1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“...

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1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a) Geschichtliche Entwicklung - „Liturgie“ leitet sich vom griechischen ab, einem Kompositum aus ἔ (Werk) und ός (Volk) - AT (Septuaginta): Dienst am Jerusalemer Tempel - NT: Verschiedene Bedeutungen - christliche gottesdienstliche Versammlung nur in Apg 13,2 - Nachapostolische Zeit: Liturgie = Eucharistie - Erst seit dem 18. Jh. steht der Begriff „Liturgie“ umfassender für alle gottesdienstlichen Vollzüge - Bedeutung des Kultes (CIC 1917): Öffentlicher Kult (und damit Liturgie) ist nur das, was die kirchliche Autorität hinsichtlich der handelnden Personen und der zu vollziehenden Handlungen festgelegt hat - Ludwig Eisenhofer (1941): „Die katholische Liturgie ist der äußere, öffentliche Kult, der in seiner Grundlage von Christus gegeben, in den Einzelheiten seiner Ausführung von der Kirche geregelt ist“.

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1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

a) Geschichtliche Entwicklung - bdquoLiturgieldquo leitet sich vom griechischen ί ab einem

Kompositum aus ἔ (Werk) und ός (Volk)- AT (Septuaginta) Dienst am Jerusalemer Tempel- NT Verschiedene Bedeutungen - christliche gottesdienstliche

Versammlung nur in Apg 132 - Nachapostolische Zeit Liturgie = Eucharistie- Erst seit dem 18 Jh steht der Begriff bdquoLiturgieldquo umfassender fuumlr alle

gottesdienstlichen Vollzuumlge- Bedeutung des Kultes (CIC 1917) Oumlffentlicher Kult (und damit

Liturgie) ist nur das was die kirchliche Autoritaumlt hinsichtlich der handelnden Personen und der zu vollziehenden Handlungen festgelegt hat

- Ludwig Eisenhofer (1941) bdquoDie katholische Liturgie ist der aumluszligere oumlffentliche Kult der in seiner Grundlage von Christus gegeben in den Einzelheiten seiner Ausfuumlhrung von der Kirche geregelt istldquo

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

b) Liturgie im Spannungsfeld von Gott und Mensch Tradition und subjektiver Aneignung oumlffentlich und privat

- Zwei wesentliche Begriffe im liturgischen Handlungsgeschehen sind bdquoKatabasisldquo (Herabstieg Gottes) und bdquoAnabasisldquo (Aufstieg des Menschen)

- Bedeutung der Katabasis Liturgie wird nicht in erster Linie als Werk des Menschen verstanden sondern als Handeln Gottes am Menschen

- Enzyklika Mediator Dei (1947) bdquoDas ist Wesen und Sinn der heiligen Liturgie Sie befasst sich mit dem Opfer mit den Sakramenten mit dem Gott darzubringenden Lob aber ebenso bezweckt sie die Verbindung unserer Seelen mit Christus ihre durch den goumlttlichen Erloumlser zu erwirkende Heiligungldquo

- II Vatikanum (SC 7) Katabasis und Anabasis werden zusammengebunden Primaumlr ist Liturgie das Handeln Gottes am Menschen woraus gleichsam als Konsequenz die Verehrung Gottes die kultische Dimension der Liturgie erwaumlchst

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

b) Liturgie im Spannungsfeld von Gott und Mensch Tradition und subjektiver Aneignung oumlffentlich und privat

bull Als sinnstiftende Mitte der Liturgie nennt das Konzil das Pascha-Mysterium dh Leiden Tod Auferstehung und Erhoumlhung Christi

bull Liturgie als Dialog zwischen Gott und Mensch (Lengeling) als Kommunikationsgeschehen oder Begegnungsereignis

bull SC 7 bdquoJede liturgische Feier ist als Werk Christi des Priesters und seines Leibes der die Kirche ist in vorzuumlglichem Sinn heilige Handlung deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maszlig erreichtldquo

bull Prinzip der taumltigen Teilnahme (participatio actuosa) Nicht mehr nur die Priester sondern alle Getauften tragen die Liturgie mit

bull Liturgie ist zudem ein bdquoGeschehen im Zeichenldquo Sie korrespondiert mit der Sinnenhaftigkeit menschlicher Wahrnehmung

bull Verschiedene Formen der Liturgie bdquohochoffiziellldquo ndash regional ndash fromme Uumlbungenbull Abstufung der Liturgie Eucharistie ndash die uumlbrigen Sakramente ndash Stundengebet ndash

Sakramentalien ndash Liturgisches Leben Andachten Prozessionen etc

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

c) Vorlaumlufige Definitionen- 1 bdquoDie Liturgie ist der Inbegriff der sinnenfaumllligen wirksamen Zeichen der Heiligung und des Gottesdienstes der Kircheldquo (C Vagaggini)- 2 Liturgie bdquoist ndash unter dem Schleier heiliger Zeichen ndash eine persoumlnliche Begegnung Gottes mit seiner Kirche und mit der ganzen Person jedes ihrer Mitglieder in und durch Christus und in der Einheit des Heiligen Geistesldquo (A Verheul)- 3 bdquoLiturgie ist die von der kirchlichen Gemeinschaft durch Christus den Mittler zwischen Gott und den Menschen im Heiligen Geist und wirksamen Zeichen und in rechtmaumlszligiger Ordnung vollzogene Aktualisierung des Neuen Bundesldquo (EJ Lengeling)- Bedeutung der Termini mysterion mysterium sacramentum (bzw mysteria sacramenta) - Liturgie als Aktualisierung der Heilsgeschichte des Christusmysteriums und des Mysteriums der Kirche zwischen Himmelfahrt und Parusie bdquoin sacramentoldquo oder bdquoin mysterioldquo (J Corbon)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer systematischen Liturgiewissenschaftndash Aufsatz bdquoUumlber die systematische Methode in der Liturgiewissenschaftldquo

von 1921ndash Guardini differenziert darin zwischen der historisch arbeitenden und

der systematischen Liturgiewissenschaftndash Markierung der Liturgie als Theologiendash Es geht in der Liturgie um Werden und Seinndash Vorbild ist fuumlr ihn die mystisch-symbolische Erklaumlrungsweise der Vaumlter

und des Mittelaltersndash Mystagogische Betrachtungsweisendash Gegenstand der SLW die konkreten derzeit guumlltigen liturgischen

Buumlcher (Missale Brevier Martyrologium Rituale Pontificale Caeremoniale episcoporum Graduale Antiphonale etc)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

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Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 2: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

b) Liturgie im Spannungsfeld von Gott und Mensch Tradition und subjektiver Aneignung oumlffentlich und privat

- Zwei wesentliche Begriffe im liturgischen Handlungsgeschehen sind bdquoKatabasisldquo (Herabstieg Gottes) und bdquoAnabasisldquo (Aufstieg des Menschen)

- Bedeutung der Katabasis Liturgie wird nicht in erster Linie als Werk des Menschen verstanden sondern als Handeln Gottes am Menschen

- Enzyklika Mediator Dei (1947) bdquoDas ist Wesen und Sinn der heiligen Liturgie Sie befasst sich mit dem Opfer mit den Sakramenten mit dem Gott darzubringenden Lob aber ebenso bezweckt sie die Verbindung unserer Seelen mit Christus ihre durch den goumlttlichen Erloumlser zu erwirkende Heiligungldquo

- II Vatikanum (SC 7) Katabasis und Anabasis werden zusammengebunden Primaumlr ist Liturgie das Handeln Gottes am Menschen woraus gleichsam als Konsequenz die Verehrung Gottes die kultische Dimension der Liturgie erwaumlchst

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

b) Liturgie im Spannungsfeld von Gott und Mensch Tradition und subjektiver Aneignung oumlffentlich und privat

bull Als sinnstiftende Mitte der Liturgie nennt das Konzil das Pascha-Mysterium dh Leiden Tod Auferstehung und Erhoumlhung Christi

bull Liturgie als Dialog zwischen Gott und Mensch (Lengeling) als Kommunikationsgeschehen oder Begegnungsereignis

bull SC 7 bdquoJede liturgische Feier ist als Werk Christi des Priesters und seines Leibes der die Kirche ist in vorzuumlglichem Sinn heilige Handlung deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maszlig erreichtldquo

bull Prinzip der taumltigen Teilnahme (participatio actuosa) Nicht mehr nur die Priester sondern alle Getauften tragen die Liturgie mit

bull Liturgie ist zudem ein bdquoGeschehen im Zeichenldquo Sie korrespondiert mit der Sinnenhaftigkeit menschlicher Wahrnehmung

bull Verschiedene Formen der Liturgie bdquohochoffiziellldquo ndash regional ndash fromme Uumlbungenbull Abstufung der Liturgie Eucharistie ndash die uumlbrigen Sakramente ndash Stundengebet ndash

Sakramentalien ndash Liturgisches Leben Andachten Prozessionen etc

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

c) Vorlaumlufige Definitionen- 1 bdquoDie Liturgie ist der Inbegriff der sinnenfaumllligen wirksamen Zeichen der Heiligung und des Gottesdienstes der Kircheldquo (C Vagaggini)- 2 Liturgie bdquoist ndash unter dem Schleier heiliger Zeichen ndash eine persoumlnliche Begegnung Gottes mit seiner Kirche und mit der ganzen Person jedes ihrer Mitglieder in und durch Christus und in der Einheit des Heiligen Geistesldquo (A Verheul)- 3 bdquoLiturgie ist die von der kirchlichen Gemeinschaft durch Christus den Mittler zwischen Gott und den Menschen im Heiligen Geist und wirksamen Zeichen und in rechtmaumlszligiger Ordnung vollzogene Aktualisierung des Neuen Bundesldquo (EJ Lengeling)- Bedeutung der Termini mysterion mysterium sacramentum (bzw mysteria sacramenta) - Liturgie als Aktualisierung der Heilsgeschichte des Christusmysteriums und des Mysteriums der Kirche zwischen Himmelfahrt und Parusie bdquoin sacramentoldquo oder bdquoin mysterioldquo (J Corbon)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer systematischen Liturgiewissenschaftndash Aufsatz bdquoUumlber die systematische Methode in der Liturgiewissenschaftldquo

von 1921ndash Guardini differenziert darin zwischen der historisch arbeitenden und

der systematischen Liturgiewissenschaftndash Markierung der Liturgie als Theologiendash Es geht in der Liturgie um Werden und Seinndash Vorbild ist fuumlr ihn die mystisch-symbolische Erklaumlrungsweise der Vaumlter

und des Mittelaltersndash Mystagogische Betrachtungsweisendash Gegenstand der SLW die konkreten derzeit guumlltigen liturgischen

Buumlcher (Missale Brevier Martyrologium Rituale Pontificale Caeremoniale episcoporum Graduale Antiphonale etc)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 3: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

b) Liturgie im Spannungsfeld von Gott und Mensch Tradition und subjektiver Aneignung oumlffentlich und privat

bull Als sinnstiftende Mitte der Liturgie nennt das Konzil das Pascha-Mysterium dh Leiden Tod Auferstehung und Erhoumlhung Christi

bull Liturgie als Dialog zwischen Gott und Mensch (Lengeling) als Kommunikationsgeschehen oder Begegnungsereignis

bull SC 7 bdquoJede liturgische Feier ist als Werk Christi des Priesters und seines Leibes der die Kirche ist in vorzuumlglichem Sinn heilige Handlung deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maszlig erreichtldquo

bull Prinzip der taumltigen Teilnahme (participatio actuosa) Nicht mehr nur die Priester sondern alle Getauften tragen die Liturgie mit

bull Liturgie ist zudem ein bdquoGeschehen im Zeichenldquo Sie korrespondiert mit der Sinnenhaftigkeit menschlicher Wahrnehmung

bull Verschiedene Formen der Liturgie bdquohochoffiziellldquo ndash regional ndash fromme Uumlbungenbull Abstufung der Liturgie Eucharistie ndash die uumlbrigen Sakramente ndash Stundengebet ndash

Sakramentalien ndash Liturgisches Leben Andachten Prozessionen etc

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

c) Vorlaumlufige Definitionen- 1 bdquoDie Liturgie ist der Inbegriff der sinnenfaumllligen wirksamen Zeichen der Heiligung und des Gottesdienstes der Kircheldquo (C Vagaggini)- 2 Liturgie bdquoist ndash unter dem Schleier heiliger Zeichen ndash eine persoumlnliche Begegnung Gottes mit seiner Kirche und mit der ganzen Person jedes ihrer Mitglieder in und durch Christus und in der Einheit des Heiligen Geistesldquo (A Verheul)- 3 bdquoLiturgie ist die von der kirchlichen Gemeinschaft durch Christus den Mittler zwischen Gott und den Menschen im Heiligen Geist und wirksamen Zeichen und in rechtmaumlszligiger Ordnung vollzogene Aktualisierung des Neuen Bundesldquo (EJ Lengeling)- Bedeutung der Termini mysterion mysterium sacramentum (bzw mysteria sacramenta) - Liturgie als Aktualisierung der Heilsgeschichte des Christusmysteriums und des Mysteriums der Kirche zwischen Himmelfahrt und Parusie bdquoin sacramentoldquo oder bdquoin mysterioldquo (J Corbon)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer systematischen Liturgiewissenschaftndash Aufsatz bdquoUumlber die systematische Methode in der Liturgiewissenschaftldquo

von 1921ndash Guardini differenziert darin zwischen der historisch arbeitenden und

der systematischen Liturgiewissenschaftndash Markierung der Liturgie als Theologiendash Es geht in der Liturgie um Werden und Seinndash Vorbild ist fuumlr ihn die mystisch-symbolische Erklaumlrungsweise der Vaumlter

und des Mittelaltersndash Mystagogische Betrachtungsweisendash Gegenstand der SLW die konkreten derzeit guumlltigen liturgischen

Buumlcher (Missale Brevier Martyrologium Rituale Pontificale Caeremoniale episcoporum Graduale Antiphonale etc)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 4: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo

c) Vorlaumlufige Definitionen- 1 bdquoDie Liturgie ist der Inbegriff der sinnenfaumllligen wirksamen Zeichen der Heiligung und des Gottesdienstes der Kircheldquo (C Vagaggini)- 2 Liturgie bdquoist ndash unter dem Schleier heiliger Zeichen ndash eine persoumlnliche Begegnung Gottes mit seiner Kirche und mit der ganzen Person jedes ihrer Mitglieder in und durch Christus und in der Einheit des Heiligen Geistesldquo (A Verheul)- 3 bdquoLiturgie ist die von der kirchlichen Gemeinschaft durch Christus den Mittler zwischen Gott und den Menschen im Heiligen Geist und wirksamen Zeichen und in rechtmaumlszligiger Ordnung vollzogene Aktualisierung des Neuen Bundesldquo (EJ Lengeling)- Bedeutung der Termini mysterion mysterium sacramentum (bzw mysteria sacramenta) - Liturgie als Aktualisierung der Heilsgeschichte des Christusmysteriums und des Mysteriums der Kirche zwischen Himmelfahrt und Parusie bdquoin sacramentoldquo oder bdquoin mysterioldquo (J Corbon)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer systematischen Liturgiewissenschaftndash Aufsatz bdquoUumlber die systematische Methode in der Liturgiewissenschaftldquo

von 1921ndash Guardini differenziert darin zwischen der historisch arbeitenden und

der systematischen Liturgiewissenschaftndash Markierung der Liturgie als Theologiendash Es geht in der Liturgie um Werden und Seinndash Vorbild ist fuumlr ihn die mystisch-symbolische Erklaumlrungsweise der Vaumlter

und des Mittelaltersndash Mystagogische Betrachtungsweisendash Gegenstand der SLW die konkreten derzeit guumlltigen liturgischen

Buumlcher (Missale Brevier Martyrologium Rituale Pontificale Caeremoniale episcoporum Graduale Antiphonale etc)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 5: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer systematischen Liturgiewissenschaftndash Aufsatz bdquoUumlber die systematische Methode in der Liturgiewissenschaftldquo

von 1921ndash Guardini differenziert darin zwischen der historisch arbeitenden und

der systematischen Liturgiewissenschaftndash Markierung der Liturgie als Theologiendash Es geht in der Liturgie um Werden und Seinndash Vorbild ist fuumlr ihn die mystisch-symbolische Erklaumlrungsweise der Vaumlter

und des Mittelaltersndash Mystagogische Betrachtungsweisendash Gegenstand der SLW die konkreten derzeit guumlltigen liturgischen

Buumlcher (Missale Brevier Martyrologium Rituale Pontificale Caeremoniale episcoporum Graduale Antiphonale etc)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 6: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Begriff der bdquoliturgischen Theologieldquo taucht zum ersten Mal auf SLW ist

liturgische Theologie insofern sie als Ausgangspunkt und Ziel bdquodas System der kirchlichen Kultuumlbungldquo hat und als ihren Inhalt die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus Sie ist liturgisch insofern es ihr um den Kult mit seinen Riten Buumlchern Geraumlten Symbolen etc geht sie ist aber Theologie insofern Gottesdienst nie etwas anderes sein kann als Gottes Begegnung mit den Menschen

bull Methode der SLW Sammlung des Stoffes ndash Ordnung des gesammelten Materials dabei gilt in der Liturgie die katholische Weite des bdquoSowohl ndash als auchldquo denn bdquodie Liturgie ist keine Wissenschaft von abgezogenen Saumltzen wie die Mathematik in der sich aus einer Voraussetzung recta linea eine Folgerung ergibt hellip Sie steht vielmehr einem Lebendigen gegenuumlber naumlmlich der betenden opfernden Kircheldquo ndash Erhebung allgemeiner Begriffe ndash Dialog mit anderen Geisteswissenschaften zB der Psychologie Philosophie Gesellschaftswissenschaften

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 7: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

a) Romano Guardini und die Entwicklung einer SLWbull Fazit Guardinis Definition von Liturgie Liturgiewissenschaft

ndash Hinsichtlich ihrer Stellung innerhalb der Theologie ist die Liturgie von den anderen Faumlchern unterschieden obwohl sie zu allen eine enge Beziehung hat

ndash Wichtig ist Guardini dass sie bdquonicht mit der Liturgik als Teil der Pastoraltheologie verwechselt werdenldquo darf

ndash Aber auch von der Dogmatik dem Kirchenrecht und der Exegese unterscheidet sie sich denn es geht ihr nicht um ein System der Glaubens- oder Sittenlehre

ndash Vielmehr kann sie definiert werden als bdquodie methodische Erforschung der wirklichen Kirche in ihrem Gebetslebenldquo

ndash Damit wird zweierlei zum Ausdruck gebracht die notwendige Ruumlckbindung der SLW an das Dogma bzw die Theologie und gleichzeitig die Notwendigkeit der lebendigen Entwicklung und Veraumlnderbarkeit

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 8: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer TheologieErfahrungsbezogen

- Theologie ist von ihrem Ursprung her Doxologie Lobpreis Gottes (vgl A Schmemann Liturgie als bdquotheologia primaldquo)

- Wer keine gottesdienstliche Praxis besitzt kann deshalb nicht verantwortlich Liturgiewissenschaft betreiben

- Die Glaubenserfahrung ist in dem Sinn also nicht der Inhalt sondern die Bedingung der Moumlglichkeit fuumlr die Liturgiewissenschaft wie die Theologie uumlberhaupt

Exegetisch- Die Methode der Liturgiewissenschaft ist der Kommentar- bdquoGottesdienst und Schrift legen sich in irgendeiner Weise

gegenseitig ausldquo

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 9: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Metaphorisch-bildhaft- Bezug zur patristischen Mystagogie und der Allegorese der Vaumlter- bdquoFuumlr eine sich als Theologie verstehende systematische Liturgiewissenschaft haben die Humanwissenschaften die ja methodisch die Wahrheitsfrage ausblenden nicht konstitutiven oder gar normativen Charakter sondern sind Hilfswissenschaftenldquo

Aspektivisch- Wahrheit in verschiedenen Ansichten (= Aspekten)- LW hat nicht die Aufgabe die einzelnen Ansichten der Liturgie in ein kohaumlrentes System zu bringen- Daraus folgt die Ablehnung einer allgemeinen LW ( es geht um den Kommentar des liturgischen Vollzugs)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 10: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

b) Reinhard Meszligner Liturgiewissenschaft am Schnittpunkt zwischen historischer und systematischer Theologie

Fazit Die Liturgiewissenschaft ist eine Schwesterdisziplin (keine Subdisziplin) der Dogmatik und der Bibeltheologie So wie die Dogmatik aus der Quelle der Offenbarung schoumlpft und die biblische Theologie ihre Ordnung vom biblischen Kanon erhaumllt so empfaumlngt die Liturgiewissenschaft ihre Ordnung aus dem gottesdienstlich-pneumatischen Geschehen Damit steht die liturgische Theologie gleichberechtigt neben der biblischen und dogmatischen Theologie

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 11: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Theologie aus dem Geist der Liturgie Liturgische Theologie versteht sich vom Mysterium her und ist von ihrem Wesen her symbolisch und pragmatisch Gebet Liturgie und Theologie gehoumlren deshalb zusammen Eine Theologie ohne Gebet und liturgischen Vollzug kann keine echte Theologie sein und umgekehrt ist eine Theologie des Gebetes die beste liturgische Theologie

- Forderung einer bdquoTheologie zweiten Gradesldquo Versuch liturgietheologische Grundsaumltze aufzustellen und zu entfalten

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Lengeling bdquoLiturgie ist also nicht nur Kult Sie ist in ordine executionis nicht einmal primaumlr Kult Denn die Initiative des Dialogs liegt bei Gott Liturgie ist zuerst opus Deildquo Haumluszligling Kritik an der Abwehr kultischer Elemente

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 12: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

c) Helmut Hoping Liturgiewissenschaft als Theologie aus dem Geist der Liturgie

- Bedeutung und Problematik des Kultbegriffs Pieper bdquoEs gehoumlrt zur Natur des Kultes daszlig er aus goumlttlicher Satzung seinen

Ursprung nimmt hellip Der Kult selbst also ist vorgegeben ndash oder es gibt ihn uumlberhaupt nicht Hier ist nichts erst noch zu stiften und zu gruumlnden Hoping bdquoDer christliche Kultbegriff umfasst an erster Stelle den soterischen Aspekt der Liturgie ihre katabatische Dimension sekundaumlr ihren latreutischen Aspekt die anabatische Dimension der Liturgieldquo

- Frage nach der bdquodoxologischen Qualitaumltldquo des Gottesdienstes (kritische Anmerkung zu konkreten Feierformen Die praktische Umsetzung hat sich zu orientieren an der Theologie)

- LW in enger Verbindung zur systematischen Theologie - LW im Schnittpunkt zwischen systematischer und mystagogischer Theologie

(vgl den fundamentalliturgischen Ansatz Joseph Ratzingers)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

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a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

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c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 13: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull Primaumlre Ansiedlung des Faches in der Praktischen Theologiebull Anthropologische Wende Liturgie wird daher nicht in erster Linie als

Einbruch der goumlttlichen Wirklichkeit oder pneumatisches Geschehen verstanden sondern als bdquoDeutehorizont in praumlsentativer Symbolikldquo

bull Damit ist nicht Gott der eigentlich Handelnde im Gottesdienst sondern der Mensch bzw die feiernde Gemeinde

bull Aufgabe der Liturgiewissenschaft als praktischer Disziplin ist die Reflexion der Liturgie als symbolischer Ort an dem die Offenbarung Gottes mit der menschlichen Erfahrung vermittelt wird Es geht um das bdquoWiderfahrnis der Transzendenz Gottesldquo (Josef Wohlmuth)

bull Gleichberechtigung der Humanwissenschaften mit der Liturgiewissenschaft (Modell der bdquokonvergierenden Optionenldquo)

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 14: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

bull d) Albert Gerhards Andreas Odenthal Liturgiewissenschaft im Dialog

bull konkrete Gemeinde ist zwar aktuelle Traumlgerin aber nicht autonome Gestalterin der Liturgie

bull Fazit Die Feier der Liturgie ist bdquosymbolischer Raumldquo der sowohl fuumlr die Transzendenzerfahrung Gottes als auch fuumlr die menschlichen Lebenserfahrungen offen ist Die Liturgie ist zum einen Ort theologischer Erkenntnis (bdquolocus theologicusldquo) Zum anderen ist der Liturgiewissenschaft aber der Mensch als Gott Feiernder zur Reflexion aufgegeben weswegen es des Dialoges mit den Humanwissenschaften bedarf

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 15: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull HauptthesebdquoLiturgiewissenschaft zeichnet sich dadurch aus daszlig sie erstens als Theologie mit einem ausgewiesenen systematischen Instrumentarium zweitens an (historischen undoder aktuellen) liturgischen Texten (liturgischen Quellen) arbeitet und drittens den Gebrauch dieser liturgischen Texte daraufhin befragt ob er der Glaubensfeier heutiger Menschen angemessen ist

bull Liturgie ist gottmenschliches Kommunikationsgeschehen bdquoChristlicher Gottesdienst ist wirkliche Begegnung zwischen Gott und Mensch im Modus der Redeldquo

bull Weil dies so ist kann Liturgie nur mystagogisch erschlossen werden Liturgiewissenschaft lebt aus der konkreten Erfahrung mit dem Gottesdienst

bull Humanwissenschaften bleiben Hilfswissenschaften da sie die Wahrheitsfrage ausblenden

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 16: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

e) Martin Stuflesser Stephan Winter Liturgiewissenschaft in Einheit von systematischer historischer und praktischer Theologie

bull Fazit Stuflesser Winter fordern eine systematische Theologie der Liturgie deren Aufgabe eine Systematisierung und Rekonstruierung von liturgischen Glaubenstexten ist Neben der systematischen und historischen LW hat allerdings auch eine praktische Liturgiewissenschaft ihre Berechtigung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 17: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Systematische Liturgiewissenschaft ist vor allem anderen eine

theologische Wissenschaftndash Wichtig ist die geistlich-mytagogische Komponentendash Liturgie ist keine Lehre von Saumltzen die es zu lernen gilt sondern

Begegnung mit dem Geheimnis Gottes die sowohl (aktiv) als bdquoDialog zwischen Gott und Menschldquo (Lengeling) als auch (passiv) als bdquoWiderfahrnis einer einzigartigen Begegnung mit Jesus als dem Christusldquo (Wohlmuth) beschrieben werden kann

ndash Zur Liturgiewissenschaft gehoumlrt nach Guardini eine gewisse Weite und damit verbunden eine Nicht-Systematisierbarkeit (Unterschied zur Dogmatik ndash aspektivischer Charakter der Liturgie)

ndash Moment der Uumlberraschung und des Staunensndash Raum fuumlr eine individuelle Glaubenserfahrung

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 18: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft

f) Was bleibt von Guardini ndash Versuch eines weiterfuumlhrenden Fazitsndash Eine allgemeine Liturgiewissenschaft kann nicht aufgegeben werden

dh es bedarf einer systematischen Darstellung liturgischer Grundbegriffe wie Opfer Sakrament Gebet etc (Aufgabe einer bdquoTheologie der Liturgieldquo)

ndash Die bdquoliturgische Theologieldquo die mit einer systematischen Liturgiewissenschaft gleichgesetzt werden kann hat hingegen von den gottesdienstlichen Texten und Riten auszugehen

ndash Der Dialog mit den Humanwissenschaften wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger werden (Kenntnis psychoanalytischer kulturanthropologischer und gesellschaftlicher Tendenzen) dennoch bleibt die bdquoOrientierung am Dogmaldquo Humanwissenschaften sind nicht gleichberechtigte Partner sondern Hilfswissenschaften

ndash Systematische Liturgiewissenschaft ist anzusiedeln im Spannungsfeld von historischer mystagogischer und praktischer Theologie Ihren eigentlichen Kern aber hat sie in der Mystagogie

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

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b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 19: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

bull Hinfuumlhrungndash Besteht eine Vorrangigkeit der Liturgie oder der Theologie ndash legem credendi lex statuat supplicandi (Prosper von Aquitanien)ndash Das Axiom bezieht sich urspruumlnglich nicht auf die gesamte Liturgie

sondern auf Fuumlrbitten (spaumlter wurde es weiter interpretiert in dem Sinn dass die Liturgie als ganze Norm fuumlr die Glaubenslehre sei)

ndash Einordnung der Liturgie unter die loci theologicindash Eigenart und Eigenwert der Liturgie sind staumlrker zu beruumlcksichtigen

wenn ihre dogmatische Rezeption der Liturgie gerecht werden willndash Obwohl 1854 Pius IX und 1950 Pius XII die marianischen

Dogmatisierungen auch durch die Liturgie und deren Texte stuumltzen stellt Pius XII in der Enzyklika Mediator Dei auch die Umkehrung des Axioms auf um den Vorrang des Glaubens gegenuumlber der Liturgie herauszustellen (lex credendi legem statuat supplicandi)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 20: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est Lex credendindash Ausgangspunkt Krise orthodoxer Theologie und Kirchendash Krise der Liturgie korrespondiert mit einer Krise der Ekklesiologie in der

Theologiendash Krise der Theologie kommt durch ungesunden Pluralismus und die

Unfaumlhigkeit der Theologie zur Kommunikation mit der realen Kirchendash Krise der Liturgie kommt durch Nominalismus liturgischer Praxisndash Die doppelte Krise der orthodoxen Kirche kommt dadurch zustande

dass sie sich von ihren beiden Quellen der lex orandi (Liturgie) und der lex credendi (Theologie) geloumlst hat

ndash Verlust eines kirchlichen Erfahrungsbezuges bzw einer kirchlichen Verortung der Theologie

ndash Liturgie wurde aus dem Alltag der Welt isoliert bdquoLiturgy is confined to the temple but beyond its sacred enclave it has no impact no powerldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 21: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Zusammenhang des liturgischen und des vernuumlnftigen Gottesdienstesndash Bestimmung der Liturgie nicht nur cultus sondern auch cultura mundi

zu seinndash Ruumlckbesinnung auf den kosmischen und eschatologischen

Ereignischarakter der Kirchendash Im Gottesdienst der Kirche aktualisiert sich die Welterfahrung neuer

Schoumlpfungndash die Liturgie der Kirche wird zur leiturgia zur Dienerin der Theologie

oder zur schlechthinnigen eschatologischen Moumlglichkeit der Theologie

ndash Pointe des Axioms lex orandi ndash lex credendi liegt auf der Kongruenz beider zugleich aber auch auf der Moumlglichkeit gegenseitiger Kritik

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

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b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

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b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

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b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

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d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

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d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 22: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Quelle und Ziel der Theologiendash Die Liturgie der Kirche ist zwar nicht die einzige Quelle der Theologie

aber deren prominentester normativer Bezugspunkt da hier am unmissverstaumlndlichsten der Glaube der Kirche greifbar wird der der eigentliche Gegenstand der Theologie ist

ndash Der dreieinige Gott wird als Handelnder erfahrenndash Theologie als bdquoganzheitliches Unternehmenldquondash Theologie auf die Liturgie auszurichten bedeutet nicht die Verifikation

von Satzwahrheiten sondern die Verifikation von Glaubenswahrheiten als authentischen Lebenswahrheiten im Sinn der Einladung zum Herrenmahl bdquoKostet und seht wie gut der Herr istldquo (Ps 349)

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 23: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Liturgie als Gegenstand und Aufgabe der Theologiendash Theologie hat die Aufgabe den Sinn der Liturgie kritisch zu erschlieszligen

und zu hinterfragen dh die Liturgie zum Gegenstand ihres Forschens zu machen

ndash Gegen eine bdquowestlichldquo bestimmte Fixierung auf bestimmte Topoi wie Opfer und Transsubstantiation betont Schmemann die Wiederentdeckung der eschatologischen Dimension der Liturgie

ndash die Liturgie muss theologisch erschlossen und die Theologie liturgisch gepraumlgt und so beide wieder werden was sie sind Lebens- und Lehrquelle der Kirche (bdquorestoring to liturgy its theological meaning and to theology its liturgical dimensionldquo)

ndash bdquoDie Theologie muss die lex orandi als ihre Glaubensregel wiederentdecken und die Liturgie muss sich wieder selbst als lex credendi erweisenldquo

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 24: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

a) Alexander Schmemann Lex orandi est lex credendindash Kritik an einer sich immer mehr bdquoscholastischldquo spezialisierenden

Theologie ndash Insistieren auf dem Welt- und Erfahrungsbezug der Liturgiendash Liturgischer und vernuumlnftiger Gottesdienst gehoumlren als Erfahrungs-

und Glaubenskontinuum zusammenndash Liturgie als ein eschatologisches Ereignissesndash Offen bleibt die Frage wie die Theologie auch Kritik an liturgischen

Missstaumlnden uumlben kann und soll so dass man sich fragt ob die Liturgie nicht doch an sich schon bdquosakrosanktldquo ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 25: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash die beiden Aspekte lex orandi und lex credendi werden nicht

identifiziert sondert differenziert wenn nicht sogar polarisiert und der Theologie dabei eine staumlrker regulativ-normative Aufgabe zugewiesen

ndash Wainwrights Interesse ist dezidiert oumlkumenisch sein Standpunkt nichtsdestotrotz bdquoprotestantischldquo oder zumindest bdquowestlichldquo

ndash weit gefasstes Verstaumlndnis von Doxologie Doxologie ist nicht nur eine bestimmte Sprachhandlung des Gottesdienstes (zB Gloria Sanctus usw) oder der Andacht sondern das christliche Lebensprinzip schlechthin

ndash Durch den Gottesdienst bekommt Theologie Anteil an der Offenbarungsgeschichte Gottes mit der Menschheit

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 26: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Dogmatik soll aus liturgischer Perspektive geschehen So bleibt die

Theologie in Beziehung zu Gottes Heilsplan bleibt bei ihrer Sachendash Wainwright benutzt lediglich das offene Bezugspaar Lex orandi - lex

credendi ndash Kritik Damit hat er sich bereits von dem urspruumlnglichen Sinn der Formel entfernt

ndash Sowohl das trinitarische als auch das christologische Dogma wurden im liturgischen Bereich vorgebildet und sind im Streit um die rechte Gottesverehrung dann tatsaumlchlich entstanden

ndash Die zahlreichen mittelalterlichen Konflikte um das Verstaumlndnis der Eucharistie sind ebenso auf dem Hintergrund gottesdienstlicher Praxis zu verstehen wie die am Buszligsakrament aufgebrochene Reformation

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 27: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash in bestimmten Faumlllen Prioritaumlt der lex orandi gegenuumlber der lex

credendindash Wie kann angesichts divergierender liturgischer Formulare in

unterschiedlichen Denominationen die bleibende Lehrautoritaumlt einer Liturgie behauptet werden

ndash Welche Anforderungen muss eine Liturgie erfuumlllen um zur Neuformulierung (oder gar Korrektur) dogmatischer Lehre herangezogen zu werden

ndash Zwei unterschiedliche Gottesdienstdefinitionen Dem lutherischen Verstaumlndnis des Gottesdienstes als eines dialogischen Wortgeschehens im Gefaumllle von Gottes Dienst an uns und unserem Dienst vor Gott wird eine orthodoxe Formulierung konfrontiert nach der beim Gottesdienst die Initiative primaumlr von Gott und nicht vom Menschen kommt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 28: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandindash Der Gottesdienst wird als Ort der rettenden Selbstkundgabe Gottes

und daher als Lehrautoritaumlt fuumlr Theologie und Kirche definiertndash Das Lehramt hat eine Verantwortung fuumlr die Liturgie als doxologischem

Ausdruck des Glaubensndash Das Lehramt hat ebenso eine Verantwortung vor bzw gegenuumlber der

Liturgie Es sollte die Erfahrung des christlichen Gottesdienstes so heranziehen dass der doxologische Funke auf Lehrformulierungen uumlberspringt und das Dogma durch das Gebet geformt wird

ndash Hierarchie der Gliederung a) Einsetzung durch Jesus die Apostel oder Zeugen der Schrift b) Universalitaumlt (vgl Vincenz von Lerinslsquo bdquoquod semper quod ubique ab omnibus creditum estldquo) c) Ethische Integritaumlt einer Kirche in Uumlbereinstimmung mit ihrer Liturgie d) Balance zwischen magistraler Kontrolle und kommunitaumlrer Initiative

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 29: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

b) Geoffrey Wainwright Wechselverhaumlltnis von Lex credendi und Lex orandi ndash Folgerungenndash Fruchtbares Zusammenspiel von Lex orandi und lex credendindash Christologievorlesung Bonhoeffers bdquoDer Gottesdienst wird

Ausgangspunkt und Kriterium fuumlr die theologische Aufgabe christologischer Untersuchung und Reflexion Dass (Jesus) Christus fuumlr mich im Gottesdienst geschichtlich wird ist der Grund meines Interesses fuumlr den historischen Jesus Seine Gegenwart im Gottesdienst impliziert ontologisch seine Einheit als Gott-Menschldquo

ndash Vernachlaumlssigt die Theologie den Gottesdienst verkommt sie zur bdquoArchaumlologieldquo und kann nicht mehr aus der Erfahrung des in der Verkuumlndigung gegenwaumlrtigen Herrn schoumlpfen

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 30: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Inhaltlich geht es ihm um eine radikale Neubestimmung des

Verhaumlltnisses von lex orandi und lex credendindash Dabei widerspricht er sowohl der gelaumlufigen roumlmisch-katholischen

Position mit ihrer eindeutigen Vorordnung des Lehramts gegenuumlber der Liturgie als auch der Methode G Wainwrights

ndash Liturgie als Orthodoxie die liturgische Tradition ist nicht als eine Quelle unter anderen anzusehen sondern als bdquodynamische Bedingungldquo in welcher bdquotheologische Reflexionldquo geschieht

ndash Liturgie als theologia prima Theologie der gottesdienstlichen Gemeinde verdient es im eigentlichen primaumlren Sinn Theologie genannt zu werden waumlhrend jede Art akademischer oder klerikaler Theologie davon abzuleiten und als theologia secunda zu bezeichnen ist

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 31: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Verhaumlltnisbestimmung von theologia prima und theologia secunda im

Blick auf das Axiom Prospers v Aquitanien ndash philologisch Das Verb bdquostatuatldquo bestimmt Subjekt (lex supplicandi)

und Objekt (legem credendi) des Satzes in gleicher Weise mit der Pointe dass beide nicht verschieden sondern gerade im Gottesdienst in dem Gebet (lex orandi) und Glaubensbekenntnis (lex credendi) vorkommen deckungsgleich werden

ndash Es gibt aber ein Gefaumllle da das Subjekt die lex supplicandi das Objekt die lex credendi setzt

ndash lex supplicandi und lex credendi verhalten sich zueinander wie Proklamation und Rezeption des Wortes Gottes wie Zusage und Glaube promissio und fides

ndash Korrelation von promissio und fides lex praedicandi und lex audiendi

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 32: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Die lex supplicandi ist aber auch deshalb der lex credendi vorgeordnet

weil es hier um ein priesterliches Fuumlrbittengebet fuumlr die Welt (vgl 1 Tim 21 ff) geht das den Glauben der Kirche begruumlndet und traumlgt

ndash Prioritaumlt der theologia prima ist lediglich Postulat Die Realitaumlt ist von der einseitigen Dominanz und einer gewissen bdquoHerablassungldquo der akademisch- klerikalen Theologie gegenuumlber der elementaren Theologie gepraumlgt

ndash Liturgie als Offenbarung zentrale Frage inwiefern der Gottesdienst in Analogie zur Inkarnation und zur Inspiration der Schrift als Offenbarung

betrachtet werden kannndash die Inkarnation des Logos die Inspiration der Schrift und die Liturgie in

ihrer sakramentalen bzw soterisch-katabatischen Qualitaumlt werden gleichsam auf eine offenbarungstheologische Stufe gestellt

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

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b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

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b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

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c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 33: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi

c) Aidan Kavanagh Lex orandi als theologia primandash Kanonische Struktur der Liturgie -bdquoKanonizitaumltldquo der theologia prima ndash Christliche Liturgie beruht auf rhythmischer Wiederholungndash Kanon der Schrift Kanon des trinitarischen Taufbekenntnisses

(Apostolicum) und Kanon des eucharistischen Gebetes sowie die kanonischen Gesetze als Normen die innerhalb der Geschichte des Gottesdienstes eine autoritative Geltung bekommen haben

ndash die ersten drei bdquocanonsldquo Schrift Taufbekenntnis und Eucharistiegebet sind Primaumlrformen des Gottesdienstes Die Schrift gehoumlrt zur Wortverkuumlndigung das Credo ist Bekenntnis des Glaubens das Eucharistiegebet enthaumllt Lob des Schoumlpfers Christus-Anamnese und Geistbitte (Epiklese)

ndash Zum Gottesdienst und damit zu einer bdquoprimaumlren Theologieldquo gehoumlren demnach Anrede (Proklamation der Offenbarung in Christus) und Antwort in Bekenntnis Lob Gedaumlchtnis und Bitte

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 34: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Aumllteste Liturgiebeschreibungen

ndash Justin der Maumlrtyrer (dagger 165)ndash Bericht der Pilgerin Egeria (4 Jh)

bull Kirchenordnungenndash Didachendash Hippolyt von Rom (dagger 235) Apostolische Uumlberlieferungndash Apostolische Konstitutionen

bull Liturgische Buumlcherndash Sacramentarium Veronense (6 Jh)ndash Sacramentarium Gelasianum (7 Jh)ndash Sacramentarium Gregorianumndash Diese roumlmischen Liturgiebuumlcher enthalten fast nur liturgische Texte

nicht aber Beschreibungen des liturgischen Ablaufs

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 35: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Ordines Romanibull Roumlmisch-Germanisches Pontifikale (um 950)bull mystagogische Liturgieerklaumlrungen der Kirchenvaumlter

ndash Cyrill von Jerusalem (dagger 386) Mystagogische Katechesenndash Johannes Chrysostomos (dagger 407) und Theodor von Mopsuestia (dagger 428)ndash Ambrosius von Mailand (dagger 397) bdquoDe mysteriisldquo und bdquoDe sacramentisldquondash Pseudo- Dionysius Areopagita (5 Jh) bdquoDe ecclesiastica hierarchialdquo

bull Liturgieerklaumlrungen der karolingischen Epoche und des Mittelaltersndash Amalar von Metz (dagger um 850) allegorische Liturgieauslegungndash Hrabanus Maurus (dagger 856) bdquoDe institutione clericorumldquo ndash Lehrbuch fuumlr

den nachwachsenden Klerus ndash Wilhelm Durandus von Mende (dagger 1296) bdquoRationale divinorum

officiorumldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 36: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Mittelalter

ndash Insgesamt ging es der Scholastik nicht um die liturgischen Vollzuumlge sondern um das was die Liturgie bewirken soll um die bdquoGnadenfruumlchteldquo die sie fuumlr den Menschen hervorbringen um das bdquorite et valideldquo des gottesdienstlichen Tuns

bull Reformationszeit bis zur Aufklaumlrungsepochendash Erasmus von Rotterdam (dagger 1536) uumlbersetzt ua die

Chrysostomusliturgie ins Lateinischendash Georg Witzel (dagger 1573) gibt in seiner Schrift bdquoVon der heiligen

Eucharistyldquo (1534) positive Impulse aus der Alten Kirche (Gemeinschaftscharakter der Eucharistie aktive Beteiligung der Glaumlubigen die mystische Seite des Sakramentes Eingliederung in Christus)

ndash Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (dagger 1860) Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 37: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull 19 und 20 Jahrhundert

ndash Prosper Gueacuteranger (dagger 1875) Abt von Solesmes Wegbereiter der Liturgischen Bewegung

ndash Josef Andreas Jungmann (dagger 1975) bdquoMissarum sollemnialdquondash Als wissenschaftliche Disziplin wurde die Liturgiewissenschaft als

Teilgebiet der historischen Theologie begriffenndash Daneben stand bis zu Anfang des 20 Jhs die als Teilgebiet des

Kirchenrechts begriffene bdquoLiturgikldquo als bdquoRubrizistikldquo beschaumlftigte sie sich mit der praktischen Anwendung der Rubriken in der Klerikerausbildung

ndash Mit der liturgischen Bewegung waumlchst die Erkenntnis LW ist mehr als ein historisches oder kirchenrechtlich-pastoraltheologisches Fach

ndash Hauptrepraumlsentanten einer theologisch-systematischen LW Romano Guardini (dagger 1968) und Odo Casel (dagger 1948)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 38: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

a) Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Konzil und Nachkonzilszeit

ndash Die Liturgiekonstitution des 2 Vatikanums erhebt die Liturgiewissenschaft zu den theologischen Hauptfaumlchern Die Liturgie ist bdquosowohl unter theologischem und historischem wie auch unter geistlichem seelsorglichem und rechtlichem Gesichtspunkt zu behandelnldquo (SC 16)

ndash Emil Josef Lengeling bdquokopernikanische Wendeldquo bdquoEnde des Mittelaltersldquondash Klemens Richter bdquoDer entscheidende Schritt uumlber Trient hinausldquo ist die

Tatsache dass das 2 Vatikanum zum ersten Mal seit Trient amtlich festgestellt hat bdquodass nicht mehr der Priester allein sondern dass die Gemeinde als ganze Subjekt und Traumlgerin des liturgischen Handelns istldquo

ndash Angelus Haumluszligling Die participatio actuosa aller Teilnehmer wird zum Formalkriterium fuumlr die Wesensgemaumlszligheit von Liturgie uumlberhaupt Liturgiereform ist bdquogrundsaumltzlich unabgeschlossenldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 39: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull Historisch Organische Liturgieentwicklungbull Widerstaumlnde gegen die Liturgiereform

ndash Marcel Lefebvre und die Pius-Bruumlderndash Balthasar Fischer bdquoKinderkrankheitenldquo der Reform - bdquoAllergie gegen

Feierlichkeitldquo bdquoLateinallergieldquo bdquomissverstandener Oumlkumenismusldquo bdquoMachbarkeitsmentalitaumltldquo bdquoLibertinismusldquo und bdquoSermonitisldquo

bull Weiterfuumlhrung der Reformndash Haumluszligling permanente Liturgiereform liturgiewissenschaftliche

Aufgabenfelder Paradigmenwechsel der Neuzeit actuosa participationdash Heinrich Rennings Grundsaumltzlich bdquooffeneldquo Liturgiendash Michael Kunzler bdquosbquoOffene Liturgielsquo kann eine modische Worthuumllse sein

fuumlr Bestrebungen die sbquoLeerelsquo der Gottferne oder die gesellschaftliche Wirklichkeit zum gottesdienstlichen Zeichen zu erheben oder der Machbarkeitsmentalitaumlt unserer Zeit einen kirchlichen Ort zu geben sbquoOffene Liturgielsquo kann aber ebenso noumltiger Bestandteil einer dem Menschen zugewandten Liturgiewissenschaft sein

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 40: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Der Begriff wurde zuerst von Papst Pius X gepraumlgt

ndash Im Motu proprio bdquoTra le sollecitudinildquo uumlber die Kirchenmusik vom 22 November 1903 fordert der Papst eine bdquoaktive Teilnahme an den Mysterien und dem oumlffentlichen und feierlichen Gebet der Kircheldquo

ndash An der Liturgie taumltig teilzunehmen dazu hat das christliche Volk nach SC 14 kraft der Taufe das Recht und besitzt dazu das Amt

ndash Liturgie ist nicht bdquozeitenthobener Kultldquo sondern bdquoSakrament des Heilswerkesldquo

ndash Festschreibung der bdquoparticipatio plena conscia et actuosaldquondash Andererseits darf die bdquoparticipatio actuosaldquo nicht als einziges

liturgiepruumlfendes Kriterium gelten Aktive Teilnahme aller an der Liturgie kann nicht bedeuten sie durch immer neue bdquoGestaltungldquo durch irgendwelche Elemente der saumlkularen buumlrgerlichen Umgangsformen aktionsreicher zu machen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 41: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Joseph Ratzinger zur participatio actuosa

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet nicht die Ausdehnung der Aktion um ihrer selbst willen auf alle Teilnehmer so dass bdquoLiturgieldquo einem staumlndigen Wechsel der Erwartungen folgend stets neu entworfen werden muumlsste

ndash bdquoTaumltige Teilnahmeldquo bedeutet wesentlich Interiorisierung der liturgischen Actio bei allen an ihr Teilnehmenden

ndash Die Erziehung zu einer houmlchst aktiven Verinnerlichung des liturgischen Geschehens ist eine bdquoUumlberlebensfrage der Liturgie als Liturgieldquo

ndash Es geht darum die Gemeinde zum taumltigen Mitvollzug der Liturgie zu fuumlhren nicht darum die Liturgie selbst nach dem Grundsatz der taumltigen Teilnahme zu bdquogestaltenldquo

ndash Participatio actuosa ist im tiefsten gemeinsame participatio Deindash die Befaumlhigung zur inneren Aneignung der gemeinsamen Liturgie der

Kirche

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 42: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

Exkurs Was meint bdquoParticipatio actuosaldquobull Hans Urs von Balthasar zur participatio actuosa

ndash bdquoNorm und Maszligstab fuumlr die Gestaltung unserer Gottesdiensteldquo ist bdquodas Lob der Herrlichkeit seiner Gnadeldquo (Eph 16)

ndash Das Kriterium der bdquoLebendigkeitldquo eines Gottesdienstes ist houmlchst zweideutig

ndash Eine Neigung sich selber zu feiern statt Gott wird sich unvermerkt aber auch unbedingt steigern wenn der Glaube an die Realitaumlt des eucharistischen Ereignisses verblasst Mit dem Bewusstsein der eigenen Unwuumlrdigkeit waumlchst die Wuumlrde der Liturgie

ndash Ist die christliche Haltung der (Mehrzahl der) Gemeinde und des Priesters echt so ist die Feier bdquowuumlrdigldquo

ndash Wenn wir kleine Leute geworden sind sollten wir das Mysterium das wir feiern nicht auf unser Format zu reduzieren suchen wir sollen uns bdquoGott gegenuumlber echt benehmenldquo

ndash Foumlrderung der participatio actuosa ist die Aufgabe der Mystagogie

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 43: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und VeraumlnderbarkeitGrundfrage Widerspricht es nicht der Natur der Feier die nach allgemeiner Erfahrung nicht ohne Spontaneitaumlt auskommt wenn sie rechtlichem Reglement unterworfen wird ndash Albert Gerhards erinnert an die bdquoeuchologische Freiheitldquo die bei

Hippolyt von Rom noch selbstverstaumlndlich gewesen sei und bdquodie allein durch die Forderung der Rechtglaumlubigkeit des Betens begrenzt wirdldquo

ndash Stefan Rau Liturgische Ordnung sichert nicht Gottes Wirkungsmoumlglichkeiten sondern die Verbindung der sichtbaren Kirche zu ihren mystischen Wurzeln in den liturgischen Feiern vor allem der Eucharistie

ndash Begruumlndet wird das Bestehen fester Ordnungen damit dass die Liturgie kein selbstmaumlchtiges Handeln der Kirche sondern ein von Christus gestiftetes und der Kirche uumlbertragenes Tun ist was bdquonach einer allem willkuumlrlichen Zugriff entzogenen Grundordnung verlangtldquo

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 44: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

bull b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Es geht um die Wahrung der Identitaumlt der Liturgie uumlber zeitliche und raumlumliche Grenzen hinweg

bull Freiheit zur Spontaneitaumlt in der Liturgie und Beobachtung einer vorgegebenen Ordnung bilden die Pole eines Spannungsfeldes

bull Dabei ist fuumlr die lateinische Kirche eine klar umschriebene Ordnungskompetenz gegeben Der Heilige Stuhl ordnet durch die Herausgabe der amtlichen liturgischen Buumlcher und durch den Erlass sonstiger Normen die Liturgie der Gesamtkirche

bull Unter Beobachtung der obersten Autoritaumlt ordnet und beaufsichtigt der Dioumlzesanbischof die Liturgie seiner Teilkirche Er besitzt bezuumlglich der Dioumlzesanliturgie (SC 13) eine eigene Gesetzgebungsgewalt

bull Den Bischofskonferenzen obliegt es volkssprachliche Uumlbersetzungen der liturgischen Buumlcher erstellen zu lassen und nach Billigung durch den Apostolischen Stuhl herauszugeben

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 45: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

b) Rechtlich Die Spannung zwischen festen Regeln und Veraumlnderbarkeit

bull Zwei Aufgaben der Bischofskonferenzndash die amtliche Uumlbertragung lateinischer Liturgietexte in die

Landessprachendash die Ergaumlnzung oder Aumlnderung gesamtlateinischer

Gottesdienstordnungen bull Liturgie und Recht in der orthodoxen Kirche

ndash Bei aller Verschiedenheit ist eine Einheit liturgischer Vollzuumlge in den einzelnen Kirchen gegeben Uumlberzeugung dass keine einzelne orthodoxe Kirche die Gottesdienstordnung aumlndern darf weil sie sonst die Einheit aller orthodoxen Kirchen in Gefahr braumlchte

ndash Entscheidend fuumlr das Wachsen der Gottesdienstordnung war immer eine bdquoAnnahme von untenldquo bdquoVon obenldquo initiierte Liturgiereformen konnten sich nie durchsetzen

ndash gottesdienstliche Rechtsordnung eher als Rahmen zu verstehen

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 46: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die Himmelfahrt wird von der Mehrzahl der Glaumlubigen verkanntndash Es entsteht der Eindruck es sei ein Abschiedndash In Wahrheit beginnt die Liturgie der Endzeit Die Himmelfahrt des

Herrn ist der neue Spielraum der endzeitlichen Liturgie und die Ikonographie der steinernen Kirche symbolisiert sie auf durchsichtige Weisebull Christus als der Allherrscher (Pantokrator) ist der Schlusssteinbull In der Rundung der Apsis erblickt man die Frau mit dem Kind (Apk 12)bull Im Chorraum stehen die Engel oder andere Ausdrucksformen der Theophanien des

Heiligen Geistes

ndash Der auffahrende Christus verschwindet so wenig dass er im Gegenteil zu erscheinen und zu kommen beginnt

ndash Die Himmelfahrt ist eine progressive Bewegung bdquovom Anfang zu je neuem Anfangldquo (Gregor von Nyssa)

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 47: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash bdquoEnergieldquo bzw bdquoSynergieldquo ist eines der Schluumlsselworte bei J Corbon bdquoWenn die Energie des Menschen vom Geist erweckt sich mit der Gottes verbindet wird sie zur Synergie Die Liturgie ist wesenhaft Synergie des Geistes und der Kircheldquo

ndash Liturgie als Quelle worin die Leben spendende Menschheit des inkarnierten Wortes zusammen mit dem Vater den Lebensstrom sprudeln laumlsst das ist die himmlische Liturgie

ndash Die himmlische Liturgie verkennen heiszligt die eschatologische Spannung der Kirche ablehnen weil man sich entweder in der Welt installiert (Saumlkularismus) oder sich aus ihr heraus stiehlt (Pietismus) Man trennt damit auch die Liturgie vom Leben

ndash So enthuumlllt uns die himmlische Liturgie alle Personen des Dramas Christus und den Vater den Heiligen Geist die Engel und alles Lebendige

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 48: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie

c) Geistlich Die Himmelfahrt als Ursprung der Liturgiebull Jean Corbon Liturgie aus dem Urquell (1981)

ndash Die himmlische Liturgie ist bdquoapokalyptischldquo im urspruumlnglichsten Sinn des Wortes sie offenbart alles indem sie es vollbringt Wenn das Ereignis Gegenwart wird wird die Prophetie zur Apokalypse

ndash In diesem geistlichen Verstaumlndnis von Liturgie spielt die Ruumlckkehr zum Vater eine groszlige Rolle Die Feier der himmlischen Liturgie hebt mit dieser Ruumlckbewegung an

ndash Liturgie als Ruumlckstrom der Liebe mit dem alles sich in Leben wandeltndash Bedeutung der Doxologie Die Liturgie ist wesenhaft doxologisch

(Ausdruck der Glorie) sofern sie die Quelle feiertndash Von ihrem Urquell aus und in alle ihre Entfaltungen hinein badet die

Liturgie in Strahlen der Heiligkeit Sie ist als ganze Anbetung ndash Die himmlische Liturgie feiert das staumlndige Ereignis der Ruumlckkehr des

Sohnes - und aller in Ihm - in das Haus des Vaters Das ist Fest Mahlzeit Feier Hochzeit des Geliebten mit seiner Gattin

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 49: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtendash Zielgerichtetheit der Erloumlsungndash Leitprinzip (Augustinus) bdquoIn Veteri Testamento Novum latet et in Novo

Vetus patetldquo ndash bdquoIm Alten Testament ist das Neue verhuumlllt und im Neuen das Alte enthuumllltldquo

ndash Die im Alten Bund vorbereitete und vorgebildete christliche Heilsordnung bereitet und bildet die kommende eschatologische Wirklichkeit vor

ndash Problem heute Manche Exegeten wollen das AT unabhaumlngig vom NT gelesen wissen (vgl bdquoTheologie nach Ausschwitz) ndash Frage der Eigenwertigkeit des juumldische Heilsweges und damit des AT

ndash Dagegen steht die Hermeneutik des christlichen Auslegers der am Eigenwert des Alten Testamentes historisch aber nicht mehr theologisch festhalten kann (vgl II Vatikanum DV 16)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 50: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

bull a) Die Einheit der beiden Testamente und der Heilsgeschichtebull Verwendung des AT in der Liturgie

ndash 1 Sonntagslesung in der Regel immer aus den Schriften des ATndash Auch im Kirchenjahr werden fast alle Buumlcher des AT an den

Wochentagen gelesenndash Bedeutung der Psalmenndash A A Haumluszligling bdquotheographischeldquo Auswertung des AT ndash bdquoDie Theologie

(ist) im ganzen auf ihre doxologische Qualitaumlt zu pruumlfen Wird nun tatsaumlchlich von Gott geredethellip Nur derart liturgiefaumlhige Theologie ist Theologieldquo

ndash Die christliche Uumlberzeugung von der endguumlltigen Selbsterschlieszligung Gottes in Jesus Christus impliziert nicht dass das nachbiblische Judentum abgetan und aus den Plaumlnen Gottes entlassen waumlre

ndash Die Bezeichnung bdquoAltesldquo und bdquoNeuesldquo Testament sind nicht suspendierbar Es geht um das erwaumlhlende Handeln Gottes in zwei Stufen

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 51: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

b) Der vierfache Schriftsinnndash Literarischer Sinn Sinn den diese Texte und das wovon sie sprechen

in den Augen der Zeitgenossen hatten oder haben konntenndash Christologischer Sinn Sinn der sich im Licht der Person Christi enthuumllltndash Christlicher Sinn Sinn der auf den Zusammenhang zwischen Christus

und den Christen verweistbull Moralischer Sinn mehr sozial ausgerichtet und auf die Gemeinschaft

bezogen (Kirche Sakramente Liturgie)bull Mystischer Sinn mehr bezogen auf den innersten Kern der Person die

geistliche Beziehung der Seele zu Gottndash AnagogischerEschatologischer Sinn endzeitlicher Sinn der Texte dh

der Vollsinn des AT und NT wird erst durch die kuumlnftigen Ereignisse bei der Wiederkunft Christi enthuumlllt werden

ndash vier verschiedene Dimensionen des einen Schriftsinns

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 52: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnndash Grundprinzip der Typologie Alles was im AT vorbereitet angekuumlndigt

und vorgebildet wurde hat sich nun in der Person Christi und in den Christen erfuumlllt

ndash Das NT macht in weitem Umfang von der typologischen Interpretation Gebrauch

ndash Typus ndash Antitypusbull Adam ndash Christus (Roumlm 5 14)bull Auszug aus Aumlgypten ndash christliches Leben (1 Kor 10 1-13)bull Priestertum und Liturgie des Bundeszeltes und des Tempels ndash Priestertum

und Opfer Christi (Hebr 9)bull Heiligtum des Tempels ndash Heiligtum des Himmels (Hebr 9 24) bull Arche Noah ndash Taufe (1 Petr 3 21)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 53: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schriftc) Der typologische Sinnbull Weitere Typologien in der Hl Schrift

ndash 1 Das Manna (das Wasser aus dem Felsen) ndash die Eucharistie (Joh 648-58 vgl 1 Kor 103)

ndash 2 Die drei Tage die Jona im Bauch des Wals verbrachte ndash die Auferstehung Christi nach drei Tagen (Mt 1239)

ndash 3 Elias ndash Johannes der Taumlufer (Mt 1712) ndash 4 Das Osterlamm ndash Christus (Mt 2628 vgl 1 Kor 57)ndash 5 Die in der Wuumlste erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz (Joh 314)ndash 6 Das irdische Jerusalem ndash die Kirche ndash das himmlische Jerusalem (Gal

425-27 Hebr 1110 1222 1314 Offb 312 112 209) ndash 7 Der Alte Bund ndash das Neue Testament (Mt 2628 2 Kor 3614 Gal

424)ndash 8 Mose ndash Christus (Joh 632 Apg 737 1 Kor 102 Hebr 32f 1126) ndash 9 David ndash Christus (Apg 225-36) ndash 10 Jakob und Esau ndash Christen und Juden (Roumlm 9 11)

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 54: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Bewertung der typologischen Interpretation

ndash Wir duumlrfen einerseits die typologische Interpretation nicht so desavouieren wie die moderne Exegese dies bisweilen tut die dies als eine christliche Froumlmmelei abtut andererseits aber auch nicht wie viele Kirchenvaumlter und namentlich die mittelalterlichen Autoren das an und fuumlr sich richtige typologische Prinzip willkuumlrlich uumlberspannen

ndash Die sicherste Regel besteht darin sich an die von der Bibel klar bezeugten oder wenigstens angedeuteten Faumllle von Typologie zu halten

ndash Wohl macht die Liturgie von der Typologie reichen Gebrauch aber bei naumlherem Zusehen ergibt sich dass die roumlmische Liturgie sich im allgemeinen an die schon im NT klar bezeugten Faumllle von Typik haumllt

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 55: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

c) Der typologische Sinnbull Typologien in der Liturgie

ndash Typologie Durchgang durch das Rote Meer ndash Taufe Osternachtndash Typologie Suumlndflut ndash Taufe Praumlfation der Taufwasserweihendash Typologie der Eucharistie Vergleiche mit dem Opfer Isaaks und

Melchisedeks (1 Hochgebet)ndash Typologie Jeremia ndash Christus Karmetten am Karfreitag Karsamstagndash Typologie irdisches Jerusalem ndash Kirche ndash himmlisches Jerusalem

Offizium der Kirchweihe ndash Typologie erhoumlhte Schlange ndash Christus am Kreuz Lesungen an

Kreuzerhoumlhungndash Typologie Eva ndash Maria Lesung am Hochfest der unbefleckten

Empfaumlngnis Mariens ndash Die Typologien stammen sowohl aus der Hl Schrift wie aus den

Schriften der Kirchenvaumlter

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 56: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift

d) Der tiefere Sinn des NT in der Liturgiendash Das heilgeschichtliche Geschehen eines betreffenden Festes

(Weihnachten Ostern Himmelfahrt) wird zu einer mich persoumlnlich beruumlhrenden Wirklichkeit die sich in der liturgischen Handlung sakramental-mystisch an mir vollzieht

ndash Beispiel Epistel in der Osternacht Roumlm 6 8ndash Die spezifisch christliche Schriftlesung geschieht innerhalb der Liturgie

(theologische Schriftlesung)ndash Liturgisches Schriftverstaumlndnis wirkte sich auch auf die ganze

altchristliche und mittelalterliche Kunst ausndash Einheit zwischen Theologie Bibel Liturgie Kultur und Kunst ndash Fazit fuumlr den liturgischen Gebrauch der Hl Schrift im christlichen

Gottesdienst das Verstaumlndnis der Beziehungen zwischen Bibel und Liturgie ist von entscheidender Wichtigkeit um in die Welt der Liturgie einzudringen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 57: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash In der Liturgie gibt es zahlreiche trinitarische Elemente vom Kreuzzeichen uumlber den liturgischen Gruszlig (2 Kor 12) bis hin zum Segen

ndash An Christus gerichtete liturgische Gebete Kyrie Gloria Benedictus und das Te Deum die beiden Gemeindeakklamationen zum Mysterium fidei und nach dem Embolismus des Pater noster Agnus Dei sowie Gebete im Kommunionkreis

ndash Grundstruktur christlicher Liturgie seit den Anfaumlngen der Kirche ad Patrem per Christum in unitate Spiritus Sancti (patrozentrische Grundausrichtung)

ndash Priesterliche Praumlsidialgebete (bis auf wenige Ausnahmen alle an Gott den Vater gerichtet)

ndash das eucharistische Hochgebet - die Houmlchstform liturgischen Gebets und zentraler Akt der Anbetung und des Lobpreises Gottes - ist ebenfalls an Gott den Vater adressiert

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 58: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Trinitarische Durchsicht der Eucharistiefeier

ndash Bipolaritaumlt des liturgischen Gebets ad Patrem und ad Christum ndash Anabatische Dynamik in den Gebeten besonders der prex eucharistica

(Hochgebet)ndash Katabatische Dynamik besonders in der Verkuumlndigung des

Evangeliums und in der Kommunionndash Verba Testamenti nicht einfach Erinnerung an ein Ereignis der

Vergangenheit (vorgesehene Kniebeuge)ndash Geistepiklese unterstreicht die pneumatologische Dimension der

eucharistischen Liturgiendash Kelchwort als Ausdruck der Christozentrik mit eschatologischer

Ausrichtung (Mk 14 25)ndash Kommunion als Vorgeschmack des bdquoHochzeitsmahles des Lammesldquo ndash Teilhabe an Leib und Blut Christi als Gemeinschaft mit dem dreieinigen

Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 59: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

a) Aspekte einer trinitarischen Theologie der Liturgiebull Theozentrik und Christozentrik

ndash Anabatische Bewegung des Gebets per Christum in Spiritu Sancto ad Patrem

ndash Jesus Christus ist nicht nur auf der Seite der betenden Gemeinde Als der goumlttliche Mittler des Heils wird er zugleich mit dem Vater und dem Geist angebetet und verherrlicht

ndash Prinzip der Homotimie (= Gleichverehrung) fuumlr Vater Sohn und Geist ist weder gegen das von Gott zu seinem besonderen Eigentum erwaumlhlten Volk Israel gerichtet noch gegen die im Shema Israel proklamierte Einheit und Einzigkeit Gottes

ndash Canon 21 der Synode von Hippo Regius (393) bdquoEt cum altari assistitur semper ad Patrem dirigatur oratioldquo

ndash Durch die Liturgie werden wir immer wieder in das mysterium trinitatis hineingezogen sub specie celebrandi

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 60: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die kleine Doxologie bdquoEhre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl

Geistldquo ndash Bereits im 6 Jahrhundert Abschlussgebet oder Teil des abschlieszligenden

Gebets nach den Psalmenndash parataktische Nennung der drei Personen hat eine staumlrker statische denn

dynamische Interpretation der Dreifaltigkeit (nicht ohne theologische Probleme)

ndash Ergebnis innerkirchlicher Differenzen die dogmatischen Streitigkeiten der Alten Kirche haben schlieszliglich zu ihrer Formulierung gefuumlhrt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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Page 61: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die groszlige Doxologie ndash Gloria in excelsis Deondash Klare Dreiteilung Ruf der Engel nach Lk 214 ndash Lobpreis Gottes ndash

Anrufungen Christi ndash Haltung der Glaumlubigen bdquolaudamusldquo bdquobenedicimusldquo bdquoadoramusldquo

bdquoglorificamusldquondash Ausdruck der Hoffnung bdquoqui tollis peccata mundi miserere nobis qui

tollis peccata mundi suscipe deprecationem nostramldquo ndash In der liturgischen Feier - und das ist ein erstes und wichtiges Merkmal

des trinitarischen Bekenntnisses in der Liturgie - kommt es zur Partizipation an der Heilsdynamik der Trinitaumlt

ndash Unterschiede zwischen den verschiedenen liturgischen Texten im Blick auf oumlkonomische und immanente Trinitaumlt

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 62: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Das Credondash Bekenntnistext der roumlmischen Liturgie erst spaumlt etabliertndash AEM 43 interpretiert diesen Text als Zustimmung zu und Antwort auf das

Wort Gottesndash Mit Blick auf die Geschichte wird man von einer Vieldeutigkeit gerade des

Credo in der Messfeier sprechen duumlrfen Vergegenwaumlrtigung der Glaubensregel ndash Reinigungsritus ndash Beginn der Eucharistie ndash Ausdruck von Rechtglaumlubigkeit

ndash Man wird das Credo in Anlehnung an Jungmann als Bekenntnis in hymnischer Gestalt bezeichnen duumlrfen

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 63: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Die Taufformelndash Die Taufformel ist ein exzellentes Beispiel fuumlr performatives Sprechen Es

geht im Kern um ein bdquoZusprechenldquondash Indem diese Formel mit der Handlung des Eintauchens oder Uumlbergieszligens

verbunden wird vollzieht sich das Taufgeschehen und partizipiert der Taumlufling an der Heilsoumlkonomie Gottes Er erhaumllt Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 64: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Kreuzzeichenndash Begegnet sowohl als Selbstbekreuzigung als auch als Segensgestusndash Seit dem 4 Jahrhundert ist die Begleitung des Kreuzzeichens mit der

trinitarischen Formel Praxisndash Tauferinnerung In der Taufe bin ich Kind des Vaters geworden Bruder

oder Schwester des fuumlr mich dahingegebenen Sohnes Tempel des Heiligen Geistes (Balthasar Fischer)

ndash In einer durch Koumlrperlichkeit und Intuition gepraumlgten Kommunikation wird das Erfasstsein des Menschen von der Dreifaltigkeit repraumlsentiert (vgl in der griechischen und russischen Orthodoxie die Fingerhaltung beim Kreuzzeichen die noch einmal auf die Trinitaumlt verweist)

ndash Auf der Ebene des rituellen Vollzugs bringt die Performanz Emotionalitaumlt Assoziation auch beispielsweise Raumlumlichkeit und im weiteren Sinne Aumlsthetik ins Spiel

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 65: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Bilder und Raumlume ndash Bilder im Kirchenraum die die Trinitaumlt entweder als Einheit oder als

Dreiheit darstellen sind keine Seltenheitndash Auseinandersetzungen um bildliche Darstellungen der Trinitaumlt Benedikt

XIV warnte vor Darstellungen der Trinitaumlt die drei Personen zeigten und insbesondere den Heiligen Geist als jungen Mann abbildeten Urban VIII verbot den Tricephalos Bilder die einen Leib mit drei Koumlpfen zeigen

ndash Geometrische Zeichen Dreieckndash Alttestamentliche Bilder Begegnung Abrahams mit den drei Maumlnnern

(Gen 18 1-16)ndash Das ausdrucksstaumlrkste und verbreitetste Bild aus neutestamentlichen

Motiven ist im Westen der Gnadenstuhlndash Architekturdetails wie drei Kirchenschiffe drei Apsiden drei Fenster als

Hinweise auf die Dreifaltigkeit (Zisterzienser ndash Helfta)

6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie

b) Dreieinheit Gottes in der Liturgiebull Votivmesse bdquoVon der heiligen Dreifaltigkeitldquo und Dreifaltigkeitsfestndash Messformular bereits um 800 belegt im Mittelalter stark verbreitet ndash wurde mit regionalen Unterschieden in allen Sonntagsmessen zwischen

Pfingstoktav und Advent verwendetndash Dreifaltigkeitsfest Ideenfest das bereits im 10 Jh nachweisbar ist und

erst 1334 durch Johannes XXII gesamtkirchlich vorgeschrieben wurdendash In Rom lange skeptisch erst mit dem Missale Romanum 1570 endguumlltig

festgelegtndash Praumlfation ein dogmatisch gepraumlgter Text der der Liturgie wenig

angemessen istndash wenig Brauchtum mit dem Fest verbundenndash Missale 1570 immanente Trinitaumlt ndash Missale 1970 oumlkonomische Trinitaumlt

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 67: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

bull 1 Wortsprachen Sprach- und Schriftcode (Liturgiesprachen) sowie Sprechcodes (dazu gehoumlren Lautstaumlrke Tonhoumlhe Betonungen usw)

bull 2 Koumlrpersprachen (Mimik Gestik Haltungen Bewegungen durch den Raum Stellungen im Raum Beruumlhrungen Geschmack und Geruch)

bull 3 Klangsprachen (akustische Codes wie Klaumlnge Geraumlusche insbesondere die musikalischen Codes)

bull 4 Objekt-Sprachen (Kleider Raumschmuck liturgische Geraumlte und Gefaumlszlige Bilder Symbole von unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmbarkeit insbesondere der Raum und seine Ausstattung)

bull 5 Soziale Sprachen (Personen und Gemeinde als Repraumlsentanten Christi Inszenierungen Gliederung der Zeit Festcode)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 68: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenndash Das Wort ist das erste und hauptsaumlchlichste Zeichen dessen sich die

Liturgie bedientndash Augustinus bdquoNimm weg das Wort und was ist das Wasser als eben

Wasser Es tritt das Wort zum Element und es entsteht das Sakrament ndash accedit verbum ad elementum et fit sacramentum ndash selbst gleichsam sichtbares Wortldquo (In Ioh tract 80 3)

ndash Thomas von Aquin bdquoDarum werden die Worte durch welche die sakramentalen Elemente geheiligt werden Form und die geweihten Elemente Materie der Sakramente genanntldquo (De art fid et eccl sacr 614)

ndash Im Wort manifestiert sich der Heilswille Gottes ndash Gott macht das houmlrbare Wort in der Heilsvermittlung zur Bruumlcke

zwischen ihm und den Menschen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 69: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Formen des Gebetswortes Anbetung Danksagung Bittebull Sakramentalien Weihen Segnungen Exorzismenbull Konkrete Ausdrucksformen

ndash Einfuumlhrungndash Oratio Hochgebet (priesterliche Gebete)ndash Lesungenndash Evangeliumndash Antwortruf Akklamationndash Psalmengesangndash Liedtextendash Kommentarendash Ansprache

7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

a) Zeichensprache Wort ndash Sprach- und Sprechcodes Schweigenbull Schweigen

ndash Gefuumllltes Schweigen mehr als Abwesenheit von Rede und Aktionndash Vor dem Tagesgebet (Collecta)ndash Nach der Predigtndash Nach dem Kommunionempfang Augenblick fuumlr eine innere

Zwiesprache mit dem Herrnndash Gabenbereitung Bereitung seiner selbst (dem aumluszligerlichen Vorgang

entspricht ein innerer Prozess)ndash Wandlungsstillendash Stille Priestergebete (stark reduziert aber weiterhin vorhanden) vor

der Verkuumlndigung des Evangeliums (1) bei der Gabenbereitung (5 uumlber Brot und Wein bei der Mischung des Kelches als Gebet der Demut bei der Haumlndewaschung) vor dem Kommunionempfang (2) nach dem Kommunionempfang bei der Purifikation der Gefaumlszlige (1)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 71: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungenbull Kniebeugenbull Prostrationenbull das Ausstrecken oder Falten der Haumlndebull die verschiedenen Arten des Kreuzzeichensbull das An-die-Brust-Schlagenbull die Auflegung der Haumlndebull die Anhauchungenbull die geordneten gemeinschaftlichen Bewegungen der an der Liturgie

Beteiligten sowohl im engeren Bereich des liturgischen Geschehens (Ministranten Lektoren Kommunionhelfer) als auch des ganzen Volkes

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 72: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Orantenhaltungndash Urgebaumlrde des zu Gott rufenden Menschenndash christologische Bedeutung Erinnerung an die ausgebreiteten Haumlnde Christi

am Kreuzndash Radikale Form der Anbetungndash Oumlffnung zu Gott die vollstaumlndige Uumlbereignung an ihn ist zugleich

untrennbar Zuwendung zum Naumlchstenbull Gefaltete Haumlndendash Aus dem Lehenswesen (symbolischer Vorgang)ndash Ausdruck des Vertrauens ebenso wie der Treue ndash In der Priesterweihe erhalten gebliebenndash Christologische Bedeutung Der Priester legt seine Haumlnde in die Haumlnde

Christi vertraut sich ihm an und gibt ihm die eigenen Haumlnde

7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

b) Zeichensprache Koumlrper ndash Gestus Haltung und Bewegungbull Verneigungndash 1 Hochgebet bdquoSupplicesldquo ndash tiefgebeugt ndash bdquoflehen wir zu dirldquondash der koumlrperliche Ausdruck fuumlr das was die Bibel Demut nennt (Demut als

Grundhaltung christlicher Existenz)ndash Gebaumlrde von groszligem Tiefgangbull Das Klopfen an die Brustndash Gebaumlrde des Zoumlllners (Lk 18 9-14)ndash Sinnvolle Gebetsgebaumlrdendash Schuldbekenntnis bdquoMea culpaldquondash Agnus Dei Wir schauen auf den hin der der Hirte ist und fuumlr uns Lamm

wurde als Lamm unsere Schulden trug so ist es nur richtig auch in diesem Augenblick an die Brust zu klopfen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 74: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Aumlsthetik der Liturgie hat verschiedene Dimensionenndash Klang (Musik)ndash Mimik Gestik Tanz (Darstellende Kunst)ndash Gestaltete Materie (Bildende Kunst)ndash Aumlsthetik der Vergegenwaumlrtigungndash Der Modus des Wortes in der Liturgie ist ein dreifacher festzumachen

an den Vollzuumlgen der (erzaumlhlenden) Anamnese der (bittenden) Epiklese und der (preisenden) Doxologie

ndash Anforderungen an eine liturgiegemaumlszlige Kirchenmusik sind erheblich gestiegen

ndash Gemeinde ist nicht nur stumme Zeugin sondern aktive Mitspielerin im Heiligen Spiel (participatio actuosa)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstndash Die Kirchenmusik bildet im Gottesdienst als Ort der Doxologie jenen

Klangraum in dem die Antwort in Freiheit erfolgen kannndash Akustische Seite des symbolischen Raums gott-menschlicher

Kommunikation ndash Musik im Gottesdienst ist Anwaumlltin des Subjektiven nicht um das

bdquoObjektiveldquo der goumlttlichen Vorgabe zu relativieren sondern um es zu vergegenwaumlrtigen

ndash Wesentlicher Faktor des Gottesdienstes als Ereignis gott-menschlicher Begegnung

bull Gregorianikndash SC 116 bdquoDie Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der

roumlmischen Liturgie eigenen Gesang demgemaumlszlig soll er in ihren liturgischen Handlungen hellip den ersten Platz einnehmenldquo

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 76: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash Zulaumlssigkeit anderer Arten von Kirchenmusik insbesondere der Polyphonie

ndash Akklamationen Antworten Psalmengesang Antiphonen (Rahmenverse zum Psalmengesang) Lieder

ndash Der Gregorianische Gesang hat eine traditionelle Sonderstellung wegen seines Alters doch werden prinzipiell alle anderen Formen musikalischer Verlautung zugelassen

ndash Gregorianik ist demnach zwar der aumllteste aber doch nur einer von vielen moumlglichen Stilen der Musica sacra

ndash Entscheidend ist das mit dem Gregorianischen Choral verbundene Prinzip der Textbezogenheit

ndash Liturgie ist von ihrem Wesen her niemals bloszliger Textvollzug sondern auch Verlautung Klangrede ndash in der klassischen Liturgie gibt es keinen Textvollzug ohne Gesang

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Gregorianik

ndash poetische Stuumlcke wie Hymnen und Sequenzen ndash litaneiartige Gesaumlnge wie die Improperien (Klagegesaumlnge) der

Karfreitagsliturgiendash Ordinariumsmesse (formale Geschlossenheit ist eher zufaumlllig)

bull Kyrie ist Relikt einer Fuumlrbittlitanei oumlstlicher Provenienzbull Gloria ist anfaumlnglich ein griechischer Morgenhymnus der Tagzeitenliturgie

aus der Zeit der Alten Kirche bull Credo gehoumlrt urspruumlnglich in den Kontext der Taufliturgie und ist eine

mittelalterliche Zutat zum Ordo Missae bull Sanctus und Benedictus scheinen als Bestandteil des eucharistischen

Hochgebets in die Zeit der Entstehung des roumlmischen Ritus hineinzuweisen

bull Agnus Dei ist ebenfalls eine orientalische Anleihe aus der Zeit um 700ndash Troparien (Sammlungen von Texteinschuumlben abgeleitet von bdquotropusldquo)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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Page 78: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Tagzeitenliturgie die feierliche Vesper die Responsorien der Karmetten Stuumlcke aus der Komplet das bdquoSalve Reginaldquo

ndash Litaneien sowie freie Motetten die auch wiederum in der Hl Messe Raum greifen konnten (zB bei der Elevation der eucharistischen Gestalten)

ndash Instrumentalmusik (Sonderfall) Orgel Blaumlser- und Streichermusikndash Religioumlser Volksgesang Aus mittelalterlichen Cantiones und Leisen

(dh Kyrie-Tropen) entwickelte sich das Kirchenlied zunaumlchst aus reformatorischem Impuls bald aber auch in gegenreformatorischer Reaktion

ndash von der katholischen Liturgie trotz mancher Teilerfolge in der Zeit des Barock und der Aufklaumlrung systematisch meist ferngehalten (Grund dafuumlr dass in rein katholischen Laumlndern kaum eine Tradition des Kirchenliedes anzutreffen ist)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Weitere Formen kirchenmusikalischer Entfaltung

ndash Kirchenmusikinstruktion bdquoMusicam Sacramldquo (1967) Leitprinzip der bdquotaumltigen Teilnahmeldquo

ndash Ein bis heute ungeloumlstes Problem liegt in der Tatsache dass die aumlltere Kirchenliedtradition auszliger- oder paraliturgisch gepraumlgt war Die Eucharistiefeier bietet im Grunde wenig Raum fuumlr das Strophenlied

ndash Spannung zwischen dem was die kirchliche Liturgie vorschreibt und dem was gern gesungen wird (Auseinandersetzungen um das bdquoNeue Geistliche Liedldquo)

ndash Spannung zwischen bdquoobjektiverldquo Vorgabe und bdquosubjektivemldquo Empfinden

ndash Fazit I Im Singen kommen die Grundakte liturgischen Sprechens mit ihren vielfaumlltigen Differenzierungen zum Ausdruck Es handelt sich im Wesentlichen um die drei Vollzuumlge Anaklese (Anrede) Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

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d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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  • 7 Die liturgischen Zeichensprachen
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

c) Zeichensprache Klang ndash Musik im Gottesdienstbull Grundakte liturgischen Sprechens

ndash Anrede (Anaklese) Im Stundengebet ist es der Ruf bdquoDeus in adiutorium meum intendeldquo (O Gott komm mir zu Hilfe) bei der Hl Messe der Introitusgesang Die Funktion der Anrede haben aber auch das Eroumlffnungslied oder der Hymnus zu Beginn von Stundengebet oder Messe (Gloria)

ndash Erinnerung (Anamnese) Lieder als Traumlger von Erinnerung (zB bdquoBeim letzten Abendmahleldquo GL 537)

ndash Anrufung (Epiklese) O-Antiphonen der Adventszeit ndash eschatologische Dimension

ndash Fazit II In diesem umfassenden Sinn ist Kirchenmusik also Klang des Unsagbaren Sie ist letztlich Dienerin Klangbild des in uns seufzenden Heiligen Geistes (Roumlm 826) aber nicht Medium des von Menschen Gemachten

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Raum besondere Orte Gefaumlszlige und Geraumlte Gewaumlnder und Textilienndash Nicht nur Aumluszligerlichkeit sondern Aumluszligerung

bull Raumdimensionndash traditionell etwas Statisches (Einfuumlhrung der Kirchenbaumlnke in der

Reformationszeit Versammlung fuumlr Glaubensunterweisung)ndash Tatsaumlchlich dienten die Kirchenraumlume in der Spaumltantike und im

Mittelalter aber vornehmlich Bewegungsablaumlufenndash Die Wiederentdeckung der Bewegungsdimension als Bestandteil der

Liturgie ist eine notwendige Folge des erneuerten Liturgieverstaumlnd-nisses

ndash Dabei ist zu bedenken dass erst in der Phase der Liturgiereform vielfaumlltige Elemente der Bewegungsdimension (zB Prozessionen Umgaumlnge uAuml) abgeschafft wurden

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Raumdimension

ndash Problem einer Raumantinomie zwischen Ausrichtung und Zentralisierung

ndash Beide Dimensionen die der zentrierten Versammlung und die der exzentrischen Ausrichtung gehoumlren im christlichen Gottesdienst zusammen und muumlssen im Gleichgewicht gehalten werden

ndash Frage ob die konzentrisch (um eine Mitte zusammengekommene) Versammlung der Gemeinde in sich geschlossen oder auch offen ist

ndash Orientierung muss gewahrt werden Dabei geht es um die Begegnung mit Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist

bull Altarndash von Anfang an hat es sowohl feststehende als auch bewegliche Altaumlre

gegebenndash die Dimensionen Opfer und Mahl koexistierten dabei wenn auch je

nach Zeit und kulturellem Kontext mit unterschiedlicher Gewichtung

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 4 Historische rechtliche und geistliche Aspekte der Liturgie
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  • 5 Die Grundlegung der Liturgie durch die Hl Schrift
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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Page 83: 1. Zur Frage der Begriffsbestimmung von „Liturgie“ a)Geschichtliche Entwicklung -„Liturgie“ leitet sich vom griechischen  ί  ab, einem Kompositum.

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Altar

ndash Uneigentlichkeit nicht eigentlich Opferstaumltte ndash aber doch Unterlage auf welche die Gaben abgelegt werden ndash und nicht eigentlich Esstisch ndash aber doch Tisch von dem die Mahlgaben empfangen werden

ndash Ort gott-menschlicher Kommunikationndash Vier Bewegungsrichtungen

bull die zentripetale Richtung der Gabenprozession deren Ziel der Altar darstellt bull die deszendente des Ablegens der Gaben auf dem Altar bei der Gabenbereitung

sowie im epikletischen Gestus waumlhrend des Eucharistiegebetes bull die aszendente beim zusammenfassenden Lobpreis unter Erhebung der Gaben am

Ende des Eucharistiegebetes bull die zentrifugale beim Ausspenden der eucharistischen Gaben bei der Kommunion

vom Altar

ndash Aufgabe fuumlr die Zukunft Ausgleich zwischen der Erfahrung der Gemeinschaft und der Oumlffnung der Gemeinde auf Gott hin

ndash Frage des Aufbewahrungsortes fuumlr die konsekrierten Hostien

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Ambo

ndash Frage der Platzierung des Ambos im Altar- bzw Kirchenraumndash ein zweiter Tisch neben oder gegenuumlber dem Altartisch (Tisch des

Wortes nur eine Metapher)ndash Ort des Verkuumlndigungsgeschehens Insofern sich am Ambo Anamnese

und damit Vergegenwaumlrtigung ereignet ist er im Vollzug durchaus mit dem Altar als Ort der eucharistischen Anamnese vergleichbar

ndash Eine Theologie des Ambos leitet sich vom anamnetischen Charakter des Wortgottesdienstes her

ndash deutliche Unterscheidung zwischen Evangeliumsverkuumlndigung und den anderen Schriftlesungen in der Topographie der roumlmischen Basilika mit den beiden Ambonen (zB San Clemente)

ndash Analogie zum Altar als Ort der Christusanamnese in der Eucharistie analog zum Aufbewahrungsort fuumlr die Eucharistie (Tabernakel) sollte es auch einen Ort fuumlr die Aufbewahrung des Evangeliars geben

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Taufort

ndash der dritte anamnetische Ort im liturgischen Feierraumndash Aufwertung durch die Liturgiereformndash Unterschiedliche Gestalt der Tauforte

bull Taufe und Umkehr Umkehrgedanke im Ritus der Apotaxis (Absage an Satan nach Westen) und Syntaxis (Zusage an Christus nach Osten)

bull Taufe und Sterben Kreuzfoumlrmige Taufbecken und Baptisterien verweisen auf die staurozentrische Interpretationsebene Heraussteigen aus dem Taufbrunnen als Emporsteigen aus dem Grab

bull Taufe und Rettung Taufort wird als Durchzug durch das Rote Meer (in Richtung Osten) interpretiert und gestaltet

ndash Die urspruumlnglich noch recht voluminoumlsen romanischen Taufbecken (aus Stein oder Bronze) schrumpften mit der Zeit

ndash Heute neue Bedeutung im Zusammenhang mit der Wiedereinfuumlhrung des Katechumentats (welche ntl Typologie steckt dahinter)

ndash Frage nach einem angemessenen Aufbewahrungsort fuumlr die drei Heiligen Oumlle (Chrisam Katechumenen- und Krankenoumll)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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  • 3 Liturgie als theologischer Ort ndash zum Verhaumlltnis von lex credendi und lex orandi
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  • 6 Die christologisch-trinitarische Grundstruktur der Liturgie
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderndash Kelchgefaumlszlige und Patene Ziborium und Monstranzndash Silber und Gold symbolisieren die Naumlhe zum Heiligenndash Unterscheidung zwischen bdquoVasa Sacraldquo und bdquoVasa non sacraldquo je nach

Naumlhe zum eucharistischen Geschehen unter den bdquoVasa sacraldquo sind in erster Linie Hostienschale und Kelch zu nennen

ndash Kelch Waumlhrend der antike Kelch fuumlr das Weiterreichen und das Trinken durch eine groumlszligere Anzahl von Personen gedacht war ist der Barockkelch mit seinem groszligen Fuszlig und der kleinen Kuppa fuumlr den Zeigegestus und als Trinkgefaumlszlig fuumlr nur eine Person konstruiert

ndash Gefaumlszlig fuumlr das eucharistische Brot Aus dem Brotteller (im Osten bis heute der bdquoDiskosldquo) wurde das Ziborium fuumlr die Aufbewahrung der Hostien fuumlr die Kommunion auszligerhalb der Messfeier und die kleine Patene fuumlr die Priesterhostie

ndash Im Hochmittelalter Gefaumlszlige fuumlr Zeigerituale Pyxiden Ziborien Monstranzen

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gefaumlszlige

ndash Bestimmung dass der Priester nach der Konsekration Daumen und Zeigefinger bis zur Haumlndewaschung nach der Kommunion geschlossen halten muss fuumlhrte zu der Vorschrift am Kelch eine Verdickung (Nodus = Knoten) anzubringen

ndash Vorgabe des Konzils bdquoGlanz edler Einfachheitldquo (SC 34)ndash Dennoch gilt An erster Stelle steht die Eignung fuumlr die Funktion im

liturgischen Handlungsgeschehenbull Gewaumlnder und Textilien

ndash nachlaumlssiger Umgang mit Paramenten Antependien oder der Altarwaumlsche in der zweiten Haumllfte des 20 Jhs

ndash Kreative Wiedergewinnung der Sinnlichkeitndash Wiederentdeckung des Textilsndash Bedeutung der Johannes-Apokalypse in die nach Meinung mancher

Autoren konkrete liturgische Braumluche eingeflossen sind

7 Die liturgischen Zeichensprachen

d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

  • 1 Zur Frage der Begriffsbestimmung von bdquoLiturgieldquo
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  • 2 Die Diskussion um eine systematische Liturgiewissenschaft
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d) Zeichensprache Objekt ndash Kirchenraum Geraumlte Gewaumlnderbull Gewaumlnder und Textilien

ndash Aus der Alltagskleidung entwickeln sich mit der Zeit liturgische Gewaumlnder

ndash Auf katholischer Seite ist nach einer reduktiven Phase eine Wiederentdeckung der textilen Dimension festzustellen

ndash Wichtig ist die theologische Ebene Mit dem paulinischen Motiv des Anziehens Christi bzw des Uumlberkleidetwerdens mit Unsterblichkeit bekommt das Gewand eine soteriologisch konnotierte Symbolik

ndash Neue Fragenbull Sollen die liturgischen Dienste (Lektor Kommunionhelfer) liturgische Kleidung

tragen Wie hat sich diese von Klerikergewaumlndern zu unterscheiden bull Taufschal Verwechslung mit Priesterstolabull Blick fuumlr die erforderte Qualitaumlt alter und neuer Paramente und Textilien

ndash Fazit Im Bereich der Zeichen und Symbole gibt es keine bdquoNebensachenldquo da jedes falsch gesetzte Zeichen zum beherrschenden Stoumlrfaktor werden kann (zB auch Blumenschmuck im Altarraum)

7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

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7 Die liturgischen Zeichensprachen

e) Zeichensprache Personen ndash die gegliederte Gemeinschaftndash auch die Personen innerhalb des Gottesdienstes bilden ein liturgisches

Zeichenndash Symbolwert der bdquohierarchischen Liturgenldquo (Vorsteher)ndash Ignatius von Antiochien bdquoSeid bestrebt alles in Gottes Eintracht zu

tun wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz fuumlhren und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Christi betraut sindldquo

ndash Bedeutung des Gehoumlrs- und Gesichtssinnes vgl Augustinus bdquoVon den Zeichen wodurch sich die Menschen ihre Gefuumlhle mitteilen gehoumlren einige zu dem Gesichtssinn die meisten zum Gehoumlrssinn nur sehr wenige zu den uumlbrigen Sinnen Wenn wir zB jemandem zunicken so geben wir nur den Augen desjenigen dem wir dadurch unsere Absicht mitteilen wollen ein Zeichen auch die Schauspieler geben denen die solche Zeichen verstehen durch die Bewegung ihrer Glieder Zeichen und sprechen gleichsam mit deren Augen all diese Zeichen sind sozusagen sichtbare Worteldquo

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