber („Keine Nacht ohneDrogen“) etc. lassen unter Umständen bereits auf Lebenswandel und -einstellung schließen.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 81

Fahrbahn, Witterung

Witterung und Fahrbahnbeschaffenheit müssen protokolliert werden. Esmuß sichergestellt werden, daß beobachtete Fahrfehler nicht später,fälschlicherweise auf „eine rutschige Fahrbahn“ oder eine „unebeneBeschaffenheit der Fahrbahnoberfläche“ geschoben werden.

Verhalten der Insassen

Sofern es möglich ist, die Insassen während der Fahrt zu beobachten, sokann deren Verhalten durchaus Anhaltspunkte auf Drogenkonsum liefern.

• Starrer Blick• Krampfhaftes Umklammern des Lenkrads• Gesicht sehr nahe an der Windschutzscheibe (der Fahrer will „die

Fahrbahn näher zu sich heranholen“)• Betont lässige Sitzposition• Lebhafte, bewegungsvolle Kommunikation mit anderen Fahr-

zeuginsassen• Auffällige Stimmung (Ausgelassenheit, Überschwenglichkeit)• Übermäßige Lautstärke der Musikanlage, insbesondere mit

szenentypischer Musik (Techno)• Anzügliches oder merkwürdiges Gestikulieren• Auffälliges Hinauslehnen des Kopfes aus dem Fenster• Trinken im Fahrzeug• Handlungen, die auf die Vorbereitung eines BtM-Konsums

schließen lassen• Auffälliges Hantieren unterhalb der Sichtlinie• Gegenstände werden aus dem Fenster geworfen

Beobachtungen beim Anhalten

Die Art und Weise, in der der Fahrer sein Fahrzeug nach dem Haltesignalzum Stillstand bringt, wird den Verdacht, der Fahrer könnte unter demEinfluß von Rauschmitteln stehen, vielleicht erhärten. VerdächtigeReaktionen auf die Aufforderung, das Fahrzeug anzuhalten, können sein:

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 82

• Ein Fluchtversuch• Überhaupt keine Reaktion• Stark verzögerte Reaktion (zwecks Zeitgewinnung zur Ver-

dunkelung von Asservaten)• Stark überzogenes Lenkmanöver• Unmittelbares Anhalten durch Vollbremsung• Streifen des Randsteines oder eines sonstigen Gegenstands• Anhalten an völlig ungeeigneter, sich jedoch gerade bietender

Gelegenheit• Bricht im Fahrzeug bei den Insassen plötzlich Hektik aus (etwa beim

Versuch, Asservate schnellstmöglich zu verstekken)?

Phase 2: Kontakt mit dem Fahrer -Beobachtungen beim Antreffen

Während in Phase 1 das Fahrzeug im Straßenverkehr die erstenAnhaltspunkte lieferte, beinhaltet Phase 2 in erster Linie die Beobachtungder verdächtigen Person und des Fahrzeuginnenraumes.

Phase 2 beginnt mit der Annäherung an das zum Stillstand gekommeneFahrzeug, der Beobachtung des Fahrers aus der Nähe und einem erstenGespräch mit ihm, während er noch im Fahrzeug sitzt. Zu diesem Zeitpunktkann sich der Verdacht, irgend etwas könnte mit dem Fahrer nicht inOrdnung sein, bereits ergeben haben. Es kann aber auch sein, daßmomentan eigentlich noch kein begründeter Verdacht vorliegt.

Reaktion des Fahrers

Steht der Polizeibeamte dem Verdächtigen erstmals gegenüber, so ist einvorschnelles Urteil über dessen Reaktion auf das Anhalten zu vermeiden.Unsicherheit und Nervosität unmittelbar nach dem Anhaltevorgang kommennicht häufig vor, da der Verkehrsteilnehmer zunächst den Grund derKontrolle nicht kennt. Falls diese Unsicherheit im Verlaufe des Gesprächsverschwindet, wird man die Reaktion als „unauffällig“ bezeichnen. Eine„verzögerte“ Reaktion kann durchaus die natürliche Reaktion einerinsgesamt „bedächtigen“ Person sein. Da sich eine solche Wesensart auchim weiteren Kontakt zeigen wird, ist die Reaktion entsprechend auch mit„unauffällig“ zu beschreiben. Verzögerte Reaktionen können allerdingsauch auf die Wirkung von Medikamenten oder Drogen zurückzuführen sein,wobei eine Unterscheidung eine gewisse Erfahrung erfordert.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 83

Auffälligkeiten beim Fahrer/bei den Insassen

Sehen

Verhalten der Insassen (bei der Annäherung an das Fahrzeug):

• Versuche, o.g. Dinge zu verdecken (mit Kleidung oder durch„breites Sitzen“, Liegen auf dem Rücksitz etc., um das Sichtfeld desPolizeibeamten einzuschränken)

• Verdecken von körperlichen Auffälligkeiten: Einstichstellen werdendurch hektisches Herunterkrempeln der Ärmel zu versteckenversucht

• Schließen des Aschenbechers (Jointreste!)• Der Fahrer zündet sich unmittelbar vor dem Annähern des

Polizeibeamten an das Fahrzeug eine Zigarette an, um verdächtigeGerüche zu überdecken

Äußere Auffälligkeiten beim Fahrer/bei den Insassen

• Gerötete Augenbindehäute• Glasige, wäßrige oder unruhige Augen• Zitternde Hände• Unkoordinierte Bewegungen, Zuckungen• Schweißausbrüche• Quetschungen, Prellungen, Kratzer• Schmutzige oder zerrissene Kleidung• Ständiges „Nase hochziehen“ (wie bei Schnupfen)• Auffällig verengte oder erweiterte Pupillen, verlangsamte

Lichtreaktion:

Drogenart Pupillengröße Pupillenreaktion

Schnüffelstoffenormal biserweitert

fast normal

Schlaf-/Beruhigungsmittel normal verlangsamt

Cannabisnormal biserweitert

normal bisverlangsamt

Opiate/Opioide/Heroin verengt Reaktion kaumfeststellbar

Halluzinogene erweitert fast normal

Cocain/Designerdrogen/Amphetamine

erweitert verlangsamt

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 84

Hören

• Ungewöhnliche Aussagen, Stellungnahmen• Fluchen, Schimpfwörter• Widersprüchliche oder zusammenhanglose Antworten auf Fragen• Verwaschene, lallende, unverständliche Aussprache• Das Eingeständnis oder das energische Abstreiten, alkoholische

Getränke zu sich genommen zu haben

Riechen

• Alkoholgeruch• Geruch von Haschisch/Marihuana• Ungewöhnliche Gerüche (z.B. von Lösungsmitteln, Lack)• Geruch von Mundsprays, Pfefferminze etc.• Auffällig starker Kaffeegeruch• Räucherkerzen, Duftspender und -bäume

Verhalten während der Amtshandlung

Da Drogen größtenteils kurze Halbwertzeiten besitzen, kann die akuteWirkung bereits während der Amtshandlung abklingen. Erkennbar ist diesan einer Umkehr der Stimmungslage während der Amtshandlung oder derZeitspanne zwischen dem Vorfall und der ärztlichen Untersuchung(Beispiel: Person ist zunächst euphorisch, neigt dann zu depressivemVerhalten oder wird zunehmend schläfriger). Dabei ist auch die Dauer derAmtshandlung festzuhalten, da u.U. Rückschlüsse auf Zeitpunkt und Art desKonsums möglich sind. Relevant ist jede deutliche Verhaltensänderungohne äußeren Anlaß.

Einfache Tests

Es gibt eine ganze Anzahl einfacher Prüfungen, die vom Fahrer nicht alssolche bemerkt werden und durchgeführt werden können, während er nochim Wagen sitzt. Diese Tests zielen auf die Fähigkeit zur „geteiltenAufmerksamkeit“ ab.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 85

Fragetests

Durch die Art und den Inhalt einer Frage wird die Fähigkeit zur geteiltenAufmerksamkeit auf die Probe gestellt: Die verdächtige Person wird dazugezwungen, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. DreiTechniken haben sich hierbei bewährt:

1. Gleichzeitiges Fragen nach zwei Dingen: Beispiel: Der Fahrer wird umdie Aushändigung von Führerschein und Fahrzeugschein (nicht der„Papiere“!) oder Fahrzeugschein und AU-Bescheinigung gebeten.Verdächtig wäre:

• Er übergibt eines der geforderten Dokumente und vergißt, nach demzweiten weiterzusuchen

• Er übergibt andere Dokumente anstatt der gewünschten• Bei der Suche in der Brieftasche übersieht er beide oder eines der

Dokumente (wenn das entsprechende Dokument nach wiederholterSuche dann endlich gefunden wird)

• Er hält die Brieftasche falsch herum, der Inhalt fällt heraus• Er läßt Brieftasche oder Dokumente fallen• Er ist nicht dazu in der Lage, die Papiere mit den Fingerspitzen aus

der Brieftasche zu entnehmen und an den Beamten zu übergeben(starkes Zittern, plötzliche „Ausrutscher“ der Finger)

2. Während der Suche: Ablenkende oder unterbrechende Fragen stellen

Beispiele:

• Frage nach Uhrzeit, Wochentag, Monat, Jahreszeit oder demGeburtsjahr des Fahrers: Diese Angaben sind leicht überprüfbar.

• Frage nach Fahrtziel oder Ausgangspunkt der Fahrt:• Kaum überprüfbar, sofern die Angaben des Verdächtigen nicht

völlig absurd sind. So kann die Angabe eines Autofahrers, er wollespätabends „etwas kaufen“, durchaus zutreffend und realistisch sein(Tankstelle!).

• Frage nach Sonderausstattungen oder der Zufriedenheit mit demFahrzeug

Verdächtig wäre:

• Die Frage wird völlig ignoriert, der Fahrer konzentriert sichweiterhin ausschließlich auf die Suche nach den Gegenständen

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 86

• Die Suche nach den Gegenständen wird zur Beantwortung der Frageunterbrochen und danach ohne weitere Aufforderung nicht wiederfortgesetzt.

• War der Fahrer dabei, zur Aushändigung von Warndreieck oderVerbandskasten den Kofferraum zu Öffnen, vergißt er dies nach derBeantwortung der Frage.

• Offensichtliche Verwechslung der Angaben von Fahrtziel undAusgangspunkt der Fahrt, indem er als Ausgangspunkt seiner Fahrtden Ort nennt, der in seiner Fahrtrichtung liegt und umgekehrt.

3. Einfache, aber ungewöhnliche Fragen stellen

• Frage nach dem Geburtsort oder nach dem zweiten Vornamen

Verdächtig wäre:

• Der Wohnort oder der erste Vornamen werden genannt

Einfache Aufgaben stellen

Die Fähigkeit des Verdächtigen, seine Aufmerksamkeit zwischen mehrerenVorgängen aufzuteilen, kann durch einfache Aufgabenstellungen überprüftwerden, ohne daß die betreffende Person davon merkt.

Beispiele: Während der Suche nach den geforderten Papieren wird derFahrer gebeten, das Radio abzuschalten. Oder: Der verdächtigeFahrzeugführer wird von zwei Polizeibeamten kontrolliert. Während einerFragen zur Person stellt (Ausweis etc., vgl. vorhergehendes Kapitel),möchte der zweite gleichzeitig überprüfen, ob z.B. das Warndreieck oderder Verbandskasten ordnungsgemäß mitgeführt wird.

Ein Fahrer, der unbeeinflußt ist, würde in einem solchen Fall die Aufgabennacheinander abarbeiten. Eine in ihrer Leistungsfähigkeit undAufmerksamkeit durch Drogen oder Medikamente beeinflußte Person istdurch die gleichzeitige Aufgabenstellung der beiden Beamten zumindestzunächst überfordert und wird oftmals versuchen, beide Aufgaben zugleichzu bewältigen.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 87

Aussteigen aus dem Fahrzeug, Gang

Wichtig ist die genaue Beobachtung der Art und Weise, wie der Fahreraussteigt, sich währenddessen benimmt, zum Straßenrand geht. Dabeikönnen Auffälligkeiten in zwei Kategorien unterteilt werden:

Auffälligkeiten infolge gestörter Motorik: Der Fahrer hat Probleme beimÖffnen der Fahrertür, hält sich am Auto fest, um das Gleichgewicht zuhalten oder hat Schwierigkeiten beim Geradeausgehen usw.

Auffälligkeiten infolge gestörter Reaktionsfähigkeit bzw. Aufmerk-samkeit, die durch normale Nervosität nicht zu erklären sind. Der Fahrerzeigt ängstliche, unsichere oder ungewöhnliche Reaktionen, vergißt, vordem Aussteigen den Sicherheitsgurt zu lösen etc.

Verdächtige Utensilien und Auffälligkeiten an/in demFahrzeug oder den Insassen

Wo wird gesucht?

Kleidung

• In sämtlichen Taschen• Unter Uhren und Armbändern• In Amuletten, Schweißbändern, Falten, Gürteln• Im Innenfutter, in Nähten, umgekrempelten Ärmeln und Ho-

senbeinen• Schuhe, Socken• Unterhose

Fahrzeug

• Aschenbecher• Um den Fahrersitz herum• Unter dem Fahrersitz• Armaturen, besonders Zigarettenanzünder

Für die Eigensicherung bei allen beschriebenen Durchsuchungsmaßnahmenwird auf die strikte Beachtung des Leitfadens 371 hingewiesen.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 88

Wischtest (Drugwipe)

Hierbei werden Oberflächen (auch Hautflächen) mit verschiedenenTeststreifen auf Opiate, Cocain und Cannabinoide untersucht.

Je nach der Art des Rauschmittels, das konsumiert wird, finden sich imFahrzeug oder bei der betreffenden Person unter Umständen Gegenstände,die auf eine entsprechende Rauschmitteleinnahme oder den Besitz hindeutenkönnen.

Schnüffelstoffe

Erscheinungsbild:

• Dosen, Tuben und andere Behältnisse mit Substanzen, die alsSchnüffelstoffe mißbraucht werden

An der Person:

• Unauffälliges bis ungeordnetes Erscheinungsbild (kein Geld fürandere Drogen)

• Atemgeruch nach der inhalierten Substanz• Aromatischer Atemgeruch ähnlich Fruchtbonbons• Spuren der Substanz im Gesicht, an der Nase, an der Kleidung

Sonstige Auffälligkeiten:

• Geruch nach den entsprechenden Stoffen (auch im Kofferraum)• Spuren im Innenraum (z.B. Lack- oder Leimspuren am Sitzpolster)

Cannabis

Erscheinungsbild:

• Marihuana, Haschisch, Haschischöl (vgl. Stoffkunde-Cannabis)

Auffällige Utensilien:

• Zigarettenpapier (speziell in Übergröße oder Endlospapier)• Filtereinsätze (sog. „Tips“) oder aus Pappe selbst gefertigte Filter• (Taschen-) Messer mit braunen, klebrigen Anhaftungen• Waagen zum Abwiegen von Kleinmengen

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 89

• Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Behältnisse oder Aufnäher mitdarauf abgebildetem Cannabisblatt

• Pfeifen, Wasserpfeifen (häufig Eigenbau), Purpfeifen (meist sehrklein und als solche nicht sofort erkennbar), oft in Einzelteile zerlegt

• Selbstgebaute Pfeifen aus Getränkedosen oder Metallgegenständenwie Wasser- oder Heizungsrohren

• Shillums

Sonstige Auffälligkeiten:

• An Zigarettenschachteln oder den Verpackungen des Zigaret-tenpapiers sind Ecken abgerissen

• Aufgerissene Automatenzigaretten (ungeraucht)• Tabakskrümel auf Mittelkonsole oder Beifahrersitz• Silberpapier, Alufolie• Süßlicher Geruch im Fahrzeug• Jointreste im Aschenbecher

An der Person:

• Pupillenweite, Lichtreaktion der Pupillen• Gerötete Augen• Glasiger Blick

Halluzinogene

Erscheinungsbild:

• Bunt bedruckte, kleine Papierquadrate, meist zum Abreißenperforiert („Comic Trips“)

• Bunte, kleine Tablettchen, Sternchen, Herzchen (seltener)• Unbekannte Gegenstände im Geldbeutel oder in besonderer

Verpackung (Mikro-Trips, „lila Pyramiden“)

Cocain

Erscheinungsbild:

• Weißes Pulver, beige Bröckchen

Auffällige Utensilien:

• Schnupfutensilien: Spiegel, Rasierklinge, Schnupfröhrchen,zusammengerollte Geldscheine

• Aufbewahrt werden diese Schnupfutensilien häufig in einem sog.Koksermäppchen

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 90

• Faltbriefchen (sog. „Hits“); Hits nie in der Nähe des Verdächtigenöffnen!

• Crack-Pfeifen aus Glas• Backpulver

Amphetamin

Erscheinungsbild:

• Weiße bis beigefarbene, selten gefärbte Pulver oder Tabletten, mitoft intensivem „chemischen“ Geruch nach den Aus-gangschemikalien

Auffällige Utensilien:

• Mit Pulver gefüllte Briefchen („Hits“ wie bei Cocain, äußerlich istdas Pulver kaum von Cocain zu unterscheiden)

• Plastikbeutel, Amulette• Injektions-Utensilien

An der Person:

• Injektionsstellen

Designerdrogen

Erscheinungsbild:

• Weiße oder farbige Tabletten (selten: Gelatine-Kapseln mit weißemPulver) ohne Medikamentenpackung, zumeist mit Phantasie- oderComic-Prägungen

Im Fahrzeug:

• Aufbewahrung oft in Pillendöschen; verdächtig: wie Medikamenteaussehende Tabletten ohne die dazugehörende Verpackung!

An der Person:

• Techno-Disco- und Rave-Party-Besucher („Outfit“). Die Partiesbeginnen oft in der Nacht zum Freitag und enden am Sonntag

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 91

Morphin, Heroin und Ausweich- bzw. Substitutionsmittel

Erscheinungsbild:

• Morphin: weißes bis braunes Pulver, weiße Tabletten, Ampullen• Heroin: weißes, beiges, braunes oder dunkelbraunes Pulver oder

Granulat mit Essig- oder Mohngeruch• Medikamente: Starke Husten-, Schlaf- und Beruhigungsmittel als

Tabletten, Kapseln oder Flüssigkeiten

Auffällige Utensilien:

• Papier- und Silberpapierbriefchen• Gurt, Schlauch, Riemen, Bänder• „Brennlöffel“, meist rußige Unterseite und verbogen• Injektionsspritzen, -nadeln• Ascorbinsäure (Vitamin C, weißes Pulver), Zitronen, Zitronensaft,

Plastikzitronen• Benutzte Wattebäusche, abgerissene Zigarettenfilter

An der Person:

• Frische Injektionsstellen

Zentralwirksame Medikamente

Auf den Medikamentenverpackungen geben die Präparatenamen,zusätzliche Beschreibungen über die allgemeine Wirkung und dieWirkstoffnamen unter der Rubrik „Inhaltsstoffe“ Aufschluß, ob einMedikament u.U. unter die berauschenden Mittel im Sinne des StGB fällt.Folgende Präparate bzw. Bezeichungen auf den Packungen oder demBeipackzettel (Waschzettel) sind verdächtig:

Adumbran

AnalgetikumAN 1

BromazepamBuprenorphinCaptagonCodeinDalmadormDiazepamDihydrocodeinFenetyllinFlunitrazepam

LexotanilOxazepamPraxitenPsychopharmakonRemedacenRohypnolSedativumTavorTranxiliumValiumVesparax

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 92

Verdächtig sind auch Präparate oder Inhaltsstoffe, deren Bezeichnungenfolgende Silben oder Endungen beinhalten:

-amphetamin--azepam-azolam-codein-

-diazepin--dorm--morphin--noc--nox

Beim Auffinden unbekannter Präparate kann in der „Rote Liste“ unter demjeweiligen Medikamenteneintrag in der Rubrik „Hinweise“ eine eventuelleBeeinträchtigung des Reaktionsvermögens durch dasMedikament überprüft werden.

Unfälle

Besonderes Augenmerk gilt im Falle eines Verkehrsunfalls der Darlegungdes Unfallherganges sowie sämtlicher Umstände, die zum Unfall geführthaben. „Alkoholtypische“ Unfälle sind zugleich „drogen-“ oder„medikamententypische“ Unfälle, da die psychischen und physischenBeeinträchtigungen, die zum Unfall geführt haben, identisch sein können.

Verdächtige Unfallursachen bzw. Unfallarten:

• Blendung als Unfallursache• Abkommen von der Fahrbahn auf gerader Strecke• Abkommen von der Fahrbahn in Kurven• Kollisionen am Fahrbahnrand• Kollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen beim Abbiegen• Auffahrunfälle• Unfälle beim Überholen• Unfälle durch extrem unangepaßte Geschwindigkeit• Anstöße beim Ein- und Ausparken („Parkrempler“)• Nicht nachvollziehbare Unfälle• Über eine größere Strecke auf der falschen Fahrbahn gefahren• Fehlende Bremsreaktion• Fehlende Lenkreaktion• Ohne Reaktion nach dem Unfall weitergefahren• Nicht angepaßte Geschwindigkeit (sog. „Instrumentenflug“)• Nichtbeachten unübersehbarer Verkehrszeichen (z.B. Bahn-

schranken)

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 93

Alcotest

Die nächstliegende Entscheidungshilfe bei der Verdachtsgewinnung isterfahrungsgemäß nach wie vor der Alcotest. Nach Rauschmittel- oderMedikamenteneinfluß ist stets dann weiterzuforschen, wenn einer derfolgenden Fälle eintritt:

• Ein Nullwert als Atemalkoholkonzentration (AAK) wird angezeigt,Beeinträchtigungen sind jedoch erkennbar

• Der AAK-Wert alleine ist im Sinne einer Fahruntüchtigkeit nochnicht rechtsrelevant, Beeinträchtigungen sind jedoch erkennbar

• Der AAK-Wert ist in seiner Höhe nicht mit den beobachtetenAusfallerscheinungen in Einklang zu bringen

Phase 3: Sistierung, Tests, ärztl. Untersuchung,Blutentnahme

Einstichstellen

Auf Einstichstellen an folgenden Stellen achten: In Ellenbeugen,Handrücken, Waden, Füßen.

Pupillen

Die Pupillenweite wird durch Opiate (eng) und Cocain, Amphetamin, LSDund Cannabis (weit) verändert.

Die Pupillenreaktion auf Licht ist nach Drogen- bzw. Medikamentenkonsumstets verzögert oder gar nicht vorhanden.

• Pupillengröße mit Hilfe der Schablone (Pupillometer) abschätzen • Mit Taschenlampe die Pupillenreaktion testen

Hierzu kann beispielsweise während der Überprüfung der Personalien undder Fahrzeugpapiere in der Dunkelheit durch kurzzeitiges Anleuchten desFahrers mit der Taschenlampe die Pupillenreaktion beobachtet werden.Bei einem gesunden, nüchternen Fahrer werden sich die Pupillen durch dieplötzliche Blendwirkung sehr schnell zu-

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 94

sammenziehen. Alkohol, viele Drogen und Medikamente verlangsamen denAdaptationsprozeß.

Auch auffällig gerötete oder wäßrige Augenbindehäute können im Rahmendieses Tests leichter festgestellt werden.

Pupillograph

Sehr genau läßt sich die Pupillenreaktion auf Lichteinwirkung mit demPupillographen bestimmen.

Da zur Zeit noch Studien über die Normalwerte und interindividuellenSchwankungen bei Alkohol- und Drogenbeeinflußten durchgeführt werden,sind vor der flächendeckenden Anwendung noch laufende Feldversucheabzuschließen und auszuwerten.

Asservierung

Blut

Blutproben werden nur vom Arzt gesichert.

Ziel: Analytischer Nachweis der Fahruntüchtigkeit und der Einschätzungder Schuldfähigkeit des Probanden.

Nur die Untersuchung der Blutprobe erlaubt eine Aussage über die aktuelleDrogen-Beeinflussung. Die Probe ist unverzüglich, möglichst vorAbfassung des Anzeigenprotokolls, zu entnehmen.

Wichtig:

• Aufkleber beschriften• Kontrollnummer, Name und Uhrzeit müssen sicher stimmen.

Zusätzlich zur Alkoholblutprobe sollte eine weitere Venüle Blut für eineDrogenanalyse entnommen werden. Die Proben sollten so schnell wiemöglich dem Labor zugeführt und bis zum Transport gekühlt, jedoch nichttiefgefroren werden.

Urin

Die Abgabe einer Urinprobe ist anzustreben. Sie ist freiwillig.

Ziel: Nachweis von evtl. BtM Konsum, Beurteilung des Probandenbezüglich Fahrtüchtigkeit, Fahreignung und Glaubwürdigkeit.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 95

Die Entnahme einer Urinprobe kann nie die Blutentnahme ersetzen. Sieerleichtert aber die analytische Untersuchung und die gutachtlicheBewertung der Befunde.

Die Proben sollten im Beisein eines Beamten abgegeben werden. Häufigwerden sie sonst mit Wasser verdünnt, oder mit Chemikalien (wie zumBeispiel Essig, Flüssigseife oder Toilettenreiniger) versetzt, um dasAnalysenergebnis zu verfälschen.

Wichtig: In der Regel reicht eine Menge von 50 ml (in Plastikgefäßen) aus,die möglichst bis zum Transport gekühlt werden sollte.Aber auch Proben,die längere Zeit bei Raumtemperatur gelagert wurden, können nochuntersucht werden.

Aber: Auch weniger als 50 ml sind besser als gar kein Urin!

Haare

Strittig ist derzeit noch, ob die Probe von einem Arzt entnommen werdenmuß. Entsprechende Hinweise finden sich jedoch in den innerdienstlichenVerfahrensvorschriften der einzelnen Bundesländer.

Ziel: Beurteilung des Probanden bezüglich seiner Fahreignung sowie derNachweis von regelmäßigem Drogenkonsum oder Drogenabhängigkeit.

Wenn die Haarprobe nicht freiwillig abgegeben wird, wird sie in der Regelvom Richter angeordnet.

Probenentnahme: Am Hinterkopf wird ein bleistiftdicker Strang mit einemBindfaden zusammengebunden und so nah wie möglich an der Kopfhautabgeschnitten. Die Länge eines eventuellen Restes an der Kopfhaut wirdprotokolliert. Der Haarstrang wird dann in Alufolie für den Versandeingewickelt. Wurzelnahes Ende und Haarspitze müssen als solchegekennzeichnet sein. Entsprechende Asservierungsvorschriften können beiden Untersuchungslabors angefordert werden.

Zusätzliche Angaben: Angaben des Beschuldigten über erfolgtenDrogenkonsum (Zeitraum und Menge) oder Verdacht auf Drogenkonsumnach dem Vorfall (ebenfalls Zeitraum und Menge). Bei Inhaftierten solltedas Datum des Haftbeginns mit angegeben werden.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 96

Formulierung des Untersuchungsauftrages

Die Formulierung des Untersuchungsauftrags erleichtert dem Labor dieAuswahl der Analysenverfahren und führt insgesamt zu einem besserenErmittlungsergebnis. Es sollte angegeben werden, ob der Auftrag sich aufden Nachweis von illegalen Drogen und/oder Medikamenten bezieht. Dazusind Angaben über den Verstoß oder die Straftat sinnvoll, es reichen häufigdie Angaben zu den betreffenden Paragraphen aus (§ 29 BtMG, §§ 316,315c StGB u.a.).

Dem Untersuchungsauftrag sollten beiliegen:

• Anzeigentext inkl. Anlage „Polizeiliche Feststellungen zur Be-einträchtigung der Fahrtüchtigkeit“ (Checkliste).

• Ärztlicher Untersuchungsbericht

Ärztliche Untersuchung

Die ärztliche Untersuchung ist standardisiert. Der Proband kann nicht zurärztlichen Untersuchung, sondern nur zur Blutentnahme gezwungen werden.In Deutschland werden üblicherweise bei der Blutentnahme für dieBlutalkoholbestimmung folgende Tests durchgeführt: Drehnachnystagmus,Geh- und Drehtest, Finger-Nase-Probe, Finger-Finger-Probe, Schriftprobe

Beobachtung der ärztlichen Untersuchung durch den Polizeibeamten

Die zweite Blutentnahme kann im Gegensatz zur Doppelblutentnahmeunmittelbar nach der ersten erfolgen - am besten aus einer Venenpunktiondurch Umstecken der Venüle. Ist der Arzt nicht routinemäßig für die Polizeitätig, kann es erforderlich sein, daß der Beamte für einen ordnungsgemäßenAblauf der Blutentnahme sorgt. Nicht der Arzt, sondern der Polizeibeamte,im Zweifel nach Rücksprache mit dem Staatsanwalt, entscheidet, ob einezusätzliche Blutentnahme notwendig ist oder nicht. Häufig auftretendeFehler: Wenig geübte Ärzte entnehmen zu wenig Blut und angekreuzteBefunde stehen im Gegensatz zueinander.

Verweigert der Proband die Tests, werden häufig gar keine Auffälligkeitenprotokolliert. Auf dem Arztprotokoll befindet sich dann nur der Hinweisauf die Testverweigerung, obwohl manche Beobachtungen (Sprache,Gangunsicherheiten, Alkoholgeruch etc.) dennoch vermerkt werden sollten.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 97

Protokollierung

Genaueste Protokollierung ist bei den folgenden Punkten unumgänglich:

• Angaben des Beschuldigten zum Drogenkonsum• Erscheinungsbild des Beschuldigten• Darstellung des Hergangs

Bei vielen Gerichtsverhandlungen hat sich gezeigt, daß pauschaleDarstellungen, wie „machte den Eindruck, daß der unter Drogeneinflußstehe“, nicht ausreichen, wenn andere Zeugenaussagen dies nichtbestätigen.

Verdachtsgewinnung/Beweissicherung 98

Psychophysische Tests 99

PSYCHOPHYSISCHETESTS

Tests erfordernregelmäßig die freiwillige Mitwirkung des Betroffenen.

Vornehmlichsind sie Bestandteil der ärztl. Untersuchung.

Bestimmte Testskönnen aber bereits Anhaltspunkte zur pol. Verdachtsgewinnung bei-steuern.

Augenuntersuchungenkönnen Hinweise auf die Tatsache der Drogenbeeinflussung überhauptsowie auf die Art des eingenommenen Suchtstoffes liefern.

Sie umfassendie Feststellungen hinsichtlich Pupillendurchmesser, Lichtreaktion undNystagmus können Hinweise auf die Art des eingenommenen Suchtstoffesliefern.

Kombinierte Bewegungs- und Konzentrationstestslassen meist auch geringe Beeinflussungen durch Alkohol, Drogen oderMedikamente erkennen.

Die „geteilte Aufmerksamkeit”wird bei diesen Tests durch das Ausführen mehrerer gleichzeitigerHandlungen auf die Probe gestellt.

Augen- und Pupillenuntersuchungen

Test der Pupillenreaktion - Pupillograph

Der Pupillograph kann innerhalb von Bruchteilen von Sekunden diePupillenweite messen. Wegen der geringen Meßzeit kann er auchPupillenreaktionen feststellen, die durch die Aufnahme von Drogenbeeinflußt werden.

Funktion:

Der Pupillograph mißt zunächst den Durchmesser der anvisierten Pupille imNormalzustand. Die Genauigkeit beträgt etwa 5/100 mm. Bei deranschließenden Messung wird das Auge durch einen harmlosen, kurzenLichtimpuls stimuliert. Folgende Parameter werden nun ermittelt (Abb. W-1):

Psychophysische Tests 100

Anfangsdurchmesser:Pupillenweite zuBeginn der Messung

Amplitude: max. Än-derung des Durch-messers während derMessung

Latenz: Die Zeit, die das Auge benötigt, um auf den Lichtreiz mit demKontraktieren der Pupille zu reagieren

Reaktionsdauer: Dauer der Kontraktion bis zum Minimaldurchmesser

Stimulus: Lichtimpuls (0,2 Sekunden Dauer)

Drehnachnystagmus

Durchführung (Abb. W-2):Der Proband wird innerhalb von 10 Sekunden 5 mal um die Körper-längsachse gedreht. Vorsicht bei Gleichgewichtsstörungen! Der ca. 25 cmvor die Nase des Probanden gehaltene Zeigefinger des Untersuchers muß

fixiert werden und dieSekundendauer des grobschlägigenNachzitterns des Auges bis zumStillstand wird gemessen. Bis zu 6Sekunden sind noch physiologischnormal.

Bewertung:Dauert das Nachzittern 10 bis 20 Sekunden (von einem erfahrenen Arztgemessen!), so kann die Alkoholisierung nach der folgenden Faustformelabgeschätzt werden:

BAK [‰] ≈≈ Dauer des Nystagmus [Sec.] * 0,1

Beispiel: 15 Sekunden Nystagmusdauer * 0,1 = 1,5 ‰

Abb. W-1

Abb. W-2

Psychophysische Tests 101

Auslenkungsnystagmus

Der Auslenkungsnystagmus ist das Zittern des Auges beim starren Blick zurSeite. Da es sich hierbei um einen unbewußten Vorgang handelt, kann diebetroffene Person keinerlei Einfluß darauf nehmen. Der Einfluß vonAlkohol und Medikamenten (von den Drogen nur PCP, das in Deutschlandnicht vorkommt) fördert das Auftreten des Nystagmus, der dann relativeinfach zu beobachten und zu bewerten ist:

Bei der Bewegung der Augen zur Seite wird der Winkel, bei dem dasAugenzittern einsetzt, mit steigendem Beeinträchtigungsgrad kleiner.

Zunächst wird die Reaktion der Augen bei Bewegung in horizontalerRichtung geprüft. Hierbei ist zu achten auf:

• Ruckartige Augenbewegung beim Beobachten des Gegenstandes(rechtes Auge/linkes Auge)

• Starkes Augenzittern (Auftreten von Horizontalnystagmus) beimaximaler Auslenkung (r.A./l.A.)

• Frühzeitiges Augenzittern bei einem Auslenkungswinkel vonweniger als 30° (r.A./l.A.)

Durchführung (Abb. W-3):Ein Objekt (z.B. Bleistift) wird im Abstand von ca. 30 bis 40 cm mittig vordas Gesicht des Probanden gehalten. Die Höhe sollte etwas über derAugenhöhe liegen. Die Augen werden dadurch weiter geöffnet und sindleichter zu beobachten.

Der Proband wird aufgefordert, der Bewegung des Gegenstandes lediglichmit den Augen, keinesfalls mit dem Kopf zu folgen.

Der Gegenstand wird nun gleichmäßig und ruhig zunächst nach links, dannnach rechts, wieder weit nach links und nochmals nach rechts bewegt. DieGeschwindigkeit ist dabei so zu wählen, daß die Bewegung von der Mittenach links ca. 4 Sekunden, von weit links nach weit rechts etwa doppeltsolange dauert.

Ruckfreie Augenbewegung

Geachtet wird dabei auf die ruckfreie Bewegung der Augen, während siedem Gegenstand folgen. Als Vergleich kann hier die Bewegung desScheibenwischers auf feuchter (gleichmäßige Bewegung) und auf trockenerScheibe (ruckartig) herangezogen werden.

Psychophysische Tests 102

Starkes Zittern des Auges

Stellt sich bei maximalerAuslenkung des Augesstarkes Zittern (=Horizon-talnystagmus) ein, so kanndies ein Anzeichen für dieBeeinflussung der Persondurch zentralwirksameMedikamente oder Alkoholsein. Sehr schwaches Zitternhingegen ist nicht außer-gewöhnlich.

Nystagmus-Grenzwinkel

Nun ist der Winkel derAuslenkung des Gegen-standes gegenüber seinerAusgangsposition abzu-schätzen. Dieser Winkel wirdkleiner, je höher der Grad derBeeinflussung beimProbanden ist.

Bewertung:Bei einer ausschließlichalkoholischen Beeinflussungdes Probanden kann folgendeAbschätzung vorgenommenwerden, wenn medizinischeUrsachen ausgeschlossensind:

BAK [‰] ≈≈(50 - Grenzwinkel) * 0,1

Bei allen Auslenkungsny-stagmus-Tests ist auf diegleichmäßige Reaktionbeider Augen zu achten.Sind starke Unterschiedezwischen rechtem undlinkem Auge festzustellen, soliegt der Verdacht nahe, daß

es sich bei der Ursache um ein medizinisches Problem handelt.Abb. W-3

Psychophysische Tests 103

Vertikalnystagmus

Unter Vertikalnystagmus wird das unwillkürliche Zittern des Augesverstanden, das bei der Bewegung des Augapfels beim Blick nach obenentsteht. Er wird insbesondere bei hohen Blutalkoholkonzentrationen (über1,8 ‰) beobachtet.

Durchführung:Ein Gegenstand wird im Abstand von ca. 30 bis 40 cm etwa in Augenhöhevor den Probanden gehalten. Dieser wird angewiesen, den Kopf stillzuhaltenund nur mit den Augen den Bewegungen des Gegenstandes zu folgen.

Der Gegenstand wird nun immer weiter nach oben geführt, bis der Punkterreicht ist, an dem die Augen nicht mehr folgen können und wird in dieserPosition für etwa 4 Sekunden belassen.

Bewertung:Evtl. vorhandener Vertikalnystagmus wird sich jetzt durch das Zittern derAugen bemerkbar machen

Konvergenz

Hier wird beobachtet, ob beide Augen einen Punkt in sehr kurzerEntfernung fixieren können.

Durchführung (Abb. W-4):Hierzu wird ein Ge-genstand in Augen-höhe etwa 30 bis 40cm vor dem Gesichtdes Probanden zu-nächst kreisförmigbewegt, um sicher-zustellen, daß beideAugen das Ziel fixierthaben. Die Größe desbeschriebenen Kreisessollte sich an der

Größe des Gesichtsfeldes orientieren. Ob die Bewegung im oder entgegendem Uhrzeigersinn stattfindet, ist nicht relevant. Anschließend wird derGegenstand immer näher zur Nasenspitze hin bewegt, bis er diesen berührt.

Bewertung:Beobachtet wird währenddessen, ob beide Augen dieser Bewegunggleichmäßig folgen und die gleiche Endstellung aufweisen.

Abb. W-4

Psychophysische Tests 104

Psychophysische Bewegungs- undKonzentrationstests

Die zuverlässigsten und sinnvollsten psychophysischen Tests zielen auf diePrüfung der geteilten Aufmerksamkeit ab.

Dabei werden den Probanden keinesfalls Fähigkeiten abverlangt, die zumFühren eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr nicht ohnehin vorhandensein müssen:

• Schnelle Verarbeitung von Informationen• Ausreichende Funktion des Kurzzeitgedächtnisses• Entscheidungsvermögen, Entschlußkraft• Gleichgewichtssinn• Schnelles, sicheres Reaktionsvermögen• Koordination der Bewegungsabläufe• Störungsfreies Sehen• Intakte Feinmotorik

Romberg

Hierbei handelt es sich um diePrüfung der Genauigkeit der„inneren Uhr“ des Probanden.Sehr stark beschleunigtes oderverlangsamtes Zeitgefühl kannebenfalls auf die Beeinflussungdurch manche Drogen undMedikamente hindeuten.Gleichzeitig erfolgt eine Prüfungdes Gleichgewichtssinns.Störungen machen sich währenddes Tests durch Schwanken mitdem Kopf oder dem ganzenKörper bemerkbar.

Durchführung (Abb. W-5):Der Proband wird angewiesen,

> die Füße zusammenzustellen und die Arme seitlich am Körperanzulegen

Abb. W-5

Psychophysische Tests 105

> diese Position beizubehalten, während die Instruktionen erteilt werden> nach dem Startzeichen den Kopf in den Nacken zu legen und die Augen zu

schließen (diese Position wird demonstriert, jedoch ohne die Augen dabei zuschließen)

> wenn seiner Schätzung nach 30 Sekunden vergangen sind, den Kopf wiedernormal zu halten, die Augen zu öffnen und „Stop“ zu sagen; dabei darf nichtdie Empfehlung gegeben werden, bis 30 zu zählen, es darf aber auch nichtuntersagt werden

Die abgelaufene Zeit muß währenddessen gemessen werden (Stoppuhr,Sekundenzeiger). Nachdem der Proband die Augen wieder geöffnet und „Stop“gesagt hat, wird er gefragt, wie lange er diese Position beibehalten habe. Der Testkann nach 90 Sekunden abgebrochen werden.

Bewertung:Auffällige Unregelmäßigkeiten bei diesem Test sind:• Starke Abweichungen der geschätzten zur realen Zeitspanne von 30 Sekunden• Zittern des ganzen Körpers oder der Augenlider• Schlaffe Haltung (geringer Muskeltonus)• Schwanken des Kopfes oder des ganzen Körpers von Seite zu Seite oder vor

und zurück• Der Proband kann nur mit Schritten zur Seite den Stand halten

Geh- und Drehtest

Während die Instruktionen erteilt werden, steht der Proband auf einer Linie(Fahrbahnmarkierung o.ä.), ein Fuß direkt vor dem anderen. Die Arme sollenseitlich am Körper anliegen. Der Proband wird gebeten, mit dem Test nicht zubeginnen, bevor alle Instruktionen erteilt und auch verstanden wurden!

Während der Bewegungsphase müssen nun 9 Schritte entlang der Linie gegangenwerden, wobei weiterhin stets ein Fuß unmittelbar vor den anderen zu setzen ist.Die Anzahl der Schritte soll vom Probanden dabei laut mitgezählt werden. Sindneun Schritte ausgeführt, erfolgt eine Drehung auf dem Fuß, mit dem der letzteSchritt ausgeführt wurde. Die Linie darf dabei nicht verlassen werden. Es ist er-laubt, während der Drehung mit dem anderen Fuß einige kleine Hilfsschritteauszuführen.

Psychophysische Tests 106

Durchführung (Abb. W-6):

Der Proband wird angewiesen,> den linken Fuß auf die Linie zu stellen> den rechten Fuß unmittelbar davor zu stellen (demonstrieren)> während des gesamten Tests die Arme seitlich am Körper anzulegen> in dieser Position zu verharren, bis sämtliche Instruktionen erteilt sind> nicht zu beginnen, bevor er ausdrücklich dazu aufgefordert wurde> nach der ausdrücklichen Aufforderung genau 9 Schritte entlang der Linie zu

gehen, sich umzudrehen und genau 9 Schritte zurückzugehen. Der Absatzdes vorderen Fußes muß immer die Schuhspitze des hinteren berühren(einige Schritte demonstrieren)

> nachdem die ersten 9 Schritte ausgeführt sind, den vorderen Fuß von derLinie zu nehmen und sich um 180° zu drehen. Dabei können mit Hilfe desanderen Fußes kleine Zwischenschritte ausgeführt werden (korrekteWendung demonstrieren)

> genau 9 Schritte auf der Linie zurückzugehen> währenddessen den Blick ständig auf die Füße zu richten, die Arme seitlich

angelegt am Körper zu lassen und alle Schritte laut mitzuzählen> zwischendurch nicht stehenzubleiben

Sollte der Proband während der Instruktionsphase die Ausgangsstellung verlassen,muß mit den weiteren Erläuterungen gewartet werden, bis er die Ausgangspositionwieder eingenommen hat

Der Proband wird gefragt, ob er alle Anweisungen verstanden hat.

Erst jetzt wird er dazu aufgefordert, zu beginnen.

Abb. W-6

Psychophysische Tests 107

Vergißt der Proband, während der Durchführung laut mitzuzählen oder auf dieFüße zu schauen, so muß er darauf hingewiesen werden. Diese Aufgaben sindfester Bestandteil des Tests, die eingehalten werden sollten.

Bewertung:Folgende Anzeichen können auf eine Rauschmittelbeeinflussung des Probandenhindeuten:

• Gleichgewichtsstörungen während der Instruktionsphase• zu früher Start• Stehenbleiben während der Ausführung• die Füße werden nicht unmittelbar voreinander gesetzt• Abkommen von der Linie• Benutzen der Arme, um das Gleichgewicht zu halten• Gleichgewichtsstörungen während der Drehung• falsche Ausführung der Drehung• falsche Anzahl der ausgeführten Schritte

Stehen auf einem Bein

Der Proband hat eng nebeneinanderstehende Füße und seitlich an den Körperangelegte Arme und bekommt dann die Anweisungen für die Durchführung.

Ein Bein soll etwa zweiHandbreit vom Bodenangehoben werden. DenBlick auf den gehobenenFuß gerichtet, soll derProband nun laut etwa 30Sekunden abzählen (etwavon eintausendundeins biseintauendunddreißig odervon einundzwanzig biseinundfünfzig). Der Testerfolgt zweimal, zunächstwird der rechte, dann der

linke Fuß angehoben. Dazwischen sollte eine Pause von etwa 10 Sekundenerfolgen. Vor der Fortführung mit dem linken Fuß wird der Proband gefragt, obihm die vorhergehenden Anweisungen noch im Gedächtnis sind.

Abb. W-7

Psychophysische Tests 108

Durchführung (Abb. W-7):Der Proband wird angewiesen

> die Füße zusammenzustellen und die Arme seitlich am Körper anzulegen> diese Position beizubehalten, während die Instruktionen erteilt werden> nicht zu beginnen, bevor er ausdrücklich dazu aufgefordert wurde> nach der Aufforderung, das rechte Bein etwa zwei Handbreit vom Boden

abzuheben und dabei den Fuß geradeaus nach vorne ausgestreckt zu halten(korrekten Stand demonstrieren)

> währenddessen die Arme am Körper angelegt zu lassen und ständig auf denangehobenen Fuß zu sehen

> diese Position beizubehalten, bis er laut von eintausendundeins biseintausendunddreißig gezählt hat (Uhr beobachten: zählt er zu langsam, denTest nach 30 sec. abbrechen, zählt er zu schnell, so wird er angewiesen,solange auszuharren, bis der Test abgebrochen wird)

Der Proband wird gefragt, ob er alle Anweisungen verstanden hat.

Erst jetzt wird er dazu aufgefordert, zu beginnen

Bewertung:Auffällige Unregelmäßigkeiten sind bei diesem Test:• Schwanken während des Balancierens• Ausbalancieren mit den Armen• Hüpfen• Abstellen des angehobenen Fußes• Schwierigkeiten beim Zählen

Auch während dieses Tests sollte auf auffälliges Körperzittern oder gestörteFeinmotorik geachtet werden.

Finger-Nase-Test

Hierbei wird der Probandaufgefordert, mitgeschlossenen Augen mitder Spitze des Zeigefingersseine Nasenspitze zu berüh-ren.

Die Ausgangsposition fürdiesen Test ist folgende:

Eng nebeneinanderstehendeFüße, die Arme seitlich an den Körper angelegt und den Kopf leicht in den Nackengelegt.

Der Test wird sechsmal durchgeführt. Dabei muß dem Probanden immer dieReihenfolge genau vorgegeben werden:

links - rechts - links - rechts - rechts - links

Durchführung (Abb. W-8): :Folgende Anweisungen müssen dem Probanden gegeben werden:

• Die Füße zusammenstellen und die Arme seitlich am Körper anlegen

Abb. W-8

Psychophysische Tests 109

• Beide Hände zu einer Faust ballen und dabei die Zeigerfinger ausstrecken• Den Kopf leicht in den Nacken legen und die Augen schließen

(demonstrieren, die Augen dabei offen lassen !!)• Bei der Aufforderung durch „links“ bzw. „rechts“ den Zeigefinger der

entsprechenden Hand zur Nasenspitze zu bewegen und sie zu berühren• Sobald die Nasenspitze berührt wurde, den Arm wieder am Körper anlegen• Die Augen geschlossen halten, bis der Test beendet ist

Die Kommandos erfolgen nun in der vorgegebenen Reihenfolge:

links - rechts - links - rechts - rechts - links

Der jeweilige Arm muß nach der Berührung mit der Nasenspitze immer wieder amKörper angelegt werden. Zwischendurch sollten Pausen von 2 bis 3 Sekundeneingelegt werden. Nach der Ausführung der letzten Bewegung dürfen die Augenwieder geöffnet werden.

Bewertung:Auffällige Unregelmäßigkeiten sind bei diesem Test:

• Verfehlen der Nasenspitze (um wieviel Zentimeter?)• Benutzen des falschen Armes• Benutzen des falschen Fingers

Auch hier sollte auf auffälliges Körperzittern oder eine gestörte Feinmotorikgeachtet werden.

Finger-Finger-Test

Bei geschlossenen Augenwerden die Arme seitlichhorizontal ausgestreckt (Abb.W-9). Dann sollen dieZeigefingerspitzen bei ge-streckten Armen langsamvor der Nase zusammenge-führt werden.

Bewertung:Auffällige Unregelmäßigkeiten bei diesem Test:

• Grobes Verfehlen der Fingerspitzen• Starkes Zittern der Finger

Abb. W-9

Anlage zur Anzeige gegen

Name: Vorname: Datum: Blutpr.-Nr.:

Vorfall:

Beobachtungen zur Fahrweise, Witterung und Fahrbahn

Fahrweise: ð keine eigenen Beobachtungen ð sicher ð unsicher ð Schlangenlinie • Abweichung v. d.Geraden

Fahrzeugbedienung: ð Abwürgen des Motors ð unsicheres Schalten ð Aufheulen des Motors ð Sonstiges: ....................................................

Fahrzeugmängel: ð nein ð ja, welche

...............................................bis zu m

• Zahl der Schlenker ....... • bei einer

Beobachtungsstreckevon m

ð unangepa. Geschwindigk. ð Vorfahrtverstoß ð anderweitig auffällig ......................................

Fahrbahn: ð gut ð schlecht ð Baustelle ð gut ausgeleuchtet ð schlecht ausgeleuchtet ð trocken ð naß

Witterung: ð Regen ð Eis/Schnee ð starker Wind/Sturm ð Nebel ð Tageslicht ð Dämmerung ð Dunkelheit

Beobachtung beim Anhalten oder Antreffen

Reaktion: ð unauffällig ð verzögert ð extrem langsam

Körperliche Auffälligkeiten: ð keine ð Schweißausbruch ð Zittern ð Unruhe ð Erbrechen

Äußere Erscheinung: ð gepflegt ð ungepflegt ð verwahrlost

Der deutschen Sprachemächtig: ð ja ð nein ð bedingt

Aussprache: ð deutlich ð Silbenstolpern ð verwaschen ð lallend

Ansprechbarkeit/Orientierung: ð schläfrig ð leicht aufweckbar ð tiefschlafend / bewußtlos ð orientiert ð verwirrt

Stimmung/Verhalten: ð ruhig, beherrscht ð aufgeregt ð unangemessen fröhlich ð stumpf ð distanzlos ð provokativ ðaggressiv ð weinerlich

Aussteigen aus d. Fahrzeug: ð normal ð Gleichgewichtsstörungen ð muß sich am Fahrzeug festhalten

Gang: ð sicher ð schleppend ð schwankend ð torkelnd

Alkoholgeruch: Alcotest ð ja ð ja, um .......... Uhr ...........o/oo ð nein ð nein ð abgelehnt

ð nicht durchführbar

Augen: ð unauffällig ð Bindehäute gerötet ð wäßrig/glänzend ð unruhig

Pupillen: rechts links ð ca. .......mm ca. .......mm ð prompte Lichtreaktion ð träge Lichtreaktion

Lichtverhältnisse amUntersuchungsort: ð Tageslicht ð Dämmerung ð Nacht/Straßenlaterne ð Nacht/Raumbeleuchtung

Sonstige Beobachtungen (sämtl. asservierte Pulver, Tabletten etc., sonstige Auffälligkeiten im Auto, an derPerson; bei Bedarf weiter auf Rückseite):

Verhalten während der Amtshandlung: (Dauer: von ...... : ...... Uhr bis ..... : ...... Uhr) ð gleichbleibend ð wirkt zunehmend auffälliger ð wirkt zunehmend unauffälliger

V06-09-96

Festgestellt von: _________________________ Name

_________________________ Unterschrift

Pupillemm

Glossar

AAbsorption: ⇒Resorption

Adam: ⇒DesignerdrogeAdaptation, Adaption: Anpas-sung an veränderte Bedingun-gen (z.B. von Organen)

Adaption des Auges: Änderungder Pupillenweite bei ver-schiedenen Leuchtdichtever-hältnissen; Helladaption: An-passung an Helligkeit (erfolgtschnell); Dunkeladaption: An-passung an Dunkelheit (erfolgtlangsam)

Adumbran: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: Oxazepam

Aerosole: bestimmte ⇒Schnüffelstoffe

akut: plötzlich, kurz auftretend,hier im Sinne momentanwirksamen Konsums, Gegenteilvon ⇒chronischAmphetamin: ⇒Psychostimu-lanzAmphetaminil: Aufputschmit-tel, Wirkstoff von ⇒AN1AN 1: ⇒Psychostimulanz,Wirkstoff: AmphetaminilAnalgetikum: Schmerzmittelanalgetisch: schmerzlinderndAnalyse: UntersuchungAngel-Dust: am.: Engelsstaub, ⇒HalluzinogenAngina Pectoris: akute Durch-blutungsstörung arteriellerHerzkranzgefäße mit Schmer-zen im Brustkorb, die in dieSchulter-Arm-Region bzw.Hals- Unterkiefer-Region aus-strahlen können

Antabus: Mittel zur Behand-lung des Alkoholismus

antagonistische Wirkung: ent-gegengesetzte Wirkung zweierSubstanzenAntiallergikum: antiallergi-sches Mittel, Medikament, dasdie Krankheitssymptome einerAllergie unterdrückt

Antidepressivum: Medikamentgegen Depression, ⇒Psy-chopharmakonAntitussivum: wörtl.: gegenHusten, HustenmittelApathie: Teilnahmslosigkeitäquivalent: gleichwertig

Arrhythmie: unregelmäßigerHerzschlag

Arterie: Blutgefäß mit sauer-stoffreichem Blut; kommt ausRichtung HerzAsservat: Beweismittel in ei-nem ProzeßAtaxie: Muskelkoordinations-störungen

Auslenkungsnystagmus: ⇒Nystagmus beim Blick zurSeite, nach oben oder untenAusweichmittel:⇒DrogenersatzmittelAvil: Fertigarzneimittel gegenAllergie

BBAK: BlutalkoholkonzentrationBegleitalkohol, Begleitstoffe: inGetränken oder sonstigenFlüssigkeiten enthaltene Alko-hole außer dem Äthanol

Begleitstoffanalyse: Untersu-chung von alkoholischen Ge-tränken oder Blutproben auf ⇒BegleitalkoholeBeikonsum: Konsum verschie-dener legaler und illegaler Dro-gen, ⇒PolytoxikomanieBenadryl: Fertigarzneimittelgegen Allergie

Benzodiazepine: Medikamen-tengruppe mit beruhigender,schlaffördernder, angst- undspannungslösender Wirkung, ⇒Tranquilizer, ⇒Psycho-pharmakonBenzoylecgonin: im Blutnachweisbare Substanz nachCocainkonsumBooster: Verstärker

Bromazepam: ⇒BenzodiazepinBtM-pflichtiges Medikament:unterliegt der Betäubungsmit-telverordnungBtM: Betäubungsmittel

Buprenorphin: ⇒Opioid,⇒BtM, Wirkstoff von⇒Temgesic

CCaptagon: ⇒Psychostimulanz, ⇒BtM, Wirkstoff: Fenetyllincerebral: das Gehirn betreffendchronisch: langsam verlaufend,hier „ständiger Konsum“ imSinne des Mißbrauchs; Ge-genteil von ⇒akutCodein: Hustenmittel, auchDrogenersatzmittel, ⇒Dihy-drocodein

Codipront: ⇒codeinhaltigesHustenmittelCoffein: leichtes Psychostimu-lansComic-Trips: kleine Papier-quadrate, die mit ⇒LSD ge-tränkt sindCrack: Cocain mit unwirksa-men Zusätzen

D

Dalmadorm: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: ⇒Flunitrazepam

Deliriants: bestimmte ⇒SchnüffelstoffeDelirium: Zustand mit Be-wußtseins- und Wahrneh-mungsstörungenDendrit: Nervenfortsatz, Teilder Nervenzelle

Depression: Schwermut, ⇒Psychose; Symptome: Schlaf-losigkeit, Angst, Selbstanklage,Selbstmordgefährdung

Designerdroge: aus einfachenChemikalien im Labor herge-stellte Aufputschmittel, ⇒Am-phetamin⇒derivat, ⇒Psycho-stimulanzDevelin: starkes SchmerzmittelDHC Mundipharma: starkesSchmerzmittel, Wirkstoff:Dihydrocodein

DHC: ⇒DihydrocodeinDiabetes: ZuckerkrankheitDiagnose: Erkennung und Be-nennung einer Krankheit (⇒Differentialdiagnose)

Diazepam: ⇒BenzodiazepinDifferentialdiagnose: Unter-scheidung ähnlicher Krank-heitsbilder (⇒Diagnose)Diffusion: Verteilung

Dihydrocodein: ⇒CodeinDilatation: Erschlaffung, Er-weiterung (z.B. der Pupille)Distribution: Verteilung, z.B.einer Substanz im KörperDolantin: starkes Schmerzmit-tel, Wirkstoff: Pethidin

Downers: dämpfende Mittel, ⇒UppersDRE: Drug Recognition Expert,Drogenerkennungsexperte, auchDrug Recognition Evaluation

Drehnystagmus, Drehnachny-stagmus: ⇒postrotatorischer⇒NystagmusDrogenersatzmittel: i.d.R. Sub-stanzen, die, legal erhältlich,anstelle oder zusätzlich zu lega-len und illegalen Drogen kon-sumiert werden ⇒Polytoxiko-manieDrugwipe: neues Verfahren, umbestimmte Drogen an Körperund Gegenständen nach-zuweisen

Dunkeladaption: ⇒Adaptiondes AugesDysphorie: gedrückte, gereizteStimmungslage; Gegenteil: ⇒Euphorie

EEcho-Rausch: Wochen nachletztmaligem Konsum wieder-

kehrender Rauschzustand(insbes. bei ⇒LSD), ⇒flash-back

Ecstasy: ⇒DesignerdrogeElimination: Ausscheidungeines Stoffes

Eliminationszeit: Zeitspanne, inder ein Stoff ausgeschiedenwirdEntzugssyndrom: tritt auf nachplötzlichem Entzug von Drogenund suchterzeugenden Medi-kamenten, äußert sich in Blut-druckabfall, Magen-Darm-krämpfen, Erbrechen, Schweiß-ausbruch, Tremor, Halluzinatio-nen u.v.a.m.Epidemiologie: Untersuchun-gen, die sich mit Häufigkeit undVerbreitung von bestimmtenErscheinungsformen in derGesellschaft (z.B. übertragbareKrankheiten) befassen; hier: Al-kohol-, Drogen- und Medi-kamentenkonsum bei Ver-kehrsteilnehmern

Ersatzmittel: ⇒Drogenersatz-mittel

Euphorie: gesteigertes Lebens-und Glücksgefühl mitSorglosigkeit, Optimismus undsubjektivem Wohlgefühl; Ge-genteil: ⇒ Dysphorie

EVE: MDEA, ⇒Designerdroge

FFaustan: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: DiazepamFeinmotorik: Bewegung kleinerMuskeln; Störung der F.: z.B.Schreibstörung (⇒Motorik)

Fenistil: ⇒Fertigarzneimittelgegen Allergie

Fertigarzneimittel: von derpharmazeutischen Industriehergestellte Arzneispezialität

flash-back: ⇒Echo-Rauschflüchtig: schnell verdunstend

Flunitrazepam: ⇒Benzodia-zepin

Fortral: ⇒Opioid, ⇒BtM,Wirkstoff: ⇒Pentazocin

Ggastrointestinal: den Magenund Darm betreffendgeteilte Aufmerksamkeit: dieFähigkeit, mehrere Dingegleichzeitig wahrzunehmen unddarauf zu reagieren

Gliazelle: Stütz- und Versor-gungszelle im Nervensystem

Grobmotorik: Bewegung großerMuskeln; Störung der G.: z.B.torkelnder Gang (⇒Motorik)

H

Halbwertzeit: gibt an, nachwelcher Zeit die Blutkonzen-tration eines Medikamentes(oder einer Droge) auf 50 % desanfänglichen Maximalwertesabgefallen ist, d.h. ausge-schieden wurdeHalluzination: Sinnestäu-schung, ohne daß das wahrge-nommene Objekt existiert, inallen Sinnesbereichen vor-kommendHalluzinogen: Halluzinationen(Sinnestäuschungen) her-vorrufende Substanzenhalluzinogene Wirkung: Hal-luzinationen hervorrufendhang over: Restwirkung einerDroge/eines Medikamentes

Helladaption: ⇒Adaption desAugesHerzfrequenz:: Anzahl derHerzschläge, d.h. der Kon-traktionen des Herzens in einerdefinierten Zeiteinheit, z.B. proMinute, gleichbedeutend mitPulsfrequenzHerzminutenvolumen: Blut-menge, die in einer Minute dasHerz passiertHit: typisch gefaltetes Papier-briefchen als Verpackung fürDrogen in Pulverform

Horizontalnystagmus: ⇒Ny-stagmus beim Blick zur SeiteHormon, Hormone: Wirk-stoffe, die im (menschl.) Or-ganismus produziert werden,d.h. körpereigene Substanzenhydrophil: wasseraufnehmend,vorzugsweise in Wasser löslichHydroxy-THC: unwirksamesAbbauprodukt (⇒Metabolit)von ⇒THC, in Blut und Urinnachweisbar

Hyperthermie: hohe Körper-temperatur

Hypoglykämie: Unterzuckerungdes Blutes, z.B. Folge einerÜberdosierung von Medi-kamenten gegen Diabetes

IIdeenflucht: beschleunigterGedankenablauf bei gleichzei-tiger erhöhter Ablenkbarkeitund Unfähigkeit, eine Idee zuEnde zu verfolgen

Illusion: Sinnestäuschung mitgestörter Wahrnehmung realerObjekteinadäquat: unangepaßt, (derNorm) nicht entsprechendIndikation: Grund für eine(Medikamenten-) Verordnung, ⇒indiziertInhalation: Einatmung

inhalativ: Aufnahme über dieAtemwege (⇒Inhalation)injizieren: spritzen (Subst.: In-jektion)Intoxikation: Vergiftung

intravenös (i.v.): Einspritzen ineine Vene

irreversibel: nicht rückgängigzu machen, Gegenteil: passager= vorübergehend

Joint: selbstgedrehte Ha-schischzigarette

KKapillar, Kapillargefäß: Klein-stes Blutgefäß, Haargefäß,Übergang des arteriellen zumvenösen Blutkreislaufkausale Behandlung: Behand-lung der KrankheitsursacheKoks: Cocain

Koma, Coma: tiefe Bewußtlo-sigkeit

komatös: bewußtlos, nichtaufweckbar, ⇒KomaKompartiment: Verteilungs-raumKontraktion: Zusammenziehen(z.B. von Muskeln, Pupille)Konvergenz: hier: Reaktion desAuges auf NaheinstellungKoordination: geordnete Zu-sammenwirkung der Muskel-bewegungen

LL-Polamidon=Methadon:starkes Schmerzmittelletal: tödlich

Lexotanil: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: Bromazepamlichtstarr: fehlende Reaktionauf Lichteinfall (z.B. Pupillen)lipophil: vorzugsweise in Fett(z.B. Körperfett) löslich; nurSubstanzen mit dieser Eigen-schaft durchbrechen die Blut-Hirnschranke, sind also zentralwirksam (⇒psychotrop)

Lorazepam: ⇒Benzodiazepin

Lösungsmittel: bestimmte ⇒Schnüffelstoffe

LSD: Lysergsäurediethylamid, ⇒HalluzinogenLZA: Lichtzeichenanlage

MMagic Mushrooms: ⇒Zau-berpilze

MBDB: ⇒Designerdroge

MDA: ⇒Designerdroge

MDEA: „Eve“, ⇒Designerdro-ge

MDMA: ⇒DesignerdrogeMedinox: Schlafmittel, Barbi-tursäurepräparat

Mescalin: ⇒Halluzinogen

Metabolismus: ⇒StoffwechselMetabolit: Zwischenproduktbeim Abbau (Stoffwechsel) ei-nes Stoffes, kann auch ⇒zen-tralwirksam seinMethadon: Betäubungsmittel,zur therapeutischen Behandlungvon Drogenabhängigen

Methylamphetamin: Auf-putschmittel

Methylecgonin: ⇒Metabolitvon Cocain

Methylphenidat: Aufputschmit-tel, ⇒BtM, Wirkstoff von⇒Ritalin

Mogadan: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: NitrazepamMorphin: 1. starkesSchmerzmittel, 2. Abbaupro-dukt des Heroins

Motorik: Muskelbewegung, ⇒Grobmotorik, Feinmotorikmotorische Störung: Störungdes natürlichen Bewegungsab-laufs der Muskelnmotorisches Nervensystem:willkürliches (vom Willen be-einflußbares) Nervensystem fürdie BewegungsmuskulaturMultiorganversagen: gleich-zeitiges Versagen verschiedenerOrganfunktionenMuskeltonus: Spannungszu-stand der Muskulatur, ⇒Tonus

NNaloxon: Gegenmittel bei He-roinvergiftungNarkose: Bewußtlosigkeit,Schmerzlosigkeit, Muskeler-schlaffung

Narkotikum: Mittel, das eineNarkose herbeiführt

nasal: die Nase betreffend; hier:über die Nasenschleimhaut

Neuroleptikum: Medikamentgegen Schizophrenie, ⇒Psy-chopharmakonNeuron: Nervenzelleneurotoxisch: die Nerven ver-giftend

neurovegetativ: ⇒vegetativesNervensystem

Nitrazepam: ⇒BenzodiazepinNoradrenalin: Nervenüber-trägerstoff

Nordazepam: ⇒BenzodiazepinNystagmus: unwillkürliche,schnelle, aufeinanderfolgendeZuckungen der Augäpfel

OOmnipotenz: (Gefühl der)AllmachtOpiat: natürlich vorkommenderWirkstoff des Opiums, z.B. ⇒Morphin, ⇒CodeinOpioid: chemisch hergestellterStoff mit morphinartiger Wir-kungoral: durch den Mund

Oxazepam: ⇒Benzodiazepin

PParasympatikus: Teil des ⇒vegetativen Nervensystems, dasauf dämpfende Reize reagiert,„Gegenspieler“ des ⇒Sympati-kuspathologisch: krankhaft

PCP: Phencyclidin, ⇒Hal-luzinogen

Pentazocin: ⇒Opioid, ⇒BtM

Pentobarbital: Schlafmittel, ⇒Barbituratperipheres Nervensystem: hin-und rückführende Nervenfasernzu Körperorganen und Musku-latur

Pethidin: ⇒Opioid, ⇒BtMPharmakodynamik: Beziehungzwischen Dosis und Wirkungvon ArzneistoffenPharmakokinetik: Beziehungzwischen Dosis und Konzen-tration von Arzneistoffenphysiologisch: normal, demnormalen Gesundheitszustandentsprechendphysisch: körperlichPolytoxikomanie: gleichzeitigerMißbrauch bzw. Abhängigkeitvon mehreren Drogentypen,wörtl.: Sucht nach vielen Giften

Poppers: bestimmte ⇒Schnüf-felstoffe

postrotatorischer Nystagmus:unwillkürliches horizontalesAugenzittern nach schnellenUmdrehungen (⇒Nystagmus)

potenzierend, potenzierendeWirkung: überadditive Wir-kung; Wirkung zweier odermehrerer Stoffe, die über dieAddition ihrer Einzeleffektehinausgeht

Psilocin: ⇒Halluzinogen, ⇒Zauberpilzpsychisch: seelisch, geistig

psychomotorisch, Psychomo-torik: die durch psychischeVorgänge beeinflußten Mus-kelbewegungen

Psychopharmakon: in weiteremSinne Medikamente, die das ⇒Zentralnervensystembeeinflussen, im engeren Sinne ⇒Antidepressiva und ⇒Neuro-leptikapsychophysisch: geistig-kör-perlichPsychose: Geisteskrankheit,z.B. endogene Depression,SchizophreniePsychostimulanzien: Auf-putschmittel („Muntermacher“)psychotrop: auf die Psycheeinwirkend

Psylocybin: ⇒Halluzinogen, ⇒ZauberpilzPtosis: herabhängende Au-genliderPupillenreaktion: Veränderungdes Pupillendurchmessersaufgrund von Lichteinfall, ⇒AdaptionPupillograph: Meßgerät zurMessung von Pupillenweite und ⇒Pupillenreaktion

Qqualitativer Wirkstoffnachweis:Feststellung, ob ein bestimmterStoff im Blut, Urin etc.vorhanden ist

quantitativer Wirkstoffnach-weis: Feststellung, in welcher

Menge ein bestimmter Stoff imBlut, Urin etc. vorhanden ist

R®: registriertes Warenzeichen,d.h. geschützter Markenname

Radeform: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: NitrazepamRausch: übersteigerter Ge-fühlszustand sowohl in Rich-tung Wohlbefinden als auch inRichtung Mißempfinden; akuteIntoxikation durch bewußt-seinsbeeinflussende Drogen

Remedacen: ⇒Dihydrocodein,Hustenmittel, auchDrogenersatzmittel

Resorption: Aufnahme einesStoffes ins Blut (z.B. Alkohol)

Resorptionszeit: Zeitspanne, inder der Stoff ins Blut aufge-nommen wirdRezeptor: Empfänger für Reize

rezeptpflichtig: ⇒verschrei-bungspflichtig

Ritalin: ⇒Psychostimulanz, ⇒BtM, Wirkstoff: Methylphenidat

Rohypnol: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: Flunitrazepam, auchDrogenersatzmittelRomberg, -test: Untersu-chungsverfahren, um die„Standfestigkeit“ zu prüfen

Rote Liste: jährlich erschei-nendes Arzneimittelverzeichnisdes Bundesverbandes derpharmazeutischen Industrie

RP: Abk. für ⇒rezeptpflichtig

SSchizophrenie: Geisteskrank-heit (Psychose); Symptom u.a.:Wahnvorstellungen, ⇒Halluzi-nationenSchnee: CocainSchnüffelstoffe: bestimmteLösungsmittel, Aerosole undNarkosemittel, die mißbräuch-lich inhaliert werden können

Screening, -verfahren: Vortest,Suchtest

Sedativum, sedierendes Mittel:Beruhigungsmittel, je nachDosis auch SchlafmittelSedierung: Beruhigung, Dämp-fungSensibilität: Berührungsemp-findlichkeit

Sensibilitätsstörung: verstärkteoder abgeschwächte Be-rührungsempfindlichkeit (⇒Sensibilität)

Sensomotorik: durch Reizeaktivierte, sensorische und mo-torische Teile des Organismussensorisch: die Sinnesfunktio-nen betreffendSensorium: System der Sinnes-funktionen: Sehen, Hören, Rie-chen, Schmecken, FühlenSerotonin: Nervenüberträger-stoffsistieren: jmdn. zur Feststellungseiner Personalien zur Wachebringen

Sistierung: Feststellen der Per-sonalien auf der Polizeiwachesomnolent: schläfrig, müdeSpeedball: Kombination vonHeroin und CocainStimulanz: erregendes Mittel, ⇒Psychostimulanzstimulierend: anregendStimulus: ReizStoffwechsel: Abbau und Um-bau von Substraten wie Nah-rungsmittel, SauerstoffSubstitution: ErsatzSubstitutionstherapie: Behand-lung mit einem Ersatzmittel,z.B. ⇒Methadon als Ersatz fürHeroinSubstrat: wesentlicher Be-standteil

Suchtpotential: ⇒Abhängig-keitspotential

Sympatikus: Teil des ⇒vegeta-tiven Nervensystems, das aufstimulierende Reize reagiert;Gegenspieler des ⇒Parasym-patikusSymptom: KrankheitszeichenSynapse: Umschaltstelle für dieErregungsübertragung von einerNervenzelle auf eine andereoder auf ein Organsynthetisch: auf chemischemWege hergestellt (z.B. bei Arz-neimitteln, im Gegensatz zunatürlicher Herstellung ausPflanzen)

Ttaktil: das Berührungsempfin-den betreffend

Tavor: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: Lorazepam

teamteaching: Gestaltung einerUnterrichtseinheit durch zweioder mehr Referenten

Techno-u. Rave-Outfit: typi-sche Szenekleidung der Besu-cher einschlägiger Parties

Temgesic: ⇒Opioid, ⇒BtM

Tetrahydrocannabinol: ⇒THCTHC-Carbonsäure: unwirk-sames Abbauprodukt (⇒Me-tabolit) von ⇒THC, in Blut undUrin nachweisbar

THC-COOH: ⇒THC-Car-bonsäure

THC-OH: ⇒Hydroxy-THCTHC: Tetrahydrocannabinol, imBlut nachweisbare Substanznach CannabiskonsumThebain: Stoff zur Herstellungvon ⇒Codeintherapeutisch: der Heilungdienend, vorgeschriebene Me-dikation, Gegenteil von ⇒toxischTherapie: Behandlung

Tilidin: ⇒Opioid, ⇒BtMToleranz: ist das Phänomen, dieMenge eines Stoffes (Alkohol,Betäubungsmittel,Medikamente) zunehmend zuerhöhen, um den gleichen Ef-fekt zu erzielen; Ausfaller-scheinungen treten erst bei hö-heren Konzentrationen auf alsnormal

Tonus: ⇒MuskeltonusToxikodynamik: Beziehungzwischen Dosis und Wirkungvon Drogen/GiftenToxikokinetik: Beziehung zwi-schen Dosis und Konzentrationvon Drogen/Giften

Toxikologie: Lehre von denGiften; Lehre von der schädli-chen Wirkung chem. Substan-zen auf den lebenden Orga-nismus

toxikologische Analyse:Nachweis eines Wirkstoffes(z.B. eines Medikamentes, einerDroge etc.)toxisch: giftig, Gegenteil vontheraupeutischToxizität: Giftigkeit

Tradon: ⇒PsychostimulanzTramal: starkes Schmerzmittel,Wirkstoff: TramadolTranquilizer, Tranquilantien:Sammelbezeichnung für Medi-

kamente zur Beruhigung, zumSchlafen, gegen Angstgefühle,zum Abbau von Spannungsge-fühlen, typische Wirkstoff-gruppe: ⇒BenzodiazepineTranxilium: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff ⇒NordazepamTremor: unwillkürliches Zit-tern, z.B. der Hände

Tussipect: ⇒codeinhaltigesHustenmittel

UUppers: aufputschende Mittel, ⇒Downers

VValium: ⇒Benzodiazepin,Wirkstoff: Diazepam

Valoron: starkes Schmerzmit-tel, ⇒Opioid, ⇒BtM, Wirk-stoff: ⇒Tilidinvegetatives Nervensystem,Vegetativum: autonomes Ner-vensystem, d.h. vom Willenunabhängig (z.B. Pupillen-durchmesser, Schweißbildung,Kreislauf, Verdauung etc.)

Vertikalnystagmus: ⇒Ny-stagmus beim Blick nach obenoder untenVigilanz: Wachheit

vollsynthetische Stoffe: ausChemikalien, ohne Verwendungeines Naturstoffes, aufchemischen Wege hergestellteStoffe

WWirkstoffelimination: Aus-scheidung eines Wirkstoffsbzw. seiner Stoffwechselpro-dukte (Metaboliten) aus demKörper, insbesondere im Urin

ZZauberpilze: bestimmte giftigePilze, aus denen ⇒Halluzino-gene gewonnen werden

zentral, zentrale Wirkung: daszentrale Nervensystem betref-fendzentrales Nervensystem (ZNS):Gehirn (und Rückenmark)

Autoren und Mitwirkende

Prof. Dr. rer. nat. Rolf Aderjan, Institut für Rechtsmedizin, HeidelbergPolizeihauptkommissar Carsten Baum, Ministerium des Innern, Abt. D, Verkehrssicherheitsbeauftragter, SaarbrückenDipl.-Ing. Stefan Bregel, Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/SaarUniv.-Prof. Dr. rer. nat. Thomas Daldrup, Institut für Rechtsmedizin der Heinrich-Heine-Universität, DüsseldorfDipl.-Chem. Martin Hartung, Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/SaarTheresia Heil Ärztin, SaarbrückenDr. Peter X. Iten, Institut für Rechtsmedizin, ZürichPr. AG a. D. Carl Jenewein U ,Bund gegen Alkohol im Straßenverkehr, Nalbach/SaarProf. Dr. med. Hans Joachim, HeidelbergDr. med. Sabine Joó, Bundesanstalt für Straßenwesen, Abt. F, Bergisch GladbachProf. Dr. rer. nat. Herbert Käferstein, Institut für Rechtsmedizin, KölnProf. Dr. rer. nat. Dr. med. habil Gerold Kauert, Zentrum der Rechtsmedizin, FrankfurtChemiedirektor Dr. Gerhard Megges, Bayerisches Landeskriminalamt, MünchenProf. Dr. rer. nat. Manfred R. Möller, Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/SaarRegierungsdirektorin Elfriede Reif, Bundesministerium für Verkehr, Bonn-Bad GodesbergPD Dipl.-Verw.-Wirt Otto K. Rohde, Polizei-Führungsakademie FEStPt, MünsterDr. rer. nat. Hans Sachs, Institut für Rechtsmedizin, MünchenProf. Dr. med. Dr. jur. Günter Schewe U ,Institut für Rechtsmedizin der Universität KielLeitender Polizeidirektor Klaus Schmerling, Landespolizeidirektion Stuttgart I, StuttgartProf. Dr. med. Hans-Joachim Wagner, Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/SaarProf. Dr. med. Jochen Wilske, Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/SaarPolizeihauptkommissar Michael Zimmer, Ministerium des Innern, PD Zentrale Dienste, Saarbrücken

Kontakt

Frau Dr. S. Joó Prof. Dr. M. R. MöllerBundesanstalt für Straßenwesen, Abt. F Institut für Rechtsmedizin der Universität des

Brüderstr. 53 Saarlandes

51427 Bergisch Gladbach Gebäude 42

66421 Homburg / Saar

Den Angaben in den vorliegenden Schulungsunterlagen liegen Daten aus folgenden Quellen zugrunde:Borkenstein, R.F. et al., Blutalkohol Vol. 11/1974, Suppl. 1Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Drogen und Verkehrssicherheit, Symposium, Heft 41, 1994Bundesministerium des Innern/Rauschgiftbilanz 1995Bundesministerium für Verkehr, Schriftenreihe, Heft 71, 1992, Heft 73, 1996: Krankheit und Kraftverkehr, Gutachten desGemeinsamen Beirats für Verkehrsmedizin, Bonn, 1992 und 1996Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Die Drogenaffinität Jugendlicher in der BRD, Wiederholungsbefragung 1993/94Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (Hrsg.), Jahrbuch Sucht 88,95,96,97, Neuland, Geesthacht,1987,1994,1995, 1996Deutsches Polizeiblatt 2/93, Boorberg, Stuttgart 1993Hausmann et al., Drogen und Alkohol bei verkehrsunfallverletzten Fahrern, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft 184,1988Heifer U., Einflüsse der akuten Alkoholwirkung auf die oculo-vestibuläre Regelung, Arch-Klin-Exp-Ohren-Nasen-Kehlkopfheilkd.1969 Dec 22; 194 (2): 182-8Hollister. L.E., Gillespie H.K. et al., J. Clin. Pharmacol. 21, 171S-177S, 1981Jahresberichte des Statistischen Bundesamtes, Fachserie 8, Reihe 7: Verkehrsunfälle; Metzler-Poeschel, StuttgartKrüger et al., Medikamente im Straßenverkehr, Gustav Fischer Verlag 1995Mischkowitz et al., Gefährdungen durch Drogen, BKA 1996Möller M.R., Hartung, M.: Prävalenz von Suchtstoffen und Medikamenten bei verkehrsauffälligen Kraftfahrern, im DruckMöller M.R.: Drogen- und Medikamentennachweis bei verkehrsauffälligen Kraftfahrern, Berichte der Bundesanstalt fürStraßenwesen, Mensch und Sicherheit, Heft M 29, Verlag für neue Wirtschaft, BremerhavenRauschgiftjahresbericht des Bundeskriminalamtes, OA 21, 1995Schwabe/Paffrath, Arzneimittelverordnungsreport ‘95, Gustav Fischer VerlagSchwarz J., Beckenbach W., Das subjektive Wirkungsspektrum von Haschisch und die Häufigkeit von Nebenwirkungen aus:Cannabis heute, Bestandsaufnahme zum Haschischproblem, Akademische Verlagsgesellschaft Wiesbaden, 1980, S. 75 ff.Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen, GKV Arzneimittelindex Juni 1995

Pädagogische Beratung: OStDir. a.D. E. Schirra, Püttlingen

Grafik und Layout: Stefan Bregel (mit Ausnahme der Abbildungen D-1,2 und 5: aus Speckmann/Wittkowski: Bau undFunktionen des menschlichen Körpers, Urban&Schwarzenberg 1994)