1. Philosophische Begriffe und Argumente - TU Dresden · PDF filePhilosophische Fakultät...

128
Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer 1. Philosophische Begriffe und Argumente 12

Transcript of 1. Philosophische Begriffe und Argumente - TU Dresden · PDF filePhilosophische Fakultät...

Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer

1. Philosophische Begriffe und Argumente

12

Philosophie? Was ist denn das?

13SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

ϕιλοσοϕια

ϕιλος = Freund / Liebhaber / Begehrenderϕιλος = Freund / Liebhaber / Begehrender

σοϕια = Weisheit / Wissen / Sachkundeϕ / /

14SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Jemand der philosophiert“ (ein Philosoph) ist also Jemand, der „philosophiert (ein Philosoph) ist also dem Worte nach

… jemand, der das Wissen liebt jemand der sich um Weisheit bemüht… jemand, der sich um Weisheit bemüht

… jemand, der sachkundige Urteile schätzt jemand der auf der Suche nach der Wahrheit ist… jemand, der auf der Suche nach der Wahrheit ist

15SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Sind wir alle schon Philosophen?Sind wir alle schon Philosophen?

Können wir nach Hause gehen?

16SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Das Staunen ist die Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als Anfang der Philosophie als diesen. (Platon)

17SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Gedanken sind frei “„Die Gedanken sind frei.„Du sollst nicht töten.“Wahr ist was der Wirklichkeit entspricht “„Wahr ist, was der Wirklichkeit entspricht.“

„Eine gerechte Gesellschaft ist besser als eine ungerechte “ungerechte.„Ich heiße Holm Bräuer und habe zwei Hände.“Es gibt (k)einen Gott “„Es gibt (k)einen Gott.

18SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Philosophisches Denken zeichnet sich durch Philosophisches Denken zeichnet sich durch das Bemühen aus, das Nachdenken von seinen Voraussetzungen und Vorurteilen zu seinen Voraussetzungen und Vorurteilen zu befreien oder diese zumindest offen zu legen.

19SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Das Bewusstmachen solcher Vorurteile und Das Bewusstmachen solcher Vorurteile und Voraussetzungen – das fragwürdig werden des bisher fraglos Hingenommenen erzeugt des bisher fraglos Hingenommenen - erzeugt ein Staunen, das als der Beginn einer philosophischen Haltung angesehen werden philosophischen Haltung angesehen werden kann.

20SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Obwohl sich die Philosophie im Unterschied Obwohl sich die Philosophie im Unterschied zu den Spezialwissenschaften nicht durch einen begrenzten Gegenstandsbereicheinen begrenzten Gegenstandsbereichcharakterisieren lässt …

21SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

so sind es doch immer grundlegende… so sind es doch immer grundlegende(radikale) Fragen und Probleme, die in der Philosophie aufgeworfen werden und die sich Philosophie aufgeworfen werden und die sich in aller Regel nicht innerhalb der Spezialwissenschaften beantworten lassen.p

22SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Was ist gut“ und böse“? Gibt es das überhaupt?Was ist „gut und „böse ? Gibt es das überhaupt?Was ist gerecht?Gibt es einen Gott?Besitzt der Mensch eine (unsterbliche) Seele?Was ist der Sinn des Lebens?Wann dürfen Lebewesen getötet werden?Wann dürfen Lebewesen getötet werden?Welche Rechte und Pflichten habe ich als Mensch?Ist die Natur gesetzmäßig?E i ti t d i l b i kli h?Existiert das, was wir erleben, wirklich?Können wir gesicherte Erkenntnis besitzen?

23SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Theoretischen Philosophie

Sprachphilosophie

Was ist Bedeutung?Was heißt es, dass sprachliche Ausdrücke für etwasstehen?Ist das Sprechen ein Handeln?

24SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Theoretischen Philosophie

Erkenntnistheorie

Was ist Erkenntnis?Was ist Wahrheit?Was heißt es, dass eine Behauptung gerechtfertigtist?Können wir überhaupt etwas wissen? (Skeptizismus)

25SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Theoretischen Philosophie

Wissenschaftstheorie

Was ist ein Gesetz?Was heißt es, eine Aussage oder Theorie zu bestätigen?Was sind Erklärungen?Was macht eine wissenschaftliche Theorie aus?

26SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Theoretischen Philosophie

Ontologie und Metaphysik

Was gibt es überhaupt?Was ist ein Ding, was eine Eigenschaft?Gibt es Ereignisse?Was ist Zeit, was ist Raum?Worin besteht Veränderung? Worin Dauer?

27SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Theoretischen Philosophie

Philosophie des Geistes

Was ist Bewusstsein?Was ist Denken?Ist eine neurophysiologische Erklärung des Geistes vollständig?Gehört der Geist zur Natur?

28SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Praktischen Philosophie

Philosophische Anthropologie

Was ist der Mensch?Was unterscheidet den Menschen von anderen Lebewesen?

29SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Praktischen Philosophie

Ethik

An welchen Normen und Werten sollen wir unser Handeln orientieren?Was ist das Gute?Gibt es ein gutes Leben und worin besteht es?

30SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Praktischen Philosophie

Politische Philosophie

Warum soll es überhaupt so etwas wie einen Staatgeben?Woher leitet er seine Autorität ab?Welche Herrschaft darf als legitim gelten?

31SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Praktischen Philosophie

Rechtsphilosophie

Ist das geltende Recht legitim und begründet?Welchen Prinzipien hat es zu folgen?Gibt es überhaupt Recht und Unrecht?Was ist Gerechtigkeit?

32SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Disziplinen der Praktischen Philosophie

Sozialphilosophie

Wie sieht das richtige Zusammenleben der Individuen innerhalb einer Gesellschaft bzw. der G ll h ft t i d ?Gesellschaften untereinander aus?

33SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Weitere Disziplinen

Geschichtsphilosophie

Hat die Geschichte einen Sinn?Worin besteht Fortschritt?Wie kann man historische Ereignisse erklären?

34SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Weitere Disziplinen

Technikphilosophie

Ist es zulässig, alles technisch Machbare auch zu verwirklichen?Darf man die Natur verändern wie man will?

35SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Weitere Disziplinen

Religionsphilosophie

Gibt es religiöse Erfahrungen?Was ist Gott?Was heißt es, an etwas zu glauben?Lässt sich ein solcher Glaube rechtfertigen?

36SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Weitere Disziplinen

Ästhetik

Was ist das Schöne?Gibt es Wahrheit oder Erkenntnis in der Kunst?Wodurch zeichnet sich ein Kunstwerk aus?

37SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Phil hi h L ikPhilosophische Logik

Was ist ein gültiges Argument?

38SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Anders als in Religionen Ideologien Anders als in Religionen, Ideologien, Weltanschauungen ist beim philosophischen Nachdenken allein die rationale, nachvollziehbare Nachdenken allein die rationale, nachvollziehbare Argumentation zulässig, um die zentralen Fragen der menschlichen Lebenspraxis (praktische Philosophie) und unseres Weltverständnisses (theoretische Philosophie) zu beantworten.

39SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Raten Losen Wahrsagerei Kaffeesatzlesen Raten, Losen, Wahrsagerei, Kaffeesatzlesen, Pendeln, Astrologie, Talkshows, Medien, Expertenmeinungen, Lehrer, Eltern, Autoritäten, Expertenmeinungen, Lehrer, Eltern, Autoritäten, Religiöse Glaubenssätze, Weltanschauungen, Ideologien, Meinungen des Gartennachbarn, Mehrheitsmeinungen, Mythologie, Märchen, Geschichten, Anekdoten

40SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Wissenschaftliche empirische ForschungWissenschaftliche, empirische Forschung

Rationale ArgumentationRationale Argumentation

41SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Grundidee des antiken Griechenland

Jemand, der „die Weisheit wahrhaft liebt“; jemand, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, ist jemand, der versucht,, j , ,

(1) die grundlegenden, zentralen Fragen der menschlichen L b i d W lt tä d iLebenspraxis und unseres Weltverständnisses,

(2) weitgehend ohne Vorurteile oder andere Voraussetzungen (2) weitgehend ohne Vorurteile oder andere Voraussetzungen zu beantworten, und zwar so, dass er

(3) sich dabei ausschließlich des Mittels der rationalen, vernünftigen, intersubjektiv nachvollziehbaren Argumentationbedient.

42SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Phil hi b d t tPhilosophieren bedeutet

immer

Arbeit mit ArgumentenArbeit mit Argumenten

43SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Philosophieren heißt:Philosophieren heißt:

1) grundlegende Fragen stellen;1) grundlegende Fragen stellen;2) unvoreingenommene Antworten auf diese Fragen

geben;geben;3) Argumente vorbringen, die diese Antworten

stützenstützen.

44SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Philosoph beschäftigt sich mit philosophischen Ein Philosoph beschäftigt sich mit philosophischen Texten.

45SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Welche Textelemente sind bei der Lektüre Welche Textelemente sind bei der Lektüre (Analyse) eines philosophischen Textes vorrangig zu beachten?beachten?

46SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Fragen und Problemstellungeng g

Quelle der Forschung

47SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Thesen (Antworten)( )

Ziel der Forschung

48SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Definitionen und begriffliche gUnterscheidungen

methodische Hilfsmittelmethodische Hilfsmittel

49SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Der „ideale“ Text

Frage

gefolgt von beantwortet

TheseMethodische Hilfsmittel(Präzision, Klarheit)

gefolgt von begründet

ArgumentArgument

50SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Falls ein philosophischer Text nicht ideal“ in diesem Falls ein philosophischer Text nicht „ideal in diesem Sinne (also leserunfreundlich) ist, dann behandeln Sie ihn trotzdem so, als handele es sich um einen Sie ihn trotzdem so, als handele es sich um einen „idealen“ Text!

51SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Falls die Fragestellung des Textes für Sie einschlägig Falls die Fragestellung des Textes für Sie einschlägig ist, dann besteht Ihre Aufgabe allein darin, die Argumente zu bewerten, die der Autor für seine Argumente zu bewerten, die der Autor für seine These ins Feld führt.

Bedienen Sie sich dabei der einschlägigen methodischen Hilfsmittel.

52SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Arbeit am Argumentg

53SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Was ist eigentlich ein Argument?Was ist eigentlich ein Argument?

54SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Inhaltlich:Inhaltlich:

Ein Argument ist die Stützung einer Überzeugung Ein Argument ist die Stützung einer Überzeugung (Aussage, These, Annahme etc.) durch Gründe.

55SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Formal:Formal:

Ein Argument besteht aus einer Reihe von AussagenEin Argument besteht aus einer Reihe von Aussagen.

56SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eine der Aussagen ist das wofür argumentiert wird: die These Eine der Aussagen ist das, wofür argumentiert wird: die These.

Technisch gesprochen handelt es sich um die:g p

Konklusion des Arguments.

Beispiel: Abtreibung ist moralisch unzulässigBeispiel: Abtreibung ist moralisch unzulässig.

57SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die anderen Aussagen bestehen in der Angabe dessen worauf Die anderen Aussagen bestehen in der Angabe dessen, worauf sich diese Konklusion als Voraussetzung stützt: die Gründe.

Technisch gesprochen handelt es sich um die:

Prämissen des ArgumentsPrämissen des Arguments.

Beispiel: Abtreibung ist Mord.Beispiel: Abtreibung ist Mord.Mord ist moralisch unzulässig.

58SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Abtreibung ist moralisch unzulässig weilAbtreibung ist moralisch unzulässig … weil …Mord moralisch unzulässig ist und Abtreibung Mord ist.

Prämisse Mord ist moralisch unzulässig.Prämisse Abtreibung ist Mord.

Konklusion Abtreibung ist moralisch unzulässigKonklusion Abtreibung ist moralisch unzulässig.

59SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Argument lässt sich auf zweierlei Weise Ein Argument lässt sich auf zweierlei Weise bestreiten.

60SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Nachweis dass es kein formal gültiges Argument ist Nachweis, dass es kein formal gültiges Argument ist (formale Gültigkeit).

61SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Nachweis dass eine oder mehrere Prämissen falsch Nachweis, dass eine oder mehrere Prämissen falsch oder unzulässig sind (materiale Gültigkeit).

62SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Wann ist ein Argument formal gültig?Wann ist ein Argument formal gültig?

63SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Argument ist formal gültig genau dann wenn:Ein Argument ist formal gültig, genau dann wenn:

64SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

die in der Konklusion übermittelte Information in … die in der Konklusion übermittelte Information in der von den Prämissen übermittelten Information enthalten ist.enthalten ist.

65SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

die Konklusion von den Prämissen logisch … die Konklusion von den Prämissen logisch impliziert wird.

66SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

die Konklusion notwendigerweise wahr sein muss … die Konklusion notwendigerweise wahr sein muss, sofern die Prämissen wahr sind.

67SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

es ausgeschlossen ist dass die Prämissen wahr … es ausgeschlossen ist, dass die Prämissen wahr und die Konklusion falsch ist.

Falls die Prämissen falsch sind dann ?Falls die Prämissen falsch sind, dann …?

68SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Franz ist ein JunggeselleFranz ist ein Junggeselle.Junggesellen sind unverheiratet.also: Franz ist unverheiratetalso: Franz ist unverheiratet.

M d PModus Ponens p(gültig) wenn p, dann q

l also: q

69SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Wenn Franz ein Junggeselle dann ist er Wenn Franz ein Junggeselle, dann ist er unverheiratet.Franz ist unverheiratetFranz ist unverheiratet.also: Franz ist ein Junggeselle.

„Umkehrschluss“: wenn p, dann q(ungültig) q(ungültig) q

also: p

70SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Wenn der Opponent alle Prämissen eines Arguments Wenn der Opponent alle Prämissen eines Arguments akzeptiert und das Argument formal gültig ist, dann ist er gezwungen, der Konklusion zuzustimmen.ist er gezwungen, der Konklusion zuzustimmen.

Warum?71

Warum?SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Falls der Opponent alle Prämissen eines Arguments Falls der Opponent alle Prämissen eines Arguments akzeptiert …

72SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Was Sie jetzt noch gegen ein Argument einwenden Was Sie jetzt noch gegen ein Argument einwenden können, ist die Wahrheit eine der Prämissen (einer der angegebenen Gründe) zu bezweifeln.

73SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Prämisse Abtreibung ist MordPrämisse Abtreibung ist Mord.Prämisse Mord ist moralisch unzulässig.

Konklusion Abtreibung ist moralisch unzulässig.

Ein Mord liegt vor wenn ein anderer Mensch vorsätzlich getötet Ein Mord liegt vor, wenn ein anderer Mensch vorsätzlich getötet wird. Ein 2 Wochen alter Fötus ist (noch) kein Mensch. Folglich ist Abtreibung (die vorsätzliche Tötung eines Fötus) kein Mord.

74SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Bei einem indirekten Beweis wird eine Aussage Bei einem indirekten Beweis wird eine Aussage argumentativ gestützt, indem gezeigt wird, dass aus ihrer Negation entweder ein logischer Widerspruch ihrer Negation entweder ein logischer Widerspruch oder ein Widerspruch zu einer bereits anerkannten These folgt.

Man nennt dieses Argumentschema auch reductioad absurdum.

75SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Wir wollen zeigen dass nicht alle Menschen Griechen sindWir wollen zeigen, dass nicht alle Menschen Griechen sind.

Annahme: Alle Menschen sind Griechen. (Negation unserer Aussage)Anerkannte These: Cicero ist ein Mensch.Erste Konklusion: Cicero ist ein Grieche.

Anerkannte These: Cicero ist kein Grieche (sondern Römer).

Widerspruch: Cicero ist ein Grieche und ist kein GriecheWiderspruch: Cicero ist ein Grieche und ist kein Grieche.

Konklusion: Nicht alle Menschen sind Griechen.

76SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Vagheitg

77SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Scharfe BegriffeScharfe Begriffe

führen bei der Anwendung auf beliebige Objekte … führen bei der Anwendung auf beliebige Objekte –d.h. in jedem Anwendungskontext – immer zu eindeutigen Resultaten, d.h. sie sind entweder eindeutigen Resultaten, d.h. sie sind entweder eindeutig anwendbar oder eindeutig nicht anwendbar.

Beispiele: Wellenlänge, Ladung, logische Gültigkeit

78SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Vage BegriffeVage Begriffe

führen bei der Anwendung auf beliebige Objekte … führen bei der Anwendung auf beliebige Objekte nicht immer zu eindeutigen Resultaten, d.h. sie sind in einem Kontext auf ein Objekt anwendbar, in in einem Kontext auf ein Objekt anwendbar, in einem anderen jedoch nicht anwendbar.

79SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Beispiel: rotBeispiel: rot

80SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Anwendungskontexte

Biologie: menschliches Lebewesen

Mann mit einem x und y Chromosomensatz

Psychologie: menschliches Psychologie: menschliches Lebewesen mit typisch männlichen Wesenszügen (primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale)Geschlechtsmerkmale)

Soziologie: volljähriger Mensch mit Soziologie: volljähriger Mensch mit typisch männlichen Verhaltensweisen

81SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die meisten alltagssprachlichen Begriffe sind vageDie meisten alltagssprachlichen Begriffe sind vageBegriffe. Ein erheblicher Teil der wissenschaftlichenBegriffsbildung besteht darin, die verwendetenBegriffsbildung besteht darin, die verwendetenAusdrücke von Vagheit zu befreien.

Vage Begriffe sind für die Wissenschaft aber auchdie Philosophie von großem Nachteil.

Warum?

82SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Mehrdeutigkeitg

83SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein eindeutiger Begriff wird immer nur in einem Ein eindeutiger Begriff wird immer nur in einem Sinn gebraucht.

Ein mehrdeutiger Begriff wird in unterschiedlichen Kontexten auf unterschiedliche Weise gebraucht.Kontexten auf unterschiedliche Weise gebraucht.

Was ist ein „Kontext“?

84SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Inklusion ( Mann“)Inklusion („Mann )

Disjunktivität („Bank“, „Hahn“)

P ti ll Üb h idPartielle Überschneidungen(„Spiel“)

85SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Äquivokationq

86SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eine Äquivokation liegt dann vor wenn ein Wort in Eine Äquivokation liegt dann vor, wenn ein Wort in verschiedenen Kontexten unterschiedlich gebraucht wird (auf Grund von Vagheit oder Mehrdeutigkeit).wird (auf Grund von Vagheit oder Mehrdeutigkeit).

87SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Alle Menschen sind sterblichAlle Menschen sind sterblich.Alle Griechen sind Menschen. Also: Alle Griechen sind sterblich.

Herakles ist ein Grieche.Also: Herakles ist sterblich.

Welches Wort wurde äquivok gebraucht?Handelt es sich um Vagheit oder Mehrdeutigkeit?

88SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

DefinitionenDefinitionen

Um Vagheiten Mehrdeutigkeiten oder Um Vagheiten, Mehrdeutigkeiten oder Missverständnisse zu vermeiden, definieren Philosophen ihre wichtigsten Begriffe.

Wa m sind Philosophen best ebt Vagheiten nd Warum sind Philosophen bestrebt, Vagheiten und Mehrdeutigkeiten zu vermeiden?Was ist eine Definition?

89SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eine Definition stellt eine IdentitätsbeziehungEine Definition stellt eine Identitätsbeziehungzwischen einem zu definierenden Begriff (dem Definiendum) und einem oder mehreren anderen d f d ff (d f ) hdefinierenden Begriffen (dem Definiens) her.

90SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Nephograph ist ein Gerät das die „Ein Nephograph ist ein Gerät, das die verschiedenen Arten und die Dichte der Bewölkung fotographisch aufzeichnet.“

Definiendum =def Definiens

Definiendum: NephographD fi i G ät d di hi d A t d Definiens: Gerät, das die verschiedenen Arten und die Dichte der Bewölkung fotographisch aufzeichnet

91SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

NominaldefinitionenNominaldefinitionen

sind konventionell eingeführte Abkürzungen … sind konventionell eingeführte Abkürzungen. Der zu definierende Begriff wird relativ willkürlich gewählt. Nominaldefinitionen sind notwendig wahr. (t b ti )(true by convention)

Ein Nephograph ist ein Gerät das die „Ein Nephograph ist ein Gerät, das die verschiedenen Arten und die Dichte der Bewölkung fotographisch aufzeichnet.“

92SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

RealdefinitionenRealdefinitionen

beruhen auf wesentlichen Zusammenhängen … beruhen auf wesentlichen Zusammenhängen. Der zu definierende Begriff besitzt schon vor der Definition bestimmte Anwendungsbedingungen,

l h d h di D fi iti t li it ht welche durch die Definition erst explizit gemacht werden sollen. Realdefinitionen können sich als falsch herausstellen. (true by the facts)( y )

„Gold ist ein chemisches Element mit der

93

Kernladungszahl 79.“SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Rekursive (induktive) DefinitionenRekursive (induktive) Definitionen

bestimmen einen Begriffs dadurch dass ein … bestimmen einen Begriffs dadurch, dass ein korrekter Anwendungsfall (Rekursionsanfang) aufgeführt und eine Regel (Rekursionsschritt) aufgeführt und eine Regel (Rekursionsschritt) festgelegt wird, durch die sich alle weiteren Anwendungsfälle bestimmen lassen.

94SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Menge der natürlichen ganzen ZahlenDie Menge der natürlichen, ganzen Zahlen

Rekursionsanfang: 0 ist eine natürliche ZahlRekursionsanfang: 0 ist eine natürliche Zahl.Rekursionsschritt: Wenn N eine natürliche Zahl ist so auch N+1ist, so auch N+1.Rekursionsabschluss: Nichts sonst ist eine natürliche Zahlnatürliche Zahl.

95SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ostensive (hinweisende) DefinitionenOstensive (hinweisende) Definitionen

sind keine Definitionen im strengen Sinne Man … sind keine Definitionen im strengen Sinne. Man versteht darunter die Erklärung eines Begriffs durch das hinweisende Aufzeigen seiner Anwendungsfälle.das hinweisende Aufzeigen seiner Anwendungsfälle.

Dies ist rot “ Das dort ist ein Apfel “„Dies ist rot. , „Das dort ist ein Apfel.

96SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

BegriffsexplikationenBegriffsexplikationen

greifen bestimmte für den jeweils verfolgten … greifen bestimmte – für den jeweils verfolgten Zweck – optimale Anwendungskontexte eines vagen oder mehrdeutigen Begriffs heraus. Diese oder mehrdeutigen Begriffs heraus. Diese Anwendungskontexte legen dann die Verwendung dieses Begriffs fest.

97SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Mann ist ein (i) menschliches Lebewesen;Ein Mann1 ist ein (i) menschliches Lebewesen;(ii) mit einem x- und einem y-Chromosomensatz.

Ein Mann2 ist ein (i) menschliches Lebewesen;(ii) mit einem x- und einem y-( ) yChromosomensatz;(iii) das älter als 18 Jahre ist.

Ein Mann3 ist ein (i) menschliches Lebewesen;(ii) das älter als 18 Jahre ist;(iii) und typisch „männliche“ Wesenszüge aufweist.

Explikandum Explikat

98SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eigenschaften der BegriffsexplikationEigenschaften der Begriffsexplikation

Es handelt sich im Unterschied zu einer Definition Es handelt sich im Unterschied zu einer Definition um keine Identitätsbeziehung. Das Explikat ist teilweise verschieden vom Explikandum!teilweise verschieden vom Explikandum!

Eine Explikation kann nie wahr oder falsch sein Eine Explikation kann nie wahr oder falsch sein, sondern nur angemessen (adäquat) oder unangemessen (inadäquat).

99SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

AdäquatheitsbedingungenAdäquatheitsbedingungen

Explikandum und Explikat müssen ähnliche Explikandum und Explikat müssen ähnliche Anwendungsbedingungen besitzen

Explikat muss exakter als Explikandum seinExplikat muss exakter als Explikandum seinExplikat muss fruchtbarer seinExplikat muss einfacher seinExplikat muss einfacher sein

100SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Hilfsmittel

101SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Das Grundmuster von Analogien oder MetaphernDas Grundmuster von Analogien oder Metaphern ist die Proportionalanalogie:

a : b = c : d

Der Wert einer Analogie besteht darin, dass man bei Kenntnis von a b und c auf d schließen kannKenntnis von a, b und c auf d schließen kann.

102SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Der menschliche Verstand (John Locke)Der menschliche Verstand (John Locke)

Der menschliche Verstand ist eine tabula rasa (eine Der menschliche Verstand ist eine tabula rasa (eine leere Tafel), auf die die Erfahrung ihren Bericht einschreibt.einschreibt.

leere Tafel : Kreidestriche = Verstand : Erfahrungenleere Tafel : Kreidestriche Verstand : Erfahrungen

103SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Seele und Staat (Platon)Seele und Staat (Platon)

Für Platon besteht die Seele aus einer lenkenden Für Platon besteht die Seele aus einer lenkenden Vernunft und den zu lenkenden Antrieben. Ganz ähnlich besteht ein Staat aus dem Volk und einer ähnlich besteht ein Staat aus dem Volk und einer lenkenden Vernunft (Herrscher).

Antriebe : Vernunft = Staatsvolk : Herrscher

104SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Philosophen machen sehr häufig Philosophen machen sehr häufig Gedankenexperimente. Sie beschreiben mit diesen erfundene, nicht wirkliche Situationen.

Welchen argumentativen Wert haben Gedankenexperimente?

105

Gedankenexperimente?SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Deus Malignus (René Descartes)Deus Malignus (René Descartes)

Es könnte sein, dass ein böser Gott (ein de s malign s) be i kt hat dass esdeus malignus) „bewirkt hat, dass es überhaupt keine Erde, keinen Himmel, kein ausgedehntes Ding, keine Gestalt, keine Größe keinen Ort gibt und dasskeine Größe, keinen Ort gibt, und dass dennoch dies alles genauso, wie es mir jetzt vorkommt, bloß da zu sein scheint.“(Meditationes de Prima Philosophia)(Meditationes de Prima Philosophia)

106SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Es ist möglich, dass beides – A und B – zugleichh iwahr ist:

(A) I h h E f h(A) Ich mache Erfahrungen.(B) Es gibt keine Außenwelt, “von” der ich Erahrungen mache.

Daraus folgt, dass (a) es nicht notwendig wahr ist, dass meine Erfahrungen die Basis der Erkenntnis derdass meine Erfahrungen die Basis der Erkenntnis derWelt sind (Empirismus); und (b) der Skeptizismuseine konsistente Position ist.

Anschlussfrage: Gibt es ein sicheres Fundament gunserer Erkenntnis? (Gibt es Wahrheiten, die notwendig wahr sind?)

107SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eigenschaften von GedankenexperimentenEigenschaften von Gedankenexperimenten

1) Prämissen und Konklusion haben einen 1) Prämissen und Konklusion haben einen kontrafaktischen Status: Wenn die Prämissen wahr wären, dann wäre die Konklusion wahr, falls es die b h i b Sit ti i kli h äbbeschriebene Situation wirklich gäbe.

2) Gedankenexperimente sprechen über Umstände 2) Gedankenexperimente sprechen über Umstände, die in möglichen Situationen vorliegen würden.

108SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eigenschaften von GedankenexperimentenEigenschaften von Gedankenexperimenten

3) Die ausbuchstabierten Möglichkeiten zeigen dass 3) Die ausbuchstabierten Möglichkeiten zeigen, dass gewisse Sachverhalte entweder notwendig oder nicht notwendig bestehen.

4) Gedankenexperimente decken notwendige Wahrheiten und Zusammenhänge auf oder ziehen Wahrheiten und Zusammenhänge auf oder ziehen diese in Zweifel, indem sie Umstände beschreiben, die möglich sind.

109SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Unzulässige Argumenteg g

110SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Widersprüche undWidersprüche und Antinomien

111SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ex falso quodlibetEx falso quodlibet

Aus einem widersprüchlichen System von Aussagen Aus einem widersprüchlichen System von Aussagen ist jede beliebige Aussage ableitbar. Es ist daher unbrauchbar.unbrauchbar.

Es regnet oder es regnet nichtEs regnet oder es regnet nicht.Also: Die Aktienkurse werden steigen.

112SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Widerspruch ist eine Aussage der Form A und Ein Widerspruch ist eine Aussage der Form „A und nicht A“.

113SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

InkonsistenzInkonsistenz

Eine Menge von Aussagen heißt inkonsistent wenn Eine Menge von Aussagen heißt inkonsistent, wenn sie einen Widerspruch enthält oder sich ein Widerspruch aus ihr ableiten lässt.Widerspruch aus ihr ableiten lässt.

114SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

AntinomieAntinomie

Bei einer Antinomie handelt es sich um einen Bei einer Antinomie handelt es sich um einen Widerspruch, bei der die beiden zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet (bewiesen) sind.

115SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Antinomien des reinen Verstandesreinen Verstandes (Immanuel Kant)( )

116SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Natur von Raum und ZeitDie Natur von Raum und Zeit

A: Die Welt hat einen Anfang in der Zeit und ist A: „Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.“

Nicht-A: „Die Welt hat keinen Anfang, und keine Grenzen im Raume, sondern ist, sowohl in Ansehung der Zeit als des Raumes unendlich “der Zeit, als des Raumes, unendlich.

117SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Die Teilbarkeit der MaterieDie Teilbarkeit der Materie

A: Eine jede zusammengesetzte Substanz in der A: „Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts als das Einfache, oder das, was aus di t t i t “diesem zusammengesetzt ist.“

Nicht A: Kein zusammengesetztes Ding in der Welt Nicht-A: „Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts Einfaches in derselben.“

118SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Kausalität kontra FreiheitKausalität kontra Freiheit

A: Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht A: „Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch i K lität d h F ih it E klä eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung

derselben anzunehmen notwendig.“

Nicht-A: „Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.“

119SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Zufall kontra DeterminismusZufall kontra Determinismus

A: Zu der Welt gehört etwas das entweder als ihr A: „Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlechthin notwendiges Wesen ist.“

Nicht-A: „Es existiert überall kein schlechthin notwendiges Wesen weder in der Welt noch außer notwendiges Wesen, weder in der Welt, noch außer der Welt, als ihre Ursache.“

120SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

παράδοξονπαράδοξονParadoxParadoxParadoxieParadoxieParadoxon

121SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Als Paradoxie wird eine Aussage bezeichnet die Als Paradoxie wird eine Aussage bezeichnet, die mit Bezug zu einer Theorie wohlbegründet ist, aber einer landläufigen, weit verbreiteten Meinung einer landläufigen, weit verbreiteten Meinung widerspricht.

122SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

nicht-A… A …

Theorie landläufige Auffassung

WiderspruchA und nicht-AA und nicht A

Die Theorie lässt sich nicht mit der landläufigen Auffassung b b h d hl h

123

vereinbaren. Sie ist aber nicht intern widersprüchlich.SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Das Rabenparadoxon

Gesetzmäßigkeit„Alle Raben sind schwarz.“„„Alle nicht-schwarzen Gegenstände sind keine Raben.“

Bestätigungstheorieg g(1) Ein Gesetz wird durch Beobachtung seiner Instanzen bestätigt.(2) Die Bestätigung eines Gesetzes hängt nicht von dessen Formulierung ab.g

Schlussfolgerung (A): Das Gesetz „Alle Raben sind schwarz“ lässt sich durch die Sichtung von weißen Kreidestücken bestätigen.g g

Landläufige Auffassung (nicht-A): Das Gesetz „Alle Raben sind schwarz“ lässt sich nicht durch die Sichtung von weißen Kreidestücken gbestätigen.

… denn sonst könnten wir auch Vogelkunde betreiben, ohne in den

124

gRegen hinaus zu müssen.

SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Performative WidersprüchePerformative Widersprüche

entstehen manchmal wenn man eine auf sich … entstehen manchmal, wenn man eine auf sich selbst anwendbare Aussage negiert.

Dieser Satz ist falsch. („Paradox“ des Eubulides)Kann man diese Frage nur verneinen?“„Kann man diese Frage nur verneinen?

Ein Kreter: „Alle Kreter lügen.“

125SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Dilemma (griechisch δί-λημμα: zweigliedrige Dilemma (griechisch δί-λημμα: „zweigliedrige Annahme“, Plural: Dilemmas oder Dilemmata)

… auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Wahlmöglichkeiten bietet, welche jedoch beide

i ü ht R lt t fühzu einem unerwünschten Resultat führen

Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein.

126SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

A/B B schweigt B gesteht

A h i t 1/1 10/1

Gefangenendilemma

A schweigt 1/1 10/1

A gesteht 0/10 5/5

Gefangenendilemma

Ein Staatsanwalt schlägt zwei getrennt voneinander einsitzenden Untersuchungshäftlingen einen Handel vor. Ihnen wurde bereits eine Untersuchungshäftlingen einen Handel vor. Ihnen wurde bereits eine kleinere Straftat nachgewiesen, aber eine weitere wird ihnen vorgeworfen. Nun bestehen die folgenden Alternativen:

a) Schweigen beide, werden sie nur für die nachgewiesene Straftat bestraft (z.B. ein Jahr).b) Gesteht aber einer die bislang nicht nachweisbare Haupttat, so geht ) g p ger zur Belohnung straffrei aus, während der andere eine weitaus höhere Strafe erhält (z.B. 10 Jahre).c) Gestehen beide, dann erhalten beide eine hohe Strafe (z.B. fünf J h )

127

Jahre).

SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Eine Petitio Principii [lateinisch: Forderung des Eine Petitio Principii [lateinisch: „Forderung des Beweisgrundes“]

… liegt vor, wenn zum Beweis eine selbst erst beweisbedürftige Aussage verwendet wird.

Annahme 1Annahme 2 p oblematisch / beg ünd ngsbedü ftigAnnahme 2 problematisch / begründungsbedürftig

begründete These

128

g

SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Das früher verzehrte Brot hat michDas früher verzehrte Brot hat mich ernährt …; folgt aber daraus, dass ein anderes Brot, zu anderer Zeit, mich ebenfalls e näh en m ss ? Diese Folgeebenfalls ernähren muss …? Diese Folge ist durchaus nicht notwendig; wenigstens muss man anerkennen, dass hier eine ... Schlussart besteht, die der Erklärung bedarf.(David Hume, Eine Untersuchung über (David Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand)

129SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Humes InduktionsproblemHumes Induktionsproblem

Ein Brot hat mich ernährtEin Brot hat mich ernährt.Gleichartige Gegenstände haben gleichartige WirkungenWirkungen.

Jedes (das nächste) Brot wird mich auch ernährenJedes (das nächste) Brot wird mich auch ernähren.

130SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ein Sonderfall der Petitio Principii ist der CirculusEin Sonderfall der Petitio Principii ist der CirculusVitiosus (Zirkelschluss), bei dem die Konklusion schon in den Prämissen verwendet wird.

Annahme 1Annahme 2Annahme 2....

begründete These

131SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

ScheinbehauptungenScheinbehauptungen

In meiner Armbanduhr sitzt ein Dämon Man kann„In meiner Armbanduhr sitzt ein Dämon. Man kann ihn nicht sehen oder auf sonstige Weise sinnlich wahrnehmen. Seine Entfernung würde die Funktionwahrnehmen. Seine Entfernung würde die Funktion der Uhr nicht beeinträchtigen. Es lässt sich kein Unterschied angeben zwischen einer Armbanduhr, in der ein Dämon sitzt, und einer solchen, in der keiner sitzt.“

132SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

ScheinbehauptungenScheinbehauptungen

lassen sich weder verifizieren noch falsifizierenlassen sich weder verifizieren noch falsifizierensind nicht kritisierbart h it k i it B h t i stehen mit keinen weiteren Behauptungen in

Beziehung

Scheinbehauptungen können ohne Verlust aufgegeben werden

133

aufgegeben werden.SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Kritikmuster

134SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

WiderspruchWiderspruchZwei Annahmen widersprechen sich, d.h. sie haben die Form „A und nicht-A“.„

InkonsistenzAus den Annahmen einer Theorie oder eines Üb t lä t i h i Wid h Überzeugungssystems lässt sich ein Widerspruch ableiten.

135SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

ParadoxieParadoxieAus den Annahmen einer Theorie oder eines Überzeugungssystems folgen nicht hinnehmbare g g y goder kontraintuitive Konsequenzen.

DilemmaEine Situation besitzt zwei Wahlmöglichkeiten, welche aber beide zu nicht hinnehmbaren welche aber beide zu nicht hinnehmbaren Konsequenzen führen.

136SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Petitio PrincipiiPetitio PrincipiiBei der Begründung einer Aussage wird etwas vorausgesetzt, das selbst begründungsbedürftig ist.g , g g g

Circulus VitiosusBei der Begründung einer Aussage wird das vorausgesetzt, was bewiesen (begründet) werden sollsoll.

137SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

ÄquivokationÄquivokationBei der Begründung einer Aussage wird mindestens einer der verwendeten Ausdrücke unsauber (vage ( goder mehrdeutig) gebraucht.

ScheinbehauptungEs wird etwas behauptet, das weder kritikfähig ist noch irgendwelche Konsequenzen besitztnoch irgendwelche Konsequenzen besitzt.

138SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie

Ziel der Philosophie Philosophischer

Hinterfragen des Unhinterfragten und kritische Prüfung von Argumenten

pHandwerkskasten

KritikmusterWiderspruchWiderspruchÄquivokationPetitio PrincipiiInfiniter Regress

Disziplinen der Philosophie

S h hil hi (B d t ) ScheinbehauptungParadoxie...

Sprachphilosophie (Bedeutung)

Wissenschaftstheorie (Gesetz, Erklärung)

Ethik (das gute Leben)

Wegbereiter/ HilfsmittelLogische AnalyseGedankenexperimentMetapher und Analogie

Ontologie (Sein, Existenz, Möglichkeit, ...)

Politische Philosophie (Staat)

Ästhetik (das Schöne) Metapher und AnalogieDefinition...

Ästhetik (das Schöne)

Religionsphilosophie (Gott)

...

139SS 2011 Einführung in die Theoretische Philosophie