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4. Zufallsgrößen =============================================================== 4.1 Zufallsgrößen und ihr Erwartungswert -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Beispiel : Experiment : Dreimaliges Werfen einer Münze Ergebnismenge: Ω = ZZZ, ZZK, ZKZ, KZZ, ZKK, KZK, KKZ, KKK Zufallsgröße: mit X : Ω R X : ω Anzahl der geworfenen K`s Wertetabelle von X : ω ZZZ ZZK ZKZ KZZ ZKK KZK KKZ KKK x = X(ω) 0 1 1 1 2 2 2 3 d.h. die Wertemenge von X ist . W X = 0, 1, 2, 3 Jeder Wert x von X wird mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit angenommen. P(X = x) Aus obiger Tabelle ergibt sich x 0 1 2 3 P(X=x) 1/8 3/8 3/8 1/8 Die mittlere Anzahl der K's pro Versuch ergibt sich zu und 01 8 + 13 8 + 23 8 + 31 8 = 1,5 heißt Erwartungswert von X. Sei die Ergebnismenge eines Zufallsexperiments. Eine Funktion, die jedem Ergebnis Ω eine reelle Zahl zuordnet heißt eine Zufallsgröße auf . Ω Ist die Wertemenge von X und , dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass W X x W X PX = x die Zufallsgröße A den Wert x annimmt.

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4. Zufallsgrößen

===============================================================

4.1 Zufallsgrößen und ihr Erwartungswert

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Beispiel :

Experiment : Dreimaliges Werfen einer Münze

Ergebnismenge: Ω = ZZZ, ZZK, ZKZ, KZZ, ZKK, KZK, KKZ, KKK

Zufallsgröße: mit X : Ω → R X : ω → Anzahl der geworfenen K`s

Wertetabelle von X :

ω

ZZZ

ZZK

ZKZ

KZZ

ZKK

KZK

KKZ

KKK

x = X(ω)

0

1

1

1

2

2

2

3

d.h. die Wertemenge von X ist . WX = 0, 1, 2, 3

Jeder Wert x von X wird mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit angenommen. P(X = x)

Aus obiger Tabelle ergibt sich

x

0

1

2

3

P(X=x)

1/8

3/8

3/8

1/8

Die mittlere Anzahl der K's pro Versuch ergibt sich zu und 0⋅1

8+ 1⋅

3

8+ 2⋅

3

8+ 3⋅

1

8 = 1,5

heißt Erwartungswert von X.

Sei die Ergebnismenge eines Zufallsexperiments. Eine Funktion, die jedem Ergebnis Ω

eine reelle Zahl zuordnet heißt eine Zufallsgröße auf . Ω

Ist die Wertemenge von X und , dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass WX x ∈ WX P X = x

die Zufallsgröße A den Wert x annimmt.

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Ist die Wertemenge von X, dann heißt WX = x1; x2: ....; xm

E(X) ==== µµµµ ==== x1⋅P(X = x1) + x2⋅P(X = x2) + .... + xm⋅P(X = xm)

Erwartungswert der Zufallsgröße X.

Veranschaulichung der Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Zufallsgröße :

1. Strichdiagramm

x

P(X=x)

3/8

2/8

1/8

0 1 2 3

Strichdiagramm

2. Histogramme

0 1 2 3

P(X=0)

P(X=1) P(X=2)

P(X=3)

Histogramm

.

0 1 2 3

P(X

=0)

P(X

=1

)

P(X

=2)

P(X

=3)

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1.2 Die Verteilungsfunktion

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Beispiel :

Experiment: Einmaliges Werfen zweier L-Würfel

Zufallsgröße X: Augensumme

Wahrscheinlichkeitsverteilung :

x

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

P X = x

1/36

2/36

3/36

4/36

5/36

6/36

5/36

4/36

3/36

2/36

1/36

P X ≤ x

1

36 3

6 6

36 10

36 15

36 21

36 26

36 30

36 33

36 35

36 36

36

Die Wahrscheinlichkeit , dass die gewürfelte Augensumme höchstens 5 ist, dann P(X ≤ 5)

gegeben durch

. P(4 ≤ X ≤ 7) = P X ≤ 7

− P X ≤ 3

=

21

36−

3

36 =

1

2

Sei X eine auf der Ergebnismenge definierte Zufallsgröße. Dann heißt die Funktion Ω

F : R → R F : x →→→→ F(x) ==== P(X ≤≤≤≤ x)

die Verteilungsfunktion der Zufallsgröße X.

Graph der Verteilungsfunktion des Beispiels :

x

F(x)

2 3 4 5 6 7 8 9 101 11 120-1

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1.3 Varianz und Streuung --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Gegeben seien die Zufallsvariablen X, Y und Z mit den Wahrscheinlichkeitsverteilungen

x

4

5

6

y

4

5

6

z

1

5

8

P(X ==== x)

0,1

0,8

0,1

P(Y ==== y)

0,3

0,4

0,3

P(Z ==== z)

0,1

0,8

0,1

Strichdiagramme :

x

P(X=x)

2 3 4 5 6 7 8 9 101

P(Y=y)

2 3 4 5 6 7 8 9 101 y

P(Z=z)

2 3 4 5 6 7 8 9 101 z

Aufgrund der Symmetrie der Wahrscheinlichkeitsverteilungen haben alle drei Zufallsgrößen

den gleichen Erwartungswert 6.

Trotzdem ist bei der Ausführung der zugehörigen Experimente die Wahrscheinlichkeit für

eine Abweichung vom Erwartungswert bei den Zufallsgrößen Y und Z größer als bei der

Zufallsgröße X.

Diese Verschiedenartigkeit der Verteilungen charakterisiert man durch die Varianz einer

Wahrscheinlichkeitsverteilung.

X sei eine Zufallsgröße mit dem

Erwartungswert und der Wertemenge µ = E(X) WX = x1; x2; ....; xm

Dann nennt man

Var(X) = (µ − x1)2⋅ P(X = x1) + (µ − x2)2⋅ P(X = x2) + .... + (µ − xm)2⋅ P(X = xm)

die Varianz und

σσσσ ==== Var(X)

die Standardabweichung (Streuung) von X.

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Aufgabe in der Handreichung

Eine Münze wird solange geworfen, bis zum ersten Mal Wappen erscheint, jedoch höchstens

dreimal. Die Anzahl der Würfe bis zum Spielende sei die Zufallsgröße A.

Bestimmen Sie Erwartungswert und Standardabweichung von A.

Lösung

Wahrscheinlichkeitsverteilung von A

a 1 2 3

P(A = a) 0,5 0,25 0,25

E(A) = 1⋅0,5 + 2⋅0,25 + 3⋅0,25 = 1,75

Var(A) = (1 − 1,75)2⋅0,5 + (2 − 1,75)

2⋅0,25 + (3 − 1,75)

2⋅0,25 = 0,375

σ = 3,75 = 0,5⋅ 15

___________________________________________________________________________

Aufgabe in der Handreichung

Eine Zufallsgröße kann 5 unterschiedliche Werte annehmen.

Geben Sie eine Wahrscheinlichkeitsverteilung an, so dass der Erwartungswert zwischen dem

kleinsten und dem zweitkleinsten Wert der Zufallsgröße liegt.

Lösung

Sei . x1 < x2 < x3 < x4 < x5

Man zeigt, dass eine Verteilung

xi x1 x2 x3 x4 x5

P(X = xi) a a b b b

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mit und möglich ist. 2a + 3b = 1 E(X) = x1 + x2

2

x1⋅a + x2⋅a + x3⋅b + x4⋅b + x5⋅b = 1

2⋅(x1 + x2)

a⋅(x1 + x2) + b⋅(x3 + x4 + x5) = 1

2⋅(x1 + x2)

a⋅(x1 + x2) +1 − 2a

3⋅(x3 + x4 + x5) =

1

2⋅(x1 + x2)

3a⋅(x1 + x2) − 2a⋅(x3 + x4 + x5) = 3

2⋅(x1 + x2) − (x3 + x4 + x5)

3a⋅(x1 + x2) − 2a⋅(x3 + x4 + x5) =

3

2⋅(x1 + x2) − (x3 + x4 + x5)

3(x1 + x2) − 2⋅(x3 + x4 + x5) =

= 2⋅(x3 + x4 + x5) − 3⋅(x1 + x2)

4⋅(x3 + x4 + x5) − 6⋅(x1 + x2)

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Aufgabe in der Handreichung

Die Abbildung zeigt den Gewinnplan des Gewinnspiels"Bayernlos" mit zusätzlichen Hinwei-

sen, die sich auf jedem Los finden. Im mathematischen Sinn handelt es sich bei diesem Ge-

winnplan um einen Auszahlungsplan; bei einer Auszahlung von z. B. 10 € und einem Lospreis

von 1 € beträgt der Reingewinn des Spielers 9 €.

a) Zeigen Sie, dass die W'keit für einen "Hauptgewinn" (250000 €) beim Bayernlos größer ist

als die Wahrscheinlichkeit für "6 Richtige" im Lotto "6 aus 49".

Kann man allein aus dieser Information ableiten, dass es besser ist, Bayernlose zu kaufen,

als im Lotto zu spielen? Erläutern Sie Ihre Antwort.

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b) Erklären Sie, wie man aus den in den Abbildungen gegebenen Informationen den Erwar-

tungswert der Zufallsgröße "Reingewinn für den Spieler" beim Ziehen eines Bayernloses

berechnen kann, wenn man davon ausgeht, dass alle Lose einer Auflage verkauft werden.

c) Auf Plakaten an Losständen des Gewinnspiels"Bayernlos" ist zu lesen, dass in jeder voll-

ständig verkauften Auflage etwa 27 Millionen Euro an die Spieler ausgezahlt werden.

Bestätigen Sie mithilfe dieser Information nachvollziehbar, dass der Erwartungswert der

Zufallsgröße Reingewinn ist. − 0,55 €

Erklären Sie einem stochastischen Laien, was dieser Zahlenwert im Anwendungszusam-

menhang bedeutet.

Lösung

a) pBayernlos = 10

6000000 =

1

6000000

pLotto =

6

6

49

6

= 1

13983816

b) Reingewinn = Ausgezahlte Gewinne - 60000000 €

c) 27000000 € − 60000000 €

60000000 = − 0,55 €

Eine Spieler verliert im Durchschnitt 0,55 €.

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Aufgabe in der Handreichung

In einem Glücksspiel mit einem Glücksrad der abgebildeten Art

soll bei einmaligem Drehen der Erwartungswert der Auszahlung

1,50 € betragen.

Die Auszahlungsbeträge sind jeweils eingetragen.

a) Berechnen Sie, wie groß dazu die Mittelpunktswinkel der

Sektoren gewählt werden müssen, die zu den Auszahlung-

gen 0 € und 4 € gehören.

b) Bestimmen Sie die Standardabweichung der Zufallsgröße Auszahlung.

Lösung

a) (1) a + b = 120

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(2) 4⋅a

360+ 3⋅

60

360+ 2⋅

60

360+ 1⋅

120

360 = 1,5 ⇒ a = 30 ⇒ b = 90

b) Var(A) = (0 − 1,5)2⋅1

4+ (4 − 1,5)

2⋅

1

12+ (3 − 1,5)

2⋅1

6+ (2 − 1,5)

2⋅1

6+ (1 − 1,5)

2⋅1

3 =

19

12

σ = 19

12 =

1

2

19

3

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Aufgabe in der Handreichung

Ein Zeitschriftenladen bezieht pro Woche 3 Exemplare einer wenig verlangten Fahrradzeit-

schrift.

Pro Exemplar bezahlt der Besitzer 1,30 € und verkauft es für 2,70 €. Unverkaufte Fahrradzeit-

schriften entsorgt er, sobald er die neuen Exemplare erhält. Aus Erfahrung weiß er:

Nachfrage pro Woche 0 1 2 3 > 3

Wahrscheinlichkeit 0,2 0,3 0,3 0,1 0,1

Lohnt sich der Verkauf der Fahrradzeitschrift auf lange Sicht?

Lösung

E(R) = 2,70⋅0,3 + 5,40⋅0,3 + 8,10⋅0,2 − 3⋅1,30 = 0,15

Auf lange Sicht lohnt der Verkauf.

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Aufgabe in der Handreichung

In der Klasse 10 C wurden eine Deutsch- und eine Mathematikschulaufgabe geschrieben.

Die Zufallsgrößen D bzw. M ordnen einem zufällig ausgewählten Schüler seine Note in der

Deutsch- bzw. Mathematikschulaufgabe zu.

Dabei ergaben sich folgende Beziehungen:

Für die Erwartungswerte der beiden Zufallsgrößen gilt und für die Varianzen E(D) = E(M)

gilt . Var(D) < Var(M)

Erklären Sie anschaulich, was diese beiden Beziehungen für die Verteilung der Einzelnoten

bedeuten

Lösung

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Die Durchschnittsnote in beiden Schulaufgabe sind gleich. Die Streuung der Mathematikno-

ten ist größer.

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