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Analysis IIIb von
Prof. PhD. A. GriewankSommersemester 2010
Vorlesungsmitschrift von Paul BoeckKorrektur durch Dr. Lutz Lehmann
Letzte nderung: 20. August 2010
Inhaltsverzeichnis
XI Ma- und Integrationstheorie 246 Algebren und Mae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Lebesgue Ma auf Rn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1148 Messbare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1449 Integration messbarer Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1950 Produktmae und Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2351 Transformationsformel fr das LebesgueIntegral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
XII Vektoranalysis 3452 Integration ber Mannigfaltigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3453 Integralstze von Gau und Stokes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Index 55
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XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
XI Ma- und Integrationstheorie
46 Algebren und Mae
Wnschenswerte Eigenschaften eines Volumenmaes auf Rn X(i) Monotonie: A B = (A) (B)
(ii) Quaderwert: A = [a1, b1] [a2, b2] . . . [an, bn] {x Rn : ai xi bi} = (A) = ni=1(bi ai) geometrisches Volumen
(iii) Translationsinvarianz: A X, r Rn = (A + r) = (A)(iv) Additivitt: Ai X, Ai Aj = fr i 6= j, i, j N = (
i=1 Ai) =
i=1 (Ai), wobei schon vorausge-
setzt ist, dass (A) 0.Lemma 46.1Es ist nicht mglich, ein solches fr alle Teilmengen A X = Rn, d.h. als Abbildung : P(X) = 2X R mit P(X) diePotenzmenge zu definieren.
Beweis: (Auswahlaxiom vorausgesetzt) Betrachte X = Rn mit quivalenzrelation x y x y Qn,d.h. Differenzvektor x y Qn. Sei A [0, 1]n eine Menge von Reprsentanten dieser quivalenzklassen.(Dabei ist |A| > |Qn|)
B =
r [1, 1]n Qn(A + r) [1, 2]n B [0, 1]n
Also verlangt Monotonie und Additivitt
([0, 1]n) = 1 (B) = (
r [1, 1]n Qn(A + r)
) (iv)=
r [1, 1]n Qn(A + r)
(iii)=
r [1, 1]n Qn(A) ([1, 2]n) = 3n
Widerspruch, da linke Ungleichung fr (A) = 0 verletzt und rechte Ungleichung fr (A) > 0 verletzt ist.
Beispiel (BanachTarskiParadox) Eine Erbse kann zerschnitten und dann zur Sonne zusammengesetzt werden.
Man kann die Kugeln B1 = B1(0) {x Rn : x 1} und B2 = B2(0) in einer Dimension n 3 so in endlichviele disjunkte Teilmengen Ai, Ai fr i = 1 . . . m zerlegen, dass
B1 =m
i=1
Ai, Ai Aj = falls i 6= j
B2 =m
i=1
Ai, Ai Aj = falls i 6= j
und die Stcke bis auf Drehungen und Verschiebungen bereinstimmen. D.h., es gibt Euklidische, den Abstanderhaltende lineare Transformationen
Ti : Rn Rn, Ti(x) = Qix + qi
mit Ti(Ai) = Ai.
Schlussfolgerung: Mengen A mssen auf geeignete Systeme S P(X) eingeschrnkt werden.Definition 46.2S P(X) heit
(i) Ring, falls S, sowie A, B S = A B, A \ B S(ii) Algebra, falls Ring und zustzlich A S = Ac X \ A S
(iii) Algebra, falls Algebra und Ai S fr i N =
i=1 Ai S
2
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Bemerkung Diese Eigenschaften sind realisierbar.
Beispiel {, X} = S ist Algebra. Fr A X ist {, A} Ring und {, A, Ac, X} Algebra.
S {A X mit A oder Ac abzhlbar} ist Algebra
Prfung der Eigenschaften:
(i) A S Ac = X \ A S per Definition. Ist X abzhlbar, so S = P(X). Sei also X berabzhlbar, z.B.X = Rn.
(ii) A\B 1 0 1 bedeutet Menge selbst abzhlbar1 1 0 0 bedeutet Komplement abzhlbar0 0 0 (A B)c = Ac Bc
Tabelle fr A B, welches immer eindeutigenStatus hat, d.h. zu S gehrt.
(iii) Fr A B entsprechend.(iv) Abzhlbare Vereinigung Abgeschlossenheit
A =
i=1
Ai, Ai S fr i N
Falls alle Ai abzhlbar sind, ist auch A abzhlbar nach Diagonalisierungsargument = A S. Andernfallsexistiert ein Ai mit Aci abzhlbar. Daraus folgt A
c =
j=1 Acj Aci auch abzhlbar.
Definition 46.3(i) Die Eigenschaft, Algebra zu sein, bleibt erhalten unter endlichen oder unendlichen Schnittbildungen. Also
Si, i I Algebren =
iISi S ist auch Algebra
(ii) Fr beliebiges System S P(X) nennt man A(S) =
S S AlgebraS die durch S erzeugte Algebra.
(iii) Speziell mit S = O(X) Menge aller offenen Teilmengen in X oder S F (X) Menge aller geschlossenen Teilmen-gen von X erhlt man das System A(O(X)) = A(F (X)) der BorelMengen
Beweis: In Teilen in bung.
Definition 46.4Eine Funktion : S M [0, ] = R+ {} heit
(i) Inhalt, falls A, B S, A B = = (A B) = (A) + (B), was insbesondere verlangt, dass () = 0 (wennnicht ).
(ii) Inhalt, falls {Ai}iN S,
i=1 Ai S und Ai Aj = = (
i=1 Ai) = i=1 (Ai). Diese Eigenschaft
heit Additivitt..
(iii) Ma , falls Inhalt auf Algebra.
(iv) A S mit Ma heit messbar.(v) Falls (A) = 0 fr Inhalt heit A ()Nullmenge.
Satz 46.5 (Eigenschaften von Inhalt auf S)(i) A B = (A) (B) (Monotonie)
(ii) (A B) + (A B) = (A) + (B) (de Moivre)(iii) (
mi=1 Ai) mi=1 (Ai) (Subadditivitt)
(iv) Falls Ai S paarweise disjunkt (
i=1 Ai) i=1 (Ai), vorausgesetzt,
i=1 Ai S.Beweis:
(i) B = A (B \ A) Add.= (B) = (A) + (B \ A)
0
(A)
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(ii)
A B = A (B \ A) = (A B) = (A) + (B \ A)(B \ A) (B A) = B = (B \ A) + (B A) = (B)
Einsetzen ergibt (A B) = (A) + (B) (B A)
(iii)
Bi = Ai \ {A1 A2 . . . Ai1} = Bi Bj = ,m
i=1
Bi =m
i=1
Ai, Bi Ai
(m
i=1
Ai) = (m
i=1
Bi)Add.=
m
i=1
(Bi)Monot.
m
i=1
(Ai)
(iv) Fr beliebiges m
(m
i=1
Ai) =m
i=1
(Ai) m
i=1
(Ai) (
i=1
Ai) wie behauptet
Monotonie: (
i=1
Ai) (m
i=1
Ai)
Satz 46.6 (Eigenschaften von Inhalten)(i)
i=1 Ai S = (
i=1 Ai) i=1 (Ai)
(Subadditivitt)(ii) Stetigkeit von unten A1 A2 . . . Ai1 Ai
limi (Ai) = (
i=1 Ai)(iii) Stetigkeit von oben A1 A2 . . . Ai1 Ai
limi (Ai) = (
i=1 Ai)
A =
i=1
AiA1A2
A3
Beweis:
(i)
Bi = Ai \ {A1 A2 . . . Ai1} =
i=1
Bi =
i=1
Ai
(
i=1
Ai) = (
i=1
Bi) =
i=1
(Bi)
i=1
(Ai)
(ii)
Bi = Ai \ Ai1, B1 = A1
(Am) = (m
i=1
Bi) =m
i=1
(Bi) m
i=1
(Bi) = (
i=1
Ai)
(iii) durch Rckfhrung auf (ii). Setze Bi = A1 \ AiA1 A2 A3 . . . Ai Ai+1
B1 = B2 = A1 \ A2 B3 = A1 \ A3 . . . Bi = A1 \ Ai Bi+1 = A1 \ Ai+1 =
i=1
Bi = A1 \
i=1
Ai
Nach (ii) limi
(Bi) = (
i=1
Bi) = (A1 \
i=1
Ai) = (A1) (
i=1
Ai)
(Bi) = (A1 \ Ai) = (A1) (Ai) da Ai A1
limi
(A1) (Ai) = (A1) (
i=1
Ai) = (Ai) i
(
i=1
Ai)
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Idee: Mae lassen sich als Restriktionen von ueren Maen auf messbaren Mengensystemen definieren. Die ue-ren Mae lassen sich aus Inhalten auf Ringen S P(X) fr P(X) Potenzmenge definieren. Zunchst Restriktions-schritt nach Carathodory.
Definition 46.7Eine Funktion : P(X) [0, ] = R0 {+} heit ueres Ma, falls
(i) () = 0
(ii) A B X = (A) (B) (Monotonie)(iii) (
i=1 Ai) i=1 (Ai) (Subadditivitt)
Definition 46.8Eine Menge A P(X) heit messbar fr ein gegebenes ueres Ma auf X, falls
(E) = (E A) + (E Ac) fr alle E XSatz 46.9 (Carathodory)Die Menge aller messbaren Mengen A X bilden eine Algebra S = S und die Restriktion =
S
von auf
S P(X) ist ein Ma.Beweis: Nach Definition (von messbar) gilt A S Ac S. Fr die AlgebraEigenschaft ist nur nochzu zeigen, dass A, B S = A B S.
(E) = (E B) + (E Bc) da B messbar ist= (E B) + (E Bc A) + (E Bc Ac) da A messbar ist
Vereinigung (E B) (E Bc A) = E (A B) leicht nachzuprfen. Diese ergibt wegen Subaddititivitt
(E B) + (E Bc A) (E (A B))
Einsetzen in obige Gleichung ergibt
(E) (E (A B)) + (E (A B)c)
Wegen Subadditivitt gilt auf jeden Fall
(E) (E (A B)) + (E (A B)c)
und somit Gleichheit, die die Messbarkeit von A B garantiert.Zwischenergebnis: S ist Algebra. Zu zeigen bleibt die AlgebraEigenschaft. Seien
A =
i=1
Ai mit Ai S und o.B.d.A. Ai Aj = falls i 6= j .
Dann ist Bn =n
i=1 Ai, n N, eine monoton wachsende Mengenkette von messbaren Mengen.
(E) = (E Bn) + (E Bcn)Monot. (E Bn) + (E Ac) da Bn A und Bcn Ac
(E Bn) = (E Bn An) + (E Bn Acn) da An messbar= (E An) + (E Bn1)= (E An) + (E An1) + (E Bn2) = . . .
=n
i=1
(E Ai)
Einsetzen in obige Gleichung ergibt
n N (E) (E Ac) +n
i=1
(E Ai)
n
(E) (E Ac) +
i=1
(E Ai)Subadd. (E Ac) + (E A)
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Die Umkehrung (E) (E Ac) + (E A) folgt aus der Subadditivitt, so dass Gleichheit entsteht,A =
i=1Ai S. Also ist S eine Algebra.
Noch zu zeigen: Maeigenschaften von auf S.
Additivitt A B = , A, B S(A B) = ((A B) B) + ((A B) Bc) da B messbar
= (B) + (A)
Additivitt A =
i=1
Ai mit Ai S, Ai Aj = falls i 6= j
(A) = (
i=1
Ai) (n
i=1
Ai) =n
i=1
(Ai) fr beliebiges n
n ergibt (A)
i=1
(Ai)
Da fr A S gilt (A) = (A) und subadditiv gilt umgekehrt
(A)
i=1
(Ai)
und somit Gleichheit, d.h. Additivitt.
Definition 46.10Ein Ma auf S P(X) heit
(i) vollstndig, falls aus A B S mit (B) = 0, auch A S mit (A) = 0 folgt.(ii) endlich, falls (X) < .
(iii) endlich, falls X =
i=1 Ai mit Ai S, (Ai) < .Korollar 46.11Jedes nach Satz 46.9 konstruierte Ma ist vollstndig.
Beweis: A B S mit (B) = 0 = (B) = (A) = 0 = (A E) = 0 fr E X.E X = (E) (E A) + (E Ac) = 0 + (E Ac) (E) wegen Monotonie.Also gilt Gleichheit (E) = (E A) + (E Ac) und A ist messbar und deshalb A S.
Frage: Wie konstruiert man ein ueres Ma?Antwort: Durch Erweiterung von Inhalten auf Ringen.
Satz 46.12Falls ein Inhalt auf einem Ring R P(X) ist, dann wird durch
(A) inf{
i=1
(Ai) : A
i=1
Ai, Ai R}
fr A P(X)
ein ueres Ma auf P(X) definiert.Beweis: Da R P(X) gilt () = () = 0. Falls B A i=1 Ai, dann gilt B
i=1 Ai, d.h. die Ai
sind auch abzhlbare berdeckung von B, so dass
(B)
i=1
(Ai)
Nimmt man nun das Infimum ber die berdeckungen von A, so folgt (B) (A).Zum Beweis der Subadditivitt betrachte A =
i=1 Ai mit Ai P(X). Dann existiert fr beliebiges > 0
und jedes i eine Folge (Cij)j=1, mit Cij R, so dass
(Ai)
j=1
(Cij) 2i
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
und Ai
j=1 Cij. Also folgt
(A) = (
i=1
Ai)Monot. (
i=1
j=1
Cij
R
)
i=1
(
j=1
(Cij)
)
i=1
((Ai) + 2i) = +
i=1
(Ai)
Damit ist tatschlich subadditiv, da beliebig klein gemacht werden kann.
Beispiel Ring R = {(a, b] R mit a b < } P(R) mit (a, b] = (b a).Behauptung: (Q) = 0 und damit Q messbar bezglich .
Beweis: Betrachte Aufzhlung Q = {qi}i=1 und berdeckung durch Ai = (qi 2i, qi] fr festes > 0 undi = 1 . . . .= Q i=1 Ai, Ai R, (Q) i=1 (Ai) = i=1 2i = = (Q) = 0 da beliebig.
Satz 46.13Sei das nach Satz 46.12 aus Inhalt auf Ring R konstruierte uere Ma und das nach Satz 46.9 daraus konstruierteMa auf der Algebra S. Dann gilt R S, d.h. alle A R sind messbar und = |R, falls schon ein Inhalt ist.
Beweis: Betrachte A R und E X. Falls (E) = folgt aus Subadditivitt (E A) = oder (E Ac) = und damit Gleichheit. Andernfalls existiert berdeckung E i=1 Ai mit Ai R und (E)
i=1
(Ai) . Dann gilt
Ai = (Ai A) (Ai Ac) = (Ai A)
R
(Ai \ A)
R= (Ai) = (Ai A) + (Ai \ A)
Einsetzen + (E)
i=1
(Ai A) +
i=1
(Ai \ A)
Subadditivitt (
i=1
Ai A) + (
i=1
Ai \ A)
Monotonie (E A) + (E \ A) 0 = (E) (E A) (E Ac)
+ Subadditivitt = Gleichheit = A ist messbar = R S. A R = (A) = (A) (A). Zuzeigen ist, dass (A) < (A) zum Widerspruch fhrt. Wenn das so wre, msste eine berdeckung
i=1 Ai
A existieren, mit Ai R und
i=1
(Ai) < (A)
O.B.d.A. ist die berdeckung disjunkt (Ai Aj = fr i 6= j), ansonsten Ai = Ai \i1
j=1 Aj R.
i=1
(Ai)Monot.
i=1
(Ai A
R
)Add.
= (
i=1
Ai A) = (A)
= (A) < (A) ist Widerspruch, d.h. (A) = (A) = (A).
Lemma 46.14Das aus auf R P(X) konstruierte uere Ma ist regulr in dem Sinne, dass fr alle E X ein A in der von Rerzeugten Algebra S0 existiert, so dass
(E) = (A) mit E A S0 S
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beweis: Wegen Monotonie gilt es auszuschlieen, dass
(E) < inf ((A), E A S0) ,
was nur fr (E) < eintreten kann. Dann existiert wiederum einedisjunkte berdeckung E i=1 Ai mit Ai R.
(E)
i=1
(Ai) < inf ((A), E A S0)
A
E nicht m
essbar
(E) = (A) = (A)
O.B.d.A. seien die Ai disjunkt und da A =
i=1 Ai S0 S folgt
(A) = (A) < inf ((A), E A S0) .
Das ist ein Widerspruch.
Inhalt auf R ueres Ma auf P(X)
Ma auf S0 = A(R)eindeutig falls endlich
Vollstndiges Ma auf maximalem S P(X)
Restriktion nachCarathodoryErweitern
Vervollstndigung
Satz 46.15 (Vervollstndigung eines Maes)Sei ein Ma auf S P(X) und
N {
B X| B S : B B (B) = 0}
die Familie der Nullmengen. Dann istS
{A B : A S, B N
}
eine Algebra und die Funktion
(E) = (A) fr E = A B mit A S, B N
ein vollstndiges Ma auf S.
Beweis: Abgeschlossenheit
E =
i=1
Ei, Ei = Ai Bi und Bi Bi 1(0)
=
i=1
Ai
i=1
Bi = A B
A =
i=1
Ai S und B =
i=1
Bi B =
i=1
Bi
wobei Bi und B messbar, so dass
(B)
i=1
(Bi) = 0
Also gilt E = A B S da B N.
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Abgeschlossenheit bzgl. Komplementierung
(A B)c = Ac Bc, B BBc = B
c (B \ B), B \ B N(A B)c = Ac (Bc (B \ B))
= Ac Bc
S (Ac B \ B)
N da Teilmenge von B
S
Zu zeigen bleibt Additivitt von
S E =
i=1
Ei =
i=1
(Ai Bi) mit (Ai Bi) (Aj Bj) = fr i 6= j
(E) = (
i=1
Ai
i=1
Bi
N
)Def= (
i=1
Ai)
Add.=
i=1
(Ai) =
i=1
(Ai Bi) =
i=1
(Ei)
= auch Additiv und damit Ma.Zum Beweis der Vollstndigkeit von betrachte F X
F A B S mit (A B) = (A) = 0= F A B S = (A B) (A) + (B) = 0= F N S
A
BC
D
Eindeutigkeit von :
E = A B = C D mit B, D N, A, C S
Zu zeigen ist, dass (A) = (C).
(A) + (C) = (A C) + (A C), da A, C S(A B)c = Ac Bc = (C D)c = Cc Dc
(A) = (A C) + (A D)(C) = (A C) + (C B)
}
= (A) = (A C) = (C) = (A C) = (B D)
(A) (A C A D) (A C) + (A D) = (A C)Monot. (A)
= (A) = (A C) entsprechend nach Austausch A C und B D(C) = (A C) = (A) = (C) = (A B) eindeutig definiert.
Satz 46.16Sei ein (endlicher) Inhalt auf dem Ring R P(X) und ein durch auf P(X) erzeugte ueres Ma. S0 =A(R) P(X) ist die durch R erzeugte Algebra, S das System der messbaren Elemente von P(X). S0 ist die Erwei-terung von S0 gem dem Satz 46.15 mit = |S und =
|S0 .
Dann ist die Verallgemeinerung von auf S = S0 gem Satz 46.15.
Beweis:
(i) S0 S:
E S0 = E = A B mit A S0 und B B mit (B) = (B) = 0A S S0, (B) = 0 = B S da alle Nullmengen messbar
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46 Algebren und Mae XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(ii) S S0:
E S 46.14= A S0 mit A E so dass (A) = (E) = (E)
Da E messbar ist, folgt (A) = (A E) + (A Ec) = (E) + (A \ E). Auerdem existiert nach46.14 B S0, so dass B A \ E und (B) = (A \ E) = 0.Also gilt schlielich
E = (A \ B)
S0
(E B)
N da (B) = 0
(A \ B) A \ (A \ E) = E Bc. Hierbei wurde vorausgesetzt, dass (E) < . Falls (E) = folgt ausvorausgesetzter Endlichkeit
X =
i=1
Xi mit Xi R wobei (Xi) <
nach obiger Aussage gilt fr E S, dass Ei = E Xi = Ai Ci mit Ai S0 und Ci N.Daraus folgt
E =
i=1
Ei =
i=1
(Ai Ci) =(
i=1
Ai
)
S0
(
i=1
Ci
)
S0
Satz 46.17 (Eindeutigkeit der Erweiterung)Falls ein endlicher Inhalt auf R ist, dann exisitiert genau ein erweitertes Ma 0 auf der von R erzeugten AlgebraS0 = A(R).
Beweis: Annahme: ist ein weiteres Ma auf S0 mit (A) = (A) fr A R. Sei wiederum das durch erzeugte uere Ma auf P(X). Fr beliebiges A S0 gilt
0(A) = (A) = inf
(
i=1
(Ai)
)
mit Ai R disjunkt und
i=1
Ai A
= inf(
i=1
(Ai)
)
Add.= inf
(
(
i=1
Ai)
)
inf (A) = (A)
da A i=1 Ai und auch monoton. Also gilt (A) 0(A) fr A S0. Betrachte A A mit A R. Dannfolgt A \ A S0 und somit nach Symmetrie (A \ A) 0(A \ A).Daraus folgt wegen Additivitt
(A) = (A \ A) + (A) 0(A \ A) + 0(A) = 0(A)
Da A R vorausgesetzt, gilt (A) = 0(A) und somit berall Gleichheit, d.h. (A) = 0(A).Da endlich vorausgesetzt ist, gilt X =
i=1 Xi mit Xi R, (Xi) <
= A S0 = A =
i=1
(A Xi) =
i=1
Ai
mit Ai S0, Ai Xi R. Fr A = Xi folgt aus obigem Beweis
(Ai) = 0(Ai)Add.= (A) = 0(A) A S0
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47 Lebesgue Ma auf Rn XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
47 Lebesgue Ma auf Rn
Betrachte halboffenen Quader
Q = [a1, b1) [a2, b2) . . . [an, bn) Rn mit < ai bi < d.h. Q =
{(x1, . . . , xn) Rn : ai xi < bi fr i = 1 . . . n
}
und entsprechende Figuren A,
A =m
i=1
Qi mit disjunkten Quadern Qi .
Die Figuren bilden einen Ring, aber keine Algebra, da nur Differenzen, aber keine Komplemente enthalten sind. DerInhalt n ist definiert durch
n(Q) =n
i=1
(bi ai) = n(Q) = 0 falls ai = bi fr ein i Q =
und entsprechend fr Figuren
n(A) =m
i=1
n(Qi) [0, )
Lemma 47.1n ist auf R ein endlicher Inhalt.
Beweis: siehe bung
Definition 47.2Sei n das durch n auf P(Rn) erzeugte uere Ma, L(Rn) die nmessbaren Mengen in P(Rn), n = (n)|L(Rn) dasentsprechende LebesgueMa.
B(Rn) ist die von R erzeugte Algebra der sogenannten BorelMengen.n = (n)|B(Rn) ist das BorelLebesgue Ma .
Bemerkung Nach Satz 46.15 ist L(Rn) die Vervollstndigung von B(Rn) durch Nullmengen und n die einzigeErweiterung von n auf B(Rn).Satz 47.3 (Notwendige und hinreichende Bedingung fr LebesgueMessbarkeit)A L(Rn) gdw. es gibt fr jedes > 0 eine offene Menge U A und eine abgeschlossene Menge F A, so dass
(i) n(U \ A) < und(ii) n(A \ F) < .
Beweis: (i) A L(Rn). Dann gibt es eine berdeckung A i=1 Ai durch Figuren Ai =mi
j=1 Qij mit
2 + n(A) =
n(A) +
2
i=1
n(Ai) = i,j
n(Qij) =
k=1
n(Qk)
fr eine geeignete Abzhlung der Qij als Qk. Fr jedes k existiert ein offenes Qk
Qk = (a1, b1) (a2, b2) . . . (an, bn) Qkmit ai < ai nahe genug, so dass
n(Qk) =n
j=1
(bi ai) < n(Qk) +
2k+1
Einsetzen in erste Ungleichung ergibt
U =
k=1
Qk offen und deswegen in L(Rn)
mit Ma
n(U)
k=1
n(Qk)
2+
k=1
n(Qk) + n(A) = n(U \ A) = n(U) n(A) <
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47 Lebesgue Ma auf Rn XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Sei B = kN U1/k L(Rn) mit n(U1/k \ A) < 1k . Dann ist A B. Sei N = B \ A. Zu zeigen ist(N) = 0, denn dann ist A = B \ N L(Rn). Es gilt
N U1/k \ A = n(N) n(U1/k \ A) < 1kk= n(N) = 0
(ii) Betrachte X \ A. Dann existiert nach (i) eine offene Menge U X \ A mit n(U \ (X \ A)) < . Seidann F = X \ U.
Sei B = kN F1/k mit F1/k A abgeschlossen und n(A \ F1/k) < 1k . Setze N = A \ B
analog= n(N) = 0 = B
L(Rn) N
L(Rn)= A L(Rn)
Bemerkung
(i) Wie aus dem Beweis ersichtlich, reicht es fr die LebesgueMebarkeit von A aus, dass A nur nach (i) vonauen oder nur nach (ii) von innen approximierbar ist.
(ii) Sei A L(Rn), dann ist
n(A) = inf {n(U)| U offen, A U} = sup {n(F)| F abgeschlossen, F A}
(iii)
A L(Rn) A = (
iNFi) N Fi abgeschlossen, N ist nNullmenge
A = (
iNUi) \ N Ui offen, N ist nNullmenge
(iv) A ist genau dann eine nNullmenge, falls > 0 Wrfel W1, W2, . . . existieren mit
A
iNInt(Wi) und
i
n(Wi) <
Verhalten von n unter Abbildungen
Satz 47.4Sei T : U Rn Rn eine C1Abb. Ist A eine nNullmenge, dann ist T(A) eine nNullmenge.
Beweis: Sei U =
iN Qi mit cl Qi U.
T(A) = T(A
iNQi) = T(
iNA Qi) =
iNT(A Qi)
Also reicht es zu zeigen, dass T(A Qi) eine nNullmenge ist.Sei > 0 fix und W1, W2, . . . Wrfel mit
A
iNInt(Wi) und
iNn(Wi) <
Sei x A Qi Int Wj. Bezeichne 2rj die Kantenlnge von Wj und j den Mittelpunkt von Wj. Weil T| cl Qilipschitzstetig mit Konstante Mi ist, gilt
T( j) T(x) < Mirj, denn x j < rj
12
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47 Lebesgue Ma auf Rn XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Daher liegt T(x) in einem Wrfel Wj mit Kantenlnge 2Mirj.
= T(A Qi) = T
(A Qi)
j
Int Wj
=
j
T(A Qi Int Wj)
= T(A Qi)
j
Int Wj und j
n(Wj) j
2n(rj Mi)n Mnj n(Wi) < Mni
Also ist T(A Qi) nNullmenge.
Satz 47.5(i) Sei T : U Rn Rn eine abgeschlossene (d.h. das Bild einer abgeschlossenen Menge ist abgeschlossen) C1Abbildung.
Dann folgt aus A L(Rn) = T(A) L(Rn).(ii) Sei L : Rn Rn eine lineare Abbildung mit det L 6= 0
= n(L(A)) = |det L| n(A) A L(Rn)
Beweis: (i) O.B.d.A. A = (
iN Fi) N, Fi abgeschlossen, N eine nNullmenge
T(A) = (
iNT(Fi)
abg.
) T(N)
Nullmenge
47.4 L(Rn)
(ii) a) Sei A = Q = [a1, b1) . . . [an, bn). Betrachte
P = Q a mit a = (a1, . . . , an)= [0, b1 a1) . . . [0, bn an)
Setze bj = (bj aj)ej
= P = P([b1, . . . bn]) := {x Rn|x = xjbj, 0 xj 1}
das Parallelepiped von {bi}. Dann gilt L(P) = P([L(b1), . . . , L(bn)]) = L(Q) L(a).
= n(L(Q))
nTranslations-
invarianz= n(L(P))
!= vol(P([L(b1), . . . L(bn)]))Lin.Alg.
= |det(L(b1), . . . , L(bn))|= (bi ai)|det(L(e1), . . . , L(en))|= n(Q)|det L|
b) Sei U offen = U = iN Qi Quader
L bij.= n(L(U)) = n(
iN(Qi)) =
iNn(L(Qi))
a)= |det L|
i
n(Qi)
= |det L|n(U)
c) A L(Rn) beliebig. Sei fix und A U offen mit n(U \ A) < .
= n(L(A)) n(L(U)) = |det L|n(U) |det L| (n(A) + )0= n(L(A)) |det L| n(A)
13
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48 Messbare Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Analog F A abgeschlossen mit n(A \ F) < so dass
n(A) = n(F) + n(A \ F) < n(F) + = |det L|(n(A) ) |det L|n(F) |det L|n(U)
b)= n(L(U)) = n(L(F)) + n(L(U \ F
offen
))
n(L(A)) + |det L| 20= |det L|n(A) n(L(A))
Bemerkung Ist F : Rn Rn eine euklidische Bewegung, d.h.
F(x) = L(x) + a mit L O(Rn) (orth. Abb.) und a Rn= n(F(A)) = n(L(A)) = n(A), da det L = 1
48 Messbare Funktionen
Es soll ein Integralbegriff definiert werden, der das RiemannIntegral erweitert. Bekanntlich ist die
DirichletFunktion f : [0, 1] R f (x) ={
0 x irrational
1 x rational
nicht Riemannintegrierbar, da in jeder endlichen Zerlegung von [0, 1] jedes Teilintervall rationale und irrationalePunkte enthlt.
Sei (X,A, ) ein Maraum. Es sollen Integrale fr Funktionen f : X R definiert werden. Es muss dazu eineTeilmenge geeigneter Funktionen ausgewhlt werden (da es sonst Gegenbeispiele analog zum BanachTarskiParadox gibt).
Definition und Eigenschaften messbarer Funktionen
Sei (X,A) ein messbarer Raum, E X beliebig.
AE = A E = {A E : A A}
AE ist wieder eine Algera. Die (von A) auf E induzierte Algebra.Definition 48.1Seien (X,A), (Y,B) messbare Rume, E X. f : E Y heit (A,B)messbar, wenn fr alle B B gilt f1(B) AE.
Es gelten folgende erste Eigenschaften:
Satz 48.2(X,A), (Y,B) messbare Rume
(i) Falls B von einem System S P(Y) erzeugt wird, dann ist f : X Y genau dann (A,B)messbar, falls S S :f1(S) A, bzw. allgemeiner
E X, f : E Y messbar S S : f1(S) AE
(ii) f : X Y (A,B)messbar, E X, dann ist auch f|E : E Y (A,B)messbar.(iii) Sei X =
i=1 Xi, Xi A eine berdeckung, f : X Y eine Abbildung mit f|Xi (A,B)messbar fr alle i N, dann
ist auch f (A,B)messbar.(iv) (X,A, ) sei ein vollstndiger Maraum, N X eine Nullmenge, dann ist jede Abbildung f : N Y (A,B)
messbar. Insbesondere gilt: Sind f , g : X Y Abbildungen mit f messbar, g ist nur auf einer Nullmenge N X von fverschieden, dann ist auch g messbar.
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48 Messbare Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beweis: (i) Betrachte B = f(AE) = {B Y : f1(B) AE}, diese ist eine Algebra (nach Aufgabe 1.3).
S B = B = A(S) B = f1(B) AE
(ii) Fr alle B B giltf1|E (B) = f
1(B)
A
E AE
(iii) Xi A = AXi A.
B B ( f|Xi )1(B) =: Ai AXi A = f1(B) =
i=1
Ai A
(iv) 1) f : N Y, f1(B) N B B. Da (X,A, ) vollstndig, ist auch f1(B) als Nullmenge in Aenthalten.
2) f , g : X Y, N = {x X : f (x) 6= g(x)} Nullmenge.
X = X1 X2, X1 = X \ N, X2 = N
Wende iii) und iv.1) an.
Ist (Y, d) ein metrischer Raum, so wird, falls nicht anders angegeben, die Algebra der Borelmengen
B = B(Y) = A(O(Y)) = A(F (Y))
verwendet.
Definition 48.3Seien (X,A) ein messbarer und (Y, d) ein metrischer Raum. Dann heit f : X Y Amessbar, falls f (A,B(Y))messbarist. Insbesondere ist f Amessbar, falls f1(U) A fr alle offenen Teilmengen U Y.Korollar 48.4Seien (X,A) ein messbarer und (Y1, d1), (Y2, d2) metrische Rume, sowie h : Y1 Y2 stetig. Dann ist fr jede AmessbareAbbildung f : X Y auch die Verknpfung h f Amessbar.
Beweis: Sei V Y2 offen. Dann ist auch U = h1(V) offen und
(h f )1(V) = f1(h1(V)) = f1(U) A
Die Borelmengen von R werden von den Intervallen [a, +) bzw. (a, +) erzeugt.
B(R) = A ({[a, ) : a R})
Korollar 48.5Seien (X,A) ein messbarer Raum und f : X R eine Abbildung. Dann sind die folgenden Aussagen quivalent:
(i) f ist Amessbar(ii) {x X : f (x) a} A a R
(iii) {x X : f (x) > a} A a R(iv) {x X : f (x) a} A a R(v) {x X : f (x) < a} A a R
Zur einfacheren Formulierung von Konvergenzaussagen erweitert man R durch Hinzufgen von + und zu
R = R {, +}
mit den Rechenregeln:
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48 Messbare Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(i) () + () = (ii) () + a = a + () =
(iii) () a = a () ={
, falls a (0, +] , falls a [, 0)
und den Vereinbarungen:
(+) + () = () + (+) = 0 () 0 = 0 () = 0
Damit ist R bzgl. + und abgeschlossen. Die Operationen sind weiterhin kommutativ, aber nicht mehr assoziativ.Eine Teilmenge A R ist offen, falls A R offen ist und
+ A = a R mit (a, +] A A = b R mit [, b) A
Abbildungen f : X R werden numerische Funktionen genannt.Die Borelmengen von R ergeben sich als
B(R) = A(O(R)) = {A E : A B(R), E {, +}}
Definition 48.6Sei (A, X) ein messbarer Raum. Dann heit f : X R Amessbar, falls f (A,B(R))messbar ist.Bemerkung Die Charakterisierung Amessbarer Funktionen in 48.5 gilt auch fr numerische Funktionen.Satz 48.7Sei (X,A) ein messbarer Raum.
(i) Sind f , g : X R Amessbar, so auch f g, f g, max( f , g), min( f , g), | f |.(ii) f = ( f1, . . . , fn) : X Rn ist Amessbar gdw. jedes fi, i = 1, . . . , n Amessbar ist.
(iii) fn : X R, n N, seien Amessbar. Dann sind auch supnN fn, infnN fn, lim supn fn und lim infn fnAmessbar.
Aus (iii) folgt, dass falls f (x) = limn fn(x) fr alle x X, d.h. f ist punktweiser Grenzwert der fn, dann diesein messbares f ergibt, falls fi messbar. Im Gegensatz dazu wird Stetigkeit bei (nur) punktweise Konvegenz nichterhalten.
Beweis: Hilfsaussage fr beliebiges a R
N {x X : f (x) + g(x) < a} !=
yQ{ f (x) < y} {g(x) < a y} M
trivial, da x M = f (x) < y und g(x) < a y = f (x) + g(x) < a y + y = a, so dassx f1(, a)
x N = f (x) < y < a g(x) fr ein y Q, da die rationalen Zahlen dicht liegen= f (x) < y g(x) < a y = x M= N = M, damit gilt die Hilfsaussage.
(i) Laut Voraussetzung sind f , g messbar und somit alle { f (x) < y} und {g(x) < a y} Elemente ausder Algebra A. Wegen deren Abgeschlossenheit bzg. abzhlbarer Schnitte und Vereinigungen gilt auchN = M A.
f g = f + (1)g messbar, da fr beliebiges c 6= 0
{c g(x) < a} ={
{g(x) < a/c} falls c > 0{g(x) > a/c} falls c < 0
Also erbt (1)g die Messbarkeit von g und damit auch f g.
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48 Messbare Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(ii) Da B(Rn) von Quadern Q = [a1, b1) [a2, b2) . . . [an, bn) erzeugt wird, betrachte Urbild
f1(Q) = {x X : ai fi(x) < bi fr i = 1 . . . n} =n
i=1
f1i ([ai, bi)) =n
i=1
{x X : ai fi(x) < bi}
Also folgt aus der Messbarkeit aller Komponentenfunktionen fi unmittelbar die Messbarkeit der Vektor-funktion f . Umkehrung in bung.
(iii) {x X : sup fn(x) > a} =
n=1{x X : fn(x) > a}. Also folgt Messbarkeit von sup fn aus Messbarkeitder fn ( = inf entsprechend).
lim supn
fn(x) = infm
supnm
fn(x) = infm
f m mit f m(x) = supnm
fn(x) messbar nach (iii) erste Aussage
Damit ist infm0 f m auch messbar. Daraus folgt, wenn
limn fn(x) = f (x) = lim supn
fn(x) = lim infn fn(x), dann ist auch f messbar.
Reste siehe bung. Hinweis fr f g: Nutze die ApolloniusIdentitt
f g = 14 [( f + g)2 ( f g)2]
Bemerkung (zu Numerische Funktion, d.h. Bildbereich R = {} R {})
(i) Name merkwrdig. Erklrung: Analytiker denken numerisch bedeutet keine strenge MathematikEnglisch: Extended Real Valued Function, d.h. erweiterter reeller Wertebereich
(ii) Hierachie
c/0 = sign(c) fr c 6= 0 okay= in IEEE Arithmetik
0 =??? = NaN (Not a Number)
Test in C: (x == x) ergibt
{
1 = wahr falls x 6= NaN0 = f alsch falls x NaN
(iii) Es gab und gibt viele Versuche, R um unendliche Gren zu erweitern, so dass algebraische und topologischeEigenschaften erhalten bleiben (Nonstandard Analysis)
(iv) Bis auf Weiteres sind Fallunterscheidungen ntig.
Definition 48.8 (Einfache Funktionen)auch Treppenfunktionen, stckweise konstante Funktionen
(i) Fr A X definiert man die charakteristische Funktion A : X {0, 1}
A(x) =
{
1 falls x A0 falls x / A
A ist offensichtlich messbar gdw. 1A (1) = A A
(ii) f : X R heit einfach, wenn fr n paarweise disjunkte Mengen Ai X (Ai Aj = falls i 6= j) und reelleKoeffizienten ci R
f (x) =n
i=1
ciAi (x)
quivalenterweise kann man verlangen, dass f auf X nur endlich viele unterschiedliche Werte in R annimmt.
Satz 48.9Falls f : X [0, ] messbar, dann ist es monoton von unten durch messbare einfache Funktion fk : X 7 [0, ) annherbar,d.h. fk(x) f (x) fr alle x X.
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48 Messbare Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beweis: Betrachte zunchst einfache Funktionen k : [0, ) [0, ) mit k(y) y fr alle y [0, ),Konstruktion spter. Dann folgt unmittelbar fr fk(x) = k( f (x)), dass
fk(x) = k( f (x)) k
( f (x)) = f (x)
Aus der Kettenregel folgt die Messbarkeit von fk aus der Messbarkeit von f und k.
Definition der k
k(y) =
k falls y ki12k
falls i12k
y < i2k
fr 1 i k 2k
Satz 48.10 (Erhaltung von Messbarkeit bei punktweiser Konvergenz)(X,A) messbarer, (Y, d) metrischer Raum, fi : X Y messbar und f (x) = limi fi(x) fr alle x X, dann ist auch fmessbar.
Beweis: Es reicht zu zeigen, dass fr alle offenen (und deswegen auch messbaren) U Y das Urbild f1(U)messbar ist. Es ist
U =
k=1
Uk , Uk {
y Y : d(y, Uc) > 1k}
wobei die Uk fr alle k offen und damit auch messbar sind.
f1(Uk) ={
x X : d( f (x), Uc) > 1k}
sowie lim fi(x) = f (x)
={
x X : j Ni j : d( fi(x), Uc) > 1k}
=
j=1
i=j
{
x X : d( fi(x), Uc) > 1k}
f1i (Uk)
UkU
Uc
Messbarkeit der f1i (Uk) folgt aus der Messbarkeit der Folgenelemente fi. Schnitt und Vereinigung bleibt inAlgebra = f messbar.
Satz 48.11Sei E X messbar mit (E) < . Betrachte die Funktionenfolge fk : E R, messbar und f (x) = limk fk(x) fr x E.Dann existieren fr alle Paare > 0 < ein messbares A E und ein k0, so dass (A) < und
| fk(x) f (x)| < fr x E \ A und k k0
Beweis: Betrachte
Gk = {x E : | fk(x) f (x)| } und Em =
k=m
Gk {x E : | fk(x) f (x)| fr ein k m }
Offensichtlich ist Em eine monotone Folge, d.h. Em1 Em Em+1 . . .
m=1
Em = {x E : | fk(x) f (x)| fr unendlich viele k} = wegen punktweiser Konvergenz.
Wegen Stetigkeit von oben nach Satz 46.6 gilt
limm (Em) = (
m=1
Em) = () = 0
Also existiert ein m, so dass fr A = Em gilt (A) < und X E \ A impliziert | fk(x) f (x)| fr allek m.
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49 Integration messbarer Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
49 Integration messbarer Funktionen
Einfache Funktionen sind Verallgemeinerungen von Treppenfunktionen, so dass man sinnvollerweise das Riemann-integral in [a, b] R verallgemeinert zu
E d =
n
k=1
ck(Ak E) fr =n
k=1
ckAk und Ak, E messbar
Satz 49.1 (Eigenschaften des Integrals fr einfache )(i) unabhngig vom Reprsentanten von (Eindeutigkeit)
(ii)
E( + ) d =
E d +
E d (Linearitt)
(iii)
E1E2 d =
E1 d +
E2 d fr E1 E2 = (Additivitt bzgl. E)
(iv)
E d
E d falls (x) (x) fr x E (Monotonie)(v)
E d
E || d (E) fr = supxE |(x)|(vi)
A d
B d falls 0 und A Bwobei E messbar, , einfach auf X und , R und | | der bliche Betrag.
Beweis: Einfaches Nachrechnen, eventuell in bung
Ziel: Integral so auf mglichst alle messbaren Funktionen erweitern, dass (i)-(vi) gltig bleiben. Abgesehen vonunendlichen Werten ist Messbarkeit hinreichend und notwendig fr Integrierbarkeit.
Satz 49.2Sei E X messbar, (E) < und f : E R mit Schranke M | f (x)| fr x E. Dann gilt mit und einfacheFunktionen
sup f
E d = inf
f
E d
gdw. f messbar.
Beweis: Fr beliebiges, aber festes m betrachte Niveaumengen (messbar)
Ek ={
x E : (k1)Mm < f (x) km M}
fr k = m,m + 1, . . . , m
m(x) =m
k=m
(k 1)Mm
Ek (x)
m(x) =m
k=m
kMm
Ek (x)
= m(x) f (x) m(x) fr x E
Em d
m
k=m
(k 1)Mm
(Ek)
Em d
m
k=m
kMm
(Ek)
Em d
Em d =
E(m m) d =
m
k=m
(kMm
(k 1)Mm
)
(Ek)
=m
k=m
Mm
(Ek) =Mm
m
k=m
(Ek) =Mm
(E)
inf f
E d sup
f
E d inf
m f
Em d sup
m f
Em d
infm f
Em d + inf
m f
E(m) d
infmN
E(m m) d inf
mNMm
(E) = 0 = inf f
E d sup
f
E d
Daraus folgt die Gleichheit wie behauptet, da aus f wegen Monotonie des Integrals bei einfachenFunktionen folgt
E d
E d = sup inf.
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49 Integration messbarer Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Seien n f eine wachsende und n f eine fallende Folge einfacher Funktionen, fr die gilt
limn
En d = sup
f
E d = inf
f
E d = lim
n
En d
Diese mssen nach Voraussetzung von existieren. Daraus folgt, dass
En d
En d =
E(n n) d
n 0
Seien = limn n und = limnn, diese erfllen punktweise (x) f (x) (x) und sindnach Satz 48.7 messbar.
Annahme{x E : (x) > (x)} > 0
dann folgt fr ein > 0, dass auch
{x E : (x) > (x) + }
A
> 0
und fr alle n : n(x) (x) > (x) + n(x) + x A
Dann gilt
E(n n
0
) d
A(n n) d
A d (A) > 0
Da rechte untere Schranke fr alle n gilt, widerspricht dies der Voraussetzung, dass
E( ) d 0.Also gilt {x E : (x) < (x)} = 0 und daher
E (x) d =
E (x) d und mit {x E : f (x) 6=(x)} = 0 folgt aus der Vollstndigkeit des Maes, dass auch f messbar ist.
Definition 49.3Falls E X und f messbar mit f beschrnkt, setze (bei f einfache Funktion)
Ef d = inf
f
E d
Falls = n das LebesgueMa spricht man vom LebesgueIntegral und schreibt einfach
Ef d =
Ef (x)dx
M.a.W. DefaultMa ist LebesgueMa.
Korollar 49.4Falls f : [a, b] R beschrnkt und Riemannintegrierbar, dann ist f messbar und das LebesgueIntegral ergibt den selbenWert wie das RiemannIntegral.
Beweis: Wie beim RiemannIntegral auftretenden Unter- und Obersummen lassen sich als Integral ber einfa-che, d.h. Treppenfunktionen interpretieren, die mit der neuen Definition bereinstimmen. Konvergenz unddamit nach Satz 49.2 Messbarkeit von f folgen.
Beispiel (die Umkehrung gilt nicht)
Q = Q [0, 1], Q(x) ={
1, falls x Q;0, sonst.
ist nicht Riemannintegrierbar auf [0, 1], da alle Untersummen = 0 und alle Obersummen = 1 fr beliebig feineZerlegung. Q ist Borelmessbar = Lebesguemessbar.
1Q
(U) =
[0, 1] , falls 0 U 1Qc , falls 1 / U 0 fr offenes U RQ , falls 0 / U 1 , falls 0, 1 / U
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49 Integration messbarer Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Q =
j=1{qi} mit Q = {q1, q2, . . .} auszhlen ist Borelmenge und auch Qc und damit
[0,1]Q(x)dx = 0
Definition 49.5Falls f : X [0, ] messbar und E X messbar, setze
Ef d = sup
{
E d : 0 f , einfach
}
Lemma 49.6Das obige Integral erfllt aus 49.1 die Eigenschaften (iii),(v), (vi) und
E f d =
E f d falls 0.
Beweis: Siehe bung
Lemma 49.7 (von Fatou)0 fn messbar, f = lim infn fn punktweise, E X messbar.
lim infn
Efn d
Elim inf
n fn d =
Ef d
(
= sup f einfach
E d
)
(Vergleiche lim inf(an + bn) lim inf an + lim inf bn.)Beweis: Es reicht zu zeigen, dass lim inf
E d fr beliebiges einfaches f .1. Fall:
E d = . Setze A = E \ 1(0), dann ist auch (A) = . Es gibt ein a > 0 mit (x) > a > 0 frjedes x A. Konstruiere
An = {x E : fk(x) > a fr alle k n} = An An+1,
n=1
An A = limn (An) = (
n=1
An) (A) = ;
Efn d a(An)
n = lim infn
Efn d = lim
n
Efn d =
2. Fall: 0
E d < . Sei 0 beliebig,
An {x E : fk(x) > (1 )(x) fr alle k n}
An An+1 . . .
n=1
An A,
n=1
(A \ An) =
(A \ An) n 0. D.h., ab einem bestimmten n0 gilt (A \ An) < falls n n0. Mit (x) M fr x E:
Efn d
fn0 + Monot.
Anfn d (1 )
An d
= (1 )(
A d
A\An d
)
(1 )(
E d M
)
da (x) M
fr 0 ergibt sich genau die Behauptung.
Korollar 49.8 (Monotone Konvergenz)Falls 0 fn f auf E, alles messbar, und lim infn fn = f punktweise in E, dann gilt
limn
Efn d =
Ef d
21
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49 Integration messbarer Funktionen XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beweis: Aus Monotonie des Integrals folgt zunchst
Ef d
Efn d
=
Ef d lim inf
n
Efn d
Fatou
Ef d
Also gilt Gleichheit und lim inf fn ist ein echter Grenzwert.
Lemma 49.9 (Linearitt des Integrals fr nichtnegative Funktionen f 0 g)
E( f + g) d =
Ef d +
Eg d mit 0
Beweis: Nach Satz 48.9 gibt es einfache Funktionen n f und n g. O.B.d.A. n 0 und n 0 da sonstn max(0, n) und n max(0, n) ersetzt werden kann.
limn n(x) + n(x) = f (x) + g(x) auch von unten
Aus monotoner Konvergenzaussage folgt
E( f + g) d
49.8= lim
n
E(n + n) d
49.1= lim
n
En d +
En d
49.8=
Ef d +
Eg d
Korollar 49.10fn 0, E messbar
E
n=1
fn d =
n=1
Efn d
Beweis: Folgt aus Anwendung von 49.8 auf Partialsummen
fn =n
k=1
fk f (x) = limn fn(x) =
n=1
fn(x)
Definition 49.11(i) f : X [0, ] heit integrierbar auf E X falls
Ef d <
(ii) f : X R heit integrierbar auf E, wenn f +(x) = max(0, f (x)) und f(x) = max(0, f (x)) beide integrierbarsind. Man setzt dann
Ef d =
Ef + d
Ef d
da f (x) = f +(x) f(x) nach Definition.Lemma 49.12Falls f , g auf E integrierbar und , R
(i)
E( f + g) d =
E f d +
E g d
(ii) fr messbares h folgt aus |h| g 0 dass auch h integrierbar ist mit
Eh d
E|h| d
Eg d <
Beweis: (i) siehe bung
22
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50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(ii)
0 h+(x) |h(x)| g(x)0 h(x) |h(x)| g(x)
E+ = {x E : h(x) > 0}E = {x E : h(x) 0}
Eh+ d =
E+h+ d
E+|h| d
E+g d <
Eh d =
Eh d
E|h| d
Eg d <
= h integrierbar
Eh d
=
E+h+ d
Eh d
E+h+ d +
Eh d
E|h| d
Eg d
Satz 49.13 (Beschrnkte Konvergenz nach Lebesgue)Falls fn(x) f (x) und | fn(x)| g(x) fr x E mit g auf E integrierbar, dann gilt f integrierbar und
Ef d = lim
n
Efn d
Beweis: Betrachte die nichtnegativen Funktionen
0 g + fn n g + f 0
0 g fn n g f 0
Nach Fatou
Eg d + lim inf
n
E fn d = lim inf
n
E(g fn) d
Fatou
E(g f ) d =
Eg d
Ef d
Eg d + lim inf
E fn d
Eg d
Ef d
lim infn
Efn d
Ef d
lim infn
E fn d = lim sup
n
Efn d
Ef d
lim infn
Efn d
Ef d lim sup
n
Efn d
Daraus folgt Gleichheit und damit die behauptete Konvergenz der Integrale.
50 Produktmae und Integration
Ziel: Definition und Auswertung von Maen und Integralen in Rn durch wiederholte = geschachtelte Integrationin R.
23
-
50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Voraussetzung: im ganzen Kapitel: Zwei endliche Marume (X,A, ), (Y, B, )und deren Cartesisches Produkt Z X Y {(x, y) : x X, y Y}.Fr einfache Teilmengen von Z, sogenannte Rechtecke
A B mit A A, B B,
definiere den Produktinhalt =
(A B) = (A) (B).b
b
X = R = Y
A
B
x
y
A B
Aufgabe: erweitere eindeutig von (A B) P(Z) P(X Y) auf die von (A B) in P(Z) erzeugteAlgebra C.
Satz 50.1Die Menge
C0 {
m
i=1
(Ai Bi) : Ai A, Bi B fr i = 1 . . . m}
bildet eine Algebra, wobei o.B.d.A. Disjunktheit der (Ai Bi), d.h. (Ai Bi) (Aj Bj) = falls i 6= j, angenommenwerden kann. Dann ist fr E =
mi=1 Ei C0 mit Ei Ai Bi durch
(E) =m
i=1
(Ai) (Bi)
ein endlicher und additiver Inhalt definiert.
Korollar 50.2Der Inhalt lsst sich nach Satz 46.17 eindeutig zu einem Ma auf die von C0 erzeugte Algebra C erweitern. wird als Produktma bezeichnet.
Beweis: Schnittbildung E = A B, E = A B
E E = (A A)
A
(B B)
B
C0
Entsprechend fr endliche Vereinigungen E =n
i=1 Ei, E =m
j=1 Ej
E E =n
i=1
m
j=1
(Ei Ej) C0
weiter E \ E =[(B \ B) (A \ A)
][(A A) (B \ B)
][(B B) (A \ A)
]
E E = (E \ E) E ist disjunkte Zerlegung C0Ec = Z \ E = (X Y) \ E C0
= Algebraeigenschaften gegeben.
E
EB
A
A \ A
B \ B
A A
B B
A
B
A A
B B
Die Endlichkeit folgt allgemein aus der vorausgesetzten Endlichkeit von und , da
i=1
Xi = X mit (Xi) < und
i=1
Yi = Y mit (Yi) <
und o.B.d.A. Xi Xi+1, Yi Yi+1, dann gilt fr Zi = Xi Yi
i=1
Zi = Z und (Zi) = (Xi)(Yi) <
Die Addititvitt als bung.
24
-
50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Satz 50.3Falls E C, dann sind die Schnitte (eng. slice)
Ex {z : (x, z) E} Y und Ey {z : (z, y) E} X
B bzw. A messbar.
X
y
x
Y
E
Ey
Ex
Beweis: Sei S C die Menge der E fr die diese Behauptung wahr ist. Dann ist zu zeigen, dass C0 S und Sbzgl. abzhlbarer Vereinigungen eine abgeschlossene Algebra ist.
E C0 = E =m
i=1
Ei, Ei = Ai Bi
Ex =
{
z Y : (x, z) E}
=
{
z Y : (x, z) Ei fr ein i}
=
{
z Y : z (Ei)x fr ein i}
=m
i=1
(Ei)x
wobei (Ei)x ={
z : (x, z) Ei}
=
{
z : X Ai z Bi}
=
{
, falls x / AiBi, falls x Ai
Ex =
i: xAiBi B da Bi B nach Voraussetzung.
Entsprechend gilt wegen Symmetrie Ey X ist Amessbar.Es wird nun gezeigt, dass fr E =
i=1 Ei mit Ei S auch Ex B und Ey A und damit E S. Es gilt
Ex =
{
z Y : (x, z) Ei fr ein i}
=
{
z Y : z (Ei)x fr ein i}
=
i=1
{
z Y : z (Ei)x}
=
i=1
(Ei)x
B da EiS
= Ex B da dieses System Algebra
Entsprechend gilt Ey A und daher E S.Es bleibt der Abschluss unter Komplementbildung zu zeigen.
E S = (Z \ E)x ={
z Y : (x, z) Z \ E}
=
{
z Y : (x, z) / E}
=
{
z Y : z / Ex}
= Y \ Ex B
Also gilt S = C.
Satz 50.4Fr E C gilt
x (Ex) ist eine Amessbare Funktiony (Ey) ist eine Bmessbare Funktion
X((Ex)) d(x) =
Y((Ey))d(y)
Beweis: Sei S C die Menge der E C, fr die die Behauptung gilt. Die erste Aussage ist dann C0 S.
25
-
50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Betrachte E C0
E =m
i=1
Ai Bi
Ei
disjunkt
Ex =m
i=1
(Ei)x =
xAiBi wie im letzten Beweis
(Ex) = xAi
(Bi) =m
i=1
Ai (x)(Bi)
ist eine einfache Funktion und deshalb messbar.
Entsprechend ist (Ey) einfach und messbar mit (Ey) = mi=1 (Ai)Bi (y). Integration ergibt unmittelbar
X(Ex) d =
m
i=1
(Bi)
XAi (x) d(x) =
m
i=1
(Bi)(Ai)
=
Y(Ey)d(y)
Betrachte E =
i=1 Ei mit Ei S, d.h. erfllt Behauptung. O.B.d.A. Ei Ei+1 monoton steigend in X Y unddaher (Ei)x (Ei+1)x monoton steigend in Y.
(Ex) =
i=1
(Ei)x = (Ex) = limi
((Ei)x)
wegen Stetigkeit von unten des Maes. Die ((Ei)x) sind eine monoton steigende Folge nichtnegativer, mess-barer Funktionen. Also ist nach Satz ber monotone Konvergenz auch (Ex) messbar und es gilt
X(Ex) d(x) = lim
i
X((Ei)x) d(x)
Entsprechend gilt symmetrisch
Y(Ey)d(y) = lim
i
Y((Ei)y)d(y)
Beide Grenzwerte sind gleich, da die Ei bereits die Aussage erfllen, so dass fr alle i gilt, dass
Y((Ei)y)d(y) =
X((Ei)x)d(x)
Um Abschluss bzgl. Schnitten zu zeigen, betrachte eine abfallende Folge
E1 . . . Ei Ei+1 . . .
1. Fall E1 A B mit (A) < > (B). Wegen Stetigkeit von oben gilt fr E =
i=1 Ei, dass
(E)x = limi
((Ei)x) mit ((Ei)x) < (E1) <
Also haben die ((Ei)x) die messbare Grenzfunktion (Ex) und es gilt wiederum
X(Ex) d = lim
i
X((Ei)x)d = lim
i
Y((Ei)y)d =
Y(Ey)d
wie bei der Vereinigung.
2. Fall E 6 A B ist in keinem endlichen Rechteck enthalten. Wegen vorausgesetzter Endlichkeit
X =
i=1
Xi, Xi Xi+1, Y =
i=1
Yi, Yi Yi+1
mit (Xi) < > (Yi) fr alle i.
i=1
(Xi Yi)
Zi
= Z = X Y
26
-
50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Ei = E (Xi Yi) erllen schlielich Behauptung nach Fall 1.
X((Ei)x) d =
Y((Ei)y) d,
X(Ex) d(x) =
Y(Ey) d(y),
da die ((Ei)x) eine monoton steigende Folge nichtnegativer Funktionen bilden, die gegen die deshalbmessbare Funktion (Ex) : X [0, ] konvergieren.
Bemerkung AlgebraEigenschaften und Abschluss bzgl. abzhlbarer Vereinigung und Schnitte ergibt AlgebraEigenschaft. (Monotones System nach Baum)
Korollar 50.5Unter den Voraussetzungen von Satz 50.4 wird durch
(E)
X(Ex) d(x) =
Y(Ey) d(y)
ein Ma definiert, dass gerade die Erweiterung des Inhaltes = auf C0 darstellt. (Wegen Endlichkeit eindeutig.)Beweis: bereinstimmung auf C0 ergibt wie folgt A B, A A, B B
(A B) =
XYAB d =
X[(A B)x
]d(x) =
XA(B) d(x) = (B)
XA d(x)
= (A)(B) = ( )(A B) wie ursprnglich definiert
Zu zeigen bleibt, dass die neue Definition von auch additiv ist. Betrachte E =
i=1 Ei, mit Ei disjunkt.
(Ei) =
X((Ei)x) d(x)
i=1
(Ei) =
i=1
X((Ei)x)
nichtnegativemessbare Fkt. auf X
d(x)Korollar 49.10
=
X
(
i=1
(Ei)x
)
d(x)
=
X(Ex) d(x) = (E)
da Ex =
i=1(Ei)x disjunkte Vereinigung messbarer Mengen. Also ist tatschlich ein Ma, das genau dieErweiterung des ursprnglichen Inhaltes ist.
Satz 50.6 (Fubini)(X,A, ), (Y,B, ) endlich. f : X Y [0, ] messbar bzgl. C. Dann sind die Funktionen
x 7
Yf (x, y) d(y) Amessbar,
y 7
Xf (x, y) d(x) Bmessbar.
Fr die Integrale gilt die Identitt
XYf (x, y) d( ) =
X
[
Yf (x, y) d(y)
]
d(x) =
Y
[
Xf (x, y) d(x)
]
d(y)
Einfache Interpretation: Unter bestimmten Voraussetzungen kommutiert die Integration bzgl. verschiedenen Varia-blen, hnlich wie die Differentiation nach Schwarzschen Satz.
Beweis: Zunchst betrachte f = E mit E X Y
Yf (x, y) d(y) =
YE d(y) =
YEx d(y) = (Ex) messbar nach Satz 50.4
27
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50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
wegen Symmetrie ist
X f (x, y) d(y) = (Ey) Bmessbar und
X(Ex) d(x) =
Y(Ey) d(y)
|| ||
X
[
Yf (x, y) d(y)
]
d(x) =
Y
[
Xf (x, y) d(x)
]
d(y)
wurde bereits in 50.4 gezeigt.
Behauptung gilt wegen Linearitt dann unmittelbar auch fr einfache Funktionen, d.h. endliche Linearkombi-nationen von charakteristischen Funktionen. Beliebige messbare f 0 sind Grenzwerte monoton steigenderFolgen einfacher Funktionen
f (x, y) = limi
fi(x, y) mit fi(x, y) fi+1(x, y) fr alle i
Dann sind wegen Monotonie des Integrals auch die Funktionenfolgen
x 7
Yfi(x, y) d(y) und y 7
Xfi(x, y) d(x)
monoton steigend und es gilt nach monotoner Konvergenz
limi
Yfi(x, y) d(y) =
Xlimi
fi(x, y) d(y)
Da die Aussage fr jede einfache Funktion fi(x, y) gilt
X
[
Yfi(x, y) d(y)
]
d(x) =
Y
[
Xfi(x, y) d(x)
]
d(y)
gilt auch im Grenzwert i
X
[
Yf (x, y) d(y)
]
d(x) =
Y
[
Xf (x, y) d(x)
]
d(x)
Bemerkung Wird beim letzten Satz die Messbarkeit bzgl. C ausgetauscht durch integrierbar bzgl. und Mess-barkeit bzgl. A ausgetauscht durch integrierbar fr fast alle x (und B entsprechend), so wird der Beweis wiefolgt verallgemeinert:
Nach Vorausgesetzter Integrierbarkeit gilt
XYf +(x, y) d( ) < >
XYf(x, y) d( )
Der Satz 50.6 ist auf f jeweils anwendbar, so dass
XYf(x, y) d( ) =
X
[
Yf(x, y) d(y)
]
()
d(x)
(): nichtnegative Funktion von x mit endlichem Integral bzgl (x). Daher kann sie nur auf einer Menge A x mit(A) = 0 unendlich sein.
Yf(x, y) d(y) endlich fr fast alle x X entsprechend
Xf(x, y) d(x) endlich fr fast alle y Y
XYf (x, y) d( ) =
XYf +(x, y) d( )
XYf(x, y) d( )
=
X
[
Yf +(x, y) d(x)
]
d(x)
X
[
Yf(x, y) d(x)
]
d(x)
=
X
[
Yf +(x, y) d(y)
fast berall
Yf(x, y) d(y)
]
d(x)
28
-
50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beispiel (i) f (x, y) = xex+y auf [0, 1]2, = = =LebesgueMa
1
0
[ 1
0xex+y dx
]
dy = 1
0
[
xex+y
1
0 1
0ex+y dx
]
dy = 1
0
[
e1+y 0 ex+y
1
0
]
dy
= 1
0e1+y dy
1
0e1+y dy +
1
0ey dy = e 1
1
0
[ 1
0xex+y dy
]
dx = 1
0
[xex+y
]10 dx =
1
0
[
xe1+x xex]
dx
= (e 1) 1
0xex dx = (e 1)
[
xex
1
0 1
0ex dx
]
= (e 1) [e e + 1] = e 1
(ii)
0
[ 1
0x cos(xy) dy
]
dx = 1
0
[
sin(xy)
0
]
dx
= 1
0(sin(x)) dx = 1 cos(x)
1
0= 1 ( 1 + 1) = 2
0
[ 1
0x cos(xy) dx
]
dy =
0
[
xy
sin(xy)
1
0 1
0
1y
sin(xy) dx
]
dx
=
0
[
sin(y)y
+cos(xy)
y2
1
0
]
dy =
0
[sin(y)
y+
cos(y) 1y2
]
ganze Funktionen
=2
(iii) Gegenbeispiel zu Fubini (nach Cauchy)
f (x, y) =x2 y2
(x2 + y2)2=
2
xyarctan( xy )
auf X Y = [0, 1]2 mit f (0, 0) = 0
x=
1
(1 + x2
y2)y
=y
y2 + x2y
x2 y2(x2 + y2)2
y=
1
(1 + x2
y2)
(xy2
)
=x
x2 + y2x
x2 y2(x2 + y2)2
1
0
[ 1
0
x2 y2(x2 + y2)2
dx
]
dy = 1
0
xx2 + y2
1
0dy =
1
0
11 + y2
dy = arctan(y)
1
0=
4 1
0
[ 1
0
x2 y2(x2 + y2)2
dy
]
dx = 1
0
yx2 + y2
1
0dx =
1
0
11 + x2
dx = arctan(x)
1
0=
4
Schlussfolgerung: Voraussetzung verletzt. (Integrierbarkeit ist nicht gegeben). Messbarkeit ist wegen Stetigkeitgegeben.
Motivation: Wir wollen den Satz von Fubini auf Lebesgueintegrierbare Funktionen im Rn anwenden.
X = Rn, Y = Rm, X Y = Rn+m, A = L(Rn), B = L(Rm), C = A(L(Rn) L(Rm))Problem: C 6= L(Rn+m). Genauer: Es ist bekannt, dass
(i) L(Rn) L(Rm) L(Rn+m) (bung)(ii) A(L(Rn) L(Rm)) L(Rn+m)
(iii) A(L(Rn) L(Rm)) 6= L(Rn+m)Beispiel E = {p} B, B Rm nicht messbar. E ist Nullmenge in Rn+m, aber
E 6 A(L(Rn) L(Rm)) denn Ep ist nicht messbar.
29
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50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
(iv) (n+m)|A(L(Rn)L(Rm)) = n m(v) A(L(Rn)L(Rm))nm = L(R
n+m) (Vervollstndigung des Produktmaes). Denn fr die Algebren derBorelmengen gilt
A(B(Rn) B(Rm)) = B(Rn+m)B(Rn) B(Rm) L(Rn) L(Rm) L(Rn+m)
= B(Rn+m) A(L(Rn)) L(Rm)) L(Rn+m)= L(Rn+m) = B(Rn+m)n+m A(L(R
n) L(Rm))nm L(Rn+m)
Allgemeiner: Seien (X,A, ), (Y,B, ) vollstndige Marume, C = A(A B), = Produktalgebra und Ma und C die Vervollstndigung bzgl. . Untersuchen nun die Integration von Cmessbaren bzw. integrierbarenFunktionen.
Korollar 50.7 (aus 50.5)Sei E C. Dann gilt (E) = 0 gdw.
(Ey) = 0 fr y Y fast berall (Ex) = 0 fr x X fast berall
Beweis: Satz 50.5 und bung 5.1b
x 7 (Ex) 0, messbar, A X messbar
0
A(Ex) d
X(Ex)
50.5= (E) = 0
. 5.1b= (Ex) = 0 fast berall
(Ex) = 0 fast berall =
x (Ex) d = 0
Satz 50.8(X,A, ), (Y,B, ) vollstndige Marume. C, , C wie oben.Wenn E C, eine Nullmenge und F E sind, dann gilt
(Fy) = 0 fast berall
(Fx) = 0 fast berall
Beweis: Fr die Fasern gilt auch Fx Ex.Nach 50.7 gibt es ein X0 X messbar mit (X \ X0) = 0, so dass (Ex) = 0 x X0.Nach Definition der Vollstndigkeit ist fr x X0 auch Fx messbar und (Fx) = 0. Fr Fy analog.
Satz 50.9 (vervollstndigter Fubini)(X,A, ), (Y,B, ) vollst. Marume, C = A(A B), = , C Vervollst. bzgl. , d.h. (X Y, C, ) ist vollst.Maraum.
1. Wenn f : X Y [0, ] Cmessbar ist, danna) x 7 f (x, y0) ist Amessbar fast berall (y0 Y0) und y 7 f (x0, y) ist Bmessbar fast berall (x0 X0)
b) X0 x0 7
Yf (x0, y) d(y) ist Amessbar und Y0 y0 7
Xf (x, y0) d(x) ist Bmessbar
c)
XYf (x, y) d(x, y) =
X
(
Yf (x, y) d(y)
)
d(x) =
Y
(
Xf (x, y) d(x)
)
d(y)
2. Wenn f : X Y R Cintegrierbar ist, danna) x 7 f (x, y0), y 7 f (x0, y) sind fast berall integrierbar
b) x 7
Yf (x, y) d(y), y 7
Xf (x, y) d(x) sind integrierbar.
30
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50 Produktmae und Integration XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
c)
XYf (x, y) d =
X
Yf d d =
Y
Xf d d
Beweis: Es gengt, 1. fr charakteristische Funktionen H , H C, zu zeigen. Die Schlussfolgerung auf einfa-che und dann messbare nichtnegative Funktionen sowie nachfolgend auf integrierbare Funktionen erfolgt wiein Satz 50.6.
Sei also H = G F C mit G C, F eine Nullmenge, d.h. F E C mit (E) = 0. Betrachten f = H . Frdie vertikalen Schnitte gilt
Hx = Gx Fx, Gx B, Fx Ex B.Nach 50.8 gibt es ein X0 X, (X \ X0) = 0 mit
(Ex) = 0 x X0 = Fx B und (Fx) = 0= Hx B(1), (Hx) (Gx) + (Fx)
=0
= (Gx) (Hx)
= (Hx) = (Gx) fast berall
YH(x, y) d(y) = (Hx) = (Gx) =
YG(x, y) d(y)
(2)
(1): y 7 H(x0, y) ist Bmessbar fast berall, (2): x 7
H(x, ) d ist Amessbar.Analog fr die horizontalen Schnitte, und zusammen
XYH d = (H) = (G) = ( )(G)
50.5=
X
(
YG d
)
d =
X
YH d d
=
Y
XG d d =
Y
XH d d
Korollar 50.10 (Fubini fr Lebesgueintegrierbare Fkt.)Seien A Rn, B Rm Lebesguemessbare Mengen und f : A B R Lebesgueintegrierbar bzw. nicht negativ undmessbar. Dann gilt
ABf dn+m =
A
(
Bf dm
)
dn =
B
(
Af dn
)
dm
Ist f = g h mit messbaren Funktionen g : A R, h : B R, dann ist
ABf dn+m =
(
Ag dn
)(
Bh dm
)
Korollar 50.11E Rn Lmessbar, f : E R Lintegrierbar
Ef dn =
RnE f dn
=
R
(
Rn1(E f )(x1, . . . , xi, . . . , xn) dn1(x1, . . . xi, . . . xn)
)
dxi
=
R
(
Exi
f dn1
)
dxi
Korollar 50.12 (Prinzip von Cavalieri)Fr E L(Rn) gilt
n(E) =
Rn1(Ex) d1(x) =
Rn11(Ey) dn1(y)
31
-
51 Transformationsformel fr das LebesgueIntegral XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
Beispiel (i) Sei E L(Rn), f : E [0, ] Lmessbar. Betrachte das Volumen
Vf ={
(x, y) Rn+1x E, y [0, f (x)]
}
unter dem Graphen von f . Dann gilt
n+1(Vf ) =
Rn1(Vfx ) dn(x) =
Ef (x) dn(x)
denn
Vfx = {y R| 0 y f (x)} ={
,falls x / E[0, f (x)] ,sonst
(ii) Sei f : [a, b] R+ Lintegrierbar. Betrachten den Rotationskrper K des Graphen von f um die xAchse.Dann gilt
3(K) =
R2(Kx) d1(x) =
b
af 2(x) dx denn Kx =
{
,falls x / [a, b]Kreisscheibe mit Radius f (x) ,sonst
51 Transformationsformel fr das LebesgueIntegral
Wir wollen die Transformationsformel fr das RiemannIntegral
(I)f (t) dt =
If ((x)
t
)|(x)| dx
mit : I R (I) R ein C1Diffeomorphismus sowie f : (I) R stetig, auf das mehrdimensionaleLebesgueIntegral verallgemeinern.
Satz 51.1Seien U Rn offen und : U V = (U) Rn ein C1Diffeomorphismus. Dann gilt
A L(U) : (A) ist Lmessbar und() n((A)) =
A|det| dn
Korollar 51.2Seien U Rn offen und : U V = (U) Rn ein C1Diffeomorphismus. Dann gilt fr alle A L(U) undf : (A) R Lmessbar.
() f ist Lmessbar und
(A)f dn =
A( f ) |det| d1
Insbesondere ist f ber (A) Lintegrierbar gdw. ( f ) |det| ber A Lmessbar ist.Beweis: Folgt aus Lemma 51.3
Bemerkung () und () sind quivalent.Beweis: (von Satz 51.1) Messbarkeit von (A) folgt aus der Abgeschlossenheit von . (Bild von abgeschlosse-nen Mengen ist abgeschlossen)
(i) Brauchen nur zu zeigen, dass p UW U offen, so dass |W () erfllt. Denn linke und rechte Seitevon () sind additiv und jedes A L(U) kann man in eine abzhlbare, disjunkte Vereinigung vonTeilmengen Ai solcher Wi zerlegen.
(ii) Brauchen fr n 2 die lokale Eigenschaft nur fr solche zu zeigen, fr die
(x1, . . . , xi, . . . , xn
x
) =(
1(x), . . . , i1(x), xi, i+1(x), . . . , n(x))
fr mindestens ein i {1, . . . , n} gilt. Denn:
32
-
51 Transformationsformel fr das LebesgueIntegral XI MASS- UND INTEGRATIONSTHEORIE
a) Sind U1 1
U2 2
U3 C1Diffeomorphismus die () erfllen, dann erfllt auch 2 1 ().
n(2(1(U1))2,()=
1(U1)|det2| dn
2,()=
U1|det2| 1|detn|
|det(21)|
dn
b) Sei Tij die Vertauschung der iten und jten Koordinate. Gilt fr Tij Tkl (), dann gilt () auchfr . Aus der Linearitt von Tij folgt
n(Tij((Tkl(U
))))
= |det Tij|n(
(Tkl(U)))
und () fr Tij, sowie
n(Tij((Tkl(U
))))
=
U
det(Tij Tkl)
dn
n((Tkl(U)
U
)) =
U|det| Tkl |det Tkl | dn
Tkl ,()=
U|det| dn
c) Sei : U (U) ein C1Diffeomorphismus und p U fix. Aus |det(p)| 6= 0 kann mandurch Vertauschen der Koordinaten im Bild und Definitionsbereich 1x1 (p) 6= 0 erlangen. Setzen(x) = (1(x), x2, . . . , xn), dann ist det = 1x1 6= 0 und es existiert lokal eine Umkehrung
1.Fr p(y) = 1 und y = (x) folgt
p(y) =(y1, p2(y), . . . , pn(y)
)
Daraus folgt, dass man (Modulo Vertauschung) fr n 2 jeden C1Diffeomorphismus lokal alsKomposition zweier C1Diffeomorphismen schreiben, die mindestens eine Koordinate fest lassen.
(iii) Eigentlicher Beweis durch Induktion ber n
IA: n = 1 Betrachten die Mae 1(A) = 1((A)) und 2(A) =
A || d1 auf L(U).Fr A = [a, b] folgt dies aus der Transformationsformel fr das RiemannIntegral.
Wegen [a, b) =
n=1[a, b 1n ] und der Unterhalbstetigkeit fr Mae gilt die Gleichheit von 1 und2 auf dem Ring der halboffenen Intervalle. Weil 1 und 2 endlich sind, folgt die Gleichheit aufL(U) aus der Eindeutigkeit der Fortsetzung.
IV: () gilt fr alle C1Diff. in Dimension n 1 N.
IB: Sei U (t, x) 7 (t, t(x)) Rn mit t : Ut = {x Rn1|(t, x) U} Rn1.
= |det|(t, x) = |dett|(x) und (A)t = t(At) und
n((A)) =
Rn1((A)t) dt =
Rn1(t(At)) dt
IV=
R
At|dett|(x) dn1(x) dt =
R
Rn1At(x)
A(t,x)
|det|(t, x)dn1 dt
Fubini=
A|det| dn
Beispiel Sei KR = {(x, y, z) R3|x2 + y2 + z2 R} die Vollkugel mit Radius R und
(x, y, z) = (, , r) = (r cos(), r cos() sin(), r sin())
Dann ist : U = (0, 2) (2 , 2 ) (0, R) (U) R3 ein C1Diffeom. |det| = r2 cos() und 3(K) =3((U)).
51.1= 3(K) =
(U)d3 =
Ur2 cos() d3 =
2
0
2
2
R
0r2 cos() dr d d =
4
R3
33
-
XII VEKTORANALYSIS
Lemma 51.3Sei : U : Rn (U) Rn ein Diffeomorphismus. Dann gilt () ().
Beweis: Siehe bungsaufgabe.
XII Vektoranalysis
Motivation: Hufig mchte man Analysis auf gekrmmten Flchen und anderen sogenannten Mannigfaltigkeiten(eng. manifold) durchfhren. Ein Beispiel ist die Berechnung vom Durchschnitt einer gegebenen Temperaturvertei-lung T(, ) auf Erdoberflche
BrT(, ) d(, ).
Letztlich betrachten wir den Gaussschen Divergenzsatz, der zum Beispiel das folgende formalisiert
BrWrmeabstrahlung
BrWrmeabsorbtion =
BrWrmeerzeugung
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten
Definition 52.1Eine Teilmenge M Rn heit (Unter)Mannigfaltigkeit der Dimension d n, wenn eine der folgenden quivalentenBedingungen erfllt ist:
(i) (Lsung eines regulren Gleichungssystems) Es existiert zu jedem x M eine Umgebung U Rn mit x U undeine Funktion F : Rn Rnd, F C1(U), so dass
F1(0) U = M U und rang(F(x)) = n d fr x U
m.a.W. Elemente der Mannigfaltigkeit sind lokal Lsungen von n d Gleichungen.Beispiel 1) M {x2 + y2 + z2 = r2 : x, y, z R} = Br R3 ist eine Mannigfaltigkeit der Dimension d = 2 fr r > 0,
da
F(x, y, z) = x2 + y2 + z2 r2 = 0 R1, d = 3 1 = 2mit F = 2(x, y, z) 6= 0 da F = 2(x, y, z) = r
2) Mr {(x, y, z) M : x + y + z = 1} ist Mannigfaltigkeit der Dimension d = 1 = 3 2, vorausgesetzt, dassr > 1/(, , )
(, , )(x, y, z) 1(, , ) mit (, , ) =(, , )
(, , )
(ii) (Existenz von Karten) Es existiert zu jedem x M eine Umgebung U Rn und eine stetige differenzierbare, injektiveAbbildung (Parametrisierung)
: Rd Rn mit offen und C1()
die ebenfalls ein Homomorphismus
: U M ist und so dass rang(()) = d fr
(iii) (Graph einer glatten Abbildung) Wie (ii) mit Einschrnkung, dass
P () =(
()
) } d Komponenten} n d Komponenten mit einer Permutationsmatrix P
d.h. M U ist, bis auf Permutation der Koordinaten, der Graph der Abbildung : Rnd.
34
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
(iv) (Bgelabbildung) Fr jedes x M gibt es eine Umgebung U Rn mit x U und eine offene Menge Rn
: U C1Diffeomorphismusmit 1(M U) Rd {0}nd
Beispiel (Parameterdarstellung von M Br) Nahe Nordpol/Sdpol = +/
() =
xy
r2 x2 y2
= (x, y)
Nahe quator, z.B. (x, y, z) = (r, 0, 0) parametrisierende
(yz
)
=
r2 y2 z2yz
Breite [2 , 2 ], Lnge (, ]. Parametrisierung:
(, ) = r
cos cos cos sin
sin
surjektiv, aber nicht injektiv, da
(+
2, ) = (0, 0, 1) fr alle
U = R3 \ {y = 0 x = 0} geeignete offene UmgebungU \ M =
((2 , 2 ) (, )
)ist regulre Parametrisierung
(, ) =
sin cos cos sin sin sin cos cos
cos 0
=Drei 2 2Untermatrizenmit Determinanten
det (, ) =
cos sin cos2 sin cos sin2 = 2 sin cos = 2 sin 2 6= 0 , falls 6= 0 und || < 2
cos2 sin 6= 0 , falls 6= 0 und || < 2cos2 cos 6= 0 , falls || < 2 und || < 2
Beweis: (i) (iii) O.B.d.A bzw. nach Permutation der Variablen in Rn nehme an, dass
F(x, y) =(
Fx
,Fy
)
mitFy
R(nd)(nd)
nicht singulr an Stelle (x0, y0) mit F(x0, y0) = 0. Dann existiert nach IFT eine differenzierbare Funktiong : Rd Rnd mit
g(x0) = y0 und F(x, g(x)) = 0 x
Setze x = und (x) =(
xg(x)
)
mit (x) =(
Ig(x)
)
also rang() = d und ist deshalb in hinreichend
kleiner Umgebung injektiv, sodass nach Einschrnkung von U gilt
() = M U (x0, y0)
(iii) (ii) trivial, da spezieller Fall
(ii) (i) O.B.d.A sei =(
12
)
mit 1 =1 Rdd integrierbar.
Dann folgt aus Umkehrfunktionensatz nahe (0) =(
x0y0
)
=
(1(0)2(0)
)
die Existenz einer Funktion
h : U(1(0)) Rd, so dass h(1()) = fr alle 0. Dann giltF(x, y) = 2(h(x)) y C1(U(1(0)) U(y0)) Rnd
mitFy
= I R(nd)(nd)
und F(x, y) = 0 falls y = 2(), x = 1() fr ein 0
35
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
F erfllt Eigenschaften von (i) in hinreichend kleiner Umgebung U von (x0, y0) Rn.
Bemerkung Mannigfaltigkeiten brauchen nicht zusammenhngend sein und knnen durch Vereinigung mehrererdisjunkter Teilmannigfaltigkeiten entstehen.
Beispiel (i)
M = {x Rn : xAx = } mit 6= 0 mit A = A nicht singulr.
F = xAx , F(x) = 2Ax 6= 0 da x 6= 0 fr x M
A =
(1 00 1
)
= x21 x22 =
= Niveaumengen f = x21 x22x22 = + x21 = x2 =
+ x21
x 2=
+
x2 1
x1=
+x22
> 0 > 0x1
x2
< 0
< 0
(ii)
M {A = A R22 : det(A) = 0, A 6= 0} =
(
)
: det(A) = 2
F(,,)
= 0, 6= 0 6= 0 6= 0
F(, , ) = (,2, ) 6= 0 da A = 0 ausgeschlossen wurde. = regulre Mannigfaltigkeit der Dimension2
M {
A =
(
)
R22 : = , det(A) = 0, A 6= 0}
= F1(, , , ) = F2(, , , ) =
= F(, , , ) =(
0 1 1 0
)
drei Unterdeterminanten , , + ,,, 0
= (0, 0, 0, 0, 0, 0, 0) = = 0, = 0, = 0, + = 0 = = 0 =
ist 2dimensionale Untermannigfaltigkeit von R3 bzw. R4. = 2 0 = sign() = sign() = (, )in erstem oder dritten Quadranten der (, )Ebene
+ = 2 = 2 = (2 ) = ( )2 + 2 ( )2 + 2 = 2
M ist der Rand eines Doppelkegel ohne gemeinsame Spitze. Kegel besteht aus positiv semidefiniten und ne-gativ semidefiniten Matrizen.
Regulre Parametrisierung
=
(12
)1 A =
(12
)
(1, 2) =(
21 1212
22
)
= pos. semidef.
2 A = neg. semidef.
Definition 52.2Ein offenes Teilgebiet G = M U mit U offen in Rn einer ddimensionalen Mannigfaltigkeit M Rn heit Kartengebiet,wenn es Bild einer injektiven regulren Parametrisierung : Rd Rn ist, d.h. () = G. Dann heit auch Kartevon G.
Lemma 52.3Je zwei Karten : G und : G sind quivalent in dem Sinne, dass es einen Diffeomorphismus T : gibt,so dass
= T () = (T()) fr
36
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Beweis: Wegen vorausgesetzter Injektivitt von und existiert T = 1 und T1 = 1 . Zu zeigenbleibt somit nur noch die stetige Diffbarkeit von T, die von T1 folgt analog aus Symmetriegrnden.
Wegen vorausgesetzter Regularitt von existiert Projektion P = (ej )jJ Rdn mit ej = (0, . . . , 1, . . . , 0) Rn und J {1 . . . , n} und |J| = d so dass
P() = (ej ())jJ = (j())jJ : Rd
in offener Teilmenge 0 mit 0 0 eine regulre Jacobimatrix (P(()) = (j())jJ . Dann existiertnach Satz ber Umkehrfunktionen eine Funktion h : U(P(()) Rd Rd so dass h P () = fr alle 0.Auerdem ist h sogar stetig diffbar und das selbe gilt fr P. Also ist auch T = h P () : ist aufallen Umgebungen und damit auf ganz differenzierbar. Entsprechend ist auch T1 differenzierbar und es gilt = T sowie = T1.
Definition 52.4(i) Fr eine Karte : G heit
() = ()() =
(n
k=1
k()
i
k()
j
)i=1...d
j=1...d
Rdd
die Grammatrix von . Sie ist symmetrisch positiv definit so dass g() = det(()) > 0 fr alle .(ii) f : G R heit integrierbar bzgl. falls
g() f (()) auf der Menge Lebesgueintegrierbar ist. Man setztdann
f d =
g() f (()) d
A Rnd mit rang(A) = d = = AA = vv = vAAv = Av2 0 fr v 6= 0 gilt sogarAv2 > 0 da sonst Av = 0 was der Vollrangeigenschaft widerspricht.
PA =
(A1A2
)
mit det(A1) 6= 0, PAv = 0 = A1v = 0A2v = 0 = v = 0
Satz 52.5Die obige Definition ergibt fr alle Karten den selben Wert, so dass wir setzen knnen
Gf dd =
f dd =
f (())
g() d
Beweis: Betrachte alternative Karte : G mit = T, T : . Nach Kettenregel() = (T())T()
= () = T()((T())(T()))T()() = T
()(T()) T()g() = det(T())2g(T())
f d =
f (())
g() d
=
f ( T())
g(T())|det(T())| dnach Trafosatz
=
f (())
g() d
Def=
f d
Also ergibt sich fr jede Karte der selbe Integralwert.
Korollar 52.6Falls () =
(
h()
)
Rd(nd) ergibt sich
f d =
f (())
det(I + h()h()) d
37
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
speziell fr Hyperflchen, d.h. n d = 1 = h R
f d =
f (, h())
1 + h()2 d
Beweis:
=
(
h()
)
= =(
Ih()
)
() = ()() =(
I h())(
Ih()
)
= I + h()h()
d = n 1, d.h. M ist Hyperflche.
= I + h()h() Rang 1 Strung von I
det(I + aa) = nj=1 j mit j die Eigenwerte von I + aa
v1 a ist Eigenvektor mit (I + aa)v1 = a(1 + a2) = 1 = 1 + a2. v1 lsst sich durch Vektoren vj frj = 2 . . . n zu orthogonalen Basis erweitern und es gilt
(I + aa)vj = vj + aavj = vj + a v1 vj
0
= j = 1 fr j = 2 . . . n
Also ist det(I + aa) = 1 + a22 wie behauptet, a22 = aa.
Beispiel Aufgabe: Berechne Flche auf Nordhalbkugel, die durch Zylinder ausgeschnitten wird. (Darstellung inEulerwinkeln.)
Auf Kugeloberflche:
x = 2 sin cos y = 2 sin sin z = 2 cos = (, )
= () = 2
cos cos sin sin cos sin sin cos sin 0
() = 4(
cos cos cos sin sin sin sin sin cos 0
)
cos cos sin sin cos sin sin cos sin 0
= 4(
1 00 sin2
)
=
g() =
4 sin2 = 2 sin
Es bleibt zu zeigen, was auf Parametrisierungsbereich = {0 < < 2 }, < < }. Auf Schnittkurve gilt:
(2 sin cos )2 + (2 sin sin 1)2 = 1 = 4 sin2 cos2 + 4 sin2 sin2 4 sin sin + 1 = 1
Im Inneren des kleineren Kreises gilt < < Flche des Ausschnittes
1
g() d =
2
0
2 sin d d =
2
0
(
2 sin
d
)
d
=
2
02 sin ( 2) d = 2 cos ( 2)
2
0
2
02 cos 2 d = 2() + 4 sin
2
0
= 2 + 4 > 0
Mit Cartesischer Parametrisierung
z =
4 x2 y2
h(x,y)
=
1 00 1x
4x2y2y
4x2y2
g = 1 + h(x, y)22 = 1 +x2 + y2
4 x2 y2 =4
4 x2 y2 h(x, y) =(2x,2y)
2
4 x2 y2
38
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52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Ein alternativer Ausdruck fr die Flche ist
2
0
1(y1)2
1(y1)2
44 x2 y2 dx dy
die Auswertung erfolgt wiederum mit Hilfe von trigonometrischer Substitution.
Bemerkung Anwendung der jeweiligen Ergebnisse fr LebesgueIntegrale ber Rd auf Funktionenf (())
g() ergibt unter Voraussetzung von Satz 52.5
(i) f integrierbar ber G = | f | ist integrierbar. f, f + integrierbar(ii) fk integrierbar auf G und monoton steigend fk f punktweise, dann gilt
limk
Gfk dd =
Gf dd Monotone Konvergenz
(iii) fk f messbar und punktweise konvergent sowie | fk| g mit g auf G integrierbar, dann ist auch f integrier-bar mit
G f dd = limu
G fk dd. (Lebesgue beschrnkte Konvergenz).
Frage: Wie definiert man
M f dd wenn M Rn ddimensionale Untermannigfaltigkeit, aber kein Kartengebiet,zum Beispiel S2 {x2 + y2 + z2 = 1 : (x, y, z) R3}Antwort: Benutze Zerlegung der 1 (partition of unity)
Definition 52.7Eine abzhlbare Menge von Funktionen i : M [0, 1] heit Zerlegung der 1 auf M, falls alle Trger
supp(i) = cl{x M : i(x) > 0}
im Inneren eines Kartengebietes von M enthalten sind und
i=1
i(x) = 1 fr x M
wobei jedes x nur zu endlich vielen Trgern gehren darf.
( f hat kompakte Trger genau dann, wenn supp f beschrnkt.)
Beispiel (Htchenfunktionen auf M = R)
k = max(0, 1 |x k|)supp(k) = (k 1, k + 1)
k=
k(x) = k(x) + k+1(x) fr x [k, k + 1)
= 1 (x k) + 1 (k + 1 x)= 1 + 1 1 + k k x + x = 1
Bemerkung Htchen sind zwar global Lipschitzstetig, aber keinmal differenzierbar auf R.
Eine Alternative ist die beliebig oft differenzierbare Funktion
(d) = e12/(2d2) fr < d < (d) = 0 auerhalb.
Sie ist ein Beispiel fr Funktionen, die an einer Stelle, hier d = , beliebig oft reell differenzierbar sind, aber nichtholomorph (CauchyRiemann nicht erfllt), insbsondere nicht in eine Potenzreihe entwickelbar.
Beispiel (Torus) Mannigfaltigkeit der Dimension 2 da 1 definierende Funktion (
x2 + y2 R)2 + z2 = r2.
=
xyz
=
R cos + r cos cos R sin + r sin cos
r sin
(, ) hat berall Rang 2, aber kann nicht auf ganz M injektiv sein.Offene Teilmenge M = {(, ) : 0 < < ,2 < < 2 }.
39
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
R r
Zerlegung der 1: ij(, ) = i()j() und
1() = max(0, 1 2 | + 2 |
)
2() = max(0, 1 2 | 0|
)
3() = max(0, 1 2 | 2 |
)
4() = max(0, 1 2 | |
)
supp(1) = [, 0], supp(1) = [2 , 2 , . . .
4 3 2 1 4
0
ij
ij(, ) =4
i=1
4
j=1
i()j() =4
i=1
i()4
j=1
j()
1
=4
i=1
i() = 1
Lemma 52.8Sei M Untermannigfaltigkeit und x V M mit V offen. Dann existiert eine stetige Funktion : M [0, 1] so dass(x) 6= 0 und supp() V.Erinnerung: V offen in M, falls offenes U in Rn existiert, so dass V = M U.
Beweis: > 0 : cl B M V.
(x) (x x) fr x M,
Satz 52.9 (Kompakte Ausschpfung)Fr jede Untermannigfaltigkeit M existiert eine aufsteigende Folge kompakter Ki M, so dass
Ki K0i+1 Ki+1 K0i+2
und M =
i=1 Ki wobei K0i+1 = Innere von Ki+1 in M.
Beweis: Definiere abzhlbares System offener Vi M mit cl Vi M z.B. Vi = Qi M mit Qi Rn offenerQuader mit rationalen Ecken und cl Qi M kompakt und
i=1
Vi = M K1 = cl V1 und Ki =ki
i=1
cl Vi ki+1
i=1
Vi
letztere Beziehung definiert die Teilfolge K1 < K2 < < Ki < Ki+1. Die so konstruierten kompakten MengenKi erfllen die Behauptung.
Korollar 52.10Jede Untermannigfaltigkeit M Rn hat einen abzhlbaren Atlas A = (Gi)i=1, d.h. ist die Vereinigung abzhlbar vielerKartengebiete Gi.
40
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52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Beweis: Wir wissen, dass jeder Punkt x M zu einem Kartengebiet gehrt. Jedes Ki wird also durch endlichviele dieser Kartengebiete berdeckt (wegen Kompaktheit). Das System aller dieser ausgewhlten Kartenge-biete ist somit abzhlbar.
Satz 52.11Zu jedem (abzhlbaren, lokal endlichen) Atlas A einer Untermannigfaltigkeit M gibt eine Zerlegung der 1, die ihr untergeord-net ist in dem Sinne, dass
i=1
i = 1 mit i : M [0, 1], i C(M)
so dass es fr jedes i eine Karte Gj A gibt mit supp(i) Gj.
Beweis: Abschluss der schraffierten Menge ist Ki \ K0i1
Ki \ K0i1 K0i+1 \ Ki2 offen
x Ki \ K0i1 existiert eine Umgebung V K0i+1 \ Ki2 und entspre-chend eine Funktion ix; M [0, 1] mit ix(x) > 0 und supp(ix) Gj (K0i+1 \ Ki2).
Ki1
Ki
Ki+1
Ki2
K0i1 \ Ki2
Die strikten Trger{x M : ix(x) > 0}
bilden eine offene berdeckung des Ki \ K0i1. Also gibt es eine endliche Teilberdeckung durch die Trger vonFunktion
ij fr j = 1, . . . , nj mit nj <
Da die Trger der ij hchstens noch nach Ki+1 \ Ki oder Ki1 \ Ki2 reichen, schneiden hchsten ni1 + ni +ni+1 Trger die Menge Ki \ K0i1. Folglich gehrt jedes x M hchstens zu endlich vielen Trgern der ij unddie Summe
(x) =
i=1
ni
j=1
ij(x) : M (0, )
ist eine stetige berall positive Funktion. Folglich ist auch
ij = ij/
eine stetige Funktion mit i,j ij = 1. Nach Umnummerierung erhlt man Folge (i)i=1 mit den geforderten
Eigenschaften.
Lemma 52.12Falls f : M R mit supp( f ) G Kartengebiet, dann ist f auf G integrierbar genau dann, wenn fr jede Zerlegung der 1die Produkte f i auf G integrierbar sind und G
| f i| dd < . Dann gilt
G
f dd =
i=1
G
f i dd
Man setzt dann auch
M
f dd
G
f dd.
Beweis: 1. Fall ist d = n, d.h. M = = G ist offene Teilmenge von Rn. Da f integrierbar auf G, ist auch | f |integrierbar auf G und daher |i f | | f | fr jedes i integrierbar (wegen Lebesguebeschrnkter Konver-genz).
fn =
(n
i=1
i
)
| f |
ist monoton steigende punktweise konvergente Folge, so dass nach monotoner Konvergenzaussage
G
| f | dn =
G
limk
k
i=1
i| f | d = limk
k
i=1
G
i| f | dn =
i=1
G
|i f | dn
41
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52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
d.h. aus Integrierbarkeit von f folgen die Beschrnktheit der Summe ber
Gi| f | d.
limk
G
k
i=1
i f d =
G
f d
folgt nach Lebesgue aus gemeinsamen Beschrnkungen
k
i=1
i f
| f |
2. Fall G Gebiet von ddimensionaler Untermannigfaltigkeit. Betrachten Parametrisierung : G undwende Argumentation von Fall 1 an auf die Zerlegung der 1, nmlich i = i auf und Integranden
f = ( f ) grfolgt analog.
Bemerkung Die Zerlegung der 1 ist eher ein theoretisches als praktisches Werkzeug. Integrale ber Mannigfaltig-keiten mssen fast immer numerisch ausgewhlt werden. Dann sind verschiedene Darstellungen ber Zerlegungenauch nicht mehr exakt quivalent.
Satz 52.13 (Integrierbarkeit auf Untermannigfaltigkeit)M Rn, f : M [, ] heit integrierbar ber M, falls fr einen Atlas A und eine untergeordnete Zerlegung der 1
1 =
i=1
i(x) fr x M
gilt:
f i mit supp(i) Gj sind integrierbar
=
M
f i dd =
Gj
f i dd
i=1
M
| f |i dd <
Dann setzt man
M
f dd
i=1
M
f i dd (, )
Diese Setzung ist von speziellem Atlas und Zerlegung unabhngig.
Beweis: Betrachten anderen Atlas A und entsprechende Zerlegung k=1 k = 1. Zu zeigen ist
f k und | f |k sind integrierbar
k=1
M
| f k| dd <
k=1
M
f k dd =
i=1
M
f i dd
Es ist | f ki| mit supp( f ki) < supp( f i) Gj. Also sind sowohl f ki wie | f ki| integrierbar nach Lemma52.12 und es gilt
M
f k dd =
i=1
M
f ki dd
M
| f k| dd =
i=1
M
| f k|i dd
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52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Umgekehrt gilt wegen Integrierbarkeit von f i und Zerlegungseigenschaften von k
M
f i dd =
k=1
M
f ik dd
Summation ber i ergibt fr Absolutbetrge
i=1
k=1
M
| f |ik dd
i=1
| f |i ddVor.<
Deswegen darf Doppelsumme umgeordnet werden.
i=1
M
| f |i dd =
k=1
i=1
M
| f |ik dd
=
k=1
M
| f |k dd
Dasselbe folgt aus beschrnkter Konvergenz nach Lebesgue fr die Integranden ohne Betrag. Also sind beideDarstellen wohldefiniert und ergeben den selben Wert.
Definition 52.14Eine beliebige Teilmenge A M heit messbar, wenn die charakteristische Funktion
A : M {0, 1} mit A(x) ={
1 falls x A0 sonst
integrierbar ist, man nennt dann
vd(A) =
M
A dd das Volumen A
Satz 52.15Jede stetige Funktion auf einer kompakten Teilmenge A M ist ber diese integrierbar.
Beweis: Fr Fall A Kartengebiet G (Allgemein wieder mit Zerlegung der 1). : G ergibt stetigeFunktion
g() f (()). Urbild B = 1(A) ist auch kompakt und messbar. Also gilt
A
f dd =
M
f A dd =
( f )gB d =Integral von stetigen
Funktion ber kompakter
Teilmenge von Rd
Bemerkung: muss Homomorphismus sein.
Bemerkung Stze ber monotone und beschrnkte Konvergenz lassen sich auf Untermannigfaltigkeiten erweitern.
Nchste Hrde: Viele Oberflchen sind keine regulren Mannigaltigkeiten, sondern haben Knicke, also Sprngein der Ableitung der Parametrisierung.
Beispiel (Wrfel) Es existieren berall stetige, aber nicht notwendiger Weise differenzierbare Karten. D.h. der Wr-fel ist nur eine C0 Mannigfaltigkeit. Wir haben bisher immer C1Mannigfaltigkeiten betrachtet.
Wrfel =Vereinigung von
6 offene Quadrate, d.h. 2dimensionale Untermannigfaltigkeiten
12 offene Kanten, d.h. 1dimensionale Untermannigfaltigkeiten
8 Ecken, d.h. 0dimensionale Untermannigfaltigkeiten
Hier wie allgemeiner bei C0Mannigfaltigkeiten M lassen sich Integrale ber dem Komplement M \ N definieren,wobei N eine sogenannte dNullmenge ist.
43
-
52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Definition 52.16Sei M Rn eine ddimensionale C1Mannigfaltigkeit. f : M Rk ist stetig differenzierbar gdw. fr jede Karte : Mdie Verknpfung f eine C1Abbildung ist,
f : Rd Rk
Definition 52.17Eine Menge N Rn heit HausdorffNullmenge der Dimension d n oder kurz dNullmenge, falls zu jedem > 0 eineberdeckung N i=1 Wi mit Wrfeln der Kantenlnge ri existiert, so dass i=1 rdi Beispiel Fr d = n erhalten wir genau die Nullmengen bezglich des Lebesguemaes n. (Siehe Bemerkung (iv))nach Satz 47.3).
Lemma 52.18 (Elementare Eigenschaften)(i) N N und N ist dNullmenge, dann gilt das auch fr N
(ii) d d impliziert, dass jede dNullmenge auch dNullmenge ist
(iii)
k=1
Nk ist dNullmenge, falls dies fr alle Nk gilt.
Beweis: (i) und (ii) offensichtlich
(iii) Fr gegebenes whle zu Nk eine berdeckung Nk
j=1
Wkj mit Kantenlnge rkj so dass
j=1
rdkj =
2k
Daraus folgt N
k=1
j=1
Wkj und damit
j=1
k=1
rdkj
k=1
k = .
Beispiel (i) {x1 = x2 0 : (x1, x2) R2} NSumme der Kantenpotenzen fr d = 2
n=0
m(n + 1)21
(m(n + 1)2)2=
n=0
1m(n + 1)2
=1m
n=0
1(n + 1)2
m 0
(ii) N = Rnm {0}m fr m [0, n] ist dNullmenge fr d > n m. Fr n = 3, m = 1 ist Ebene R2 {0} R3.Beweis analog zu Beispiel 1. (3Nullmenge, aber nicht 2Nullmenge).
Lemma 52.19 (Vererbung unter Lipschitz bzw. C1Abbildung)(i) Falls N Rn dNullmenge und F : N Rm ist Lipschitzstetig (global) mit Konstante L, dann ist auch F(N ) Rm
eine dNullmenge.
(ii) Falls F : U Rn Rm auf offenen U Rn stetig differenzierbar und N U dNullmenge, dann ist auch F(N )eine dNullmenge.
Beweis: (i) N
k=1
Wk mit
k=1
rdk < dann folgt aus Schrankensatz
F(Wk N ) Wk mit Kantenlngen 2Lrk.
Daraus folgt k=1(rk)d 2dLd kann auch beliebig klein gemacht werden.
(ii) Betrachte Ausschpfung von U =
i=1 Ki durch kompakte Teilmengen, es knnen Wrfel mit rationalenEcken gewhlt werden. Dann hat F(x) auf Ki jeweils ein Maximum Li, das eine LipschitzKonstantevon F auf Ki N ist.Dann folgt nach (i), dass F(Ki N ) dNullmenge und nach (iii) des Lemmas 52.17 auch die abzhlbareVereinigung F(N ) = j=1 F(N Kj)
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52 Integration ber Mannigfaltigkeiten XII VEKTORANALYSIS
Korollar 52.20Jede ddimensionale Untermannigfaltigkeit von Rn ist d + iNullmenge fr 1 i n d
Beweis: Betrachte Atlas A = {Gj}j=1 mit Gj = j(j) fr j Rd. Wobei o.B.d.A mit
j() =
(
hj()
) }d}(n d) einmal stetig differenzierbar
Modifiziere
j
(12
)
=
(1
hj(1)
)
mit 1 2 j {