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Anthroposophie Als Anthroposophie (von altgriechisch νθρωπος ánthrōpos „Mensch“ und σοφία sophίa „Weisheit“) werden eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete, weltweit vertretene spirituelle und esoterische Weltanschauung sowie der zugehörige Ausbildungs- und Erkenntnisweg bezeichnet. Die Anthroposophie versucht, Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, der Gnosis, [1] christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Steiners Zeit miteinander zu verbinden. Ein zentraler Aspekt war und ist eine Anwendung des Evolutionsgedankens auf die spirituelle Entwicklung. Dabei nahm Steiner evolutionäre Ansätze sowohl des Darwinisten Ernst Haeckel als auch aus der modernen Theosophie blavatskyscher Prägung auf. Die Anthroposophie sucht im Gegensatz zu Vertretern eines rein säkular naturwissenschaftlich orientierten Fortschrittsgedankens die Menschheit und ihre Entwicklung spirituell und übersinnlich zu verstehen, [2] setzt sich dabei aber von der Theosophie und ihrer Orientierung an der östlichen Religiosität ab. Die Einbeziehung und Neuinterpretation der Evolution führte ebenso wie bei Haeckel und anderen Zeitgenossen Steiners zu Kontroversen um mögliche sozialdarwinistische und rassistische Aspekte. Die geistigen und institutionellen Impulse, die von der Anthroposophie und der zugehörigen Bewegung ausgingen, wirken bis in die Gegenwart auf unterschiedliche Lebensbereiche, in Kunst, Architektur, Pädagogik/Heilpädagogik ( Waldorfpädagogik, Camphill), Medizin ( anthroposophische Medizin), Landwirtschaft ( biologisch-dynamische Landwirtschaft), Soziales ( Dreigliederung des sozialen Organismus), Bewegungskunst ( Eurythmie), Religion ( Die Christengemeinschaft) und Finanzwesen ( GLS Gemeinschaftsbank, Freie Gemeinschaftsbank) und haben weltweit Verbreitung und Beachtunggefunden. 1 Begriff und Wirkung 2 Begriffsgeschichte 3 Anthroposophie bei Rudolf Steiner 4 Geschichte 4.1 Zu Lebzeiten Rudolf Steiners 4.2 Krise nach Steiners Tod 4.3 Während des Nationalsozialismus 4.3.1 Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft 4.3.2 Behinderung des Schulunterrichts und Verbot von Waldorfschulen 4.3.3 Zeit nach dem Verbot und Gesamteinschätzung 4.4 Zeit nach 1945 5 Lehre und Erkenntnisweg 5.1 Menschenbild 5.1.1 Wesensglieder 5.1.2 Dreigliederung 5.1.3 Reinkarnation 5.2 Christologie 5.3 Kosmische Evolution, Menschheitsentwicklung und Kulturepochen 5.4 Schulungsweg 6 Bekannte Anthroposophen 7 Kritik 7.1 Anspruch auf Wissenschaftlichkeit Inhaltsverzeichnis

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AnthroposophieAls Anthroposophie (von altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos „Mensch“ und σοφία sophίa „Weisheit“) werden eine von RudolfSteiner (1861–1925) begründete, weltweit vertretene spirituelle und esoterische Weltanschauung sowie der zugehörige Ausbildungs-und Erkenntnisweg bezeichnet. Die Anthroposophie versucht, Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, derGnosis,[1] christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Steiners Zeit miteinander zuverbinden.

Ein zentraler Aspekt war und ist eine Anwendung des Evolutionsgedankens auf die spirituelle Entwicklung. Dabei nahm Steinerevolutionäre Ansätze sowohl des Darwinisten Ernst Haeckel als auch aus der modernen Theosophie blavatskyscher Prägung auf. DieAnthroposophie sucht im Gegensatz zu Vertretern eines rein säkular naturwissenschaftlich orientierten Fortschrittsgedankens dieMenschheit und ihre Entwicklung spirituell und übersinnlich zu verstehen,[2] setzt sich dabei aber von der Theosophie und ihrerOrientierung an der östlichen Religiosität ab. Die Einbeziehung und Neuinterpretation der Evolution führte ebenso wie bei Haeckelund anderen Zeitgenossen Steiners zu Kontroversen um mögliche sozialdarwinistische und rassistische Aspekte.

Die geistigen und institutionellen Impulse, die von der Anthroposophie und der zugehörigen Bewegung ausgingen, wirken bis in dieGegenwart auf unterschiedliche Lebensbereiche, in Kunst, Architektur, Pädagogik/Heilpädagogik (Waldorfpädagogik, Camphill),Medizin (anthroposophische Medizin), Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft), Soziales (Dreigliederung dessozialen Organismus), Bewegungskunst (Eurythmie), Religion (Die Christengemeinschaft) und Finanzwesen (GLSGemeinschaftsbank, Freie Gemeinschaftsbank) und haben weltweit Verbreitung und Beachtung gefunden.

1 Begriff und Wirkung

2 Begriffsgeschichte

3 Anthroposophie bei Rudolf Steiner

4 Geschichte4.1 Zu Lebzeiten Rudolf Steiners4.2 Krise nach Steiners Tod4.3 Während des Nationalsozialismus

4.3.1 Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft4.3.2 Behinderung des Schulunterrichts und Verbot von Waldorfschulen4.3.3 Zeit nach dem Verbot und Gesamteinschätzung

4.4 Zeit nach 1945

5 Lehre und Erkenntnisweg5.1 Menschenbild

5.1.1 Wesensglieder5.1.2 Dreigliederung5.1.3 Reinkarnation

5.2 Christologie5.3 Kosmische Evolution, Menschheitsentwicklung und Kulturepochen5.4 Schulungsweg

6 Bekannte Anthroposophen

7 Kritik7.1 Anspruch auf Wissenschaftlichkeit

Inhaltsverzeichnis

7.2 „Menschenrassen“7.3 Christologie

8 Literatur

9 Weblinks

10 Einzelnachweise und Anmerkungen

Rudolf Steiner verstand unter Anthroposophie einerseits eine umfassende („kosmologische“)Anschauung des Menschen und der Welt, die er als Lehre vertrat und verbreitete, andererseitseinen Erkenntnisweg als eine wissenschaftliche Methode zur Erforschung des Übersinnlichen(„Geistigen“). Die Bezeichnung „Anthroposophie“ wählte er im Kontrast zum Begriff der„Anthropologie“. Letztere behandele dasjenige, was für den Menschen durch seine Sinne undden sich an die Sinnesbeobachtung haltenden Verstand über die Welt erfahrbar sei; ersteredagegen beinhalte das „Wissen des Geistesmenschen“ und erstrecke sich auf alles, was dieserin der „geistigen Welt“, d. h. im Übersinnlichen, wahrnehmen könne.

Synonym zu der Bezeichnung „Anthroposophie“ verwendete Steiner auch andere Begriffe wie„Theosophie“, „Geheimwissenschaft“ oder „Geisteswissenschaft“, um seine Lehre und seine„Forschungsmethode“ zu kennzeichnen. Von „Theosophie“ sprach er jedoch nur währendseiner Tätigkeit im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft (1902–1913).„Geisteswissenschaft“ war dagegen auch später noch eine von ihm gebrauchte synonymeBezeichnung für seine Weltauffassung.[3] Dabei knüpfte Steiner augenscheinlich an WilhelmDilthey, den Begründer der Lebensphilosophie, an, auf dessen „Einleitung in dieGeisteswissenschaften“ er sich an verschiedenen Stellen zustimmend bezog.[4] Steinerbetrachtete Dilthey sogar als eine Art Vorläufer der Anthroposophie.[5]

Im engeren Sinne wurde der Begriff „Anthroposophie“ von Steiner als Titel einer Fragmentgebliebenen Schrift aus dem Jahre 1910 verwendet (Gesamtausgabe [GA] 45).Anthroposophie ist für Steiner dabei die Schaffung eines Bewusstseins des Menschentums. Esgeht ihm um die Formulierung einer umfassenden Erkenntnistheorie zur menschlichenBewusstwerdung. Da nach Steiner die dualistische Trennung von „Ich“ und „Welt“ imErkenntnisakt überwunden wird,[6] will seine Anthroposophie Anleitung zur „Selbst- undWelterkenntnis des Menschen“ zugleich bieten. Dies ist das monistische Programm desanthroposophischen Erkenntnisweges, das – mit Friedrich Nietzsche und Max Stirner – einenfreien, individualistisch geprägten Menschen voraussetzt. Diese Spielart des Monismusvereinigt Naturerkenntnis und anthroposophische Geisterkenntnis, indem die Natur und diegeistige Welt als Teilbereiche einer Welt betrachtet werden.

Die Anthroposophie hatte und hat bedeutende Anhänger überwiegend aus dem Bereich desKulturlebens, namentlich der Kunst, darunter die bildenden Künstler Joseph Beuys, WassilyKandinsky, Oscar Lüthy und Franz Marc, den Komponisten Viktor Ullmann, denKomponisten und Musikwissenschaftler Peter Michael Riehm und den Dirigenten BrunoWalter, die Schriftsteller Saul Bellow, Andrej Bely, Michael Ende und Christian Morgenstern.Sympathisanten waren etwa Albert Schweitzer, Alexej (von) Jawlensky, Jorge Luis Borges,Piet Mondrian, Richard Neutra, Le Corbusier, Henry van de Velde, Frank Lloyd Wright, EeroSaarinen, Erich Mendelsohn und Hans Scharoun (siehe auch Organische Architektur). Von den heute lebenden Architektenbezeichnet vor allem Frank Gehry Steiner als Inspirationsquelle.

Begriff und Wirkung

Rudolf Steiner um 1905

Steiners Baustil war Vorbildfür die OrganischeArchitektur. Das Bild zeigtdas Heizhaus desGoetheanums

Über den Kreis der direkten Anhänger hinaus ist ein Einfluss Steiners feststellbar. Hermann Hesse, der ein distanziertes Verhältnis zuSteiners Lehre hatte, veröffentlichte etwa 1926/1927 verschiedene Gedichte in der Zeitschrift Individualität, die von demanthroposophischen Gründungsmitglied und zeitweiligem Steiner-Sekretär Willy Storrer herausgegeben wurde. Auch Paul Kleerezipierte Steiner mit kritischer Distanz. Ein Teil dieses enormen und vielschichtigen Einflusses Rudolf Steiners auf verschiedeneKunstrichtungen wird erst allmählich aufgearbeitet.[7]

Die Bezeichnung „Anthroposophie“ wurde bereits in der frühen Neuzeit verwendet. In einemanonymen Buch mit dem Titel Arbatel de magia veterum, summum sapientiae studium (1575),das dem Philosophen und Theologen Agrippa von Nettesheim zugeschrieben wird, wirdAnthroposophie (ebenso wie Theosophie) der „Wissenschaft des Guten“ zugerechnet und mit„Kenntnis der natürlichen Dinge“ bzw. „Klugheit in menschlichen Angelegenheiten“übersetzt. 1648 erschien die Anthroposophia Theomagica des walisischen PhilosophenThomas Vaughan.[8]

Anfang des 19. Jahrhunderts prägte der Schweizer Arzt und Philosoph Ignaz Troxler (1780–1866) den Begriff „Anthroposophie“ in Anlehnung an seine Biosophie (Elemente derBiosophie, 1806). Im Sinne der Vorläufer der Lebensphilosophie, vor allem desNaturphilosophen Schelling, bei dem Troxler studiert hatte, sollte Biosophie „Naturerkenntnisdurch Selbsterkenntnis“ bedeuten. Die Erkenntnis der menschlichen Natur nannte TroxlerAnthroposophie. Die Philosophie – und alle Philosophie sei Naturerkenntnis – muss ihmzufolge zur Anthroposophie werden. Diese wird als eine „objektivierte Anthropologie“vorgestellt, die vom „ursprünglichen Menschen“ ausgehen soll. In der menschlichen Naturvereinen sich demzufolge in einem mystischen Vorgang Gott und Welt.

Auch Immanuel Hermann Fichte verwendete das Wort Anthroposophie 1856 in Anthropologie – Die Lehre der menschlichen Seeleund bezeichnete damit eine „gründliche Selbsterkenntnis des Menschen“, die „nur in der erschöpfenden Anerkenntnis des Geistes“liege. Wahrhaft gründlich oder ergründend könne sich der „Menschengeist“ aber nicht erkennen, ohne damit der „Gegenwart oderBewährung des göttlichen Geistes an ihm inne zu werden“.

Der Religionsphilosoph Gideon Spicker, der eine „Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage“anstrebte und den Konflikt zwischen Glauben und Wissen, zwischen Religion und Naturwissenschaft als das Grundproblem seinesLebens und Denkens ansah, formulierte das Programm einer Anthroposophie, ebenfalls im Sinne „höchster Selbsterkenntnis“.Spickers Ideal umfasste in der Religion die Einheit von Gott und Welt als selbstverantwortete Erkenntnis unter Anwendung vonVernunft und Erfahrung.

„Handelt es sich aber in der Wissenschaft um die Erkenntnis der Dinge, in der Philosophie dagegen in letzterInstanz um die Erkenntnis dieser Erkenntnis, so ist das eigentliche Studium des Menschen der Mensch selbst, undder Philosophie höchstes Ziel ist Selbsterkenntnis oder Anthroposophie.“

– Die Philosophie des Grafen von Shaftesbury, 1872

Der österreichische Philosoph und Herbartianer Robert Zimmermann (1824–1898), Schöpfer der „Philosophischen Propädeutik“,wählte die Bezeichnung „Anthroposophie“ 1882 als Titel einer Programmschrift, die ein System idealer Weltsicht auf realistischerGrundlage zu beschreiben suchte (Anthroposophie im Umriß. Entwurf eines Systems idealer Weltsicht auf realistischer Grundlage,1882). Zimmermann, bei dem Steiner Philosophie-Vorlesungen hörte, wollte in seinem System über die „Schranken undWidersprüche, die der gemeine Erfahrungsstandpunkt in sich trägt“, hinausgehen und eine „Philosophie des Menschenwissens“errichten, die als Wissenschaft von der Erfahrung ausgeht, aber über sie hinausreicht, wo es das logische Denken erfordert.

Rudolf Steiner verwendete den Namen „Anthroposophie“ zunächst in sehr freier Weise. So hielt er 1902 in dem von ihm geleitetenBerliner Literatenkreis Die Kommenden eine Vortragsserie mit dem Titel: Von Zarathustra bis Nietzsche. Entwicklungsgeschichte derMenschheit anhand der Weltanschauungen von den ältesten orientalischen Zeiten bis zur Gegenwart, oder Anthroposophie. Über den

Begriffsgeschichte

Ignaz Paul Vitalis Troxlerwar der Begründer einerAnthroposophie, die er ausder Biosophie ableitete

Inhalt dieser Vorträge ist nichts Näheres überliefert. Parallel dazu sprach er erstmals öffentlich (im Rahmen des Giordano-Bruno-Bunds) über die von da an durch ihn vertretene Theosophie (Titel: Monismus und Theosophie), wobei er inhaltlich an ImmanuelHermann Fichte anknüpfte. Im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft benutzte Steiner die Bezeichnung „Anthroposophie“erstmals 1909, und zwar für eine erweiterte Sinneslehre. Die er neben die schon existierende Theosophie stellte, „ähnlich wie imMittelalter neben die Theologie die Anthropologie“ gestellt wurde (Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie, GA 115).Nachdem er 1902 eine historische Betrachtung von Weltanschauungen „Anthroposophie“ genannt hatte, entwickelte er jetzt unterdemselben Namen also eine Sinneslehre, welche die bekannten fünf Sinne durch fünf weitere Sinne ergänzte und so eine Brückezwischen Theosophie und Anthropologie bilden sollte. Zur Wortgeschichte merkte er dabei an: „Das Wort ist schon einmal gebrauchtworden. Robert Zimmermann hat eine Anthroposophie geschrieben, aber er unternahm sie mit höchst unzulänglichen Mitteln […]. Erhat sie herausgesponnen mit den ausgesogensten, abstraktesten Begriffen, und dieses Gespinst war dann seine Anthroposophie.“ Eineschriftliche Fassung seiner „anthroposophischen“ Sinneslehre brachte Steiner nicht zu Ende; sie wurde posthum als Fragmentpubliziert (Anthroposophie – ein Fragment, GA 45).

Als es 1913 zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft kam und Steiner eine neue Bezeichnung für das wählen musste, was erbisher als „Theosophie“ vertreten hatte, entschied er sich für „Anthroposophie“. 1916 schrieb er darüber:

„Als es sich vor einer Anzahl von Jahren darum handelte, unserer Sache einen Namen zu geben, da verfiel ich aufeinen solchen, der mir lieb geworden war, deshalb, weil ein Philosophie-Professor, dessen Vorträge ich in meinerJugendzeit gehört habe, Robert Zimmermann, sein Hauptwerk ‚Anthroposophie‘ genannt hat.“

– QUELLE:GESAMMELTE AUFSÄTZE, GA 35, S. 176

„Anthroposophie“ bezeichnet bei Steiner zum einen seine Lehren, zum anderen die von ihm dafür in Anspruch genommeneForschungsmethode.

„Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche dieEinseitigkeiten einer bloßen Natur-Erkenntnis ebenso wie diejenigen der gewöhnlichen Mystik durchschaut unddie, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die imgewöhnlichen Bewusstsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welcheein solches Eindringen ermöglichen.“

– Philosophie und Anthroposophie, GA 35

Steiners anthroposophische Lehre knüpft vor allem an die christliche Mystik, an das Rosenkreuzertum und an die idealistischePhilosophie an,[9] übernahm aber insbesondere in den ersten Jahren auch wesentliche Elemente der stark von indischer Philosophiegeprägten modernen oder anglo-indischen Theosophie. Aufgrund dieser Verbindung sehr unterschiedlicher Ströme wurde sie vonKritikern schon zu Steiners Lebzeiten etwa als synkretistische Weltanschauung, eklektischer Mystizismus oder Obskurantismuseingeordnet. Sie beinhaltet einen umfassenden („kosmischen“) Evolutionsbegriff sowie ein vielschichtiges Bild derWiederverkörperung (Reinkarnation) und des Schicksals.

Steiners Erkenntnisse entstammten nach seinen Angaben einer ihm seit seiner Kindheit bewussten und von ihm methodisch vertieftengeistig-übersinnlichen Schau. In seinem philosophischen Frühwerk hatte er einen erkenntnistheoretischen Monismus entwickelt, derwesentlich auf einer Auseinandersetzung mit Kant (Kritik der reinen Vernunft) und dem Neokantianismus beruhte. Steiner plädiertefür einen „ethischen Individualismus“, der in Max Stirners Schriften sowie dem individualistischen Anarchismus von BenjaminTucker und John Henry Mackay Verwandtes findet. Weitere Einflüsse sind Goethe, Hegel (Phänomenologie), J. G. Fichte (deutscherIdealismus), Nietzsche und Haeckel (Evolutionstheorie). Deren Lehren wurden von Steiner allerdings sehr selektiv, individuell undeklektizistisch herangezogen und ausgelegt (Wahrheit und Wissenschaft, 1892, und Die Philosophie der Freiheit, 1894).

Ab 1902 trat Steiner im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft eindeutig esoterisch und christlich auf. Die Frage, inwieweit dieseiner Wandlung in seinem Leben (er selbst spricht von einem „Erweckungserlebnis“) zuzuschreiben ist, ist – auch unterAnthroposophen – nicht entschieden. Auch wie sich die Wende philosophisch auf Steiners Gesamtwerk ausgewirkt hat, konnte nichtabschließend geklärt werden. Steiner selbst bezeichnete seine Anthroposophie als konsequente Weiterentwicklung seines Frühwerks,

Anthroposophie bei Rudolf Steiner

nahm aber auch offen Bezug auf die christliche Mystik und das Rosenkreuzertum. Auch Elemente der blavatskyschen Theosophiefanden zumindest vorübergehend Eingang in Steiners Darstellungen, wobei er jedoch von Anfang an betonte, seine Lehre unabhängigvon der Blavatskys entwickelt zu haben.

Nach Steiner befindet sich der Mensch (und die gesamte, also auch die geistige Welt) in beständiger Entwicklung (Evolution). DasZiel des anthroposophischen Schulungsweges sei es, durch Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung auf einer lebenslangen„Suche“, höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Dieser Schulungsweg sei individuell auszugestalten und könne von jedemMenschen beschritten werden.

Die anthroposophische Bewegung ist soziologisch, weltanschaulich-religiös und politisch sehr heterogen. Die Interpretation vonSteiners Werk ist auch aufgrund der verschiedenen Themengebiete und des großen Umfangs (28 Schriften und ca. 5.900 Vorträge)innerhalb der Anthroposophie nicht einheitlich.

Im Oktober 1902 wurde in Berlin eine deutsche Sektion der Theosophischen GesellschaftAdyar (Adyar-TG) gegründet, einer von etlichen konkurrierenden theosophischenGruppierungen, die in Deutschland bis dahin durch zehn „Logen“ vertreten war. AlsGeneralsekretär wurde der Philosoph und Goethe-Forscher Rudolf Steiner gewählt, der zuvornur als Vortragsredner in der Berliner Theosophischen Bibliothek von Sophie Gräfin und CayGraf von Brockdorff in Erscheinung getreten war und wohl als Kompromisskandidatherangezogen wurde, weil keines der älteren, untereinander zerstrittenen Mitglieder eineMehrheit erhalten konnte.[10][11]

In Steiners Biographie stellte das eine außerordentliche Wendung dar. Er hatte sich bis dahinals Philosoph, Goethe-Herausgeber, Buchautor, Publizist, Redakteur und Vortragsredner zuvielfältigen Themen geäußert, aber zur Religion immer eine kritische Distanz gewahrt. Erstrecht hatte er der stark von orientalischen Lehren beeinflussten Theosophie ablehnendgegenübergestanden.[12] Was Steiner in der zweiten Hälfte von Die Philosophie der Freiheit(Version 1894) als ethische Konsequenz seiner Voraussetzungen entwickelte, könne „invollkommener Übereinstimmung“ mit dem Stirnerschen Werke Der Einzige und seinEigentum gesehen werden.[13] Auch war er als begeisterter Anhänger der Religionskritiker Ernst Haeckel und Friedrich Nietzschehervorgetreten. Jetzt aber übernahm er die Leitung der Adyar-Theosophen in Deutschland und begann, eine eigene Spielart derTheosophie auszuarbeiten, wobei er an die christliche Mystik und andere Traditionen des europäischen Geisteslebens anknüpfte, aberauch Elemente der vorhandenen theosophischen Lehre übernahm.

Diese erstaunliche Wendung im Leben Steiners gab Anlass zu vielfältigen Deutungen. Steiner selbst beschrieb in seinerAutobiographie einen „tiefgehenden Umschwung“ in seinem seelischen Erleben in den Jahren vor der Jahrhundertwende undbezeichnete diese als eine „Prüfungszeit“ mit „harten Seelenkämpfen“, die insbesondere sein Verhältnis zum Christentumbetrafen.[14] Der Biograph Gerhard Wehr spricht in diesem Zusammenhang von einem „neuzeitlichen Damaskus-Erlebnis“, das mitder Bekehrung des Apostels Paulus vergleichbar sei.[15] Der Theologe Georg Otto Schmid greift Steiners autobiographischeSchilderungen auf, wonach er schon seit seiner Kindheit Wahrnehmungen einer „geistigen“ Welt hatte, und meint, dass Steiner durchseine Hinwendung zur Theosophie einen weltanschaulichen Rahmen gefunden habe, „in welchen er seine Wahrnehmungen in derGeisteswelt einbringen und sie deuten kann. Die Theosophie liefert Steiner eine ausgebaute Geographie der Geisteswelt, eine geistigeWelt, die bevölkert ist von geistigen Wesen aller Art, die seine Ahnungen und Wahrnehmungen plausibel deuten kann.“[16] VieleZeitgenossen Steiners unterstellten ihm rein weltliche Motive, indem sie auf die prekären materiellen Verhältnisse verwiesen, indenen er sich in den Jahren davor befunden hatte.[17]

Geschichte

Zu Lebzeiten Rudolf Steiners

Titelblatt der ZeitschriftLucifer-Gnosis, 1904

Steiners Tätigkeit in der TG bestand vor allem im Halten von Vorträgen, in der Herausgabe einer eigenen theosophischen Zeitschrift(Luzifer, später Lucifer-Gnosis) und im Verfassen von Büchern. Die organisatorische Arbeit übernahm Marie von Sivers, die späterezweite Ehefrau Steiners. Neben den Vorträgen für Mitglieder der TG, in denen er in erheblichem Maß an die etablierten Lehren derTheosophie anknüpfte, hielt Steiner auch zahlreiche öffentliche Vorträge. Darin nahm er fast ausschließlich Bezug auf dasmitteleuropäische (deutschsprachige) Geistesleben und versuchte, darauf aufbauend seine Theosophie zu entwickeln. Unter SteinersLeitung wuchs die Zahl der Mitglieder der Adyar-TG in Deutschland rapide: Zählte man bei der ersten Generalversammlung 1903nur 130 Mitglieder, waren es 1912 bereits 2489.[18] Zu diesem Zeitpunkt war die TG in 54 deutschen Städten durch einen „Zweig“vertreten.

Seine (damals noch so genannte) theosophische Lehre formulierte Steiner in zwei Büchern: Theosophie (1904) und DieGeheimwissenschaft im Umriss (1910), die er zu Lebzeiten mehrfach überarbeitete und die auch heute noch als die grundlegendenDarstellungen der Anthroposophie gelten. Ein weiteres Standardwerk ist die Aufsatzserie Wie erlangt man Erkenntnisse der höherenWelten? die 1909 erstmals in Buchform herauskam.

Aufgrund zunehmender Differenzen mit der Präsidentin der internationalen Theosophischen Gesellschaft, Annie Besant, die sichbesonders im Streit um die Stilisierung des jungen Jiddu Krishnamurti zu einer Art Messias durch Besant und Charles W. Leadbeaterzuspitzten, kam es im Frühjahr 1913 zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft.[19] Bereits Ende 1912 war in Köln dieAnthroposophische Gesellschaft gegründet worden, der sich nun die meisten in Deutschland lebenden Theosophen anschlossen unddie bald auch in anderen Ländern präsent war. In diesem Zusammenhang benannte Steiner seine bisherige Theosophie in„Anthroposophie“ um.

Im Herbst 1913 begannen in Dornach bei Basel die Arbeiten am ersten Goetheanum,das als Veranstaltungsstätte und Zentrum der Gesellschaft dienen sollte, nachdem fürein ursprünglich in München geplantes Gebäude mehrfach die Baugenehmigungversagt worden war. Parallel dazu kam es zu vielfältigen Aktivitäten im sozialen,kulturellen und gesellschaftlichen Bereich. So gründete Emil Molt, Generaldirektorder Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, 1919 in Stuttgart für die Kinder seinerArbeiter und Angestellten die erste Waldorfschule, deren Leitung Steiner selbstübernahm. 1921 wurde die Pharmafirma Weleda AG gegründet, dieanthroposophische Arzneimittel herstellt und vertreibt. 1922 gründete eine Gruppevon Theologen die Christengemeinschaft, eine Bewegung zur Erneuerung desChristentums mit anthroposophischer Ausrichtung.

Gleichzeitig formierten sich Gegner. In der Silvesternacht 1922/1923 brannte dasaus Holz errichtete erste Goetheanum bis auf seine Grundmauern nieder, vermutlichvon Unbekannten in Brand gesetzt. Daraufhin entwarf Steiner ein zweites, größeresGoetheanum aus Beton, das erst 1928 fertiggestellt wurde. Parallel bemühte er sichum eine Reorganisation der Anthroposophischen Gesellschaft, an deren Leitung erbis dahin als Ehrenpräsident nicht direkt beteiligt war. Als diese Bemühungen nichtden gewünschten Erfolg brachten, gründete er zu Weihnachten 1923 in Dornachohne Bezug zur bisher bestehenden Anthroposophischen Gesellschaft dieAllgemeine Anthroposophische Gesellschaft, deren Vorsitz er nun selber übernahm.Zugleich gründete er die schon lange geplante Freie Hochschule fürGeisteswissenschaft und übernahm als vorläufig einziger Dozent auch derenLeitung. Bereits während der Gründungsfeierlichkeiten erlitt Steiner jedoch einenschweren körperlichen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholen sollte;als Ursache hierfür wird zuweilen ein Giftanschlag auf Steiner vermutet. So kam von den drei geplanten „Klassen“ der Hochschulenur die erste, elementare zustande. Im Verlauf des Jahres 1924 musste Steiner seine Vortragstätigkeit zunehmend einschränken.Seinen letzten Vortrag am 28. September 1924 musste er nach kurzer Zeit abbrechen. Bis zwei Tage vor seinem Tod am 30. März1925 arbeitete er im Krankenbett noch an diversen Publikationen, zuletzt auch an einem gemeinsam mit seiner behandelnden ÄrztinIta Wegman verfassten Buch zur Begründung der Anthroposophischen Medizin.

Das erste Goetheanum inDornach/Schweiz (1913–1922)

Das zweite Goetheanum, erbaut1925–1928, wurde von RudolfSteiner konzipiert und ist heute derSitz der AnthroposophischenGesellschaft.

Für den Fall seines Ablebens hatte Rudolf Steiner in Bezug auf dieAnthroposophische Gesellschaft und die Hochschule keine Anweisungen gegeben.Der fünfköpfige Vorstand der Gesellschaft, den Steiner erst gut ein Jahr zuvorberufen hatte, war ratlos und zerstritt sich bald.[20] Insbesondere konnte keineEinigkeit darüber erzielt werden, ob man Steiners Initiativen fortsetzen oderrealistischerweise nur noch das Vorhandene verwalten könne. Ende 1925 wurdeAlbert Steffen als Vorsitzender und damit formal als Nachfolger Steiners gewählt.Auf Initiative namentlich von Ita Wegman beschloss man bald darauf, dieHochschule formal weiter bestehen zu lassen, indem man die schon unter Steinerbegonnene Gepflogenheit aufgriff, dass ausgewählte Persönlichkeiten das Recht erhielten, Steiners mitgeschriebene„Klassenstunden“ andernorts zu verlesen oder frei zu rezitieren. Der Dornacher Vorstand verlor jedoch zunehmend an Bedeutung,und in mehreren Ländern spalteten sich neue Gruppierungen von der Anthroposophischen Gesellschaft ab, teils unter Beteiligungeinzelner Vorstandsmitglieder. 1935 beschloss deshalb die Generalversammlung auf Betreiben Steffens, die daran beteiligtenPersonen – darunter die Vorstandsmitglieder Ita Wegman und Elisabeth Vreede und andere führende Anthroposophen in Deutschland,Holland und England – aus der Gesellschaft auszuschließen.

Parallel zu diesem Zerfall der Anthroposophischen Gesellschaft entwickelten sich jedoch einige der von Steiner angeregtenKulturimpulse weiter, so die Waldorfbewegung durch Gründung neuer Schulen und die künstlerischen Initiativen Steiners, die unterder Leitung Marie Steiners fortgeführt wurden.

Am 1. November 1935 wurde die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland per DekretReinhard Heydrichs verboten.

„Nach der geschichtlichen Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft istdiese international eingestellt und unterhält auch heute noch enge Beziehungen zuausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten. Die auf der Pädagogik desGründers Steiner aufgebauten und in den heute noch bestehendenanthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eineindividualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichtsmit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat. Infolge derGegensätze zwischen den Anschauungen der Anthroposophischen Gesellschaftund den vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken bestand dieGefahr, dass durch eine weitere Tätigkeit der Anthroposophischen Gesellschaftdie Belange des nationalsozialistischen Staates geschädigt werden. DieOrganisation ist daher wegen ihres staatsfeindlichen und staatsgefährdendenCharakters aufzulösen.“

– REINHARD HEYDRICH[21]

Das antisemitische Hetzblatt Der Judenkenner hatte bereits einige Monate zuvor die Stoßrichtung vorgegeben: „Was wir über diegänzlich verjudete anthroposophische Bewegung und Rudolf Steiner denken, ist bekannt“, hieß es etwa in der Ausgabe vom 28.August 1935.[22] Schon vor dem Verbot hatten alle jüdischen Mitglieder ihre Ämter in der Gesellschaft abgegeben. Ein Großteil vonihnen war ausgetreten; andere wurden zum Austritt gedrängt, um Reibungspunkte mit dem Regime zu minimieren.[23] Nach dem

Krise nach Steiners Tod

Das zweite Goetheanum,fertiggestellt 1928

Während des Nationalsozialismus

Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft

Reinhard Heydrich (hier1940) verbot dieAnthroposophischeGesellschaft 1935

Verbot bemühten sich einige Anthroposophen um eine Wiederzulassung. Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft wehrtesich gegen die Auflösung mit einem Brief an Adolf Hitler, in dem auf Steiners arische Abstammung verwiesen und die Verbindungzu jüdischen Kreisen bestritten wurde.

„Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, die im Jahre 1923 von Dr. Rudolf Steiner konstituiert undbegründet wurde, hat zu irgend welchen freimaurerischen, jüdischen, pazifistischen Kreisen irgend welcheBeziehungen oder auch nur Berührungspunkte nicht gehabt. Die arische Abstammung Rudolf Steiners ist überdiesvom Rassepolitischen Amt in Berlin ausdrücklich bestätigt worden. […] Auf das allerentschiedenste muss […]Verwahrung dagegen eingelegt werden, dass in dem Schreiben der Geheimen Preussischen Staatspolizei ausdiesen nicht zutreffenden Motivierungen auch noch die Behauptung abgeleitet wird, dass die AnthroposophischeGesellschaft in Deutschland ‚staatsfeindlich‘ sei. Wie aus dem Obigen und aus näheren Nachprüfungen ohneweiteres hervorgehen wird, stellt eine solche Bezeichnung eine völlig ungerechtfertigte Diskriminierung einer inwertvollster Weise für das Deutschtum eintretenden Gesellschaft dar.“[24]

Der Brief dokumentiert den Versuch, sich mit dem nationalsozialistischen Regime zu arrangieren. Einige Anthroposophen betriebeneine noch offensivere Anbiederung. Der Anthroposoph Friedrich Rittelmeyer formulierte eine explizite Anerkennung desnationalsozialistischen Staates: „Die Christengemeinschaft anerkennt den nationalsozialistischen Staat. Sie glaubt ihm den bestenDienst zu tun, wenn sie das Religiös-Christliche in möglichster Reinheit und Stärke pflegt.“[25] Guenther Wachsmuth, Mitglied desDornacher Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, hatte im Juni 1933 seine „Sympathie“ für das bekundet, „was z. Zt. inDeutschland geschieht“.[26] In seinen Lebenserinnerungen behauptete Erich Ludendorff, dem die Anthroposophie als Teil einerjüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung erschien,[27] sogar eine „gefährliche“ Unterwanderung nationalsozialistischer Kreise.[28]

Die Nationalsozialisten blieben bei ihrer Ablehnung der Anthroposophie, auch wenn sie einige Übereinstimmungen konstatierten.Das geht jedenfalls aus einem Gutachten hervor, das der nationalsozialistische Pädagoge Alfred Baeumler im Auftrag des AmtesRosenberg angefertigt hatte. In dem Gutachten hieß es:

„In der Menschenkunde, die der Methode der Waldorfschulen zugrunde liegt, sind tiefe und richtige Einsichtenenthalten, die Rudolf Steiner zum größten Teil seinem äußerst fruchtbaren Studium der naturwissenschaftlichenSchriften Goethes verdankt. Die nationalsozialistische Menschenkunde kann nur von der Rasse her entworfenwerden. Insofern Rasse eine Naturwirklichkeit ist, scheint schon im Ansatzpunkt eine wesentlicheÜbereinstimmung zwischen der Menschenkunde des Nationalsozialismus und der Rudolf Steiners vorzuliegen.Denn Steiner geht ja von den bildenden Kräften der wirkenden Natur aus und gründet die Schulerziehung auf dieEntwicklung der natürlichen Kräfte. Insofern könnte man seine Pädagogik ‚biologisch‘ fundiert nennen. Würdeman jedoch versuchen, den Begriff der Rasse in unserem Sinne in die biologische Fundierung einzuführen, dannwürde er die Menschenkunde Steiners zersprengen. Denn der Nationalsozialismus geht zwar von der Wirklichkeitdes Blutes aus, aber zugleich auch von den Unterschieden, die zwischen Menschengruppen verschiedenen Blutesbestehen. Diese Unterschiede erfassen wir nicht nur biologisch-anthropologisch, sondern vor allem auchgeschichtlich, indem wir uns dem zuwenden, was Menschen verschiedenen Blutursprungs geschaffen undgestaltet haben: den Staaten, Kunstwerken, Erfindungen, wissenschaftlichen Systemen usw. Zu diesem von derErkenntnis der rassischen Wirklichkeit geleiteten geschichtlichen Denken gibt es von der MenschenkundeSteiners her keinen Zugang. Der Platz, den in unserem Weltbilde der von rassischen Kräften bestimmtegeschichtlich gestaltende Mensch einnimmt, ist in der Weltanschauung Rudolf Steiners besetzt durch den überaller Geschichte thronenden Geistmenschen. Das Denken Rudolf Steiners ist nicht biologisch-rassisch, sondernbiologisch-kosmisch.“[29]

Alle Versuche einer Wiederzulassung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland scheiterten jedoch 1939, als Rudolf Heßdie „Gleichbehandlung mit ehemaligen Freimaurern“ anordnete. Und das, obwohl sich anthroposophische Institutionen auch weiterkooperativ zeigten. Hohe Wertschätzung fand die biologisch-dynamische Landwirtschaft bei einigen NS-Größen, was jedoch eher aufihre „Ursprünglichkeit“ als auf die spirituelle Begründung zurückzuführen ist. Die SS hatte zwischen 1939 und 1945landwirtschaftliche Versuchsgüter eingerichtet, in denen die biologisch dynamische Landwirtschaft erprobt wurde; eines der Güterlag in unmittelbarer Nähe des KZ Ravensbrück.[30] Das Heft 5 der Zeitschrift Demeter aus dem Jahr 1939 erschien mit einer

Abbildung Hitlers und einer Grußzeile zum 50. Geburtstag auf dem Titelbild.[31] Der Septemberausgabe der Zeitschrift lag zudemein Flugblatt bei, in dem der Herausgeber, Erhard Bartsch, die biologisch-dynamischen Landwirte zur Unterstützung des „Führers“aufrief. Bartsch bemühte sich offenbar sogar um eine Mitwirkung an den Besiedlungsplänen der SS für den „Lebensraum imOsten“.[32]

Die acht Waldorfschulen waren den Nationalsozialisten von Anfang an ein besonderer Dorn im Auge. Anders als andereanthroposophische Institutionen, die lange Zeit von den Behörden unbemerkt weiterarbeiten konnten, hatten die Schulen eine großeAußenwirkung. Um die Schulen zu retten, nahm Elisabeth Klein, die Dresdner Schulleiterin, die eine Schlüsselstellung in denVerhandlungen mit dem Regime innehatte, Kontakt zu führenden Nationalsozialisten auf. Sie suchte den Schulterschluss, währendsich die Schulen in Berlin und Altona 1936 ausdrücklich von diesen Kollaborationsversuchen distanzierten und die eigeneSchließung selbst betrieben.[33] Unter den Personen, die Klein kontaktierte, war auch Rudolf Heß, dem Sympathien für dieAnthroposophie nachgesagt wurden. Auch Klein ging davon aus, dass Heß seine Aufgabe darin sehe, „alle Geistesrichtungen inDeutschland zu schützen, die noch aufbauend im Geistesleben wirken können“.[34]

Gemäß einer Anordnung von Rudolf Heß durften Waldorfschulen bis 1940 keine Einschulungen mehr vornehmen. Zwei Schulenwurden sogar verboten (1938 Stuttgart und 1941 Dresden). Die restlichen mussten aus finanziellen Gründen schließen. Von den achtanthroposophischen heilpädagogischen Heimen wurden drei massiv bedroht, davon zwei geschlossen. Trotz dieserRepressionsmaßnahmen gab es auch Mitglieder, die sich dem System weiter annäherten oder sogar aktiv in den Gremien der NSDAPmitarbeiteten.

Parallel dazu spitzte sich auch in Dornach die Situation weiter zu. Nach dem Verbotder Gesellschaft im deutschen „Mutterland“ und dem durch die Beschlüsse von 1935bewirkten Zerwürfnis mit den wichtigen Landesgesellschaften in Holland undEngland war der Einfluss des Dornacher Zentrums schon weitgehend auf dieSchweiz beschränkt, bevor diese mit Ausbruch des Krieges 1939 auch als Nation ineine rundum isolierte Insellage geriet. 1939 musste das Goetheanum (Hauptgebäude)aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Personell geriet im nun nochdreiköpfigen Vorstand Marie Steiner allmählich ins Abseits, und 1942 kam es zumoffenen Konflikt zwischen ihr und Albert Steffen oder vielmehr zwischen denjeweiligen Anhängern in der Mitgliedschaft. Marie Steiner, die von Rudolf Steinertestamentarisch zur Alleinerbin bestimmt worden war, machte nun diese Rechteformal geltend, indem sie einen „Nachlassverein“ gründete, der abgesondert von derAnthroposophischen Gesellschaft auch nach ihrem Tod die Werke Rudolf Steiners herausgeben sollte.

In Deutschland hatte Rudolf Heß bis 1941 nach Möglichkeit versucht, seine „schützende Hand“ über anthroposophische Aktivitätenzu halten. Erst nach dem sogenannten „Englandflug“ von Heß am 10. Mai 1941, in dessen Folge er als Verräter bezeichnet und fürverrückt erklärt worden war, wurden die Reste der organisierten Anthroposophie im Deutschen Reich zerschlagen. Heß selbst warzwar, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, kein Anthroposoph, er war aber spirituellen Vorstellungen gegenüber aufgeschlossen.Seine Frau Ilse Hess nahm im Jahre 1984 Stellung zu der Haltung ihres Mannes zur Anthroposophie:

„Mein Mann hat sich überhaupt nicht für Anthroposophie interessiert, ich ausschließlich im Zusammenhang mitder biol. dyn. Anbauweise, da ich leidenschaftliche Gärtnerin war und bin. […] Mein Mann hat nur, da erVersuchen aufgeschlossen war, eben diese seine ‚schützende Hand‘ über die Waldorfschulen und dieBiolDynamischen gehalten, nach 1941 war das natürlich vorbei, da Martin Bormann genau das Gegenteilpraktizierte.“

– ILSE HESS[35]

Behinderung des Schulunterrichts und Verbot von Waldorfschulen

Zeit nach dem Verbot und Gesamteinschätzung

Bis zu seinem „Englandflug“ – hierdas Wrack seiner Maschine – hatteRudolf Heß seine schützende Handüber die Anthroposophie gehalten

Nach dem Englandflug startete der Propagandaminister Joseph Goebbels eine Kampagne gegen die spirituellen und spiritistischenGruppen, für die sich Heß verwendet hatte.[36] In diesem Zusammenhang wurde behauptet, Heß habe aufgrund des Einflusses vonAstrologen, Mesmeristen und anderer Okkultisten unter Halluzinationen gelitten. Auch von Anthroposophen wurde behauptet, siehätten Heß okkult beeinflusst und zu seinem Flug nach England bewegt.[37] Es folgte eine Welle von Verhaftungen und Verhören.Kurz darauf wurde auch die Christengemeinschaft aufgelöst. Ihre Priester wurden inhaftiert. Zwar gab es weitere Versuche vonanthroposophischer Seite, sich dem Regime im „Endkampf gegen den Bolschewismus“ anzudienen, mit dem Wegfall des FörderersHeß fehlte diesen aber der Resonanzboden.[32]

Alles in allem war das Verhältnis der Anthroposophie zum Nationalsozialismus ambivalent. Ein Gesamturteil ist schwierig. Es warzwar eine unüberbrückbare Kluft zwischen beiden Weltanschauungen vorhanden, die Anthroposophen hatten aber auf Verständigung,nicht auf Widerstand gesetzt. Der Publizist Jens Heisterkamp resümiert: „Widerstandskämpfer hat die anthroposophische Bewegungnicht hervorgebracht.“

„In Deutschland bemühte man sich [seitens der Anthroposophischen Gesellschaft], den Eindruck einer harmlosengeistigen Vereinigung zu vermitteln, die dem neuen System nicht nur nicht im Wege stehen will, sondern ihmvielleicht sogar nützlich sein könnte. Sowohl für die Anthroposophische Gesellschaft als auch für dieWaldorfpädagogik und erst Recht für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise gilt, daß die Unvereinbarkeitvon Anthroposophie und Nationalsozialismus von den Parteivertretern weit klarer eingeschätzt – und vor allemauch ausgesprochen – wurde als von anthroposophischer Seite.“[32]

Nach dem Krieg wurden die im Dritten Reich verbotenen anthroposophischen Aktivitäten auch in Deutschland und Österreich baldwieder aufgenommen. Der Konflikt um die Rechte an Rudolf Steiners Werk spitzte sich jedoch weiter zu. Nach dem Tod MarieSteiners 1948 betrachtete sich der von ihr gegründete Nachlassverein (heute: Rudolf Steiner Verlag) als Alleininhaber dieser Rechte.Darüber kam es zu einem Rechtsstreit mit der Anthroposophischen Gesellschaft, der 1952 mit einem Sieg des Nachlassvereinsendete. Die unterlegene Partei verbannte daraufhin alle Werke Rudolf Steiners aus der Buchhandlung im Goetheanum, woran bis1968 festgehalten wurde. Die Rolle Dornachs als internationales Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft wurde wiedervollständig hergestellt, indem die 1935 abgespaltenen Landesgesellschaften in Holland und England sich 1960 bzw. 1963 wiederanschlossen.

Die starke Expansion der Waldorfschulen (im Mai 2015 laut Selbstdarstellung weltweit 1063 Schulen in 60 Ländern),[38] derWaldorfkindergärten (im November 2015 laut Selbstdarstellung ca. 2000 weltweit),[39] der Anthroposophischen Medizin und derebenfalls durch Rudolf Steiner angeregten biologisch-dynamischen Landwirtschaft (hierzu die Marke Demeter) verlief von diesenSchwierigkeiten weitgehend unberührt. 1960 wurde in Bochum auch eine Bank mit anthroposophischer Zielsetzung begründet (GLSGemeinschaftsbank). 1969 entstand das anthroposophische Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke als erste Einrichtung dieser Art inDeutschland. 1973 wurde in Alfter die anthroposophisch orientierte Alanus Hochschule eingerichtet, seit 2002 eine staatlichanerkannte Kunsthochschule. Auch die 1983 gegründete Universität Witten/Herdecke, Deutschlands älteste Privatuniversität, hatüberwiegend anthroposophische oder der Anthroposophie nahestehende Urheber (Gerhard Kienle, Konrad Schily, Herbert Hensel).Zurzeit sind nach Aussagen der Anthroposophischen Gesellschaft weltweit über 10.000 anthroposophische Einrichtungen in 103Ländern tätig.

Im Vergleich zu diesen Erfolgen diverser von Steiner angestoßenen oder später aus der Anthroposophie hervorgegangenenpraktischen Initiativen und Anwendungen blieb das allgemeine Interesse an der Anthroposophie selbst lange eher gering. Seit den1980er Jahren ist jedoch eine – wie Gerhard Wehr schrieb[40] – „erstaunliche Renaissance“ zu beobachten.

Zeit nach 1945

Lehre und Erkenntnisweg

Menschenbild

Steiners Anthroposophie stellt den Menschen in das Zentrum ihrer Betrachtungen. So beschreibt er in seinen beiden grundlegendenWerken Theosophie (1904) und Die Geheimwissenschaft im Umriss (1910) erst ausführlich das „Wesen des Menschen“, bevor er zursonstigen Welt übergeht.

Ähnlich wie Helena Petrovna Blavatsky, an deren Lehren er vor allem zu Beginn seinerTätigkeit in der Theosophischen Gesellschaft häufig anknüpfte, unterschied Steinerverschiedene „Wesensglieder“ des Menschen. Dabei vermied er jedoch eine Festlegung aufein bestimmtes Gliederungsschema, wie es bis dahin in der Theosophie üblich war, sondernführte ganz im Kontrast dazu oft verschiedene Schemata ineinander über, die Freiheit derPerspektive gegenüber starren Schemata betonend. Außerdem übernahm er die Inhalte seiner„Menschenkunde“ nicht wie Blavatsky aus der indischen Philosophie, sondern entwickelte sieaus Ansätzen im deutschsprachigen Geistesleben mehr oder weniger neu.

Die erste umfassende schriftliche Darstellung des anthroposophischen Menschenbildserschien 1904 noch unter dem Titel Theosophie. Darin wählte Steiner als AusgangspunktGoethes erkenntnistheoretischen Essay Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt(1793) – und erhob damit implizit den Anspruch, seine „Theosophie“ inhaltlich an seinefrühere Tätigkeit als Goethe-Herausgeber und als Autor einer Erkenntnistheorie derGoetheschen Weltanschauung (1886) anzuschließen. Mit Goethe stellte er fest, dass derMensch „in einer dreifachen Art mit der Welt verwoben ist. – Die erste Art ist etwas, was ervorfindet, was er als eine gegebene Tatsache hinnimmt. Durch die zweite Art macht er dieWelt zu seiner eigenen Angelegenheit, zu etwas, was eine Bedeutung für ihn hat. Die dritteArt betrachtet er als ein Ziel, zu dem er unaufhörlich hinstreben soll“. Ein „gleichsamgöttliches Wesen“ (Goethe) mit der Möglichkeit die Wahrheit zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Diese drei Arten desVerhältnisses des Menschen zur Welt nannte Steiner nun „Leib“, „Seele“ und „Geist“. Dabei distanzierte er sich ausdrücklich vonjeder bisherigen Belegung dieser Worte: „Wer irgendwelche vorgefassten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei Wortenverbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig missverstehen müssen.“[41]

Diese drei Grundbegriffe der anthroposophischen „Menschenkunde“ differenzierte Steiner weiter, indem er jeweils drei leibliche,seelische und geistige Komponenten unterschied, die er Wesensglieder nannte. Als Abwandlung der daraus resultierendenneunfachen Gliederung leitete er auch ein siebengliedriges Schema ab, das mit dem bis dahin unter Theosophen gebräuchlichen, aufBlavatsky zurückgehenden Schema zu vergleichen, aber nicht mit diesem identisch ist. In der einfachsten Variante unterschiedSteiner nur die drei leiblichen Wesensglieder und subsumierte alles andere unter der Bezeichnung „Ich“. Dieses viergliedrigeSchema, das an die medizinische Lehre des Paracelsus erinnert und sich mit der Seelenlehre des Aristoteles vergleichen lässt,[42]

basiert auf der zu Steiners Zeit gültigen Klassifikation der drei Naturreiche der Mineralien, Pflanzen und Tiere und fügt als viertes„Reich“ den Menschen hinzu, der mit seinen drei Leibesgliedern an allen Naturreichen beteiligt ist, aber mit seinem Ich aus der Naturherausragt

Physischer Leib – Ätherleib oder Lebensleib – Astralleib oder Seelenleib – Ich

Nur der physische Leib sei mit den gewöhnlichen Sinnen wahrnehmbar. Die höheren Wesensglieder, die diesen physischen Leibdurchziehen, seien aber für eine übersinnliche Anschauung als eigenständige Komponenten der menschlichen Wesenheit erforschbar.So erscheine der Ätherleib als eine „lebenerfüllte Geistgestalt“, in der „alles in lebendigem Ineinanderfließen“ sei. Steiners Begriffdes Ätherleibs entspricht etwa dem der vegetativen Seele bei Aristoteles.[43] Das Vorhandensein eines Ätherleibs äußert sich nachSteiner in Lebendigkeit und Wachstum, und er sei auch der Träger der Vererbung. Einen Ätherleib habe jedes Lebewesen. EinAstralleib, manchmal bei Steiner auch einfach „Seele“ genannt, sei dagegen nur bei „beseelten“ Wesen vorhanden: bei Tieren undMenschen. Er verleihe ihnen ein bewusstes Innenleben, Gefühle, Begierden, aber auch unbewusste Impulse. Das entspricht ungefährder sensitiven Seele bei Aristoteles.[43] Das 'Ich' schließlich bezeichnet in der anthroposophischen Terminologie den ewigen,unvergänglichen und nur dem Menschen zukommenden „Wesenskern“, der nach dem Tod fortbesteht und sich erneut in einem

Wesensglieder

Die Theosophie HelenaPetrovna Blavatskys wareine wesentliche Grundlagevon Rudolf SteinersAnthroposophie

anderen Körper inkarniert und der der Träger des Karma ist. Das Ich durchdringt und verändert jedoch auch die niederenWesensglieder; in diesem Zusammenhang spricht Steiner auch von einer gesonderten leiblichen „Ich-Organisation“. Nach Leijenhorstist in Steiners Ich-Begriff der unbewusste Wille im Sinne Schopenhauers und Nietzsches mit Descartes' cogito vereinigt.[43]

Änderungen in der Wechselwirkung der Wesensglieder äußern sich in verschiedenen Bewusstseinszuständen.[44] ImWachbewusstsein sind alle vier Wesensglieder eng miteinander verbunden. Beim Einschlafen lösen sich Astralleib und Ich vomphysischen und ätherischen Leib. Es tritt ein Zustand ein, der bei Pflanzen permanent vorliegt: der traumlose Schlaf. Dabei wirkenAstralleib und Ich „von außen“ auf den schlafenden Körper ein, und dieser kann sich regenerieren. Im Zwischenzustand desTraumbewusstseins verbindet sich der Astralleib in gewisser Weise mit dem Ätherleib, nicht aber mit dem physischen Leib. OhneVerbindung mit den physischen Sinnesorganen kann er die physische Welt nicht wahrnehmen, und auch ein volles Ich-Bewusstseinist im gewöhnlichen Traum nicht vorhanden.

Ein vierter Zustand ist der Tod, bei dem sich die höheren Wesensglieder einschließlich des Ätherleibs vom physischen Leib trennen.Dieser ist nun allein den physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen und zerfällt. Der Zusammenhang der höherenWesensglieder bleibt aber zunächst erhalten. Erst später löst sich auch der Ätherleib und danach der Astralleib auf, und das Ich gehtin eine geistige Welt ein, in der es sich auf seine Wiedergeburt (Reinkarnation) vorbereitet.

Von Inkarnation zu Inkarnation, aber auch innerhalb eines „Erdenlebens“, entwickelt sich der Mensch als seelisches und geistigesWesen (im anthroposophischen Sinn, vgl. oben). Als Stufen dieser Entwicklung, die aber auch nebeneinander existieren, werden dieseelischen und geistigen Wesensglieder unterschieden. Das niederste Seelenglied ist die „Empfindungsseele“, benannt nach einem zuSteiners Zeit gebräuchlichen Synonym für die Sinneswahrnehmung. In diesem Seelenteil leben die bewussten Eindrücke der Sinne,aber auch Triebe, Begierden und Leidenschaften. Im Unterschied zum Astralleib, für den das ebenfalls gilt, handelt es sich auf dieser„seelischen“ Ebene um Regungen, welche über das Naturhafte und Gattungsmäßige hinausgehen, wodurch sich also der Mensch alsIndividualität vom Tier unterscheidet. Insofern ist die Empfindungsseele eine „individualisierte“ Metamorphose des Astralleibes, ausdem sie im Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung hervorgeht.

Das zweite Seelenglied ist die „Verstandesseele“, in der sich das Denken entfaltet. Wie die Empfindungsseele eine Metamorphose desAstralleibes ist, so ist die Verstandesseele eine Metamorphose des Ätherleibes. Die Wachstums- und Gestaltungskräfte, die zunächstden physischen Leib aufbauen und gestalten, werden später zum Teil als Denkkraft frei. Deshalb soll nach Steiner bei Kindern daseigenständige Denken erst gefördert werden, wenn alle physischen Organe vollständig angelegt sind („Zahnwechsel“). Das dritteSeelenglied schließlich wird „Bewusstseinsseele“ genannt. In ihr erhebt sich das Individuum aus der Subjektivität zum Wahren undGuten, das über die Eigenpersönlichkeit hinaus Gültigkeit hat.

Im Unterschied zu diesen Stufen der seelischen Entwicklung, die unter dem Einfluss der Erziehung und der sonstigen Sozialisationerfolgen, beschrieb Steiner die geistigen Wesensglieder als Stufen einer voll bewusst vom Ich aus betriebenen Entwicklung. Diesestecke heute aber noch in den Anfängen.

Von diesen Gliederungs-Schemata in relativ frühen theosophisch-anthroposophischen Darstellungen Steiners ist die Idee der„Dreigliederung“ zu unterscheiden, die er erstmals 1917 in seinem Buch Von Seelenrätseln publizierte[45] und die in seinemSpätwerk und den daraus hervorgegangenen Anregungen für die Waldorfpädagogik, die Anthroposophische Medizin und für diesoziale Gestaltung („Soziale Dreigliederung“) eine große Bedeutung erlangen sollte. Diese Idee basiert auf der Unterscheidung derSeelentätigkeiten Denken, Fühlen und Wollen und ordnet diesen als leibliche Grundlagen drei Organsysteme zu: dem Denken (undder sinnlichen Wahrnehmung) das „Nerven-Sinnes-System“, dem Wollen das „Stoffwechsel-Gliedmaßen-System“ und dem Fühlendas „rhythmische System“.[46]

Das Ich, der unvergängliche „Wesenskern“ des Menschen, unterliegt nach Steiner der Reinkarnation, die als „Instrument zurVollendung des Menschen“ dienen soll.[47] Mit dem Tod hört seiner Darstellung zufolge das Bewusstsein nicht auf, sondern es folgteine Rückschau auf das vergangene Leben und danach eine dem Fegefeuer vergleichbare Reinigung („Kamaloka“), wobei sich erst

Dreigliederung

Reinkarnation

der Ätherleib und dann der Astralleib „auflösen“. Auch die alte (neuplatonische) Vorstellung des Aufstiegs der Seele durch diePlanetensphären griff Steiner in diesem Zusammenhang auf. Nach einer zeitweilig rein geistigen Existenz fasst demnach das Ich denEntschluss zu einer neuen Inkarnation. Beim Herabstieg durch die Sphären gliedert sich ihm erst ein neuer Astralleib und dann einneuer Ätherleib an, je nach den Taten und Erlebnissen während der vorangegangenen Inkarnationen oder „Erdenleben“. Hier tritt dieIdee des Karmas auf, jedoch so gewendet, dass das Ich selbst anstrebt, was sich ihm als Konsequenz des in früheren InkarnationenGetanen und Erlebten ergibt. Schließlich wählt die herabsteigende Seele ihre künftigen leiblichen Eltern aus und wirkt schon überGenerationen im Voraus auf deren Erbanlagen ein. Zwischen zwei Inkarnationen vergehen dabei gewöhnlich Jahrhunderte, imAllgemeinen ist ein Wechsel des Geschlechts damit verbunden, und auch die ethnische Zugehörigkeit wechselt von Inkarnation zuInkarnation, so dass im Laufe vieler Verkörperungen alle Aspekte des Menschseins durchlebt werden können.[48]

Steiners Reinkarnationslehre weist Übereinstimmungen mit entsprechenden theosophischen und platonischen Vorstellungen auf,zeichnet sich jedoch durch ein besonders hohes Maß an Systematisierung und durch den Versuch aus, Reinkarnation und Karma ineinen christlichen Kontext zu integrieren.[49] Trotz ihrer Komplexität und auch mancher enthaltenen Widersprüche avancierte sie lautdem Historiker Helmut Zander „zum vermutlich wirkungsmächtigsten Reinkarnationsmodell im deutschen Sprachraum“.[50] Vonvergleichbaren hinduistischen und buddhistischen Lehren unterscheidet sie sich nach Willmann[47] wie folgt:

Sie betrachtet das irdische Leben als Möglichkeit, sich zu immer höheren Bewusstseins-Stufen zu entwickeln.Sie bejaht die Kontinuität des Ich-Bewusstseins und versucht diese – innerhalb einer Inkarnation, aber auch vonInkarnation zu Inkarnation – zu bewahren statt zu überwinden.

Ein zentrales Thema der Anthroposophie sind Steiners Darstellungen über Jesus und Christus, mit denen er sich energisch gegen diedamalige protestantische Leben-Jesu-Forschung von Adolf von Harnack, David Friedrich Strauß und anderen wendete, die Jesus nurals historische Person betrachtete, ihm einen göttlichen Status absprach und lediglich einen Propheten in ihm sah. Steiner unterschiedzwischen dem Menschen Jesus und einem als „Christus“ bezeichneten hohen geistigen Wesen, das sich bei der Taufe am Jordan indiesem Menschen inkarniert habe. Christus wird in diesem Zusammenhang als der göttliche Logos oder auch als der Geist der Sonnebezeichnet. Beim Kreuzestod auf Golgatha habe sich dieser Christus-Geist mit der gesamten Erde verbunden, und seither sei er vonjedem Menschen – unabhängig von äußerlichen Konfessionen – in einer inneren, mystischen Schau erfahrbar. Dieses „Mysteriumvon Golgatha“ bezeichnete Steiner als das zentrale Ereignis der Menschheitsgeschichte. Die Menschheit sei den Mächten des Bösenunterworfen worden, wodurch der Mensch erst zu einem sterblichen Wesen geworden sei. Übereinstimmend mit anderen christlichenLehren betont auch Steiner, dass Christus sich selbst geopfert habe, indem er am Kreuz starb, um die Menschheit zu erlösen.

Als zentrales Ereignis der Menschheitsgeschichte hat das Mysterium von Golgatha laut Steiner eine komplexe und weitzurückreichende Vorgeschichte. So habe es zwei verschiedene „Jesusknaben“ mit verschiedener Herkunft gegeben, die in denEvangelien des Lukas und des Matthäus beschrieben seien. Steiner bezeichnete sie als den nathanischen und den salomonischenJesus, nach den beiden Söhnen Davids, von denen sie abstammen sollen. Der nathanische Jesus (des Lukas-Evangeliums) sei dieWiederverkörperung des Adam Kadmon, einer Individualität, die den Sündenfall nicht mitgemacht habe und daher in völligerUnschuld verblieben sei. Der salomonische Jesus (des Matthäus-Evangeliums) dagegen sei eine Reinkarnation des Zarathustra. Demunschuldigen nathanischen Jesus brachten die Schäfer ihre Opfer dar. Zum salomonischen seien die drei Weisen aus dem Morgenlandgekommen, die als ehemalige Schüler Zarathustras bezeichnet werden. Als beide Knaben zwölf Jahre alt waren, sei das Ich desZarathustra auf den nathanischen Jesus übergegangen, wodurch der unschuldige Junge plötzlich einer der weisesten Menschen war(Tempelszene des Lukasevangeliums) und von seinen Eltern nicht mehr erkannt wurde.[51]

Auch das Böse tritt bei Steiner in zwei Erscheinungsweisen auf, die er als Luzifer und Ahriman bezeichnet. Luzifer versucht, dieMenschheit durch eine Beschleunigung ihrer Entwicklung von der Erde zu lösen. Er wirkt durch die Macht der Fantasie, derImagination, der Begeisterung und der Sympathie. Er ist der Teufel, der für den Sündenfall verantwortlich war, wodurch der Menschsterblich und egoistisch wurde, aber auch die Freiheit erhielt, unabhängig von Gott Entscheidungen zu treffen. Ahriman hingegenwill die Menschheit durch eine Verzögerung ihrer Entwicklung an die Erde fesseln. Er wirkt durch die Macht des kalten,materialistischen Intellekts, durch das Streben nach Herrschaft und durch Antipathie. Während Luzifer die Menschen zu Vogel- oderEngel-artigen Wesen ohne eine wirkliche Beziehung zur Erde machen will, versucht Ahriman, die Erde in eine tote Maschine zu

Christologie

verwandeln. Christus strebt danach, dieses zweifache Böse nicht auszulöschen, sondern zu verwandeln und zu erlösen, indem er alsWelten-Ich die Gegensätze ausgleicht und in Harmonie bringt. Dieses manichäische Motiv ist auch in Steiners HolzplastikMenschheitsrepräsentant enthalten, die sich im Goetheanum in Dornach befindet. Dies impliziert, dass auch das Böse eine positiveRolle in der Entwicklung der Menschheit hat. So brachte Luzifer dem Menschen die Freiheit, aber Christus eröffnet ihm dieMöglichkeit, diese Freiheit zu nutzen, um willentlich Gutes zu tun. In diesem Zusammenhang unterschied Steiner auch zwischeneinem höheren und einem niederen „Ich“ des Menschen. Das niedere Ich ist die Gabe Luzifers und verleiht uns das Ego-zentrierteAlltagsbewusstsein. Im höheren Ich lebt Christus als das universelle Ich, das die Menschheit wieder vereint und mit dessen Hilfe wirdas Himmlische Jerusalem der Apokalypse erschaffen können. Hiermit steht Steiner dem Pelagianismus der frühmodernenspirituellen Alchemie und dem Rosenkreuzertum nahe.[52]

In ähnlicher Weise wie Jakob Böhme übernahm Steiner auch den Begriff der göttlichen Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist),wobei er diese einerseits zu der Dreiheit der Seelentätigkeiten (Wollen, Fühlen und Denken) und damit zu seiner Dreigliederungs-Lehre (siehe oben) in Beziehung brachte und andererseits eine Verbindung zu den von Dionysios Areopagita übernommenenhimmlischen Hierarchien herstellte. Die erste und höchste Hierarchie, bestehend aus den Thronen, den Cherubim und den Seraphim,entspricht demnach dem göttlichen Vater und dem menschlichen Willen, die zweite oder mittlere Hierarchie (Kyriotetes, Dynameisund Exusiai) entspricht dem Sohn und dem menschlichen Fühlen, die dritte und niedrigste (Archai, Erzengel und Engel) demHeiligen Geist und dem menschlichen Denken. Besondere Aufmerksamkeit widmete Steiner der dritten Hierarchie, die demMenschen am nächsten steht. Nach seiner Darstellung hat jeder Mensch einen persönlichen Engel, der ihn im Einklang mit seinemSchicksal führt, während die Erzengel sich um ganze Völker oder historische Zeiträume kümmern und die Archai die Entwicklungder Menschheit insgesamt lenken. Unter den Erzengeln wiederum nimmt Michael als Träger der kosmischen Intelligenz eineSonderstellung ein. Dieser kosmische Intellekt wurde in antiker Zeit den Menschen verliehen, wodurch sie in die Lage kamen,Wissenschaft zu betreiben. Ahriman, symbolisiert als der Drache, den Michael aus dem Paradies verbannte, versucht die Menschendazu zu verleiten, diese Intelligenz nur für seine materialistischen und menschenfeindlichen Zwecke einzusetzen. Demgegenüberfordert Michael uns auf, die Intelligenz zu „christianisieren“, indem wir in Freiheit das klare Denken für die Gestaltung einerharmonischen und gerechten Welt nutzen. Im Besonderen ist Michael der führende Erzengel in der gegenwärtigen Epoche derMenschheitsentwicklung (Michael-Zeitalter), die 1879 begann und das „Finstere Zeitalter“ (Kali-Yuga) ablöste, in dem es nachSteiner nur unter großen Schwierigkeiten möglich war, Zugang zur geistigen Welt zu bekommen. In diesem Zusammenhang nannteSteiner auch die Anthroposophie insgesamt „michaelisch“.[53]

Gerhard Wehr sieht in Steiners Christusanschauung den Ausgangspunkt der gesamten Anthroposophie und rechnet diese daher alsGanzes zur christlichen Esoterik. Im Besonderen sei sie vergleichbar mit dem „Logos-Christentum“ des Evangelisten Johannes, derkosmischen Christologie des Apostels Paulus, der Mystik Jakob Böhmes und des Rosenkreuzertums, in neuerer Zeit vor allem mitder Mystik und Weltdeutung Pierre Teilhard de Chardins.[54]

Steiners Geschichtsbild war stark essentialistisch geprägt. Nach seiner Auffassung ist Geschichte nicht nur in klar begrenzteAbschnitte unterteilt, sondern er schrieb ihr auch einen Sinn und einen Zweck zu.[53] Die Entwicklung der Menschheit stellte er inden Kontext einer kosmischen Evolution, in deren Verlauf unser gesamtes Planetensystem und mit ihm die Menschheit eine Reihevon „Wiederverkörperungen“ durchmacht. Dabei orientierte sich Steiner eng an entsprechenden Darstellungen theosophischerAutoren und insbesondere Blavatskys, von der er die Terminologie weitgehend übernahm. Die früheren Verkörperungen desPlanetensystems nannte er „Alter Saturn“, „Alte Sonne“ und „Alter Mond“, die künftigen „Jupiter“, „Venus“ und „Vulkan“. DieEntwicklung der Menschheit beginnt nach seiner Darstellung bereits in der Zeit des Alten Saturn, auf dem der physische Leib desMenschen erschaffen wurde, und setzte sich auf der Alten Sonne und dem Alten Mond mit der Erschaffung des Ätherleibes und desAstralleibes fort. Zwischen diesen kosmischen Entwicklungsstufen ging die Menschheit und das ganze Planetensystem jeweils durchPhasen rein geistiger Existenz (Pralaya) hindurch.[53]

Auch Steiners Beschreibung der bisherigen Menschheitsentwicklung auf der Erde lehnte sich eng an theosophische Vorbilder an.[53]

Zunächst habe die Menschheit und das ganze Planetensystem die vorangegangenen Verkörperungen in gewisser Weise rekapituliert.Diese Wiederholungen nannte Steiner die polarische, die hyperboräische und die lemurische Epoche, auf welche die atlantischeEpoche folgte.[53] Gnostischen Vorstellungen folgend, wird die Menschheitsentwicklung als Abstieg des Geistes in die Materie

Kosmische Evolution, Menschheitsentwicklung und Kulturepochen

beschrieben, dem ein künftiger Wiederaufstieg ins Geistige folgen werde:[55] Unsere gegenwärtige Epoche bezeichnete er als dieerste nachatlantische Epoche; dieser sollen zwei weitere Epochen folgen, bevor alles wieder in ein Pralaya übergeht. In derlemurischen Epoche habe der Sündenfall, die Verführung durch Luzifer, stattgefunden. Auch die Trennung von Erde und Mond legtSteiner in diese Zeit. In der atlantischen Zeit habe entsprechend Ahriman einen Teil der Menschheit verführt. Beide Epochen endetendaher mit einer großen Katastrophe, deren letztere Steiner mit der biblischen Sintflut gleichsetzte. Diese datierte er auf etwa 10.000Jahre v. Chr. (was aus geologischer Sicht ungefähr dem Ende der letzten Eiszeit entspricht).

Unsere gegenwärtige erste nachatlantische Epoche untergliederte Steiner wiederum in sieben Abschnitte, welche er „Kulturepochen“nannte.[56] Die vier bereits vergangenen Kulturepochen bezeichnete er als die uralt-indische, die altpersische, die ägyptische und diegriechisch-römische Epoche, wobei die uralt-indische und die altpersische weit vor den ältesten historischen Überlieferungen in jenenLändern gelegen haben sollen. In der altpersischen Epoche sei die Landwirtschaft entwickelt und mit dem Bau von Städten begonnenworden. Die drei darauffolgenden Epochen parallelisierte Steiner mit der Ausbildung der drei oben beschriebenen Seelenglieder.Demnach sei in der ägyptischen Epoche die Empfindungsseele ausgebildet worden, in der griechisch-römischen Zeit dieVerstandesseele, und unsere gegenwärtige Epoche, die im 15. Jahrhundert begonnen habe, bezeichnete er entsprechend als dasZeitalter der Bewusstseinsseele.[57] Die verschiedenen Kulturepochen oder Wurzelrassen werden dabei hierarchisiert, das heißt, siewerden nicht als gleichwertig gedacht. Repräsentant der gegenwärtigen Epoche sei die „weiße Menschheit“, von der es heißt, siestehe an der Spitze der Menschheitsentwicklung und garantiere deren Fortgang.[58]

Die ursprünglich angeblich rein geistige Menschheit wird dabei als älter gedacht als die gesamte Tierwelt, die sich in degenerativenProzessen aus ihr entwickelt habe. In Umkehrung der darwinschen Evolutionstheorie behauptet Steiner: „Die ganze Summe derirdischen Lebewesen stammt also in Wahrheit vom Menschen ab“.[59]

Steiner verstand unter Anthroposophie in erster Linie einen „Erkenntnisweg“, nicht eine zu verbreitende Lehre. Diesen Weg derhöheren, „geistigen“ Erkenntnis könne jeder „normal organisierte“ Mensch beschreiten, die Anlage dazu – Steiner sprach in seiner1904 und 1905 verfassten Aufsatzserie Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? von „Hellseherorganen“ – sei potenziell injedermann vorhanden.[60] Dies erfordere im Allgemeinen eine gründliche und systematische Schulung der notwendigen Fähigkeitensowie die Erfüllung gewisser Voraussetzungen: Diese Fähigkeit lasse sich durch geistige Übungen und Meditationen[61] trainierenwie ein Muskel, sodass der Geheimschüler nach und nach die geistige Welt, Vergangenes und Zukünftiges, in intuitiver Schauerfasse. Dazu bedürfe es aber der Anleitung eines erfahrenen Geistesforschers, mit dessen Hilfe und auf der Grundlage von dessenbisherigen Forschungen sich wahre Erkenntnisse über die höheren Welten von bloßen Einbildungen unterscheiden ließen. DieErgebnisse dieser Schau seien für jedermann nachvollziehbar, nachprüfbar seien sie aber nur für Menschen, die ebenfalls ihrehellseherischen Fähigkeit ausgebildet hätten.[62]

Steiner erhob für diese anthroposophische „Geistesforschung“ in der übersinnlichen Welt den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, dasie in methodischer Weise durchgeführt würde und überprüfbar sei. Daher bezeichnete er seine Lehre als „Geisteswissenschaft“ oder„Geheimwissenschaft“.[63]

Michael Ende, Kinderbuch-AutorOtto Schily, Rechtsanwalt und Politiker (Die Grünen, SPD)Götz Werner, Begründer der Drogeriemarkt-Kette dmWerner Georg Haverbeck, rechtsextremer Publizist, Nationalsozialist, Historiker, Volkskundler und Pfarrer derChristengemeinschaftFriedrich Benesch, Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Theologe, ehem. Leiter des Stuttgarter PriesterseminarsFriedrich Glasl, Ökonom und KonfliktforscherPeter Schnell, Informatiker und Gründer der Software AG, sowie der Software AG - Stiftung, die viele Projekte ausdem Umfeld der Anthroposophie fördert.

Schulungsweg

Bekannte Anthroposophen

Steiners Anspruch, seine „Geisteswissenschaft“ sei eine exakte Wissenschaft mit empirisch überprüfbaren Ergebnissen wie auch dieNaturwissenschaften, wird von verschiedener Seite kritisiert. Der schwedische Philosoph Sven Ove Hansson schreibt 1991, dassSteiner als intersubjektives Kriterium zur Überprüfung der auf übersinnlichem Wege erlangten Erkenntnisse die Übereinstimmungmit den Erkenntnissen eines Lehrers definiert habe, das heißt, mit seinen eigenen. Dieses Autoritätskriterium werfe aber die Frageauf, woran denn der erste, der Geisteswissenschaft in diesem übersinnlichen Sinne betrieben habe, seine Erkenntnisse gemessenhabe; auch ließe sich dadurch nicht entscheiden, welche von zwei sich gegebenenfalls widersprechenden übersinnlichenErkenntnissen älterer Lehrer die richtige sei. Zudem habe nach Steiners Tod 1925 kein Anthroposoph Steiners Grad anHellsichtigkeit erreicht, und anscheinend habe z. B. keiner wie er in der Akasha-Chronik lesen können, einer Art ätherischemWeltgedächtnis, in dem alles Wissen über Vergangenheit und Zukunft gespeichert sein soll. Hansson schrieb weiter, dass Steinerbehauptet habe, die konventionelle Wissenschaft werde mit der Zeit die „Wahrheiten“ seiner Geisteswissenschaft etwa zurAtomphysik, zur Speziellen Relativitätstheorie und zur Syphilistherapie, bestätigen. Das sei jedoch nicht eingetreten. Insgesamtkommt Hansson zu dem Ergebnis, dass die Anthroposophie so gut wie nichts mit Wissenschaft zu tun habe.[64]

Der deutsche Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich bemerkt, dass Steiners (von Goethe übernommenes) „essentiales“Wissenschaftsverständnis, das den Anspruch erhebe, das „Wesen“ einer Sache ganzheitlich und abschließend zu erfassen, mit derForschungspraxis und dem epistemologischen Selbstverständnis der modernen Wissenschaft unvereinbar sei. Wissenschaft sei heute„ein sich ständig weiter ausdifferenzierender und sich revidierender Diskurs“, das „Konzept der Einheitswissenschaft und dieMöglichkeit eines abschließenden, einheitlichen Weltbildes“, wie es Steiner vorgeschwebt habe, sei damit nicht mehr vereinbar.[65]

In Steiners weitausgreifendem Werk finden sich an etlichen Stellen Aussagen über Menschenrassen. Dabei handelt es sich einerseitsum anthropologische Untergliederungen der heutigen Menschheit in drei, vier oder fünf Rassen und andererseits um dietheosophische Lehre von den „Wurzelrassen“, welche aufeinanderfolgende Stadien der Entwicklung der ganzen Menschheitdarstellen sollen. Bei den anthropologischen Untergliederungen der Menschheit griff Steiner rassentheoretische Ansätze von Carl vonLinné, Immanuel Kant, Johann Friedrich Blumenbach, Carl Gustav Carus und Ernst Haeckel auf.[66] Die Wurzelrassen-Lehreübernahm er vor allem von dem Theosophen William Scott-Elliot,[67] wobei er die Bezeichnung „Wurzelrasse“ aber bald aufgab unddurch „Epoche“, „Hauptzeitraum“ oder „Zeitalter“ ersetzte.

Nachdem in den 1980er Jahren verschiedene Publikationen die Rezeption der Wurzelrassenlehre in der völkischen Bewegung desfrühen 20. Jahrhunderts und damit in der Vorgeschichte des Nationalsozialismus untersucht hatten,[68] ordnete die deutscheehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth in ihrer 1992 erschienenen Kampfschrift Feuer in die Herzen unter Bezugnahme auf dieWurzelrassen die Anthroposophie (neben dem New Age und anderen esoterischen Strömungen) als extrem rassistisch ein.[69] Daranknüpften seither zahlreiche Autoren an.[70]

In den Niederlanden kam es 1996 zu einem Eklat, als ein Vorstandsmitglied der dortigen Anthroposophischen Gesellschaft in einerRadiosendung versuchte, einschlägige problematische Äußerungen Steiners zu verteidigen.[71] Die Anthroposophische Gesellschaftreagierte auf die dadurch ausgelöste Empörung, indem sie eine Fachkommission unter Leitung des international tätigenMenschenrechtsanwaltes Ted A. van Baarda damit beauftragte, das gesamte, etwa 300 Bände umfassende Œuvre mit 89.000Textseiten systematisch auf entsprechende Aussagen hin zu überprüfen.[72] Die Kommission kam zu dem Ergebnis, zwölf Textstellenseien nach Inhalt und Formulierung derart diskriminierend, dass sie nach der heutigen Rechtslage in den Niederlandenwahrscheinlich strafbar wären. Weitere 50 Stellen seien aufgrund ihrer zeitgebundenen Wortwahl aus heutiger Sicht rassistischinterpretierbar oder bei mangelnder Kenntnis des werkimmanenten (anthroposophischen) Kontextes so missverständlich. Dennochwurde in Bezug auf Steiners Menschenbild abschließend festgehalten:

Kritik

Anspruch auf Wissenschaftlichkeit

„Menschenrassen“

„Das anthroposophische Menschenbild Rudolf Steiners steht auf der Grundlage der Gleichwertigkeit allermenschlichen Individualitäten und nicht auf einer vermeintlichen Überlegenheit der einen Rasse gegenüber eineranderen.“

– AUS DEM URTEIL DER KOMMISSION

Es befänden sich zwar eine Reihe sehr problematischer Äußerungen in Steiners Werk, die allerdings für die Anthroposophie nichtkonstitutiv seien. Den Vorwurf des Antisemitismus wies die Kommission zurück. Sie erklärte, dass sich Steiner stets gegenAntisemitismus eingesetzt habe, wenngleich er dessen Verbreitung anfangs schwer unterschätzt und erst um 1900 sein Urteil revidierthabe. Anfang des Jahrhunderts war Steiner Mitglied im Verein zur Bekämpfung des Antisemitismus. Steiner bezog in denMitteilungen des Vereins, unter anderem in einer Artikelserie unter dem Titel Verschämter Antisemitismus wiederholt Stellung. DenAntisemitismus bezeichnete er als „Gefahr sowohl für Juden als für Nichtjuden“ und als „Kulturkrankheit“, die aus einer Gesinnunghervorging, „gegen die nicht deutlich genug Stellung bezogen werden kann“.[73] Insgesamt herrschen über die Tragweite derentsprechenden Textstellen geteilte Ansichten: Während einige darin dennoch den Beweis einer antisemitischen Gesinnung Steinerssehen, argumentieren andere, dass allein die quantitative Auflistung (unter ein Promille) zeige, dass die Äußerungen nicht zentral fürSteiners Werk gewesen sein könnten, zudem habe er sich in seinem Werk an anderen Textstellen deutlich gegen antisemitischeGesinnungen ausgesprochen.

Mit Blick auf „Rasse“ als Strukturkategorie der gegenwärtigen Menschheit ging Steiner vom zukünftigen Verschwinden der„Vererbungs- und Blutzusammenhänge“ aus. So bezeichnete er 1909 die Wurzelrassenlehre als eine „Kinderkrankheit“ dertheosophischen Bewegung und fügte hinzu:

„Aber man muß über die Kinderkrankheiten hinauskommen und sich klar sein darüber, daß der Rassenbegriffaufhört eine jegliche Bedeutung zu haben gerade in unserer Zeit.“[74]

Daraus ergebe sich aber, so die Kulturwissenschaftlerin Jana Husmann-Kastein, zugleich die Aktualität des Rassebegriffs für dieGegenwart:

„Diese perspektivische Vergänglichkeit von ‚Rasse‘ bezieht sich auf eine Entwicklung in einigen tausend Jahren,in der der Mensch in andere Formen physischer und seelischer Verfasstheit im Prozess der Vergeistigungübergehe. In Steiners These der zukünftigen Auflösung von heutigen ‚Rassen‘ liegt so zugleich die These ihrerBedeutsamkeit bis dahin begründet. Insgesamt korrespondieren Steiners Rassenkonstruktionen zur gegenwärtigenMenschheit mit seinem übergeordneten Entwicklungsmodell der Wurzelrassen, d. h. die Grundstruktur seinesEvolutionsmodells, die mit der neognostischen Vorstellung einer Materialisierung bzw. Verstofflichung desGeistes hin zu einer erneuten Vergeistigung verbunden ist, wird auf sein Entwicklungsschema der heutigen‚Rassen‘ angewandt. Konkret meint das: Außereuropäer werden durch die dunkle Materie, durch ‚Verhärtung‘,‚Verknöcherung‘ und den Begriff der Degeneration gekennzeichnet, die als weiß beschriebenen Europäer stehenfür geistige Potenz und die Entwicklung hin zu einer zukünftigen lichten Vergeistigung. In diesem Sinne lässt sichauch Steiners viel zitierte Aussage verstehen: ‚Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffendeRasse.‘“[75]

Aufgrund der rassentheoretischen Passagen in seinem Werk wird Steiner teilweise der Völkischen Bewegung zugerechnet. Soschreibt etwa der Historiker Helmut Zander, Steiner habe eine Reihe seiner Begriffe dem völkischen Diskurs entnommen:

„Ein Unterschied Steiners zu Blavatsky und der englischsprachigen Theosophie besteht […] in der Finalisierungder Rassen- und Völkergeschichte, die der deutschnational großgewordene Steiner in die ‚weiße Rasse‘, näherhinins ‚Deutschtum‘ (GA 64, 36) verlegt. Zu einem entscheidenden Terminus wird dabei der Begriff des Volkes, dienächstkleinere Kategorie unterhalb der Rasse, dem eine Schlüsselposition zuwächst […]: ‚Volksgeister‘ (GA 121,24), ‚Volksgemüt‘, ‚Volksmerkmale‘ (GA 121, 75), ‚Volksseelencharakter‘, ‚Volksseelenwesen‘, ‚Volkstum‘ (GA121, 85), ‚Völkerindividualität‘ (GA 121, 30), oder ‚Gruppen-Volks-Ich‘ (GA 103, 58) sind nur eine Auswahl ausSteiners ‚völkischem‘ Vokabular, das teilweise aus dem völkischen Diskurs entnommen ist, teilweise aber wohlauch auf Neubildungen Steiners zurückgeht (z. B. ‚Völkerindividualität‘). […] Zu den möglicherweise typisch

deutschen Elementen von Steiners völkischen Ansichten gehört auch seine Integration der ‚germanisch-nordischen Mythologie‘ (GA 121). Dabei handelt es sich – um ein kurzes Beispiel zu geben – um diesynkretistische Amalgamierung von Topoi der germanischen Literaturen innerhalb seines synkretistischenEvolutionsmodells: So werden mit der Begründung, die nordische Mythologie vermittle das ‚klarste Bild derWeltenevolution‘ (GA 121, 136), Baldur und Loki zu Repräsentanten von Fortschritt und Vergangenheit. Inähnlicher Manier integriert Steiner weitere, im völkischen Milieu beliebte Figuren aus der germanischenMythologie.“

Zwar relativiert Zander die Zugehörigkeit zum völkischen Diskurs selbst wieder, sieht bei Steiner aber eine unaufgelösteAmbivalenz:

„Allerdings finden sich bei näherem Hinsehen auch vermittelnde, teilweise sogar gegenläufige Töne. SteinersVorstellungen etwa von der Entwicklung des Individuums und vor allem von dessen Reinkarnationsgeschichtemarginalisieren gesellschaftliche und biologische Faktoren massiv, weil sie mit jeder Inkarnation neuzusammengestellt werden. [...] Allerdings wäre es auch nicht schwierig, zu all diesen moderierenden Äußerungenwieder Gegenbelege zu finden, etwa diejenigen aus dem Umfeld einer vulgärmaterialistischen Blutmythologie:‚Wir verstehen die Rassenfrage aber nur, wenn wir das geheimnisvolle Wirken des Blutes und der Blutmischungunter den Völkern verstehen.‘ (GA 55, 42) Steiners Lehre ist letztlich von einer nicht systematisierten oderhermeneutisch integrierten Ambivalenz gekennzeichnet, in der Unvereinbares und Widersprechendesstehengeblieben ist. Es hängt dabei von den Interessen der Leser ab, ob die Anthroposophie rassistischinterpretiert wird oder nicht. Die Rezeptionsgeschichte bietet Belege für beides.“

Der Historiker resümiert: „Neben und in den humanistischen Vorstellungen unter Anthroposophen findet sich weiterhin die völkischeTradition.“[76]

Der Historiker Clemens Esser dagegen bestreitet, dass Steiner überzeugter Rassentheoretiker und Antisemit gewesen sei. Zwar gebees namentlich aus den Jahren bis 1918 verschiedene entsprechende Äußerungen von ihm, doch habe der Eklektiker Steiner immerAnleihen bei anderen Publizisten gemacht, etwa bei Ernst Haeckel, der Darwins Abstammungslehre in Deutschland popularisierte.Wenn man ihm diese Übernahmen nicht anrechne, verliere „auch der oft traktierte Antisemitismusvorwurf an die Adresse Steinerseiniges von seiner Dramatik“.[77]

Neben der Lehre von Reinkarnation und Karma ist die anthroposophische Christologie Gegenstand der konfessionellen Kritik. Siewird von den großen Kirchen als nicht mit der Botschaft des Neuen Testaments vereinbar angesehen und mit der antiken Gnosis, dieebenfalls als häretisch eingestuft wurde, verglichen.[78] Oft wird in diesem Zusammenhang schon die Mitgliedschaft in derAnthroposophischen Gesellschaft als nicht mit dem Christsein vereinbar bezeichnet. Auch von anderen Seiten werden die religiösenBestandteile der Anthroposophie oft kritisiert, so die vielfach als eklektisch interpretierte Verknüpfung von Christentum undReinkarnationslehre oder die Verknüpfung des Anspruchs der Wissenschaftlichkeit mit religiösen Elementen.

Allgemein

Jan Badewien: Die Anthroposophie Rudolf Steiners. Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1994, ISBN3-583-50662-6.Heiner Barz: Anthroposophie im Spiegel von Wissenschaftstheorie und Lebensweltforschung. Zwischen lebendigemGoetheanismus und latenter Militanz. Deutscher Studien-Verlag, Weinheim 1994, ISBN 3-89271-458-4.Kurt E. Becker: Anthroposophie – Revolution von innen. Leitlinien im Denken Rudolf Steiners. Fischer Taschenbuch,Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-23336-4.Jens Heisterkamp: Was ist Anthroposophie? Eine Einladung zur Entdeckung des Menschen. Verlag amGoetheanum, Dornach 2000, ISBN 3-7235-1089-2.

Christologie

Literatur

Thomas Marti: Anthroposophie – heute noch modern? Ideen – praktische Arbeitsfelder – Perspektiven. Einekritische Würdigung. Lit, Münster 2008, ISBN 978-3-8258-0724-5.Sergej O. Prokofieff: Was ist Anthroposophie? Verlag am Goetheanum, Dornach 2004, ISBN 3-7235-1219-4.Karen Swassjan: Was ist Anthroposophie? Verlag am Goetheanum, Dornach 2001, ISBN 3-7235-1115-5 (Auszug imInternet) (PDF; 103 kB).Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2011,ISBN 978-3-8305-1930-0.Gerhard Wehr: Anthroposophie. Diederichs, Kreuzlingen 2004, ISBN 3-7205-2529-5.Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis1884–1945. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4 (Rezension auf H-Soz-u-Kult).

Spezialthemen

Andreas Binder: Wie christlich ist die Anthroposophie? Standortbestimmungen aus der Sicht eines evangelischenTheologen. Urachhaus, Stuttgart 1989, ISBN 3-87838-611-7.Reinhold Johann Fäth: Rudolf Steiner Design. Spiritueller Funktionalismus Kunst. Diss. Konstanz 2004(Elektronische Dissertation).Stefan Okruch: Wirtschaft und Anthroposophie. Darstellung und Kritik des Konzepts Rudolf Steiners. PCO, Bayreuth1993, ISBN 3-925710-50-7.Lorenzo Ravagli: Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen dieAnthroposophie. Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, ISBN 3-7725-1915-6.Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945). Oldenbourg, München 1999, ISBN3-486-56362-9 (bei Google Books).Helmut Zander: Anthroposophische Rassentheorie. Der Geist auf dem Weg durch die Geschichte. In: Stefanie vonSchnurbein, Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Völkische Religion und Krisen der Moderne. Entwürfe „arteigener“Glaubenssysteme seit der Jahrhundertwende. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-2160-6, S.292–341.Peter Staudenmaier: Between Occultism and Fascism: Anthroposophy and the Politics of Race and Nation inGermany and Italy, 1900–1945. Diss., Cornell University, 2010 (online).

Allgemein

Wiktionary: Anthroposophie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Commons: Anthroposophie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wikiquote: Rudolf Steiner – Zitate

Online-Katalog der Bibliothek der Anthroposophischen Gesellschaft Stuttgartwww.anthromedia.net Anthroposophisches InformationsportalRudolf-Steiner-Handbuch mit Inhaltsangaben aller Bände der GesamtausgabeAllgemeine Anthroposophische GesellschaftAnthroposophische Kommission zur Klärung der RassismusvorwürfeAnthroposophie bei Relinfo.ch (evangelische Informationsstelle)Linkkatalog zum Thema Anthroposophie bei dmoztools.net (ehemals DMOZ)Anthroposophie – kritische Reflexionen (Humboldt-Universität Berlin)Eine enzyklopädische Webseite zur AnthroposophieZur Geschichte der anthroposophischen Gesellschaft

Anthroposophie in der Diskussion

Mysterium Anthroposophie. – Sternstunde Philosophie vom 15. Februar 2009, Der Historiker Helmut Zander imGespräch mit Norbert Bischofberger (Video ca. eine Stunde)Gerard Kerkvliet: Gutachten. Rudolf Steiner über das Judentum (Memento vom 9. Oktober 2009 im InternetArchive). In: info3, 1999, (im Internet Archive; Zusammenfassung des 720 Seiten umfassenden Abschlussberichtesder Kommission Anthroposophie und die Frage der Rassen).Sven Ove Hansson: Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft? (Memento vom 9. November 2013 im InternetArchive)Petrus van der Let, Christoph Lindenberg: Diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner und ihr Einfluss auf dieAnthroposophie (Memento vom 15. Januar 2008 im Internet Archive). In: infosekta.ch. 1999 (Archivversion des

Weblinks

Internet Archive; gedruckt erschienen in: Tangram. Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Nr.6, März 1999, S. 50–56).Rudolf Kuhr: Rassismus bei Rudolf Steiner. Zitate. In: Humanistische Aktion. 3/2000, 4.Hans-Jürgen Bader, Lorenzo Ravagli: Die Überwindung des Rassismus durch die Waldorfpädagogik. »Rassenidealesind der Niedergang der Menschheit«. In: waldorfschule.info. 7. April 2008 (PDF, 43 kB).Colin Goldner: Äther-, Astral- und Ich-Leiber. Die obskure Welt von Anthroposophie und Waldorf-Pädagogik(Memento vom 6. Januar 2012 im Internet Archive) In: E. Ribolits, J. Zuber (Hrsg.): Karma und Aura statt Tafel undKreide. Der Vormarsch der Esoterik im Bildungsbereich. Schulhefte-Verlag, Nr. 103, Wien 2001, ISBN 3-901655-23-9.Andreas Lichte: Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute. In: Ruhrbarone. 24.Februar 2012.

1. So etwa Richard Geisen, der auf Grundlage eines detaillierten Vergleichs mit der antiken Gnosis von einem„anthroposophischem Gnostizismus“ bzw. von „Steiners gnostischem Gesamtsystem“ spricht. Siehe Richard Geisen:Anthroposophie und Gnostizismus. Darstellung, Vergleich und theologische Kritik. 1992, S. 522. Helmut Zanderweist darauf hin, dass Steiner Eugen Heinrich Schmitts: Die Gnosis: Grundlagen der Weltanschauung einer edlerenKultur, 2 Bd., 1903/1907 überaus positiv besprochen hatte und es auch für seine Theoriebildung nutzte. SieheHelmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Band 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 736, FN 698.

2. Johannes Hemleben: Rudolf Steiner und Ernst Haeckel. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1965.3. Siehe etwa Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung. GA 199,

Dornach 1967, Vortrag vom 10. September 1920, S. 247.4. Wilhelm Dilthey war für eine klare Abgrenzung von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft eingetreten.

Naturwissenschaftliche Forschung konnte für ihn schon aufgrund ihrer Methodik und Zielsetzung keine Erklärung fürdas Verständnis des Geistes liefern. Die gesellschaftlichen und schöpferischen Leistungen des Menschenbetrachtete er daher als Ausdruck innerer Vorgänge des „Seelenlebens“. Nur durch „Hineinversetzen“ in dieGanzheit seelischen Lebens ließen sich diese Vorgänge erfassen.

5. So schrieb er etwa 1918 in Von Seelenrätseln: „Würde dies mehr berücksichtigt, so würde man erkennen, dass dieAnthroposophie nicht nur die eine Seite hat, welche man gewöhnlich als eine mystische bezeichnet, sondern auchdie andere, durch die sie nicht zu einer weniger wissenschaftlichen Forschung führt als die Naturwissenschaft,sondern zu einer mehr wissenschaftlichen, die eine feinere, methodischere Ausarbeitung des Vorstellenslebensnötig macht als selbst die gewöhnliche Philosophie. Ich glaube, dass Wilhelm Dilthey mit seinen philosophischenForschungen auf dem Wege war zu derjenigen Sinnes-Lehre, die ich hier skizziert habe, dass er aber nicht zu einemZiele kommen konnte, weil er nicht durchdrang bis zu einer völligen Ausarbeitung der in Frage kommendenVorstellungen. Vergleiche auch, was ich darüber im zweiten Bande meiner «Rätsel der Philosophie» gesagt habe (7.Auflage, S. 567–572).“ Rudolf Steiner: Von Seelenrätseln. 1918, Online-Fassung (https://web.archive.org/web/20070221211343/http://rudolf.steiner.home.att.net/PDF23.pdf) (Memento vom 21. Februar 2007 im Internet Archive) In den1914 erschienenen „Rätseln der Philosophie“, die eine erweiterte Fassung der 1900 und 1901 erschienenen Bändevon „Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert“ waren, hatte sich Steiner vor allem auf dieAuffassung Diltheys bezogen, es gebe eine „selbständige Geisteswelt, in welchen die Menschenseele eingebettetist“Rudolf Steiner: Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert. Band 1, 1900; Band 2, 1901;überarbeitet und erweitert 1914 unter dem Titel Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt.Rudolf Steiner: Die Rätsel der Philosophie (GA 18) (http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_018_17.htm)

6. Philosophie der Freiheit. 1894.7. zum Einfluss auch auf Künstler, die keine expliziten Anhänger waren, siehe Reinhold Johann Fäth: Rudolf Steiner

Design – Spiritueller Funktionalismus Kunst. Dissertation, Universität Konstanz 2004. (online) (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-13852)

8. Thomas Vaughan (Eugenius Philalethes): Anthroposophia Theomagica, or a discourse of the nature of man and hisstate after death. Oxford 1648

9. Gerhard Wehr: Rudolf Steiner. Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005, S. 23.10. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis

1884–1945. Göttingen 2007, S. 114–135.11. Norbert Klatt: Theosophie und Anthroposophie – Neue Aspekte zu ihrer Geschichte. Norbert Klatt Verlag, Göttingen

1993, S. 75.12. Noch 1897 hatte Steiner in einer Zeitschrift geschrieben, man höre von den angeblich erleuchteten Theosophen

„nichts als Redensarten, die den morgenländischen Schriften entlehnt sind, ohne eine Spur von Inhalt. Die innerenErlebnisse sind nichts als Heuchelei“. Zitiert nach Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. 1992, S. 70.

13. Brief an den Stirner-Biographen John Henry Mackay vom 5. Dezember 1893, in: GA 39, S. 193.14. Steiner: Mein Lebensgang. 1925, Kap. XXII, XXVI und XXVII.15. Gerhard Wehr: Rudolf Steiner zur Einführung. Junius, Hamburg 1994, S. 137 f.

Einzelnachweise und Anmerkungen

16. Georg Otto Schmid: Anthroposophie. Evangelische Informationsstelle relinfo.ch (http://www.relinfo.ch/anthroposophie/info.html), 1999.

17. Wolfgang G. Vögele: Der andere Rudolf Steiner. Futurum, Basel 2005.18. Zahlen nach Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner – eine Chronik. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1988, S.

211 und 329 f.19. Welche Bedeutung der „Krishnamurti-Affäre“ tatsächlich zukam ist umstritten. Während die meisten Autoren – so

etwa Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, S. 92–96, – in den dieserAffäre zugrundeliegenden inhaltlichen Differenzen den entscheidenden Grund für die Trennung sehen, argumentiertHelmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 158–170, es habesich im Grunde um einen Machtkampf zwischen Steiner und Besant gehandelt, der bereits vor Besants Wahl zurPräsidentin 1907 begonnen habe, und Steiner habe die Krishnamurti-Frage „zu einer bruchfähigen Differenzausgebaut“ (S.167).

20. Bodo von Plato: Zur Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft. Ein historischer Überblick. Verlag FreiesGeistesleben, Stuttgart 1986.

21. Preußische Geheime Staatspolizei Berlin, 1. November 1935, StAM LR 17 134354, BAD Z/B 1 904, BAK R 43II/822, zitiert nach Walter Kugler: Feindbild Steiner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, S. 11 f.

22. Zitiert nach Walter Kugler: Feindbild Steiner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, S. ?.23. So berichtete Hans Büchenbacher, ein Anthroposoph jüdischer Abstammung, er habe die teilweise bereitwillige

„Bereinigung“ des Konfliktes um jüdische Mitglieder mit großer Bitterkeit erlebt. Büchenbacher emigrierte 1935 in dieSchweiz. Siehe Helmut Zander: Anthroposophie und Nationalsozialismus. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Juli 1999.Online-Fassung (http://www.akdh.ch/ps/ps_46Zahnder.html) sowie Jens Heisterkamp: Schatten der Vergangenheit.Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus. info3, April 1999 (HTML (https://web.archive.org/web/20051016051632/http://www.info3.de/ycms/printartikel_40.shtml) (Memento vom 16. Oktober 2005 im InternetArchive))

24. Arfst Wagner (Hrsg.): Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft inder Zeit des Nationalsozialismus. Band I, Lohengrin-Verlag, Tetenhusen 1991.

25. Zitiert bei Gerhard Wehr: Friedrich Rittelmeyer. Stuttgart 1998, S. 221. Nach Anthroposophisches Rassedenken undantisemitische Denkstereotypen: berühmte 'Einzelfälle'? Aktion Kinder des Holocaust (http://www.akdh.ch/ps/ps_52Anth-Rass-Denk.html)

26. Helmut Zander: Anthroposophie und Nationalsozialismus. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Juli 1999 (Internet (http://www.akdh.ch/ps/ps_46Zahnder.html))

27. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Band 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 209.(Vorschau auf Google Books (http://books.google.de/books?id=WFXDCyMPOfgC&pg=PA1453&source=gbs_toc_r&cad=5#v=onepage&q=&f=false))

28. Im Einzeln schreibt er: „Da die Anthroposophie ihre Anhänger tief in die national-sozialistischen Kreise geschobenhatte, so war sie besonders gefährlich. In welchem Umfange dies der Fall war, wurde mir erst nach derMachtübernahme voll bewusst.“ Erich Ludendorff: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter DeutscherVolksschöpfung. Band III, Meine Lebenserinnerungen von 1933 bis 1937. 1955, S. 67 ff. Zitiert nach: Arfst Wagner:Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus., Teil II. In: Anthroposophen in der Zeit des deutschenFaschismus – Zur Verschwörungsthese. (= Flensburger Hefte. Sonderheft 8). 1991, S. 50–94, hier S. 53–55.

29. Zitiert nach Walter Kugler: Feindbild Steiner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, S. 29 f.30. Wolfgang Jacobeit: Ganzheitlich orientierte Produktionsweisen in der NS-Zeit. Die biologisch-dynamische

Wirtschaftsweise in den landwirtschaftlichen Versuchsgütern der SS 1939–1945. In: Nachhaltigkeit. „Alternative“Landwirtschaft als kulturökologisches Phänomen. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge Nr.16, 1998.

31. Aus Arfst Wagner (Hrsg.): Briefe und Dokumente zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung undGesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Band III, Lohengrin-Verlag, Tetenhusen 1992. AbbildungWaldorfcritics.org (https://web.archive.org/web/20020224101848/http://www.waldorfcritics.org/active/articles/Staudenmaier.html) (Memento vom 24. Februar 2002 im Internet Archive)

32. Jens Heisterkamp: Schatten der Vergangenheit. Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus.info3, April 1999 (Online (https://web.archive.org/web/20051016051632/http://www.info3.de/ycms/printartikel_40.shtml) (Memento vom 16. Oktober 2005 im Internet Archive)).

33. Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945). Oldenbourg, München 1999, S.137.

34. In ihren Erinnerungen hatte sie geschrieben: „Beim Zusammensein mit Hess und Leitgen im Hotel Vier Jahreszeitenin München stellte er [= Hans Erdmenger] die Frage: ‚Was ist eigentlich die Aufgabe des Amtes Hess?‘ Herr Leitgenantwortete: ‚Wenn Sie es für sich behalten, will ich es Ihnen sagen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, alleGeistesrichtungen in Deutschland zu schützen, die noch aufbauend im Geistesleben wirken können und die vonanderen Stellen des Nationalsozialismus ausradiert würden‘“. Klein, Erinnerungen, 1978, S. 126. Zitiert nach JensHeisterkamp, Schatten der Vergangenheit. Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus. info3,April 1999 (Online (https://web.archive.org/web/20051016051632/http://www.info3.de/ycms/printartikel_40.shtml)(Memento vom 16. Oktober 2005 im Internet Archive)). Die Frau von Rudolf Heß teilte rückblickend mit: „Mein Mannhat durch die Verbindung mit Frau Dr. Klein s. Zt. seine schützende Hand über die Waldorf-Schulen gehalten mitdem Hinweis, dass er dafür sei, diesen pädagogischen Versuch arbeiten zu lassen.“, Brief Ilse Heß an Reinhard G.,

21. Juli 1984, zitiert nach Arfst Wagner, Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaftund Bewegung in der Zeit des Nationalsozialismus, 1993.

35. Brief Ilse Hess an Reinhard G., 14. Mai 1984, zitiert nach Arfst Wagner: Dokumente und Briefe zur Geschichte derAnthroposophischen Gesellschaft und Bewegung in der Zeit des Nationalsozialismus. 1993.

36. Corinna Treitel: A Science for the Soul – Occultism and the Genesis of the German Modern. Johns HopkinsUniversity Press, Baltimore und London 2004, S. 213 f.

37. „Einige Nazis sind jetzt sogar der wahnwitzigen Meinung, Hess sei von den Anthroposophen, ja von ‚Dornach‘ okkultbeeinflusst und zum Flug nach England bewegt worden (S. 303ff).“ Jens Heisterkamp: Schatten der Vergangenheit.Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus. info3, April 1999 (Internet Archive (https://web.archive.org/web/20051016051632/http://www.info3.de/ycms/printartikel_40.shtml) (Memento vom 16. Oktober 2005 imInternet Archive)).

38. Waldorf World List. (http://www.freunde-waldorf.de/fileadmin/user_upload/images/Waldorf_World_List/Waldorf_World_List.pdf) Directory of Waldorf and Rudolf Steiner Schools and Teacher Training Centers worldwide. Hague Circle -International Forum for Steiner/Waldorf-Education, Bund der Freien Waldorfschulen und Freunde derErziehungskunst Rudolf Steiners, Mai 2015, abgerufen am 21. November 2015 (PDF, englisch).

39. International Association For Steiner/Waldorf Early Childhood Education: Home. (http://www.iaswece.org/index.aspx)International Association For Steiner/Waldorf Early Childhood Education, abgerufen am 21. November 2015.

40. Gerhard Wehr: Philosophie – auf der Suche nach der Wahrheit. Pattloch Verlag, München 1990, S. 127.41. Rudolf Steiner: Theosophie. 1904, Kapitel Das Wesen des Menschen. Zitate nach der Taschenbuchausgabe, 1962,

S. 22.42. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/ Boston 2005, S. 82–89, hier S. 82 f.43. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 83.44. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriss. 1910, Kap. Schlaf und Tod45. siehe Von Seelenrätseln den 6. Anhang46. Eine elementare Einführung gibt Gerhard Wehr: Anthroposophie. S. 29–31.47. Carlo Willmann: Waldorfpädagogik: Theologische und religionspädagogische Befunde. Böhlau, Wien/Köln 2001, S.

28f.48. Zusammenfassende Darstellung bei Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Wissenschaftliche

Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 490–494.49. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 87.50. Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999,

S. 490.51. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 84.52. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 84 f.53. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 85.54. Gerhard Wehr: Gnosis, Gral und Rosenkreuz. Esoterisches Christentum von der Antike bis heute. Anaconda Verlag,

Köln 2007, S. 387 f.55. Jana Husmann: Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“. Religion –

Wissenschaft – Anthroposophie. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8394-1349-4, S. 268 ff.56. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 85f.57. Cees Leijenhorst: Anthroposophy. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism.

Brill, Leiden/Boston 2005, S. 86.58. Jana Husmann: Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“. Religion –

Wissenschaft – Anthroposophie. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8394-1349-4, S. 272.59. Jana Husmann: Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“. Religion –

Wissenschaft – Anthroposophie. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8394-1349-4, S. 269.60. Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (online (http://anthroposophie.byu.edu/schriften/

010.pdf), Zugriff am 19. Juni 2016), das Zitat S. 25.61. Asiatische Elemente seines Erkenntnisweges übernahm Steiner nach Helmut Zander wahrscheinlich aus der

zeitgenössischen Theosophie und deren Umfeld, siehe derselbe: Anthroposophie in Deutschland. TheosophischeWeltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 601–607.

62. Helmer Ringgren: Anthroposophie. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 3, De Gruyter, Berlin 1978, S. 12;Gerhard Wehr: Anthroposophie. Diederichs, Kreuzlingen 2004, S. 39–42.

63. Helmer Ringgren: Anthroposophie. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 3, De Gruyter, Berlin 1978, S. 12; SvenOve Hansson: Is Anthroposophy Science? In: Conceptus. 25 (1991), Heft 64, S. 37 f. (online (http://www.waldorfcritic

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Ove Hansson: Is Anthroposophy Science? In: Conceptus. 25 (1991), Heft 64, S. 37 f. (online (http://www.waldorfcritics.org/articles/Hansson.html), Zugriff am 17. Juni 2016); Jan Badewien: Faszination Akasha-Chronik. Eine kritischeEinführung in die Geisteswelt der Anthroposophie. Vortragsmanuskript (http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/downloads/veranstalt/2006/Badewien%20Vortrag%20HU%20210706.pdf) (PDF; 211 kB). Tagung: Anthroposophie –kritische Reflexionen. Veranstaltet vom Kulturwissenschaftlichen Seminar, in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg„Geschlecht als Wissenskategorie“, Humboldt-Universität zu Berlin, 21. Juli 2006.

64. Sven Ove Hansson: Is Anthroposophy Science? (http://www.waldorfcritics.org/articles/Hansson.html) In: Conceptus.25. Jg., Heft 64, 1991, S. 40–47, abgerufen am 17. Juni 2016.

65. Heiner Ullrich: Rudolf Steiner. Leben und Lehre. C.H. Beck, München 2011, S. 109 f.66. Jana Husmann-Kastein: Schwarz-Weiß-Konstruktionen im Rassebild Rudolf Steiners. (http://www.religio.de/dialog/1

06/29_22-29.htm) In: Berliner Dialog. Band 29, 2006, S. 22–29; auch in einer kürzeren Fassung alsVortragsmanuskript der Tagung Anthroposophie – kritische Reflexionen. Humboldt-Universität zu Berlin, 21. Juli2006 als (PDF) (http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/downloads/veranstalt/2006/Husmann-Kastein%20Vortrag%20HU%20210706.pdf)

67. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 629 f.68. Nicholas Goodrick-Clarke: The Occult Roots of National Socialism. Aquarian Press, Wellingborough 1985; deutsch:

Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Leopold Stocker Verlag, Graz 1997; Eduard Gugenberger, RomanSchweidlenka: Mutter Erde – Magie und Politik zwischen Faschismus und Politik. Packpapier, Wien 1987,insbesondere S. 138–142.

69. „Grundlage des anthroposophischen Weltbildes ist die ‚Wurzelrassenlehre‘, wie sie rassistischer undmenschenverachtender kaum sein kann.“ Ditfurth, Feuer in die Herzen. 1. Auflage. 1992, S. 219.

70. Buchautoren wie Ditfurth selbst, Entspannt in die Barbarei, Hamburg 1996, Guido und Michael Grandt, SchwarzbuchAnthroposophie, Wien 1997, Peter Bierl, Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie RudolfSteiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg 1999, Claudia Barth, Über Alles in der Welt – Esoterik und Leitkultur,Aschaffenburg 2003, und viele Journalisten.

71. Petrus van der Let: Bedenkliche Ansichten Rudolf Steiners über Rassen. In: Petrus van der Let, ChristophLindenberg: Diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner und ihr Einfluss auf die Anthroposophie (https://web.archive.org/web/20080115090842/http://www.infosekta.ch/is5/gruppen/anthroposophie1999.html) (Memento vom 15.Januar 2008 im Internet Archive). In: infosekta.ch. 1999 (Archivversion des Internet Archive; gedruckt erschienen in:Tangram. Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Nr. 6, März 1999, S. 50–56).

72. Anthroposophie und die Frage der Rassen. Autorisierte deutsche Ausgabe, Frankfurt am Main 1998.73. Detlef Hardorp: Steiner und das Judentum (http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2000/05/13/a0154). In:

taz.de vom 13. Mai 2000, abgerufen am 18. Juli 2009.74. Rudolf Steiner: Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien. (GA 117), 4.

Dezember 1909, S. 151–152. Siehe dazu auch die Zitatensammlung von Lorenzo Ravagli: Die Überwindung desRassismus durch die Anthroposophie. Originaltexte aus der Rudolf Steiner-Gesamtausgabe (https://web.archive.org/web/20080229/http://www.anthroposophy.com/aktuelles/gagegenrass.html) (Memento vom 29. Februar 2008 imInternet Archive) 7/2004. Zum Streit in der Sache auch: Rudolf Steiner und der Rassismus: Arier, Atlantis undAkasha, Süddeutsche Zeitung vom 25. Juli 2006 und: Vom theosophischen Vokabular früh distanziert (Leserbrief),Süddeutsche Zeitung vom 2. August 2006.

75. Jana Husmann-Kastein, Schwarz-Weiß-Konstruktionen im Rassebild Rudolf Steiners, Vortragsmanuskript. Tagung:Anthroposophie – kritische Reflexionen, Humboldt-Universität zu Berlin, 21. Juli 2006 (PDF) (http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/downloads/veranstalt/2006/Husmann-Kastein%20Vortrag%20HU%20210706.pdf), S. 8ff.

76. Helmut Zander, Sozialdarwinistische Rassentheorien aus dem okkulten Untergrund des Kaiserreichs. In: Handbuchzur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918. Hg. v. Uwe Puschner, Walter Schmitz und Justus H. Ulbricht, München1996 (vorgehalten bei akdh.ch (http://www.akdh.ch/ps/ps_78Zahnder.html)); siehe auch: Helmut Zander,Anthroposophische Rassentheorie. Der Weltgeist auf dem Weg durch die Rassengeschichte. In: St. v. Schnurbein,J. H. Ulbricht (Hrsg.): Völkische Religion und Krisen der Moderne. Entwürfe „arteigener“ Glaubenssysteme seit derJahrhundertwende, Würzburg 2001, S. 292–341. Zur Auseinandersetzung mit Zanders Thesen siehe auch RalfSonnenberg: Judentum, Zionismus und Antisemitismus aus der Sicht Rudolf Steiners. hagalil.com 07–07–2004(Internet (http://www.hagalil.com/antisemitismus/deutschland/steiner-7.htm)). Der Anthroposoph Lorenzo Ravagliuntersuchte im Gegenzug die Kritik völkischer Gruppen an der Anthroposophie in Unter Hammer und Hakenkreuz.Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie, 2004 (vgl. dazu auch die Rezension Zandersbei H-Soz-u-Kult (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-2-104)).

77. Clemens Escher: Steiner, Rudolf. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 2: Personen. DeGruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 796.

78. Richard Geisen: Anthroposophie und Gnostizismus. Darstellung, Vergleich und theologische Kritik. Schöningh,Paderborn 1992, ISBN 3-506-76272-9.

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